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Der IX. Pädagogische Kongress am Ende der DDR

von Heike Kaack (Autor:in)
©2016 Dissertation 305 Seiten

Zusammenfassung

Der IX. Pädagogische Kongress am Ende der DDR zeigt exemplarisch die gewaltigen Anstrengungen, die die SED unternahm, um ihren Führungsanspruch zu sichern. Die Autorin untersucht, wie er die Hoffnungen vieler Bürger auf dringend notwendige Reformen des erstarrten und ideologisch überfrachteten Bildungssystems enttäuschte. Die fehlende Bereitschaft zu einem grundlegenden Kurswechsel beschleunigte nicht nur die Implosion der DDR, sie erschwerte auch die deutsch-deutschen Bildungsverhandlungen im Vorfeld der Wiedervereinigung erheblich. Dieses Buch zeigt, wie die knappe Zeitspanne bis zum 3. Oktober 1990, die unterschiedlichen Erwartungshaltungen sowie die Unerfahrenheit der DDR-Verhandlungsführer die einmalige Gelegenheit verstreichen ließen, den Vereinigungsprozess für eine gesamtdeutsche Bildungsreform zu nutzen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • 1. Einführung
  • 2. Margot Honecker – Genossin Minister und First Lady. Versuch eines Kurzporträts
  • Ruhestand in Chile
  • Erwartungen der Bürger
  • Frühe Prägungen
  • Schneller Aufstieg
  • Die ersten Jahre als Ministerin
  • Die Rolle der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften
  • Reise nach Nordkorea
  • Der Abgang kündigt sich an
  • Der Rücktritt
  • Der Glaube an den Sozialismus bleibt
  • 3. Eine Gesellschaft verändert sich
  • Die internationale Anerkennung der DDR
  • Das SED-SPD-Papier
  • Die Unzufriedenheit wächst
  • Glasnost und Perestroika
  • MfS-Berichte zur Volksbildung
  • Exkurs: Bildungspolitik in der Sowjetunion
  • Das „Bilanzmaterial Erziehung“ der APW
  • Die ZIJ-Studie von 1988
  • Die Erwartungen der Lehrerschaft an den Kongress
  • 4. Der Kongress wird inszeniert
  • Beginn der Kongressvorbereitungen
  • Die Aufgaben des Organisationsbüros
  • Die Arbeitsgruppe „Delegierte und Gäste“
  • Mitwirkung der Bezirksschulräte und Bezirksbeauftragten bei der Delegiertenauswahl
  • Das Kreisschulräteseminar im Oktober 1988
  • Letzte Vorbereitungen des Organisationsbüros
  • Die Rolle des MfS im Umfeld des Kongresses
  • Am Vorabend des Kongresses
  • Rückblick: Die Arbeit am Ministerreferat
  • Das vorgetragene Referat
  • Der geheime Briefwechsel
  • Die Diskussionsbeiträge der Teilnehmer
  • Die „nicht gehaltenen“ Diskussionsbeiträge
  • Bericht der Antragskommission und das Ende des Kongresses
  • 5. Die Eingaben
  • Die Arbeit der Eingabenstelle
  • Die beantworteten Eingaben nach dem Sieben-Punkte-Katalog
  • Die verschwiegenen Reformvorschläge
  • Die Anliegen der Christen in den nicht beantworteten Briefen
  • Die Aktivitäten der Staatssicherheit gegenüber kirchlichen und oppositionellen Gruppen
  • Wortmeldungen zur Arbeit der Pädagogen
  • 6. Nach dem Kongress
  • Die Reaktion von Partei und Bürgern
  • Die Auswertung der Ergebnisse durch Organisationen und Institutionen
  • Die Diskussion innerhalb der Lehrer- und Studentenschaft
  • Beginn des Schuljahres 1989/90
  • Das Fach Staatsbürgerkunde
  • Die letzten Tage im Amt
  • Die Kehrtwende des MfV
  • Erneuter Führungswechsel
  • 7. Das Ende der Sprachlosigkeit
  • Scharfe Kritik und konstruktive Reformvorschläge aus der Lehrerschaft
  • Die erstaunliche Wandlung
  • Enttäuschte Erwartungen
  • Exkurs: Die Wehrerziehung
  • Die 10. Tagung des ZK und ihre Folgen
  • Beginn der Zusammenarbeit zwischen Ost und West
  • Reform und Auflösung der APW
  • Bildungspolitische Maßnahmen vor und nach der Volkskammerwahl
  • Nach dem 3. Oktober 1990: Föderalismus statt Zentralismus
  • 8. Fazit
  • 9. Abkürzungen
  • 10. Quellen und Literatur
  • 10.1 Quellen
  • 10.2 Literatur
  • 11. Personenregister

