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Die Haftung des Geschäftsleiters in der Insolvenz

Am Beispiel der GmbH und Private Company Limited by Shares

von Isabel von Gerstenbergk- (Autor:in)
©2016 Dissertation XXIV, 410 Seiten

Zusammenfassung

Dieses Buch befasst sich mit der rechtsvergleichenden Darstellung der Haftung des GmbH-Geschäftsführers sowie des director der Private Company Limited by Shares in der Insolvenz. Durch eine rechtsvergleichende Darstellung zeigt die Autorin Vor- und Nachteile haftungsrechtlicher Ansprüche gegen die Geschäftsleiter sowohl des deutschen als auch des englischen Rechts unter Bezugnahme auf die EuGH-Rechtsprechung zur Niederlassungsfreiheit und deren Konsequenzen für Unternehmer im deutschen Inland auf. Im Fokus stehen die Ansprüche aus Insolvenzverschleppung gemäß § 15a InsO und wrongful trading gemäß sec. 214 IA 1986.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkürzungsverzeichnis
  • Einleitung
  • Erster Teil: Die Haftung des Geschäftsführers in der Insolvenz der GmbH
  • § 1. Ansprüche der Gesellschaft gegen ihren Geschäftsführer
  • A. Obliegenheitsverletzung des Geschäftsführers gemäß § 43 GmbHG
  • I. Pflichtverletzung des Geschäftsführers: Unterlassene oder verspätete Sanierung und verspätete Insolvenzantragsstellung
  • 1. Zeitpunkt der Sanierungspflicht
  • a. Die betriebswirtschaftliche Krise
  • b. Die rechtliche Krise
  • 2. Sanierungsprüfung
  • 3. Die Wechselwirkung gesellschafts- und insolvenzrechtlicher Sanierungsinstitute
  • II. Verantwortlichkeit gegenüber der Gesellschaft
  • 1. Zurechenbares Verhalten
  • 2. Fehlerhafter und faktischer Geschäftsführer
  • 3. Die Konzernmutter als faktischer Geschäftsführer
  • III. Sorgfaltsmaßstab für den Geschäftsführer
  • 1. Pflichtverletzung
  • 2. Objektiver Verschuldensmaßstab eines ordentlichen Geschäftsmannes
  • 3. Handlungsermessen des Geschäftsführers
  • IV. Adäquat kausal verursachter Schaden der Gesellschaft
  • V. Beweislastverteilung
  • VI. Geltendmachung des Anspruchs
  • VII. Anspruchskonkurrenz aus Vertrag
  • B. Haftung wegen Masseschmälerung nach Insolvenzeintritt, § 64 S. 1 GmbHG n. F.
  • I. Masseerhaltungspflicht nach Eintritt der Insolvenz
  • 1. Zahlungen i.S.d. § 64 S. 1 GmbHG n. F.
  • 2. Zahlungen i.S.d. § 64 S. 2 GmbHG n. F.
  • 3. Zahlungen i.S.d. § 64 S. 3 GmbHG n. F.
  • II. Insolvenzgründe
  • 1. Zahlungsunfähigkeit
  • 2. Drohende Zahlungsunfähigkeit
  • 3. Überschuldung
  • a. Überschuldungsbegriff
  • aa. Modifizierter zweistufiger Überschuldungsbegriff
  • bb. Zweistufiger Überschuldungsbegriff
  • cc. Überschuldungsbegriff nach § 19 Abs. 2 InsO in der Form des FMStG
  • b. Eigenkapitalersetzende Gesellschafterdarlehen
  • aa. Alte Rechtsprechung vor Inkrafttreten des MoMiG
  • bb. Rechtsprechungsänderung vom 08. Januar 2001
  • cc. Rechtslage nach MoMiG
  • dd. Eigenkapitalersetzende Darlehen mehrerer Gesellschafter
  • III. Eröffnung des Insolvenzverfahrens
