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Die Befreiung vom übernahmerechtlichen Pflichtangebot in der Reformdiskussion

von Lisa Ames (Autor:in)
©2014 Dissertation XXVI, 292 Seiten

Zusammenfassung

Wer die Kontrolle über eine Gesellschaft, deren Aktien zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen sind, durch Halten von mindestens dreißig Prozent der Stimmrechte erlangt hat, ist nach den Regelungen des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes (WpÜG) verpflichtet, den Aktionären ein Pflichtangebot zu unterbreiten. Von der Angebotspflicht bestehen zahlreiche, für die Rechtspraxis relevante Ausnahmen und Befreiungsmöglichkeiten, mit denen sich diese Arbeit auseinandersetzt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einer kritischen Analyse der einzelnen Ausnahme- und Befreiungstatbestände unter Berücksichtigung der Verwaltungspraxis der BaFin. Schließlich zeigt die Autorin Reformbedarf auf.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkürzungen und abgekürzt zitierte Literatur
  • A. Einführung
  • B. Entstehungsgeschichte des WpÜG und ökonomischer Rahmenbezug
  • I. Nationaler Vorläufer: Übernahmekodex der Börsensachverständigenkommission
  • 1. Ratio und Grundkonzeption
  • 2. Pflichtangebotsregime
  • 3. Scheitern des Übernahmekodex
  • II. Europäische Rechtsentwicklung
  • 1. Pennington-Entwurf
  • 2. Richtlinienvorschläge 1989/1990
  • 3. Richtlinienvorschläge 1996/1997 bis 2000
  • 4. Abschlussbericht der High Level Group of Corporate Law Experts
  • 5. Geänderter Vorschlag der Kommission für eine Übernahmerichtlinie
  • III. Umsetzung der Übernahmerichtlinie in Deutschland
  • IV. Inhalt und Ratio des Pflichtangebots
  • V. Ökonomischer Rahmenbezug
  • 1. Motive für Unternehmensübernahmen
  • a) Effizienzsteigerung
  • aa) Markt für Unternehmenskontrolle
  • bb) Synergieeffekte
  • cc) Free cash flow
  • b) Motive des Managements des Bieters
  • c) Umverteilungstheorien
  • 2. Auswirkungen auf die an einer Übernahme Beteiligten
  • 3. Ökonomie des Pflichtangebotrechts
  • 4. Ergebnis der ökonomischen Analyse
  • C. Rechtsvergleichende Umschau
  • I. Vereinigtes Königreich
  • 1. Rechtstatsachen
  • 2. Der Takeover Code
  • a) Entstehungsgeschichte
  • b) Regelungsstruktur
  • c) Der Takeover Panel
  • 3. Das Pflichtangebot
  • a) Kontrollschwelle
  • b) Rechtsfolge: Angebotspflicht
  • c) Ausnahmen von der Angebotspflicht
  • aa) Whitewash
  • bb) Verwertung einer Sicherheit (enforcement of security for a loan)
  • cc) Sanierungsfälle (rescue operations)
  • dd) Versehentlicher Kontrollerwerb
  • ee) Dritter mit 50 % der Stimmrechte
  • ff) Aufleben des Stimmrechts aus stimmrechtslose Aktien
  • gg) Rule 9.7: Veräußerung von Anteilen
  • II. Österreich
  • 1. Entstehungsgeschichte des österreichischen Übernahmegesetzes (ÜbG)