1.    Einführung

Als der IX. Pädagogische Kongress der DDR im Juni 1989 im Palast der Republik in Ostberlin eröffnet wurde, ahnte wohl kaum jemand, dass dieser Staat schon bald von der großen politischen Bühne verschwinden würde. Rechtzeitig vor dem 40. Jahrestag der DDR-Gründung im Oktober wollte die Parteiführung mit diesem Kongress noch einmal der Öffentlichkeit die – vermeintlich – großen Erfolge ihrer in vier Jahrzehnten weiterentwickelten sozialistischen Bildungspolitik demonstrieren und sich vor allem ihre gut drei Jahre zuvor auf dem XI. Parteitag vertretenen bildungspolitischen Leitlinien bestätigen lassen.

Dem Ereignis langfristig vorausgegangen war ein Aufruf in der Deutschen Lehrerzeitung (DLZ), sich mit Ideen, Hinweisen und Vorschlägen an seiner Vorbereitung zu beteiligen.1 In den daraufhin z. T. seitenlangen, beeindruckenden Schreiben aus unterschiedlichsten Kreisen der Bevölkerung, die zunächst spärlich, ab Frühsommer 1989 jedoch in größerer Zahl im Ministerium für Volksbildung (MfV) eingingen, wurden nicht nur seit Jahren zu beobachtende Fehlentwicklungen im Bildungswesen – meist vorsichtig – kritisiert, sondern auch konstruktive Änderungsvorschläge unterbreitet, die von Problembewusstsein, Realitätsnähe und erstaunlicher Sachkompetenz zeugten. Doch die Erwartungen der Bürger wurden abermals enttäuscht. Kaum einer ihrer Vorschläge fand auf dem Kongress angemessene Berücksichtigung. Zwar sprach Margot Honecker in ihrer großen, über vierstündigen Rede von kleinen, notwendig gewordenen Korrekturen, aber die erhofften Reformen des mittlerweile in vielen Bereichen erstarrten, realitätsfernen, ideologisch bestimmten Bildungssystems wurden nicht angekündigt. Nach dem Rücktritt der Ministerin Ende Oktober 1989 geriet das mit riesigem Aufwand und hohen Kosten verbundene dreitägige Großspektakel weitgehend in Vergessenheit und spielte deshalb in der beginnenden politischen Umbruchphase der DDR kaum noch eine Rolle.

In den letzten Monaten des Jahres 1989 wurde das Bildungsministerium von Tausenden von Eingaben geradezu überschwemmt. Die Bürger des Landes, ermutigt durch die großen Massendemonstrationen, Botschaftsbesetzungen und den rapide zunehmenden Machtverfall ihrer Parteiführung, sparten nicht länger mit scharfer Kritik, prangerten die zahlreichen Missstände an und forderten entschie ← 9 | 10 → den tiefgreifende Reformen. Hatte die bisherige ideologische Ausrichtung des Bildungssystems noch im Sommer 1989 bei vielen nicht grundsätzlich zur Disposition gestanden, nahmen jetzt die Rufe nach demokratischeren Strukturen und Inhalten zu, so dass schließlich selbst in den Verlautbarungen des Bildungsministeriums das Wort „sozialistisch“ vorsichtshalber vermieden wurde. Es bleibt zu fragen, ob die weitere Entwicklung anders verlaufen wäre, hätte Margot Honecker auf dem IX. Pädagogischen Kongress endlich die lang ersehnten Kurskorrekturen in der Bildungspolitik in Aussicht gestellt und bald danach zügig erste Reformmaßnahmen eingeleitet. In den eineinhalb Jahren Kongressvorbereitung wäre genügend Zeit für die notwendigen Vorarbeiten gewesen. Ein reformorientierter Kongress hätte das nahe Ende der DDR wohl kaum verhindert, möglicherweise aber positive Auswirkungen auf die deutsch-deutschen Bildungsverhandlungen vor dem 3. Oktober 1990 gehabt und die ohnehin schwache Position der DDR-Seite gestärkt.