  • IV. Verschulden
  • V. Rechtsfolgen
  • VI. Verzicht und Vergleich
  • VII. Verjährung des Ersatzanspruches
  • VIII. Verhältnis der Ersatzansprüche aus § 64 GmbHG n. F. zur Insolvenzanfechtung
  • 1. Zurückbehaltungsrecht oder sofortige Zahlungspflicht
  • a. Zurückbehaltungsrecht
  • b. Sofortige Zahlungspflicht
  • 2. Das Sonderproblem verjährter Anfechtungsansprüche
  • C. Haftung aufgrund Verletzung des § 15a Abs. 4, 5 InsO n. F.
  • § 2. Ansprüche der Gesellschafter gegen den Geschäftsführer einer insolventen GmbH
  • § 3. Ansprüche Dritter gegen den Geschäftsführer einer insolventen GmbH (Außenhaftung)
  • A. Die Haftung des Geschäftsführers gemäß §§ 311 Abs. 2, 3, 280 Abs. 1, 241 Abs. 2 BGB
  • I. Fallgruppen der Geschäftsführerhaftung
  • 1. Inanspruchnahme besonderen persönlichen Vertrauens
  • 2. Wirtschaftliches Eigeninteresse
  • II. Verhältnis von § 311 Abs. 3 S. 2 BGB zu §§ 823 Abs. 2 BGB i.V.m. 15a InsO n. F.
  • III. Geltendmachung und Rechtsfolgen des Anspruchs
  • B. Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritten
  • I. Anspruchsvoraussetzungen
  • II. Keine Einbeziehung Dritter in den Vertrag
  • C. Die Haftung des Geschäftsführers gemäß § 823 Abs. 1 BGB
  • I. Haftungsrechtlicher Verantwortungsbereich
  • II. Haftungsausdehnung zu Lasten des Geschäftsführers
  • D. Die Haftung aus Insolvenzverschleppung gemäß § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 15a Abs. 1 InsO n. F.
  • I. § 15a Abs. 1 InsO n. F. als Schutzgesetz
  • II. Antragspflicht bei Insolvenzgrund
  • III. Beginn der Antragsfrist
  • 1. Positive Kenntnis des Insolvenzgrundes
  • 2. Theorie des objektiven Maßstabes
  • 3. Tendenzen in der Rechtsprechung
  • IV. Fristende
  • V. Maßnahmen der Geschäftsführer und Beurteilungsspielraum
  • VI. Pflichtwidriges Handeln
  • 1. Verschulden
  • a. Handlungsmaßstab
  • b. Pflicht zur Stellung eines zulässigen Antrages
  • 2. Antragspflichten bei mehreren Geschäftsführern
  • 3. Antragspflichten bei einer geschäftsführerlosen GmbH
  • 4. Rücknahme des Antrags
  • VII. Schadensberechnung
  • 1. Abgrenzung zwischen Alt- und Neugläubiger
  • 2. Der Quotenschaden der Altgläubiger
  • 3. Der Schaden der vertraglichen Neugläubiger
  • 4. Ausnahme für Arbeitnehmer
  • 5. Der Schaden gesetzlicher Neugläubiger
  • VIII. Geltendmachung des Anspruchs (Aktivlegitimation)
  • 1. Gesamtschaden gemäß § 92 InsO
  • 2. Individualschaden
  • 3. Zurückbehaltungsrecht
  • IX. Darlegungs- und Beweislast
  • X. Amtsniederlegung und Abberufung
  • XI. Verjährung
  • XII. Die Einbeziehung der Konzernmutter
  • E. Die Haftung des Geschäftsführers gemäß § 826 BGB
  • F. Die Haftung gemäß § 26 Abs. 3 InsO
  • I. Anspruchsvoraussetzungen
  • II. Anspruchsinhalt
  • § 4. Die Haftung aufgrund der Verletzung strafrechtlicher Vorschriften
  • A. § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. strafrechtlichen Schutzvorschriften
