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Grammatische Untersuchungen zur Sprachkompetenz Karls V. und Ferdinands I. anhand der Familienkorrespondenz Ferdinands I.

von Bernadette Hofinger (Autor:in)
©2014 Dissertation 162 Seiten

Zusammenfassung

Die Familienkorrespondenz Ferdinands I. gilt als besonders reichhaltige Quelle für die Erforschung der politischen Geschichte der Frühen Neuzeit. Liegt das Hauptinteresse an ihr naturgemäß im Hinblick auf einen geschichtswissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt, so hält sie aber auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht einen reichhaltigen Fundus an höchst interessantem Datenmaterial bereit. Dieser reicht von Aspekten frühneuzeitlicher Fremdsprachenkompetenz über Sprachinterferenzen bei vorhandener Mehrsprachigkeit bis hin zu Fragen des Sprachwandels und seiner grammatiktheoretischen Implikationen. Mittels einer umfangreichen linguistischen Auswertung des vorhandenen Datenmaterials werden diese Themenbereiche sowohl synchron als auch diachron genauer untersucht und analysiert.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1 Einleitung
  • 2 Fremdsprachenunterricht in der Frühen Neuzeit
  • 2.1 Zur aktuellen Forschungslage
  • 2.2 Zur Rolle der jeweiligen Sprachen im Fremdsprachenunterricht des 16. Jahrhunderts
  • 2.2.1 Das Französische
  • 2.2.2 Das Spanische
  • 2.2.3 Das Deutsche
  • 3 Spracherziehung bzw. Sprachkenntnisse in der Frühen Neuzeit am Beispiel der Habsburgischen Herrscher Karl V. und Ferdinand I.
  • 3.1 Zur Person der beiden Herrscher
  • 3.2 Spracherziehung und Sprachkenntnisse
  • 3.3 Die Familienkorrespondenz Ferdinands I.
  • 3.3.1 Aufbau und Besonderheit der Edition
  • 3.3.2 Die Korrespondenz aus linguistischer Sicht
  • 4 Zur Sprachkompetenz des Französischen Karls V. und Ferdinands I. – eine empirische Untersuchung
  • 4.1 Zu den allgemeinen Charakteristika des Mittel- bzw. Frühneufranzösischen
  • 4.1.1 Vokalismus
  • 4.1.2 Konsonantismus
  • 4.1.3 Graphie
  • 4.1.4 Morphosyntax
  • 4.1.5 Verbalsyntax
  • 4.2 Zu den allgemeinen sprachlichen Charakteristika der Brieftexte Karls V.
  • 4.2.1 Graphie
  • 4.2.2 Grammatik
  • 4.3 Zu den allgemeinen sprachlichen Charakteristika der Brieftexte Ferdinands I.
  • 4.3.1 Graphie
  • 4.3.2 Grammatik
  • 4.4 Zwischenbilanz
  • 4.5 Zur Rolle des Spracheinflusses infolge von Mehrsprachigkeit in der französischen Korrespondenz Ferdinands I. – eine Untersuchung der Sprachdaten im Hinblick auf Transfers und Interferenzen
  • 4.5.1 Zum Begriff der Mehrsprachigkeit
  • 4.5.2 Transfer und Interferenz in L2 als Performanz- bzw. Kompetenzphänomen
  • 4.5.3 Interferenzen von L1 (Spanisch) auf L2 (Französisch) in den Sprachdaten Ferdinands
  • 4.5.3.1 Grammatik/Orthographie
  • 4.5.3.2 Lexik/Idiomatik
  • 4.5.3.3 Interferenzen von L3 (Deutsch) auf L2 (Französisch)
  • 4.6 Zwischenbilanz
  • 4.7 Zur Syntax der Brieftexte Karls und Ferdinands
  • 4.7.1 Der pro-drop – Parameter: Analyse und Forschungsstand für das Spanische bzw. Alt- und Mittelfranzösische aus generativer Sicht
  • 4.7.1.1 Pro-drop im Spanischen
  • 4.7.1.2 Pro-drop und Verb-Zweit-Eigenschaft im Alt- und Mittel-französischen
  • 4.7.2 Untersuchungen zur Syntax des Französischen in der Korrespondenz Karls und Ferdinands
  • 4.7.2.1 Analyse Karls L1-Daten
  • 4.7.2.1.1 Hauptsatz
  • 4.7.2.1.2 Nebensatz
  • 4.7.2.2 Analyse Ferdinands L2-Daten
  • 4.7.2.2.1 Hauptsatz
  • 4.7.2.2.2 Nebensatz
  • 4.7.3 Quantitative Auswertung beider Datensätze
  • 4.8 Zwischenbilanz
  • 5 Zusammenfassung
  • 6 Bibliographie
  • 6.1 Quellenverzeichnis
  • 6.2 Literaturverzeichnis
  • 7 Anhang

