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Interest Will Not Lie – oder doch?

von Miriam Köhle (Autor:in)
©2014 Dissertation 97 Seiten

Zusammenfassung

Eigeninteresse der Akteure und Akteurinnen ist in der zeitgenössischen Ökonomie die zentrale Motivation menschlichen Handelns. Was aber ist Interesse eigentlich? Diese Arbeit verfolgt zunächst die Spur des schillernden Begriffs von seinen Ursprüngen über seine vielgestaltige Entwicklung bis hin zum zeitgenössischen Gebrauch anhand von Originaltexten des Jansenisten Pierre Nicole, des französischen Moralisten François de La Rochefoucauld, der schottischen Aufklärer David Hume und Adam Smith sowie des politischen Ökonomen John Stuart Mill. Sie analysiert die Implikationen, die das Konzept birgt, und plädiert für eine klarer umrissene, abgegrenzte Verwendung des Begriffs neben anderen, um der Komplexität der ökonomischen Realität wissenschaftlich gerecht zu werden.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1 Einleitung
  • 1.1 Fragestellung und Zielsetzung
  • 1.2 Methodisches Vorgehen
  • 2 Französische Moralisten
  • 2.1 Pierre Nicole
  • 2.2 François de La Rochefoucauld
  • 3 David Hume
  • 3.1 Ablehnung der Universalität
  • 3.2 Eigentum
  • 3.3 Gerechtigkeit
  • 3.4 Nützlichkeit
  • 4 Adam Smith
  • 4.1 Eigeninteresse
  • 4.2 Fremdinteresse
  • 4.3 Das Adam Smith Problem
  • 4.4 Verknüpfung der Interessen
  • 5 John Stuart Mill
  • 5.1 Gebäude der Wissenschaften
  • 5.2 Political Economy
  • 5.3 Wissenschaft und Wahrheit
  • 6 Gesamtbetrachtung
  • 6.1 Beschaffenheit von Interesse
  • 6.2 Kritische Bewertung der Implikationen
  • Literatur

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1 Einleitung

1.1 Fragestellung und Zielsetzung

Die Ökonomie ist eine Theorie der Wahl. Doch wie entscheiden Menschen und warum entscheiden sie sich so, wie sie sich entscheiden? Zentral in der Erklärung menschlichen Verhaltens in der Ökonomie ist das Motiv Interesse und speziell das Eigeninteresse der Akteurinnen und Akteure. Was aber ist Interesse?

Albert O. Hirschman geht in seinem Standardwerk Leidenschaften und Interessen – Politische Begründungen des Kapitalismus vor seinem Sieg ([1977] 1987) der Geschichte des Konzepts nach. Bei Plato finden sich zwei Arten von Motiven, die menschliches Verhalten auslösen und lenken – die Leidenschaften und die Vernunft (Hirschman, [1977] 1987, S. 52). Augustinus identifiziert drei Hauptsünden, drei Leidenschaften, die einen Menschen zu einem gefallenen Menschen machen – Machtgier, sexuelle Begierde und Habgier (Hirschman, [1977] 1987, S. 17). Diesen Leidenschaften wird eine zerstörerische Wirkung zugeschrieben (Hirschman, [1977] 1987, S. 23). Sie scheinen die Herrschenden zu skrupellosem Verhalten gegenüber ihren Untertanen, ununterbrochener Kriegsführung, Willkür und Grausamkeit zu verleiten (Holmes, 1990, S. 275-276; Hirschman, [1977] 1987, S. 89, 105). Die Vernunft hingegen wird als wirkungslos empfunden, da sie von den wilden Leidenschaften dominiert zu werden scheint (Hirschman, [1977] 1987, S. 32-33, 52, 55). ← 7 | 8 →

Diese Theorie wirkt aussichtslos in Bezug auf das menschliche Verhalten einerseits und die Zukunft der von den Entscheidungen der Mächtigen abhängigen Untertanen andererseits (Hirschman, [1977] 1987, S. 24, 52). Die Lösung dieses Problems geht ebenfalls auf Augustinus zurück und wird im 17. und 18. Jahrhundert aufgegriffen und weiterentwickelt (Hirschman, [1977] 1987, S. 18, 28-39). Es ist die Idee, die Leidenschaften gegeneinander auszuspielen und so für das Gemeinwohl einzusetzen (Hirschman, [1977] 1987, S. 28-29). Aber welche Leidenschaft soll welche bezähmen?

Zunächst wird angenommen, dass sich alle drei Leidenschaften wechselseitig neutralisieren können (Hirschman, [1977] 1987, S. 28-39), bis die Wahl auf die Leidenschaft für Geld, das ruhige Gewinnstreben fällt (Hirschman, [1977] 1987, S. 39-51). Der Habgier wird eine berechnende und methodische Urteilskraft zugeschrieben, die vorausschaut und alltäglichen Verlockungen widersteht (Hirschman, [1977] 1987, S. 41, 62-63). Sie gilt daher als beständig und vorhersehbar (Hirschman, [1977] 1987, S. 57, 63). Sie soll die anderen wilden Leidenschaften ausgleichen und ihre zerstörerische Kraft im Zaum halten (Hirschman, [1977] 1987, S. 39-40). Dabei schiebt sie sich zwischen die Leidenschaften und die Vernunft, indem sie von beiden die guten Eigenschaften übernimmt.

Die Leidenschaft würde, so meinte man, als Eigenliebe durch die Vernunft zugleich erhöht und beschränkt, als Vernunft erhielte es durch eben diese Leidenschaft Richtung und Kraft. Die daraus entstehende ← 8 | 9 → Zwitterform menschlichen Handelns wäre, so glaubte man, frei von der Destruktivität der Leidenschaft wie von der Wirkungslosigkeit der Vernunft.

Details

Seiten
97
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653039016
ISBN (ePUB)
9783653990867
ISBN (MOBI)
9783653990850
ISBN (Paperback)
9783631648711
DOI
10.3726/978-3-653-03901-6
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (März)
Schlagworte
Politische Ökonomie Ideengeschichte Motivation menschlichen Handelns Eigeninteresse Ökonomie
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 97 S., 1 s/w Abb.

Biographische Angaben

Miriam Köhle (Autor:in)

Miriam Köhle studierte Betriebswirtschaftslehre (BSc) an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Wiesbaden. An der Wirtschaftsuniversität Wien studierte sie Volkswirtschaftslehre (MSc) und schloss mit Auszeichnung ab.

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