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Österreichische Landesausstellungen

Entstehung, Funktion & regionale Bedeutung

von Regina Stein (Autor:in)
©2016 Dissertation 626 Seiten

Zusammenfassung

Nahezu jeder in Österreich kennt sie: Landesausstellungen. Doch weshalb und durch wen werden sie organisiert und was macht sie so besonders? Seit wann und an welchen Orten finden Landesausstellungen statt und welchen Nutzen bringen sie in der Peripherie? Auf welche Weise verändern sie Blickwinkel – und sind Landesausstellungen heute nicht eigentlich überholt?
Diesen und anderen Fragen geht die Autorin in ihrer Studie nach: Sie befragt Ausstellungskuratoren und Kulturpolitiker, Architekten und Gestalter, Denkmalpfleger und Tourismusplaner, recherchiert auf Burgen, in Museen, Archiven, Klöstern, Kirchen, Gärten, Bergwerken und Kasematten – und stößt auf ein facettenreiches und buntes Bild lebendiger regionaler Identitäten, die zusammen eines ausmachen: das Kulturland Österreich.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • A. Einleitende Überlegungen
  • A.1. Einleitung
  • 1.1. Themenumriss
  • 1.2. Einordnung des Themas
  • Ausstellungsgeschichte und Ausstellungsanalyse: Methodische Überlegungen zu einem jungen Forschungsfeld
  • Festlegung des geographischen Betrachtungsraumes
  • Eingrenzung des Betrachtungszeitraums
  • 1.3. Forschungsstand
  • A.2. Erkenntnisinteresse, Fragestellungen und Untersuchungsrahmen
  • 2.1. Erkenntnisinteresse und Fragestellungen
  • Begriffsdefinition Landesausstellung
  • Thematische Entwicklung von Landesausstellungen
  • Funktion von Landesausstellungen
  • Strukturelle Einbindung von Landesausstellungen
  • Ästhetische Entwicklung bei Landesausstellungen
  • Strategische Entwicklung: Mediale Präsenz und Vermarktung von Landesausstellungen
  • 2.2. Das begriffliche Setting
  • Problemfeld Begrifflichkeiten
  • Abgrenzung Landesausstellungen – Gewerbeausstellungen – Weltausstellungen
  • 2.3. Auswertung der Übersicht über alle österreichischen Landesausstellungen anhand der Ausstellungskataloge (1951–2000)
  • Die Bundesländer und ihre Landesausstellungen
  • Landesausstellungen im zeitlichen Fokus – der Blick auf die Jahrzehnte
  • Das historische Bauwerk als Ausstellungsgegenstand - Anlässe und Ortswahl als Kriterien für Landesausstellungen
  • Die Entwicklungsrichtungen von Landesausstellungen bei der Verbindung von Thema und Ort
  • An welchen Stätten werden Landesausstellungen veranstaltet?
  • Landesausstellungen in historischen Gebäuden
  • Schlösser, Burgen, Bürger- und Bauernhäuser
  • Kirchen und Klöster
  • Industriebauten, Handwerksstätten und Bergwerke
  • Landesausstellungen in Weinbaugebieten, Natur- und Kulturlandschaften
  • Landesausstellungen als Impulsgeber für Museumsneubauten und -neugründungen
  • Über welche Themen definieren sich Landesausstellungen?
  • Die Landesausstellungsthemen
  • Zäsuren, Verweise und Tendenzen aus den Landesausstellungskatalogen
  • Die thematische Entwicklung bei Landesausstellungen
  • Kunsthistorische Landesausstellungen
  • Kunst & Kultur – Das weite Feld der Kulturgeschichte
  • Technik & Gesellschaft – Von der Kulturgeschichte zur Sozialgeschichte
  • Kritik & Aktualität – Landesausstellungen und Zeitgeschichte
  • A.3. Österreichische Landesausstellungen als Gegenstand der Forschung
  • 3.1. Ein Rahmen für Ausstellungsanalyse: Ausstellungen als soziale und kulturelle Praxis
  • Rahmenbedingungen und Grenzen in der schriftlichen Darstellung von Ausstellungen
  • Die historische Großausstellung
  • 3.2. Der historische Rahmen: Kulturpolitische Voraussetzungen nach 1945
  • „Was ist österreichische Kultur?“ – Österreich als „Kulturnation“ nach 1945
  • Spezifik und Inhalte des österreichischen Kulturbegriffs nach 1945
  • 3.3. Das Untersuchungsdesign: Methode und Vorgehensweise
  • Kontextbezogene versus objektbezogene Ausstellungsanalyse
  • Landesausstellung als „System“
  • Landesausstellung als „Marke“
  • 3.4. Quellen zu Landesausstellungen
  • Ein erster Überblick über die Textquellen
  • Sonderfokus: Pläne, Skizzen und Fotografien als Quellen
  • B. Regionalisierung – Verankerung von Heimat und Kulturerbe
  • B.1. Niederösterreich – Die Wiege der österreichischen Landesausstellungen (1951–1960)
  • 1.1. Diskussion um die erste Niederösterreichische Landesausstellung
  • Die Liste der Niederösterreichischen Landesausstellungen
  • Das Problem der ersten (nieder-)österreichischen Landesausstellung
  • Inszenierung des Jubiläums „40 Jahre Niederösterreichische Landesausstellungen“
  • Exkurs: Die Kremser Landesausstellungen – Gewerbeausstellungen mit Messecharakter
  • 1.2. Die Kremser Ausstellungen „Der Maler Martin Johann Schmidt“ (1951) und „Die Gotik in Niederösterreich“ (1959)
  • Verbindung von Thema, Ort und Landschaft
  • Wegweiser für nachfolgende Landesausstellungen
  • 1.3. Die Bedeutung der Melker Barockausstellung „Jakob Prandtauer und sein Kunstkreis“ (1960)
  • „Ausstellung als Gesamtkunstwerk“ – Melk setzt mit Prandtauer neue Maßstäbe
  • „Wochenend‘ und Sonnenschein“ – Ausstellung und Kulturtourismus
  • Der Auftakt der Landesausstellungen zur „Erfolgsgeschichte“
  • 1.4. Kunst, Kultur und Kommerz – Kulturförderung in ländlichen Regionen Niederösterreichs
  • B.2. Heimat, Landesgeschichte und Volkskultur – „Volksbildungskanon“ Steirischer Landesausstellungen (1959–1974)
  • 2.1. Mensch, Kultur, Heimat – Hanns Koren und seine neue steirische Kulturpolitik
  • 2.2. Das Steirische Gedenkjahr 1959
  • 2.3. Die Erzherzog Johann Gedächtnisausstellung (1959)
  • Etablierung der Landesausstellungsidee in der Steiermark
  • 2.4. Graz als Residenz – Innerösterreich 1564–1619 (1964)
  • 2.5. Beginn einer Tradition – die „Handwerksreihe“ volkskundlicher Landesausstellungen
  • Der steirische Bauer (1966)
  • Der Bergmann – der Hüttenmann (1968)
  • Das steirische Handwerk (1970)
  • 2.6. Mythos, Politik und Wissenschaft
  • Der Mythos „Erzherzog Johann von Österreich“
  • 2.7. Die Bildungsreihe – neue Landesausstellungsexperimente unter Kurt Jungwirth
  • Bildung (1972) und Baukultur (1974)
  • B.3. Die tirolische Nation und Europa (1965–1984)
  • 3.1. Tiroler Kulturpolitik unter Fritz Prior (1965–1989)
  • 3.2. Die Gedächtnisausstellung „Maximilian I.“ (1969)
  • Die Ausstellungsvorbereitungen im Spiegel der Presse
  • Ausstellen am „historischen Ort“ - Die Bedeutung des Innsbrucker Zeughauses
  • Die Rezeption der Maximilian-Biographie – Überarbeitung eines Geschichtsbilds als Ausstellungsanlass
  • Bilanz der Maximilianausstellung
  • Das Zeughaus wird Museum - Der Aspekt der Nachnutzung
  • 3.3. Alpen, Tradition und Tourismus formen das Selbstbild
  • Die ARGE Alp und das Bemühen um eine kulturelle Zusammenarbeit im Alpenbereich
  • Heimat in Verbindung von Geschichte und Landschaft – „Die tirolische Nation 1790–1820“ (1984)
  • C. Der musealisierende Blick – Museologisches Profil „Landesausstellung“
  • Exkurs: Landesausstellungen & Museen – Ein kurzer Blick auf die Museumslandschaft in Österreich nach 1945
  • C.1. Genese eines museologischen Konzepts – Beiträge über Landesausstellungen im Mitteilungsblatt der Museen Österreichs (1952–2000)
  • 1.1. Die Rezeption von Landesausstellungen im Mitteilungsblatt der Museen Österreichs
  • C.2. Der Ausstellungskatalog – ein Produkt wandelt sich
  • 2.1. Typologie der Landesausstellungskataloge
  • Der Objektkatalog als Ausstellungsführer
  • Das wissenschaftliche Kompendium als Ausstellungsziel
  • Juniorkataloge
  • Transformationen und experimentelle „Kataloge“
  • 2.2. Der Stellenwert des Landesausstellungskatalogs als Fachbuch
  • Trophäe, Souvenir oder Nachschlagewerk – Das Medium Katalog und die Landesausstellung
  • Der Landesausstellungskatalog in der Rezension
  • Das eCulture-Projekt „KULT.DOKU Verborgene Schätze aus österreichischen Landesausstellungen“
  • 2.3. Zeitschriften als publizistisches Spielbein der Landesausstellung – am Beispiel „steirische berichte“ und „Die Rampe – Extra“
  • C.3. Ausstellungsgestaltung als Konzept – eine Dokumentation
  • 3.1. Architekten, Graphiker und Co. – Gestalter der Landesausstellungen
  • 3.2. Schriftliche Darstellung von Ausstellungskonzept und -gestaltung im Katalog
  • 3.3. Bildliche Dokumentation von Ausstellungsgestaltung im Katalog
  • Von der Wand zum Raum
  • Projektdokumentation auf dem Vormarsch
