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Kritische Studie zur Evolutionstheorie

Paradigmenkritik der Evolutionstheorie aus neuerer interdisziplinärer Sicht

von André Derndarsky (Autor:in) Marian Christof Gruber (Autor:in) Wolfgang Kammerer (Autor:in)
©2014 Andere 239 Seiten
Reihe: Dies Academicus, Band 3

Zusammenfassung

Die Forschungsergebnisse der modernen Biowissenschaften bilden die Wissensbasis der Deutung und Interpretation von der Entstehung und Entwicklung des Lebens und dessen Prozesse durch die Evolutionstheorie. In dieser Studie wird das heutige monomodal materielle Weltbild auf ein duomodal materiell-geistiges erweitert. Auf Basis dieses erweiterten Paradigmas wird gezeigt, dass Leben untrennbar mit Information und Geist verbunden ist. Die erkenntnistheoretischen, stochastischen und polymerchemischen Schwierigkeiten für eine Entstehung des Lebens nur aus der Materie nach den Gesetzen von Physik und Chemie werden aufgezeigt. Namhafte Evolutionsbiologen rufen daher nach einem neuen Einstein in der Biologie, der die derzeitige Evolutionstheorie durch eine neue ersetzt, wie seinerzeit Einstein die klassische Physik des 19. Jahrhunderts durch die relativistische Physik des 20. Jahrhunderts, weil in der heutigen Evolutionstheorie offensichtlich etwas Grundsätzliches fehlt. Die Autoren suchen dieses Fehlende auf interdisziplinärer Basis zu finden und zu identifizieren.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Wolfgang Wehrmann/ Wolfgang Kammerer - Die fünf Hauptkritikbereiche der Evolutionstheorie
  • 1. Erkenntnistheorie und Logik
  • 1.1 Was ist Evolution?
  • 1.2 Der Paradigmenstreit in der Biologie
  • 1.3 Der hinreichende Grund
  • 1.4 Wirklichkeit und ihre Modelle
  • 1.5 Kritik ist wichtiger als das Dogma
  • 1.6 Gödelsche Lücken
  • 1.7 Atheismus keine Vorraussetzung für echte Wissenschaft
  • 1.8 Glaube kein Hindernis für seriöse Naturwissenschaft
  • 2. Wissenschaftlicher Ehrenkodex
  • 2.1 Wissenschaftliche Tugenden
  • 2.2 Antinomische Dialektik
  • 3. Die metasymbolische Wahrheitstheorie und die Biologie
  • 3.1 Die ontologische Dualität von Natur und Leben
  • 3.2 Eine metamathematische Analogie
  • 3.3 Der Geist ist es, der lebendig macht
  • 3.4 Leben hat mit ideellen Regulativen zu tun
  • 4. Mathematische und technische Wissenschaften
  • 4.1 Der Zufall das unbekannte Wesen
  • 4.2 Begriffsdefinitionen
  • 4.3 Zufall, Wahrscheinlichkeit und Notwendigkeit
  • 4.4 Pseudozufall
  • 4.5 Gradualismus und Ergodentheorem
  • 4.6 Intelligent Design (ID) und Irreduzible Komplexität (IK)
  • 4.7 Ähnlichkeit und Verwandtschaft
  • 4.8 Mutation und Selektion sind nicht Kreation
  • 4.9 Kritik an der Hypothese der autochthonen Lebensentstehung
  • 5. Managementwissenschaften
  • 5.1 Management und Regelung
  • 5.2 Die Zelle ein regelungstechnisches Meisterwerk
  • 5.3 Spitzenmanagement dynamischer instationärer Prozesse
  • 5.4 Das darwinistische Paradigma ist evolutiv überfordert
  • 6. Resümee
  • André Derndarsky - Das Geheimnis Evolution
  • 1. Einleitung
  • 2. Modernes Märchenbuch?
