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Die Eingemeindungen in die Stadt Kiel (1869–1970)

Gründe, Probleme und Kontroversen

von Julian Freche (Autor:in)
©2014 Dissertation 102 Seiten
Reihe: Kieler Werkstücke, Band 38

Zusammenfassung

Die Untersuchung der Eingemeindungen Kiels hat zwei wichtige Ziele. Zum einen wird eine Gesamtübersicht aller Eingemeindungen in die Stadt erstellt. Zum anderen wird die Stadt mit anderen Teilen Deutschlands verglichen, um aufzuzeigen, ob die Entwicklung Kiels typisch war. Zuerst wird in einer Übersicht die Eingemeindungspolitik in Deutschland im Verlauf von zwei Jahrhunderten kurz dargestellt. Anschließend erfolgt erstmalig die Darstellung aller Eingemeindungen in chronologischer Reihenfolge. Die wichtigsten Quellen sind dem Stadtarchiv Kiel entnommen, anhand derer die Entscheidungsprozesse der Verwaltung und der politischen Entscheidungsträger umfassend untersucht werden. Die Arbeit stellt die These auf, dass Kiel den typischen Verlauf von Eingemeindungen in Deutschland aufweist.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort des Herausgebers
  • Vorwort
  • Inhalt
  • 1 Einleitung
  • 2 Die Grundlagen kommunaler Gebietsreformen
  • 2.1 Vorrang der Stadt – Gemeindereformen im königlichen Preußen
  • 2.2 Die Demokratisierung der Verwaltung in der Weimarer Republik
  • 2.3 Die Phase des Nationalsozialismus
  • 2.4 Nachkriegszeit und Bundesrepublik Deutschland – Reformstau und Neuordnung kommunaler Aufgaben
  • 2.5 Der Vorgang der Eingemeindungen
  • 3 Vom Beginn des Stadtwachstums bis zur Eingemeindung von Gaarden-Ost
  • 3.1 Brunswik und Düsternbrook
  • 3.2 Wik
  • 3.3 Gaarden-Ost
  • 4 Die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg
  • 4.1 Projensdorf
  • 4.2 Die Eingemeindungen von 1910
  • 4.2.1 Gaarden-Süd
  • 4.2.2 Hassee
  • 4.2.3 Ellerbek
  • 4.2.4 Wellingdorf
  • 4.2.5 Hasseldieksdamm
  • 5 Die Zwischenkriegszeit
  • 5.1 Die Eingemeindungen nördlich des Nord-Ostsee-Kanals
  • 5.1.1 Holtenau
  • 5.1.2 Friedrichsort
  • 5.1.3 Pries
  • 5.2 Kronsburg
  • 5.3 Neumühlen-Dietrichsdorf
  • 5.4 Elmschenhagen
  • 6 Eingemeindungen nach dem Zweiten Weltkrieg
  • 6.1 Suchsdorf
  • 6.2 Schilksee
  • 6.3 Mettenhof
  • 7 Kommunale Gebietsreform
  • 7.1 Übersicht über die Gebietsreform
  • 7.2 Die Eingemeindungen von 1970
  • 7.2.1 Russee
  • 7.2.2 Meimersdorf
  • 7.2.3 Moorsee
  • 7.2.4 Wellsee
  • 7.2.5 Rönne
  • 8 Zusammenfassung und Ausblick
  • Abbildungsverzeichnis
  • Quellenverzeichnis
  • Stadtarchiv Kiel
  • Zeitungsartikel
  • Literaturverzeichnis

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1 Einleitung

Die moderne Geschichte der Stadt Kiel begann mit dem Beschluss König Wilhelms I. vom 24. März 1865, die preußische Marinestation von Danzig nach Kiel zu verlegen und damit dem Aufstieg zur Werft- und Marinestadt. Zuvor war Kiel eine mittlere Landstadt mit 16.000 Einwohnern1, nun stieg die Bevölkerungszahl rasant an und erreichte an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert die Marke von 100.000 Einwohnern.2 Die Entscheidung, Kiel erst zum Bundeshafen des Norddeutschen Bundes (1867) und später zum Reichskriegshafen des Deutschen Reiches (1871) zu erklären, hatte den Charakter der Stadt vollständig verändert. Außerdem entstand durch die Ansiedlung der Marine auch eine entsprechende Werftindustrie. Dies prägte das Stadtbild bis nach dem Zweiten Weltkrieg, sorgte für Wohlstand und Arbeitsplätze, wirkte sich in Krisenzeiten aber auch dementsprechend stark auf die Stadt aus.3

Das Wachstum brachte Probleme mit sich, mit denen sich auch viele andere Städte konfrontiert sahen, die durch die Industrialisierung stark angewachsen waren. Vor allem der Platzmangel bereitete der Stadtverwaltung schnell Sorgen, da nicht genügend Bauland zur Verfügung stand, um Wohnungen für die neuen Einwohner errichten zu können. Deshalb wurde ab 1869 damit begonnen, benachbarte Ortschaften in das Stadtgebiet einzugemeinden, die letzten Eingemeindungen fanden 1970 statt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Stadtgebiet massiv vergrößert. Besonders bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs wurden viele Gemeinden in die Stadt eingegliedert. Zu dieser Zeit galt die preußische Verwaltung als besonders städtefreundlich, was die große Zahl an Eingemeindungen ermöglichte.4

