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Statthalterregimes – Napoleons Generalgouvernements in Italien, Holland und Deutschland (1808–1814)

Mit Blicken auf Generalgouverneure im Zarenreich und das NS-Generalgouvernement Polen (1939–1945)

von Helmut Stubbe da Luz (Band-Herausgeber:in)
©2016 Sammelband 322 Seiten

Zusammenfassung

Das Buch präsentiert eine Theorie der internen und externen Statthalterschaften und eine Reihe von Besatzungs- und anderer Statthalterstatuten. Die Beiträge beziehen sich im Kern auf Napoleons Generalgouvernements neuen Typs in Italien, den Niederlanden und Deutschland. Dabei handelte es sich um durch Frankreich annektierte neue Departements (um Turin, Genua, Florenz und Rom, um Amsterdam und Hamburg herum), die assimiliert werden sollten, aber für kürzere oder längere Zeit einen Übergangs- oder auch Sonderstatus behielten. Vergleichende Blicke fallen auf die Generalgouverneure der Zaren sowie auf Hitlers Generalgouvernement in Polen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Gouverneure, Prokonsuln, Satrapen, Vizekönige. Bemerkungen zur politischen Top-down-Substitution und -Delegation. Einführung
  • Eventographie, Prosopographie, Anthropographie
  • Politische Substitute: Statthalter und Stellvertreter
  • Zweistellige soziale Prozesse: Deputierende und Deputierte; Substituierer und Substituierte; Delegierende und Delegierte
  • Deputation – in „Top-down“- und „Bottom-up“-Richtung
  • Gouverneure und Generalgouverneure
  • Leitfragen
  • Hans-Heinrich Nolte über Russland
  • Fabio Bertini über Italien
  • Martijn Jacob van der Burg über Holland
  • Helmut Stubbe da Luz über Norddeutschland
  • Wolfgang Jacobmeyer über Polen
  • Generalgouvernements: Das russländische Beispiel
  • 1. Der Begriff in Westeuropa
  • 2. Der Typ des Generalgouverneurs in Russland
  • 3. Die russländische23 Provinzverwaltung um 1730
  • 4. Das Modell: die Governementsordnung Katharinas II.
  • 5. Die Praxis bis 1917
  • 6. Fragen
  • Zusammenfassung
  • Zeittafel für die Jahre des französischen postrevolutionären Imperialismus (1789–1814)
  • Generalgouvernements im Alten Regime
  • Napoleons Generalgouverneure in Italien: Transalpine Departements, Toskana und Rom
  • I. Vom Ancien Régime über den „republikanischen Geist“ bis zur ersten Phase des Empire in den italienischen Gebieten
  • Die Ligurische Republik
  • Das „republikanische“ Piemont
  • Die Annexion des Piemont
  • Die Annexion Liguriens und die Angliederung an das Piemont
  • Parma, Piacenza und Guastalla
  • Elba und Piombino
  • Faktische Annektierung Parmas
  • Das Königreich Neapel
  • II. Die territoriale Regierung und die Auswirkungen des Kaiserreiches
  • Die Departements jenseits der Alpen
  • Rom – die zweite Hauptstadt des Empire
  • Die Angliederung der Toskana
  • III. Einige Antworten auf allgemeine Fragen
  • IV. Schlussbetrachtungen
  • Napoleons Generalgouvernement Holland, 1810–1813. Die Frage von Integration und Assimilation
  • Einleitung
  • Die Batavische Revolution und das Napoleonische Kaiserreich (1795–1810)
  • Die Demontage des Königreichs Holland (Juni–Dezember 1810) und das Organisationsstatut Nummer 1
  • Organisationsstatut Nummer 2: Das Organisationsdekret für die Holländischen Departements
  • Die Mitglieder des Generalgouvernements
  • Die Zivilverwaltung: Präfekten, Unterpräfekten und Maires
  • Die Eingliederung der niederländischen Departements
  • Rechtsreformen
  • Polizei
  • Konskription
  • Entwicklung und Zusammenbruch des Generalgouvernements
  • Schluss