  • 3. Vorbemerkungen zum „Geheimnis Evolution“
  • 3.1 Hypothesen und Fakten
  • 3.2 Weltanschauung und Wissenschaft
  • 4. Grundbegriffe
  • 4.1 Einzige experimentell prüfbare Typendefinition: Grundtyp
  • 4.2 Wodurch sich Evolution ereignet
  • 4.3 Mikro- und Makroevolution
  • 4.4 Artbildung
  • 4.5 Neue Strukturen durch Mutationen?
  • 4.6 Künstliche Selektion und Mutation
  • 5. Wie löst man das Problem „Makroevolution“?
  • 5.1 Ein Beispiel
  • 5.2 Hilft einfach die Zeit?
  • 5.3 Additive Typogenese, Punktualismus, kritische E.-theorie
  • 6. Wie entsteht Leben?
  • 6.1 „Ursuppen“-Experimente: Viel Aufwand – kaum Ergebnisse
  • 6.2 Zuerst Protein oder zuerst Nukleinsäure ?
  • 6.3 Der genetische Code
  • 7. Ähnlichkeiten und Rudimente
  • 7.1 Analogieschlüsse sind nicht zwingend
  • 7.2 Wie stellen wir uns Wissenschaft vor?
  • 8. Embryologie
  • 8.1 Hier Vermutungen, dort Erklärungen
  • 8.2 Eine Zumutung
  • 8.3 Gesetz von der Erhaltung der Individualität
  • 9. Fossilien
  • 9.1 Ungereimtheiten auch durch Fossilienfunde
  • 9.2 Vom Wasser ans Land und vom Land in die Luft?
  • 9.3 Wie entwickelten sich Feder und Flug?
  • 9.4 Radiometrisch datiert – was heißt das?
  • 10. Und die ersten Säugetiere?
  • 11. Mensch
  • 11.1 Die Entstehung des Menschen
  • 11.2 „Wissenschaft“ heute?
  • 12. Welche Antworten kann die Annahme einer Schöpfung geben?
  • 12.1 4500 Kilometer ohne Pause
  • 12.2 Zwecklose Schönheit
  • 12.3 Weisheit und Wissenschaft
  • Alois Wimmer - Evolution im Biologieunterricht
  • 1. Vorwort
  • 2. Evolution im Biologieunterricht
  • 2.1 Wir kommen hier zu einem wichtigen Punkt
  • 2.2 Konklusion
  • 3. Der fetale Kreislauf und seine Umstellungen bei der Geburt
  • 3.1 Blutzirkulation des ungeborenen Kindes
  • 3.2 Umstellung des Kreislaufs nach der Geburt
  • 3.3 Kurzfassung
  • Christof Gruber - Der Zauberlehrling der Evolution
  • 1. Das Unvernünftige an der evolutionären Vernunft
  • 2. Das Kalkül des Zufalls verus Notwendigkeit
  • 3. Die These vom Ver-gleichbaren
  • 4. Die Suche nach der Ur-sache
  • 5. Der Zweck des Zwecklosen
  • 6. Der Begriff der Evolution
  • 7. Die Notwendigkeit einer konditionalen Formulierung
  • 8. Evolution und Entwicklung
  • 9. Der Begriff der Schöpfung
  • 10. Das Prinzip der Evolutionstheorie
  • 11. Kennzeichnung des Evolutionismus
  • 12. Oparin und der Evolutionismus
  • 13. Hypothese der Theorie der gestuften Schöpfung
  • 13.1 Totale Schöpfung und fortgesetzte Schöpfung
  • 13.2 Menschsein und Geschaffensein
  • 13.3 Der schöpferische Faktor im biologischen Wachstum
  • 13.4 Zusammenhang von Totalität und Persistenz der Schöpfung
  • 13.5 Totale Schöpfung und totale Eigentätigkeit des Geschöpfes
  • 14. Brücke zur Evolutionstheorie
  • 14.1 Verschiedenheit und Beziehung zw. den Formalobjekten
  • 14.2 Berührungspunkte mit der Evolutionstheorie im einzelnen
  • 14.3 Großmutation
  • 15. Die Unabdinglichkeit der Lehre von der Totalen Schöpfung
  • Christof Gruber - Tradition – über den Begriff
  • Christof Gruber - Getroffenheiten
  • Literatur
  • Personenregister
  • Sachregister
  • Reihenübersicht

