Lade Inhalt...

Fritz Jöde 1906-1923 – Pädagogik im Umbruch zu Beginn des 20. Jahrhunderts

von Matthias Kruse (Autor:in)
©2017 Monographie XI, 488 Seiten

Zusammenfassung

Fritz Jöde (1887-1970) war eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der Musikerziehung des 20. Jahrhunderts. Über jene Lebensjahre, die Jöde als Volksschullehrer in Hamburg verbrachte, ist aber nur wenig bekannt. Dieses Buch füllt das Desiderat. Es ergibt sich ein Bild, das Fritz Jöde insbesondere als einen radikal-alternativen Pädagogen zeigt. Ausgehend von Momenten der Kulturkritik und in Abkehr von der überkommenen «Lernschule» vertritt Jöde eine Pädagogik, die den «ganzen» Menschen und die Gemeinschaft in den Mittelpunkt rückt. Letztlich verfolgt Fritz Jöde die Erziehung eines «Neuen Menschen». Hierzu soll die Schule ihren Beitrag leisten, indem sie an die «schöpferischen Kräfte» des Menschen anknüpft und ihn in die Lage versetzt, Zukunft «unbedingt» zu gestalten.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • 1. Einleitung
  • 1.1. Zum Forschungsstand
  • 1.2. Fragestellung
  • 2. Soziales Netzwerk I: Fritz Jöde, Friedrich Schlünz, Max Tepp
  • 2.1. Fritz Jöde
  • 2.2. Friedrich Schlünz
  • 2.3. Max Tepp
  • 3. Zur Weltanschauung in Deutschland im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert
  • 3.1. Irrationalismus und Glaubensfragen
  • 3.2. Die Lebensphilosophie
  • 3.3. Zur Frage der Erkenntnis
  • 3.4. Der Entwicklungsgedanke
  • 3.5. Zukunftshoffnungen
  • 3.5.1. Der „Neue Mensch“
  • 3.5.2. Die Jugend
  • 3.5.3. Kraft- und Tatmensch
  • 3.5.4. Die Kunst
  • 4. Gesellschaft, Kultur und Schule in Hamburg um 1900
  • 4.1. Gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung in Hamburg nach 1870
  • 4.2. Schule in Hamburg nach 1870
  • 5. Soziales Netzwerk II: Fritz Jödes gesellschaftliche, pädagogische und künstlerische Einbindung
  • 5.1. Das Hamburger „Volksheim“
  • 5.2. Die Bremer Reformpädagogen Heinrich Scharrelmann und Fritz Gansberg
  • 5.3. Die Kunsterziehungsbewegung und die Hamburger Bewegung zur Schulreform
  • 5.4. Die Jugendbewegung
  • 5.4.1. Der Hamburger „Zugvogel“
  • 5.4.2. Zur Rezeption literarischer Werke
  • 5.4.2.1. Walt Whitman
  • 5.4.2.2. Stefan George
  • 5.4.3. Gustav Wyneken
  • 5.4.4. Der Eugen Diederichs-Verlag
  • 5.4.5. Robert Kothe
  • 5.5. Die Wendeschule
  • 5.6. Der Wendehof
  • 5.7. Expressionismus
  • 5.8. Der Bund entschiedener Schulreformer
  • 6. Zur Unterrichtspraxis
  • 6.1. Die Lehrpläne für die Hamburger Volksschule
  • 6.1.1. Das Fach Zeichnen
  • 6.1.2. Das Fach Deutsch
  • 6.1.3. Das Fach Singen
  • 6.1.4. Der Anschauungsunterricht
  • 6.2. Der Unterrichtsansatz Fritz Jödes
  • 6.3. Zur Methoden-Diskussion
  • 6.4. Zur Psychologie
  • 7. Fritz Jödes Weltauffassung im Spiegel zentraler Begriffe
  • 7.1. Leben
  • 7.2. Ganzheit
  • 7.3. Natur
  • 7.4. Organismus
  • 7.5. Gemeinschaft
  • 7.6. Kraft
  • 7.7. Tat (Arbeit)
  • 7.8. Schöpfung (schöpferisch)
  • 7.9. Werden
  • 7.10. Wesen
  • 7.11. Geist (Gott)
  • 7.12. Kunst
  • 8. Linien und Brüche in der alternativen Pädagogik Fritz Jödes
  • 9. Literatur
  • 9.1. Primärliteratur
  • 9.1.1. Schriften Fritz Jödes
  • 9.1.2. Archivalien
  • 9.2. Sekundärliteratur
  • 10. Personen
  • 11. Anhang
  • Fotografien Fritz Jödes aus der Zeit bis 1923
  • Zeichnungen Fritz Jödes aus den Jahren 1901/02

| 1 →

1. Einleitung

In seiner Bedeutung für die Musikpädagogik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist Fritz Jöde (1887–1970) kaum zu überschätzen. Ob als Herausgeber einer Vielzahl von Liedersammlungen oder Verfasser musiktheoretischer Schriften, ob als ausübender Musikpädagoge in Schule, Musik- und Hochschule oder als Begründer der so genannten „Musikantengilde“1: Der Name Fritz Jöde ist aus der Geschichte der Musikerziehung des 20. Jahrhunderts nicht wegzudenken. Fritz Jöde zählte – neben Leo Kestenberg (1882–1962)2 – zu jenen Persönlichkeiten, die die Musikerziehung in Deutschland im Lauf des 20. Jahrhunderts entscheidend prägten.

