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Urkunden der Stadt Pritzwalk in Regesten (1256-1703)

Bearbeitet von Friedrich Beck

von Klaus Neitmann (Band-Herausgeber:in)
©2007 Andere XXVI, 132 Seiten
Open Access

Zusammenfassung

Die Stadt Pritzwalk verfügt im Vergleich zu ihren Nachbarstädten in der Prignitz – außer Perleberg – über einen relativ umfänglichen und inhaltsreichen Bestand an Originalurkunden aus dem Hoch- und Spätmittelalter und der frühen Neuzeit. Trotz des verheerenden Stadtbrandes von 1821 haben sich 65 Einzelurkunden erhalten. Zu den Originalen tritt des weiteren eine erhebliche abschriftliche Überlieferung im Umfang von 55 Urkundentexten hinzu. Der Inhalt des gesamten Urkundenfonds wird hier erstmals in Form von 120 Regesten ausführlich wiedergegeben. In ihnen stehen neben Stadtrechtsbestätigungen – wie der ältesten von 1256 – Belehnungen des Landesherrn, Verträge und Städtebündnisse. Hinzu treten zahlreiche aussagekräftige Belege über die Entwicklung von Handwerk und Gewerbe in der Stadt. Bereits frühe Urkunden liegen für die Gewandschneider und Tuchmacher vor, in denen sich die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt am Treffpunkt von Handelsstraßen aus dem Binnenland zu den Hansestädten an Nord- und Ostsee dokumentiert. Einen wesentlichen Teil bildet schließlich die urkundliche Überlieferung aus dem kirchlichen Bereich, wie der Nikolaikirche, von Kapellen und Hospitälern und der in der Stadt und der gesamten Prignitz wirksamen Kalandsbruderschaft.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Zum Geleit: von Bürgermeister Wolfgang Brockmann
  • Vorwort: von Klaus Neitmann
  • Einleitung: von Friedrich Beck
  • Urkundenregesten
  • I. Rep. 8, Pritzwalk:: Rat, Bürgerschaft, Handwerk und Gewerbe
  • II. Rep. 10 C, Pritzwalk:: Nikolai- und Marienkirche
  • III. Rep. 10 C, Pritzwalk:: Heiliggeist-Hospital
  • IV. Rep. 10 C, Pritzwalk:: Georgen- und Marien-Kapelle/Hospital
  • V. Rep. 10 C, Pritzwalk:: Marien-Kapelle vor der Stadt
  • VI. Rep. 10 D, Pritzwalk:: Kalandsbruderschaft/Heidkaland
  • Quelleneditionen und Nachschlagewerke
  • Literatur
  • Register
  • Reihenübersicht

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Zum Geleit

Die Bürger Pritzwalks und ihre Gäste begehen 2006 das 750-jährige Jubiläum der Prignitzstadt mit zahlreichen Veranstaltungen und Festen verschiedenster Art. Dazu zählt auch ein Blick zurück in die von einer stolzen und selbstbewußten Bürgerschaft gestaltete, erlebte und auch erlittene Geschichte. Die Pritzwalker selbst haben sie in eindrucksvoller Weise im historischen Festumzug zum Stadtjubiläum präsentiert.

Zumindest zeitweise hat der Pritzwalker Silberfund, einer der bedeutendsten spätmittelalterlichen Schmuckfunde Nord- und Mitteleuropas, im Jubiläumsjahr 2006 seinen Platz in der Stadt seiner Auffindung bekommen. Das Kunstgewerbemuseum Berlin und das Stadt- und Brauereimuseum Pritzwalk konnten hierzu eine Ausstellung gestalten und einen umfassenden Begleit- und Katalogband vorlegen.1 Zur Festwoche im Juni dieses Jahres präsentierten der Leiter des Museums sowie der Vorsitzende der Gesellschaft für Heimatgeschichte Pritzwalk und Umgebung e.V. erstmals einen breiteren historischen Abriss der Stadtgeschichte.2