← 10 | 11 → Die fünf Hauptkritikbereiche der Evolutionstheorie

Wolfgang Wehrmann / Wolfgang Kammerer

1. Erkenntnistheorie und Logik

Wenn man als Philosoph und technischer Wissenschaftler die Veröffentlichungen der Evolutionsbiologen im Zusammenhang mit den Evaluierungen von Ergebnissen der Evolutionsforschung liest, fallen bei deren Interpretationen und den daraus abgeleiteten Theoriebildungen deutlich große Ungenauigkeiten bezüglich erkenntnistheoretischer Begriffe, Ebenen, Gegenständen und Dignitäten der Erkenntnis sowie syllogistischer Methoden auf. Diese führen zu logischen Deformationen, die zu Fehlern im Erkenntnisprozess und dessen Interpretationen führen, wodurch diese oft zu persönlichen Meinungen devaluiert werden. Hauptsächlich betreffen diese Mängel narrativ genannt die Äqui- und Univokation, die logischen Grundsätze der Identität, des Widerspruchs, des ausgeschlossenen Dritten und des hinreichenden Grundes sowie die logischen Deformationen der Totalisierung, der Identisierung und der Singularisierung nach LEO GABRIEL.1

Die Einhaltung der Gesetze der Logik ist ein ungeschriebenes Gesetz in allen Wissenschaften, somit auch in den Naturwissenschaften und im Bereich der Evolutionstheorie. Ohne genaueste Einhaltung dieser Gesetzmäßigkeiten würde kein Computer funktionieren. Somit ist es redlich, die Gültigkeit der Logik auch im Bereich der Erkenntnisfindung in der Biologie einzufordern. Alles Andere wäre Ideologie, aber nicht Wissenschaft.

Da aber die erkenntnistheoretische und mathematische Seite der Evolutionstheorie deren größte interdisziplinäre Schwachstellen darstellen, kommt von dieser Seite die stärkste Kritik. Es wird an dieser Stelle aber ausdrücklich betont, dass die naturwissenschaftlichen (biochemischen, biologischen) Ergebnisse der Evolutionsforschung nicht Gegenstand der Kritik sind sondern als gültig vorausgesetzt werden.

1.1 Was ist Evolution?

Die genannte babylonische Sprachen- und Begriffsverwirrung beginnt bereits beim Begriff Evolution. Was ist Evolution? Die Fachlexika liefern seitenlange, sachlich unterschiedliche Beschreibungen. Eine konsensuale univoke Definition fehlt. Es besteht nach wie vor ein paradigmatisch bedingtes teilweise kontradiktorisches Spannungsfeld zwischen der alten mechanistischen Mainstream-Biologie und der neueren prozessphilosophischen System/Umwelt-Biologie.

← 11 | 12 → Nicht einmal über den Artbegriff ist man sich durchgehend einig. Dieser Umstand des Paradigmenstreites und der Mangel der Äquivokation sind schwere wissenschaftliche Hindernisse und müssten endlich behoben werden. Das erfordert aber einen erkenntnistheoretischen Paradigmenwechsel.

Das Wort Evolution bedeutet an sich aus dem Lateinischen übersetzt „Herausrollung“ und wird mit dem Begriff Entwicklung sinngemäß repräsentiert. Über diese begriffliche Repräsentation herrscht auch noch Konsens, ebenso darüber, dass Evolution an sich eine biologische Tatsache ist. Nur, in welcher Form gibt es Evolution, was bedeutet Entwicklung konkret? Da scheiden sich die Geister der Fachbiologen, aber auch der Fachphilosophen. Konsistent reflektiert CHRISTOF GRUBER dieses Problem auf dessen Fokus, dass für einen wissenschaftlich redlichen Evolutionsforscher der evolutive Zusammenhang zwischen früheren und späteren Naturformen nie ein streng kausaler, sondern ein empirisch festgestellter und damit kontingenter Sachverhalt bleibt:2

„ ,es gibt Evolution‘, wobei Evolution im oben bestimmten Sinne des Konditionalzusammenhanges zwischen früheren und späteren Arten zu verstehen ist“.

Das Ganze ist nicht so einfach mit der Aussage „die Evolution ist eine Tatsache“ abzutun. Diese Behauptung ist an sich erkenntnistheoretisch unkorrekt. Der gegenständliche fachlich kritische Diskurs beginnt bei dieser Behauptung der Naturalisten, dass Evolution eine Tatsache ist und der Frage nach einer Definition des Begriffes Evolution.

Die Main-Stream-Biologen verstehen unter Evolution die durchgängige Phylogenese des Lebens. Diese ist im Sinne objektiver Naturwissenschaft nicht beweisbar und wird sogar durch die Polymerchemie widerlegt3. Diese wissenschaftliche Beweislage ist den Main-Stream-Biologen zwar bekannt und verständlich, wird aber gegen besseres Wissen ignoriert. Jeder, der Evolution als Tatsache in Frage stellt, wird von den Evolutionisten als nicht ernst zu nehmen eingestuft.