Vor dem Hintergrund einer möglichen Wiedervereinigung waren bereits ab Januar 1990 die bildungspolitischen Kontakte zwischen beiden deutschen Staaten auf verschiedenen Ebenen intensiviert worden.2 Nach gemeinsamen Absprachen zwischen dem neuen DDR-Minister für Bildung und Wissenschaft Hans-Joachim Meyer, dem Bundesminister für Bildung und Wissenschaft Jürgen Möllemann und der Kultusministerkonferenz (KMK) führten sie schließlich im Mai 1990 zur Einsetzung einer deutsch-deutschen Bildungskommission, die „bis zur Herstellung der staatlichen Einheit das Beratungs- und Koordinierungsorgan auf politischer Ebene für die Zusammenarbeit zwischen den beiden deutschen Staaten, für die gegenseitige Orientierung ihrer Bildungspolitiken und für die schrittweise Zusammenführung der beiden Bildungs- und Wissenschaftssysteme“3 sein sollte.

In seiner Regierungserklärung am 19. April 1990 hatte der neue Ministerpräsident der DDR Lothar de Maizière pauschal von einem „katastrophalen Erbe“ gesprochen, das die SED im Bildungswesen hinterlassen habe. An dem vorgefundenen Zustand konnten die beiden Nachfolger Margot Honeckers, Günther Fuchs und Hans-Heinz Emons, – allein aus Zeitmangel – nur wenig Grundsätzliches ändern. Zwar waren ab November 1989 vom Bildungsministerium erste überfällige Korrekturen und sinnvolle Weichenstellungen vorgenommen worden, wie die Abschaffung des Wehrkundeunterrichts, das Außerkraftsetzen der Lehrpläne für Staatsbürgerkunde, der Entwurf eines Rahmenplans für Gesellschaftskunde ← 10 | 11 → sowie erste Überlegungen zur Erweiterung des Fremdsprachenunterrichts und die Einführung zusätzlicher Differenzierungsmaßnahmen. Die meisten der darüber hinausgehenden Reformkonzepte und -initiativen, die hauptsächlich Arbeitsgruppen des Ministeriums und der APW sowie die zahlreichen Runden Tische geplant und ausgearbeitet hatten, standen jedoch bis zu diesem Zeitpunkt nur auf dem Papier.

Die Gemeinsame Bildungskommission richtete vier Unterkommissionen ein. Eine von ihnen war die Unterkommission „Allgemeine schulische Bildung“ mit einer Doppelspitze BRD/DDR. Zum Vorsitzenden auf DDR-Seite wurde der Abteilungsleiter „Allgemeinbildende Schulen“ des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft (MfBW)4 Karl-Heinz Hunneshagen berufen, der erst am 6. Juni 1990 – elf Tage vor der konstituierenden Sitzung – aus der geschäftsführenden Leitung der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften (APW) ins Ministerium gewechselt war.5

