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Deutscher und Chinesischer Humor

Eine kontrastive Studie

von Peiling Cui (Autor:in)
©2014 Monographie 203 Seiten

Zusammenfassung

Warum sind Witze aus einer anderen Sprache nicht immer lustig? In diesem Werk geht es um eine kontrastive Studie zu deutschen und chinesischen ethnischen und Familienwitzen. Ca. 1200 Beispiele werden anhand der Generellen Theorie des Verbalen Humors (Attardo 1994) analysiert und verglichen. Die Studie stellt heraus, dass sowohl Deutsche als auch Chinesen ihren eigenen Sinn für Humor haben. Witze aus einem anderen Land sind nicht immer lustig, weil die Betroffenen das zum Witzverstehen benötigte sprachliche oder kulturelle Wissen nicht besitzen und deshalb keine Erwartung an die Geschichte im Text bilden können. Dementsprechend gelingt bei ihnen der Witzeffekt nicht mehr, der durch die Opposition zwischen der Lesererwartung und dem realen Geschehen im Text hergestellt wird.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Widmung
  • Danksagung
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Tabellen
  • Abbildungen
  • 1. Einleitung
  • 1.1 Motivation und Zielsetzung
  • 1.2 Theorie, Korpus und Methode
  • 1.3 Struktur
  • 2. Zur Forschungsgeschichte über Witz als Phänomen im Westen bzw. in China
  • 2.1 Begriffsbegrenzungen
  • 2.1.1 Witz, Humor und Komik im Deutschen
  • 2.1.2 笑话(xiàohua), 幽默(yōumò) und 滑稽(huájī) im Chinesischen
  • 2.1.3 Vergleich der deutschen und der chinesischen Begriffe
  • 2.2 Überblick über die Geschichte der Witzforschungen im Westen bzw. in China
  • 2.2.1 Die Geschichte der Forschungen über Witz und Humor im Westen
  • 2.2.2 Die Geschichte der Humorkultur in China
  • 2.2.3 Vergleich der Forschungsentwicklungen
  • 2.3 Fazit
  • 3. Das Wesen des Witzes
  • 3.1 Die Abhängigkeit des Witzes
  • 3.1.1 Die Abhängigkeit von den Menschen
  • 3.1.2 Die Abhängigkeit von den Zeiten
  • 3.1.3 Die Abhängigkeit von den Kulturen und den Sprachen
  • 3.2 Die Gegensätzlichkeit des Witzes
  • 3.2.1 Die Erklärung des Begriffs Skript
  • 3.2.2 Der Grundgedanke der SSTH
  • 3.3 Fazit
  • 4. Die Aspekte in der Witzanalyse
  • 4.1 Die Generelle Theorie des Verbalen Humors – GTVH
  • 4.2 Die Zielscheibe
  • 4.2.1 Harmlose und tendenziöse Witze
  • 4.2.2 Die Zielscheibe in den ethnischen und den Familienwitzen
  • 4.3 Die Eigenschaft der Zielscheibe
  • 4.3.1 Die Eigenschaft und das Skript 2 im Witz
  • 4.3.2 Die fünf grundlegenden Skriptoppositionen von Raskin
  • 4.3.3 Die Eigenschaft der Dummheit
  • 4.3.4 Witze mit oder ohne Realitätsbezug
  • 4.4 Das Hintergrundwissen
  • 4.4.1 Sprachliches Wissen
  • 4.4.2 Kulturelles Wissen
  • 4.4.3 Common Sense-Wissen
  • 4.4.4 Kontextwissen
  • 4.5 Die Situation
  • 4.6 Die Erzählform des Witzes
  • 4.6.1 Die Struktur des Witzes
  • 4.6.2 Die verschiedenen Formen des Witzes
  • 4.7 Fazit
  • 5. Ethnische Witze
  • 5.1 Die ethnischen Gruppen in Deutschland bzw. in China
  • 5.1.1 Vorstellung der ethnischen Gruppen in Deutschland
  • 5.1.2 Vorstellung der ethnischen Gruppen in China
  • 5.2 Die wichtigen Forschungen über ethnische Witze
  • 5.3 Die Korpusauswahl in diesem Kapitel
  • 5.4 Die Zielscheiben und deren Eigenschaft in den ethnischen Witzen
  • 5.4.1 Die Zielscheiben und deren Eigenschaften in den deutschen ethnischen Witzen
  • 5.4.2 Die Zielscheiben und deren Eigenschaften in den chinesischen ethnischen Witzen
  • 5.4.3 Vergleich
  • 5.5 Das Hintergrundwissen zum Verstehen der ethnischen Witze
  • 5.5.1 Hintergrundwissen zum Verstehen der deutschen ethnischen Witze
  • 5.5.2 Hintergrundwissen zum Verstehen der chinesischen ethnischen Witze
  • 5.5.3 Vergleich
  • 5.6 Die Situationen in den ethnischen Witzen
  • 5.6.1 Die Situationen in den deutschen ethnischen Witzen
  • 5.6.2 Die Situationen in den chinesischen ethnischen Witzen
  • 5.6.3 Vergleich
  • 5.7 Die Erzählformen in den ethnischen Witzen
  • 5.7.1 Die Erzählform in den deutschen ethnischen Witzen
  • 5.7.2 Die Erzählform in den chinesischen ethnischen Witzen
  • 5.7.3 Vergleich
  • 5.8 Fazit
  • 6. Familienwitze
  • 6.1 Familienstruktur und Familienwerte in China bzw. in Deutschland
  • 6.1.1 Die Relevanz der Familie in China
  • 6.1.2 Die abnehmende Sehnsucht nach der Familie in Deutschland
  • 6.1.3 Vergleich der chinesischen und der deutschen Familienstrukturen
  • 6.2 Korpusauswahl in diesem Kapitel
  • 6.3 Die Zielscheiben
  • 6.3.1 Überblick über die Zielscheiben in den Familienwitzen
  • 6.3.2 Zielscheiben in den deutschen Familienwitzen
  • 6.3.3 Zielscheiben in den chinesischen Familienwitzen
  • 6.3.4 Vergleich
  • 6.4 Die Eigenschaften der Zielscheiben
  • 6.4.1 Eigenschaften der Zielscheiben in den deutschen Familienwitzen
  • 6.4.2 Eigenschaften der Zielscheiben in den chinesischen Familienwitzen
  • 6.4.3 Vergleich
  • 6.5 Das Hintergrundwissen zum Verstehen der Familienwitze
  • 6.5.1 Hintergrundwissen zum Verstehen der deutschen Familienwitze
  • 6.5.2 Hintergrundwissen zum Verstehen der chinesischen Familienwitze
  • 6.5.3 Vergleich
  • 6.6 Die Situationen
  • 6.6.1 Situationen in den deutschen Familienwitzen
  • 6.6.2 Situationen in den chinesischen Familienwitzen
  • 6.6.3 Vergleich
  • 6.7 Die Erzählformen
  • 6.7.1 Erzählformen in den deutschen Familienwitzen
  • 6.7.2 Erzählformen in den chinesischen Familienwitzen
  • 6.7.3 Vergleich
  • 6.8 Fazit
  • 7. Zusammenfassung und Ausblick
  • 7.1 Zusammenfassung des Untersuchungsergebnisses
  • 7.2 Witz als Unterhaltungstext
  • 7.3 Witz und Metapher
  • 8. Literatur

