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Interkulturelle Kommunikation im Fremdsprachenunterricht Deutsch nach Englisch

Eine Pilotuntersuchung der Klassen 4–6 im Raum Poznań

von Nadja Zuzok (Autor:in)
©2016 Monographie 188 Seiten

Zusammenfassung

Das Buch untersucht den interkulturellen Aspekt im frühen Unterricht Deutsch als Fremdsprache, auch in Folge Deutsch nach Englisch an polnischen Grundschulen. Besonderes Augenmerk liegt auf dem pragmatisch-kommunikativen Gebiet. Ausgehend davon, dass Sprach- und Kulturvermittlung eng miteinander verknüpft sind, hat der Fremdsprachenunterricht nicht nur das Erlangen sprachlicher, sondern auch interkultureller Kompetenz, im Sinne kommunikativ-pragmatisch angemessenen Handelns, als Lehr- und Lernziel. Im Falle eines Unterrichts DaF im Kontext DnE ist es daher von Interesse, kulturvergleichend zu arbeiten. Die Autorin analysiert, welchen Einfluss das Englische als erste Fremdsprache auf den Unterricht Deutsch als zweite Fremdsprache in Bezug auf die Förderung interkultureller Kompetenz bei jüngeren Lernenden hat.
Die Arbeit wurde mit dem Internationalen Wendelin Schmidt-Dengler-Preis für hervorragende Arbeiten der Österreichischen Gesellschaft für Germanistik ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Danksagung
  • Inhaltsverzeichnis
  • I. Einleitung
  • 1. Ziele und Methoden des interkulturellen Lernens im Fremdsprachenunterricht
  • 1.1 Interkulturelle Kommunikation und Interkulturelle Kompetenz
  • 1.2 Interkulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht
  • 1.2.1 Interkulturelles Lernen im Tertiärsprachenunterricht
  • 1.2.2 Interkulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht Deutsch an polnischen Grundschulen
  • 1.2.2.1 Unterrichtsgrundlagen
  • 1.2.2.2 Analyse der an den untersuchten Schulen verwendeten Lehrwerke
  • 2. Ziele und Prinzipien des Tertiärsprachenunterrichts
  • 2.1 Ziele
  • 2.2 Prinzipien
  • 2.3 Fremdsprachenunterricht im frühen Alter
  • 2.3.1 Deutsch als erste Fremdsprache
  • 2.3.2 Deutsch als zweite Fremdsprache
  • 2.3.3 Deutsch nach Englisch an polnischen Grundschulen
  • 2.3.3.1 Status quo
  • 2.3.3.2 Hospitation
  • 2.3.3.3 Tiefeninterviews mit den Unterrichtenden
  • 3. Untersuchung zur Kulturabhängigkeit von Interaktionsritualen
  • 3.1 Die Diskursphase Begrüßung im Fremdsprachenunterricht Deutsch nach Englisch
  • 3.2 Untersuchung
  • 3.2.1 Ergebnisse Hospitation Schule 1
  • 3.2.2 Ergebnisse Hospitation Schule 2
  • 3.2.3 Ergebnisse Hospitation Schule 3
  • 3.2.4 Zusammenfassung
  • 4. Didaktische Methoden und Übungen
  • 4.1 Die Vermittlung Interkultureller Kompetenz
  • 4.2 Voraussetzungen für einen interkulturellen Unterricht
  • 4.3 Lernziele für einen interkulturellen Unterricht
  • 4.4 Übungstypologien und Vermittlungsformen für einen interkulturellen Unterricht
  • 4.5 Übungsbeispiele für einen interkulturellen Unterricht
  • 4.5.1 Wahrnehmungsschulung
  • 4.5.2 Begriffsbildung und Bedeutungserschließung
  • 4.5.3 Kulturvergleich
  • 4.5.4 Diskursfähigkeit in interkulturellen Situationen
  • 4.6 Anwendung auf andere Schulstufen
  • II. Resümee und Ausblick
  • III. Literaturangaben
  • IV. Anhang
  • Anhang Nr. 1 Liste der öffentlich zugelassenen Lehrbücher für das Fach Deutsch als Fremdsprache für die Grundschule Klassen V–VI in Polen
  • Anhang Nr. 2 Hospitationsbogen Kapitel 2
  • Anhang Nr. 3 Interview Unterrichtende Schule 1: Transkription
  • Anhang Nr. 4 Interview Unterrichtende 1, Schule 3: Transkription
  • Anhang Nr. 5 Interview Unterrichtende 2, Schule 3: Transkription
  • Anhang Nr. 6 Hospitationsbogen Kapitel 3
  • Anhang Nr. 7 Checkliste zur interkulturellen Schule