  • Vom Grundriss zur Axonometrie
  • Vom Modell zur virtuellen Darstellung
  • C.4. Von der Briefmarke zur Internetseite – Werbung für Landesausstellungen
  • 4.1. Sonderpostmarken für Landesausstellungen – Das „Plakat im Kleinen“
  • 4.2. Plakatwerbung für Landesausstellungen
  • 4.3. Informationsmaterial zu Landesausstellungen
  • 4.4. Werbung, mehr als nur Plakat und Farbe – Das Werbekonzept der Tiroler Landesausstellung „circa 1500“ (2000)
  • D. Denkmalpflege und Architektur
  • D.1. Zum Verhältnis von Denkmalpflege und Architektur bei Landesausstellungen
  • 1.1. Zuschreibung: Der historisch „authentische“ Ort
  • Exkurs: Stadtbildpflege und Denkmalschutz in Österreich
  • 1.2. Beispiele der Rettung von Baukulturerbe durch Restaurierung und Nachnutzung
  • D.2. Landesausstellungen in Kirchen und Klöstern – Zwischen Denkmalpflege, Seelsorge und Öffentlichkeitsarbeit
  • 2.1. Kirche und Kloster als architektonisches Juwel und Ort künstlerischen Schaffens
  • 2.2. Sozialgeschichte aus Sicht des Klosters – Das Kloster als „Zeitzeuge“ von Epochen und Herrschergeschlechtern
  • Herrscherbiographien und Herrschergeschlechter
  • Kunst- und Architekturepochen
  • 2.3. Die Ausstellungs- und Museumskirchen
  • Die Minoritenkirche in Krems-Stein
  • St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt
  • Die Dominikanerkirche des ehemaligen Dominikanerklosters in Krems
  • 2.4. Das Kloster als Schatzhaus kulturellen Erbes – Präsentation der Sammlungen
  • 2.5. Theologische Themen für Landesausstellungen – Kirche und Kloster als Ort gesellschaftlicher Reflexion
  • Gesellschaftsreflexion anhand religiöser Themen
  • Jubiläum des Ortes – Kirchengründungen und Strahlkraft der Klöster
  • 2.6. Landesausstellungen als „Dauerpflege“
  • Stift St. Florian (1965, 1986, 1996)
  • „Die Kunst der Donauschule“ (1965) – Die erste Landesausstellung in Oberösterreich
  • Das Stift als Modell einer Epoche – „Die Welt des Barock“ (1986)
  • Biographie und Sozialgeschichte – „Vom Ruf zum Nachruf – Anton Bruckner / Künstlerschicksale“ (1996)
  • Stift Melk – Der besondere Ort: 1960–1980–2000
  • „Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II.“ (1980)
  • Die Restaurierungen von Park und Pavillon für 1960 und 2000
  • E. Dezentralisierung – Region und Kultur im Fokus
  • E.1. Steirische Dezentralisierung – Hinausgehen der Landesausstellungen in die Region (1976–1995)
  • 1.1. Zentrum und Peripherie – Steirische Kulturpolitik im ländlichen Raum
  • 1.2. Dezentrale Kulturförderung – Literatur, Gotik und Musik in der Steiermark (1976–1980)
  • 1.3. Die zweite Erzherzog Johann-Ausstellung (1982)
  • 1.4. Der Beginn der „Wirtschaftsausstellungen“
  • Erz und Eisen in der Grünen Mark (1984)
  • Die Steiermark – Brücke und Bollwerk (1986)
  • Glas und Kohle (1988)
  • 1.5. Aus einer Landesausstellung wird ein dauerhaftes Museum – „Hexen und Zauberer“ (1987)
  • 1.6. Steirische Landesausstellungen und moderne Architektur – „Holzzeit“ (1995)
  • E.2. Regionalkultur als „aktive Grenzlandpolitik“
  • 2.1. Auseinandersetzungen und neue Positionen zum Verhältnis von Region und Kultur
  • 2.2. Landesausstellungen auf Gratwanderung im Spannungsfeld zwischen Kultur, Politik und Wirtschaft
  • E.3. Tiroler Dezentralisierung – Räume & Grenzen (1986–1993)
  • 3.1. Kulturpolitik als Bildungspolitik mit Kontinuität – Dezentralisierung durch Einbeziehung der Regionen
  • 3.2. Die jährlichen Tiroler Landesausstellungen
  • Der Herzog und sein Taler (1986)
  • Franz von Defregger und sein Kreis (1987)
  • Heiltum und Wallfahrt (1988)
  • Künstler, Händler, Handwerker – Tiroler Schwaben in Europa (1989)
  • Silber, Erz und weißes Gold – Bergbau in Tirol (1990)
  • 3.3. Der Blick über den Tellerrand – Bayerisch-Tirolische G’schichten … eine Nachbarschaft (1993)
  • 3.4. Räume und Grenzen
  • Exkurs: Ausstellungs- und Themenstraßen als alternative Projekte des Gebietskulturtourismus
  • E.4. Die dezentrale oberösterreichische Landesausstellung „Land der Hämmer – Heimat Eisenwurzen“ (1998)
  • 4.1. Das „Land der Hämmer“ als größte dezentrale Landesausstellung an 26 Orten
  • Die Leitausstellung in Weyer
  • Teilausstellungen in der Eisenwurzen zum „Land der Hämmer“
  • Aufbruchstimmung in der Region
  • 4.2. Geschlossene Kulturlandschaften als Thema oberösterreichischer Landesausstellungen
  • 4.3. Landschaft, Natur und Tourismus – Landesausstellungen als „sanfte Eroberung der Heimat“
  • F. Kritik & Reaktion
  • F.1. Landesausstellungen in der Krise? – Wahrnehmung, Kritik und Strategien
  • 1.1. Kritik an Landesausstellungen
  • 1.2. Am Scheideweg? – Landesausstellungen unter Rentabilitäts- und Innovationsdruck
  • 1.3. Landesausstellungen im Fokus der Wissenschaften
  • Bundeslandstudien: Tourismus und Wirtschaft – und auch Kulturgeschichte
  • Einzelstudien: Bildungsaspekte, Inszenierung und Kommunikation
  • Einzelstudien: Tourismus und Wirtschaft
  • Ergebnisse
  • 1.4. Der öffentliche Blick – Wirkung und Reaktionen
  • F.2. Modernisierung – Professionalisierung des Markenartikels „Landesausstellung“ (1990er Jahre)
  • 2.1. Vom Landesausstellungsbüro zur Kulturbetriebs G.m.b.H.
  • Landesmuseen und Landesausstellungen
  • Landesausstellungsbüros der Kulturabteilungen der Landesregierungen
  • Das Tiroler Landesinstitut
  • Die Kulturbetriebs G.m.b.Hs
  • 2.2. Verallgemeinerung der Themen und Inszenierung des Raums
  • Ressource „Mensch“: Gesellschaft & Lebenswirklichkeit
  • Ressource „natürliches und humanes Kapital“: Wirtschaft, Technologie & Konsum
  • Ressource „Umwelt“: Zusammenspiel Mensch & Natur
  • F.3. Die Länderausstellung „Ostarrîchi – Österreich“ (1996) – Königin aller Landesausstellungen?
  • 3.1. Eine Länderausstellung zum Millennium – Anlass, Vorbereitungen und Intentionen
  • Das Millennium 1996
  • Die Länderausstellung und die Beteiligung der Gemeinden und Bundesländer
  • 3.2. „Ostarrîchi – Österreich 996 – 1996. Menschen, Mythen, Meilensteine“ (1996)
  • Die Ausstellungsgebäude
  • Das Ausstellungskonzept
  • 3.3. „…um der Heimat Willen!“ – Vom Umgang mit Millennium und Länderausstellung
  • Rezeption des Millenniumsjahrs 1996: 1000 Jahre Österreich!?
  • Rezeption der Länderausstellung
  • G. Internationalisierung
  • G.1. Kooperation & Export von Know-How
  • 1.1. Zusammenarbeit mit den deutschsprachigen Nachbarn – Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen
  • 1.2. Kooperationen mit den südlichen Nachbarn – Südtirol, Trentino und Slowenien
  • 1.3. Landesausstellung als europäisches Phänomen?
  • G.2. Tirol und das Europa der Regionen - neue Horizonte, verpasste Chancen (1990–2005)
  • 2.1. Der „neue Regionalismus“ in den „Grenzländern“ (1994–2002)
  • 2.2. Das Europa der Regionen als kulturpolitische Herausforderung
  • 2.3. Neue Horizonte und Grenzen: Landesausstellungen in der Europaregion Tirol
  • „Meinhard II. – Eines Fürsten Traum“ (1995) als erste gemeinsame Landesausstellung zwischen Tirol und Südtirol – Kulturpolitik als politische (Re-)Vision
  • „Circa 1500“ (2000) als Kooperation zwischen Tirol, Südtirol und dem Trentino
  • Exkurs: Die erste Bayerisch-Oberösterreichische Landesausstellung „grenzenlos – Geschichte der Menschen am Inn“ (2004)
  • 2.4. Zukunftsvisionen und verpasste Chancen
  • Ausstellungskonzepte der Politik voraus – Landesausstellungen als Scheitern oder Impulsgeber für das Verhältnis zwischen Tirol, Südtirol und dem Trentino?
  • Aus Kritik erwachsen Visionen: „Neuer Typ“ von Landesausstellungen in Tirol
  • Das Scheitern einer Vision und die Rückkehr zum Konventionellen – Tiroler Landesausstellungen als „kostspieliges Desaster“ (2006)
  • G.3. Die Landesausstellungen zur Jahrtausendwende 2000
  • 3.1. Sehnsüchte
  • Niederösterreichische Landesausstellung „Die Suche nach dem verlorenen Paradies“ im Stift Melk (2000)
  • 3.2. Hoffnungen
  • Oberösterreichische Landesausstellung „Zeit“ (2000) in Wels
  • Burgenländische Landesausstellung „Krieg oder Frieden“ (2000) auf Burg Schlaining
  • 3.3. Ideale
  • Steirische Landesausstellung „Comm.gra2000az – Kunst, Wissenschaft, Kommunikation“ (2000) in Graz
  • Umbruch Europa: Gemeinsame Landesausstellung „circa 1500“ in Bruck, Brixen und Lienz (2000)
  • H. Zusammenfassung
  • 1. Signifikante Entwicklungslinien
  • 2. Funktion und regionale Bedeutung
  • 3. Fazit
  • Literatur- und Quellenübersicht
  • Bildnachweis
  • Dank

