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Teuerungsklauseln in Lohnvereinbarungen und ihre Wirkungen

Eine ökonomische Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung der schweizerischen Verhältnisse

von Ulrich Fiechter (Autor:in)
©1981 Dissertation XIV, 208 Seiten

Zusammenfassung

Die vorliegende Untersuchung befasst sich insbesondere mit folgenden Fragen: Welche Teuerungsklauseln werden in Lohnvereinbarungen verankert und wie funktionieren sie? Kann man durch solche Regelungen ein bestimmtes Realeinkommen bei Inflation ganz, teilweise oder überhaupt nicht erhalten? Sind von den verankerten Klauseln erwünschte oder unerwünschte Beschäftigungswirkungen zu erwarten? Wie beeinflussen diese Abmachungen die Preisniveauentwicklung, die Einkommensumverteilung und die Verhandlungskosten? Als Grundlage dienen dieser Arbeit die im privaten und öffentlichen Sektor der Schweiz praktizierten Lohnvereinbarungen. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen gelten jedoch nicht nur für schweizerische Verhältnisse sondern lassen sich auch auf andere marktwirtschaftlich ausgestaltete Volkswirtschaften übertragen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1. Einleitung
  • 1.1 Die Problemlage
  • 1.2 Abgrenzung der Untersuchung
  • 1.3 Aufbau der Arbeit
  • 2. Die vereinbarten Teuerungsklauseln im Ueberblick
  • 2.1 Die periodenabhängige Verhandlungsklausel
  • 2.2 Die periodenunabhängige Verhandlungsklausel
  • 2.3 Die periodenabhängige Gleitlohnklausel
  • 2.4 Die periodenunabhängige Gleitlohnklausel
  • 2.5 Besonderheiten der Ausgestaltung
  • 3. Die Verbreitung der Teuerungsklauseln
  • 3.1 Die Entwicklung im privaten Sektor
  • 3.2 Die praktizierten Kombinationen im privaten Sektor
  • 3.3 Die Regelungen in den einzelnen Wirtschaftsgruppen
  • 3.4 Die Regelung auf Bundesebene
  • 3.5 Die Regelungen bei den Kantonen
  • 4. Wirtschaftsprozess, Inflationswirkungen und Teuerungsausgleich
  • 4.1 Löhne und Preise im volkswirtschaftlichen Anpassungsprozess
  • 4.2 Inflationswirkungen
  • 4.2.1 Reale Umverteilung
  • 4.2.2 Suboptimaler Konsumpfad
  • 4.2.3 Veränderung von Output und Beschäftigung
  • 4.2.4 Zur Lohn-Lag-Hypothese
  • 5. Messung von Realeinkommens- und Preisniveauentwicklung
  • 5.1 Messung der Realeinkommensentwicklung
  • 5.2 Zur Messung der Preisniveauentwicklung in der Schweiz
  • 5.3 Konsumentenpreisindex und Einzelpreisveränderungen
  • 6. Formen des vollständigen Ausgleichs der Teuerung
  • 6.1 Totalindexierung
  • 6.2 Vollständige Lohnanpassung mit und ohne Teuerungsklausel
  • 6.2.1 Richtig antizipierte Preisindexveränderung
  • 6.2.2 Falsch antizipierte Preisindexveränderung
  • 6.2.3 Lohnanpassung über zwei Perioden
  • 7. Wirkungsanalyse der praktizierten Teuerungsklauseln
  • 7.1 Vermeidung von Realeinkommensverlusten
  • 7.1.1 Gleitlohnklauseln
  • 7.1.2 Einzelaspekte im Zusammenhang mit den Gleitlohnklauseln
  • 7.1.3 Verhandlungsklauseln
  • 7.2 Beschäftigungseffekt
  • 7.2.1 Monetär bedingte Preissteigerung
  • 7.2.2 Real bedingte Preissteigerung
  • 7.2.3 Ueberlagerung realer und monetärer Schocks
  • 7.3 Informations- und Verhandlungskosten
  • 7.3.1 Informationskosten
  • 7.3.2 Verhandlungskosten
  • 7.4 Inflationseffekt
  • 7.5 Spezielle Wirkungen
  • 7.5.1 Ausgleich einer real bedingten Preissteigerung im öffentlichen Sektor
  • 7.5.2 Degressiver Teuerungsausgleich
  • 8. Zusammenfassung und Folgerungen
  • 8.1 Die vereinbarten Teuerungsklauseln im Ueberblick
  • 8.2 Wirkungsbezogene Ergebnisse und Folgerungen
  • Anhang I: Ausgewählte Teuerungsklauseln
  • Anhang II: Formeln und Berechnungen
  • Literaturverzeichnis