  • 2. Rechtstatsächliches Umfeld; Relevanz der Befreiungsgründe
  • 3. Pflichtangebotsregime
  • a) Kontrollerwerb
  • b) Creeping-in-Regelung
  • c) Gesicherte Sperrminorität gemäß § 26 a ÜbG
  • d) Rechtsfolge: Angebotspflicht
  • 4. Ausnahmen von der Angebotspflicht
  • a) Ausnahmetatbestände gemäß § 24 ÜbG
  • aa) Kein beherrschender Einfluss auf die Zielgesellschaft
  • bb) Kein Wechsel der Kontrolle
  • cc) Rechtsfolge: Mitteilungspflicht
  • b) Ausnahmetatbestände gemäß § 25 ÜbG
  • aa) Voraussetzungen
  • bb) Rechtsfolge
  • c) Sonderfall: Angebotspflicht im Falle passiver Kontrollerlangung
  • d) Angebotspflicht im Falle wechselseitiger Stimmrechtszurechnung
  • 5. Aufgaben der Übernahmekommission, insb. Stellungnahmen gemäß § 29 ÜbG
  • 6. Feststellungsverfahren
  • III. Schweiz
  • 1. Rechtstatsächliches Umfeld, Struktur der Angebotspflicht
  • 2. Das Pflichtangebot
  • a) Kontrollschwelle; Opting-Out und Opting-Up
  • b) Rechtsfolge: Angebotspflicht
  • 3. Ausnahmen von der Angebotspflicht und Befreiungsmöglichkeiten
  • a) Gesetzliche Ausnahmen von der Angebotspflicht
  • b) Befreiung von der Angebotspflicht in berechtigten Fällen gemäß Art. 32 Abs. 2 BEHG, Art. 39 Abs. 1 und 2 BEHV-FINMA
  • 4. Befreiungsverfahren, insb. Beteiligung der Aktionäre der Zielgesellschaft
  • a) Feststellungsverfahren
  • b) Befreiungsverfahren
  • c) Einspracheverfahren; Beteiligung qualifizierter Aktionäre im Verfahren vor der Übernahmekommission
  • 5. Durchsetzung der Angebotspflicht
  • a) Durchsetzung der Angebotspflicht durch die Übernahmekommission
  • b) Zivilrechtliche Ansprüche der Aktionäre der Zielgesellschaft
  • 6. Ergebnis
  • IV. USA
  • 1. Rechtstatsächliches Umfeld
  • 2. Bundesgesetzliche Rechtsgrundlagen und wesentliche Regelungen
  • a) Securities Act und Securities Exchange Act, Williams Act
  • aa) Offenlegungspflichten nach § 13 d SEA
  • bb) Rechtsfolgen einer Verletzung der Offenlegungspflichten
  • cc) Besondere Regelungen für Tender Offers gemäß §§ 14 d, 14 e SEA
  • i) Offenlegungspflicht nach § 14 d SEA
  • ii) Verkehrsbestimmungen gemäß § 14 d SEA, sogenannte Traffic Rules
  • iii) Betrugsbekämpfungsvorschriften (Anti-Fraud-Provisions)
  • b) Sonstige bundesrechtliche Rechtsquellen
  • aa) Hart-Scott-Rodino-Act
  • bb) Clayton-Act
  • cc) Sarbanes-Oxley Act
  • 3. Einzelstaatliches Recht
  • a) Control share cash-out statutes
  • b) Control share acquisition statutes
  • c) Sonstige den Erwerber belastende Regelungen einzelner Gliedstaaten
  • d) Übernahmeerschwerende Abwehrmechanismen auf Gesellschaftsebene
  • V. Ergebnis der rechtsvergleichenden Umschau
  • D. Die einzelnen Ausnahme- und Befreiungsgründe
  • I. Gesetzliche Ausnahme von der Angebotspflicht gemäß § 35 Abs. 3 WpÜG
  • 1. Voraussetzungen des Eintritts der Befreiungswirkung