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I.  Einleitung

Die Idee zu der vorliegenden Arbeit entstand in Fortführung der veröffentlichten Doktorarbeit von M.U. Jańska Interkulturelles Lernen in der bilingualen deutsch-polnischen Erziehung (vgl. Jańska: 2006). Das Thema Interkulturelle Kommunikation im Fremdsprachenunterricht schien zwar aktuell, meine Erfahrung im Deutsch als Fremdsprache (in Folge DaF genannt) -Unterricht und auch in der Lehrerfortbildung in Polen wies aber eine, in eine andere Richtung weisende, Relevanz auf: Deutsch als Fremdsprache in den letzten Jahren wird immer weniger gelernt, und wenn, dann hauptsächlich nicht als erste, sondern zweite Fremdsprache. Für den Bereich Interkulturelles Lernen lagen in Polen bereits einige Forschungen vor. Diese blieben aber zu erweitern, weil man die Tatsache, dass in Polen heutzutage Deutsch als zweite Fremdsprache, und zwar nach Englisch, gelehrt und gelernt wird, nicht außer Acht lassen darf. Auch schien interkulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht weitgehend nicht integriert zu sein. Daraus ergab sich das Forschungsvorhaben, genau diesen Umstand zu untersuchen, und dabei den interkulturellen Aspekt näher zu beleuchten.

Die konkrete Fragestellung lautete daher, welchen Einfluss das Englische als erste Fremdsprache auf den Unterricht Deutsch als zweite Fremdsprache (Deutsch nach Englisch, in Folge DnE genannt) an polnischen Grundschulen (Schuljahr 4–6)1 in Bezug auf die Förderung interkultureller Kompetenz bei Lernenden haben könnte.

Meine Annahme bestand darin, dass wenn Deutsch als 2. Fremdsprache nach Englisch gelernt wird, dies wohl den Fremdsprachenerwerb auf dem Gebiet des interkulturellen Lernens beeinflussen, wenn nicht sogar begünstigen, müsse.

Ausgehend davon, dass Sprach- und Kulturvermittlung eng miteinander verknüpft sind, hat der Fremdsprachenunterricht (in Folge FSU genannt) nicht nur das Erlangen sprachlicher, sondern auch interkultureller Kompetenz, im Sinne kommunikativ-pragmatisch angemessenen Handelns, als Lehr- und Lernziel. Im Falle des DaF (Deutsch als Fremdsprache) und DnE (Deutsch nach Englisch) ist ← 11 | 12 → es daher von Interesse, kulturvergleichend zu arbeiten. Dies bedeutet, dass man im FSU DnE die deutschsprachige Kultur mit der englischsprachigen und der muttersprachlichen (hier: polnischen) vergleicht. Dabei werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Zielsprachenkulturen und der Ausgangskultur herausgearbeitet; damit kann man, der Annahme nach, eine Anbahnung der interkulturellen Kompetenz mit all ihren formulierten Zielen beim Lernenden erreichen.

Da pragmatische Fehltritte viel stärker ins Gewicht fallen können als grammatikalische, lexikalische oder syntaktische Fehler, indem sie irritieren, lag das Hauptaugenmerk auf der Untersuchung eines ausgewählten Phänomens auf dem pragmatisch-kommunikativen Gebiet bzw. dem der Interaktionsrituale (vgl. Goffman: 1986) im DaF-Unterricht, nämlich das Begrüßungsritual. Es erschien mir als geeignet, kulturell verglichen zu werden und Daten liefern zu können. So konzentrierte ich mich auf den multi- bzw. interkulturellen Aspekt der Annahme, dass ein Fremderstsprachenunterricht des Englischen den Unterricht des Deutschen als zweite Fremdsprache beeinflussen muss, wenn ein Lernender in einer anderen Kultur angemessen kommunizieren können sollte.

