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Religion in multikulturellen und multireligiösen Staaten Ostasiens

Drei Studien

von Karl-Fritz Daiber (Autor:in)
©2014 Monographie 168 Seiten

Zusammenfassung

Das Thema des Buches wird in drei Einzelstudien angegangen. Im Mittelpunkt der ersten Studie stehen Entwicklungen in Indonesien und der sich dort ausbildenden Zivilgesellschaft. Untersucht werden vor allem Demokratiepotentiale des indonesischen Islam. Die zweite Studie beschäftigt sich mit der Funktion des Konfuzianismus für den Zusammenhalt asiatischer Gesellschaften. Neben Indonesien kommen China, Südkorea und Singapur ins Blickfeld. Bedingungen des interreligiösen Dialogs werden thematisiert. Die dritte Studie zeigt, wie in Staaten Ostasiens Religion definiert wird. Religionsdefinitionen erweisen sich deshalb als notwendig, weil das Postulat der Religionsfreiheit umgesetzt werden soll, aber zugleich desintegrative Potentiale von Religion als kontrollbedürftig wahrgenommen werden.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Islam und Demokratie in einem Staat mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit: der Fall Indonesien
  • Einführende Überlegungen
  • Religionsdemographische, ethnische und politische Rahmenbedingungen in Indonesien
  • Religionspolitik und Islam im postkolonialen Indonesien
  • Der indonesische Islam als Religion der Bevölkerungsmehrheit
  • Die beiden mitgliederstärksten islamischen Großorganisationen im heutigen Indonesien
  • Nahdlatul Ulama
  • Entstehung und Hintergrund
  • Religiöse Basis
  • Anhängerschaft
  • Gesellschaftliche und religiöse Dynamik
  • Ziele und Dienste
  • Organisationsstruktur
  • Muhammadiyah
  • Anfänge
  • Programmatische Überlegungen heute
  • Die Umsetzung der Programme: das Profil
  • Anhänger und Mitglieder
  • Organisierter Islam neben den beiden Großorganisationen
  • Islamische Richtungsvielfalt und ihre organisatorische Ausprägung in der Zivilgesellschaft
  • Philanthropische islamische Organisationen
  • Moscheen als Zentren religiösen Lebens
  • Typische Formen von Moscheen
  • Familienmoscheen, Dorfmoscheen, Stadtteilmoscheen, Staatsmoscheen
  • Die Moscheen der Schulen, Hochschulen und Organisationen
  • Lokale Moscheen als Zentren religiösen Lebens
  • Die Nationalmoschee Istiqlal
  • Versuch einer Sichtung der Ergebnisse
  • Theoretische Vergewisserung
  • Demokratie und Islam – ein Fazit
  • Islamische Lebenswelt
  • Demokratische Staatsordnung und Islam
  • Islam und Zivilgesellschaft
  • Schlussfrage: Ist Indonesien ein Modell für demokratische Entwicklungen in anderen Staaten mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit?
  • Literatur
  • Konfuzianismus und Multikulturalismus Ein Vergleich der Situation in Indonesien einerseits, in der Volksrepublik China, Südkorea und Singapur andererseits Confucianism and Multiculturalism: China and Indonesia compared
  • Annäherungen an die Grundbegriffe Multikulturalismus und Multikulturalität
  • Konfuzianismus und Konfuzius
  • Konfuzianismus in unterschiedlichen kulturellen Kontexten: historisch gesehen
  • Konfuzianismus in seinem Ursprungsland China
  • Konfuzianismus in Korea
  • Konfuzianismus in Indonesien
  • Beobachtungen zur gegenwärtigen Situation des Konfuzianismus im Rahmen unterschiedlicher staatlicher Vorgaben
  • Volksrepublik China
  • Südkorea
  • Singapur
  • Bevölkerung und Religionszugehörigkeit
  • Staat und Religion
  • Konfuzianismus
  • Indonesien
  • Multikulturalität und die Möglichkeiten ihrer Verwirklichung
  • Unterschiedliche politische und gesellschaftliche Voraussetzungen
  • Dialogische Multikulturalität als Programm
  • Die Entwicklungen der Achsenzeit als Ermöglichungsgrund interkultureller und interreligiöser Verständigung
  • Konfuzianismus und interreligiöser Dialog
  • Literatur
  • Confucianism and Multiculturalism: China and Indonesia compared
  • 1. Problems of Basic Understanding and Definition
  • Multiculturalism and Multiculturality
  • Confucianism and Confucius
  • 2. Historical Perspectives: Confucianism in China and Indonesia
  • Confucianism in its country of origin, China
  • Confucianism in Indonesia
  • 3. The current situation of Confucianism with regards to different state guidelines
  • People’s Republic of China
  • Indonesia
  • 4. Multiculturality and the possibility of its implementation
  • Dialogical Multiculturality as a Programme
  • Dialogical Multiculturality and Religion
  • Politische Religionsdefinitionen in ostasiatischen Kontexten
  • Religion und Glaube – die Unterscheidung in der UN-Menschenrechtsdeklaration
  • Religion in konfuzianisch beeinflussten politischen Kontexten: Vietnam, China und Südkorea
  • Vietnam
  • China
  • Südkorea
  • Religion im Verständnis konfuzianischer Organisationen: Indonesien und Südkorea
  • Abschließende Betrachtungen über den Nutzen von Religionsdefinitionen
  • Zur Literatur