  • a) Persönlicher Anwendungsbereich und Gegenstand der Befreiungswirkung
  • b) Notwendiger Zusammenhang zwischen Übernahmeangebot und Kontrollerlangung
  • aa) Frühestmöglicher Zeitpunkt
  • bb) Spätester Zeitpunkt des Kontrollerwerbs
  • cc) Fusionskontrollrechtliche Freigabe nach Ablauf der Annahmefrist
  • dd) Änderungen in der Beteiligungsstruktur des Bieters während des Übernahmeverfahrens
  • ee) Registerrechtlicher Vollzug einer Verschmelzung
  • c) Rechtsfolge
  • 2. Reformüberlegungen
  • a) Konkretisierung
  • b) Einführung einer Creeping-in-Regelung?
  • aa) Rechtsvergleichende Umschau
  • i) Vereinigtes Königreich
  • ii) Österreich
  • iii) Frankreich
  • iv) Rechtspolitische Diskussion in Deutschland
  • bb) Verfassungsrechtliche Erwägungen, Grundsatz der Gleichbehandlung der Aktionäre beim Anteilskauf?
  • i) Verfassungsrechtlich keine Pflicht
  • ii) Gleichbehandlungsgrundsatz und europarechtliche Gleichbehandlungsgebote
  • iii) Vorgaben der Übernahmerichtlinie
  • cc) Ermittlung des Regulierungsbedarfs
  • i) Kontrollerwerb unter Befreiung von der Angebotspflicht
  • ii) Low Balling
  • iii) Argumente gegen die Creeping-in-Regelung
  • iv) Funktion der Angebotspflicht
  • v) Konzernrecht rechtfertigt keine niedrigeren Schutzstandards
  • vi) Ökonomische Überlegungen
  • dd) Alternativvorschlag: Mindestannahmeschwelle
  • 3. Ergebnis
  • II. Nichtberücksichtung von Stimmrechten gemäß § 20 WpÜG
  • 1. Voraussetzungen einer Befreiung nach § 20 Abs. 2 WpÜG
  • a) Handelsbestand
  • b) Spekulationsbestand
  • c) Fehlende Absicht der Einflussnahme auf die Zielgesellschaft, Zölibatserklärung
  • 2. Verfahren
  • 3. Rechtsfolgen
  • III. Nichtberücksichtigung von Stimmrechten gemäß § 36 WpÜG
  • 1. Gesetzesgeschichte, Rechtsvergleich
  • a) Übernahmekodex
  • b) Rechtsvergleichende Umschau
  • aa) Vereinigtes Königreich
  • bb) Österreich
  • cc) Schweiz
  • 2. Voraussetzungen einer Nichtberücksichtigung von Stimmrechten gemäß § 36 WpÜG
  • a) Kontrollerwerb infolge Stimmrechtszurechnung
  • b) Kausalität
  • c) Erb- und familienrechtliche Sachverhalte
  • aa) Familiäres Näheverhältnis
  • bb) Erwerb durch Erbgang
  • i) Beginn der Fristen gemäß § 35 Abs. 1 und 2
  • ii) Problem: Erwerb durch Erbengemeinschaft
  • iii) Grenze des Anwendungsbereichs
  • cc) Kontrollerwerb durch Erbauseinandersetzung
  • dd) Vermögensauseinandersetzung aus Anlass der Auflösung einer Ehe oder Lebenspartnerschaft
  • ee) Unentgeltlicher Erwerb
  • i) Begriff der Unentgeltlichkeit
  • ii) Gemischte Schenkungen
  • ff) Reformüberlegungen
  • d) Rechtsformwechsel gem. § 36 Nr. 2 WpÜG
  • aa) Formwechsel iSd. UmwG kein Anwendungsfall
  • bb) Rechtsformwechsel außerhalb des Umwandlungsgesetzes
  • i) Übergang von einer Form der Personengesellschaft in eine andere Form der Personengesellschaft
