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Fremdsprachen in Studium und Lehre / Foreign Languages in Higher Education

Chancen und Herausforderungen für den Wissenserwerb / Opportunities and Challenges for the Acquisition of Knowledge

von Annelie Knapp (Band-Herausgeber:in) Karin Aguado (Band-Herausgeber:in)
©2015 Konferenzband 268 Seiten

Zusammenfassung

Die zunehmende Internationalisierung der Hochschulen hat dazu geführt, dass für immer mehr Studierende das Studium ganz oder teilweise in einer Fremdsprache stattfindet. Dieser Band beleuchtet auf empirischer Basis die mit der Verwendung von Deutsch und Englisch als Fremdsprachen im Studium verbundenen Probleme. Er zeigt aber auch Ansätze zu deren Lösung sowie die Potenziale von Mehrsprachigkeit für den Wissenserwerb auf. Beiträge aus dem deutschen Kontext werden dabei ergänzt durch Studien aus Dänemark, Spanien und Südafrika.
As higher education is becoming more and more international, a growing number of students at universities have to use German or English as foreign languages for their studies. On the basis of empirical data this volume discusses not only the challenges, but also the potential of multilingualism for the acquisition of knowledge. Chapters from the German context are supplemented by studies from Denmark, Spain, and South Africa.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Einleitung
  • Problembereiche fremdsprachlicher universitärer Lehre
  • Englisch im Studium. Ergebnisse einer Interviewstudie mit Lehrenden
  • Multilingualism at tertiary level: achievements and challenges
  • Praktiken mehrsprachiger universitärer Lehre
  • The discursive construction of teacher expertise in tandem-taught CLIL classes at university
  • Reconsidering the role of language-in-education-policies in multilingual higher education contexts
  • Entwicklung studiumsbezogener Fremdsprachenkompetenzen
  • Catch-22. Die Fremdsprache als Lernvoraussetzung und Lernergebnis universitärer Interaktionen
  • Deutsch als fremde Wissenschaftssprache: Vermittlungsmöglichkeiten und Lehrmaterialien für Fortgeschrittene
  • Hör- und Hör-Sehverstehensstrategien von internationalen Studierenden in wirtschaftswissenschaftlichen Vorlesungen eines dominant englischsprachigen Bachelorstudiengangs
  • Evaluation von Sprachkompetenzen für Studium und Lehre in einer Fremdsprache
  • Mitschreiben als hochschulrelevante Sprachhandlung – kann das eine Sprachprüfung testen?
  • Test of Oral English for Academic Staff (TOEPAS): Validation of standards and scoring procedures

Karin Aguado / Annelie Knapp

Einleitung

Die zunehmende Internationalisierung der Hochschulen hat dazu geführt, dass immer mehr Studierende ihr Fachstudium ganz oder teilweise in einer Sprache absolvieren, die nicht ihre Erstsprache ist. Diese Tatsache kann aus mindestens zwei, in sich bereits komplexen Perspektiven betrachtet werden, der Lernperspektive und der Lehrperspektive.

Die Herausforderung, neue fachliche Inhalte mit der entsprechenden Terminologie zu verarbeiten und zu memorisieren, der sich alle Studierenden im Rahmen ihres Studiums gleichermaßen stellen müssen, gewinnt durch den Faktor ‚Fremdsprache‘ noch einmal deutlich an Komplexität. Hinzu kommen für internationale Studierende zumeist noch kulturspezifische Unterschiede im Aufbau und in der Organisation des Studiums an einer ausländischen Hochschule sowie in den an sie gestellten Anforderungen im Hinblick auf fachliche Leistungen, aber auch hinsichtlich Schlüsselkompetenzen wie beispielsweise Kommunikations- und Methodenkompetenz.

Zur Kommunikationskompetenz zählt hierbei die Fähigkeit, zwischenmenschliche, partnerorientierte Interaktionen in unterschiedlichen studienbezogenen Situationen und sozialen Rollen durchzuführen. Von Bedeutung ist dafür der sensible und bewusste Umgang mit anderen, was insbesondere im interkulturellen Kontext eine hohe Relevanz hat.

Mit Methodenkompetenz sind Fähigkeiten gemeint, die für die Durchführung konkreter studienrelevanter Aufgaben erforderlich sind. Es geht dabei um ein strukturiertes Vorgehen, damit zuvor festgelegte Ziele erreicht und zu diesem Zweck zu erfüllende Aufgaben bewältigt werden können. Hier sind u.a. sämtliche kommunikationsbezogenen Techniken und Strategien gemeint, die dazu beitragen, erfolgreich ein wissenschaftliches Studium durchzuführen.

Da nicht angenommen werden kann, dass Studierende die genannten Kompetenzen bereits mitbringen, müssen sie – ergänzend zu den im Zentrum stehenden fachlichen und sprachlichen Kenntnissen – im Laufe des Studiums (mit)erworben werden. Dies stellt eine zusätzliche Aufgabe dar.