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A. EINLEITENDE ÜBERLEGUNGEN

A.1. Einleitung

1.1. Themenumriss

Ausstellungen bilden eine der wichtigsten Säulen der Museumsarbeit und sind seit dem letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts generell als kulturtouristischer Aspekt und Publikumsmagnet von Museen in den Fokus des wissenschaftlichen und öffentlichen Interesses gerückt. Österreichische Landesausstellungen zeigen sich hier vordergründig als von der Institution Museum weitgehend unabhängige Ausstellungsform und zählen mittlerweile zum traditionellen Kanon der vielseitigen österreichischen Kulturlandschaft. Ihre inzwischen Jahrzehnte währende Tradition im deutschsprachigen Raum legitimiert das kulturgeschichtliche wie auch kommunikationswissenschaftliche Interesse, nach ihren Ursprüngen und ihrer Spezifik zu fragen. Während ungarische Landesausstellungen1 und Schweizer „Landi“ und „Expo“2 sich weitgehend in der Tradition der Gewerbeausstellungen des 19. Jahrhunderts bzw. der modernen Weltausstellungen bewegen, so scheinen die österreichischen Landesausstellungen des 20. Jahrhunderts einen eigenen, davon abweichenden Weg eingeschlagen zu haben, dessen Beispiel sich bald nach Deutschland ausweitete. Nicht jedoch eine vergleichende europäische Kulturgeschichte der Landesausstellung, sondern eine Studie des österreichischen Fallbeispiels – nämlich die Entstehung, Funktion und regionale Bedeutung österreichischer Landesausstellungen – soll hier im Vordergrund stehen.