1.    EINLEITUNG

1.1  Die Problemlage

In der Schweiz gibt es seit Jahren eine Vielfalt von Meinungen über den Teuerungsausgleich auf Löhnen und über die damit verbundenen Wirkungen. Die Stellungnahmen zu diesem Thema vermitteln den Eindruck, es bestehe dabei im wesentlichen über folgende Fragen Uneinigkeit : Soll bei einer Preisniveauerhöhung der Teuerungsausgleich auf Löhnen vollständig, teilweise oder überhaupt nicht erfolgen? Wie ist ein allfälliger Ausgleich vorzunehmen, proportional oder degressiv zur Höhe der Nominallöhne? Ist ein automatischer Teuerungsausgleich zu vereinbaren, oder soll über jede Lohnanpassung an die Teuerung verhandelt werden? Kann der Arbeitnehmer mittels Indexierung ein Inflationsrisiko auf den Arbeitgeber übertragen oder nicht? Wirkt der automatische Teuerungsausgleich inflationsneutral, inflationshemmend oder inflationsfördernd? Ist es möglich, dass die Inflation in der Schweiz teilweise auf allenfalls vorliegende Indexautomatismen zurückzuführen ist?

Ungeklärt ist auch die Frage, ob die in der Schweiz verankerten Teuerungsklauseln eine Beschleunigung der Nominallohnanpassungen an Preisniveauschwankungen bewirken und dadurch letztlich einen stabilisierenden Einfluss auf Output und Beschäftigung haben. Dieser Effekt wird von verschiedenen Autoren einer Indexierung nomineller Leistungen zugeschrieben.1) Es ist somit auch ungewiss, ob die bestehenden Klauseln jene zusätzliche Arbeitslosigkeit verhindern können, ← 1 | 2 → welche durch monetäre Massnahmen zur raschen Senkung einer hohen Inflationsrate verursacht wird.2) Aehnlich werden möglicherweise Wirkungen expansiver Geldpolitik durch geltende Regelungen zur Lohnanpassung bei Inflation beeinflusst. Dabei interessiert die Frage, ob diese Regelungen die kurzfristig beschäftigungsstimulierende Wirkung expansiver Geldpolitik abschwächen.3)

Zudem gibt es unterschiedliche Auffassungen über die Berücksichtigung der Einflüsse von Einzelpreissteigerungen auf den Landesindex der Konsumentenpreise. So ist beispielsweise umstritten, ob der Einfluss von Erdölpreiserhöhungen ausgeschaltet werden soll oder ob eine derartige Indexspaltung unzweckmässig sei. In diesem Zusammenhang ist von besonderem Interesse, ob durch die verankerten Klauseln die Reaktionsfähigkeit der Wirtschaft auf derartige Störungen realer Art ungünstig beeinflusst wird, so dass zum Beispiel notwendige Reallohnanpassungen, welche an sich die veränderten Verhältnisse erforderten, unterbleiben.4)

Die eben erwähnten und zum Teil umstrittenen Auffassungen dienen als Anlass zur vorliegenden Untersuchung der in der Schweiz praktizierten Regelungen zur Lohnanpassung. Insbesondere soll damit auf folgende Fragen eine Antwort gefunden werden: Worin besteht die ökonomische Bedeutung des Teuerungsausgleichs auf Löhnen? Welche Teuerungsausgleichsregelungen werden in der Schweiz vertraglich verankert, und wie kann ihre Ausgestaltung erklärt werden? Was für Wirkungen gehen von den existierenden Regelungen auf das Realeinkommen, das Preisniveau und die Beschäftigung aus? Das heisst, ← 2 | 3 → diese Arbeit versucht, die Funktionsweise und die Auswirkungen der in der Schweiz verankerten Teuerungsausgleichsregelungen für Löhne aufzuzeigen und zu beurteilen.