  • B. Insolvenzverschleppung gemäß § 15a Abs. 4, 5 InsO n. F.
  • I. Schutzbereich des § 15a Abs. 4, 5 InsO n. F.
  • II. Objektive Tatbestandsvoraussetzungen einer Insolvenzverschleppung
  • III. Täter
  • IV. Vorsatz oder Fahrlässigkeit
  • V. Rechtsfolgen
  • VI. Auswirkung der Einbeziehung des Sanierungsberaters auf den Geschäftsführer
  • § 5. Die Haftung aufgrund der Verletzung öffentlich-rechtlicher Vorschriften
  • A. Haftung für Steuerverbindlichkeiten der GmbH
  • I. §§ 69, 34 Abs. 1 AO
  • 1. Personenkreis der Vertreter, §§ 34, 35 AO
  • 2. Gesamt- und Einzelverantwortlichkeit
  • 3. Pflichten des Geschäftsführers und Pflichtverletzung
  • a. Pflichtverletzung durch Nichtabführung der Steuern
  • b. Grundsatz der anteiligen Tilgung
  • c. Tatsächliche oder rechtliche Unmöglichkeit zur Abführung
  • 4. Kausaler Haftungsschaden
  • 5. Verschulden
  • 6. Insolvenzantragstellung durch das Finanzamt als Gläubiger
  • 7. Eröffnung des Insolvenzverfahrens
  • 8. Amtsniederlegung
  • II. Weitere steuerrechtliche Haftungsvorschriften
  • B. Haftung für nicht (vollständig) abgeführte Sozialversicherungsbeiträge
  • I. Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil
  • II. Haftung aus unerlaubter Handlung gemäß § 823 Abs. 2 BGB
  • III. Rechtswegzuständigkeit
  • IV. Vorrang der Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen
  • V. Verhältnis zu anderen Haftungstatbeständen
  • Zweiter Teil: Die Haftung des Director einer insolventen Limited
  • § 1. Geschichtliche Hintergründe zur Handelndenhaftung im Gesellschaftsrecht
  • A. Kurzüberblick über die historische Entwicklung der Handelndenhaftung
  • I. Kelner v. Baxter (1866)
  • II. Newborne v. Sensolid (Great Britain) Ltd.
  • III. Die Leitentscheidung Salomon v. Salomon
  • 1. Die Salomon-Doktrin und das (konzernrechtliche)Trennungsprinzip
  • 2. Durchbrechungen des Trennungsprinzips (Piercing the Corporate Veil)
  • a. Fallgruppen der Durchgriffshaftung
  • b. Entscheidungen zur Durchgriffshaftung
  • IV. Sec. 36 C (I) CA 1985
  • B. Konzeptionelle Ansätze im Insolvency Act 1986: Das Insolvenzverfahren
  • C. Pflichtenbindung des Director
  • § 2. Die Haftung des Director nach Statute Law
  • A. Allgemeines
  • I. Insolvenzgründe des englischen Rechts
  • 1. Zahlungsunfähigkeit, sec. 123 IA 1986
  • 2. Weitere Insolvenzgründe
  • II. Verfahrensarten des englischen Rechts
  • B. Fälle persönlicher Haftung des Director
  • I. Fraudulent Trading, Sec. 213 IA 1986
  • 1. Grundsatzentscheidung und gesetzgeberische Vorgaben
  • 2. Haftungsvoraussetzungen und Rechtsfolgen
  • a. Adressatenkreis
  • b. Carrying on Business
  • c. Intent to Defraud or Fraudulent Purpose
  • d. Konnexität
  • e. Rechtsfolgen
  • f. Prozessuale Unterschiede zur strafrechtlichen Verfolgung
  • 3. Praktische Erwägungen in der Rechtsprechung
  • II. Wrongful Trading, Sec. 214 IA 1986
  • 1. Grundlagen
  • 2. Inhalt und Ziele des Wrongful Trading
  • 3. Haftungsvoraussetzungen
