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Die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz – ein wirksames Qualitätsentwicklungsinstrument?

Eine deskriptive Fallstudie

von Melanie Bredereck (Autor:in)
©2015 Dissertation 268 Seiten

Zusammenfassung

Die Veröffentlichung und Umsetzung von Rahmenplänen für die pädagogische Arbeit ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer professionelleren Gestaltung des frühkindlichen Bildungsbereichs. Unerforscht ist, ob diese Bildungspläne ein wirksames Instrument zur Qualitätsentwicklung in Kindergärten sind. Die Autorin schließt diese Lücke und untersucht die Wirkung der Bildungs- und Erziehungsempfehlungen von Rheinland-Pfalz auf die pädagogischen Orientierungen und Prozesse. Die Untersuchung findet im Rahmen einer deskriptiven Fallstudie mit fünf Kindertagesstätten als Erhebungseinheiten statt. Mittels standardisierter Befragung und Beobachtung werden Daten erhoben und deskriptiv ausgewertet, ergänzend werden Art und Inhalt der stattgefundenen Interaktionen analysiert.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • 1. Theoretischer Teil
  • 1.1 Der Kindergarten
  • 1.1.1 Geschichtlicher Hintergrund
  • 1.1.2 Traditionelle Kindergartenerziehung und Reformprozess der 70er Jahre
  • 1.1.3 Mitarbeiterinnen im Kindergarten
  • 1.1.4 Strukturen frühkindlicher Bildung in Deutschland
  • 1.1.4.1 Zuständigkeiten
  • 1.1.4.2 Trägerstruktur
  • 1.1.5 Die aktuelle Diskussion über frühkindliche Bildung
  • 1.1.5.1 Die Empfehlungen des Forum Bildung
  • 1.1.5.2 Starting strong (OECD)
  • 1.2 Der Erziehungs-, Bildungs- und Betreuungsauftrag der Kindertageseinrichtungen
  • 1.2.1 Gesetzliche Regelungen
  • 1.2.2 Bildung, Erziehung und Betreuung in Kindertageseinrichtungen – Versuch einer Definition und Begriffsbestimmung
  • 1.2.2.1 Betreuung
  • 1.2.2.2 Bildung
  • 1.2.2.3 Erziehung
  • 1.3 Die Qualitätsdebatte im Bereich frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung in Deutschland
  • 1.3.1 Rechtsgrundlagen, die zur Qualitätssicherung verpflichten
  • 1.3.2 Versuch einer Definition des Qualitätsbegriffs
  • 1.3.3 Entwicklung und Feststellung pädagogischer Qualität – Instrumente und Maßnahmen
  • 1.3.3.1 Bildungspläne (Landesebene)
  • 1.3.3.2 Qualitätsmanagement-Systeme (Trägerebene)
  • 1.3.3.3 Kronberger Kreis – Qualität im Dialog entwickeln
  • 1.3.3.4 Einschätzskalen und Qualitätskriterienkataloge
  • 1.3.3.5 Gütesiegel
  • 1.3.4 Problem einer Inputorientierten Qualitätssteuerung
  • 1.4 Auswirkungen pädagogischer Qualität auf die kindliche Entwicklung
  • 1.4.1 Nationale Studien
  • 1.4.2 Internationale Studien
  • 1.5 Bildungspläne
  • 1.5.1 Gemeinsamer Rahmen der Länder für frühe Bildung in Kitas (JMK/KMK)
  • 1.5.2 Bildungspläne als Maßnahme zur Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen
  • 1.5.3 Die Bildungspläne der Bundesländer
  • 1.5.4 Offene Fragen zu den Bildungsplänen
  • 2. Forschungsfragen und Methoden
  • 2.1 Ableitung der Fragestellung und Bestimmung der Untersuchungsbereiche
  • 2.2 Methodisches Vorgehen
  • 3. Untersuchungsgegenstand
  • 3.1 Rheinland-Pfalz
  • 3.1.1 Zahlen
  • 3.1.2 Ministerium
  • 3.1.3 Kindertagesstättengesetz
  • 3.1.4 Wichtige Themen im Zusammenhang mit frühkindlicher Bildung in Rheinland-Pfalz
  • 3.1.5 Erzieherinnen in rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten
  • 3.2 Bildungs- und Erziehungsempfehlungen in Rheinland-Pfalz (BEE)
  • 3.2.1 Geschichte
  • 3.2.2 Die aktuellen BEE – Grundlegendes zur Entstehung, Zielsetzung und Verbindlichkeit
  • 3.2.3 Aufbau und Bildungsverständnis der BEE
  • 3.2.4 Die Querschnittsthemen und Bildungsbereiche der BEE
  • 3.2.5 Methodische Aspekte des Lernortes Kindertagesstätte
  • 3.2.6 Die Bedeutung der Interaktions- und Umweltgestaltung in den BEE
  • 3.2.6.1 Qualitative Inhaltsanalyse
  • 3.2.6.2 Darstellung des Kategoriensystems für die Interaktionsgestaltung
  • 3.2.6.3 Darstellung des Kategoriensystems für die Umweltgestaltung
  • 3.2.6.4 Auswertung und Interpretation der Analyseergebnisse
  • 3.2.7 Das Thema „Übergänge“ in den BEE
  • 4. Erhebungsinstrumente
  • 4.1 Kindergarten-Skala revidierte Fassung (KES-R)
  • 4.2 Fragebogen zu den BEE in Rheinland-Pfalz
  • 4.2.1 Pilotierung des Fragebogens
  • 4.2.2 Fragen zu Strukturmerkmalen und Rahmenbedingungen
  • 4.2.3 Itemgenerierung
  • 4.2.4 Likertskala
  • 4.2.5 Reliabilitätsanalyse der Likertskalen
  • 5. Deskriptive Auswertung
  • 5.1 Auswertung der strukturellen Fragen des Fragebogens
  • 5.1.1 Träger der Einrichtungen, konzeptionelle Besonderheiten und regionale Verteilungen
  • 5.1.2 Daten zur Kindergruppe
  • 5.1.3 Strukturelle Bedingungen
  • 5.1.4 Statistische Daten zu den Erzieherinnen
  • 5.1.5 Erläuterungen zu den Strukturen der einzelnen Einrichtungen
  • 5.1.5.1 Einrichtung
  • 5.1.5.2 Einrichtung
  • 5.1.5.3 Einrichtung
  • 5.1.5.4 Einrichtung
  • 5.1.5.5 Einrichtung
  • 5.2 Auswertung der Einstellungs- und Verhaltensskalen des Fragebogens
  • 5.2.1 Ergebnisse der Einstellungsskalen
  • 5.2.2 Ergebnisse der Verhaltensskalen
  • 5.2.3 Rezeption der BEE laut Fragebogenergebnis
  • 5.2.4 Umsetzung der Anforderungen aus den BEE laut Fragebogenergebnis
  • 5.3 Auswertung der Beobachtungsergebnisse
  • 5.3.1 Die Prozessqualität
  • 5.3.2 Die Qualität der Dimensionen Pädagogische Interaktion und Räumlich-materiale Ressourcen
  • 5.3.3 Pädagogische Qualität nach Qualitätsbereichen und -merkmalen
  • 5.3.3.1 Bereich IV. Aktivitäten
  • 5.3.3.2 Bereich III. Sprachliche Anregungen und Bereich V. Interaktionen
  • 6. Zusammenfassung der Zentralen Ergebnisse
  • 7. Diskussion und Empfehlungen
  • Literaturverzeichnis
  • Anhang
  • I. Fragebogen
  • II. Zeitplan der Untersuchung
  • III. Befragungsergebnisse aus dem Pretest
  • IV. Qualitätsprofil der Bereiche I., II., VI. und VII. der KES-R
  • V. Begleitstudie zu den BEE von Honig, Schreiber und Lang
  • VI. Ergebnisse der Diskussionsphase der Bildungs- und Erziehungsempfehlungen von August 2003 bis Januar 2004
  • VII. Tabelle mit den Bildungsplänen der 16 Bundesländer

