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Wales

Die Entdeckung einer Landschaft und eines Volkes durch deutsche Reisende (1780-1860)

von Michael Maurer (Band-Herausgeber:in)
©2014 Sammelband 272 Seiten

Zusammenfassung

Wales – Region oder Nation? Jahrhundertelang sah man in Wales nur eine europäische Randlandschaft. In Großbritannien fallen die Waliser auf mit Selbständigkeitsbestrebungen. Diese Textsammlung dokumentiert, wie Wales in den Gesichtskreis der Europäer getreten ist. Deutsche Reisende seit dem späten 18. Jahrhundert begannen sich für Wales zu interessieren als eine alpine Landschaft, die ihrer gesteigerten ästhetischen Sensibilität für das Pittoreske und Sublime entsprach. Unter den frühen Wales-Reisenden sind berühmte Namen wie Karl Friedrich Schinkel, Felix Mendelssohn Bartholdy, Hermann Fürst von Pückler-Muskau und Carl Gustav Carus. Während die meisten Wales nur kurz auf ihrer Durchreise berührten, treffen wir mit Julius Rodenberg 1856 den ersten Deutschen, der sich unter Walisern niederließ, ihre Sprache erlernte und ihre Lieder sammelte. Berichte aus romantischen Zeiten, als man Wales aber schon mit der Eisenbahn erreichen konnte.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
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  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung: Wales. Die Entdeckung einer Landschaft und eines Volkes durch deutsche Reisende (1780–1860)
  • „Ungeheure unfruchtbare Berge, schroffe Felsenwände“
  • „Die Alpengegenden von Nordwales traten im Nebel hervor“
  • „Die Gegend ist hier äußerst romantisch“
  • „Ich zeichne die Situation um die Colossalität des Gegenstandes festzuhalten“
  • „Die Manier des Gotischen“
  • „Wales ist ein wunderschönes Land, aber das Format ist so klein“
  • „Eine der größten und schönsten Schloßruinen des ruinenreichen Wales“
  • „Etwas so in dieser Art in sich Vollendetes, so durch und durch Poetisches war mir noch nie vorgekommen!“
  • „Die Poesie einer ganzen Nation lag auf einmal vor mir offen…“
  • Kurzbiographien
  • Quellennachweise
  • Literaturhinweise
  • Ortsregister

← 6 | 7 → Einleitung: Wales.
Die Entdeckung einer Landschaft und eines Volkes durch deutsche Reisende (1780–1860)

Jahrhundertelang sah man in Wales eine europäische Randlandschaft, ein gebirgiges Rückzugsgebiet in Distanz zu den Metropolen und Kerngebieten nicht nur des europäischen, sondern auch des britischen Geschehens. Eine abgeschlossen lebende Bevölkerung, die sich einst bei der Besiedlung Britanniens durch Angeln und Sachsen in unwegsame, wenig fruchtbare Gebirge zurückgezogen hatte, in denen es meist regnete; eine Bevölkerung mit unverständlicher und kaum aussprechbarer keltischer Sprache, eine zurückgebliebene Randkultur, ein armes Land – das war das allgemeine Bild, das man sich in Europa von Wales machte. Wozu hätte man dorthin reisen sollen?

In der Gegenwart hat sich dieses Bild nicht nur durch die Entwicklung des Fremdenverkehrs und das Erholungsbedürfnis der Menschen aus industriellen, städtischen Ballungsräumen mit ihrem unausgesetzten Lärm von Maschinen und Verkehrsmitteln grundlegend verändert. Infolge der Regionalisierung Großbritanniens, der (Rück-)Übertragung staatlicher Rechte auf diese Region („Devolution“) und die Eröffnung eines eigenen Parlamentes in Cardiff rückte die Tatsache stärker in ein europäisches Bewußtsein, daß Wales nicht nur im internationalen Fußball eine „Nationalmannschaft“ aufzubieten hat, sondern wirklich eine Nation ist.

Der früheste Reisebericht eines Deutschen aus Wales datiert von 1784. Innerhalb von zwei bis drei Generationen nach diesem Datum wurde Wales von deutschen Reisenden in jeder Hinsicht erschlossen. Die neun Reiseberichte im Verlauf von acht Jahrzehnten, welche uns überliefert sind, stehen hier im Zentrum.