  • Indirekte Herrschaft und direkte Herrschaft: Das Generalgouvernement der Hansestädte und das Generalgouvernement der Hanseatischen Departements
  • 1. Wie verlief die Genesis des Generalgouvernements?
  • 1a. Das Generalgouvernement der Hansestädte
  • 1b. Das Generalgouvernement der Hanseatischen Departements
  • 2. Wer war wessen Statthalter und Stellvertreter?
  • 2a. Das Generalgouvernement der Hansestädte
  • 2b. Das Generalgouvernement der Hanseatischen Departements
  • 3. Was geschah mit den einheimischen Autoritäten?
  • 3a. Das Generalgouvernement der Hansestädte
  • 3b. Das Generalgouvernement der Hanseatischen Departements
  • 4. Welche militärischen und zivilen Kompetenzen hatten die Generalgouverneure?
  • 4a. Das Generalgouvernement der Hansestädte
  • 4b. Das Generalgouvernement der Hanseatischen Departements
  • 5. Wie sah das formelle oder informelle Statthalterstatut aus?
  • 5a. Das Generalgouvernement der Hansestädte
  • 5b. Das Generalgouvernement der Hanseatischen Departements
  • 6. Gab es formelle oder informelle Gewaltenteilung (aufgrund des Statthalterstatuts, konkurrierender Behörden, zeitlicher Begrenzung)?
  • 6a. Das Generalgouvernement der Hansestädte
  • 6b. Das Generalgouvernement der Hanseatischen Departements
  • 7. Welche Statthalterpolitik wurde verfolgt? Wie sahen die Ziele aus, wie deren Umsetzung?
  • 7a. Das Generalgouvernement der Hansestädte
  • 7b. Das Generalgouvernement der Hanseatischen Departements
  • 8. Wie war das Zentrum-Peripherie-Verhältnis? Entwickelte der Generalgouverneur Eigendynamik?
  • 8a. Das Generalgouvernement der Hansestädte
  • 8b. Das Generalgouvernement der Hanseatischen Departements
  • 9. Wie endete das Generalgouvernement?
  • 9a. Das Generalgouvernement der Hansestädte
  • 9b. Das Generalgouvernement der Hanseatischen Departements
  • 10. Wie sah die Bilanz für das Statthalterregime einerseits, die dem Statthalterregime Unterworfenen andererseits aus?
  • 10a. Das Generalgouvernement der Hansestädte
  • 10aa. Aus Sicht der Okkupanten
  • 10ab. Aus Sicht der Okkupierten
  • 10b. Das Generalgouvernement der Hanseatischen Departements
  • 10ba. Aus Sicht der Okkupanten
  • 10bb. Aus Sicht der Okkupierten
  • Hitlers Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete 1939–1945. Unvergleichbarkeit als Programm
  • 1.0 Strukturmerkmale des Generalgouvernements
  • 2.0 Das Personal der deutschen Zivilverwaltung im Generalgouvernement
  • 3.0 Die Ziele der deutschen Besatzungspolitik
  • 3.1 Wirtschaftspolitik
  • 3.2 „Volkstumspolitik“ mit dem Mittel der Zwangsumsiedlungen
  • 4.0 Die „Bilanz“ der deutschen Besatzungspolitik
  • 5.0 Abschließender Überblick
  • Statthalterstatute. Grundlegende Normenkataloge für Dependancen und Provinzen (Beispiele aus Rußland, Italien, Holland, Deutschland, Polen)
  • 1. – Russland: Einrichtung der russländischen Gouvernements 1775
  • 2. – Italien: Napoleons Generalgouvernement der Transalpinen Departements, 1805–1813. Die Begründung der Generalgouvernements „neuen Typs“
  • 3. – Niederlande: Napoleons Generalgouvernement der Holländischen Departements, 1810–1813. Eine Weiterentwicklung der „italienischen“ Statthalterstatute
  • 4. – Deutschland: Napoleons Generalgouvernement der Hanseatischen Departements, 1811–1814. Einverleibung wird durch Teilausgrenzung bekräftigt
  • 5. – Polen: Hitlers Generalgouvernement in den „besetzten ehemals polnischen Gebieten“, 1939–1945. Von der militärischen Besetzung zur Okkupation
  • Anhang
  • Quellen und Literatur
  • Hilfsmittel
  • A. Gedruckte Quellen
  • Literatur
  • Verzeichnis der Abbildungen
  • Register
  • Personenregister
  • Sachregister
  • Autoren