Sinnvoll erschien diese Untersuchung unter der Annahme, dass

EU-sprachenpolitisch hat

die Schule auch die Aufgabe, Kinder bei der Entfaltung ihrer Kommunikationsfähigkeiten zu unterstützen. Das umfasst die Muttersprache, die Unterrichtssprache (sofern diese nicht die Muttersprache ist), Fremdsprachen und interkulturelle Fähigkeiten. Daher braucht jede Schule eine logische und ganzheitliche Strategie, die auf der sprachlichen und kulturellen Mischung der lokalen Gemeinschaft aufbaut und theoretische ← 12 | 13 → und praktische Sprachenkenntnisse sowie Lernstrategien entsprechend berücksichtigt (vgl. EU 2007: Sprachen und Europa).

Des Weiteren herrscht innerhalb der EU-Politik, die sich mit Sprachenlehren und -lernen befasst, die Meinung, dass

das frühzeitige Erlernen von Sprachen [man beachte den Plural! Anmerkung der Autorin]2 […] einer neuen EU-Studie zufolge für Kinder von großem Vorteil sein kann. Durch ein frühes Aktivieren der natürlichen Befähigung zum Spracherwerb bekommen Kinder mehr Zeit zum Lernen und machen sprachliche und kulturelle Erfahrungen, die ihr Selbstvertrauen und ihre gesamte – kognitive, soziale, kulturelle, sprachliche und persönliche – Entwicklung sowie die Entwicklung ihres Gehörs fördern. Positiv beeinflusst werden auch Entschlossenheit und Partizipation. (vgl. EU 2007: Fremdsprachenfrühbeginn).

Außerdem kann man Hans-Jürgen Krumm beipflichten, wenn er behauptet, dass schon Kinder ein Sprachbewusstsein entwickelten. Das Schulsystem dürfe nicht ignorieren, dass Kinder heute in eine vielsprachige Welt hineingeboren werden – daher könne man auch gar nicht davon ausgehen, dass alle Kinder gleich und alle als Anfänger unterrichtet werden könnten auf dem Gebiet der Fremdsprachen; vielmehr müsse das bereits vorhandene Wissen herangezogen und mit einbezogen werden in den Fremdsprachenunterricht (vgl. Krumm 2003:1). Aus meiner Sicht gilt das vor Allem für das Vermitteln der interkulturellen Komponente im Unterricht.

Die folgende Arbeit widmete sich daher aus all diesen Gründen dem Einfluss des Erwerbs der ersten Fremdsprache (hier: Englisch) auf das Erlernen der zweiten Fremdsprache (Deutsch) in einem frühen Lernalter, unter besonderer Berücksichtigung des interkulturellen bzw. multikulturellen Lernens. Dies ist auch im Sinne der EU-Politik, die nicht nur einen action plan for the promotion of language learning sondern auch einen solchen für linguistic diversity (European Commission 2008: T h e E u r o p e a n C o m m i s s i o n ’s A c t i o n P l a n f o r L a n g u a g e L e a r n i n g a n d L i n g u i s t i c D i v e r s i t y) verfolgt.

Die Resultate der Untersuchungen sollten in Folge anwendbar sein auf den Bereich DaF in Polen, indem man eine Übungstypologie bzw. Übungen entwickelt, die die interkulturellen Lernziele Fremdverstehen und angemessenes sprachliches Handeln als kommunikative Kompetenz verfolgen.

Das Ziel dieser Arbeit war es letztendlich, basierend auf den Untersuchungsergebnissen, ein Erwerbsmodell bzw. konkret eine Didaktik für das Vermitteln ← 13 | 14 → interkultureller Inhalte im Unterricht DaF für polnische LernerInnen im Kindes- und Jugendalter vor dem Hintergrund der Mehrsprachigkeit zu entwickeln. Dies/e sollte auch als Ausgangsbasis für Lehrende dienen: überarbeitet von denselben und ihrem eigenen Unterricht angepasst könnte sie auf andere Schulstufen bzw. -typen in Polen anwendbar sein, so z. B. im Gymnasium, im Lyzeum als auch in berufsbildenden Zweigen. Die dazu verwendete Methode war die Triangulation3, bestehend aus:

dem Studium der Literatur zum Forschungsthema

der Analyse der Lehrprogramme und Lehrmaterialien und den Ergebnissen des Studiums derselben

der Kombination

aus Tiefeninterviews mit Unterrichtenden,

der allgemeinen Hospitation des Unterrichts DaF,

und aus der speziellen Hospitation des Interaktionsrituals Begrüßung im Deutschunterricht in Hinsicht auf Kulturkontraste Polnisch/Englisch/Deutsch.