Seine Karriere begann Fritz Jöde in seiner Heimatstadt Hamburg, wo er zwischen 1908 und 1923 als Volksschullehrer tätig war. Er nahm in dieser Zeit starken Anteil an der reformorientierten Diskussion in der Hamburger Lehrerschaft und bestimmte das Geschick der Hamburger Volksschule wesentlich mit. Zum 1. April 1923 wurde Jöde dann durch Leo Kestenberg auf eine Professur für Musikerziehung an die Akademie für Kirchen- und Schulmusik in Berlin berufen, wo er für die Ausbildung von Gesang- bzw. Musiklehrern zuständig war.3

Es ist somit grundsätzlich zu unterscheiden zwischen dem „Volksschullehrer“ und dem „Musikpädagogen“ Fritz Jöde. Die Merkmale und Anforderungen der Tätigkeiten Jödes in Hamburg bzw. Berlin differierten ebenso stark wie die Adressatenkreise. War Fritz Jöde in der Hamburger Volksschule als Lehrer im umfassenden Sinne aktiv, so oblag ihm in Berlin die Aufgabe der fachspezifischen Schulung angehender Gesang- bzw. Musiklehrer. In Hamburg engagierte er sich im Rahmen der (Neu-)Gestaltung des gesamten Volksschulwesens – in Berlin war er zuständig für ein einzelnes Unterrichtsfach mit seinen speziellen didaktisch-methodischen Problemstellungen.4

Trotz der völlig anders gearteten Ausrichtung seines Tätigkeitsfeldes in Berlin nahm Fritz Jöde eine Neuorientierung in Bezug auf die von ihm vertretene Pädagogik bzw. Weltanschauung nicht vor. Vielmehr warb er im Rahmen seiner Berliner Tätigkeit weiterhin für die von ihm in Hamburg erworbenen (pädagogischen) Überzeugungen. Jödes Musikerziehung wurzelt somit in seinen allgemeinen, weit ← 1 | 2 → über den Schulunterricht hinausweisenden pädagogischen Überlegungen und seiner damit einhergehenden Weltanschauung, was im Lauf der Zeit zu vielen Missverständnissen und Konflikten führte.

Vielfach wurden Ausführungen des Musikpädagogen Fritz Jöde mit Unverständnis quittiert, sein Bild wurde häufig verzeichnet.5 Bereits in den 1920er-Jahren wurde Jöde durch Fachkollegen massiv kritisiert.6 Er sei, so hieß es etwa 1929 in einem Bericht über die achte Reichsschulmusikwoche in Hannover, eine „umstrittene Persönlichkeit“.7 Sowohl ein Mangel an Erfahrung in Bezug auf den Gesangunterricht als auch an konzeptioneller Begründung seiner Überlegungen wurden ihm vorgehalten.8 Seine defizitäre Methodenkenntnis hinsichtlich des Faches Musik wurde ebenso kritisiert wie die grundsätzliche Bagatellisierung entsprechender Probleme. – Noch 2010 mutmaßte Karl Heinrich Ehrenforth, Fritz Jöde habe in den 1920er-Jahren möglicherweise die Enge seiner musikfachlichen Kompetenzen erkannt, er sei den Anforderungen nicht gewachsen gewesen.9

Dass Fritz Jöde aufgrund seiner überfachlichen Haltung sowie seiner Weltanschauung keinen Wert auf engere didaktisch-methodische Fragestellungen legte, er diese als unwesentlich ansah, gar ablehnte, wurde nicht erkannt. Der weltanschauliche Überbau, den Jöde immer mit seiner Pädagogik zusammendachte und der damit auch die Grundlage für seine Unterrichtspraxis bildete, wurde abgetan. Warb Fritz Jöde für den Geist der „Gemeinschaft“, den „Neuen Menschen“ oder die „rechte Gesinnung“ als Basis jedweden Unterrichts, so stand man dem häufig verständnislos gegenüber.10 Von einem Fachdidaktiker wurde die Erörterung konkreter didaktisch-methodischer Probleme erwartet. Fritz Jöde aber gab auf entsprechende Fragestellungen oftmals irrationale, mystisch-utopische Antworten.11 Er war in ← 2 | 3 → seinem Denken dem Irrationalismus verbunden.12 So formulierte er z.B. 1918: „Wir sind nicht auf dem Weg über neue Methoden zur Musik gekommen, sondern über einen neuen Menschen.“13 Dieser Satz bildete, so Hans R. Franzke 1957, „die Quelle mancher Missverständnisse“.14 Gleichwohl ist er grundsätzlich kennzeichnend für die Haltung Fritz Jödes.