Der Betrachtungszeitraum wird eingangs grob auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts festgelegt, um dann zu einem späteren Zeitpunkt weiter spezifiziert zu werden, da die Entstehung „der“ österreichischen Landesausstellung noch umstritten ist: Vorderer Ankerpunkt sei erst einmal die Nachkriegszeit und die Gründung der Zweiten Republik. Erst in einer angemessenen Langzeitbetrachtung österreichischer Landesausstellungen wird sich zeigen, dass im Laufe der Jahrzehnte bestimmte Aspekte und Wirkungsbereiche hervortreten, die sich als Schlüsselbegriffe verfestigen und denen somit konstituierende – und damit auch definierende – Bedeutung zuzumessen ist. Die Bedeutungsebenen beinhalten spezifisch regionales Kulturerbe und Heimat ebenso wie einen auf dezentrale Kulturräume und -landschaften angewendeten Kulturbegriff, „Revitalisierung“ in der Denkmalpflege oder „Umwegrentabilität“ im Tourismusbereich und reichen bis hin zu grenzüberschreitenden Fragen nach gemeinsamen Erfahrungen in einem „Europa“ in historisch-retrospektiver, gegenwärtiger wie auch zukunftsgerichteter Perspektive. Diese Aspekte ermöglichen im empirischen Hauptteil der Arbeit die Systematisierung von Landesausstellungen in ein „Phasenmodell“ und die Darlegung ihrer Historiographie unter Berücksichtigung der fortschreitenden inhaltlichen Ausrichtungen und administrativen Entwicklungen. Das Forschungsinteresse wird dabei von der Frage nach Konsistenzen von Inhalten, Strukturen und Kontexten geleitet. Eine Kernfrage hierfür ist, inwiefern Verfestigungen einheitlicher Strukturen (Konzepte) und ein spezifischer Formen- und Themenkanon festgestellt werden können, die sich als Typus Landesausstellung manifestieren – gefragt wird also nach der Entstehung von Landesausstellungen. Des ← 15 | 16 → Weiteren interessiert, ob entsprechende Prozesse in allen österreichischen Bundesländern in vergleichbarer Weise, womöglich sogar zeitlich parallel, ablaufen und wer personell und institutionell daran beteiligt ist – dies fokussiert die Funktion und regionale Bedeutung von Landesausstellungen.

1.2. Einordnung des Themas

Ausstellungsgeschichte und Ausstellungsanalyse: Methodische Überlegungen zu einem jungen Forschungsfeld

Gegenstand der vorzunehmenden Untersuchung sind über 150 heute mit dem Begriff „Landesausstellung“ unterlegte Ausstellungen der österreichischen Bundesländer, die in den letzten sechs Dekaden stattgefunden haben.3 Eine solche Längsuntersuchung bietet sich vor allem an, um Kontinuitäten und Brüche in der Entwicklung sowie begriffsprägende Kontexte und Merkmale herausarbeiten zu können. Entsprechende verbindliche Methoden für solche über rein ausstellungsgeschichtliche Darstellungen hinausgehende umfassende Ausstellungsanalysen sind noch in den Anfängen begriffen. Erst wenige vergleichbare komplexe Studien aus jüngster Zeit bedienen sich Ausstellungsanalysen und -typologien zur Untersuchung von Ausstellungen als Kommunikationsphänomene, etwa unter semiotischen, kultur- oder sozialhistorischen Fragestellungen.4 Gemeinsam sind ihnen jeweils interdisziplinäre Ansätze mit Methodenmix, die es ermöglichen, die traditionell eher singulär berücksichtigten institutionellen, organisatorischen, ökonomischen, politischen, pädagogischen, thematischen etc. Bedingungen nun zusammenzuführen und so Ausstellungsgeschichte als soziale und kulturelle Praxis zu reflektieren. Im Fokus des Interesses steht dabei nicht die Ausstellung als passiver „Spiegel“ einer Gesellschaft denn vielmehr als „Vehikel“ (Großbölting), das gesellschaftlichen Wandel fördern soll. Die Tendenz geht also dahin, Ausstellungen nicht als „totes“ Abbild einer Gesellschaft, sondern als aktiven Beitrag, eingebunden in kommunikative soziale Prozesse, als Deutungsangebot und gesellschaftliches Modell zu verstehen und zu interpretieren. Es sind somit nicht nur die traditionellen Evolutionsprozesse bei Landesausstellungen abzuklopfen. Ebenso soll versucht werden, auch – gerade für deren Anfänge – die kontextuellen realen (politischen, ökonomischen etc.) wie auch ideellen Zielsetzungen in ihren Mitteln und Strategien der Umsetzung zu erfassen. Diese Rahmenbedingungen für Landesausstellungen können dabei konkret fassbar und formulierbar sein – etwa im Falle von politischen, ökonomischen und legislativen Bedingungen, die etwa anhand von Organigrammen, Statistiken, Protokollen und Akten konturiert werden können. In anderen Fällen aber sind die ihnen zu Grunde liegenden Strukturen eher schwerer greifbar und beschreibbar, etwa hinsichtlich der Rahmenbedingungen und Grenzen in der schriftlichen Darstellung von Ausstellungen, der Dokumentation bzw. Rekonstruktion der visuellen Ästhetik der ja temporären Landesausstellungen oder einer kaum zu verschriftlichenden und daher wissenschaftlich schwer auswertbaren sog. „internen Kommunikation“. Was anhand des Quellenmaterials und der ← 16 | 17 → Literatur über österreichische Landesausstellungen hier erschlossen werden kann, soll als Status quo österreichischer Landesausstellungen als Repräsentationsgeschichte und gesellschaftliches Ordnungssystem dokumentiert werden, indem eine Vielzahl kleinteiliger veröffentlichter wie auch teilweise noch unveröffentlichter Materialien zu Landesausstellungen zusammengeführt, strukturiert und interpretiert wird, und ihre Relevanz und Aktualität als ggf. (kultur)politisches Instrument, Erinnerungsmedium, Identität stiftendes Medium o. ä. untersucht werden.

Gerade hinsichtlich der Genese und Sinnhaftigkeit österreichischer Landesausstellungen stellt sich als grundlegende Frage, seit wann und warum es Landesausstellungen gibt und welche Rolle sie innerhalb der Gesellschaft spielen. Welche Intentionen stehen hinter dieser Ausstellungsform, welche Intentionen und Strukturen halten diese Kulturform aufrecht? Der Literaturwissenschaftler Terry Eagleton spricht in seiner Untersuchung „Was ist Kultur?“ davon, dass Kultur ein Weg sein kann, eine Gesellschaft zu idealisieren und nationale Unterschiede herauszustreichen. Dabei neige sowohl die postmoderne Kultur als auch die Kultur-als-Identität dazu, Kulturelles und Politisches zu verschmelzen: „In dem Maße, wie die vormoderne ‚Nation‘ dem modernen Nationalstaat weicht, kann die Struktur traditioneller Rollen die Gesellschaft nicht mehr zusammenhalten, und als deren einheitsstiftendes Grundprinzip springt die Kultur im Sinne einer Gemeinsamkeit der Sprache, des Erbes, des Bildungssystems, der Werte und desgleichen ein. Anders gesagt: die Kultur erlangt in dem Augenblick geistige Bedeutung, wo sie politisch zu einem relevanten Faktor wird. […] Kultur war nicht mehr eine Beschreibung dessen, was man war, sondern dessen, was man vielleicht künftig sein konnte oder einst gewesen war.“5 Dies setzt voraus, dass ein gewisses Naheverhältnis zwischen Kultur und Politik auszumachen ist, dessen Ausmaß im Einzelnen genauer zu klären ist. Nicht ohne Interesse ist dabei, wann Kultur zum politisch relevanten Faktor wird. An welchen Punkten offenbart sich Kultur als Identität und „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“6? Und es stellt sich die Frage nach der Art der Selbsteinschreibung in das eigene visuelle und kulturelle Gedächtnis (Bickenbach): Es interessiert dabei konkret vor allem die Rezeption und Wirkung (Funktion) von Landesausstellungen.