← 8 | 9 →Einleitung

Thema dieser Arbeit sind die rheinland-pfälzischen Bildungs- und Erziehungsempfehlungen – im folgenden BEE genannt – und ihre Auswirkungen auf die pädagogische Qualität in Kindertageseinrichtungen.

Während meiner Tätigkeit als Leiterin einer Kindertagesstätte in Frankfurt entstand die Idee für diese Arbeit. Wir hatten in der Einrichtung gerade eine pädagogische Konzeption1 erarbeitet, als der hessische Bildungsplan veröffentlicht wurde. In der Fachliteratur habe ich viel über die Bedeutung der Bildungspläne für die Qualität der Einrichtungen gelesen, in der eigenen Praxis kam vom Bildungsplan wenig an. Er wurde mit mehr oder minder großer Begeisterung gelesen, war aber keine Grundlage für unsere Arbeit. Das war auch in anderen Einrichtungen so und lag zum Teil sicherlich daran, dass die Fachkräfte in den Kindertagesstätten2 im pädagogischen Alltag weitestgehend allein gelassen werden. Es gibt zwar Fachberatungen für diesen Bereich, diese haben jedoch so viele Einrichtungen zu betreuen, dass sie nicht überall bei jedem Problem helfen können. Das stellte auch die OECD bei ihrem Länderbericht für Deutschland 2004 fest (vgl. OECD 2004).