1.1. Zum Forschungsstand

Es wundert nicht, dass die Literatur zu Fritz Jöde bzw. zu seinem Schrifttum in ihrer Bewertung überaus mehrdeutig ist.15 Fritz Jöde, so stellt Hermann J. Kaiser 1987 fest, macht es „auch einem gutwilligen Interpreten nicht gerade leicht, […]“.16

Dass die Einschätzungen des Schrifttums Jödes stark differieren, lässt sich exemplarisch anhand der Beurteilung seiner Schrift Musik und Erziehung (1919) aufzeigen. Diese Schrift unterteilt sich in zwei Abschnitte: Einer theoretischen Einführung („Musik – ein pädagogischer Versuch“), die 1919 auch als Sonderdruck vorab erscheint,17 folgen „Lebensbilder aus der Schule“. Das Buch wird bereits 1921 von dem Musikpädagogen Hilmar Höckner (1891–1968) in der Zeitschrift Die neue Erziehung zur Lektüre empfohlen. Die „Einführung“ bringe die „grundsätzliche Einstellung des Verfassers zum Problem der Musikerziehung überhaupt“.18

Der Musikpädagoge Heinz Antholz spricht hingegen 1987 im Hinblick auf diese „Einführung“ von einem „befremdenden“ Text, dessen Lektüre „Unbehagen“ ← 3 | 4 → bereite.19 Wilhelm Kramer (1988) fasst den Text als „teilweise sehr polemisch gehalten“ auf. Typisch für Jöde sei die rational schwer fassbare Begrifflichkeit vom „neuen Menschen“, von „Sein“ und „Werden“.20 Walter Heimann (2003) sieht den Text schließlich in der Tradition der Phänomenologie Edmund Husserls (1859–1938) stehen.21 Im Kontext allgemeiner Kultur- und Bildungsfragen werde die Rolle des Musiklernens erörtert.22 An entscheidenden Punkten stelle Fritz Jöde „seine Argumentation auf eine klar erkennbare systematisch-begriffliche Grundlage“.23 „Überraschenderweise“, so Walter Heimann, sei die Einführung „in ihrem inhaltlichen, […] Aussagekern in den vergangenen Jahrzehnten […] kaum beachtet worden.“24 Insgesamt sieht er Musik und Erziehung als aus dem „pragmatisch auf die Berufsarbeit bezogenen Erfahrungsbereich heraus entwickelt“ an.25 – Tatsächlich handelt es sich bei der „Einführung“ um eine Zusammenfassung von Fritz Jödes zentralen Gedanken zur Musik(erziehung), wie er sie in Beiträgen zur Zeitschrift Die Laute äußerte. In einer Selbstanzeige (1918/19) heißt es:

„In den nächsten Wochen kommt eine kleine Broschüre von mir heraus, betitelt ‚Musik – ein pädagogischer Versuch für die Jugend‘. Ich habe darin die Gedanken meiner Leitaufsätze in den letzten Heften der ‚Laute‘ zusammengefaßt und ergänzt und glaube damit das Grundsätzliche und Wesentliche meiner Einstellung zur Musik gesagt zu haben.“26

Die Broschüre ist auch als Werbung für Die Laute gedacht. Dass Jöde sie mit den „Lebensbildern“ (Unterrichtsskizzen) kombiniert, mag darin begründet sein, dass er die mangelnde Konkretheit seiner grundsätzlichen Überlegungen erkennt. – Im Übrigen greift der Verfasser in den „Lebensbildern“ 1919 auch auf Beiträge aus den Anfängen seiner Publikationstätigkeit zurück (z.B. „‘Leise, leise.‘ Skizzen aus der Gesangspraxis“, in: Roland, 5. Jg. (1909), Heft 7/8, S. 178ff.). ← 4 | 5 →

Im Laufe der Zeit interessiert sich die musikpädagogische Forschung lediglich für den zweiten Teil der Schrift, die „Lebensbilder aus der Schule“. Sie werden als Beispiele konkreter Unterrichtspraxis gedeutet – eine Fehlinterpretation, wie Elisabeth Seippel 2012 feststellt. Weder habe Fritz Jöde Musikunterricht durchführen noch von einem solchen berichten wollen. Die „Lebensbilder“ seien nicht als Beitrag zu einer Reform des Musikunterrichts gedacht. Vielmehr habe Jöde Vorgänge in der Schule darstellen wollen, die er als „Leben“ angesehen habe. Dieser Umstand, so Elisabeth Seippel, werde in der Forschung aber nicht zur Kenntnis genommen.27 – Anzumerken ist, dass auch Elisabeth Seippels Deutung nur bedingt zuzustimmen ist. Im Übrigen finden sich in Seippels Schrift mehrfach Fehleinschätzungen in Bezug auf Fritz Jödes Wirken und sein Schrifttum.28

Eine erste umfassende Auseinandersetzung mit dem Werk Fritz Jödes wird 1957 in Form einer Festschrift zu Jödes 70. Geburtstag von Reinhold Stapelberg herausgegeben.29 Der Untertitel „Eine Freundesgabe“ lässt die Intention des Herausgebers und der Beiträger erkennen. Fritz Jöde wird als „Wegbereiter der jungen Generation“ und Vorkämpfer einer neuen Volksmusikbewegung gewürdigt.30 Eine kritische Auseinandersetzung mit seinen Schriften findet nicht statt, Jödes Jahre als Volksschullehrer in Hamburg werden nur biographisch gestreift, z.T. ist die Darstellung sachlich falsch.31 – Bemerkenswert in vorliegendem Zusammenhang ist der Hinweis Hans R. Franzkes, Jöde habe primär nicht als Musikerzieher, sondern als „Menschenerzieher“ verstanden werden wollen. „Vor allem […] und vom Grunde her ist er Menschenbildner, dem die Musik nicht Endzweck, sondern ein Anfang und Mittel zur Menschenbildung ist.“32

Im Jahr 1968 erscheint in Zürich Günter Trautners Schrift Die Musikerziehung bei Fritz Jöde. Quellen und Grundlagen. Trautner arbeitet Jödes Wirken chronologisch auf, sieht seine Haltung wesentlich geprägt durch Jugendbewegung, Pädagogik und ← 5 | 6 → Musik. Demgemäß unterteilt er seine Schrift in „Gedanken Jödes aus dem Bereich der Jugendbewegung“, „aus dem Bereich der Pädagogik“ und dem „der Musik“.33 Insgesamt müht sich Trautner um Klärung der Grundlagen für Jödes Schrifttum, auch er legt den Fokus aber auf den „Musikerzieher“ Fritz Jöde.