Immer wieder wird davon ausgegangen, dass sich fremdsprachliche Kenntnisse quasi automatisch durch einen längeren Aufenthalt im Zielsprachenland verbessern. Dies ist – wie wir inzwischen wissen – aber nicht der Fall. Abgesehen von guten fachlichen und sprachlichen Vorkenntnissen gilt es, über einen ← 7 | 8 → längeren Zeitraum eine hohe Motivation aufrechtzuerhalten; insbesondere erscheint das kontinuierliche Weiterlernen sowohl der Zielsprache als auch der für ihren Erwerb und produktiven Gebrauch nützlichen Strategien unverzichtbar.

Die Herausforderung eines Fachstudiums in der Fremdsprache wird vielfach auf den Erwerb fachsprachlicher Lexik reduziert. Dabei konnte inzwischen bereits mehrfach nachgewiesen werden, dass es weniger der fachspezifische Wortschatz ist, der Studierenden Schwierigkeiten bereitet, als vielmehr die korrekte – präzise und situativ angemessene – Verwendung von Formulierungen, die der Allgemeinen Wissenschaftssprache entstammen. Es kommt für die Studierenden als Problem hinzu, dass es in der wissenschaftlichen Kommunikation verschiedene Text- und Diskursarten und damit verbunden verschiedene sprachliche Handlungsformen gibt, die adäquat realisiert werden müssen.

Aber nicht nur die Studierenden, sondern auch die Lehrenden sind durch die zunehmende Internationalisierung des Studiums und hier insbesondere durch die Anforderung, Lehrveranstaltungen in englischer Sprache durchzuführen, in spezifischer Weise gefordert. Auch umfangreicher und als unproblematisch empfundener Kontakt mit englischsprachiger wissenschaftlicher Literatur und mit wissenschaftlichen Vorträgen in englischer Sprache implizieren nicht automatisch, dass Lehrende, die Nicht-Muttersprachler des Englischen sind, auch Lehrveranstaltungen in englischer Sprache mit demselben Grad an Differenziertheit, Flexibilität und Interaktivität durchführen können wie in ihrer Muttersprache. Als Verantwortliche für die Lehrveranstaltungskommunikation müssen die Lehrenden sinnvolle Entscheidungen über die Sprachenwahl für unterschiedliche kommunikative Aktivitäten im Studium treffen und idealerweise auch über Strategien der Verständnissicherung sowie der produktiven Nutzung von Mehrsprachigkeit in einer Studierendengruppe verfügen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Qualitätssicherung englischsprachiger universitärer Lehre und der dafür erforderlichen Maßnahmen.

Mit Ausnahme der Artikel von Lasagabaster und Kling / Dimova basieren die Beiträge im vorliegenden Band auf Vorträgen, die im Rahmen des 25. Kongresses für Fremdsprachendidaktik der Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung im September 2013 an der Universität Augsburg gehalten wurden. Sie beleuchten auf empirischer Basis die mit der Verwendung von Deutsch und Englisch als Fremdsprachen im Studium verbundenen Probleme. Sie zeigen aber auch Ansätze zu deren Lösung sowie die Potenziale von Mehrsprachigkeit für den Wissenserwerb. Dazu gehören Praktiken mehrsprachiger Lehre, Möglichkeiten zur Weiterentwicklung fremdsprachlicher Kompetenzen im Studium und spezifische Verfahren zur Überprüfung von Fremdsprachenkompetenzen. ← 8 | 9 → Beiträge aus dem deutschen Kontext werden dabei ergänzt durch Studien aus Dänemark, Spanien und Südafrika.

Die beiden ersten Beiträge des Bandes geben detaillierte Einblicke in Vor- und Nachteile englischsprachiger universitärer Lehre für Nicht-Muttersprachler des Englischen, und zwar aus der Perspektive der Beteiligten.

Der Beitrag von Gnutzmann, Jakisch und Rabe beschäftigt sich mit der Verwendung des Englischen an deutschen Hochschulen und den damit verbundenen Einstellungen der Beteiligten. Auf der Basis von Interviews mit Lehrenden unterschiedlicher Fächer beleuchten die Autoren die Einschätzungen des studentischen Umgangs mit der englischen Sprache im Studium aus der Außenperspektive. Die Interviewdaten zeigen, dass die Verwendung des Englischen im Studium für die Studierenden keineswegs unproblematisch ist. Dies betrifft nicht nur die – noch relativ wenigen – komplett englischsprachigen Studiengänge und in englischer Sprache durchgeführten Lehrveranstaltungen, sondern insbesondere auch die Lektüre wissenschaftlicher Texte, die praktisch in allen Studiengängen erforderlich ist und für viele Studierende eine erhebliche Hürde darstellt. Es zeigt sich, dass die Englischkenntnisse, die die Studierenden aus der Schule mitbringen, nicht ausreichen, um den vielfältigen inhaltlichen und kommunikativen Ansprüchen der Verwendung von Englisch als Wissenschaftssprache gerecht zu werden.