Das neue Reiseland des 18. Jahrhunderts war England gewesen. Den bekannten Kulturländern Europas, welche bis dahin den Kanon der adligen Kavalierstour und der bürgerlichen Bildungsreise ausgemacht hatten, schloß sich im Zeitalter der Aufklärung England an als ein Land, das für Freiheit und Natur stand, also wesentliche Ideale der Zeit in höchster Weise verkörperte. Wie kam es dazu, daß die deutschen Reisenden seither auch das angrenzende Wales aufsuchten? Die entscheidende Antwort wird lauten, daß in Wales eine Landschaft zu erleben war, welche in besonderer Weise der Sensibilität jener Epoche entsprach, die im späten 18. Jahrhundert begann und im mittleren 19. Jahrhundert noch nicht zu Ende war. Dies ist komplementär zur Entdeckung Schottlands zu sehen, wenn auch gerade die Unterschiede zwischen Wales und Schottland erhellend sein können.

← 7 | 8 → Wer sind nun diese Reisenden, die Wales als Reiseland für die Deutschen entdeckten und Zug um Zug erschlossen? Vielleicht ist es ein Zufall, daß es durchwegs Männer sind, denn unter den großen Reisenden nach England, Irland und Schottland gibt es durchaus Frauen. Als Sophie von La Roche 1786 England bereiste, war Wales noch unbekannt. Auch als Johanna Schopenhauer 1787 und 1803–1805 durch England und Schottland fuhr, war Wales noch kaum bekannt. Und daß Emilie von Berlepsch 1800 die beschwerliche Reise nach Schottland auf sich nahm, nicht aber nach Wales, hängt mit Ossian zusammen: Eine literarische Überlieferung, die Reisende nach Wales gezogen hätte, gab es nicht – abgesehen vom Zauberer Merlin und König Arthur (Artus), von denen damals aber nur die wenigsten europäischen Gebildeten etwas wußten, wenn solche Überlieferungen auch im Zuge der Romantik allmählich ans Licht gestellt wurden.

Also: neun Männer – Reisende, Reiseschriftsteller, Journalisten, Publizisten, Schriftsteller, Maler, Architekten, Musiker, Juristen, Mediziner, Geographen, Ethnographen. Sie verfolgten berufliche Interessen oder Erholungsinteressen – im letzteren Falle waren sie wirklich Vorläufer der modernen Touristen, die in erster Linie Ruhe, ästhetische Eindrücke, Abwechslung, Landschaft, Vergnügen und Genuß suchten. Berufliches Interesse sticht am ehesten hervor beim preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel, der in Wales nichts sah als Brücken und Aquädukte, die neuen großen Kunstbauten, die im Zuge der Verkehrserschließung angelegt worden waren und die es bald auch möglich machten, daß unsere Reisenden mit Eisenbahnen nach Wales kommen konnten. Eine Mittlerstellung nehmen Männer wie Johann Gottlob Küttner, Christian August Gottlieb Goede, Johann Georg Kohl und Carl Gustav Carus ein, welche Adlige und Fürsten auf ihren Reisen begleiteten. Man kann annehmen, daß in diesem Falle ihre Herrschaften die Route vorgaben, so daß sie nicht eigentlich für den Weg nach Wales verantwortlich waren. Auch die Reise des Fürsten Pückler-Muskau spricht für diese Deutung: Offensichtlich ein Mann, der das Exklusive suchte und wußte, was damals in der englischen High Society Mode zu werden begann.

Wenn man die Wales-Reisenden betrachtet, fällt immer wieder auf, daß sie spät erst diese Gegend um ihrer selbst willen aufzusuchen begannen, anfangs sie jedoch nur en passant kennenlernten, meist auf der Durchreise nach Irland. Ein typischer Fall ist hier unser erster Reisender, Johann Gottlob Küttner, der seinen adligen Herrn von England nach Irland begleitete, wozu man auf der Hinreise die Verbindung über Holyhead wählte und dabei einen Blick auf Nordwales warf, während man auf der Rückreise aus Irland kommend in Milford Haven an Land ging und so auch Südwales noch durchquerte. Auch Goede, Pückler-Muskau und Kohl sahen Wales nur auf der Durchreise nach Irland. Andere, wie Felix Mendelssohn ← 8 | 9 → Bartholdy, waren verhinderte Irlandreisende, die sich vom stürmischen Wetter und den schlechten Verbindungen abhalten ließen, von Holyhead nach Dublin überzusetzen. Für mehrere Rundreisende in Großbritannien (neben Mendelssohn Bartholdy auch Schinkel) lag Wales als interessante Nebenreise auf dem Rückweg von Schottland nach London.