THOMAS NAGEL, atheistischer Philosophieprofessor in New York, meint, dass die

„derzeitig verfügbare Beweislage bei Weitem nicht“ ausreicht, um als Tatsache zu behaupten, „dass die evolutionären Standardmechanismen die Evolution des Lebens insgesamt erklären“.4

← 12 | 13 → Die Natur- und Geisteswissenschaftler, die die wissenschaftliche Beweislage der Mainstream-Biologie im Zusammenhang mit Evolution nicht voll akzeptieren sind evolutionskritisch und suchen nach besseren Evolutionsmodellen.

Wenn das aber trotzdem als Tatsache behauptet wird, so entspricht das einer Vermutung. Auch wohl begründete Vermutungen dürfen nicht Tatsachen gleich gesetzt werden, sonst macht man sich der logischen Deformation der Identisierung schuldig. Ähnlich äußern sich auch andere bekannte Philosophen wie z.B. DIETER MUTSCHLER oder GEERT KEIL. KARL POPPER, ein bekannter Erkenntnistheoretiker meint, dass eine wissenschaftliche Theorie zu einem etablierten Dogma werden kann,

„so wie es sicherlich auf die Evolutionstheorie zutrifft“5.

Intellektuell redlich bedacht und wissenschaftlich objektiv gesehen herrscht bezüglich der Frage „was ist Evolution?“ eine gewisse erkenntnistheoretische Aporie.

Bezüglich der verschiedenen Ebenen, Gegenstände und Dignitäten der Erkenntnis vermisst man in den Publikationen der Evolutionsbiologen wichtiges erkenntnistheoretisches Wissen. Bei den Ebenen muss man mindestens drei unterscheiden, die primäre erkenntnistheoretische, die sekundäre fachwissen-schaftliche und die tertiäre Daten- und Faktenebene. Bei den Gegenständen sind zumindest die Begriffe Richtigkeit, Wirklichkeit und Wahrheit hinsichtlich Inhalt und Gültigkeit auseinander zu halten. Bei der Dignität könnte man zwischen den Wertungen ideal, optimal und normal wählen.

In diesem kritischen Zusammenhang hat die Trennung von Naturwissenschaft und Philosophie beiden Wissenschaften nicht gut getan. Das Gleiche gilt für Begriffe, Definitionen, Hypothesen, Axiome, axiomatische Systeme und Dogmen. Da die genannten Begriffe überdeckende Begriffselemente enthalten, kommt es häufig zu ungenauen Abgrenzungen und Synektiken, die zu unzulässigen Begriffsverfremdungen führen. Die Hierarchie der Gültigkeiten bezüglich der Wertungen richtig, wirklich und wahr wird viel zu wenig beachtet und teilweise unkorrekt zugeordnet. Was auf der primären Erkenntnisebene richtig bzw. falsch ist, kann nicht auf der sekundären Ebene inverserweise falsch bzw. richtig sein. Dadurch ergeben sich Fehlerquellen, logische Deformationen, Antinomien und daraus Desinformationen, Desorientierungen und Aporien. Das ist umso kritischer und bedauerlicher, da, wie gezeigt wird, Antinomien aus GÖDELschen unentscheidbaren Aussagen legitim ableitbar sind, weil solche Aussagen weder beweis- noch widerlegbar sind.

Es kommt zur Vermischung von Univokation und Äquivokation. Weder beim Evolutions- noch beim Artbegriff herrscht unter den Evolutionsbiologen ← 13 | 14 → Univokation, sondern nur Äquivokation. Definitionen und Ergebnisse müssen univok, Interpretationen können äquivok sein. Hier verifiziert sich der WEHRMANNsche Satz „Wahrheit und Irrtum können zwei richtige Lösungen des selben Problems sein.“

1.2 Der Paradigmenstreit in der Biologie

Der Widerspruch bei der Interpretation des Lebendigen zwischen Naturwissenschaft und Philosophie bzw. Theologie beruht letztlich auf einem Paradigmenstreit, ist wissenschaftlich unnötig und kann durch eine Paradigmenkorrektur überwunden werden.