Günter Trautner weist auf eine fehlende Systematik in Jödes Erörterungen hin. Fritz Jödes Schriften sind, so Günter Trautner, durch Überraschungen, Widersprüche und Brüche gekennzeichnet.34 „Im Überblick erscheint in Jödes Werk vieles so seltsam unbefriedigend, angerissen und skizziert, nicht durchgebaut.“35 Seine Gedankenwelt gleite „nicht selten in ideologische, kaum noch real zu fundierende Bahnen“ ab.36 Günter Trautner erklärt dies mit dem Hinweis, Jöde habe als Pädagoge wesentlich praktisch gewirkt. „Erziehung ist Tätigkeit von Mensch zu Mensch und erschöpft sich nicht im Bemühen, das persönliche Wollen in einem letztlich korrekt durchdachten philosophischen Gedankenbau zu errichten.“37 – Einen entsprechenden Hinweis gibt Heinz Lemmermann 1988: Fritz Jöde sei wesentlich „impulsgebender Praktiker“ gewesen.38

Trotz der Widersprüche liegt Fritz Jödes Schrifttum nach Günter Trautner ein „einheitlicher Gedankenkreis“ zugrunde. Indem er Jödes Werk vor dem Hintergrund der Zeit und unter Berücksichtigung der Biographie Jödes interpretiert, will Trautner diesen aufzeigen.39 So verweist er auf die Übernahme von jugendbewegtem („Leben“, „Neuer Mensch“, „Ganzer Mensch“) und reformpädagogischem Gedankengut („Gemeinschaft“, „Wesen“) durch Fritz Jöde.40 Dabei nimmt er jedoch Zuordnungen vor, die sich nur bedingt halten lassen. Darüber hinaus greifen seine Ausführungen zu Jödes Jahren in Hamburg zu kurz. Immerhin gibt Günter Trautner den Hinweis, Jödes frühe Schriften seien durch „konsequenten Irrationalismus“ gekennzeichnet.41 Jödes Zielvorstellungen, so Trautner, zentrieren sich in Termini ← 6 | 7 → wie „Leben“, „Schaffen“, „schöpferische Produktion“, „Gemeinschaft“.42 Bis etwa 1920 habe Jöde spekulative Aussagen mythisch-dichterischen Charakters getroffen, aber keine „durchdachten, realisierbaren pädagogischen Vorschläge“ gemacht.43

Nachdem der Musikpädagoge Egon Kraus (1912–2001) den Vorrang irrationaler Kräfte für den Musikunterricht 1969 verwirft,44 äußert sich Michael Härting 1971 überaus kritisch zu „Fritz Jödes ‚Weg in die Musik‘“.45 Massiv wendet sich Härting gegen den Irrationalismus Jödes, spottet über „ideologische Hohlformen singbewegten Ungeists“.46 Fritz Jöde habe eine „Privatphilosophie“ gepflegt, sich selbst zum Volkserzieher aufgeworfen.47 In seinem Eintreten für „Führer“ und „Volksgemeinschaft“ sieht Michael Härting Fritz Jöde als Wegbereiter des Nationalsozialismus. Bemerkenswert: Härting weist darauf hin, dass in der „singbewegten Literatur“ die Bedeutung des Hamburger „Wendekreises“, dem Jöde zuzählte, verschwiegen werde,48 ein Hinweis, den auch Elisabeth Seippel 2012 noch gibt: „In der musikpädagogischen Geschichtsschreibung blieben die politischen Tätigkeiten Jödes, die Publizierung der ‚Wendekreis‘-Weltanschauung und seine Lehrtätigkeit in der ‚Wendeschule‘ in der Zeit vom November 1918 bis 1921 unbeachtet.“49

Zum 100. Geburtstag Fritz Jödes erscheint die Schrift Die Jugendmusikbewegung. Impulse und Wirkungen (1987), herausgegeben von Karl-Heinz Reinfandt. Sie ist Fritz Jöde gewidmet.50 Dennoch nehmen jene Autoren, die sich im Rahmen der Publikation mit Jödes Schrifttum auseinander setzen, eine grundsätzlich kritische Haltung ein. Deutlich legen sie den Akzent auf Jödes Wirken innerhalb der Jugendmusikbewegung, d.h. wesentlich auf seine Tätigkeit in den 1920er-Jahren. Die Beiträger weisen auf Widersprüchlichkeiten, Missverständnisse und Fehldeutungen in der Jöde-Rezeption hin,51 konstatieren aber auch die mangelnde Klarheit vieler Aussagen Jödes und kritisieren seine irrationale Sichtweise. Fritz Jödes Hoffen auf die Kräfte der Musik mute „fast naiv“ an, sein Schrifttum werde z.T. durch ein ← 7 | 8 → „unbeholfene[s] Sprachgewand“ gekennzeichnet.52 Sein weltanschaulicher Standpunkt sei schwer auszumachen.53 Er verkünde nur sich selbst, eine Kontextbildung mit philosophischen und/oder anthropologisch-pädagogischen Entwürfen des 19. und 20. Jahrhunderts unterbleibe. „Jöde hat diese Chance der Autorisierung durch die Väter und Zeitgenossen geradezu leichtfertig verspielt.“54 So mache er es seinen Gegnern leicht, seinen Anwälten hingegen schwer.55 Fritz Jöde wird aber die Fähigkeit attestiert, den Tendenzen und Strömungen seiner Zeit hellhörig und einfühlsam zu folgen.56 – Bedeutsam ist eine Äußerung Jens Rohwers: Fritz Jöde habe seine Musik-Mission rein pädagogisch aufgefasst.57