In den letzten Jahren (ich bin seit 2006 nicht mehr als Leiterin in der Einrichtung tätig) hat sich diese Situation nach Aussage der Erzieherinnen nicht ← 9 | 10 →wesentlich verändert. Es gab vielfältige andere Aufgaben, die die Kita beschäftigten: Einführung eines Qualitätsmanagement-Konzeptes, Umbau der Einrichtung und Aufnahme von Kindern unter drei Jahren um nur einige zu nennen. So ähnlich sieht es bei vielen Einrichtungen aus, sodass mir, angesichts dieser umfangreichen Anforderungen, nicht klar ist, wie die Bildungspläne ohne fachliche Vorortunterstützung flächendeckend implementiert werden sollen.

Dennoch ist die Veröffentlichung und Umsetzung von Rahmenplänen für die pädagogische Arbeit ein wichtiger Schritt in Richtung einer professionelleren Gestaltung des frühkindlichen Bildungsbereichs. Darüber, dass der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung große Bedeutung zukommt, ist man sich in der öffentlichen Diskussion mittlerweile einig. Themen wie die Anhebung der Erzieherinnen-Ausbildung auf Hochschulniveau, die Diskussion über pädagogische Qualität und Bildungspläne für Kindertageseinrichtungen zeigen die wachsende Bedeutung des frühkindlichen Bereiches in der öffentlichen Diskussion. Betrachtet man die Ergebnisse verschiedener nationaler und internationaler Studien, die den Zusammenhang zwischen der Qualität einer Einrichtung und verschiedenen Aspekten der kindlichen Entwicklung bestätigen, so ist die Forderung nach einer guten frühkindlichen Bildung absolut berechtigt. Lediglich darauf zu vertrauen, dass die Erzieherinnen3 in den Einrichtungen gute Arbeit leisten, ist zu wenig. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Erzieherinnen häufig sehr unterschiedliche Einstellungen und Schwerpunkte haben und in den Gruppen sehr verschieden agieren. Auch die Ergebnisse verschiedener nationaler (Tietze et al. 1998) und internationaler Studien (Roßbach 2005) machen deutlich, dass nicht in allen Kitas von einer guten pädagogischen Qualität ausgegangen werden kann.

Auch die Gestaltung der Erzieherin-Kind Interaktion verläuft nicht immer optimal, vielfach fällt es den Erzieherinnen schwer, adäquate Handlungen in den pädagogischen Alltag zu integrieren und den Kindern angemessene sprachliche Anregungen zu geben (vgl. König 2006, Fried 2011, Siraj-Blatchford et al. 2002).

Fachliche Orientierungen und Zielsetzungen sind somit sinnvoll, das führt auch Tietze aus: „Wir benötigen eine möglichst klare Beschreibung dessen, was als qualitativ gute Dienstleistung „Kindertagesbetreuung“ angeboten werden soll. Eine Verständigung über Qualitätsdimensionen und -standards bildet damit eine zwingende Voraussetzung für alles Weitere.“ (Tietze et al. 2002, S. 10) Die Frage ist, ob die ← 10 | 11 →Bildungspläne diese klare Beschreibung von Qualitätsdimensionen oder -standards bieten und ob sie geeignet sind, die Qualität in den Kitas weiter zu entwickeln.

In der bisherigen Forschung fand dieses Thema noch keine große Beachtung, höchstens in Form einiger Befragungsstudien (vgl. Smidt/Schmidt 2012, Honig et al. 2006). Diese Lücke möchte ich schließen, indem ich untersuche, ob die BEE ein geeignetes und wirksames Instrument zur Qualitätsentwicklung sind. Zur Beantwortung dieser Frage soll einerseits die Rezeption der BEE von Rheinland-Pfalz und andererseits die pädagogische Qualität in den Einrichtungen gemessen werden. Das ist ein wichtiger Schritt, wenn man verlässliche Aussagen über die tatsächliche Wirkung der Bildungspläne erhalten will. Es ist bemerkenswert, dass die Verantwortlichen in die Erstellung der Pläne so viel Zeit, Energie und Geld investiert haben, ohne durch Längsschnittstudien deren Effektivität zu prüfen. Mit Untersuchungen zur Qualität in Kitas vor und nach der Einführung eines Bildungsplanes hätte man eine gute Grundlage für weitere Entwicklungen gehabt. Nun bleibt nur, zu prüfen, wie die pädagogische Qualität in den Kitas zum aktuellen Zeitpunkt ist, um Aussagen über Stärken und Schwächen treffen und weitere Maßnahmen ergreifen zu können.