Die Erwartungen der DDR-Seite an die gesamtdeutschen Bildungsgespräche waren unterschiedlich hoch. Wenngleich sich eine Synthese beider Bildungssysteme mit weiterreichenden Reformoptionen – auch von manchen Westdeutschen durchaus erwünscht – sehr bald als Illusion erwies, so hofften doch einige der Teilnehmer, zumindest das aus ihrer Sicht DDR-Bewährte nicht preisgeben zu müssen, während andere, wie der Abteilungsleiter für Grundsatz-, Rechts- und Öffentlichkeitsfragen im MfBW Volker Abend, schon vor Beginn der eigentlichen Verhandlungen meinten, dass es nicht viel Bewahrenswertes zu erhalten gebe.6 Als Mitglied der Initiativgruppe Pädagogik des Neuen Forum Berlin-Pankow hatte Volker Abend allerdings noch im Dezember 1989 in der Deutschen Lehrerzeitung eine andere Auffassung vertreten. Unter der Überschrift: „Alles neu ist auch keine Lösung“ verkündete er: „Es war doch nicht alles schlecht. Wir sind doch kein dummes Volk. Viele unserer ehemaligen Schüler, die jetzt den aufrechten Gang gehen können, stellen das unter Beweis. […] Wir sind bereit, Verantwortung ← 11 | 12 → mitzutragen für ein neues Bildungswesen, in dem eben auch bewahrt wird, was gut war.“7 In einem privaten Schreiben äußerte sich Karl-Heinz Hunneshagen später so: „Uns ging es vor allem um Fragen einer gemeinsamen Grundstruktur oder anders gesagt, wie und was passte von dem DDR-Schulwesen mit dem westdeutschen zusammen, was hatte nur andere Bezeichnungen, war inhaltlich aber dasselbe oder was gab es auf der westdeutschen Seite gar nicht, was aber vielleicht übernehmbar war aus sachlichen Gründen usw. Das waren Fragen, die uns interessierten.“8

Erhaltenswert wäre sicher manches gewesen, erhalten wurde nach dem Willen der Entscheidungsträger so gut wie nichts. Ab 3. Oktober 1990 verschwand das DDR-Schulwesen nach und nach von der Bildfläche und mit ihm auch jene Elemente, die 15 bis 20 Jahre später die Schulreformen in vielen Bundesländern mitbestimmten, wie der längere gemeinsame Unterricht, die Verbindung von Schule und Arbeitswelt, die Vorschulerziehung, Nachmittagsbetreuung in der Schule und verpflichtende Fortbildung für Lehrer, um nur einige wesentliche Punkte zu nennen. Die einmalige Chance, den deutschen Vereinigungsprozess für eine gesamtdeutsche Bildungsreform zu nutzen, wurde vertan. Und noch eine zweite Chance blieb ungenutzt. Nach dem 3. Oktober 1990 fiel in Ostdeutschland die Neugestaltung des Bildungswesens in die Kompetenz der einzelnen Bundesländer. Doch die Möglichkeit, zumindest hier den bisweilen ausufernden Kulturföderalismus Westdeutschlands zu verhindern und sich auf einen engeren verbindlichen Rahmen zu einigen, wurde von den neuen Kultusministerien nicht gesehen. Dabei war mit der GEL9 eine Einrichtung geschaffen worden, die gemeinsame Absprachen sehr erleichtert hätte. Sie bestand aus etwa einem Drittel übernommener Mitarbeiter des inzwischen aufgelösten MfBW und nahm ← 12 | 13 → ab 1. November 1990 bis zum 30. Juni 1991 u. a. die Aufgabe wahr, die Länder bei anstehenden Entscheidungen im Bildungsbereich beratend zu unterstützen, Übergangsregelungen und deren Umsetzung zu koordinieren sowie „unerläßlich fortzuführende Länderaufgaben übergangsweise bis zur Wahrnehmung durch die entsprechenden Landesministerien weiterzuführen“10. Die Leitung übernahm der ehemalige Staatssekretär für „Allgemeinbildende Schulen“ Dieter Reiher. Einer seiner engsten Mitarbeiter war Karl-Heinz Hunneshagen, zuständig für den Bereich 2 „Allgemeine schulische Bildung“.

