Finnische Germanistentagung 2012
Einblicke und Aussichten
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Edited By Irma Hyvärinen, Ulrike Richter-Vapaatalo and Jouni Rostila
Von der Schwierigkeit, nach Emblemen zu handeln Daniel Cramers „Plagium“: Cora Dietl
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Im Jahr 1593, als der lutherische Theologe Daniel Cramer die außerordentliche Professur für aristotelische Philosophie an der Universität Wittenberg antrat, erschien sein zweites Theaterstück, „Plagium. Comoedia, de Alberto et Ernesto Friderici II […] Filiis abductis“, eine Dramatisierung des Altenburger Prinzenraubs aus dem Jahr 1455. Cramers Historienstück war überaus erfolgreich und wurde insbesondere an lutherischen Fürstenuniversitäten und Schulen gerne aufgeführt. Es erfuhr im 16./17. Jahrhundert neun Auflagen in lateinischer Sprache sowie vier Übertragungen ins Deutsche (vgl. Masiero 2009, 357–372). Die Bearbeitungstendenzen dieser Übertragungen zeigen zuweilen ein eher historisches, zuweilen ein eher moraldidaktisches Interesse; beide Interpretationsmöglichkeiten sind im lateinischen Original bereits angelegt.
Für Cramer war die Verbindung von Moraldidaktik, Theologie und Historie Programm seines Oeuvres. Als sein Hauptwerk gilt neben seinem Kommentar zu Luthers Bibelübersetzung die „Große Pommerische Kirchenchronik“, die er 1603 als Schulmeister des Gymnasiums und Hofprediger an der Marienkirche in Stettin herausbrachte: eine sehr sorgfältig auf der Basis von Archivalien erarbeitete und in dieser Hinsicht historiographische Maßstäbe setzende Chronik, zugleich aber auch in ihrer Perspektivierung des Geschehens ein kämpferisch lutherisches und anticalvinistisches Werk (vgl. Heyden 1965, 177). Zu Cramers wichtigsten Werken gehören außerdem drei Emblembücher, die in der Forschung oft als der Beginn der protestantischen Emblematik in Deutschland gefeiert werden: Im Jahr 1617 (und erneut 1622 und 1624) veröffentlichte er seine „Emblemata Sacra“ und 1630 die noch erfolgreicheren „Octoginta emblemata moralia nova“, nach denen sogar Fresken in pommerschen...
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