← 18 | 19 → 1. Einleitung

1.1 Motivation und Zielsetzung

Als Germanistikstudentin mit dem Chinesischen als Muttersprache hatte ich die Möglichkeit, gleichzeitig zwei Sprachen und die damit verbundenen Denk- und Verhaltensweisen, die sich in vieler Hinsicht voneinander unterscheiden, kennen zu lernen. Dabei ist mir als ein interessantes Phänomen aufgefallen, dass Menschen mit verschiedenen Sprach- und Kulturhintergründen häufig über unterschiedliche Witze, Figuren oder Gegenstände lachen. Ein Souvenir aus Mallorca fand ich z.B. nicht so witzig wie der deutsche Freund, nur weil eine Dschunke in dem Bild dargestellt war. Erst später ist es mir klar geworden, dass die Dschunke für ein typisches chinesisches Segelschiff steht, was vielen Chinesen aber nicht bekannt ist. Ein ehemaliger deutscher Lehrer von uns entdeckte immer Wortpaare im Chinesischen, die bei ähnlicher Aussprache ganz verschiedene Bedeutungen haben, z.B. 答辩 (dábiàn1, eine Arbeit mündlich verteidigen) vs. 大便 (dàbiàn, Stuhlgang haben), oder 练习生字 (liànxí shēngzì, neue Vokabeln üben) vs. 练习生子 (liànxí shēngzĭ, üben, Söhne/Kinder zu kriegen).