Als allgemeine These wird zunächst postuliert: Landesausstellungen als Präsentationsort historischer Vergangenheit sind eine soziale Konstruktion, die in Abhängigkeit von aktuellen Sinnbedürfnissen und Bezugsrahmen von (Teilen) einer Gesellschaft geschaffen werden. Diese Aussage soll später weiter differenziert werden, etwa hinsichtlich der Frage, ob bei der thematischen Planung von Landesausstellungen als Medium kultureller Identitätsvermittlung auf „Tradition“ zurückgegriffen wird – etwa ob es einen (etwa auf Grundlage politischer Programme) vorgesetzten (Bildungs-)„Kanon“ gibt – oder ob aktiv ein neues zukunftsweisendes Konstrukt ausgearbeitet wird: Handelt es sich um Wiederbelebung alter Traditionen oder Erschaffung neuer Werte?

Ein besonderes Interesse liegt auf der Frage nach Organisationsstrukturen, Beteiligten und Themengebung bei Landesausstellungen: Als Resultat organisatorischer Struktur ist das Verhältnis von Sinnbedürfnissen und Macht sowie die Ausbildung von Sinngebungsrahmen zu beschreiben, die sich nach Pierre Nora besonders in Krisensituationen auftun, und die sich als institutionelle Rahmenbedingungen mit spezialisierten Akteuren beschreiben lassen. Wie ein einführender Exkurs in die österreichische Nachkriegspolitik und die Museumslandschaft nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt, scheint eine solche Krisensituation durchaus gegeben, in der ganz konkret auf politischer wie intellektueller Ebene die Frage „Was ist österreichische ← 17 | 18 → Kultur?“ thematisiert wird (vgl. in A.3. Der historische Rahmen: Kulturpolitische Voraussetzungen nach 1945). Der enge Zusammenhang zwischen Macht und Erinnerungskonstruktion eröffnet konkret Fragen nach dem Verhältnis von kultureller Identität und politischer Imagination, den daran beteiligten Gruppen und Institutionen und ihren erklärten Absichten und Zielsetzungen.

In der Gesamtbetrachtung der Themen und Reflexion von Landesausstellungen ist im Hinterkopf zu behalten, ob sie als Mittel der Politik zu sehen sind, die – nach den Erfahrungen des „Anschlusses“ und des Zweiten Weltkrieges – als Aufarbeitungsmedium dienen im Ringen um eine neue Identität Österreichs als Republik und bei der Etablierung als „Kulturnation“ Österreich. Am Beispiel Landesausstellungen ist zu untersuchen, in welcher kulturellen Tradition sich die Zweite Republik sieht, welche Bezugsfelder eröffnet werden und ob im Rahmen von Landesausstellungen eine Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte und Grundfragen der Zeit stattfindet. Innerhalb welcher Rahmenbedingungen agieren Landesausstellungen – offenbart sich Kultur als Identität tatsächlich als „Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“7 wie Eagelton sagt: Wie viel Freiheit steckt in der Themenwahl und Durchführung, wo wird ggf. politische Einflussnahme, Lenkung oder gar Instrumentalisierung sichtbar? Die Funktion österreichischer Landesausstellungen in ihrer sozialen und kulturellen Praxis, ihre Entstehungsbedingungen und ihre Zielsetzungen sollen von ihren Anfängen bis zur Jahrtausendwende untersucht werden, um mögliche Kontinuitäten und Brüche auszumachen. Für eine solche zeitlich wie thematisch umfassende Ausstellungsanalyse bieten sich verschiedene Annäherungsweisen mit unterschiedlichen Ausrichtungen an (vgl. in A.3. Die historische Großausstellung). Der von der Historikerin Jana Scholze eingeschlagene Weg, sich Ausstellungen als Inszenierung zu widmen, schränkt bei österreichischen Landesausstellungen das Untersuchungsfeld weitgehend auf künstlerische, semiotische bzw. wahrnehmungstheoretische Aspekte ein, während gesellschaftliche Funktionen, Entstehungs- und Rahmenbedingungen dabei weitgehend unbeachtet bleiben. Ein sicherlich nicht zu vernachlässigender Aspekt wird der Fokus sein, Ausstellungen als Mittel der Politik zu betrachten8: Es wird sich zeigen, in wie weit dies bei österreichischen Landesausstellungen relevant ist und welches Quellenmaterial hierfür herangezogen werden kann.

Betrachtet man, der Assmannschen Forschungstradition folgend, Ausstellungen als Erinnerungs- und Identität stiftende Medien zur Konstruktion eines kulturellen Gedächtnisses, so stehen diese im Kontext des Gedenkens, der Volksbildung und der Geschichtskultur und fokussieren sehr stark den historischen Ort als Erinnerungsort einer Gesellschaft. Immanente Merkmale entspringen hier Authentizität, Zeugen- und Ereignisschaft mit dem Ziel einer auf langfristige soziale Verankerung angelegten Rekonstruktivität wider das Vergessen. Diese fundamentale ideelle Basis an „Gedächtnis“ und „historischem Bewusstsein“ verfährt rekonstruktiv, ihre grundsätzliche Ausrichtung ist vergangenheitsbezogen und gegenwartsverankert. Somit ist ein starkes Naheverhältnis zur Denkmalpflege und dem Erhalt des baulichen und landschaftlichen kulturellen Erbes anzunehmen. Hier wäre zu prüfen, ob diese sich auf konservative, rein den Status quo bewahrende Ansätze beschränkt oder ob vielmehr eine offene, innovative Denkmalpflege betrieben wird. Eine Analyse der Ausstellungsthemen kann zudem einen ersten Einblick in die grundsätzliche Ausrichtung an Vorlieben, Schwerpunkten ← 18 | 19 → sowie „Lücken“ geben. Diese zentralen Erkenntnisse können später zusammen mit den gesellschaftlichen Interessenslagen zu einem „Gewebe der Kultur“ (Feichtinger/Stachel) als Gesamtüberblick verwoben werden.

Eine andere Sicht auf Ausstellungen als soziale Medien zeigt die Untersuchung Großböltings am Beispiel der Industrie- und Gewerbeausstellungen: Er weist den von ihm untersuchten Ausstellungen einen wesentlich aktiveren Part zu und sieht das Medium Ausstellung als emanzipatorisches Massenmedium in der Kommunikationsrevolution des 19./20. Jahrhunderts, das durch Ästhetisierung der Dinge, Kommunikation durch Architektur, Sozialutopie und Visualisierung von Fortschritt zu einem maßgeblichen innovativen „Vehikel“ für die Gesellschaft wurde. Der Deutungsanspruch der Ausstellungen griff dabei über die Gegenwart hinaus, wenn er auch vergangene und zukünftige Zustände deutete. Völlig zu Recht weist Großbölting darauf hin, dass Ausstellungen „komplexe Artefakte [sind und] keine offenen Fenster, durch die man in die zeitgenössische Gesellschaft hineinblicken könnte“9. Die Entstehungsumstände und Inhalte von Ausstellungen sind stets von sehr unterschiedlichen Faktoren wie persönlichen oder politischen Interessen, finanziellen Fragen, veränderten Freizeitgewohnheiten, ja gar Zufällen oder nur schwer wissenschaftlich zu dokumentierender „interner Kommunikation“ beeinflusst. So müssen die Ordnungsvorstellungen, die in und durch die Ausstellungen repräsentiert werden, als spezifisches visuelles gesellschaftliches Modell aufgefasst werden, das bei den tatsächlichen Entwicklungen und Erfahrungen des Einzelnen ansetzen und „Denkbilder“ (Korff) produzieren soll: In Übertragung der Ergebnisse Großböltings seien Ausstellungen somit eine „deutende Instanz, die zu den Vorprägungen und Erfahrungen des Einzelnen beitrugen, Wahrnehmungen und deren Verarbeitung beeinflussten und den Blick auf die Wirklichkeit modifizierten“.10 Sie sind somit Instrumentarium und Manifestation wie auch Samen und Retorte. Eine Analyse der Praxis in den Ausstellungen sowie der Deutungsangebote lege somit die mentalen Bilder und ihre Syntax frei, mit denen sich die Zeitgenossen über das kulturelle Gedächtnis als übergreifende Matrix und sozialer Wert verständigen. Ausstellungsgeschichte wird hier somit als Repräsentationsgeschichte aufgefasst, die durchaus nicht eins zu eins doktrinäre Konventionen widerspiegelt, sondern als Impulsgeber für weiterführende Entwicklungen dient. Ihre Ausrichtung ist gegenwartsbezogen und zukunftsgerichtet. Um Grundstrukturen und Entwicklungen aufzuzeigen, müssen Gegenstand einer solchen Untersuchung jene Ausgangsebenen sein, an denen Impulse ansetzen, wie auch die geführten Diskurse: Im Falle der Landesausstellungen kann zunächst ein Modell der mentalen Bilder anhand der inhaltlichen Analyse der Ausstellungsthemen gewonnen werden. Die Syntax bilden Ausstellungsmotivationen, -leitbilder und Wirkungsradius, die schließlich von der Rahmengebung wie den legislativen Voraussetzungen und Institutionen der Kulturproduktion, Hierarchien und beteiligten Akteuren flankiert werden. Ein solcher Ansatz bietet somit ein wesentlich weiteres Untersuchungsprofil, das es erlaubt, österreichische Landesausstellungen im konkreten Wechselspiel ideeller, politischer und sozialer Prozesse hinsichtlich ihrer aktiven Gestaltungskraft und der Herausbildung Tradition stiftender Spezifika zu untersuchen.