Der Philosoph und Theologe CHRISTOF GRUBER zitiert den Darwinisten und Nobelpreisträger KONRAD LORENZ, der in einer seiner Vorlesungen gesagt haben soll: 6

„Reinen Unsinn zu glauben ist ein Privileg des Menschen“,

weil er die Kontrollen abschaffen kann, um umkehrbar aus Geist Materie zu machen, wie es passt. Seit der Aufklärung erfolgt axiomatisch eine monomodale Zuweisung der Materie als einzig gültige Form der Wirklichkeit in den Naturwissenschaften. In den Gesetzeskodices der Wissenschaften über die Natur spielt der Geist als dualer Modus der Wirklichkeit keine Rolle. Die Naturwissenschaft beschränkt damit einerseits die Erkenntnisfähigkeit des Menschen auf die Ratio und andererseits die Wirklichkeit als Gegenstand dieser Erkenntnis auf die Materie. Gegenüber den Wissenschaften Philosophie und Theologie bedeutet das eine Verarmung, eine erkenntnistheoretische und ontologische Einschränkung.

Die apriorische Erkenntnis in der Philosophie und das Mysterium in der Theologie erfordern eine erkenntnistheoretische Erweiterung und definieren letztlich fides et ratio7 als die Erkenntniswerkzeuge des Menschen und mit Materie und Geist die Dualität des Seins. Dieser paradigmatische Streit zwischen den Wissenschaften ist ein prinzipieller und kann nur durch einen Paradigmenwechsel überwunden werden. Aufgrund dieser monomodalen Zuweisung setzt sich die Naturwissenschaft nur mit systemimmanenten Richtigkeiten auseinander ← 14 | 15 → und nicht mit wahrheitstheoretischen Finalfragen. Wohl können dies die Naturwissenschaftler tun und machen es auch häufig. Die Ablehnung der Existenz von Intelligiblem, wozu der Geist bevorzugt gehört und damit auch die Existenz einer Hyperintelligenz wenigstens in der Form eines Gottes der Philosophen,8 ist keine Voraussetzung für eine gute Naturwissenschaft, wohl aber ein Hindernis für einen guten Naturwissenschaftler, weil er ohne seinen Geist nicht auskommt und Informationen verarbeiten muss. Beides ist nichts rein Materielles, wie die moderne Gehirnforschung9 bzw. die Informationstheorie10 lehrt. Wasser der Materie zu predigen und Wein des Geistes zu trinken entspricht einer wissenschaftlichen Bewusstseinsspaltung. Die stringente Annahme der Existenz des Intelligiblen als dualen Modus der Wirklichkeit neben dem Modus Materie ist also erkenntnistheoretisch zwingend erforderlich.

Die Naturwissenschaft, wenn auch nicht der Naturwissenschaftler, könnte mit dem eingeschränkten monomodalen Paradigma der Wirklichkeit an sich gut leben, wenn nicht die Biologie zu den Naturwissenschaften gezählt würde. Biologie hat mit Leben zu tun und die genetische und epigenetische Information ist zu einem essentiellen Phänomen in der Biologie geworden. Weil die Information nichts rein Materielles sondern eine komplexe Wirklichkeit ist, durchbricht die Naturwissenschaft mit der Biologie die mentale Beschränkung ihres ontologischen Erkenntnisgegenstandes auf die Materie als monomodale Form der Wirklichkeit. Die Evolutionstheorie in der Biologie wird dadurch zur Schnittstelle und zum Spannungsfeld zwischen Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie.

Die Information ist Bürger zweier Welten, repräsentiert eine komplexe Wirklichkeit durch ihre materielle Form und ihren intelligiblen Inhalt. Mathematisch gesprochen ist die Form der Realteil der Information und der intelligible Inhalt ihr Imaginärteil. Darauf wird im Kapitel 3 noch genauer eingegangen. Die Gesamtwirklichkeit der Information als komplexe Wirklichkeit in der biologischen Forschung praktisch zu verwenden, dabei aber nur das Materielle in der Information als Wirklichkeit theoretisch anzuerkennen, daher das Intelligible einfach für materiell zu erklären und den Geist in der Gesamtwirklichkeit speziell in der Biologie abzulehnen, bedeutet eine wissenschaftliche Unredlichkeit und widerspricht den wissenschaftlichen Tugenden, wie sie in Kapitel 2 ausführlich dargestellt sind.