Vorwort

Die erste Studie dieses Bandes „Islam und Demokratie in einem Staat mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit“ verdankt ihre Entstehung zwei Gegebenheiten: einmal den gegenwärtigen Entwicklungen in arabischen Staaten sowie angrenzenden, ebenfalls muslimischen Nachbarstaaten, zum anderen meinen persönlichen wissenschaftlichen Präferenzen, die mich über meine Konfuzianismus-Forschungen vom konfuzianisch geprägten Ostasien nach Indonesien geführt haben, weil sich dort, also in einem vom Islam geprägten Land, eine konfuzianische Religionsgemeinschaft als staatlich anerkannte Religion etabliert hatte.

Während meines ersten Forschungsaufenthaltes in Indonesien im Jahr 2006 war die Staatliche Islamische Universität in Yogyakarta meine Gastgeberin. So bin ich fast zwangsläufig mit dem indonesischen Islam konfrontiert worden. Mein religionssoziologisches Interesse am indonesischen Islam verstärkte sich im Rahmen der Ausarbeitung meiner Konfuzianismus-Studien und führte mich vor dem Hintergrund des Arabischen Frühlings seit Dezember 2010 zu der Frage, unter welchen Bedingungen islamische Gesellschaften überhaupt demokratiefähig sein können. Mit dieser Fragestellung sichtete ich mein indonesisches Forschungsmaterial erneut: Indonesien war immerhin nach einschlägigen Berichten auf dem Weg zu einer funktionierenden Demokratie. Indonesien war zugleich das bevölkerungsreichste islamische Land, aber auch ein Land, dessen staatliche Ordnung nicht über den Islam allein fundiert ist, sondern über ein Ensemble anerkannter Religionen. Indonesien war multireligiös, aber auch multiethnisch und ein Land mit demokratischer Verfassung. Welche Bedingungen haben diese gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten hervorgebracht? Hat Indonesien nicht möglicherweise einen Modellcharakter für andere Staaten mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit? Antworten auf diese Fragen zu suchen, ergab sich als Aufgabe für die erste Studie dieses Bandes.

Die zweite Studie beschäftigt sich mit dem Konfuzianismus und seinen verschiedenen Einbindungen in unterschiedliche politische Systeme, zugleich dann mit der Frage, wie in multireligiösen Gesellschaften religiöse Konflikte bearbeitet werden können, auch mit der Frage, welche Chancen für einen interreligiösen Dialog gegeben sind. Der Kernbestand dieser zweiten Studie umfasst den Text des Hauptvortrages eines Workshops, den ich auf Einladung der Universitas Kristen Duta Wacana ← 9 | 10 → in Yogyakarta/Indonesien am 18. Januar 2012 gehalten habe. Das Thema war mir vorgegeben: „Confucianism and Multiculturalism“. Ich habe dieses etwas anders akzentuiert: „Confucianism in multicultural societies“. Dem entsprach dann auch in etwa der indonesische Titel „Konfuzianisme dalam Masyarakat Multikultur“.

In dem hier vorgelegten erweiterten Aufsatz habe ich die Spuren des Vortrags und der Situation, in der er gehalten worden ist, nicht getilgt. Bei der Vorbereitung bin ich davon ausgegangen, dass die Teilnehmer am Seminar nicht nur Analysen erwarteten, sondern auch Überlegungen zur interreligiösen Verständigung. Ich versuchte diese Erwartung aufzunehmen. Gegenüber der Vortragsfassung habe ich im analytischen Teil die Darstellung der Situation in Südkorea und Singapur eingefügt. Korea ist in diesem Zusammenhang deshalb von Interesse, weil es keine multikulturelle Gesellschaft ist, wohl aber eine multireligiöse. Die Beschäftigung mit Singapur war für mich neu. Sie ist durch Gespräche auf der Rückreise von Yogyakarta angeregt worden. Die Darstellung von Südkorea ebenso wie die Analysen zu Indonesien gehen auf meine 2010 veröffentlichten Konfuzianismus-Studien zurück. Meine Überlegungen zur Volksrepublik China basieren auf Arbeiten, die zum Teil in dem von Wiebke König und mir 2008 herausgegebenen Band „Religion und Politik in der Volksrepublik China“ enthalten sind. Aus der Entstehungsgeschichte erklären sich manche Ungewichte der Arbeit.