Spät erst wurde Wales zu einem eigenständigen Reiseziel, das man als solches ansteuerte, ohne es nur auf der Durchreise mitzunehmen. Unter den deutschen Reisenden ist der Hauptgewährsmann dafür Julius Rodenberg, der sich als erster Deutscher längere Zeit mit Absicht nach Wales begab, die walisische Sprache erlernte, die walisische literarische Überlieferung studierte und sich in jeder Hinsicht auf die einheimische Kultur der Waliser einließ. Das war 1856.

Wohin lenkt man seine Schritte, wenn man Erholung sucht und zugleich etwas Neues sehen will? Im 18. und auch im 19. Jahrhundert, in der Blütezeit bürgerlichen Reisens, waren Badereisen beliebt; hier konnte man medizinische Bedürfnisse mit gesellschaftlichen verbinden. Je nach Krankheit wußte man außerdem, welche Art von Heilwasser vielleicht etwas bewirken konnte. Lange waren die binnenländischen Bäder begehrt: Das Modebad der norddeutschen Aufklärer war Bad Pyrmont; im Biedermeier wurden die Taunusbäder Wiesbaden, Schwalbach und Schlangenbad modisch, außerdem ging man gerne wie Goethe in die böhmischen Bäder Karlsbad, Marienbad und Franzensbad, die ebenfalls gesellschaftliche Mittelpunkte darstellten; war man aber beispielsweise von Gicht geplagt wie Herder, suchte man in Eger Heilung oder in Aachen. Um 1800 begann die Entwicklung der Seebäder an den Küsten der Nordsee und Ostsee, nachdem zuvor schon einige der englischen Küstenorte wie Margate und Ramsgate vorangegangen waren; Scarborough und Brighton sollten folgen. Nun, solcherlei Heilungssuchende kamen nicht nach Wales. Traditionelle Badeeinrichtungen, wie es sie in Holywell und an anderen Orten gab, waren weder modisch noch attraktiv. Caernarvon erhielt im frühen 19. Jahrhundert erste Badeeinrichtungen. Über Bangor als Seebad machte sich Pückler-Muskau 1828 noch lustig, weil die Einrichtungen so primitiv waren. Rodenberg berichtete 1856 von einem neu errichteten Seebad bei Great Ormes Head.

Doch seit dem späten 18. Jahrhundert wurden das Spazierengehen und das Wandern als gesunde körperliche Bewegung nicht nur neu entdeckt, sondern geradezu kultiviert. Rousseau pries die Bewegung zu Fuß in freier Natur; Johann Gottfried Seume wurde zu einer Berühmtheit durch seinen Spaziergang nach Syrakus im Jahr 1802. Solches Verhalten hatte nicht nur physische Gründe, sondern auch soziale: Man propagierte das Gehen „wie die Handwerksburschen“, die unbeschwerte Fortbewegung ohne das Zeitkorsett der Postkutschenfahrpläne, das Sich-der-Natur-Aussetzen nach der Eigengesetzlichkeit des sich bewegenden ← 9 | 10 → Individuums. Freilich: Europa war dafür noch nicht eingerichtet; es gab noch keine ausgeschilderten Wanderwege, Wanderzeichen und Wanderherbergen. Solange die Infrastruktur noch fehlte, spielte sich das meist so ab, daß Reisende, die auf Postkutschenrouten unterwegs waren, für bestimmte Teilstrecken aus der Kutsche ausstiegen und vorweg- oder hinterhergingen. Wenn sie sich eine längere Spanne an einem bestimmten Ort aufhielten, besuchten sie von dort aus die Burgen, Ruinen, Kirchen und sonstigen Punkte von Interesse in der unmittelbaren Umgebung zu Fuß. Hier hatte nun Wales einiges zu bieten. Pückler-Muskau pries das „elastische Vergnügen“ des Wanderns im Gebirge (S. 82 der vorliegenden Edition). Carus bemerkte, „solches Klettern [sei] immer als eine tüchtige Übung der Muskelkräfte, als eine Art von Trainiren [zu] betrachten, was, wenn es glücklich beendet wird, der Elasticität des Organismus zu Gute kommen muß!“ (S. 155) Reisende wie Pückler-Muskau, Carus oder Rodenberg gingen nicht nur stunden-, sondern sogar tagelang zu Fuß; sie setzten sich Wind und Wetter aus, genossen die Gipfelblicke und die Badefreuden im Meer. Wales wurde ein Land für Wanderer – nicht nur wegen seiner Naturschönheiten, sondern auch deshalb, weil man hier relativ unbehelligt und ungefährdet sich der Landschaft hingeben konnte. Goede mußte sich von einem ansässigen Herrn sagen lassen, daß er solche landschaftlichen Besichtigungen und einsamen Wanderungen, wie er sie in Wales praktizierte, im unsicheren Irland wohl besser nicht unternehmen sollte.