In diesem Sinne wurde diese Untersuchung so konzipiert, dass sie Stärken und Schwächen identifizieren und Empfehlungen für das weitere Vorgehen geben kann. Die Untersuchung findet im Rahmen einer deskriptiven Fallstudie statt, wodurch in Teilen eine individuelle Darstellung der Ergebnisse möglich war. Trotzdem wurde viel Wert auf eine standardisierte Vorgehensweise gelegt, da vergleichbare Daten erhoben werden sollten. Das ist meines Erachtens bei diesem Thema, das noch nicht ausreichend untersucht wurde, von großer Bedeutung. Letzten Endes kommt es darauf an, die Wirkung und Effektivität der Bildungspläne aller Bundesländer zu evaluieren und dafür müssen geeignete Erhebungsinstrumente gefunden werden. Die vorliegende Fallstudie soll zeigen, ob der gewählte Beobachtungsbogen (die Kindergarten-Skala von Tietze et al. 2007) ein Qualitätsfeststellungsinstrument ist, das in diesem Kontext gut anzuwenden ist und das Antworten auf oben gestellte Fragen liefern kann. Auch soll der standardisierte Fragebogen, der für diese Studie entworfen wurde, auf seine Tauglichkeit überprüft werden und kritisch hinterfragt werden, ob diese Art der Befragung im vorliegenden Fall die richtige war.

Die pädagogische Qualitätskonzeption dieser Arbeit beruht auf der Unterscheidung der Dimensionen Struktur-, Orientierungs- und Prozessqualität und der Einbindung der frühpädagogischen Einrichtungen in verschiedene Systeme (vgl. Bronfenbrenner 1981).

Das Thema Bildungspläne muss in einem breiten Kontext betrachtet werden. Im theoretischen Teil der Arbeit nähere ich mich diesem vielseitigen Thema, ← 11 | 12 →indem zuerst der Kindergartenbereich von der ersten Kinderbewahranstalt 1802 über die Kindergartenreform der 70er Jahre bis zur aktuellen Diskussion über frühkindliche Bildung vorgestellt werden. Diese aktuelle Diskussion wurde stark beeinflusst von der PISA-Studie, den Empfehlungen des Forum Bildung und der OECD-Studie Starting Strong 2.

In diesem ersten Teil werden auch die strukturellen Besonderheiten und Zuständigkeiten des Elementarbereichs anschaulich erläutert und die für diesen Bereich grundlegenden Begriffe Erziehung, Bildung und Betreuung bestimmt. Die Darstellung der aktuellen Qualitätsdiskussion bildet einen weiteren wichtigen Punkt, da es sich bei der pädagogischen Qualität um ein vielseitiges Konstrukt handelt, das klar definiert werden muss. Jeder hat andere Vorstellungen von Qualität – für Eltern sind eventuell längere Öffnungszeiten ein Zeichen für einen guten Kindergarten, während die Erzieherinnen eher regelmäßige Fortbildungen und eine gutes Betriebsklima als Merkmale guter Qualität benennen.

Ausgelöst durch verschiedene Studienergebnisse (PISA, Forum Bildung, Starting Strong) sind in den vergangenen Jahren viele Maßnahmen und Instrumente entstanden, mit deren Hilfe die pädagogische Qualität in den Kitas weiterentwickelt und festgestellt werden soll. Qualitätsfeststellungen in Kitas sind jedoch selten, meist konzentrieren sich die verantwortlichen Träger oder auch Politiker auf den Input in Form verschiedener Qualitätskriterienkataloge oder Rahmenpläne.

Die Relevanz einer guten pädagogischen Qualität für die kindliche Entwicklung und damit die Bedeutung der Qualitätsdiskussion wird im nachfolgenden Kapitel anhand einiger Studienergebnisse deutlich. Den Abschluss des theoretischen Teils bildet eine kurze Vorstellung des relativ neuen Instrumentes „Bildungsplan“, um die Besonderheiten dieser Pläne herausarbeiten und die Vielfalt der Anforderungen abbilden zu können.