Im Jahr 1988 findet ein Symposion zu Fritz Jöde statt, dessen Bericht im selben Jahr von Hildegard Krützfeld-Junker herausgegeben wird: Fritz Jöde – ein Beitrag zur Geschichte der Musikpädagogik des 20. Jahrhunderts.58 In diesem Rahmen wendet sich der Musikpädagoge Heinz Lemmermann dem frühen Schaffen Fritz Jödes zu („Fritz Jödes Schulzeit. Zum Stand der Musikpädagogik um die Jahrhundertwende“), das, so Lemmermann, wenig aufgehellt sei.59

Heinz Lemmermann geht auf die Verbindung Jödes zu den Bremer Schulreformern Heinrich Scharrelmann und Fritz Gansberg ein, macht deutlich, dass Fritz Jöde – im Gegensatz zur herrschenden Unterrichtsmethodik – schon weit vor 1918 die Subjektorientierung für den Unterricht fordert.60 Jödes Unterrichtsskizzen, so Lemmermann, weisen damit methodisch in die Zukunft.61 – Günter Trautner sucht in derselben Publikation mit Bezug auf Jödes musikpädagogisches Schrifttum seit den 1920er-Jahren Jödes Bild vom „neuen Menschen“ anhand seiner spezifischen Unterrichtsmethode herauszuarbeiten, die er wesentlich in der Förderung der Produktivität auf Seiten der Schüler ausmacht – ein Hinweis, der sich grundsätzlich bestätigen lässt (s.u.).62 ← 8 | 9 →

Auch Heinz Lemmermann weist auf „numinose Begriffe“ und „Wunschbilder“ in Jödes Schriften hin. Allerdings ist er um eine Relativierung bemüht. „Wenn aus heutiger Sicht die Zukunftsvisionen, permanenten Irrationalismen, Vagheiten in den Formulierungen, willkürlich erscheinenden Wertsetzungen Jödes befremden, so soll nicht vergessen werden, daß er natürlicherweise im Sog zeitgeistiger Strömungen steht.“63

Walter Heimann wirft 2003 mit Bezug auf Jödes Einleitung („Musik – ein pädagogischer Versuch“) zur Schrift Musik und Erziehung (1919) die Frage nach dem Diskurs auf, in dem diese steht und welchen spezifischen Beitrag sie in diesem leistet.64 Er lenkt damit den Blick auf die historischen Zusammenhänge, auf den Adressatenkreis und die angrenzenden Texte.

Reinhard Schneider weist demgemäß 1988 darauf hin, dass Jöde seine musikerzieherische Fantasie an den philosophischen Ideen seiner Zeit entzündet habe. Er sieht Jödes Musikerziehung philosophisch und soziologisch unterbaut, vermisst allerdings die begriffliche Schärfe. Jöde habe sich auf wenige Begriffe konzentriert, lediglich Stichwörter der Zeit aufgegriffen, diese mehr oder weniger als Chiffren verwendet.65

Den Hinweis Franzkes und Rohwers untermauernd, weist Reinfandt 1988 darauf hin, dass Jöde die Bezeichnung „Musikerzieher“ für sich stets als „irreführend“ abgelehnt habe. „Es ging ihm letztlich darum, ein idealisiertes Menschenbild, sein Menschenbild zu verwirklichen.“66 Weiter noch geht Heinrich Schumann: „Jöde war kein ausgesprochener Musiker, kein Komponist, kein Musikwissenschaftler, […], sondern er ist vordergründig Sozialpädagoge gewesen, der die von ihm erkannten Aufgaben mit Hilfe der Musik zu lösen bestrebt war.“67 – 2006 bezeichnet Norbert Fischer in der Hamburgischen Biografie Fritz Jöde demgegenüber noch als „Musikpädagoge[n] und -reformer“.68