Welche Gründe für die Eingemeindungen in die Stadt Kiel sprachen, ob es nur um die Erweiterung der Stadtfläche ging oder welche anderen Ursachen gegebenenfalls eine Rolle spielten, ist eine zentrale Fragestellung dieser Arbeit. Auch die Untersuchung der Frage, welche Probleme und Auseinandersetzungen im Rahmen der Eingemeindungspolitik Kiels auftraten, ist von entscheidender Bedeutung. Da Eingemeindungen immer mit einem Verlust politischer und finanzieller Selbstständigkeit einhergehen, andere Verwaltungsauflagen, Gesetze und Verordnungen gelten und damit die Bevölkerung möglicherweise Rechte einbüßt, ist dieses Thema oft kontrovers diskutiert worden. Dies betrifft nicht nur die öffentliche Diskussion sondern auch die zuständigen Gemeindevertreter.

Gerade die Auseinandersetzungen machen das Themenfeld interessant, denn anhand dieser Auseinandersetzungen lassen sich auch Rückschlüsse auf andere Probleme und Verwerfungslinien innerhalb von oder auch zwischen Gemeinden ziehen. Zunächst wird daher das Augenmerk darauf gelegt, welche rechtlichen Grundlagen für die Eingemeindungen galten und wie sich diese zwischen 1869 und 1970 geändert haben. Anschließend werden die einzelnen ← 11 | 12 → Eingemeindungen in die Stadt Kiel dargestellt und untersucht. Der Fokus liegt dabei auf den genannten Fragestellungen. Die Betrachtung wird chronologisch erfolgen, da so der Einfluss vorhergehender Eingemeindungen besser nachvollzogen werden kann. Ziel ist es, einerseits eine Übersicht über die Eingemeindungen zu erhalten, andererseits aber auch darzustellen, wie diese vonstattengingen.

Die wichtigsten Quellen hierfür sind Akten aus dem Kieler Stadtarchiv. Zu jeder Eingemeindung gibt es wenigstens eine Akte, in der die jeweils zuständige Stelle alle wichtigen Unterlagen zu der Eingemeindung abgelegt hat. Dies ermöglicht einen sehr guten Überblick über die Vorgänge, die mit den Eingemeindungen zusammen hängen. Für die Phase nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch auf Zeitungsartikel Bezug genommen. Oft waren die Reaktionen der Presse und der Öffentlichkeit aber in den zitierten Akten abgebildet und es wurde auf die separate Nennung von Zeitungsartikeln verzichtet. Einige Stadtteile haben bereits eine eigene Chronik und auf diese wurde als wichtiger Teil der örtlichen Selbstwahrnehmung, ebenfalls zurückgegriffen.

Die Entwicklung der Eingemeindungspolitik im Deutschen Reich und der Bundesrepublik Deutschland wurde sehr gut in der wissenschaftlichen Fachliteratur untersucht, so dass diese hier für einen Überblick genutzt werden konnte. Zu den Eingemeindungen gibt es nur wenig Literatur, da oft nur einzelne Eingemeindungen betrachtet wurden. Allerdings konnte auf einige Veröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte zurückgegriffen werden. Das, für diese Arbeit, wichtigste Werk ist die Denkmaltopographie der Stadt Kiel von 1995, da dort alle Stadtteile beschrieben werden und dadurch ein sehr guter Einblick in die Geschichte und auch Baugeschichte der eingemeindeten Orte gewonnen werden konnte. Dieser Band bildet die Grundlage für die Beschreibung der einzelnen Gemeinden. Zur besseren Orientierung befindet sich im Abbildungsverzeichnis eine Karte der Stadt Kiel mit einer Auflistung aller Stadtteile.5

Zum Thema Eingemeindungen in die Stadt Kiel wurde bereits zwei Examensarbeiten vorgelegt, bei denen der Fokus allerdings auf anderen Zeiträumen lag.6 Bei Buß lag der Fokus auf den kaiserzeitlichen Eingemeindungen, Strauß befasste sich mit der Verstädterung Kiels bis zum Zweiten Weltkrieg. Da sowohl die Untersuchungszeiträume als auch die untersuchten Themen von der Fragestellung dieser Arbeit abwichen, wird hier nicht darauf zurückgegriffen. Der Vollständigkeit halber sind sie aber in das Literaturverzeichnis aufgenommen worden.

1 Wulf 1991, S. 207.

2 Fleischhauer 1987-1991, S. 167

3 Wulf 1991, S. 207.

4 Unruh 1981, S. 21.

5 Vgl. Abb. 1.

Details

Seiten
102
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653036152
ISBN (ePUB)
9783653991574
ISBN (MOBI)
9783653991567
ISBN (Hardcover)
9783631645284
DOI
10.3726/978-3-653-03615-2
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (März)
Schlagworte
Eingemeindungen Stadtentwicklung Politische Partizipation Verwaltungsreform Gebietserweiterungen
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 102 S., 1 s/w Abb., 1 Tab.

Biographische Angaben

Julian Freche (Autor:in)

Julian Freche studierte an der Universität zu Kiel Geschichte und Prähistorische und Historische Archäologie.

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