Mit dem Wetter konnte man Pech haben. Mendelssohn Bartholdy, 20jährig, erholungssuchend, war nicht der einzige, der sich beklagte: „Blauer Himmel und Sonnenschein thun mir herzinnig wohl, und sind mir so unentbehrlich! Aber hier sind sie nicht. Das macht mich eigentlich ernsthaft oder fast betrübt. Der Sommer ist fort, und ohne einen Sonnentag gesendet zu haben. Gestern war ein guter Tag, d. h. ich wurde nur dreimal naß, behielt den Mantel fortwährend um die Schultern, und sah die Sonne ein paar mal durch die Wolken; von schlechten Tagen hat man keine Vorstellung; ein wüthend pfeifender Sturm weht mit wenig Unterbrechung seit 4 Wochen, dazu fallen die Wolken herunter und würden schrecklich regnen, wenn der Sturm sie ruhig fallen ließe; der fängt sie aber auf; wirft sie in der Luft umher, peitscht sie als Wasserstaub ins Gesicht, es ist nichts dagegen zu thun, als still in den Häusern liegen zu bleiben…“ (S. 114) Immer wieder hatten sich Reisende über zu reichliche Niederschläge zu beklagen. Aber sie fühlten sich meist entschädigt durch die ästhetischen Freuden einer Landschaft im Griff der Naturgewalten. Carus beschrieb es so: „Etwas tiefer hinab, und die Wolken heben sich hie und da etwas, so daß einigemal schöne Blicke in die Thäler des Gebirges möglich werden, und namentlich sah es prächtig aus, als einmal wie ein Vorhang von Wolken über dem Meere sich aufzog. Wenn es so sich lichtete, so sah man auch wohl Sonnenblicke unten über die Abhänge des Gebirges laufen, aber bald ← 10 | 11 → zogen die Wolken alles wieder zu! – Es war ein stetes Spiel von Luft- und Dunstwellen mit der Erde! – Dergleichen ergötzt bei ruhiger Betrachtung und breiterer Muße als wir hatten, eigenthümlich genug!“ (S. 154) Die gebildeten Reisenden fühlten sich durch das immer wechselnde Naturschauspiel angeregt zu Reflexionen, wie sie Pückler-Muskau anstellte: „…die Nebel teilten sich, und vor uns lag in zuckenden Sonnenblitzen einen Moment lang klar die vergoldete Erde. Doch nur zu bald schloß sich der Vorhang wieder – ein Bild meines Schicksals!“ (S. 82) Wandernd erlebte der Fürst, daß gerade der Kontrast von Eingeschlossensein in Nebel und Regen einerseits, hingegen die Befreiung des Aufklarens andererseits, die stärksten Emotionen freisetzte: „Die Sonne war schon hinter einen seitwärts stehenden hohen Berg gesunken und rötete jetzt die ganze wilde Gegend, wie die Wand, an der wir hingen, mit dunkelroter feuriger Glut, einer der wunderbarsten Effekte, die ich je vom Sonnenlicht gesehen.“ (S. 92) Am häufigsten priesen die deutschen Reisenden die wundervollen Sonnenuntergänge, die sie an der Westküste, in Conway oder Bangor, erleben durften.