Fasst die Musikpädagogik Fritz Jödes Wirken insbesondere unter dem musikpädagogischen Aspekt auf, so sucht die Erziehungswissenschaft Jöde wesentlich als Mitglied des so genannten „Wendekreises“, einer Gruppe revolutionär gesinnter Hamburger Volksschullehrer (s.u.), zu verstehen. Eine tiefergehende Untersuchung bezüglich der Weltauffassung Jödes unterbleibt aber auch hier. 1932 erscheint Theodor Gläß‘ Schrift Die Entstehung der Hamburger Gemeinschaftsschulen und die ← 9 | 10 → pädagogische Aufgabe der Gegenwart, in der dieser auch über Fritz Jöde und sein Wirken im Rahmen des „Wendekreises“ berichtet.69 1987 dann stellt Klaus Rödler die Ereignisse um den an Gustav Wynekens Ideen orientierten „Wendekreis“ mit Blick auf die Umsetzung seiner Ideale an der „Wendeschule“ als Hamburger Alternativschule (Gemeinschaftsschule) nach dem Ersten Weltkrieg dar. Er fasst die „Wendeschule“ wesentlich als Schule der Jugendbewegung auf.70 Darüber hinaus verweist er auf die Rolle, die der Kreis um Fritz Jöde im Rahmen der Novemberrevolution in Hamburg spielt, und stellt die Position dar, die er in Bezug auf die Neugestaltung der Hamburger Volksschule einnimmt.71 In ähnlicher Weise nähert sich Jürgen Oelkers Fritz Jöde an.72 Florian Holzknecht verweist 2006 auf die starke Verbindung des Wendekreises zum Expressionismus der Zeit.73 Heiner Ullrich sucht im selben Jahr die pädagogische Haltung des jugendbewegten Wendekreises anhand dessen Eidesverweigerung nach dem Ersten Weltkrieg aufzuarbeiten.74 Peter Dudek stellt in seiner Studie zu Max Tepp dessen gemeinsames Wirken mit Fritz Jöde in Hamburg dar.75

1.2. Fragestellung

Missverständnisse und Fehldeutungen bestimmten die Sicht auf Werk und Wirken Fritz Jödes im Lauf des 20. Jahrhunderts. Seitens der Musikpädagogik, so ist festzuhalten, wurde Fritz Jöde insbesondere als Musikerzieher gedeutet, sein diesbezügliches Wirken und Schrifttum, das intensiv in den 1920er-Jahren einsetzte, überwiegend ohne Bezug zu Früherem zur Kenntnis genommen. Nur in Ausnahmen wurde Fritz Jöde als Lehrer und Erzieher aufgefasst. Von Seiten der Erziehungswissenschaft hingegen wurde das frühere Wirken Jödes als Moment der Hamburger Reformpädagogik aufgearbeitet. Wesentlich besteht hier ein Bezug zu den Jahren um 1918. ← 10 | 11 →

Fritz Jöde selbst wies mehrfach auf die grundlegende Bedeutung seiner Weltsicht auch im Hinblick auf seine Musikerziehung hin. Nach eigener Aussage basierten seine musikerzieherischen Ansichten und Überzeugungen auf seiner allgemein-pädagogischen, über das einzelne Fach hinausgehenden Haltung und seiner Weltanschauung. In einem undatierten Text Jödes – „N o t i z zur Grundfrage meiner Arbeit“ – heißt es:

Deutlich verwies Jöde auf seine umfassenden (schul-)pädagogischen Intentionen. Grundsätzlich habe er in der Schule immer zur „Entschulung“ gestrebt, zum „Leben“.77 – Jöde war Verfechter der „Lebensschule“ (s.u.).

Seinen Kampf um eine ganzheitliche, umfassende Sicht von Schule im Sinne von „Leben“ gab Fritz Jöde nach seinem Scheitern „im ganzen“ – ein Schulversuch auf dem so genannten „Wendehof“ in der Lüneburger Heide (1920) (s.u.) – nicht auf. Vielmehr bemühte er sich nun darum, seine ganzheitliche Welt- und Menschensicht in einem Schulfach (Gesang bzw. Musik) zu verbreiten bzw. diesem Fach aufzusetzen.78 „Zwangsläufig“, so Jöde, habe er „wenigstens im musischen Bereich Zusammenhängen nachstreben müssen“, die er „von Grund auf als gegeben ansehen lernen mußte“.79 Deutlich schloss Fritz Jöde dabei an seine frühe Begrifflichkeit an. Ausdrücke wie „Ganzheit“ oder „Gemeinschaft“ bezog er nach 1920 wesentlich auf ← 11 | 12 → die von ihm nun primär vertretene Musikerziehung.80 Fritz Jöde bemühte sich also in der Musikerziehung um „das Ganze“. Fragen zur Unterrichtsmethodik oder -didaktik waren für ihn dabei – wenn überhaupt – von nachgeordnetem Interesse. – Dass diese Umsetzung des „Ganzen“ in einem Teil desselben unlösbare Probleme nach sich ziehen könnte, scheint ihm nicht in den Blick geraten zu sein.

Gegenstand dieser Schrift sind die pädagogischen Ansichten Fritz Jödes sowie seine mit diesen einhergehende Weltanschauung, die er in seiner Hamburger Zeit entwickelte und offensiv vertrat. Es handelt sich somit bei dem betrachteten Zeitraum um die Jahre bis zu Jödes Berufung nach Berlin (1923). Damit werden auch die Grundlagen für Jödes späteres musikerzieherisches Wirken erhellt. Angesichts der skizzierten Forschungslage ist zu fragen:

welche allgemein-pädagogischen Momente und welche Weltanschauung81 Fritz Jöde vertrat,

ob es sich um eine (relativ) geschlossene Sicht handelte, die evtl. einer bestimmten pädagogischen und/oder gesellschaftlichen Tendenz zuzurechnen ist.