Festlegung des geographischen Betrachtungsraumes

Zur Darstellung der Entwicklung österreichischer Landesausstellungen ist es natürlich wünschenswert, alle neun Bundesländer der Republik Österreich in die Studie einzubeziehen. ← 19 | 20 → Hierzu erfolgte zunächst eine kurze Analyse11, in welchen Bundesländern ab welchem Zeitpunkt Landesausstellungen veranstaltet wurden. So zeigte sich rasch, dass Wien in Folge seiner Hauptstadtfunktion und der damit verbundenen Fülle diverser Kulturaktivitäten keine Landesausstellungen veranstaltet. Die übrigen acht Bundesländer haben unterschiedliche lange Traditionen und Erfahrungen mit Landesausstellungen. Auch zeigte sich bereits anhand der Ausstellungslisten der Kulturabteilungen der Landesregierungen, dass einzelne Ausstellungen als „Landesausstellungen“ gezählt wurden ohne diese Bezeichnung zeitgenössisch im Namen zu führen. Somit war ein weiteres Indiz dafür gegeben, sich mit den Begrifflichkeiten im Rahmen der Arbeit näher zu beschäftigen und besonders den Anfängen, nämlich der Entstehungszeit der Landesausstellungen in der Zweiten Republik verstärktes Augenmerk zu widmen. Dadurch fokussiert die Arbeit insbesondere zunächst die ersten Landesausstellungen in den Bundesländern Niederösterreich, der Steiermark und Tirol12 und stellt in der weiteren chronologischen Darstellung der Entwicklungen mittels thematischer Querschnitte auch Zusammenhänge, Bezüge oder Verweise zu den übrigen Bundesländern und den dortigen Landesausstellungen her.

Eingrenzung des Betrachtungszeitraums

Die Eingrenzung des Betrachtungszeitraums in dieser Untersuchung wird zuvorderst getragen durch eine Präzisierung der Frage nach der ersten Landesausstellung der Zweiten Republik, die anhand von Vergleichen der offiziellen Landesausstellungslisten sowie zeitgenössischer Kataloge, Akten und Presseberichte auf die frühen 1950er Jahre festgelegt werden wird.13 Der zu Beginn der Recherchen noch offene Anfangspunkt des Untersuchungszeitraums brachte es mit sich, als historischen Kontext in einem kurzen Abriss die Museumslandschaften und die kulturpolitischen Bedingungen während der österreichischen Nachkriegszeit nach dem Zweiten Weltkrieg und in den Anfängen der Zweiten Republik um 1955 näher in das Blickfeld zu rücken. Zunächst nur als empathischer historischer Exkurs in Hinblick auf mögliche Motivationen für die frühen Ausstellungen gedacht, zeigte sich bald, dass sich hier Potenzial auftat für eine erste Arbeitsthese der soziopolitischen Bedingtheit von Landesausstellungen.14

Das Millenniumsjahr 2000, in dem die Besucher parallel Landesausstellungen in fünf österreichischen Bundesländern15 besuchen konnten, rundet in einer vergleichenden Betrachtung als großes Jubiläumsjahr mit unzähligen konkurrierenden Feierlichkeiten die Längsuntersuchung weitgehend ab. Darüber hinaus werden in thematischen Schwerpunktkapiteln aber durchaus auch neuere Landesausstellungen einbezogen, soweit sich diese mit Innovationen hervortaten oder Entwicklungen in einzelnen Bundesländern abschlossen. Somit können rund 60 Jahre Landesausstellungsgeschichte und die Erfahrungen dreier aufeinander folgender Generationen berücksichtigt werden. ← 20 | 21 →

1.3. Forschungsstand

Österreichische Landesausstellungen wurden bisher nicht umfassend erforscht, vollständige Auflistungen dieser Ausstellungen liegen erst seit wenigen Jahren im Internet auf den Seiten des Kulturinformationssystems „aeiou“ 16 sowie auch auf der freien Internet-Enzyklopädie „Wikipedia17 vor. Die bislang umfassendste Zusammenstellung österreichischer Landesausstellungen erfolgte 1999–2002 im eCulture-Projekt „KULT.DOKU Verborgene Schätze aus österreichischen Landesausstellungen“ unter der Leitung des Historikers Günther Hödl, das jedoch nur die wissenschaftliche Erschließung der Texte und Bilder in den Katalogen der Landesausstellungen seit 1959 zum Ziel hatte.18 Diese – auf die lange Tradition österreichischer Landesausstellungen bezogen – recht späte Zusammenstellung hat ihren Ursprung auch in der uneinheitlichen Auffassung des Begriffs „Landesausstellung“ sowie synonym gebrauchter Bezeichnungen, auf die im Rahmen der Forschungsarbeit gleichsam kurz eingegangen werden soll.

Eigenständige wissenschaftliche Arbeiten zu Landesausstellungen hat es erst in den letzten zwei Jahrzehnten zumeist in Form von Diplomarbeiten bzw. zwei Dissertationen an den Universitäten von Graz, Linz und Wien gegeben, die den Aspekt jüngerer Landesausstellungen als Wirtschaftsfaktor – vornehmlich in Hinblick auf den Fremdenverkehr – auswerten.19. Weitere Arbeiten beschränken sich auf die Untersuchung von Landesausstellungen einzelner Bundesländer oder gar einzelner Ausstellungsprojekte.20 Caroline Oellerer beschäftigt sich als erste länderübergreifend mit dem Thema „Landesausstellungen – Eine Institution im mitteleuropäischen Kontext“ (2001)21, in der sie sowohl ausgewählte österreichische wie auch deutsche Landesausstellungen untersucht. Aber keine der genannten Arbeiten geht weiter als bis etwa Anfang der 1980er Jahre zurück.22 Ein thematischer Band der Mitteilungen des ← 21 | 22 → Instituts für Österreichische Geschichte (MIfÖG 1990) vereint mehrere Einzelbeiträge namhafter Autoren aus der Ausstellungspraxis, die teilweise auch überblickartiges Praxiswissen über mehrere Landesausstellungen beinhalten. Eine neuere Fallstudie am Institut für Kulturwissenschaften der Johannes Kepler Universität Linz beschäftigt sich schließlich mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit von Landesausstellungen in Oberösterreich (2003).23 Trotz der starken Zunahme an wissenschaftlichen Arbeiten in den letzten Jahren, das ein steigendes, nicht nachlassendes Interesse an Landesausstellungen signalisiert, erweist sich dennoch die Forschung zu österreichischen Landesausstellungen bislang noch immer als recht uneinheitlich und fragmentiert; besonders ihre Rezeption aus Primärquellen heraus mit dem Ziel einer chronologisch-historischen Gesamtübersicht erfuhr bislang noch keine angemessene Aufmerksamkeit.

