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Die Krönung Josephs II. zum Römischen König in Frankfurt am Main

Logistisches Meisterwerk, zeremonielle Glanzleistung und Kulturgüter für die Ewigkeit

von Bernhard Macek (Autor:in)
©2014 Dissertation 173 Seiten

Zusammenfassung

Das Buch vermittelt ein umfassendes Bild von den ebenso aufwendigen wie glanzvollen Krönungszeremonien Josephs II. zum Römischen König. Dabei kommt nicht nur die Vergangenheit zur Sprache, sehr wohl wird auch der Gegenwartsbezug hergestellt. Zahlreiche Darstellungen noch heute existierender Krönungsinsignien sowie häufige Verweise auf Sammlungen und Museen laden den Leser ein, sich auf Spurensuche zu begeben. Wien und Frankfurt sind gleichsam als Hauptdrehorte der Krönungsfeierlichkeiten im Heiligen Römischen Reich zu nennen. Als Ergebnis liegt ein Buch vor, das Vergangenes mit Gegenwärtigem verknüpft und detaillierte kulturhistorische Vorgänge auf interessante und amüsante Weise beschreibt.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • I. Vorbereitungsphase
  • II. Reise nach Frankfurt
  • III. Die Wahl zum Römischen König
  • IV. Der Einzug in Frankfurt
  • V. Die letzten Tage vor der Krönung
  • VI. Die Krönung
  • VII. Die Tage nach der Krönung in Frankfurt
  • VIII. Heimreise nach Wien
  • Schlusswort
  • Exponate in diversen Sammlungen
  • Wien, Graphische Sammlung Albertina
  • Wien, Oberes Belvedere, Barockmuseum
  • Wien, Österreichische Präsidentschaftskanzlei (Hofburg)
  • Wien, Palais Liechtenstein
  • Wien, Silberkammer (Hofburg)
  • Wien, Weltliche und Geistliche Schatzkammer (Hofburg)
  • Wien, Wagenburg (Schönbrunn)
  • Frankfurt am Main, Historisches Museum
  • Frankfurt am Main, Römer (Vorraum zum Kaisersaal)
  • Frankfurt am Main, St. Bartholomäus-Kirche (Wahlkapelle)
  • Literatur- und Quellenverzeichnis
  • Archivalien
  • Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv
  • Wien, Österreichische Nationalbibliothek
  • Handschriftensammlung
  • Musiksammlung
  • Literatur bis ins 18. Jahrhundert
  • Zeitungen des 18. Jahrhunderts
  • Literatur des 19. bis 21. Jahrhunderts
  • Verzeichnis der Abkürzungen und Erklärungen
  • Abbildungsverzeichnis
  • Ortsregister
  • Personenregister

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Einleitung

Die Quellenlage im Hinblick auf die Krönung Josephs II. zum Römischen König ist als äußerst interessant anzusehen. Abgesehen von sehr wertvollen Archivalien wie etwa Briefen oder Tagebüchern existieren bedeutende zeitgenössische gedruckte Berichte zu dem glanzvollen Ereignis. Hervorzuheben ist an dieser Stelle zweifelsohne das sogenannte Krönungsdiarium. Es handelt sich dabei um eine offiziöse Publikation, deren einzelne Verfasser Zugang zu den Quellen hatten und eine genaue Schilderung des Ereignisses liefern konnten. Solche Beschreibungen wurden bereits bei Maximilian II. und Matthias veröffentlicht, damals jedoch noch unter einem anderen Titel. Erst mit Leopolds I. Krönungsbeschreibung scheint erstmals die Bezeichnung Krönungsdiarium auf, die sich dann bei den folgenden Werken über die Krönungen durchsetzt. Ab Leopold I. bis zum letzten Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, Franz II., wurde zu jeder Krönung eine solche Abhandlung herausgegeben. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden diese immer umfangreicher. Im Falle Josephs II. wurden drei verschiedene Teile in einem Band zusammengenommen: Der erste Abschnitt von Franz Erwin Serger beschäftigt sich mit dem Kurtag11, der zweite von Philipp Johann Nepomuk Seitz mit der Wahl12 und der dritte, ebenfalls von Seitz, mit der Krönung13. In diesem umfassenden Werk ← 11 | 12 → werden die Vorbereitungen ebenso behandelt wie die genauen Abläufe bei den Feierlichkeiten. Diese Diarien waren zum einen Quelle für andere zeitgenössische Berichte und zum anderen dienten sie auch den folgenden Diarien als Vorlage. Manche Beschreibungen wurden einfach übernommen.14