Nach biographischen Skizzen zu Fritz Jöde und seinen – zeitweilig – engsten Mitarbeitern sowie einem Überblick über den Zeitgeist der Jahre um 1900, die in weiten Bevölkerungskreisen im Sinne einer Umbruchzeit wahrgenommen wurden, folgt ein Überblick zu Hamburg, der Heimatstadt Jödes. Die wirtschaftlichen, schulischen und kulturellen Gegebenheiten, die die Stadt im Laufe des 19. Jahrhunderts und in der in Rede stehenden Zeitspanne kennzeichneten, werden dargestellt. Daran anschließend gilt es zunächst jene Diskurse aufzuzeigen, an denen Fritz Jöde – wesentlich in Hamburg – beteiligt war. Es ist der Frage nachzugehen, in welchen Kreisen sich Fritz Jöde bewegte, in welchen Zusammenhängen er sich engagierte, an welchen Diskussionen er teilhatte und wie er sich in diese einbrachte.

Ein darauf aufbauender zentraler Abschnitt fragt nach der Weltanschauung Fritz Jödes, wie sie sich in seinem Schrifttum spiegelt. Ausgehend von der Forschungslage wird die zentrale Begrifflichkeit Jödes untersucht. Dazu werden wesentliche, z.T. noch unbekannte Primärtexte der Jahre 1906–1923 herangezogen. Der Fokus liegt aber nicht allein auf Jödes Schrifttum. Motiviert durch den Hinweis Karl Heinrich Ehrenforths, Jöde habe eine mögliche Autorisierung seiner Gedanken durch Väter und Zeitgenossen verspielt (s.o.), gilt es, auch jene Kreise, in denen Jöde verkehrte, hinsichtlich ihrer Weltsicht zu befragen und diese in Beziehung zu Jödes Sicht zu setzen. Fritz Jödes Schrifttum wird also im Sinne einer Netzwerkanalyse erschlossen. Darüber hinaus ist nach einer (möglichen) historischen Herleitung der ← 12 | 13 → Weltsicht Jödes und seines Umfeldes zu suchen. Diesbezüglich wird ein begriffgeschichtliches Vorgehen angewendet. Hinweise Jödes bezüglich seiner persönlichen Rezeption werden in diesem Zusammenhang ebenso verfolgt wie solche seines Umfeldes. Dabei ist eine Beschränkung auf pädagogisches oder musikerzieherisches Schrifttum nicht möglich. Der vielfältigen Rezeption Fritz Jödes und seines Kreises gemäß sind Aspekte der Philosophie, Soziologie, Biologie, Geschichtswissenschaft, der Physik und der Künste neben solchen aus Pädagogik und Musikerziehung zu beachten, dachte man zu jener Zeit doch vielfach transdisziplinär.82 Dies gilt es grundsätzlich zu bedenken.

Insgesamt – dies sei vorweggenommen – zeigt sich ein Bild Fritz Jödes, das in seinen Grundzügen überraschend geschlossen wirkt. Wenngleich es gilt, aus vielen Texten und Äußerungen einen Gesamteindruck zu gewinnen: Konsequent setzte sich Fritz Jöde für das Kind bzw. den Menschen ein. Er hoffte auf die Behebung gesellschaftlicher Missstände mit Hilfe der (revolutionierten) Erziehung. Geradezu radikal trat er gegen eine repressive Pädagogik auf, gegen die „Pädagogik der Drohgebärde“83 des wilhelminischen Zeitalters.


1 Eine Gruppe der Jugendmusikbewegung, die 1919 gegründet wurde. Obmann war Fritz Jöde. – S. Dorothea Kolland, Die Jugendmusikbewegung. „Gemeinschaftsmusik“ – Theorie und Praxis, Stuttgart 1979, S. 8.

2 Leo Kestenberg war Pianist, Sozialdemokrat, Kultur- und Bildungspolitiker. – S. Wilfried Gruhn, Wir müssen lernen, in Fesseln zu tanzen. Leo Kestenbergs Leben zwischen Kunst und Kulturpolitik, Hofheim 2015.

3 Der besseren Lesbarkeit geschuldet, wird auf die Nennung der weiblichen Form verzichtet.

4 Diese waren besonders vielfältig, da das Fach in den 1920er-Jahren im Sinne eines „Musik“unterrichts völlig neu konzipiert wurde.

5 Heinz Antholz, „Fritz Jödes ‚Lebensbilder aus der Schule‘ (1919). Zum methodischen Potential des frühen reformpädagogischen Musikunterrichts“, in: Karl-Heinz Reinfandt (Hrsg.), Die Jugendmusikbewegung. Impulse und Wirkungen, Wolfenbüttel u. Zürich 1987, S. 198.

6 S. Wolfgang Martin, Studien zur Musikpädagogik der Weimarer Republik, Mainz u.a. 1982, S. 208ff.

7 Fritz Haupt, „8. Reichsschulmusikwoche in Hannover vom 30. September bis 5. Oktober 1929“, in: Die Musikerziehung. Zentralorgan für alle Fragen der Schulmusik, ihrer Grenzgebiete und Hilfswissenschaften, 6. Jg. (1929), Heft 10, S. 301.

8 Karl-Heinz Reinfandt, „Fritz Jödes Schaffen zwischen Idee und Wirklichkeit“, in: Ders. (Hrsg.), Die Jugendmusikbewegung, 1987, S. 280.