  • a. Liquidationsverfahren
  • aa. Compulsory Winding Up/Winding Up by the Court
  • (1) Antragsberechtigung
  • (2) Zuständigkeit des Gerichts
  • bb. Creditors’ Voluntary Winding Up
  • cc. Balance Sheet Insolvency
  • b. Eigenes (Nicht-)Handeln des Director
  • aa. Kreis der Verantwortlichen
  • (1) De Jure Director
  • (2) Shadow Director
  • (3) De Facto Director
  • bb. Handeln oder Unterlassen
  • c. Kenntnis des Director
  • aa. Moment of Truth Test
  • bb. Knowledge Test
  • 4. Exkulpation des Director
  • 5. Zusammenhang zwischen fehlerhaftem Handeln und Schaden
  • 6. Rechtsfolgen des Wrongful Trading
  • a. Schadensersatz
  • aa. Alt- und Neugläubigerschaden: Quotenschaden - Net Deficiency Test
  • bb. Gesicherte und ungesicherte Gläubiger
  • (1) Position der ungesicherten Gläubiger
  • (2) Position gesicherter Gläubiger
  • (3) Floating Charge
  • (4) Re Oasis Merchanising Services Ltd.
  • cc. Durchsetzung der Haftung im Ermessen des Gerichts
  • (1) Geltendmachung des Anspruchs
  • (2) Verteilung des Gesellschaftsvermögens
  • (3) Anordnung des Gerichts
  • b. Disqualification
  • aa. Tätigkeitsverbot
  • bb. Fallgruppen der Unfitness
  • (1) Lack of Commercial Morality
  • (2) Recklessness and Incompetence
  • cc. Zuständigkeit
  • dd. Mildernde Umstände und Leave to Act (Tätigkeitserlaubnis)
  • 7. Unterschiede zum Fraudulent Trading
  • III. Misfeasance Proceedings, Sec. 212 IA 1986
  • 1. Tatbestandsvoraussetzungen
  • 2. Rechtsfolge der Pflichtverletzung
  • 3. Konkurrenzverhältnis zu Wrongful Trading
  • IV. Gründung einer Phoenix Company, Sec. 216, 217 IA 1986
  • 1. Haftungsvoraussetzungen
  • 2. Ausnahmen nach den Insolvency Rules
  • 3. Rechtsfolgen
  • V. Sec. 206 – 211 IA 1986
  • VI. Geschäfte außerhalb des Geschäftsgegenstandes
  • VII. Missbrauch der Vertretungsmacht
  • VIII. Haftungsfreistellung
  • IX. Klagerechte der Gesellschafter im Namen der Gesellschaft
  • 1. Sec. 14 CA 1985/Sec. 33 CA 2006: Vertrag zwischen Gesellschaftern und Limited
  • 2. Foss v. Harbottle
  • 3. Unfair Prejudice, Sec. 459 CA 1985/Sec. 994 CA 2006
  • § 3. Die Haftung des Director nach Common Law
  • A. Verletzung von Treue- und Sorgfaltspflichten gegenüber der Gesellschaft
  • I. Fiduciary Duties
  • II. Duties of Care and Skill
  • III. Modifikation der Directors’ Duties
  • IV. Milderungsmöglichkeit, Sec. 727 CA 1985
  • B. Handeln zugunsten der Gesellschafter
  • C. Directors’ Duties for the Benefit of Creditors
  • I. Haftungsvoraussetzungen
  • II. Haftungsumfang
  • III. Zeitpunkt der Haftung
  • IV. Milderungsmöglichkeit bei Common Law Duty
  • V. Geltendmachung des Anspruchs und seine Rechtsfolgen
  • VI. Auswirkungen in der Praxis
  • 1. Abwägung zwischen Common Law Duties und Wrongful Trading
  • 2. Prozessuale Durchsetzbarkeit
  • VII. Vorrang der Haftung zur Masse
  • D. Die Pflichten des Director nach der Company Law Reform
  • E. Verhältnis der gesetzlichen Haftungstatbestände zu den Directors’ Duties