Illustration

Abb. 1, Krönungsdiarium Titelblatt, Österreichische Nationalbibliothek, 66.C.43

Abgesehen von diesen zeitgenössischen Publikationen und den herkömmlichen Archivalien finden sich zur Krönung Josephs jedoch noch weitere sehr interessante Quellen, und zwar künstlerische Werke in schriftlicher sowie bildlicher Darstellung:

Der große Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, der in Frankfurt geboren wurde und dort auch seine Kindheit bzw. Jugend verbrachte, war selbst Augenzeuge der Krönung Josephs II. Jahre später schrieb er seine Erinnerungen an diese Feierlichkeiten im fünften Buch von „Dichtung und Wahrheit“15 nieder. In diesem Stück Weltliteratur berichtet er in einer sehr ausführlichen Schilderung von dem Ereignis. Als ein im Sinne des Wortes „zeitgenössisch“ ← 12 | 13 → verfasster Augenzeugenbericht können diese Erzählungen allerdings nicht herangezogen werden: Die Krönung fand 1764 statt, Goethe war damals 14 Jahre alt; verfasst hat er diesen Teil von „Dichtung und Wahrheit“ jedoch erst 1811 im Alter von etwa 62 Jahren. Dazwischen liegt ein Zeitraum von knapp 50 Jahren. Daher ist zu sagen, dass er wie ein Historiker damals vorhandene Quellen durchgearbeitet und zur Hilfe herangezogen hat. Es lässt sich beispielsweise nachweisen, dass er das Krönungsdiarium Josephs II. verwendete, aber auch das „Ehrengedächtniß“16 und die Diarien Karls VII. und Franz’ I. kannte.17 In die Darstellungen Goethes haben sich interessanterweise immer wieder Unrichtigkeiten eingeschlichen. So gibt er etwa die Zahl der Träger des Baldachins, der während des Krönungszuges über Kaiser und König gehalten wurde, mit zwölf an18, obwohl es nur zehn waren, oder er macht falsche Angaben hinsichtlich der Tischordnung19 beim Krönungsmahl im Frankfurter Rathaus, um nur zwei von mehreren Beispielen zu nennen. Möglicherweise hat Goethe diese kleinen Fehler mit Absicht in den Text eingebaut, damit beim Leser von vornherein nicht der Eindruck entsteht, er, Goethe, habe sich diverser Quellen bedient. Es sollte doch vermutlich der Anschein gewahrt bleiben, dass alle Informationen von seinen eigenen Beobachtungen herrühren – und das ist eher der Fall, wenn die eine oder andere Unrichtigkeit aufscheint, noch dazu bei einer derart langen dazwischenliegenden Zeitspanne.

Bezüglich des zweiten künstlerischen Werkes handelt es sich um sechs großformatige Repräsentationsbilder aus der Schule des Martin van Meytens. Sie wurden vom Wiener Hof in Auftrag gegeben und zeigen diverse Szenen der Krönungsfeierlichkeiten in Frankfurt. Die dargestellten Ereignisse im Konkreten sind:

- Der Einzug in Frankfurt

- Der Krönungszug am Römer

- Die Krönung in der St. Bartholomäuskirche

- Der Ritterschlag nach der Krönung

- Huldigung und Ausübung der Erzämter am Römerberg

- Das Krönungsmahl im Römer ← 13 | 14 →

Die Gemälde wurden unter der Leitung des Direktors der Wiener Kunstakademie Martin van Meytens gefertigt, was bedeutet, dass er die wichtigsten Personen porträthaft malte und alle anderen Arbeiten von seinen Mitarbeitern ausführen ließ. Meytens selbst war während der Krönung Josephs gar nicht in Frankfurt; er sandte Johann Dallinger von Dalling und Wenzel Pohl zu den Feierlichkeiten, um Skizzen anzufertigen.20 Zwei dieser Vorzeichnungen, der Einzug und die Krönung in der St. Bartholomäuskirche, haben sich in den Sammlungen der Albertina in Wien erhalten.21