Aufgabe und somit Gegenstand der Arbeit ist die Untersuchung und Darstellung der Entstehung, Funktion und regionalen Bedeutung österreichischer Landesausstellungen. Die darin enthaltenen drei Kernbegriffe legen zwei zeitliche Schnitte fest: einen Querschnitt bei der Invention von Landesausstellungen nach dem Zweiten Weltkrieg und einen Längsschnitt, der eine Gesamtschau über ein gutes halbes Jahrhundert hinweg bedingt. Die davon ausgehenden Stränge verfolgen die Begriffsgeschichte und die Genese von Landesausstellungen: So sollen Landesausstellungen einerseits als Medien kulturellen Gedächtnisses – also als medialer Rahmen des historischen Forschens, Erinnerns und Beitrags zur österreichischen Landeskunde – sowie andererseits als politisch-wirtschaftlicher Faktor, nämlich als Impulsgeber und „kultureller Motor“ untersucht werden. In systematischer Perspektive wird nach den Motivationen für die Entstehung österreichischer Landesausstellungen, nach ihrer weiteren Entwicklung sowie nach ihrem Stellenwert und Beitrag zur (regionalen oder nationalen) kulturellen Identität gefragt.

A.2. Erkenntnisinteresse, Fragestellungen und Untersuchungsrahmen

2.1. Erkenntnisinteresse und Fragestellungen

Da bislang großteils nur Einzel- oder Sammelstudien zu österreichischen Landesausstellungen vorliegen, eine Gesamtdarstellung jedoch fehlt, wird die Arbeit grundsätzlich historisch-chronologisch angelegt. Die Frage nach der ersten Landesausstellung wirft gleich ein begriffliches Problem auf, die Benennung von Landesausstellungen betreffend. Da also eine begriffliche Bündelung allein zur Klassifizierung von Landesausstellungen offenbar nicht ausreicht und sich das Erkenntnisinteresse nicht nur auf die Inhalte sondern, weit darüber hinausgehend, insbesondere auch auf deren Funktion und Bedeutung richtet, muss somit ein Vorgehen bei der Ausstellungsanalyse gefunden werden, das methodologisch eine über das Thematisch-Inhaltliche hinausgehende Annäherung zu ihrer Systematisierung ermöglicht. ← 22 | 23 →

Begriffsdefinition Landesausstellung

Bereits bei der Auswahl und Zuordnung relevanter Landesausstellungen zeigt sich ein offensichtliches Problemfeld für die Untersuchung: Insbesondere in der „Frühzeit“, den 1950er bis 1980er Jahren, ergeben sich Diskrepanzen zwischen den heutigen offiziellen Landesausstellungslisten der Kulturabteilungen der Landesregierungen und den Primärquellen wie Katalogen und Plakaten hinsichtlich der Benennung als „Landesausstellung“. Es kann also bereits anhand der Begrifflichkeiten festgestellt werden, dass die Entstehung von „Landesausstellungen“ im heutigen Sinne noch ungeklärt ist und es unterschiedliche Zuschreibungen gibt. Neben einer genaueren Betrachtung ihrer historischen Anfänge24 sollen daher zunächst insbesondere die verwendeten Begrifflichkeiten für österreichische Landesausstellungen untersucht werden, um zu sehen, ob womöglich ein einheitlicher Zusammenhang zwischen dem Landesausstellungsbegriff und den damit versehenen Ausstellungsthemen festzustellen ist. Wenn der Begriff „Landesausstellung“ an eine einheitliche Gruppe spezifischer Ausstellungen vergeben wird, so soll diese Gruppe auch begriffsdefinitorisch näher beschrieben und auf eine mögliche einheitliche Funktion hin untersucht werden.

Des Weiteren sind anhand der Ergebnisse dieser ersten begrifflichen Untersuchung kurz Überlegungen zu einer Verwandtschaft österreichischer Landesausstellungen zu ähnlichen Großausstellungstypen wie Weltausstellungen und Gewerbeausstellungen anzustellen, um hierüber ggf. schon nähere Einsichten hinsichtlich ihrer Entstehungstradition, ihren Inhalten und Zielsetzungen zu erlangen (vgl. in A.2. Abgrenzung Landesausstellungen – Weltausstellungen – Gewerbeausstellungen).

Thematische Entwicklung von Landesausstellungen

Österreichische Landesausstellungen lassen sich nicht als eine einzige spezifische Ausstellungskategorie (z.B. Kunstausstellung) zusammenfassen, da sie eine wahre Vielzahl an Themen verschiedenster Epochen an unterschiedlichsten Orten abdecken. Landesausstellungen wurden in allen Bundesländern Österreichs veranstaltet – ein Überblick über ihre Themen müsste somit auch exemplarisch zeigen, ob sie thematisch gebunden sind oder wo welche Schwerpunkte gesetzt werden als Teil regionaler kultureller Identität und Beitrag zu Landeskunde und (nationalem) Geschichtsbild. Anhand einer Kataloganalyse sollen die Themen von Landesausstellungen systematisiert werden, um zu sehen, welche Bereiche und Epochen Landesausstellungen aufnehmen und ob es Spezialisierungen, charakteristische Schwerpunkte oder „Moden“, bestimmte lokale oder regionale Schwerpunkte gibt – oder Lücken an Themen, die nicht im Rahmen von Landesausstellungen angesprochen werden (vgl. in A.2. Auswertung der Übersicht über alle österreichischen Landesausstellungen).

Funktion von Landesausstellungen

Hier ist besonders von Interesse, mit welcher Legitimation und welchen Argumenten Landesausstellungen beantragt und veranstaltet werden. Ist ihnen eine besondere, von den „normalen“ Ausstellungen abweichende Funktion oder ein besonderer Nutzen nachweisbar oder haben sie eine besondere Motivation und Zielsetzung? Zu untersuchen sind hier vor allem die Anträge und die Anlässe, aus denen Landesausstellungen veranstaltet werden, sowie die mit ihnen einhergehenden Maßnahmen – denkbar etwa Denkmalpflege- und Infrastrukturmaßnahmen, aber auch die eng mit ihnen verbundene Wissenschaftsförderung und organisatorischen Netzwerke. ← 23 | 24 →

Strukturelle Einbindung von Landesausstellungen

Landesausstellungen sind komplexe Teamarbeit: Die strukturelle Einbindung von Landesausstellungen innerhalb des Gesellschaftssystems gibt Auskunft über ihre soziale und ggf. auch politische Funktion. Von Interesse ist dabei etwa, ob es für sie bundesweit einheitliche Organisationsstrukturen gibt, welche Institutionen und Personen an der Organisation von Landesausstellungen teilhaben oder ihnen zuarbeiten, oder auch wer Einspruchsrechte hinsichtlich ihrer Themen und Umsetzung hat. Wo begannen Landesausstellungen, was war die Initialzündung dazu? Veranstaltet jedes Bundesland seine eigenen Landesausstellungen, gibt es thematische Abstimmungen oder eine zentrale Koordination? Spielen bei der Antragstellung und Organisation von Landesausstellungen einzelne Personen eine zentrale Rolle oder Institutionen, finden Kooperationen statt, wie ist das Organisations- und Machtgefüge? Wie ist etwa das Verhältnis von Landesmuseen und Landesausstellungen: Gibt es Konkurrenzkämpfe oder ist es ein symbiotisches Verhältnis? Somit wird der Fokus hier institutions- und ideengeschichtlich auf die Organisationsstrukturen, Akteurs- und Machtprofile sowie mit zunehmender Internationalisierung auch die sie leitende Gesetzgebung gerichtet.