Zur weiteren Erforschung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Pritzwalker Stadtgeschichte steht trotz der Verluste durch den Stadtbrand von 1821 umfangreiches Quellenmaterial zur Verfügung. Dazu zählen zahlreiche Urkunden, die als Depositum der Stadt im Brandenburgischen Landeshauptarchiv verwahrt werden und dort unter Federführung des Autors des vorliegenden Bandes ab 1970 archivisch erschlossen worden sind. Daneben bieten Abschriften einiger der 1821 verbrannten Originalurkunden wichtige Informationen. Eine davon ist die am 23. Juli 1256 zu Sandau von den Notaren der Markgrafen Johann und Otto ausgestellte Stadtrechtsurkunde, die unsere diesjährige 750-Jahrfeier quellenmäßig begründet.

Nunmehr liegt ein Regestenwerk mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Urkunden vor, das diese ältesten schriftlichen Quellen der Pritzwalker Stadtgeschichte erstmals nach umfassender wissenschaftlicher Erschließung publiziert. Hierfür möchte ich dem Bearbeiter, Herrn Prof. Dr. Friedrich Beck, herzlich danken. Ebenso gilt mein Dank dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv und seinem Direktor, Herrn Dr. Klaus Neitmann, der die Veröffentlichung des Urkundenbandes ermöglicht hat.

Die Stadt Pritzwalk hat dieses Projekt in der Überzeugung befördert, damit einen Beitrag für die weitere Erforschung und Vermittlung der eigenen Geschichte zu leisten.

Pritzwalk, im August 2006

Wolfgang Brockmann
Bürgermeister der Stadt Pritzwalk

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1 Stefan Krabath und Lothar Lambacher, Der Pritzwalker Silberfund. Schmuck des späten Mittelalters. Mit Beiträgen von Bernd Kluge und Rolf Rehberg, Pritzwalk 2006.

2 Rolf Rehberg und Wolfgang Simon, Illustrierte Geschichte Pritzwalks, Pritzwalk 2006.

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Vorwort

Daß das Mittelalter als Urkundenzeitalter, die Neuzeit demgegenüber als Aktenzeitalter einzustufen ist, gehört zu den historischen Weisheiten, die weder ganz richtig noch ganz falsch sind. Denn Urkunden entstammen nicht nur den mittelalterlichen Jahrhunderten, und Akten sind nicht erst seit der Epochenwende um 1500 entstanden. Urkunden sind in traditionellen äußeren Formen noch im konfessionellen und absolutistischen Zeitalter zahlreich ausgefertigt worden und werden in gewandelten Erscheinungsbildern bis auf den heutigen Tag ausgestellt. Umgekehrt setzt die Bildung von Akten oder zumindest von deren Vor- und Frühformen schon im Übergang vom hohen zum späten Mittelalter ein, so daß Editionen zum 14. und 15. Jahrhundert eine vielgestaltige schriftliche Überlieferung mit Akten- oder aktenähnlichem Charakter darbieten. Trotzdem steckt mehr als ein Körnchen Wahrheit darin, wenn die Frage nach den Quellen des Mittelalterhistorikers zuerst die Vorstellung der Urkunde hervorruft. Denn die Erkenntnis der mittelalterlichen Vergangenheit gründet sich, wenn man die Art der herangezogenen schriftlichen Zeugnisse betrachtet, neben und vor den Werken der Geschichtsschreiber auf Urkunden, und zwar in zunehmendem Maße, wenn man vom frühen zum hohen und späten Mittelalter übergeht. Es ist daher nicht verwunderlich, daß Urkundenausgaben seit dem 19. Jahrhundert zu den maßgeblichen Aufgaben des Mediävisten gehören. Eine Vielzahl von regionalen Urkundenbüchern hat eine Fülle von Stoff vor uns ausgebreitet, aber zumeist brechen sie im 14. Jahrhundert ab, weil dessen Masse dann so sehr zunimmt, daß zumindest die Form der die Urkunden nach territorialer Pertinenz auswählenden Edition vor den Anforderungen versagt.