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1 Einleitung

Die mit der Publikation des ersten Bandes im Jahre 1912 von Wilhelm Bauer und Robert Lacroix begonnene, und mit mehr oder weniger langen Unterbrechungen fortgeführte, mittlerweile 4 Bände umfassende Edition der Korrespondenz Ferdinands I. mit seinen engeren Familienmitgliedern Karl V. und Maria von Ungarn erfuhr im Juni 2005 unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Christopher F. Laferl ihre Wiederaufnahme an der Universität Salzburg im Rahmen eines vom FWF geförderten Projektes. Die Familienkorrespondenz gilt, dank ihrer Fülle an Informationen zu den zentralen Themen habsburgischer Reichspolitik, als eine außerordentlich reichhaltige Quelle für die Erforschung der politischen Geschichte der Frühen Neuzeit.

Liegt das Hauptinteresse an ihr naturgemäß im Hinblick auf einen geschichtswissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt, so hält sie aber auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht einen – wenngleich bislang kaum beachteten – reichhaltigen Fundus an höchst interessantem Datenmaterial bereit. Die editorische Bearbeitung der im Original vorliegenden Brieftexte, an der ich selbst von Dezember 2006 bis Februar 2009 mitwirken durfte, ließ aus romanistischer Sicht sehr rasch ihren linguistischen Quellenwert erkennen. Dieser liegt zum einen in der unterschiedlichen sprachlichen Prägung der Korrespondenzpartner und dem Gebrauch von gleich mehreren Korrespondenzsprachen. Der linguistische Wert der Korrespondenz ergibt sich aber auch aus der Art der Überlieferung der Sprachdaten – die vorliegenden Brieftexte dienten in dieser Zeit ausschließlich einem möglichst raschen Informationsaustausch und sind mit Ausnahme weniger formalisierter Anrede- bzw. Schlussfloskeln von keiner besonderen sprachlichen und formalen Ästhetik. Sie gewährleisten dadurch eine linguistische Authentizität, die für Texte der beginnenden Frühen Neuzeit doch eher die Ausnahme darstellt. Damit ermöglicht die Korrespondenz die Realisierung eines Forschungsdesiderats aus sprach- und vor allem auch aus geschichtswissenschaftlicher Sicht, das beim derzeitigen Kenntnisstand als längst überfällig bezeichnet werden muss: Eine erstmals linguistisch fundierte Untersuchung der Sprachkenntnisse der beiden habsburgischen Brüder, die sich bislang nur auf manchmal doch recht zweifelhafte Einschätzungen und Pauschalurteile in allen möglichen Schattierungen von „gut“ bis „schlecht“ beschränkt. Die thematischen Eckpfeiler der vorliegenden linguistischen Untersuchung, die die überarbeitete und gekürzte Version meiner Dissertationsschrift darstellt, umfassen dementsprechend die bereits erwähnten Fragestellungen hinsichtlich der (Fremd)-Sprach(en)-Kompetenz der habsburgischen Herrscher bzw. deren ← 7 | 8 → Mehrsprachigkeit sowie der Konzeption ihrer mentalen Grammatik, die in besonderer Weise genau für den Zeitraum der Korrespondenz von Interesse ist, zumal sich in diesem ein Sprachwandel in der Geschichte des Französischen vollzieht, der sich auch auf die sprachliche Ausgestaltung der Korrespondenz der beiden Brüder maßgeblich auswirken sollte.