  • F. Weitere Haftungstatbestände im Kurzüberblick
  • § 4. Staatsaufsicht
  • A. Sonderprüfung durch Sonderermittler
  • B. Befugnisse des Sonderermittlers
  • C. Die Veränderungen im CA 2006
  • Dritter Teil: Rechtsvergleichung
  • § 1. Vergleich der Haftungsentwicklung im Überblick
  • A. Historische Hintergründe
  • I. Das deutsche Insolvenzrecht und insolvenzbezogene Gesellschaftsrecht
  • II. Das englische Insolvenzrecht und insolvenzbezogene Gesellschaftsrecht
  • B. Soziale und ökonomische Hintergründe
  • I. In Deutschland
  • II. Im Vereinigten Königreich
  • C. Vergleich der Entstehungsgeschichte und weitergehender Faktoren
  • D. Rechtliche Aspekte
  • § 2. Insolvenzverschleppungshaftung
  • A. Adressaten und Funktion der Haftungstatbestände
  • I. Adressatenkreis der Normen
  • 1. Shadow Directorship in Deutschland
  • 2. Der Mutterkonzern als Schattendirektor
  • 3. Einbeziehung von Aufsichtsräten
  • 4. Abwägung
  • II. Funktion der Normen
  • B. Inhalt und Rechtsfolgen des Anspruchs
  • I. Umfang der Antragspflichten und deren Auswirkungen
  • II. Verschuldensmaßstab
  • III. Haftungsumfang
  • 1. Schadensumfang
  • 2. Innen- und Außenhaftung der Geschäftsleitung
  • 3. Richterliches Ermessen
  • 4. Unternehmerisches Handlungsermessen
  • IV. Beweislastverteilung
  • C. Vorverlagerung der Haftung
  • D. Exkulpation des Geschäftsleiters
  • E. Geltendmachung von Ansprüchen
  • F. Die Wirkung des Mindestkapitalerfordernisses auf die Insolvenz
  • G. Impulse und Konsequenzen für das bestehende Haftungsrecht
  • Vierter Teil: Niederlassungsfreiheit und ihre Konsequenzen auf das Haftungsrecht in der Insolvenz im Rahmen des MoMiG
  • § 1. Die Ausgangssituation
  • A. Überblick über die EuGH-Rechtsprechung
  • I. Die Daily Mail-Doktrin
  • II. Die Entscheidungen Centros, Überseering und Inspire Art
  • III. Das Sevic-Urteil
  • IV. Die Cartesio-Entscheidung
  • V. Der Fall National Grid Indus.
  • VI. Der Fall Vale Építési kft.
  • B. Weiterführende Problematik und Entwicklung
  • I. Wegzugs- und Zuzugsfälle
  • II. Rechtliche Umsetzung
  • 1. MoMiG
  • 2. Vereinheitlichte Kollisionsnormen
  • § 2. Haftung des Geschäftsleiters einer Limited mit Sitz in Deutschland
  • A. EuInsVO und die Insolvenzverschleppungshaftung nach § 64 GmbHG a. F.
  • I. Die Zuständigkeitsproblematik nach alter Rechtslage
  • 1. Einordnung des § 64 Abs. 1 GmbH a. F.
  • a. Insolvenzrechtliche Zuordnung
  • b. Deliktsrechtliche Zuordnung
  • c. Gesellschaftsrechtliche Zuordnung
  • d. Neuregelung des § 15a InsO n. F.
  • 2. Niederlassungsfreiheit gemäß Art. 49, 54 AEUV
  • a. Insolvenzantragspflicht, § 15a InsO n. F.
  • b. Beschränkung der Niederlassungsfreiheit
  • c. Rechtfertigung der Beschränkung
  • aa. 4-Kriterien-Test
  • bb. Anwendbarkeit der EuInsVO
  • II. Ergebnis
  • B. Auswirkungen auf andere Haftungstatbestände
  • § 3. Fazit
  • Schlusswort
  • Literaturverzeichnis

