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Religiöse Bildung als Weg

Selbstfindung in einer Welt der kulturellen Vielfalt- Einführung in eine Theologie des Weges

von Peter Graf (Autor:in)
©2016 Monographie 218 Seiten

Zusammenfassung

Der Autor konzipiert «Interreligiöse Religionspädagogik» auf interdisziplinären Grundlagen. Sein Konzept bezieht sich auf das Verhältnis zur deutschen Minderheit der Muslime. Es bietet zugleich Raum für den allgemeinen interreligiösen Dialog. Die Grundlagen stammen aus der Sozialisationsforschung sowie der Anthropologie von Martin Buber. Erkenntnistheoretisch folgt die Studie wichtigen Positionen der Kognitionspsychologie und Naturwissenschaften. Damit schafft sie ein religiöses Bewusstsein für individuelle Selbstfindung im Glauben und befähigt, religiöse Differenzen konstruktiv zu verarbeiten. Dieses Konzept mündet in einer Theologie des Weges, die im religiösen Leben (Mystik, Meditation, Tao) seit jeher eine große Rolle spielte und für den zukünftigen interreligiösen Dialog entscheidend sein wird.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Danksagung
  • Ökumenischer Patriarch Bartholomaios I.
  • Inhaltsverzeichnis
  • Teil I
  • 1.0 Religionen in einer Welt der kulturellen Vielfalt
  • 1.1 Interkultureller Dialog in Zeiten des Konflikts
  • 1.2 Funktionalisierungen des Religiösen
  • 2.0 Religiöse Bildung in öffentlichen Schulen
  • 2.1 Das Grundgesetz als Ausgangspunkt
  • 2.2 Die veränderte Stellung des Religionsunterrichts
  • 2.3 Das religiöse Gespräch ‚von Anfang an‘
  • 3.0 Religiöse Bildung und Sozialisation
  • 3.1 Dimensionen religiöser Sozialisation
  • 3.1.1 Religiöse Identität aus Verschiedenheit
  • 3.1.2 Die Verantwortung der Gemeinde für religiöse Selbstfindung
  • a) Religiöse Selbstfindung als Heil-Werden
  • b) Die Bedeutung von Gemeinde und Umwelt
  • c) Erneuerung durch religiöse Selbstfindung mit anderen
  • 3.2 Religiöse Sozialisation in einer Einwanderungsgesellschaft
  • 3.3 Raum für den interreligiösen Dialog
  • 1. Wissenschaftliche Institute für das Studium des Islam
  • 2. Akademische Ausbildung von muslimischen Religionslehrern und Imamen
  • 3. Einrichtung einer religiösen Autorität in Deutschland
  • 4.0 Religiöse Sozialisation in Europa
  • 4.1 Die Bereitschaft zur Verarbeitung von Differenz
  • 4.2 Die Zustimmung zu Veränderung
  • 4.3 Die Befähigung zum dialogischen Gespräch
  • 4.4 Die Offenheit für Erneuerung
  • 5.0 Schüler auf dem Weg nach Europa
  • Teil II
  • 1.0 Religionen in Migration und Konflikt
  • 1.1 Interreligiöse Begegnung in einer vernetzten Welt
  • 1.2 Die Notwendigkeit einer Unterscheidung im Religiösen
  • 2.0 Die Unterscheidung zwischen Glaube und Religion
  • 2.1 Der Glaube als Ursprung des religiösen Lebens
  • 2.2 Religion als Institution
  • 3.0 Die Bedeutung einer Unterscheidung im Religiösen
  • 3.1 Folgen der Nicht-Unterscheidung
  • 3.2 Der Gewinn einer Unterscheidung
  • Teil III
  • 1.0 Dialog als Beziehung
  • 1.1 Die Anthropologie Martin Bubers