Erholung durch Bewegung in freier Natur in Kombination mit dem Genuß ästhetischer Eindrücke – das waren Hauptziele der deutschen Reisenden, die auf den Spuren der Engländer nach Wales kamen. Die meisten waren im Sommer unterwegs; die meisten hatten nur ein paar Tage oder ein paar Wochen zur Verfügung. (Rodenberg ist hier, wie erwähnt, die einzige Ausnahme.) Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als deutsche Wissenschaftler führend wurden in der Keltologie, kamen sie auch aus wissenschaftlichen Absichten zum Studium der Sprache, der Literatur, der Musik und Kultur überhaupt nach Wales, wofür sie natürlich mehr Zeit benötigten.

Es war also zunächst die Landschaft, welche die Deutschen nach Wales zog, die Suche nach ästhetischen Eindrücken, nach dem Romantischen, nicht etwa die Menschen, ihre Lebensformen und ihre Kultur. Lange treten die Waliser in unseren Reiseberichten nur als Staffage auf: der Kutscher, das Dienstmädchen im Gasthof, ein Junge, der sich als Führer bei einer Bergwanderung zur Verfügung stellt. Erst allmählich beginnen sich unsere Reisenden auch auf die Einwohner einzulassen. Während sie von Anfang an nach in ihrer äußerlichen Erscheinung beschrieben werden (Hautfarbe, Körpergröße, Tracht der Männer und Frauen), kommt es lange nicht zu wirklichen Begegnungen zwischen den Reisenden und den Einheimischen – nicht zuletzt deshalb, weil sie sich miteinander sprachlich kaum verständigen können. Jedenfalls dann nicht, wenn die Waliser kein Englisch sprechen, was allerdings im Laufe des 19. Jahrhunderts infolge der allgemeinen Schulpflicht und der kulturellen Vermischung seltener wird. Ein Deutscher, der sich auf Englisch verständigen kann, findet allmählich auch in Wales kaum mehr Hindernisse – jedenfalls an den Orten, die er mit Eisenbahn und Postkutsche ← 11 | 12 → erreichen kann, in den Städten und Kurorten. Verständnisschwierigkeiten gibt es aber sogleich, wenn er sich wie Pückler-Muskau als einsamer Wanderer in abgelegene Gebirgsgegenden wagt.

Die frühen Touristen kommen ausschließlich wegen der Landschaft, die sie als „romantisch“ begreifen; erst spät belebt sich ihnen die Landschaft durch Bewohner, die eine eigene Überlieferung haben. Sie sehen beispielsweise Bauwerke als Zeugen der Geschichte; sie fragen nach den Begebenheiten, die dem Bau oder der Zerstörung zugrunde liegen; sie werden von Fremdenführern am jeweiligen Ort mit den Sagen und Legenden, den Überlieferungen und der Geschichte des Ortes, der Gegend, des walisischen Volkes vertraut gemacht. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelt sich Wales für sie zu einer Landschaft der Feen und Märchen, der Lieder und Balladen, der Geschichten und Mythen. Es gehört zum Reiz der hier vorgelegten Reiseberichte, daß man allmählich Zeuge werden kann, wie sich solche Anreicherung der landschaftlichen Gegebenheiten durch immer mehr Hintergrundinformationen vollzieht, wie die Natur landschaft in den Augen der deutschen Reisenden allmählich zu einer Geschichts landschaft wird.

Am Anfang aber ist es die reine Landschaft, die Hoffnung auf ästhetischen Genuß aus dem Erleben der Natur, welche die Reisenden anzieht.

Details

Seiten
272
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653040012
ISBN (ePUB)
9783653990003
ISBN (MOBI)
9783653989991
ISBN (Hardcover)
9783631649251
DOI
10.3726/978-3-653-04001-2
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Schlagworte
Reisen Romantik Deutsche Reisende Landschaft Fürst v. Pückler-Muskau Rodenberg, Julius
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 272 S., 5 s/w Abb.

Biographische Angaben

Michael Maurer (Band-Herausgeber:in)

Michael Maurer, Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Tübingen und London. Promotion in Tübingen, Habilitation in Essen. Er war Heisenberg-Stipendiat der DFG in Göttingen und ist seit 1997/98 Professor für Kulturgeschichte an der Universität Jena.

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