Ästhetische Entwicklung bei Landesausstellungen

Eine Beantwortung der Frage nach der ästhetischen Entwicklung bei Landesausstellungen wird vorwiegend auf visuelle Quellen (Fotografien, Filme, Zeichnungen) zurückgreifen müssen. Soweit diese recherchiert werden können, wäre von Interesse, ob Landesausstellungen eine spezifisch eigene ästhetische Gestaltung oder spezifische Gestaltungsanforderungen entwickelt haben. Hierbei spielt sicherlich auch die Wahl des Ortes, vor allem des Ausstellungsgebäudes eine Rolle. In den Fokus sollte hierbei eine Untersuchung von Architektur und Ausstellungsgestaltung im Rahmen von Landesausstellungen gestellt werden.

Strategische Entwicklung: Mediale Präsenz und Vermarktung von Landesausstellungen

Ausstellungen brauchen Öffentlichkeit, das heißt Berichterstattung und Besucher. Spricht man heute ganz selbstverständlich von „den Landesausstellungen“, so zeigt sich für die Anfänge bis in die 1980er Jahre, dass ein einheitlicher Begriff nicht selbstverständlich war. Es muss also eine Ausdifferenzierung und Platzierung der „Marke“ oder des „Prädikats“ Landesausstellung gegeben haben, die seit den 1980er den Begriff zu einem Allgemeinplatz gemacht hat. Ist heute eine bestimmte Erwartungshaltung auszumachen gegenüber dem, was uns bei Landesausstellungen erwartet? Dazu soll untersucht werden, ob es bei Öffentlichkeitsarbeit und Marketing für Landesausstellungen eine strategische Entwicklung gab und auf welche Weise Landesausstellungen in welchen Medien (Presse, Werbung, Internet etc.) präsent waren und sind.

Die bis hierher vorgestellten Fragenkomplexe zeigen eine sehr breite Interessenlage, wie sie sich sowohl aus den Kulturwissenschaften wie auch der Museologie ergibt. Der Begriff „Landesausstellung“ soll in all seiner vielfältigen Ausgestaltung – nicht nur in einem kleinen Zeitausschnitt – in seiner gesamten Entwicklung von nun mehr als 60 Jahren Landesausstellungen in Österreich berücksichtigt werden, um ihn als exemplarisches Prisma kollektiver Identität erfassen zu können. Die Längsuntersuchung soll dabei ermöglichen, möglichst umfassend alle Facetten an Identitätsofferten (Aleida Assmann) bei Landesausstellungen zu bündeln und so die Charakteristika als Ausstellungstypus herausarbeiten zu können. ← 24 | 25 →

2.2. Das begriffliche Setting

Problemfeld Begrifflichkeiten

Die Kulturabteilungen der Landesregierungen führen heute Listen über die in ihrem Bundesland veranstalteten Landesausstellungen. Dabei fällt auf, dass für Landesausstellungen durchaus auch andere Bezeichnungen wie Sonderausstellung, Landessonderausstellung, Jubiläumsausstellung, Gedächtnisausstellung oder Millenniumsausstellung auftauchen. Die Benennung ist bis in die 1970er Jahre unspezifisch: Die ersten Ausstellungen25 firmierten meist als sog. Gedächtnisausstellungen. Im Burgenland gibt es in der heutigen Liste der Landesausstellungen auch Sonderausstellungen und Landessonderausstellungen. Tirol hat, obwohl sie als Tiroler Landesausstellung tituliert war26, die Ausstellung „3000 Waffen aus fünf Jahrhunderten. Das Wiener Bürgerliche Zeughaus“ (1979), die vom Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum im ehemaligen Zeughaus Kaiser Maximilians I. durchgeführt wurde, nicht als solche in die Liste der Landesausstellungen aufgenommen: Jene Ausstellung, die aus Beständen des Historischen Museums der Stadt Wien zusammengestellt und zuvor in der niederösterreichischen Schallaburg gezeigt wurde, geht auf ein besonderes Programm zurück, das den Kulturkontakt Wiens mit den Bundesländern fördern sollte. Im Katalogvorwort heißt es zum Zustandekommen der Ausstellung:

„Die Geschäftsgruppe für Kultur, Jugend und Bildung der Stadt Wien hat in den letzten Jahren eine Reihe von gemeinsamen Veranstaltungen mit den österreichischen Bundesländern durchgeführt. Vor mehr als zehn Jahren war von den zuständigen Stellen der Stadt Wien ein Kulturprogramm beschlossen worden, in das als besonders wichtiger Punkt die Vertiefung der Bundesländerkontakte aufgenommen worden war. In Erfüllung dieses Programms fanden vor allem Ausstellungen statt, die von Wien gemeinsam mit den Bundesländern durchgeführt worden waren, so etwa die Ausstellung ‚Angelika Kauffmann und ihre Zeitgenossen‘ in Zusammenarbeit mit Vorarlberg, ‚Franz Anton Maulbertsch‘ mit Niederösterreich und Burgenland und ‚Albin Egger-Lienz‘ mit Tirol. […] Die Ausstellung des Wiener Bürgerlichen Zeughauses ist als weiterer Höhepunkt in diesem Konzept gedacht.“ 27

Nachdem sie die Ausstellung in Niederösterreich gesehen hatten, beschlossen der damalige Direktor des Ferdinandeums Erich Egg und sein Mitarbeiter Meinrad Pizzinini, die geschlossenen Bestände aus Wien komplett als Landesausstellung zu übernehmen und den historischen Ort des Zeughauses Maximilians I. zu beleben. Lediglich die Aufstellung wurde den Ausstellungsräumen angepasst.

Wenn sich auf den ersten Blick die Landesausstellungen weniger eindeutig als eher vielfältig einordnen lassen, so ist zu untersuchen, zu welchen Definitionen bisherige Forschungsarbeiten zu österreichischen Landesausstellungen gekommen sind. Verschafft man sich zunächst ← 25 | 26 → einen Überblick über gängige Definitionen oder Beschreibungen zu österreichischen Landesausstellungen aus der Sekundärliteratur, vorrangig aus Diplomarbeiten, so findet man die folgende, sehr allgemein anmutende Auffassung Adelheid Holls (1994):

Details

Seiten
626
Jahr
2016
ISBN (PDF)
9783631707197
ISBN (ePUB)
9783631707203
ISBN (MOBI)
9783631707210
ISBN (Hardcover)
9783631707180
DOI
10.3726/978-3-631-70719-7
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Januar)
Schlagworte
Kulturelle Identität Regionalismus Kulturpolitik Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Architektur Denkmalpflege Werbung
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2016. 626 S., 520 farb. Abb.

Biographische Angaben

Regina Stein (Autor:in)

Regina Stein studierte Museumskunde, Geschichte und Politik, promovierte in Kommunikationswissenschaften und ist als Museologin und freie Beraterin für Museen unterschiedlicher Ausrichtung tätig. Ihr Interesse gilt besonders Fragen der Museums- und Sammlungsgeschichte sowie der Identitäts- und Biografieforschung im Kontext mitteleuropäischer Geschichte.

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Titel: Österreichische Landesausstellungen
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