  • 1.2 Die anthropologische Dimension des dialogischen Prinzips
  • 1.3 Selbstfindung im Dialog
  • 1.3.1 Dialog als personales Gespräch
  • 1.3.2 Dialog als Lernprozess
  • 1.3.3 Dialog als rückhaltloses Gespräch
  • 1.3.4 Dialog als Haltung der Verantwortung
  • 2.0 Distanz und Beziehung
  • 2.1 Religiöse Bildung als Wahrnehmung von Individualität
  • 2.2 Das religiöse Selbst als offener Raum
  • 2.3 Erneuerung des Glaubens durch Interkulturalität
  • 3.0 Religiöse Bildung inmitten einer interreligiösen Welt
  • 3.1 Religionsunterricht und Glaube
  • 3.2 Religionsunterricht und Selbstfindung
  • 3.3 Religionsunterricht in dialogischer Beziehung
  • 3.4 Religionsunterricht und Inklusion der Welt
  • Teil IV
  • 1.0 Erkennen als Sich-Erfahren
  • 1.1 Naturwissenschaften und Theologien
  • 1.2 Erkennen in den Naturwissenschaften
  • 2.0 Impulse der Naturwissenschaften für das Weltwissen
  • 2.1 Kernphysik als Blick in das Grenzenlose
  • 2.2 Physiker als Vermittler zwischen den Disziplinen
  • 2.3 Kernphysik als Annäherung an die Wirklichkeit
  • 3.0 Die wirkliche Welt aus Naturkräften
  • 3.1 Die Einheit der Kräfte der Natur
  • 3.2 Das Wirkliche aus einem wirkenden Feld
  • 3.3 Potenzialität anstelle des Stofflichen
  • 4.0 Impulse der Erkenntnispsychologie
  • 4.1 Erkennen aus der Leib-Geist-Einheit
  • 4.2 Erkennen aus der Verarbeitung von Differenz
  • 4.3 Bewegendes Erkennen aus bewegter Veränderung
  • 5.0 Menschliches Bewusstsein in Beziehung
  • 5.1 Religiöses Erkennen aus persönlicher Erfahrung
  • 5.2 Großes Erkennen als ‚reine Erfahrung’ des Absoluten
  • 6.0 Religiöses Erkennen als Erfahren
  • 6.1 Eine Grundstruktur für religiöse Erfahrung
  • 1. Das Bewusstsein um die Einheit des Seins
  • 2. Religiöses Erkennen als Selbstfindung
  • 3. Religiöses Bewusstsein aus der Beziehung mit anderen
  • 4. Religiöses Erkennen als konkretes Tun
  • 6.2 Neues Erkennen aus der Verarbeitung von Differenz
  • 6.3 Erfahrung des Unbedingten im bedingten Leben
  • Teil V
  • 1.0 Der Weg als Prinzip des Glaubens
  • 1.1 Das Konzept des Weges
  • 1.2 Der Weg als religiöse Botschaft
  • 2.0 Erfahrungen von Menschen auf dem Weg
  • 2.1 Ein Weg entsteht durch Gehen.
  • 2.2 Ein Weg besteht aus Schritten.
  • 2.3 Einen Weg zu gehen heißt zu wählen.
  • 2.4 Der Gegenkraft des Bodens standhalten.
  • 3.0 Der Weg als Erfahrung des Glaubens
  • 3.1 Wege als Raum für Religionen
  • 3.1.1 Die Einheit von Körper und Geist
  • 3.1.2 Der individuell gelebte Glaube
  • 3.1.3 Das Stehen im grenzenlosen Horizont
  • 3.2 Notwendigkeit einer Theologie des Weges
  • 3.2.1 Die interkulturelle Aufgabe der einen Welt
  • 3.2.2 Die personale Aufgabe der Selbstfindung
  • 3.2.3 Die soziale Aufgabe der Interaktion
  • 3.2.4 Die kognitive Aufgabe der Verarbeitung von Differenz
  • 3.2.5 Die religiöse Aufgabe der Beziehung zu Gott
  • 4.0 Koordinaten interreligiöser Orientierung
  • 4.1 Ein Axiom für religiöse Orientierung
  • 4.2 Fünf Koordinaten der religiösen Orientierung
  • 4.3 Wegweisung im interkulturellen Feld