  • ii) Anwachsungsmodelle
  • e) Umstrukturierungen innerhalb eines Konzerns, § 36 Nr. 3 WpÜG
  • aa) Aktienrechtlicher Konzernbegriff
  • bb) Übernahmerechtlicher Konzernbegriff iSd. § 36 WpÜG?
  • i) Unterschiedliche Regelungszwecke von Aktienkonzern- und Übernahmerecht
  • ii) Einheitliche Leitung kein tauglicher übernahmerechtlicher Anknüpfungspunkt
  • cc) Umstrukturierung
  • dd) „innerhalb“
  • 3. Verfahren
  • a) Antragserfordernis
  • b) Verbindung mit Befreiungsantrag gemäß § 37 WpÜG
  • c) Kein Suspensiveffekt
  • d) Zeitpunkt der Antragstellung
  • 4. Wirkungen einer Gestattungsverfügung der BaFin
  • a) Wirkungszeitpunkt
  • b) Keine Veränderung der Gesamtzahl der Stimmrechte der Zielgesellschaft
  • c) Keine dauerhafte Nichtberücksichtigung der Stimmrechte
  • 5. Reformüberlegungen: Kritik an Rechtsfolge
  • 6. Feststellungsverfahren über das Bestehen oder Nichtbestehen der Angebotspflicht
  • a) Rechtliche und tatsächliche Unsicherheit über das Bestehen der Angebotspflicht
  • b) Interessenlage der Beteiligten; Rechtsfolgen eines unterlassenen Pflichtangebots
  • aa) Interesse des Bieters an verbindlicher Feststellung der Angebotspflicht
  • i) Zinsanspruch gemäß § 38 WpÜG
  • ii) Ordnungswidrigkeit gemäß § 60 Abs. 1 Ziff. 1 lit. a)
  • iii) Rechtsverlust gemäß § 59 WpÜG
  • bb) Interesse der Zielgesellschaft
  • cc) Interesse der Aktionäre der Zielgesellschaft
  • c) De lege lata keine Möglichkeit, Bestehen der Angebotspflicht feststellen zu lassen
  • aa) § 4 Abs. 2 keine taugliche Ermächtigungsgrundlage für Erlass eines feststellenden Verwaltungsakts durch die BaFin
  • bb) § 37 WpÜG keine taugliche Ermächtigungsgrundlage
  • d) Feststellungsverfahren nach österreichischem Recht
  • e) Schweizer Recht
  • f) Beteiligung der Aktionäre am Feststellungsverfahren?
  • 7. Ergebnis zur Nichtberücksichtigung der Stimmrechte gemäß § 36 WpÜG
  • IV. Befreiung gemäß § 37 WpÜG
  • 1. Grundlagen, Struktur
  • 2. Ausmaß der Interessenverschiebung
  • 3. Befreiung wegen der Art der Kontrollerlangung
  • a) § 9 S. 1 Ziff. 1 WpÜG-AngebotsVO: Kontrollerwerb durch Erbschaft und Erbauseinandersetzung
  • b) § 9 S. 1 Ziff. 2 WpÜG-AngebotsVO: Erwerb durch Schenkung
  • c) Kontrollerlangung durch Aufleben des Stimmrechts aus Vorzugsaktien ohne Stimmrecht
  • d) § 9 S. 1 Ziff. 5 WpÜG – AngebotsVO: Verringerung der Gesamtzahl der Stimmrechte der Zielgesellschaft
  • aa) Kapitalherabsetzung
  • i) Keine Quotenverschiebung bei ordentlicher oder vereinfachter Kapitalherabsetzung
  • ii) Einziehung von Aktien gemäß §§ 237 ff. AktG
  • bb) Keine Pflicht des Bieters zum Abbau seiner Beteiligung
  • cc) Erwerb eigener Aktien
  • dd) Ergebnis
  • e) Kontrollerlangung aufgrund Zurechnung von Stimmrechten
  • f) Befreiung nach § 37 Abs. 1 WpÜG bei Nichtausübung einer Greenshoe-Option