Teil 2 bezieht sich auf die Ableitung der Forschungsfragen und die Methodik. Das zentrale Interesse der Fallstudie liegt auf der Beantwortung der Frage:

Sind die BEE ein geeignetes und wirksames Instrument zur Qualitätsentwicklung in Kindertagesstätten?

Anhand der Ergebnisse zur Orientierungs- und Prozessqualität, die sich aus der Befragung und Beobachtung ergeben, werde ich mich der Beantwortung dieser Frage annähern. Dabei gehe ich davon aus, dass die BEE als Qualitätsentwicklungsinstrument die Orientierungs- und Prozessqualität positiv beeinflussen, sonst tragen die BEE eher nicht zur Entwicklung der Qualität bei. Eine gute Orientierungs- und Prozessqualität würde somit bedeuten, dass die BEE ein geeignetes und wirksames Instrument zur Qualitätsentwicklung in Kitas sind.

← 12 | 13 →Methodisch schlage ich sicherlich einen etwas eigenwilligen Weg ein, indem ich einerseits mit standardisierten Instrumenten arbeite und deskriptiv auswerte, andererseits jedoch keine Stichprobenuntersuchung durchführe, sondern die Forschungsfrage mithilfe einer deskriptiven Fallstudie beantworte. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass meine Auswertungen mit anderen Studienergebnissen vergleichbar sind, ich aber auch die Möglichkeit hatte, individuelle Stärken und Schwächen zu nennen und zu bewerten. Das ist in einem Bereich, der noch so wenig untersucht wurde wie dieser, von großer Bedeutung.

Die rheinland-pfälzischen BEE als Untersuchungsgegenstand werden unter Teil 3 vorgestellt, vorab sollen die strukturellen Besonderheiten des Bundeslandes Rheinland-Pfalz erörtert werden, um einen besseren Überblick über den Kontext frühkindlicher Bildung geben zu können. Die in den BEE formulierten Anforderungen werden beschrieben und eine qualitative Inhaltsanalyse soll zeigen, welche Bedeutung der Interaktions- und Umweltgestaltung beigemessen wird. Es geht hier auch um eine kritische Betrachtung des Themas, unter Einbezug verschiedener Äußerungen und Vermutungen zur Nutzung und Bedeutung der Bildungspläne in der Praxis (vgl. Wehrmann 2010, Diskowski 2005 und 2008a/b).

Die Durchführung der Untersuchung erfolgte zum einen mit einer erprobten und bewährten Beobachtungsskala, der Kindergartenskala (KES-R) von Tietze et al. (2007). Diese Skala wurde aus dem englischen ins deutsche übersetzt, sie ist bereits in vielen nationalen und internationalen Studien zum Einsatz gekommen. Mit der KES-R kann die globale4 Prozessqualität einer Kindergartengruppe eingeschätzt werden.

Zum anderen werden die Erzieherinnen mit einem standardisierten Fragebogen, der wichtige inhaltliche Aspekte aus den BEE beinhaltet, befragt. Ziel ist, zu ermitteln, welchen Bereichen aus den BEE die Erzieherinnen besonders stark zustimmen, und damit, wie stark sie die Inhalte der BEE rezipieren und wie gut die Orientierungsqualität ist. Dieser Fragebogen wurde von mir für diese Fallstudie entwickelt. Beide Instrumente werden unter Kapitel 4 vorgestellt.

In Kapitel 5 werden die erhobenen Daten grafisch dargestellt und deskriptiv ausgewertet. Hier werden die Ergebnisse für die einzelnen Dimensionen – Struktur-, Orientierungs- und Prozessqualität – vorgestellt, um in Kapitel 6 die ← 13 | 14 →Frage nach der Wirksamkeit der BEE als Qualitätsentwicklungsinstrument beantworten zu können.

Details

Seiten
268
Jahr
2015
ISBN (PDF)
9783653045536
ISBN (ePUB)
9783653977622
ISBN (MOBI)
9783653977615
ISBN (Hardcover)
9783631654262
DOI
10.3726/978-3-653-04553-6
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (September)
Schlagworte
Umweltgestaltung Erziehung Kindertageseinrichtungen Erzieher-Kind-Interaktion
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 268 S., 1 s/w Abb., 15 Tab., 36 Graf.

Biographische Angaben

Melanie Bredereck (Autor:in)

Melanie Bredereck, Dr. phil., studierte Erziehungswissenschaft an der Universität Heidelberg. Sie war einige Jahre als Leiterin einer Kindertagesstätte tätig. Derzeit arbeitet sie als Fachreferentin für Qualitätsentwicklung in Kindertagesstätten bei der Evangelischen Kirche in Mannheim.

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