Die GEL wurde zwar mit unterschiedlicher Intensität von den neuen Bundesländern genutzt, auch boten schon sehr bald westliche „Partnerländer“ ihre Hilfe an. Daneben aber gab es eine Reihe konstruktiver Zusammenkünfte im früheren MfBW, an denen jeweils einflussreiche Vertreter aus allen ostdeutschen Ländern teilnahmen.

Im Mittelpunkt der Studie stehen der IX. Pädagogische Kongress und seine Folgen für das allgemeinbildende Schulwesen nach dem Rücktritt Margot Honeckers. Andere Bereiche des einheitlichen sozialistischen Bildungswesens wie die Kindergärten, Fach- und Hochschulen, Berufsschulen oder die Weiterbildung werden nur hin und wieder mit einbezogen. Die Darstellung der einzelnen Phasen stützt sich – neben der Auswertung der einschlägigen Literatur – vor allem auf umfangreiches Quellenmaterial aus dem Bundesarchiv (BArch), dem Archiv des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung/Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (DIPF/BBF/A) und dem Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU/A), darunter alle z.Zt. verfügbaren weit über 1000 Eingaben, in denen Bürger sowie oppositionelle und kirchliche Gruppen gegen Ende der DDR Kritik am Bildungswesen äußerten und Reformen forderten. Viele von ihnen hätten es verdient, vollständig in einen Dokumentenanhang aufgenommen zu werden. Darauf wurde jedoch bewusst verzichtet, um repräsentative Aussagen besonders beeindruckender Briefe unmittelbar in den Kontext der Studie einfügen zu können. Sie belegen exemplarisch die zunehmende Unzufriedenheit, die auch im Bildungsbereich immer mehr Bürger veranlasste, sich aktiv in die politischen Verhältnisse einzumischen. ← 13 | 14 →

Dieser Mentalitätswandel, der zugleich einen größeren Teil der Jugend erfasste, kam nicht von ungefähr. Er war Folge einer internationalen Entwicklung, die, beginnend in den siebziger Jahren, auch in der DDR zu einer vorsichtigen Öffnung ihrer Grenzen führte und damit gleichzeitig die Diskussion gesellschaftspolitischer Themen im Innern beförderte. Es scheint sinnvoll, einige der Ursachen, die diesen Prozess beeinflussten, kursorisch aufzuzeigen, weil sie zu einem besseren Verständnis der Situation beitragen, in der sich die Volksbildung Ende der achtziger Jahre befand. Der Schule gelang es zunehmend weniger, die Kluft zwischen dem verkündeten Sozialismusbild und dem Alltagserleben zu überbrücken.

Schließlich stellt sich die Frage, inwieweit Margot Honecker gegen Ende ihrer Ministertätigkeit noch bereit und in der Lage war, den Tatsachen ins Auge zu sehen und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, zumal einige ihrer engsten Mitarbeiter sich bemühten, größere Missstände innerhalb des Bildungswesens abzuschwächen oder gar von ihr fernzuhalten.

Wer war diese Frau? Ein Kurzporträt soll versuchen, quellengestützt eine Teilantwort auf diese Frage zu geben.

Überall dort, wo es dem besseren Verständnis dient und zudem möglich war, wurden Aussagen von Zeitzeugen ergänzend in die Gesamtdarstellung mit einbezogen. Die Bitte der meisten von ihnen, dabei anonym bleiben zu können, hat die Verfasserin der Studie respektiert. Sie selbst konnte von April 1990 bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober die Abläufe im MfBW eingehend beobachten, mit einer Reihe von Mitarbeitern Gespräche führen und auch als Gast an einigen vorbereitenden Besprechungen der Unterkommission „Allgemeine schulische Bildung“ teilnehmen. Ab Dezember 1990 bis zu deren Ende am 30. Juni 1991 hat sie in der GEL mitgearbeitet.