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Wenn die Winde des Wandels wehen,
bauen die einen Mauern,
die anderen Windmühlen.

(China)

Teil I

1.0   Religionen in einer Welt der kulturellen Vielfalt

Religiöse Bildung in der Schule findet im öffentlichen Raum statt. In Schulen werden Schüler eines Jahrgangs gemeinsam unterrichtet. Das Konzept, in gemeinsamen Klassen zu lehren und zu lernen, zeichnet das europäische Bildungswesen aus. Religiöse Bildung, die in Klassen des allgemeinen Schulwesens stattfindet und sich an die Schüler eines bestimmten Glaubens richtet, spricht daher immer junge Menschen an, die zusammen mit Gleichaltrigen lernen, die aus anderen Glaubensrichtungen und Religionen kommen oder auch einer säkularen Orientierung folgen. Damit ist religiöse Bildung an öffentlichen Schulen immer auch Teil der interreligiösen Begegnung, die in unserer Gesellschaft stattfindet. Doch welche Strukturen lassen Begegnung zu einer bereichernden Erfahrung im Dialog werden? Der zukünftige Religionsunterricht wird, – unabhängig von der darin gelehrten Religion –, nur überzeugen, wenn er kontinuierlich eine Perspektive des Dialogs entfaltet. Nur in dieser Ausrichtung wird der getrennte Religionsunterricht nicht zu einem Vorhaben, das parallele Welten pflegt.

1.1   Interkultureller Dialog in Zeiten des Konflikts

Wie können wir in Zeiten des Konflikts den interkulturellen Dialog pflegen, vor allem mit Blick auf das Verhältnis zum Islam, der neuen, zweitgrößten Religion in Europa? Der französische Philosoph Jacques Derrida hat eine seiner großen Studien zur Postmoderne mit dem Titel versehen: ‚Wie nicht sprechen?‘ Angesichts der Verwirrung, die im Verhältnis zum Islam herrscht, sollte das Wort von J. Derrida nicht übergangen werden. Zu viele haben schon ihre Stimme erhoben, ohne die Dinge zu klären. Zu viele halten sich für zuständig, ohne eine entsprechende Autorität zu haben. So geht es im Gespräch zwischen den Kulturen und Religionen darum, um die Fallen zu wissen, in die man in diesem neuen Feld tappen kann, und sich auf das Wenige zu beschränken, das in der aktuellen Situation allerdings gesagt werden muss. Festzuhalten ist, dass sich die westliche Welt seit vielen Jahren in einem Konflikt mit dem islamischen Kulturkreis befindet, der inzwischen seit 14 Jahren in einen offenen Krieg übergegangen ← 19 | 20 → ist. Verantwortungslose Politiker des Westens haben schwere Attentate muslimischer Terroristen zum Anlass genommen, um 2001 dem Land Afghanistan den Krieg zu erklären, 2003 dem Irak. Auf beiden Seiten haben entsprechend harte Positionen die Oberhand gewonnen, auf Seiten der Muslime kommt der terroristische Kampf hinzu. Doch auch Bombardements und offene Kämpfe sind blutige Gewalt. Das Klima verhärtet sich zunehmend. Auf beiden Seiten setzen sich Feindbilder über die anderen fest. Im gesamten islamischen Kulturkreis breitet sich eine Stimmung der Unterlegenheit gegenüber dem Westen aus, die zum Kampf gegen den Westen aufruft. Obgleich alle Konflikte und Kriege im Orient, in Nordafrika und Palästina im Kern aus politischen Gründen geführt werden, laden sie alle Beteiligten religiös auf, verhärten so den interreligiösen Konflikt. Derzeit kann die Welt nur auf Politiker in den betroffenen Ländern warten, die sich zuerst dem Frieden verpflichtet fühlen, die Kriege beenden. Über militärische Interventionen hinaus müssen die politisch Verantwortlichen in den betroffenen Ländern zusammen mit Politikern des Westens alles unternehmen, um in den umkämpften Ländern Freiheit und demokratische Rechte einzuführen. Ihr Fehlen und die mangelnde Beachtung der Menschenrechte ist der eigentliche Grund für das Ausbrechen von Gewalt, Terror und Kriegen im islamischen Kulturkreis. Millionen Syrer verlassen derzeit nicht nur ihr Land, in dem seit Jahren Krieg herrscht. Sie verlassen auch den islamischen Kulturkreis auf der Suche nach Freiheit und der Achtung der Menschenrechte.