  • aa) Begriff und Zweck
  • bb) Kontrollerwerb des Altaktionärs bei Nichtausübung der Greenshoe-Option
  • cc) Befreiung des Altaktionärs von der Angebotspflicht
  • 4. Befreiung aufgrund der Zielsetzung des Bieters, § 37 Abs. 1 Var. 2
  • a) § 9 S. 2 Ziff. 3 WpÜG-AngebotsVO: Buchwertklausel
  • aa) Tatbestand
  • i) Mittelbare Kontrollerlangung
  • ii) Ansatz der Buchwerte, Vergleichsunternehmen in zweistufigen Konstellationen
  • iii) Ansatz der Buchwerte in mehrstufigen Konstellationen
  • bb) Interessenabwägung
  • b) Emissionsbanken
  • aa) Mittelbare Verwirklichung des Bezugsrechts gemäß § 186 Abs. 5 AktG
  • bb) Privatplatzierung durch Investmentbank
  • cc) American-depositary receipt-Programme im Zuge von Unternehmensübernahmen im Ausland
  • dd) § 37 GWB
  • c) Abwehr einer feindlichen Übernahme
  • aa) Begriffsabgrenzung
  • i) White Knight
  • ii) White Squire
  • bb) Befreiung von der Angebotspflicht wegen besonderer Zielsetzung des White Squire ?
  • d) § 9 S. 1 Nr. 3 WpÜG-AngebotsVO: Kontrollerwerb im Zusammenhang mit der Sanierung der Zielgesellschaft
  • aa) Normzweck
  • bb) Zusammenhang zwischen Kontrollerlangung und Sanierung
  • cc) Befreiungsvoraussetzungen
  • i) Sanierungsbedürftigkeit
  • ii) Sanierungskonzept
  • iii) Sanierungsbeitrag
  • dd) Ermessensleitende Gesichtspunkte
  • ee) Entscheidung der BaFin
  • ff) Sonderfall: Sanierungstreuhand
  • i) Rechtliche Gestaltung
  • ii) Stimmrechtszurechnung
  • iii) Befreiung des Treuhänders gemäß § 9 S. 1 Nr. 3 WpÜG – AngebotsVO?
  • iv) Befreiung des Treuhänders gemäß § 9 S. 1 Nr. 4 WpÜG- AngebotsVO?
  • v) Verwaltungspraxis der BaFin
  • e) § 9 S. 1 Nr. 4 WpÜG – AngebotsVO: Forderungssicherung
  • aa) Verpfändung von Aktien kein Anwendungsfall des § 9 S. 1 Nr. 4 WpÜG – AngebotsVO
  • bb) Entscheidung der BaFin
  • f) Squeeze-out
  • aa) Verhältnis des Aktienrechts zum Übernahmerecht, Unterschiede im Verfahren
  • bb) Rechtslage in Österreich
  • cc) Vergleich des Minderheitenschutzes
  • dd) Interessenlage der Beteiligten
  • i) Bieterinteressen
  • ii) Aktionärsinteressen
  • iii) Ergebnis
  • ee) Verwaltungspraxis der BaFin
  • ff) Stellungnahme zur Verwaltungspraxis der BaFin
  • 5. Unverzügliches Unterschreiten der Kontrollschwelle
  • a) Konkretisierung in § 9 S. 1 Nr. 6 WpÜG-AngebotsVO
  • aa) Unbeabsichtigter Erwerb
  • bb) Unverzügliches Unterschreiten
  • cc) Ungeschriebene Befreiungsvoraussetzung: Unterbliebene Einflussnahme auf die Zielgesellschaft
  • b) Befreiung gemäß § 37 Abs. 1 Alt. 3 außerhalb des Anwendungsbereich des § 9 S. 1 Nr. 6 WpÜG-AngebotsVO
  • 6. Beteiligungsverhältnisse an der Zielgesellschaft
  • a) Normzweck und Abgrenzung zu § 37 Abs. 1 Alt. 5 WpÜG
  • b) § 9 S. 2 Nr. 1 WpÜG – AngebotsVO: Höherer Stimmrechtsanteil eines Dritten
  • aa) Befreiungsvoraussetzungen