| xix →

Abkürzungsverzeichnis

| 1 →

Einleitung

Die starke Konkurrenz ausländischer Rechtsformen, allen voran die englische Private Company Limited by Shares („Limited“), hat die deutsche Gesellschaft mit beschränkter Haftung („GmbH“) unter Wettbewerbsdruck gesetzt. Die englische Limited steht im Mittelpunkt des Interesses deutscher Unternehmer, wenn die Gründung einer ausländischen, der GmbH vergleichbaren Gesellschaftsform zur Wahl steht1. Der EuGH hat das Internationale Gesellschaftsrecht vieler kontinentaler EU-Mitgliedstaaten mit seiner Rechtsprechung2 zu der europarechtlichen Niederlassungsfreiheit gemäß Art. 49, 54 AEUV jedenfalls in den sog. Zuzugsfällen3 revolutioniert4. Das Interesse an der Gründung der funktional mit der GmbH vergleichbaren Limited im deutschen Rechtsverkehr ist daher ungebrochen. Ihre Attraktivität folgt nicht zuletzt aus dem Fehlen eines gesetzlichen Mindestkapitalsystems: Das Vorliegen eines Stammkapitals, das der Sicherheit der Gläubiger dient, ist keine Voraussetzung der Limited, so dass Einlagen nicht geleistet werden müssen5. Die Limited scheint daher im Gegensatz zur GmbH auf den ersten Blick dank ihrer schnellen und unbürokratischen Gründungsmöglichkeit wesentlich attraktiver für Unternehmer, die sich selbstständig machen und eine eigene Gesellschaft gründen wollen6. Seit der Inspire Art-Entscheidung ← 1 | 2 → des EuGH7 steht zudem fest, dass auf die Limited in Deutschland auch englisches Gesellschaftsrecht anwendbar ist8. Da England seit jeher der Gründungstheorie folgt, steht aus englischer Sicht einem identitätswahrenden Wegzug einer englischen Limted nach Deutschland ebenfalls nicht im Wege. Diese Gründe führten allesamt zu einer weitläufigen Diskussion über die Wettbewerbsfähigkeit der GmbH. Neben stetigen Bemühungen um die Sicherung und Verbesserung des Kapitalschutzsystems wurde vor allem das Mindeststammkapital bei der GmbH als ineffektiv und zu kompliziert kritisiert9. Die Diskussionen führten zu umfangreichen Reformbestrebungen hinsichtlich des deutschen Gesellschafts- und Insolvenzrechts. Die Reform des GmbH-Rechts nahm am 23. Mai 2007 ihre erste Hürde10 und führte zur Einführung des Gesetzes zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen (MoMiG)11 vom 23. Oktober 2008. Die Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union sowie der europaweite Wettbewerb der Unternehmen führten ebenso zur Modernisierung des englischen Gesellschaftsrechts durch die Company Law Reform (“CLR“)12.

Neben den deutschen Reformbestrebungen sind auch dem Europäischen Parlament sind die Unterschiede vergleichbarer europäischer Unternehmensformen bekannt. In einem Bericht des Rechtsausschusses über die Entwicklungen und Perspektiven des Gesellschaftsrechts forderte das Europäische Parlament die Kommission bereits im Jahre 2006 auf, einen Vorschlag für die Europäische Privatgesellschaft vorzulegen, um den Bedürfnissen kleiner und mittlerer Unternehmen Rechnung zu tragen13.