Der aktuelle Krieg zwischen der IS-Terrormiliz im Orient, den dortigen Regierungen und dem Westen hat ein weiteres Merkmal der Konfrontation vor Augen geführt. Auf muslimischer Seite sind es einerseits vorwiegend junge Männer und Frauen, die in den Dschihad ziehen, andererseits kommen sie nicht nur aus muslimischen Ländern, sondern auch aus Europa, Nordamerika und den Nachfolgestaaten der UdSSR. Junge Menschen, die im Westen aufgewachsen sind, führen im Orient einen ebenso harten wie blutigen Krieg gegen den Westen oder Zivilisationen, aus denen sie selbst kommen.

Nichts kann die Bedeutung einer religiös-ethischen Bildung junger Menschen deutlicher vor Augen stellen als dieses Faktum. Im Orient, in der Türkei, aber auch im Westen muss eine neue religiöse Erziehung eingeführt und vermittelt werden, die den aktuellen Feindbildern den Boden entzieht, die zunehmende Verhärtung zwischen Juden und Christen gegenüber den Muslimen abbaut und junge Menschen befähigt, für den Frieden zwischen den Religionen einzutreten. Diese neue Aufgabe zu leisten beinhaltet nicht, neue religiöse Lehren zu verkünden. Doch sie verlangt von den Erziehern und Lehrern, dass mit der Lehre und dem Gesetz anders umgegangen wird. Daher werden Erzieher und Pädagogen ← 20 | 21 → diese entscheidende Aufgabe übernehmen müssen. Durch sie müssen in den Institutionen der Medien und Schulen neue Konzepte eingesetzt werden, um eben aus den Sackgassen des Konflikts, in die man global geraten ist, herauszuführen. Es wird daher wesentlich die Aufgabe von Pädagogen und Psychologen sein, in der Erziehung von jungen Menschen und der Beratung von Familien neue Wege der Begegnung und des gegenseitigen Verstehens zu erschließen, die bisher nicht wahrgenommen oder nur unzureichend beschritten wurden. Wie es heute junge Menschen nicht nur aus dem Orient, sondern auch aus Europa sind, die in den Dschihad ziehen, werden junge Gläubige in Europa und den muslimischen Ländern nötig sein, um eine gemeinsame Welt des Friedens zu schaffen.

1.2   Funktionalisierungen des Religiösen

Der Philosoph Jean-François Lyotard sah in der Implosion von bislang gültigen philosophischen Systemen das Kennzeichen der Postmoderne. Wie andere Denker stellt Lyotard fest, dass mit dem ‚Ende der großen Erzählungen‘ der Aufklärung die Religionen in einer neuen und überraschenden Form in die Politik einziehen. In dieser Linie hat Gilles Kepel 1991 mit seiner Studie ‚Die Rache Gottes’ ‚ein neues Kapitel in der Auseinandersetzung mit dem Religiösen eröffnet‘ das niemand mehr übergehen kann.2 Zur großen Überraschung der Soziologen meldet sich ein Thema der Menschheit, das man für geklärt, ja für abgeschlossen hielt, in neuer Form zurück. Gilles Kepel verweist auf die kämpferische, ja gewalttätige Dimension im Judentum, Christentum und Islam, die neu in Erscheinung tritt. Nach Jan Assmann hat das Judentum mit der ‚Mosaischen ← 21 | 22 → Unterscheidung‘ eine exklusive Konzeption des Monotheismus geschaffen, die religiöse Traditionen ihrer Umwelt als ‚Gegenreligion‘ zurückweist.3

Tatsächlich stehen wir im Verhältnis der Religionen zueinander vor einer erschütternden Bilanz, eben im Blick auf das Verhältnis zwischen den abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Dieses wahrzunehmen, daran führt kein Weg vorbei. Religiöse Perspektiven sind zu einem wichtigen politischen Faktor geworden. Nicht nur Israel befindet sich seit seinem Bestehen im Kriegszustand mit den meisten seiner Nachbarn, die westliche Welt insgesamt ist in einen globalen Konflikt mit einer Reihe von muslimischen Ländern eingetreten. Die USA als führende Weltmacht des Westens haben 2001 Afghanistan angegriffen, 2003 dem Irak den Krieg erklärt und kämpfen nun mit anderen Ländern in Syrien gegen die IS-Milizen. Gleichzeitig kämpfen junge europäische und amerikanische Muslime auf Seiten der IS-Milizen im Orient gegen die ‚Ungläubigen aus dem Westen‘. Die aktuellen Terrorattentate in Europa zeigen auf dramatische Weise, dass Europäer zu Beteiligten eines globalen Konflikts geworden sind. Nicht nur in Frankreich, in der gesamten Europäischen Union stellen die Muslime mit insgesamt rund 14 Millionen Menschen eine bedeutsame Bevölkerung dar, deren Größe die Bevölkerung einer Reihe von Mitgliedsstaaten der EU übertrifft. Die weitere Entwicklung der EU wird daher nicht zuletzt von der Form des interreligiösen Austausches mit den Muslimen in Europa abhängen.