Sie sollte der Einseitigkeit der Daten entgegenwirken und die Betrachtung des Gegenstands von mehreren Seiten aus ermöglichen.

Das erste Kapitel dient der Klärung und Definition der Termini rund um den Begriff interkulturell: Was bedeutet Kommunikation, Kompetenz, Lernen in diesem Zusammenhang? Mit welchen Kulturbegriffen wird im FSU, und in Folge in der vorliegenden Arbeit, operiert? Vertieft wird eingegangen auf Interkulturelles Lernen im Tertiärsprachenunterricht und im FSU an polnischen Grundschulen, die hier den Forschungsgegenstand darstellen. Abschließend werden die Unterrichtsgrundlagen und mit ihnen die während der Hospitationen verwendeten Lehrwerke einer Analyse unterzogen.

Im anschließenden zweiten Kapitel beleuchte ich den Tertiärsprachenunterricht näher, in Bezug auf seine Prinzipien und Ziele; notwendig schien mir in diesem Rahmen zu klären, wie Deutsch als erste und zweite Fremdsprache in der Forschung gesehen wird, und wie es sich als Tertiärsprache an polnischen Grundschulen präsentiert. Nach einer Status quo-Erhebung widme ich mich den Hospitationen und Tiefeninterviews mit den Experten. ← 14 | 15 →

Da meine Wahl auf eine spezielle kulturell-pragmatische Erscheinung, nämlich das Begrüßen, fiel, ist das dritte Kapitel der Untersuchung dessen gewidmet. Nach der Erläuterung dieses Interaktionsrituals stelle ich die Ergebnisse der Hospitation dieser speziellen Unterrichtseinheit vor.

Letztendlich sollten als Reaktion auf die Forschungsergebnisse in Kapitel 4 Übungen entwickelt werden, die zeigen, wie man interkulturelle Kompetenz schulen und in den frühen FSU integrieren kann; dies unter Berücksichtigung der bereits bestehenden Methoden interkultureller Didaktik und der Übungstypologien, die Vorschläge machen, wie man einen interkulturellen Unterricht gestalten kann. Das Kapitel schließen Hinweise ab, wie man die Übungen in anderen Lernkontexten (andere Schulstufen/Schultypen, Hochschule) anwenden könnte.

Die Arbeit rundet der Ausblick, indem ich versuche, die Ergebnisse zusammenzufassen und Empfehlungen für einen interkulturell orientierten Unterricht zu geben, ab.

Letztendlich bin ich aus tiefstem Herzen davon überzeugt, dass Mehrsprachigkeit in unseren heutigen Zeiten ein essentielles Mittel ist, zur Verständigung beizutragen, und interkulturelle Kompetenz kann diese Verständigung nur verbessern. In diesem Sinne versucht diese Arbeit, eine Anregung zu liefern, den Fremdsprachenunterricht Deutsch (nach Englisch) an polnischen Grundschulen entsprechend zu gestalten.

1.  Ziele und Methoden des interkulturellen Lernens im Fremdsprachenunterricht

1.1  Interkulturelle Kommunikation und Interkulturelle Kompetenz

Details

Seiten
188
Jahr
2016
ISBN (ePUB)
9783631707807
ISBN (PDF)
9783653052190
ISBN (MOBI)
9783631707814
ISBN (Hardcover)
9783631662212
DOI
10.3726/978-3-653-05219-0
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Januar)
Schlagworte
Fremdsprachenlernen Mehrsprachigkeit Pragmalinguistik Tertiärsprachenlernen Interaktionsrituale Diskursphasen
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2016. 188 S.

Biographische Angaben

Nadja Zuzok (Autor:in)

Nadja Zuzok hat Angewandte Linguistik und Skandinavistik an der Universität Wien studiert und an der Adam Mickiewicz Universität Poznań promoviert. Sie ist dort als Senior Lecturer tätig und arbeitet als Lehrbeauftragte an der Universität Wien.

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