Die englische Limited hat sich in dem letzten Jahrzehnt im Zuge dieser Europäisierung sowie der vorgenannten EuGH-Rechtsprechung14 stetig wachsender Beliebtheit erfreut. Der Bestand der GmbH in Deutschland wuchs im Jahr ← 2 | 3 → 2010 gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich 3% auf 1.044.466 zum Stichtag 01. Januar 201115. In diesem Bestand spiegelt sich auch die mit dem MoMiG eingeführte Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) wieder, deren Bestandszahl sich zum vorgenannten Stichtag auf 44.361 belief16. Die GmbH war allerdings die einzige Kapitalgesellschaft, die im Jahr 2010 per Saldo einen Zuwachs aufwies, wenngleich er unter dem des Vorjahres 2009 lag17. Der Bestand der GmbH wuchs im Vorjahr 2009 gegenüber dem Jahr 2008 um fast 3,5% auf 1.016.443 Gesellschaften zum Stichtag 01. Januar 201018, wobei sich die Bestandszahl der Unternehmergesellschaft zu diesem Stichtag auf 23.369 belief19. Zum Stichtag 01. Januar 2009 lag die Anzahl der GmbH noch bei 981.87620 und beinhaltete erst 1.200 Unternehmergesellschaften21. Der Bestand der in Deutschland registrierten Limited belief sich hingegen zum Stichtag 01. Januar 2011 auf insgesamt 14.81422 und verzeichnete somit erstmalig einen Rückgang um 15,6%23. Zum Vorjahresstichtag 01. Januar 2010 lag der Bestandswert immerhin noch bei insgesamt 17.55124, so dass sich gegenüber der Bestandszahl der Limited zum Stichtag 01. Januar 2009 in Höhe von 17.524 ein prozentualer Zuwachs von 0,2% ergab25. Der in den Vorjahren stetig steigende Zuwachs der Limited schien im Jahr 2009 somit erstmals nahezu zu stagnieren. Dieses Ergebnis könnte maßgeblich auf die durch das MoMiG eingeführte Unternehmergesellschaft zurückzuführen sein26, die sich zum Stichtag 01. Januar 2011 mit einem Wachstum von 89,8% gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt hat27. Mit der Bestandsverringerung der Limited im Jahr 2010 um 15,6% ist nun der negative Wendepunkt erreicht28. Die Bestandsdaten zeigen die wichtige Bedeutung der GmbH als dem deutschen Recht entspringende Rechtsform, die steigende Beliebtheit der Unternehmergesellschaft, aber auch die lange Zeit ungebrochene Attraktivität der Limited in Deutschland auf. ← 3 | 4 →

Ziel dieser Dissertation ist durch rechtsvergleichende Darstellung der Haftung des GmbH-Geschäftsführers sowie des director der Limited in der Insolvenz Vor- und Nachteile haftungsrechtlicher Ansprüche gegen die Geschäftsleiter unter Einbeziehung der neuen Gesetzeslage sowohl des deutschen als auch des englischen Rechts aufzuzeigen und zu untersuchen. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen der deutsche Anspruch gegen den Geschäftsführer einer deutschen GmbH aus Insolvenzverschleppungshaftung gemäß § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 15a Abs. 1 InsO (§ 64 Abs. 1 GmbHG a. F.) sowie der Anspruch gegen den director einer englischen Limited aus wrongful trading nach sec. 214 IA 1986.

Diese Dissertation gliedert sich in fünf Teile: Zunächst soll die Haftung des Geschäftsführers in der Insolvenz der GmbH nach deutschem Recht dargestellt werden (Erster Teil). Sodann folgt die Darstellung der Haftung des director in der Insolvenz der Limited nach englischem Recht (Zweiter Teil). Nach einer rechtsvergleichenden Betrachtung der Haftung der Geschäftsleiter in der Insolvenz nach deutschem und englischem Recht (Dritter Teil) werden europarechtliche Entwicklungen zur Niederlassungsfreiheit und ihre Konsequenzen für das Haftungsrecht in der Insolvenz im Rahmen des MoMiG erörtert (Vierter Teil). Abschließend findet sich eine zusammenfassende Darstellung der wichtigsten Reformen der letzten Jahre im deutschen und englischen Gesellschafts- und Insolvenzrecht (Fünfter Teil).


1 Ebke, in: FS Hellwig, S. 117, 122.

2 EuGH, Urt. v. 09.03.1999, Rs. C-212/97, Slg. 1999, I-1459 – Centros; EuGH, Urt. v. 05.11.2002, Rs. C-208/00, Slg. 2002, I-9919 – Überseering; EuGH, Urt. v. 30.09.2003, Rs. C-167/01, Slg. 2003, I-10155 – Inspire Art; ferner EuGH, Urt. v. 13.12.2005, Rs. C-411/03, Slg. 2005, I-10805 – Sevic; EuGH, Urt. v. 16.12.2008, Rs. C-210/06, Slg. 2008, I-9641 – Cartesio.