Helmut Stubbe da Luz (Hrsg.)

Statthalterregimes – Napoleons Generalgouvernements in Italien, Holland und Deutschland (1808-1814)

Mit Blicken auf Generalgouverneure im Zarenreich und das NS-Generalgouvernement Polen (1939-1945)

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Autorenangaben

Helmut Stubbe da Luz lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Er ist Vorsitzender des Vereins für Geschichte des Weltsystems (VGWS) sowie Mitglied im Herausgeberkreis der Zeitschrift für Weltgeschichte (ZWG).

Über das Buch

Das Buch präsentiert eine Theorie der internen und externen Statthalterschaften und eine Reihe von Besatzungs- und andere Statthalterstatuten. Die Beiträge beziehen sich im Kern auf Napoleons Generalgouvernements „neuen Typs“ in Italien, den Niederlanden und Deutschland. Dabei handelte es sich um durch Frankreich annektierte neue Departements (um Turin, Genua, Florenz und Rom, um Amsterdam und Hamburg herum), die assimiliert werden sollten, aber für kürzere oder längere Zeit einen Übergangs- oder auch Sonderstatus behielten.

Vergleichende Blicke fallen auf die Generalgouverneure der Zaren sowie auf Hitlers Generalgouvernement in Polen.

Zitierfähigkeit des eBooks

Diese Ausgabe des eBooks ist zitierfähig. Dazu wurden der Beginn und das Ende einer Seite gekennzeichnet. Sollte eine neue Seite genau in einem Wort beginnen, erfolgt diese Kennzeichnung auch exakt an dieser Stelle, so dass ein Wort durch diese Darstellung getrennt sein kann.

Helmut Stubbe da Luz

Gouverneure, Prokonsuln, Satrapen, Vizekönige.
Bemerkungen zur politischen
Top-down-Substitution und -Delegation.
Einführung

Abstract: Governor’s regimes are based on the substitution of persons and the delegation of competences. We can make a distinction between internal and external governors. Il all cases a formal or informal statute can be found. The following contributions try to reconstruct some selected examples.

Bis in die jüngste Zeit hinein ist von der Hamburger „Franzosenzeit“ überwiegend ein Bild gezeichnet worden, das den Eindruck zu vermitteln sucht, jene Jahre seien nahezu „unvergleichlich“ (exakt: in mit so gut wie keinem anderen Fall gleichzusetzender Weise) schwer zu ertragen und schädlich gewesen. Keine andere Stadt in Deutschland, ja in Europa, hätte unter dem napoleonischen Imperialismus länger und stärker gelitten als eben Hamburg, das von den Franzosen doch erst Ende Mai 1814 geräumt worden sei, gleichzeitig zum Abschluss des (ersten) Pariser Friedens. Insbesondere die kriegerischen Geschehnisse vom April 1813 bis April 1814, verbunden mit französischer Ausbeutung, russischer Belagerung, französischer Vertreibung „unnützer Esser“ im Angesicht jener Belagerung, aber auch der gesamte Zeitraum von 1806 bis 1814 hätten ein katastrophales Ausmaß angenommen, ähnlich nur dem des Großen Brandes von 1842 und der Choleraepidemie von 1892 (um bei den Katastrophen des 19. Jahrhunderts zu bleiben).

Diese Klagen sind teils zu Recht erhoben, teils aber auch im Laufe des 19. und während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts übertrieben worden, und zwar

im Zeichen eines frankophoben Feindbilds, wie es unter anderem im Rahmen der Kultur des Gedenkens an die sogenannten „Befreiungskriege“ gepflegt wurde, bis 1913 in sogenannten „März-Feiern“;1

im Zeichen einer hamburgischen Larmoyanz, die 1813/14 auch deswegen kultiviert wurde, um die Ansprüche der Stadt gegenüber dem besiegten und reparationspflichtigen französischen Staat zu bekräftigen, ferner zu dem Zweck, britische Hilfeleistungen teils zu generieren, teils zu legitimieren;

im Zeichen einer Sorte hamburgischen Hochmuts, die sich darin äußert, für dieses Stadtstaatswesen eine singuläre Rolle in der Geschichte zu reklamieren.2

Eine der Ursachen für das Bemühen, für die Hamburger Napoleonzeit ein hohes Maß an Einzigartigkeit zu beanspruchen, besteht jedenfalls darin, dass in Hamburg und um←9 | 10→ Hamburg herum kaum jemand genauere Kenntnis darüber besitzt, in welchem Umfang und welcher Intensität andere Teile Europas von napoleonischem Imperialismus und französischer Okkupation betroffen waren. In den norddeutschen Teilregionen weiß man wenig vom Schicksal selbst ziemlich enger Nachbarn. Wer in Hamburg immerhin mitbekommen hat, dass die Hansestädte Bremen und Lübeck mitbetroffen waren, ist gleichwohl oft erstaunt zu erfahren, dass es neben dem Departement der Elbmündung (wozu Hamburg und Lübeck gehörten) auch ein Departement der Wesermündung (Hauptort Bremen) und ein Departement der Oberems gegeben hat (Hauptort Osnabrück) – ganz zu schweigen von den Departements Ostems (Aurich) und Lippe (Münster), die nicht zu den hanseatischen, sondern (zumindest teilweise) zu den holländischen Departements zählten oder gar schon zur Ancienne France. Die administratorische Zusammenfassung der drei erstgenannten Departements (um Hamburg, Bremen und Osnabrück herum) im Generalgouvernement der Hanseatischen Departements (oder gar in der 32. Militärdivision), gehört schon zu den Fachkenntnissen. Kaum jemandem im Deutschland nördlich der Mainlinie ist ferner bekannt,