Brandenburg darf sich glücklich schätzen, daß der Begründer der modernen brandenburgischen Landesgeschichtsforschung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Adolf Friedrich Riedel, einen wesentlichen Teil seiner Arbeitskraft darin gesteckt hat, die Quellen zur mittelalterlichen und darüber hinaus auch noch zur beginnenden frühneuzeitlichen Geschichte der gesamten Mark wie ihrer einzelnen Teile, ihrer Landschaften und ihrer Städte, umfassend zu sammeln und herauszugeben. Die 41 Bände seines zwischen 1838 und 1869 veröffentlichten “Codex diplomaticus Brandenburgensis” haben bereits den größeren oder gar größten Teil der brandenburgischen Urkunden für die historische Forschung bereitgestellt. Von Riedels Unternehmung hat auch die Pritzwalker Stadtgeschichtsforschung profitiert. 1842, bereits im zweiten Band der ersten, umfangreichsten Hauptreihe seines Werkes, druckte er die ihm bekannt gewordenen Pritzwalker Urkunden in chronologischer Folge ab und lieferte dazu in der Einleitung auf immerhin 23 Seiten eine darauf gestützte Darstellung der städtischen Historie.

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Die Vorbereitung des 750-jährigen Pritzwalker Stadtjubiläums ließ im Branden- burgischen Landeshauptarchiv den Gedanken entstehen, die Pritzwalker Urkunden nach heutigem, vielfach vermehrten Kenntnisstand und nach heutigen, vielfach verfeinerten Editionsmethoden neu zu bearbeiten. Der Bürgermeister der Stadt Pritzwalk, Herr Wolfgang Brockmann, zeigte sich von dem Vorschlag sehr angetan, und mit Friedrich Beck, dem jahrzehntelangen Direktor des Landeshauptarchivs, fand sich ein exzellenter Kenner der brandenburgischen Urkundenüberlieferung dazu bereit, den Pritzwalker Urkundenbestand in Form von Vollregesten auf der Grundlage des Provenienzprinzips zu edieren. Von Riedels Codex unterscheidet sich Becks Ansatz somit in zweierlei Hinsicht. Zum einen druckt er den Text der Vorlage nicht vollständig und wortgetreu in der originalen (lateinischen oder mittelniederdeutschen) Sprache ab, sondern er referiert den Inhalt der jeweiligen Urkunde sehr ausführlich in heutigem Deutsch, sozusagen in freier Nacherzählung, wobei zentrale Begriffe oder Satzteile zusätzlich im originalen Wortlaut wiedergegeben werden. Das Vollregest ermöglicht die schnelle konzentrierte Erfassung des Urkundengehaltes und versetzt darüber hinaus auch den interessierten Laien ohne spezialisierte Sprachkenntnisse in die Lage, sich mit der Materie zu beschäftigen. Zum anderen wählt Beck seine Urkunden nicht nach dem sog. Pertinenzprinzip, also nach dem Betreffprinzip, aus, sucht nicht alle Stücke zusammen, die unabhängig von ihrem Entstehungsort in irgendeiner Weise die Stadt Pritzwalk betreffen und sich mit ihren Verhältnissen beschäftigen, gleichgültig, von wem und für wen sie ausgestellt worden sind. Stattdessen konzentriert er sich nach dem sog. Provenienzprinzip, also nach dem Herkunftsprinzip, auf die Urkunden, die im Laufe der Jahrhunderte in der Stadt Pritzwalk bzw. bei ihren weltlichen und kirchlichen Stellen und Instanzen angewachsen sind. Es handelt sich dabei um die Urkunden, die für die Stadt, genauer gesagt, für ihre Organe, für die in ihr ansässigen Genossenschaften oder Korporationen ausgestellt und ihnen übergeben worden sind, gleichgültig, ob von einem einheimischen oder auswärtigen Herrn. Daraus folgt, daß in diesen Dokumenten die wesentlichen Rechte, auf die die Pritzwalker Empfänger besonderen Wert legten, festgehalten sind. Und man wird mit Fug und Recht annehmen dürfen, daß diese Empfänger zuvor mit den Ausstellern entsprechend ihren in der jeweiligen historischen Lage gegebenen Möglichkeiten über die Bestimmungen nachhaltig verhandelt und daß die in der konkreten Situation verfolgten Absichten und Ziele der Beteiligten in ihnen unmittelbaren Niederschlag gefünden haben. Das Provenienzprinzip konzentriert die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Urkunden in der Hand des Empfängers, damit auf die ihm gewährten Rechte und die ihm auferlegten Pflichten, und ermöglicht so einen umfassenden Überblick über seine rechtliche “Verfassung”, in der er sich einstmals befand.