Andererseits gibt es auch Fälle, bei denen die Chinesen etwas lustig finden, was den Deutschen aber ganz normal scheint. Wir hatten z.B. einen netten und intelligenten Gastprofessor, der wegen des Alters kaum Haare auf dem Kopf hatte. Er heißt aber „Schönhaar“. Über diesen Namen mussten viele chinesische Studenten lachen, als der Professor sich bei der ersten Seminarsitzung vorgestellt hatte. Ein Erlebnis, das ich bis heute nicht vergessen kann, hat mit einer alten chinesischen Geschichte ← 19 | 20 → zu tun. Sie handelt von einem faulen Mann2, der einmal zufällig einen Hasen gesehen hat, als dieser aus einem Wald neben dem Feld des Mannes gesprungen war und sich dann auf einem Baumstamm zu Tode stürzte. Der Mann war sehr glücklich, weil er umsonst etwas zum Essen bekommen hatte. Von da an wartet er jeden Tag an demselben Ort auf weitere Hasen, statt in seinem Feld zu arbeiten. Als ich meinen deutschen Bekannten diese Geschichte erzählt habe, fingen sie mit einer heißen Diskussion über die Erlaubnis zum Hasenessen an, statt sich über die Geschichte zu amüsieren.

Lachen ist ein universales menschliches Verhalten, genau wie Sprechen, Laufen oder Weinen. Aber über welche Sachen wir lachen, kennt kulturelle Grenzen oder auch individuelle Grenzen, denn jeder lacht auf Grund seiner eigenen Kenntnisse oder Lebenserfahrungen. Goethe schrieb in den „Wahlverwandtschaften“: „Durch nichts bezeichnen die Menschen mehr ihren Charakter als durch das, was sie lächerlich finden“ (zitiert nach Lentz et al. 2001: 126). Da die Individuen ihre Lebenserfahrungen aber auch in einer gemeinsamen Gesellschaft oder Kultur machen, gibt es neben einem universell gültigen individuellen Lachen gleichzeitig auch kulturspezifisches Lachen (vgl. ein Interview von W. Fry in der Zeitschrift „Psychologie Heute“, Heft 190/20053). In gewissem Sinne kann man aus den Witzen in einer Gesellschaft Erkenntnisse über die entsprechende Kultur oder die Mentalität der Menschen gewinnen. Der Witz stellt ein wichtiges konzeptuelles und methodologisches Instrument für die Beförderung der Kulturkenntnisse dar (vgl. Apte 1985: 16).

In der vorliegenden Arbeit wird eine Vergleichsstudie zu deutschen und chinesischen Witzen durchgeführt, und zwar am Beispiel der ethnischen und der Familienwitze. Zu der ersten Kategorie gehören die Witze, in denen eine spezielle (oft negative) Eigenschaft der Menschen aus einer Region dargestellt wird (vgl. Davies 1990: 1), z.B. die Ostfriesenwitze im Deutschen oder die Schottenwitze im Englischen. Die Familienwitze beschäftigen sich vor allem mit speziellen Eigenschaften der Familienmitglieder oder den Beziehungen zwischen ihnen in familiärem Zusammenhang, z.B. Witze über die Schwiegermutter oder über die Beziehung zwischen Vater und Sohn.

In dieser Arbeit wird zuerst versucht, die Frage zu beantworten, warum Witze aus einer anderen Kultur nicht witzig oder verständlich sind. Danach werden ← 20 | 21 → Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen deutschen und chinesischen Witzen herausgearbeitet, damit die Leser Einsichten in die Humorkultur der beiden Länder bekommen und Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Deutschen und Chinesen in gewisser Hinsicht vermieden werden können.

Details

Seiten
203
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653046045
ISBN (ePUB)
9783653994216
ISBN (MOBI)
9783653994209
ISBN (Hardcover)
9783631646069
DOI
10.3726/978-3-653-04604-5
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (Juni)
Schlagworte
Witze Lesererwartung Pointe Familie Ethnisch
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 203 S., 2 farb. Abb., 2 s/w Abb., 22 Tab.

Biographische Angaben

Peiling Cui (Autor:in)

Peiling Cui studierte Germanistik und Linguistik an der Tongji-Universität in Shanghai und an der Universität Bremen. Sie ist derzeit an der Universität Bonn als Studienrätin für Chinesisch tätig.

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