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Hitlers «völkische Vorkämpfer»

Die Entwicklung nationalsozialistischer Kultur- und Rassenpolitik in der Baum-Frick-Regierung 1930–1931

von Alexandra Esche (Autor:in)
©2017 Dissertation 192 Seiten

Zusammenfassung

Am 23. Januar 1930, drei Jahre vor der sogenannten Machtergreifung, trat in Thüringen die erste Landesregierung mit nationalsozialistischer Beteiligung zusammen. Die Autorin wirft erstmals einen Blick hinter die Kulissen der Baum-Frick-Regierung und offenbart ihre eigentlichen Entscheidungsträger: die fünf «völkischen Vorkämpfer» Adolf Bartels, Max Robert Gerstenhauer, Hans F. K. Günther, Paul Schultze-Naumburg und Hans Severus Ziegler. Es waren ihre im Deutschbund, dem Saalecker Kreis und dem Kampfbund für deutsche Kultur ausgearbeiteten Konzepte, die in Thüringen zum Einsatz kamen. Die Baum-Frick-Regierung entwickelte sich durch ihren Einfluss zu einem Ort völkisch-nationalsozialistischer Zusammenarbeit, von dem aus die nationalsozialistische Kultur- und Rassenpolitik ihren Anfang nahm.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Résumé
  • Abstract
  • Vorwort
  • A. Einleitung
  • B. Hitlers „völkische Vorkämpfer“: Die Entwicklung nationalsozialistischer Kultur- und Rassenpolitik in der Baum-Frick-Regierung 1930–1931
  • I. Die Entwicklung völkischer Kultur- und Rassentheorien vor 1930
  • 1. Die Agitation des Deutschbunds im wilhelminischen Kaiserreich
  • 1.1 Adolf Bartels und die rassifizierte „Kunstpflege“
  • 1.2 Der Rassenlehrer des Deutschbunds: Max Robert Gerstenhauer
  • 2. Völkische Kultur- und Rassenagitatoren in der Weimarer Republik
  • 2.1 Wiederaufstieg und Fall der völkischen Bewegung
  • 2.2 Popularisierung und Umsetzungsversuche völkischer Rassentheorien
  • 2.2.1 Max Robert Gerstenhauer und der Deutschvölkische Reichsausschuss der DNVP
  • 2.2.2 Hans F. K. Günthers Arbeit im Deutschbund
  • 2.3 Kunst- und Kulturpolitik am Beispiel Thüringens
  • 2.3.1 Rassifizierte Kunstauffassung im Saalecker Kreis
  • 2.3.2 Hans Severus Ziegler: Nationalsozialistischer Kulturpolitiker und völkischer Vermittler
  • 2.3.3 Kulturpolitische „Pionierarbeit“ in Thüringen: Die Weimarer Ortsgruppe des Kampfbunds für deutsche Kultur
  • II. Völkische Kultur- und Rassenpolitik in der Baum-Frick-Regierung (1930–1931)
  • 1. Die Vorbedingungen der Baum-Frick-Regierung
  • 1.1 Thüringen in der Nachkriegszeit: Von der roten zur braunen Hochburg
  • 1.2 Wahlergebnis und Regierungsbildung im Januar 1930
  • 2. Hitlers Pläne
  • 3. Wilhelm Fricks Kompetenzen als Innen- und Volksbildungsminister
  • 4. Die „völkischen Vorkämpfer“ in der Baum-Frick-Regierung
  • 4.1 Max Robert Gerstenhauer: Der heimliche Ratgeber
  • 4.2 Hans F. K. Günther: Der erste „Rassenprofessor“
  • 4.3 Hans Severus Ziegler: Der „Kulturdiktator“
  • 4.4 Adolf Bartels: Der „altvölkische“ Nationalsozialist
  • 4.5 Paul Schultze-Naumburg: Der Weimarer „Kunsthygieniker“
  • 5. Das Ende der Baum-Frick-Regierung
  • III. Von Thüringen ins Reich: Die Integration der thüringischen Rassen- und Kulturkonzepte in das nationalsozialistische Herrschaftssystem (1931–1934)
  • 1. Wo zwei sich streiten, freut sich der Dritte: die Institutionalisierung der NS-Kulturpolitik
  • 1.1 Zwei Leitfäden für das „Dritte Reich“
  • 1.2 Kulturpolitische Institutionen im Wettstreit: Die Abteilung für Rasse und Kultur und der Kampfbund für Deutsche Kultur
  • 1.3 Die Niederlage der Frickschen Kulturpolitiker: Joseph Goebbels Reichskulturkammer
  • 1.4 Die Rückkehr ins „Mustergau“
  • 2. Die Legalisierung der Rassenhygiene und ihre Folgen
  • 2.1 Eine Eingabe des Deutschbunds
  • 2.2 Das Gesetz zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses
  • 2.3 Von der Ahnentafel zur Sippschaftstafel: Das Thüringische Landesamt für Rassewesen
  • 2.4 Der nationalsozialistische Staat und die „völkische Revolution“
  • C. „Die sollen nur keine Dummheiten machen!“: Die Baum-Frick-Regierung als Bewährungsprobe
  • I. Erfolg und Scheitern völkischer Ideologeme
  • 1. Völkische, rassifizierte Kulturauffassungen
  • 2. Völkische, deutsch-christliche Religionsauffassungen
  • 3. Völkische Rassentheorien und Rassenhygiene
  • II. Bewährungsprobe für die „völkischen Vorkämpfer“
  • III. Völkisch-nationalsozialistische Zusammenarbeit in der Baum-Frick-Regierung
  • Anhang
  • 1. Schulgebetserlass „Deutsches Schulgebet“ mit fünf Gebetsentwürfen, 16. April 1930, in: Amtsblatt des Thüringischen Ministeriums für Volksbildung 6 (1930), S. 39f.
  • 2. Kulturerlass „Wider die Negerkultur für deutsches Volkstum“, 5. April 1930, in: Amtsblatt des Thüringischen Ministeriums für Volksbildung 6 (1930), S. 41f.
  • Bibliographie
  • I. Quellen
  • II. Sekundärliteratur
  • Abkürzungsverzeichnis
  • Abbildungsverzeichnis
  • Index: Parteien, Personen und Organisationen