dass es im Südwesten Deutschlands, um Aachen, Koblenz, Mainz und Trier herum, schon seit (spätestens) 1801 vier linksrheinisch-deutsche französische Departements gegeben hat, die zum Zeitpunkt der Angliederung der Hanseatischen Departements den Status des Statthalterregimes bereits hinter sich gelassen hatten, jetzt zu den „altfranzösischen“ zählten – die Departements (in der Reihenfolge der genannten Hauptorte) Rur (Roër), Rhein-Mosel, Donnersberg und Saar;

dass die Begriffe „Gouvernement“ und „Generalgouvernement“ in der europäischen Geschichte häufig als Name für Statthalterregimes verwendet worden sind, namentlich auch in Frankreich, seit dem 14. Jahrhundert, und dass im Verlauf des postrevolutionären und napoleonischen französischen Imperialismus darauf teils zurückgegriffen wurde – vor allem auch in Richtung (hier sogenannter) „Generalgouvernements neuen Typs“.

dass Hamburg, Bremen und Lübeck vor ihrer Angliederung an Napoleons Empire, von 1806 bis 1810, im Generalgouvernement der Hansestädte vereint gewesen waren (nur die Städte, ohne territoriale Verbindung, in einem Generalgouvernemt „alter Ordnung“, wie gleich noch ausgeführt wird);

dass im rechtsrheinischen Norddeutschland 1806, nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt, sogar ein komplettes Dutzend Generalgouvernements (hier sogenannter) „alter Ordnung“ eingerichtet worden war, zum größten Teil aufgrund des Wittenberger Dekrets vom 23. Oktober 1806;

dass nicht nur Hamburg (seit Anfang 1811) Sitz eines Generalgouverneurs „neuen Typs“ war, sondern dass dies auch für Turin galt (Generalgouvernement [GG] der Transalpinen Departements), Florenz (GG Toskana) und Rom (GG der römischen Departements, Tibre und Trasimène), ferner für Amsterdam (GG der Holländischen Departements), ansatzweise für Laybach, den Hauptort der – mit einer Sonderstellung ausgestatteten – Illyrischen Provinzen, und schließlich auch für Barcelona, den Hauptort des freilich in den Anfängen steckengebliebenen Generalgouvernements Katalonien;

dass sich in der Entwicklung der Generalgouvernements in Italien, Holland und Norddeutschland (zum Teil in Anknüpfung an den Gang der Entwicklung in den genannten linksrheinisch-deutschen Departements) ein Trend in Richtung zur institutionellen und besatzungspolitischen Standardisierung abzeichnete; der←10 | 11→ Umstand, dass dieser Trend sich – aufgrund unterschiedlicher Ursachen – weder in den (mit Frankreich territorial allerdings auch nicht verbundenen) Illyrischen Provinzen fortsetzte noch in dem unmittelbar an Frankreich angrenzenden, 1812 geschaffenen Generalgouvernement Katalonien, kann auf die strategische Lage (im Fall der Illyrischen Provinzen) zurückgeführt werden und (im Falle Kataloniens) auf die Kriegssituation.

Den genannten Kenntnislücken soll in diesem Band ein wenig abgeholfen werden. Er ist aus einer Ringvorlesung entstanden, die bereits Ende 2010 an der Universität der Bundeswehr in Hamburg organisiert worden ist; allerlei finanzielle und technische Hindernisse haben die längere Verzögerung verursacht, aber jetzt haben die Beiträge – teils mit leicht verändertem Titel – ihren Platz hier in der HEW-Reihe gefunden.

Statthalter-Regimes.
Napoleons
Generalgouvernements (Italien, Holland, Deutschland, 1808–14) im welthistorischen Zusammenhang und mit einem Blick auf Hitlers Generalgouvernement in Polen (1939–45) Ringvorlesung im Herbsttrimester 2010 in der Universität der Bundeswehr Hamburg

Hans-Heinrich Nolte: General-gubernatory und Governors-general. Statthalter in der russischen und anglo-amerikanischen Geschichte

Fabio Bertini: L’amministrazione generale napoleonica in Italia: I dipartimenti transalpini, la Toscana e Roma (Napoleons Generalgouvernements in Italien. Transalpine Departements, Toskana, Rom) – mit Übersetzung