Illustration

Abb. 2, Johann Dallinger von Dalling, „Die Krönung in der St. Bartholomäuskirche”, Albertina, Inv. Nr. 4681 (D 2221) ← 14 | 15 →

Fuhrmann gibt daneben noch weitere Maler an, die an diesem Krönungszyklus mitgearbeitet haben: Johann Greipel, Sigrist, Retel, Vincent Fischer und Schinagel.22 Bereits 1767 waren zumindest vier der sechs Bilder fertig, wie aus den Akten ersichtlich ist.23 1770 schreibt Fuhrmann über die Gemälde, die zu seiner Zeit im Schloss Belvedere ausgestellt waren; dieses beherbergte damals die kaiserliche Gemäldegalerie. Fuhrmann spricht jedoch nur von fünf und nicht von sechs Werken. Somit waren 1770 auf jeden Fall fünf Bilder vollendet. Das sechste ist erst später fertiggestellt worden.24 Während die genannten Gemälde im 18. Jahrhundert im Belvedere ausgestellt waren, übersiedelten sie vermutlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts in das sogenannte beim Hietzinger Tor des Schönbrunner Schloßparks befindliche Kaiserstöckel.25 Heute befindet sich hier eine Filiale der Österreichischen Post AG. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dieses Gebäude anderweitig verwendet und somit kamen auch die Bilder an einen neuen Ort. Sie wurden nun in das Schloß Schönbrunn, Hauptgebäude, transferiert.26 Doch auch hier sollten sie nicht ihre endgültige Bleibe finden, denn heute ist keines der Gemälde mehr in diesem Schloss aufgestellt. Eines ist immerhin auf dem Areal Schönbrunns geblieben und wird nun in der Schönbrunner Wagenburg gezeigt. Die anderen übersiedelten von der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger in deren ehemalige Winterresidenz, die Wiener Hofburg. Dort schmücken drei von ihnen die Wände der Schatzkammer und eines fand seinen Platz in der Silberkammer. Ein Bild wird nicht ausgestellt, da es im Zweiten Weltkrieg beschädigt wurde und nur im Depot aufbewahrt wird.

Die sechs Gemälde geben eine detaillierte Ansicht von den Ereignissen der Krönung in Frankfurt wieder. Die Künstler haben sehr viele Einzelheiten in ihre Darstellung aufgenommen. Doch auch hier muss beachtet werden, dass es sich um künstlerische Werke handelt, welche die historische Realität nicht immer berücksichtigen. Oft sind es nur kleine Details, die nicht korrekt ausgeführt wurden. So ist auf dem Gemälde mit dem Krönungsmahl die Fensterwand des ← 15 | 16 → Saales im rechten Winkel zu den anderen gemalt, obwohl es in Wirklichkeit ein spitzer Winkel bei der einen, ein stumpfer Winkel bei der anderen Ecke ist. Dies wird an späterer Stelle noch genauer erörtert werden.

Einmal abgesehen von diesen beiden großartigen künstlerischen Werken – dem Bericht Goethes und den Meytens-Bildern – ist es als großes Glück anzusehen, wie viele Objekte, die bei der Krönung Josephs II. Verwendung fanden, die Zeiten überdauert haben und bis zum heutigen Tag in den diversen Museen und Sammlungen erhalten sind. Darauf wird im Folgenden genauer einzugehen sein.

Details

Seiten
173
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653044065
ISBN (ePUB)
9783653984361
ISBN (MOBI)
9783653984354
ISBN (Hardcover)
9783631652787
DOI
10.3726/978-3-653-04406-5
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (März)
Schlagworte
Heiliges Römisches Reich Habsburger Wiener Hof Kufürstentum
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 173 S., 18 farb. Abb., 30 s/w Abb.

Biographische Angaben

Bernhard Macek (Autor:in)

Bernhard A. Macek, promovierter Historiker, studierte Geschichte und Deutsche Philologie an der Universität Wien. Derzeit ist der Autor an der Wiener Hofburg in den Kaiserappartements sowie der Silberkammer und dem 2004 neu eröffneten Sisi Museum tätig. Er leitet das Fachreferat Wiener Stadtgeschichte im Österreichischen Archäologie-Bund.

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