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Résumé

Le 23 janvier 1930, presque trois ans avant la prise du pouvoir, le premier gouvernement national-socialiste – le gouvernement Baum-Frick – se forme dans le parlement de Thuringe. Dans une coalition avec quelques partis bourgeois, Wilhelm Frick – un national-socialiste fanatique – obtenait les ministères de l’intérieur et de l’éducation. Longtemps, les historiens ont considéré cette période comme une autre étape dans la marche des national-socialistes vers la prise du pouvoir en 1933. L’auteur jette un regard derrière les coulisses et dévoile les décideurs véritables : les cinq agitateurs « völkisch » Adolf Bartels, Max Robert Gerstenhauer, Hans F. K. Günther, Paul Schultze-Naumburg et Hans Severus Ziegler. C’était leurs idées, leurs projets d’une politique culturelle et raciale qui ont été mis en place en Thuringe à l’aide de Frick. Leur présence et leur importance ont transformé le gouvernement Baum-Frick en une période de coopération intense entre les agitateurs « völkisch » et national-socialistes. Ces cinq personnes et leurs projets raciaux et culturels radicaux ont influencé le programme national-socialiste à long terme, jusqu’à son intégration au « Troisième Reich ».

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Abstract

On 23 January 1930, almost to the day three years before the “Machtergreifung”, the first National Socialist government – the Baum-Frick government – convened in Thuringia. Pegged into a bourgeois cabinet, the fanatical National Socialist Wilhelm Frick was sworn in as Minister of the Interior and of Education. Previous historical research on this period has typically focussed on its importance as a stepping stone for the National Socialists, a phase of preparation and experimentation before the final take-over in 1933. The author takes a look at who was actually pulling the strings behind the scenes: Five “völkisch” activists – Adolf Bartels, Max Robert Gerstenhauer, Hans F. K. Günther, Paul Schultze-Naumburg and Hans Severus Ziegler – come into play. Their ideas and concepts of “völkisch” cultural and racial politics were implemented in Thuringia and have shaped our perception of the period until today. Their presence and influence, mostly unbeknownst to the public, turned the Baum-Frick government into a phase of exceptionally close and fruitful cooperation between “völkisch” activists and the NSDAP. Those five members of the “völkisch” movement and their radical visions for a new cultural and racial state policy not only deeply affected and changed the National Socialists’ programme during the Baum-Frick government, but were eventually taken over by the “Third Reich” itself.

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Vorwort

Das Treiben der fünf „völkischen Vorkämpfer“, die im Mittelpunkt dieses Buches stehen, beschäftigt mich nunmehr seit etwas über fünf Jahren. In diese Zeit fielen zahlreiche angeregte Diskussionen, freundliche Hilfestellungen, notwendige Verbesserungen und ein wohlwollendes Interesse, das mich nicht nur positiv überrascht, sondern vor allem motiviert und vorangetrieben hat. Ich danke allen, denen meine Standardantwort auf die Frage „Worüber schreibst Du denn?“ nicht genügte und deren Anregungen und Kritik Teil dieses Buches geworden sind.

Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Uwe Puschner, der mir bereits während des Verfassens der Masterarbeit, auf der dieses Buch beruht, stets mit Rat und Tat zur Seite stand. Das Angebot, die Arbeit in seine Publikationsreihe Zivilisationen & Geschichte aufzunehmen, empfinde ich – auch nach einigen schlaflosen Nächten der Text- und Bildbearbeitung – als große Ehre und Freude.

Für kompetente Antworten auf die detailliertesten Fragen zu Max Robert Gerstenhauer und dem Deutschbund war stets auf Herrn Gregor Hufenreuter Verlass, dem ich an dieser Stelle auch herzlich für die oft sehr spontane Hilfe danken möchte. Frau Dr. Bettina Reimers, Herrn Prof. Dr. Uwe Hoßfeld und Herrn Dr. Justus H. Ulbricht bin ich für ihre hilfreichen Ausführungen zur Vorgeschichte des Thüringischen Landesamts für Rassewesen und die Hinweise zur Datierung des Titelbildes sehr dankbar.

Von unschätzbarem Wert waren die Diskussionen und Vorträge der Tagung „Wegbereiter des Nationalsozialismus“ 2013 in Gelsenkirchen. Im Austausch mit Experten wie Prof. Dr. Uwe Lohalm, Dr. Martin Ulmer, Prof. Dr. Thomas Großbölting, Dr. Thomas Vordermayer, Othmar Plöckinger, Dr. Rüdiger Ahrens, Dr. Daniel Schmidt, Stefanie Schrader und Dr. Annika Spilker wuchs mein Blick über den metaphorischen Tellerrand. Ihnen allen gilt mein außerordentlicher Dank.

Tatsächlich begegnete ich in Gelsenkirchen auch einem der beiden „Anstifter“ meines Interesses an der völkischen Bewegung und ihrer Beziehung zum Nationalsozialismus: Während eines Praktikums beim Institut für Zeitgeschichte München wurde mir von PD Dr. Edith Raim und Othmar ← 13 | 14 → Plöckinger die Recherche zur ersten nationalsozialistischen Bibliothek als Vorarbeit für die nunmehr erschienene wissenschaftliche Edition von Hitlers Mein Kampf anvertraut. Viele der völkischen Aktivisten, die sich auf den folgenden Seiten tummeln, sind mir hier zum ersten Mal begegnet.

Die Lust an Geschichte und historischem Arbeiten war zu diesem Zeitpunkt längst geweckt: Hierfür habe ich Herrn Dieter Brückner und seinem Geschichtsleistungskurs, Herrn Prof. Dr. Toby Thacker und seinem Seminar zu Joseph Goebbels an der Cardiff University und – last but not least – Herrn Prof. Dr. Hans-Christof Kraus zu danken. Lieber Herr Kraus, Ihre Einladung in das Oberseminar, fein säuberlich unterschrieben mit blauer Tinte, nahm ich mit derselben Freude entgegen wie das Angebot meine Arbeit als Buch zu veröffentlichen.

Ebenso verbunden bin ich den vielen freiwilligen Leserinnen und Lesern dieses Buches in seinen unterschiedlichen Fassungen: Jana Frey, der Thüngersheimer Nachbarschaft und meiner gesamten Familie. Das schönste Lob kam sicherlich von meiner Oma, die mir freudig erklärte, dass sie die Arbeit nicht nur gelesen, sondern auch verstanden habe. Für unersetzliche moralische Unterstützung auf den letzten Metern danke ich von ganzem Herzen Isabell Hoppe.

Ein Buch lebt nicht nur von Luft und Liebe: Ich danke der Ernst Reuter Gesellschaft für ihre großzügige Unterstützung bei den Druckkosten, der Alfred-Ahner-Stiftung für die wundervolle Zeichnung ihres Namensgebers und meinem Stipendiengeber, dem Max Planck Institut für Bildungsforschung, denn in einem schönen Büro mit netten Kolleginnen und Kollegen schreibt es sich doch gleich viel besser.

Ihnen und euch allen: Vielen lieben Dank!

Alexandra Esche, August 2016.

Details

Seiten
192
Jahr
2017
ISBN (ePUB)
9783631702888
ISBN (PDF)
9783653069136
ISBN (MOBI)
9783631702895
ISBN (Hardcover)
9783631678497
DOI
10.3726/b10511
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (November)
Schlagworte
Völkische Vorkämpfer Völkische Bewegung Nationalsozialistische Rassenpolitik Nationalsozialistische Kulturpolitik Wilhelm Frick
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2017. 192 S., 12 s/w Abb.

Biographische Angaben

Alexandra Esche (Autor:in)

Alexandra Esche studierte Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Freien Universität Berlin. Aktuell forscht sie am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und dem Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin zur Geschichte von anti-jüdischen Organisationen in London.

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