  • bb) Nebenbestimmungen
  • cc) Dritter mit gleich hohem Stimmrechtsanteil
  • c) Befreiung gemäß § 37 Abs. 1 Alt. 4 WpÜG außerhalb des Anwendungs-bereichs des § 9 S. 2 Nr. 1 WpÜG-AngebotsVO
  • aa) Aktionäre mit bedeutenden Anteilen
  • bb) Sonderfall: Kommanditgesellschaft auf Aktien
  • 7. Fehlende Möglichkeit der Kontrollausübung
  • a) Schuldrechtliche Stimmrechtsbeschränkungen
  • aa) Entherrschungsverträge
  • bb) Stimmbindungsvertrag
  • b) Stimmrechtsausübungshindernisse
  • c) § 9 S. 2 Nr. 2 WpÜG-AngebotsVO: Keine Hauptversammlungsmehrheit
  • aa) Voraussetzungen
  • bb) Fälle fehlender Hauptversammlungsmehrheit außerhalb von § 9 S. 2 Nr. 2 WpÜG-AngebotsVO
  • d) Sonderfall: Stimmrechtspool
  • 8. Fehlendes Schutzbedürfnis der Minderheitsaktionäre
  • a) Beschluss der Hauptversammlung der Zielgesellschaft über das Entfallen der Angebotspflicht?
  • aa) Individueller Verzicht der Aktionäre auf die Annahme des Angebots zulässig
  • bb) Schutzverzicht der Aktionäre durch Zustimmung der Hauptversammlung zur Kapitalmaßnahme?
  • i) Kein konkludenter Verzicht auf Pflichtangebot durch Zustimmung der Aktionäre zur Kapitalmaßnahme
  • ii) Ausdrücklicher Verzicht de lege lata unbeachtlich
  • cc) Gesetzgeberischer Reformbedarf?
  • i) Minderheitsaktionärsschutz an sich nicht disponibel?
  • ii) Missbrauch- und Umgehungsgefahr?
  • iii) Whitewash-Verfahren im Vereinigten Königreich
  • iv) Übertragbarkeit der britischen Erfahrungen?
  • v) Praktikabilitätserwägungen
  • dd) Ergebnis
  • b) Konkurrenzverhältnis zum Umwandlungsrecht
  • 9. Rechtspolitische Kritik an Regelungsstruktur
  • a) Regelungstechnik
  • b) Überblick über Regelungstechniken
  • aa) Generalklausel
  • bb) Kasuistische Tatbestandsstruktur
  • cc) Prinzipiengeleitete Regelungstechnik
  • dd) Ergebnis
  • c) Kaum relevante Fallgruppen, die nicht bewältigt werden können, Ergebnis
  • 10. Ergebnis zu § 37 WpÜG
  • E. Ansprüche der Aktionäre bei pflichtwidrig unterlassenem Pflichtangebot
  • I. Beteiligtenstellung der Aktionäre der Zielgesellschaft im Befreiungsverfahren vor der BaFin
  • 1. Notwendige Beiladung
  • 2. Einfache Beiladung
  • 3. Ergebnis
  • II. Ansprüche der Aktionäre der Zielgesellschaft bei Nichtabgabe eines Pflichtangebots
  • 1. Zivilrechtliche Ansprüche gegen den Bieter
  • a) § 35 WpÜG als Anspruchsgrundlage?
  • b) § 823 Abs. 2 BGB als Anspruchsgrundlage
  • c) Kein außervertraglicher Abfindungsanspruch; kein gesetzliches Schuldverhältnis zwischen Bieter und Minderheitsaktionär
  • 2. Ergebnis
  • III. Gesetzgeberischer Reformbedarf?
  • 1. Anforderungen an ein Klagerecht der Aktionäre der Zielgesellschaft, konzeptionelle Schwierigkeiten
  • 2. Alternative Regelungsvorschläge, Rechtsvergleich
  • F. Schluss
  • G. Thesenartige Zusammenfassung
  • Literaturverzeichnis