← 15 | 16 → Die Main-stream-Biologie und die Evolutionsbiologen als ihre Vertreter wollen aus paradigmatischen Gründen ihre monomodalen Elfenbeintürme in der Naturwissenschaft begreiflicherweise nicht verlassen und kommen dadurch in massive Aporien bei der Erklärung der Entstehung und der Entfaltung des Lebens im Rahmen der Evolutionstheorie, weil Leben mit Information und Information mit Materie und Geist zu tun hat. Diese untragbare wissenschaftliche Situation in der Biologie versuchen die System/Umwelt Theorie von LUHMANN11 und andere Theorien intellektuell redlich und wissenschaftlich kompatibel zu bereinigen, die aber nur von einer Minderheit der Biologen derzeit vertreten werden. Die Hauptströmungen der Biologie ignorieren diese Modelle. Das ist zwar menschlich verständlich, aber wissenschaftlich unredlich. Für den modernen wissenschaftlich orientierten Zeitgeist eine unwürdige Situation, die zu bereinigen besonders die Arbeiten von GERNOT FALKNER helfen möchten.12

1.3 Der hinreichende Grund

Der logische Schluss ist ein streng geregelter Akt des Denkens. Die Regeln dazu werden durch logische Grundsätze repräsentiert. Der Grundsatz des hinreichenden Grundes kann als Prinzip des logischen Schlusses gelten. Im Mittelpunkt der aristotelischen Logik steht der Syllogismus. Im Folgenden geht es nicht um eine philosophische Einführung in das logische Denken sondern um die logische Kritik an der persönlichen Großzügigkeit, man sollte genauer sagen Leichtfertigkeit, mit der manche Wissenschaftler mit logischen Grundsätzen umgehen und wissenschaftlich objektive Ergebnisse subjektiv interpretieren. Damit entsteht die Gefahr einer Ideologisierung.

Oft wird das Fehlen des hinreichenden Grundes übersehen oder nicht beachtet. Das betrifft die geradezu dogmatisierte Behauptung der Evolutionstheoretiker, dass nämlich Evolution eine Tatsache ist. Die Existenz des Lebens ist eine Tatsache, aber nicht, dass es ausnahmslos nach den Gesetzen von Physik und Chemie und nur nach den Prozessen von Mutation und Selektion entstanden ist, weil der hinreichende Grund dafür unbekannt ist und daher fehlt. Die weltbekannten Experimente von STANLEY MILLER im Jahre 1953 und ihre Nachfolgeexperimente haben diese Wissenslücke nicht geschlossen sondern bestätigt,13 und diese Bestätigung hat sich nach mehr als 50 Jahren seit Miller noch erhärtet. ← 16 | 17 → Es ist erkenntnistheoretisch unzulässig, Wissenslücken durch Vermutungen im Rahmen von Extrapolationen in die Vergangenheit generell zu schließen und diese Schlüsse durch Dogmatisierung vor Kritik zu schützen. Solche Lücken können Fragestellungen umfassen, die durch naturwissenschaftliche Forschung allein nicht beantwortet werden können wie z.B. Original- und Finalfragen, die mit dem Leben zusammenhängen.

Details

Seiten
239
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653039733
ISBN (ePUB)
9783653984798
ISBN (MOBI)
9783653984781
ISBN (Hardcover)
9783631650226
DOI
10.3726/978-3-653-03973-3
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (August)
Schlagworte
Signaltheorie Systemtheorie Erkenntnistheorie Regelungstechnik
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 239 S., 2 farb. Abb., 3 s/w Abb., 3 Tab.

Biographische Angaben

André Derndarsky (Autor:in) Marian Christof Gruber (Autor:in) Wolfgang Kammerer (Autor:in)

André Derndarsky, promovierter Theologe, ist Kalasantiner und Priester. Er ist Rektor des Wiener Kalasantinerklosters. Marian Christof Gruber studierte Theologie, Philosophie, Soziologie und Politologie. Er ist Institutsvorstand für Philosophie an der Hochschule Heiligenkreuz. Wolfgang Kammerer studierte Physik, Chemie Lehramt und Theologie. Er lehrt an privaten und öffentlichen Schulen. Wolfgang Wehrmann studierte Nachrichtentechnik und war lange Jahre in der Industrie tätig. Er ist Professor an der Technischen Universität Wien und emeritierter Professor für Philosophie an der Hochschule Heiligenkreuz. Alois Wimmer studierte Bio- und Geowissenschaften in Salzburg sowie Theologie an der Hochschule Heiligenkreuz. Er lehrte an Gymnasien in Oberösterreich.

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