Becks Werk umfaßt insgesamt 120 Urkunden aus dem Zeitraum 1256-1703 mit dem Schwergewicht auf dem 14. bis 16. Jahrhundert und berücksichtigt, damit über seine Vorgänger deutlich hinausschreitend, neben den original auch die nur abschriftlich überlieferten Urkunden, wodurch die Quellengrundlage der Pritzwalker Geschichte um einige bislang unbekannte Stücke vermehrt wird. Umfangmäßig liegt Pritzwalk für die Urkundenüberlieferung einer brandenburgischen Stadt im Mittelfeld, es reicht nicht an den mehrfachen Umfang von Prenzlau oder Brandenburg an der Havel heran, ist aber ←x | xi→doch vielen Klein- und Mittelstädten der Mark weit überlegen. Der Erkenntniswert der Pritzwalker Urkunden ist umso höher zu veranschlagen, als eine parallele Amtsbuch- und Aktenüberlieferung fast vollständig fehlt. Die Altregistratur des Pritzwalker Rates ist durch den Stadtbrand von 1821 vernichtet worden, und daher umfaßt der Bestand des heutigen Stadtarchivs Pritzwalk nur wenige Akten aus den Jahrhunderten vor diesem Datum. Unter diesem Gesichtspunkt ist es für den Historiker vorteilhaft, daß der Pritzwalker Urkundenbestand eben nicht, wie eingangs allgemein bemerkt, mit dem Anbruch der Neuzeit endet, sondern jedenfalls im Bereich des Rates und der Gewerke in gewisser Dichte bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts reicht. Gerade die für die wirtschaftliche und soziale Verfassung der Stadt wichtigen Verhältnisse der Handwerke, insbesondere der Wollweber, Tuchmacher und Schneider, werden durch zahlreiche Privilegien des Rates und der brandenburgischen Kurfürsten erhellt. Die Urkundenüberlieferung der Pritzwalker Kirchen, Kapellen, Hospitäler und Bruderschaften endet hingegen in den 1530er Jahren, durch die Einführung der Reformation ist ihr gewissermaßen die Grundlage entzogen worden. Denn die vorherigen wesentlichen Anlässe für eine Beurkundung, vornehmlich Altarstiftungen und Seelgedächtnisse und deren materielle Absicherung, entfielen damals. Ihre geistlichen Voraussetzungen, der im Gedanken der Werkfrömmigkeit wurzelnde Antrieb für derartige Stiftungen, wurden von den Reformatoren, die von der Rechtfertigung des Christenmenschen “allein aus dem Glauben” (sola fide) und nicht aus Werken und Fürbitten überzeugt waren, beseitigt.

Details

Seiten
XXVI, 132
Jahr
2007
ISBN (PDF)
9783631868058
ISBN (ePUB)
9783631872611
ISBN (MOBI)
9783631872628
ISBN (Paperback)
9783631561973
DOI
10.3726/b19390
DOI
10.3726/b19239
Open Access
CC-BY-NC-ND
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (November)
Schlagworte
Brandenburgisches Landeshauptarchiv Pritzwalk Regest Inventar Stadtverfassung Gewerbe Geschichte 1256-1703 Stadtrechtsbestätigung Belehnung Kirche Potsdam
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2007. XXVI, 132 S., 18 Abb.

Biographische Angaben

Klaus Neitmann (Band-Herausgeber:in)

Der Bearbeiter: Friedrich Beck, geboren 1927, war von 1956 bis 1993 Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchivs in Potsdam, von 1982 bis 1995 Honorarprofessor für Historische Hilfswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin und von 1996 bis 2002 Vorsitzender der Brandenburgischen Historischen Kommission.

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Titel: Urkunden der Stadt Pritzwalk in Regesten (1256-1703)
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