Inzwischen hat dieser Konflikt zwei Kulturkreise weltweit erfasst, den europäisch-westlichen einerseits und den islamischen Kulturkreis andererseits: Letzterer umfasst große Teile Afrikas, den gesamten Orient, asiatische Länder bis nach Indonesien. Die beiden großen Kriege des vergangenen Jahrhunderts werden zu Recht als Weltkriege bezeichnet. Doch der globale, interreligiös begründete Konflikt, in den führende Weltmächte involviert sind, dauert inzwischen länger, als beide Weltkriege zusammen gedauert haben. So unvorstellbar das Töten und die Gewalt im 2. Weltkrieg war, so fallen doch die begrenzten Angriffe seit dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien höchst brutal aus. Die ideologisch-religiöse Aufladung dieser Konflikte verlangt eine mentale politische Reform in den betroffenen Gesellschaften. Der hierzu nötige freie Raum des Denkens ist mit Waffen allein nicht zu schaffen. Für keinen der Kriege im Orient seit 2001 ist bislang ein friedlicher Ausgang erkennbar, weder in Palästina noch in Syrien, Afghanistan oder den umkämpften Ländern in Afrika. ← 22 | 23 →

Die Vergehen und Verbrechen, die derzeit im Namen der Religion durch Terror und Kriege geführt werden, finden nun seit über einem Jahrzehnt statt. Sie sind so umfassend, die Vertreibung und das Töten unschuldiger Menschen so alltäglich, dass darüber noch lange gesprochen werden muss. Wie über den Holocaust bis heute zu reden ist, wird in Zukunft auch dann, wenn die aktuellen interreligiösen Konflikte beendet sein werden, worauf die Welt wartet, zu sprechen sein. Bereits heute ist jedoch darüber zu reflektieren, was derzeit im Namen von Religionen geschieht. Zu lange ist schon geschwiegen worden. Wir müssen sprechen, denn die einfachste und falscheste Reaktion ist die Nicht-Antwort und die damit verbundene Haltung, keine Verantwortung zu übernehmen. Diese Haltung besteht darin, junge Muslime, die sich zum salafistischen Terror bekennen, umgehend auszuweisen, sie in das Land ihrer Eltern zu schicken.4 Nichts mit dem islamistischen Fundamentalismus zu tun zu haben, unterstreichen immer wieder auch Imame und muslimische Dachorganisationen. Keine Verantwortung für junge Menschen zu übernehmen, die in unserer Gesellschaft heranwachsen, in jedem ihrer Argumente sich auf den Islam berufen, ist nicht länger zu vertreten, denn es handelt sich um junge Menschen dieses Landes, um Mitglieder muslimischer Gemeinden, um die Söhne und Töchter von muslimischen Familien, deren Kinder in Europa leben und den Schulen Europas lernen.

Details

Seiten
218
Jahr
2016
ISBN (PDF)
9783653036831
ISBN (ePUB)
9783653991536
ISBN (MOBI)
9783653991529
ISBN (Hardcover)
9783631645376
DOI
10.3726/978-3-653-03683-1
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
Religiöse Identität Interreligiöse Religionspädagogik Interkultureller Dialog Kognitive Verarbeitung von Differenz
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2016. 218 S., 1 farb. Abb.

Biographische Angaben

Peter Graf (Autor:in)

Peter Graf ist Mitbegründer des «Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien» (IMIS) an der Universität Osnabrück und war fachlich für die Einführung des Lehrgebiets der «Islamischen Religionspädagogik» verantwortlich. Er war Mitglied der «Deutschen Islam-Konferenz» in Berlin.

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