Abkürzungen und abgekürzt zitierte Literatur

A.  Einführung

Das Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz bildet seit über zehn Jahren den Rechtsrahmen für öffentliche Übernahmen und stellt einen festen Bestandteil des deutschen Kapitalmarktrechts dar. Mit der Schaffung eines modernen Kapitalmarktrechts in Deutschland in den letzten fünfzehn Jahren1 ging auch eine Veränderung des rechtstatsächlichen Umfelds einher. Der deutsche Wertpapiermarkt galt lange Zeit als unterentwickelt2, die Aktie spielte als Instrument der Unternehmensfinanzierung gerade im Vergleich zum angelsächsischen Rechtsraum eine nur untergeordnete Rolle. Da der Kapitalmarkt eine vergleichsweise geringe Markttiefe aufwies, hatten auch öffentliche Übernahmen in Deutschland eher geringere Bedeutung3. Als rechtliche Rahmenbedingungen für den wenig aktiven Übernahmemarkt werden die Zweiteilung der Unternehmensleitung der Aktiengesellschaft in Vorstand und Aufsichtsrat, die Arbeitnehmermitbestimmung sowie einzelne Aspekte der Unternehmensfinanzierung genannt4. Hinzu kam, dass sich das mit dem Schlagwort „Deutschland AG“ treffend bezeichnete deutsche Wirtschaftssystem noch bis Mitte der 1990er Jahre durch ein Netzwerk vielfältiger Kapital- und Personalverflechtungen5 auszeichnete6, in ← 1 | 2 → dessen Zentrum Banken7 und Versicherer8 standen. Diese Kapitalverflechtungen gingen in den letzten fünfzehn Jahren stark zurück9, Banken und Versicherer haben sich auch aus der Kontrolle der Unternehmen zunehmend zurückgezogen10. Insgesamt hat sich der deutsche Finanzmarkt auch unter dem angelsächsischen Einfluss erheblich gewandelt11. Mit dieser Entwicklung ging zugleich eine Veränderung der Aktienkultur, ein Wachsen des Kapitalmarktes insgesamt und auch des Streubesitzes einher12. Technischer Fortschritt und die Öffnung des Kapitalmarkts für Innovationen aus dem angelsächsischen Raum führten zu einer erheblich größeren Vielfalt von Finanzprodukten13, zugleich öffneten sich breite Bevölkerungsschichten für eine Investition in Aktien14, zunehmend fließt auch Sparvermögen in Finanzprodukte15. Auch die Finanzmarktakteure stellen sich vielgestaltiger dar als noch vor einem Jahrzehnt16, zunehmend agieren Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften am Kapitalmarkt17. Dem ← 2 | 3 → angelsächsischen Vorbild18 folgend gewinnt auch die externe Corporate Governance zunehmend an Bedeutung: WpPG, WpÜG und WpHG sorgen gezielt für größere institutionelle Transparenz von börsennotierten Aktiengesellschaften, was auch dazu führt, dass der gewachsene Kapitalmarkt mehr und mehr Kontrollfunktion gegenüber den Unternehmen wahrnimmt. Mit den beschriebenen Änderungen der marktstrukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen einher ging ein bis zum Einsetzen der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008 stetig wachsender Übernahmemarkt in Deutschland19.

Öffentliche Übernahmen stellen daher einen immer wichtiger werdenden Teil des deutschen Wirtschaftslebens dar. In jüngster Vergangenheit fanden einige Übernahmeverfahren zudem herausragende Beachtung in der Öffentlichkeit20. So führte etwa das Übernahmeangebot der Schaeffler KG an die Aktionäre der Continental AG ebenso wie das feindliche Übernahmeangebot der spanischen ACS-Gruppe an die Aktionäre der HOCHTIEF AG nicht nur zu teilweise hitzigen (rechts-)politischen Diskussionen, sondern auch zur Formulierung konkreter Wünsche und Forderungen an den (Reform-)Gesetzgeber21.

Die steigende Bedeutung des Übernahmemarktes sowie die Revision der Übernahmerichtlinie sind Anlass, sich mit dem Pflichtangebot als „Kernstück“ ← 3 | 4 → des WpÜG zu befassen. Der empirische Befund zeigt, dass das Pflichtangebotsrecht zu großen Teilen das Recht seiner Ausnahmen ist. Seit Inkrafttreten des WpÜG liegt die Zahl der durchgeführten Befreiungsverfahren um ein Vielfaches höher als die Zahl der tatsächlich durchgeführten Pflichtangebotsverfahren22. Zudem ist zu beobachten, dass die Anträge auf Befreiung von den Pflichten des § 35 WpÜG fast immer erfolgreich sind.

Details

Seiten
XXVI, 292
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653048834
ISBN (ePUB)
9783653997668
ISBN (MOBI)
9783653997651
ISBN (Paperback)
9783631634226
DOI
10.3726/978-3-653-04883-4
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (September)
Schlagworte
Übernahmerecht WpÜG Stimmrechte BaFin
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. XXVI, 292 S.

Biographische Angaben

Lisa Ames (Autor:in)

Lisa Ames studierte Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg im Breisgau. Derzeit ist sie als Rechtsanwältin in Stuttgart tätig.

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