9 Karl Heinrich Ehrenforth, Geschichte der musikalischen Bildung, 2. Aufl. Mainz u.a. 2010, S. 416.

10 S. dazu z.B.: Martin, Studien zur Musikpädagogik der Weimarer Republik, 1982, S. 210f.

11 S. Karl-Heinz Reinfandt, „‘Tätige Teilnahme an der Musik‘ als erzieherischer Auftrag. Zum Praxis-Bezug und zur Verwirklichung von Jödes Reformkonzept im Musikunterricht“, in: Sigrid Abel-Struth (Hrsg.), Jugendbewegungen und Musikpädagogik, Mainz 1987, S. 115. – Ders., „Fritz Jödes Schaffen zwischen Idee und Wirklichkeit“, in: Ders. (Hrsg.), Die Jugendmusikbewegung, 1987, S. 281.

12 Ebd., S. 293. – Der Begriff „Irrationalismus“ wird im Folgenden im Sinne eines Gegensatzes zur bzw. Überstiegs der Vernunft benutzt. – Es handelt sich um eine Bezeichnung „für Weltanschauungen, die […] das wissenschaftliche Denken für unfähig erklären, die bestimmenden Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der objektiven Realität zu erkennen, und dieses durch andere […] Erkenntnisfunktionen wie Intuition, Erleben, Wesensschau ersetzen wollen.“ – Georg Klaus u. Manfred Buhr (Hrsg.), Philosophisches Wörterbuch, 2 Bde., 12. Aufl. Leipzig 1976, Bd. 1, Art. „Irrationalismus“, S. 586.

13 Fritz Jöde, Musik und Erziehung. Ein pädagogischer Versuch und eine Reihe Lebensbilder aus der Schule Wolfenbüttel 1919, S. 15. – S. auch: Ders., „Die neue Gesinnung“, in: Die Laute. Monatsschrift zur Pflege des deutschen Liedes und guter Hausmusik, 2. Jg. (1918–19), Heft 3–4, S. 14.

14 Hans R. Franzke, „Wirken in und für Hamburg“, in: Reinhold Stapelberg (Hrsg.), Fritz Jöde. Leben und Werk. Eine Freundesgabe, Trossingen u. Wolfenbüttel 1957, S. 29.

15 Der folgende Überblick erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

16 Hermann J. Kaiser, „Der Erziehungsbegriff in der Jugendmusikbewegung – Ortsbestimmungen –“, in: Reinfandt (Hrsg.), Die Jugendmusikbewegung, 1987, S. 147.

17 Walter Heimann, Musikalische Jugendkultur und Schule. Fritz Jödes „Musikpädagogischer Versuch“ (1919), Oldenburg 2003, S. 43.

18 Hilmar Höckner, „Musikalische Erziehung. Neue Schriften zur Methodik des Schulgesangunterrichts“, in: Die neue Erziehung, 3. Jg. (1921), Heft 5, S. 172f.

19 Antholz, „Fritz Jödes ‚Lebensbilder aus der Schule‘ (1919)“, in: Reinfandt (Hrsg.), Die Jugendmusikbewegung, 1987, S. 198f.

20 Wilhelm Kramer, „Form und Funktion von Unterrichtsdarstellungen Fritz Jödes am Beispiel der ‚Lebensbilder aus der Schule‘ in ‚Musik und Erziehung‘ (1919)“, in: Hildegard Krützfeld-Junker (Hrsg.), Fritz Jöde – ein Beitrag zur Geschichte der Musikpädagogik des 20. Jahrhunderts, 2. Aufl. Altenmedingen 1996, S. 51. – Unter Praktikern war die Schrift weit verbreitet, dies vermutlich aufgrund ihres zweiten Teils, in dem Jöde die „Lebensbilder aus der Schule“ präsentierte. Noch 1962 nahm Jöde zwölf der „Lebensbilder“ in eine Neuauflage seiner Schrift Das schaffende Kind in der Musik [1. Aufl. Wolfenbüttel u. Berlin 1928] auf. – Kramer, „Form und Funktion von Unterrichtsdarstellungen Fritz Jödes“, in: Krützfeld-Junker (Hrsg.), Fritz Jöde, 1996, S. 64.

21 Heimann, Musikalische Jugendkultur und Schule, 2003, S. 39f.

22 Ebd., S. 4.

23 Ebd., S. 39f.

24 Ebd., S. 4.

25 Ebd.

26 Fritz Jöde, „Ankündigung“, in: Die Laute, 2. Jg. (1918–19), Heft 5–6, o.S. [38].

Details

Seiten
XI, 488
Jahr
2017
ISBN (PDF)
9783631724361
ISBN (ePUB)
9783631724378
ISBN (MOBI)
9783631724385
ISBN (Paperback)
9783631724354
DOI
10.3726/b11201
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Juni)
Schlagworte
Volksschule Hamburg Jugendbewegung Weltanschauung Begriffsgeschichte Kunst (Musik)
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. XI S., 488 S., 5 farb. Abb.

Biographische Angaben

Matthias Kruse (Autor:in)

Matthias Kruse ist Professor für Musikvermittlung an der Universität Hildesheim. Er unterrichtete an den Universitäten Dortmund und Köln sowie an der Musikhochschule Köln.

Zurück

Titel: Fritz Jöde 1906-1923 – Pädagogik im Umbruch zu Beginn des 20. Jahrhunderts
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
book preview page numper 28
book preview page numper 29
book preview page numper 30
book preview page numper 31
book preview page numper 32
book preview page numper 33
book preview page numper 34
book preview page numper 35
book preview page numper 36
book preview page numper 37
book preview page numper 38
book preview page numper 39
book preview page numper 40
502 Seiten