Fehlerhafte Orthografie und Interpunktion in übernommenen Zitaten aus Eingaben, Protokollen, Berichten, Informationen wurden nicht korrigiert. Sind in den Anmerkungen keine Seitenzahlen angegeben, lagen unpaginierte Archivakten vor. ← 14 | 15 →


1      Wörtlich hieß es dort u. a.: „Alle sind gefordert, ihre Gedanken und Ideen, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse einzubringen, aufs neue zu überdenken, was zu tun ist, um die Bildungs- und Erziehungsarbeit weiter zu qualifizieren. […]“ In: DLZ 4/1988, S. 1.

2      Die bis zu dem Zeitpunkt bestehenden insgesamt nur geringen bildungspolitischen Kontakte basierten hauptsächlich auf dem im Jahre 1986 zwischen beiden deutschen Staaten geschlossenen Kulturabkommen.

3      BArch DR 4 / 99, Aufgaben und Struktur der gemeinsamen Bildungskommission.

4      Das Volksbildungsministerium Margot Honeckers hieß bald nach ihrem Weggang zunächst „Ministerium für Bildung und Jugend“, ab 18. November 1989 „Ministerium für Bildung“ und nach der Zusammenführung mit dem Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen und dem Staatssekretariat für Berufsbildung ab April 1990 „Ministerium für Bildung und Wissenschaft“.

5      Die anderen drei Unterkommissionen befassten sich mit: Schulischer und betrieblicher Berufsbildung, Hochschule/Wissenschaft und Weiterbildung. Vgl. Gabriele Köhler, Georg Knauss, Peter Zedler (Hrsg.), Der bildungspolitische Einigungsprozess 1990, Opladen 2000, S. 25.

6      Vgl. ebd., S. 211.

7      DLZ 52/89, S. 3.

8      Schreiben von Karl-Heinz Hunneshagen an die Verfasserin vom 9. Mai 2010.

        Siehe hierzu auch: Zukünftige Bildungspolitik – Bildung 2000, Schlussbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages, hrsg. von Deutscher Bundestag, Bonn 1990, S. 712 ff. sowie Oskar Anweiler, Neue Entwicklungen im Bildungs- und Erziehungswesen der DDR, hrsg. von Jacob-Kaiser-Stiftung, Januar 1990, S. 25. Unter der Überschrift „Bleibendes und Neues“ schreibt Anweiler hier Ende 1989: „Dass es sich dabei [bei einem erneuerten Bildungs- und Erziehungswesen] nicht um einen völligen Neubau handeln wird und kann, ist selbstverständlich. Es widerspräche auch jeder historischen Erfahrung, wollte man außer acht lassen, dass selbst entschiedene Reformpläne an das Vorhandene anknüpfen müssen.“

9      GEL war die Abkürzung für „Gemeinsame Einrichtung der Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für Aufgaben in Bildung und Wissenschaft“.

10    DIPF/BBF/A, APW 11766, Protokoll der Besprechung über die Weiterführung von Aufgaben des bisherigen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft mit Staatssekretär Fritz Schaumann (BMBW) und Vertretern der Kultusministerkonferenz, der Bund-Länder-Kommission, der Kultusministerien der Länder und Mitarbeitern des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft am 10. Oktober 1990 in Berlin.

2.    Margot Honecker – Genossin Minister und First Lady. Versuch eines Kurzporträts

Ruhestand in Chile

Details

Seiten
305
Jahr
2016
ISBN (PDF)
9783653068436
ISBN (ePUB)
9783653961782
ISBN (MOBI)
9783653961775
ISBN (Hardcover)
9783631672686
DOI
10.3726/978-3-653-06843-6
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Juni)
Schlagworte
Erziehung in der DDR Akademie der Pädagogischen Wissenschaften Margot Honecker Ministerium für Volksbildung
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2016. 305 S.

Biographische Angaben

Heike Kaack (Autor:in)

Heike Kaack studierte auf Lehramt in Flensburg sowie Erziehungs- und Politische Wissenschaften an der Universität Bonn. Sie wurde an der Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert.

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Titel: Der IX. Pädagogische Kongress am Ende der DDR
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