Ausgehend von einer synchronen Bestandsaufnahme des Sprachstatus der hier interessierenden Sprachen im beginnenden 16. Jahrhunderts und einer Synthese des aktuellen Forschungsstandes zur Rolle des Sprach- bzw. Fremdsprachenunterrichts in der Frühen Neuzeit werden demnach die wesentlichen sprachlichen Charakteristika der Brieftexte der beiden Herrscherfiguren mit Schwerpunkt auf Sprachverwendung, Grammatik, Orthographie und Lexik herausgearbeitet und verglichen. In einem weiteren Schritt wird überprüft, inwieweit der Umstand der Mehrsprachigkeit der habsburgischen Geschwister Einfluss auf die jeweiligen Kompetenzen der einzelnen Sprachen nimmt bzw. wie dieser aus sprachwissenschaftlicher Sicht zu beurteilen ist. Eine kurz dokumentierte Forschungslage zum Fremdspracherwerb bzw. Spracheinfluss bei sukzessiv erworbener Mehrsprachigkeit bildet hierfür die theoretische Grundlage. Der dritte Teil der Untersuchung widmet sich der mentalen Grammatik der beiden Herrscher und leistet damit auch einen Beitrag für die Grundlagenforschung zur Frage des Sprachwandels im Rahmen der generativen Spracherwerbstheorie. Hierbei werden vor allem syntaktische Analysemethoden auf die Sprachdaten der Korrespondenz angewendet und auf ihre Praktikabilität innerhalb der gängigen Theorie universeller Prinzipien der Organisation von Grammatik untersucht. Die Sprachdaten des Mittelfranzösischen/frühen Neufranzösischen sind hier von besonderer Brisanz, zumal das Mittelfranzösische jene Übergangsphase markiert, in der das Französische den Status einer Nullsubjektsprache zusehends verliert und sich zu einer Nicht-Nullsubjektsprache entwickelt. Hinsichtlich der bisweilen stark konkurrierenden Erklärungsansätze zu Ursache und Verlauf dieses Sprachwandels ist angesichts der linguistischen Besonderheit des Datenmaterials hier mit äußerst interessanten Ergebnissen zu rechnen.

Den Abschluss bildet ein kurzes Resümee, das die wesentlichen Ergebnisse nochmals summarisch zusammenfasst.

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2 Fremdsprachenunterricht in der Frühen Neuzeit

2.1 Zur aktuellen Forschungslage

Finkenstaedt (1992) bemerkt in seinem Nachwort des von Schröder 1992 herausgegebenen Symposiums-Sammelbandes „Fremdsprachenunterricht 1500-1800“ folgendes:

Die Erforschung der Realität des Fremdsprachenunterrichts der Vergangenheit scheint fast unmöglich zu sein, und zwar nicht nur, weil die Tondokumente fehlen. Allgemein kann man feststellen, dass dort, wo Fremdsprachen selbstverständlich erworben werden, wenig theoretische Äußerungen zu finden sind, und noch weniger Kommentare der Lernenden über ihre Erfahrungen beim Fremdsprachenlernen. (S. 240) [….] Die Erforschung des Fremdsprachenunterrichts wird eine Sache von Individualisten bleiben, glücklicherweise bleiben müssen, und diese sollten sich vor falscher Aktualisierung hüten. [….] (S. 244)

Details

Seiten
162
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653028256
ISBN (ePUB)
9783653998405
ISBN (MOBI)
9783653998399
ISBN (Paperback)
9783631627921
DOI
10.3726/978-3-653-02825-6
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (Juli)
Schlagworte
Mehrsprachigkeit Frühe Neuzeit Mittelfranzösisch Fremdsprachenkompetenz
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 162 S., 10 s/w Abb.

Biographische Angaben

Bernadette Hofinger (Autor:in)

Bernadette Hofinger studierte Romanistik an den Universitäten Salzburg, Montpellier und Rom. Sie forscht zu den Bereichen Fremdspracherwerb, diachrone und synchrone Syntax und Grammatiktheorie an der Universität Salzburg.

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