3 EuGH, Slg. 1999, I-1459 – Centros; EuGH, Slg. 2002, I-9919 – Überseering; EuGH, Slg. 2003, I-10155 – Inspire Art. In den sog. Wegzugsfällen hat der EuGH dagegen eine restriktive Haltung eingeommen, indem er dem Gründungsstaat das Recht gibt, darüber zu bestimmen, ob und utner welchen Voraussetzungen eine nach seinem Recht gegründete Gesellschaft ihren Sitz identitätswahrend über die Grenze verlegen darf. Vgl. auch EuGH Urt. v. 27.09.1988, Rs. 81/87, Slg. 1988–5483 – Daily Mail; EuGH, Slg. 2008, I-9641 – Cartesio; EuGH, Urt. v. 29.11.2011, Rs. C-371//10, Slg. 2011, I-12273 - National Grid Indus.

4 Ebke, ZVglRWiss 110 (2011), 2, 5.

5 Vgl. Financial Times Deutschland v. 02.11.2006, S. 12: Deutsche GmbH soll zum Vorbild werden (B. Jennen); Ringe/Willemer, EuZW 2006, 621 f.

6 Ebke, in: FS Hellwig, S. 117, 122.

7 EuGH, Slg. 2003, I-10155 – Inspire Art.

8 Schall, DStR 2006, 1229, S. 1229 ff.

9 So auch Fastrich, DStR 2006, 656 ff.; Triebel/Otte, ZIP 2006, 311.

10 Vgl. FAZ v. 24.05.2007, S. 15: Kabinett billigt GmbH-Reform.

11 MoMiG vom 23.10.2008, BGBl. I S. 2026; am 01.11.2008 in Kraft getreten.

12 Just, Die englische Limited in der Praxis, Einl., Rn. 23.

13 Bericht des Rechtsausschusses des Europäischen Parlaments über die jüngsten Entwicklungen und Perspektiven des Gesellschaftsrechts (2006/2051 (INI)) vom 26.06.2006, Zf. 27; Forderungen nach einer Europäischen Privatgesellschaft ebenso durch die Bundesregierung, in: Financial Times Deutschland v. 02.11.2006, S. 12.

14 EuGH, Slg. 1999, I-1459 – Centros; EuGH, Slg. 2002, I-9919 – Überseering; EuGH, Slg. 2003, I-10155 – Inspire Art; ferner EuGH, Slg. 2005, I-10805 – Sevic; EuGH, Slg. 2008, I-9641 – Cartesio.

15 Kornblum, GmbHR 2011, 692, 693, 698.

16 Kornblum, GmbHR 2011, 692, 693.

17 Kornblum, GmbHR 2011, 692, 698.

18 Kornblum, GmbHR 2010, 739, 740, 748.

19 Kornblum, GmbHR 2010, 739, 746.

Details

Seiten
XXIV, 410
Jahr
2016
ISBN (PDF)
9783653056266
ISBN (ePUB)
9783653964769
ISBN (MOBI)
9783653964752
ISBN (Paperback)
9783631664490
DOI
10.3726/978-3-653-05626-6
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Januar)
Schlagworte
Geschäftsführerhaftung Haftung des Director EuGH-Rechtsprechung Rechtsvergleich
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. XXIV, 410 S.

Biographische Angaben

Isabel von Gerstenbergk- (Autor:in)

Isabel von Gerstenbergk-Helldorff studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg und Barcelona. Die promovierte Volljuristin arbeitet als Rechtsanwältin in einer mittelständischen Wirtschaftskanzlei im Bereich des Gesellschaftsrechts und des Gewerblichen Rechtsschutzes.

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Titel: Die Haftung des Geschäftsleiters in der Insolvenz
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