Martijn Jacob van der Burg: Der „Adler“ und das „Lamm“. Napoleons Generalgouvernement Holland, 1810–1813

Helmut Stubbe da Luz: Disziplinierung und Assimilation. Napoleons Generalgouvernements der Hansestädte (1806–1810) und der Hanseatischen Departements (1811–1814)

Wolfgang Jacobmeyer: Namensgleichheit? Vergleichbarkeit? Ähnlichkeit? – Hitlers Generalgouvernement für die besetzten Gebiete in Polen

Doch geht es nicht nur um die Schließung von Kenntnislücken, sondern darum, die Geschehnisse der Hamburger Napoleonzeit in größere zeitliche, räumliche und eventographische Zusammenhänge zu stellen; ebenso sehr um intensivere Grade der Abstraktion, um Beiträge zu einer „Allgemeinen und Vergleichenden Okkupationslehre“: Im Folgenden wird zunächst auf das Unternehmen der Weltgeschichtsschreibung, sodann speziell auf die Eventklasse des Statthalter- und Stellvertretertums eingegangen: Statthalter begegnen im Verlauf von Okkupationen (ansatzweise gelegentlich auch schon im Rahmen von militärischen Besetzungen); aber nicht nur dort, an der äußeren Peripherie eines politischen (Staats-) Systems, treten sie auf. Auch an der inneren Peripherie, gar im Kern eines politischen Systems können Statthalter eingesetzt werden, an der Spitze modellhaft sogenannter Provinzen. In den Beiträgen dieses Bands, die sich vor allem mit den Generalgouvernements „neuen Typs“ der Napoleonzeit befassen, geht es darum, wie aus Statthalterregimes an der äußeren Peripherie eines Systems (aus Okkupaten) solche an der inneren Peripherie wurden – (modellhaft sogenannte) Provinzen: zunächst außerordentliche Provinzen, schließlich ordentliche Provinzen.

Am Schluss dieser einleitenden Bemerkungen wird kurz Hinführendes zu den einzelnen Beiträgen vorausgeschickt.←11 | 12→

Eventographie, Prosopographie, Anthropographie

Beiträge zur Historie des Weltsystems zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine Konzeption von Weltsystem und der dazugehörigen Sorte von Geschichtsschreibung vor Augen (oder auch „im Hinterkopf“) haben; dies muss nicht jedesmal umständlich dargelegt werden, und der welt(system)historische Approach wird auch nicht dadurch nachgewiesen, dass Geschehnisse aus möglichst vielen Raum- und Zeiteinheiten ausdrücklich und zugleich Berücksichtigung finden und unter irgendwelchen Aspekten miteinander in Verbindung gebracht werden. Vielmehr scheint es „welthistorisch“ auf ein dreistufiges Verfahren anzukommen, in dessen Verlauf die zum Objekt der Rekonstruktion ausgewählten Geschehnisse 1.) eventographisch, 2.) prosopographisch und 3.) anthropographisch bestimmt werden – übrigens nicht notwendig in dieser Reihenfolge, jedenfalls aber mit Schwerpunkt im eventographischen Bereich. Im Hinblick auf die Zukunft wollen wir einen Eindruck davon erhalten, womit wir zu rechnen, was wir zu fürchten hätten, worauf wir hoffen dürften: Werden sich bestimmte Sorten von Vorkommnissen wiederholen, weil sie „typisch-menschlich“ sind, deshalb universal begegnen, und wenn sie sich wiederholen, in welcher Variante? Woran ferner können wir die Anfänge bestimmter Sorten von Vorkommnissen erkennen und ihnen beispielsweise – sprichwörtlich – „wehren“?

Details

Seiten
322
Jahr
2016
ISBN (ePUB)
9783631697016
ISBN (PDF)
9783653046892
ISBN (MOBI)
9783631697023
ISBN (Hardcover)
9783631652190
DOI
10.3726/978-3-653-04689-2
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Oktober)
Schlagworte
Besatzungsherrschaft Integrationspolitik Okkupationspolitik Imperialismus Föderalismus I. Empire
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2016. 322 S., 4 farb. Abb.

Biographische Angaben

Helmut Stubbe da Luz (Band-Herausgeber:in)

Helmut Stubbe da Luz lehrt am Institut für Neuere und Neueste Geschichte an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Er ist Vorsitzender des Vereins für Geschichte des Weltsystems (VGWS) sowie Teil des Herausgeberkreises der Zeitschrift für Weltgeschichte (ZWG).

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Titel: Statthalterregimes – Napoleons Generalgouvernements in Italien, Holland und Deutschland (1808–1814)
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