Lasagabaster stellt die Ergebnisse einer großangelegten Studie dar, die er an der Universität des Baskenlandes durchführte und an der sowohl Lehrende und Studierende als auch Beschäftigte in der Verwaltung teilnahmen. Die Mehrsprachigkeitssituation an dieser Universität weist mit den Sprachen Spanisch, Baskisch und Englisch eine besondere Komplexität auf. Die Studie, in der quantitative und qualitative Forschungsmethoden kombiniert wurden, konzentriert sich auf die Ansichten der Beteiligten zum Internationalisierungsprozess, zu Mehrsprachigkeit und zu englischsprachiger Lehre. Die Ergebnisse der Studie sind äußerst vielschichtig. Zu den interessantesten gehört, dass die Verwendung von Englisch als lingua franca in der Lehre offenbar nicht auf Kosten anderer Sprachen geht, sondern die Studierenden in Kontakt mit weiteren Sprachen bringt, die sie zu ihrem Mehrsprachigkeitsrepertoire hinzufügen können. Internationalisierung bedeutet für die Studierenden also nicht notwendigerweise English only. Die Ergebnisse zeigen aber auch deutlich, dass sowohl Studierende als auch Lehrende sich nicht ausreichend auf englischsprachige Lehre vorbereitet sehen.

Die Beiträge von Cots und Clemente sowie van der Walt stellen innovative Konzepte fremdsprachlicher universitärer Lehre im spanischen bzw. südafrikanischen Kontext vor. ← 9 | 10 →

Cots und Clemente berichten über die Integration von Inhalts- und Fremdsprachenlernen im Rahmen der Erprobung eines Tandem-Lehrkonzepts an einer spanischen Universität: Zwei Lehrpersonen, jeweils spezialisiert auf die inhaltlichen bzw. fremdsprachlichen – hier englischsprachlichen – Komponenten der Wissensvermittlung, kooperieren in einer Lehrveranstaltung. Der Hauptfokus des Artikels liegt auf der Spezifizierung der jeweiligen Aufgaben der beiden Lehrpersonen und auf der Analyse der Konsequenzen dieser Aufgabenteilung für die interaktionalen Aspekte der Lehrveranstaltung. Anhand detaillierter Analysen von Beispielen aus der Unterrichtsinteraktion in englischer Sprache zeigen die Autoren, wie die beiden Lehrenden zusammenarbeiten und ihre jeweiligen Expertenrollen realisieren, aber auch, wie die Studierenden sich auf diese neue Interaktionskonstellation einstellen.

Van der Walts Beitrag beschäftigt sich mit einer Situation, die nicht nur in sprachlicher Hinsicht weit komplexer, sondern auch politisch brisant ist: der Sprachenwahl für die universitäre Lehre in Südafrika, einer durch große sprachliche Vielfalt gekennzeichneten Region. Hier geht es nicht um eine Konstellation, in der Lehrveranstaltungen quasi „ohne Not” in englischer Sprache durchgeführt werden, obwohl die Beteiligten eine andere gemeinsame Sprache zur Verfügung haben, sondern primär um die Teilhabe minorisierter Bevölkerungsgruppen an universitärer Bildung, aber auch um die Nutzung ihrer zusätzlichen sprachlichen Ressourcen für die Konstruktion von Wissen. In diesem Kontext diskutiert van der Walt die Frage der Entscheidungskompetenz bezüglich der Sprachenwahl in universitären Lehrveranstaltungen. Sie argumentiert gegen eine Sprachenpolitik „von oben” und für kursspezifische Entscheidungen von Lehrenden, die sich am Mehrsprachigkeitsprofil der jeweiligen Studierendengruppe und am Ziel effektiven Lehrens und Lernens orientieren. Dies impliziert, dass – auch wenn die primäre Lehrveranstaltungssprache Englisch ist – weitere Sprachen der Kursteilnehmer als zusätzliche Lernressource genutzt werden sollten, wobei Verfahren wie code-switching, co-languaging, translanguaging und Dolmetschen zum Tragen kommen.

In den drei folgenden Beiträgen geht es um die Entwicklung fremdsprachlicher Kompetenzen im Studium.

Details

Seiten
268
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653041569
ISBN (ePUB)
9783653993233
ISBN (MOBI)
9783653993226
ISBN (Hardcover)
9783631646656
DOI
10.3726/978-3-653-04156-9
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (April)
Schlagworte
Mehrsprachigkeit Wissenschaftssprache Hörverstehen EMI
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 268 S., 20 s/w Abb., 11 Tab., 10 Graf.

Biographische Angaben

Annelie Knapp (Band-Herausgeber:in) Karin Aguado (Band-Herausgeber:in)

Annelie Knapp ist Professorin für Didaktik der englischen Sprache in Siegen. Annelie Knapp is a Professor of English Language Teaching in Siegen (Germany). Karin Aguado ist Professorin für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache in Kassel. Karin Aguado is a Professor of German as a Foreign and Second Language in Kassel (Germany).

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