Der in Yogyakarta verwendete englische Text ist geringfügig überarbeitet worden und wird hier ebenfalls vorgelegt. Seine Übersetzung verdanke ich Dr. Ho Than, der in meiner Zeit als Lehrbeauftragter für Religionssoziologie am Religionswissenschaftlichen Seminar der Universität Hannover bei mir studiert hat.

Den Text der dritten Studie über politische Religionsdefinitionen habe ich für die Loccumer Tagung „Gott oder die Gesellschaft? Im Spannungsfeld von Theologie und Soziologie“ (2.-4. September 2011) vorbereitet und den für die Tagung Verantwortlichen, Pastorin Gabriele Arndt-Sandrock und Professor Dr. Gerhard Wegner, gewidmet. Daraus erklärt sich die schlussendliche Einbeziehung einer theologischen Kontroverse zum Verhältnis von Religion und Christentum. Einige der Vorträge der Loccumer Tagung sind im folgenden Band enthalten: G. Wegner (Hrsg.) 2012, Gott oder die Gesellschaft? – Das Spannungsfeld von Theologie und Soziologie, Würzburg: Ergon.

Während die Islam-Studie weitgehend auf Vergleiche verzichtet, allenfalls die Vergleichsmöglichkeit mit der Türkei andeutet, ist die Konfuzianismus-Studie gerade an Vergleichen von unterschiedlichen staatlichen Bedingungen und ihrem Einfluss auf Religion interessiert. Dies gilt entsprechend für die dritte Studie.

Alle drei Studien haben über das Einzelne hinaus ein Interesse an der politischen Funktion von Religion, genauer daran, ob Religion, politisch gesehen, eine ← 10 | 11 → Integrationsfunktion zukommen kann. Indonesien hat sich hinsichtlich der gesellschaftsintegrierenden Staatsfundierung für einen politisch bedeutsamen Monotheismus entschieden. In den konfuzianisch geprägten Ländern ermöglicht nach wie vor ein ethisch verstandener, religiös entkernter Konfuzianismus die Normierung von Lebenswelten, die einen grundsätzlichen Konsens unausgesprochen in Geltung setzen. Im Übrigen wird in Ostasien die Sprengkraft der Religion nicht gering eingeschätzt. Ihre staatliche Kontrolle wird für notwendig erachtet, weil sie eher als integrationsstörend denn als integrationsfördernd angenommen wird und auch so erlebt werden kann. Dies gilt nicht nur für Asien, sondern in ähnlicher Weise auch für Europa, nicht zuletzt angesichts der Erfahrungen mit dem Arabischen Frühling und den anhaltenden Konflikten in und um Syrien. In einem am 29. August 2013 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlichten Interview mit dem in Frankreich lebenden syrischen Dichter Adonis kommt dies klar zum Ausdruck. Er hält Religion strikt für undemokratisch und fordert einen laizistischen Staat: „Ohne Laizismus kann man keine moderne Gesellschaft bilden.“ Doch welchen Laizismus meint er? Oder gibt es doch auch andere Problemlösungen, insbesondere für islamische Gesellschaften? Der Blick auf Asien lohnt sich.

Ende August 2013 Karl-Fritz Daiber
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Details

Seiten
168
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653040203
ISBN (ePUB)
9783653993714
ISBN (MOBI)
9783653993707
ISBN (Paperback)
9783631646342
DOI
10.3726/978-3-653-04020-3
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (Januar)
Schlagworte
Konfuzianismus Religionspolitik Islam Indonesien Multikulturalismus Singapur Zivilgesellschaft
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 168 S.

Biographische Angaben

Karl-Fritz Daiber (Autor:in)

Karl-Fritz Daiber, Dr. phil. in Soziologie, Habilitation in Praktischer Theologie, Leiter der Pastoralsoziologischen Arbeitsstelle Hannover, Professor für Praktische Theologie und Religionssoziologie in Marburg. In der Zeit des Ruhestandes Gastprofessor für Religionssoziologie in Südkorea.

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Titel: Religion in multikulturellen und multireligiösen Staaten Ostasiens
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