Jahrbuch 2012/2013
Herausgegeben im Auftrag des Vorstandes von Martin Heger
Series:
Edited By Berliner Wissenschaftliche
Pathologischer Mediengebrauch
Extract
Oliver Bilke-Hentsch
Zusammenfassung
Moderne elektronische Medien, die seit etwa der Jahrtausendwende in steigender Zahl von Kindern und Jugendlichen genutzt werden, stellen neben interessanten Entwicklungsmöglichkeiten auch eine Gefahr dar. Ähnlich wie bei stoffgebundenen Süchten gibt es vulnerable Jugendliche mit prämorbiden Störungen, die bei sorgfältiger multiaxialer Diagnostik klassische Suchtverhaltensweisen zeigen.
Für diese Untergruppe sind Therapieformen auf dem Boden adäquater Klassifikationssysteme zu entwickeln, so dass das praktische Problem bei noch unzureichender Forschungslage weder verharmlost noch dramatisiert wird. Ein enger interdisziplinärer Austausch zwischen Kinder- und Jugendärzten, Schulen, Kinder- und Jugendpsychiatern und Eltern sichert die Früherkennung und Intervention bei besonders schweren Fällen.
1. Einführung in die Thematik:
Die steigende Ausstattung von Haushalten und Kinderzimmern durch moderne interaktive Medienträger, sowie die Verfügbarkeit von mobilen Kommunikationsmitteln hat in den letzten 10 Jahren zu einer deutlichen Veränderung des Medienverhaltens bei Kindern und Jugendlichen geführt. Das Fernsehen und Videospiele prägen mittlerweile die mediale Wirklichkeit von Kindern bereits ab dem zweiten Lebensjahr. Weder eine empirisch nicht fundierte Aufregung über eine neue Suchtgefahr, noch eine Verharmlosung ist zu befürworten. Auf dem Boden der bestehenden Klassifikationssysteme und Handlungsansätze sind weiterentwickelnde Diagnostik und Therapie einzelner Betroffener sowie eine kritische Begleitung des öffentlichen Diskurses angezeigt.
2. Klinische Epidemiologie und Klassifikationsentwicklung:
Die Problematik des pathologischen Mediengebrauchs liegt in der Unschärfe der Gesamtbegrifflichkeit. Begriffe wie Internetsucht (Griffith, 1996), ← 211 | 212...
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