1.2  Abgrenzung der Untersuchung

Die vorliegende Arbeit befasst sich hauptsächlich mit den Teuerungsklauseln als Mittel zur Lohnanpassung bei Inflation. Dies dürfte der grossen gesamt- sowie einzelwirtschaftlichen Bedeutung entsprechen, welche Arbeitnehmer, Arbeitgeber und auch Oekonomen der Lohnindexierung und deren Wirkungen im Vergleich zur Indexierung anderer nomineller Verpflichtungen beimessen. Auf die Wirkungen der Inflation ausserhalb des Lohnbereichs und auf die damit verbundenen Forderungen nach einer Totalindexierung wird nur soweit eingegangen, als dies für die Einordnung der vorliegenden Arbeit in den gesamten Problemkreis der Anpassung nomineller Grössen notwendig scheint.

Die Untersuchung geht von den wichtigsten Regelungen des Teuerungsausgleichs auf Löhnen in der Schweiz aus. Diese Regelungen umfassen sowohl die eigentliche Lohnindexierung im Sinne einer automatischen Anpassung der Löhne an die Entwicklung eines Preisindexes5) als auch jene Formen, bei welchen eine Preisniveauveränderung Verhandlungen über den Teuerungsausgleich auslöst. Der schweizerischen Praxis entsprechend steht bei der Lohnindexierung allein die Bindung der Nominallöhne an die Entwicklung des Konsumentenpreisindexes zur Diskussion.

Für den privatwirtschaftlichen Bereich geht die Analyse von den Teuerungsklauseln in den zweiseitig-korporativen Gesamtarbeitsverträgen aus. Diese Verträge vereinbaren zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen verbindliche Re ← 3 | 4 → gelungen der Arbeitsbedingungen, die unter den beteiligten Arbeitgebern und Arbeitnehmern gelten sollen6). Somit werden die einseitigen Gesamtarbeitsverträge respektive die sogenannten Firmenverträge sowie die Einzel- und Normalarbeitsverträge nicht berücksichtigt; es wird jedoch von Fachleuten bestätigt, dass für den Zweck dieser Arbeit die zweiseitig-korporativen Gesamtarbeitsverträge als genügend repräsentativ betrachtet werden können. Zudem bestehen über die Struktur der Teuerungsausgleichsregelungen in den zweiseitig-korporativen Gesamtarbeitsverträgen offizielle statistische Angaben aus verschiedenen Jahren.

Aus dem öffentlichen Sektor werden die Besoldungsordnungen der Kantone und jene des Bundes miteinbezogen. In diesen sind die entsprechenden Anpassungsverfahren festgelegt. Die Ausklammerung der Besoldungsordnungen der Gemeinden erfolgt wegen fehlender Angaben. Einzelne Beobachtungen weisen jedoch darauf hin, dass sich die Gemeinderegelungen vielfach an den entsprechenden kantonalen Regelungen oder an der Praxis des Bundes orientieren.

1.3  Aufbau der Arbeit

Der Aufbau der Arbeit ist auf die Beurteilung der ökonomischen Wirkungen der bestehenden Regelungen ausgerichtet. Nach der Einleitung erfolgt im zweiten Kapitel ein systematischer Ueberblick über die verschiedenen Varianten der in der Schweiz praktizierten Teuerungsklauseln. Die Verbreitung dieser Klauseln und ihre spezifischen Ausgestaltungsformen gelangen im dritten Kapitel zur Darstellung, und zwar getrennt nach privatem und öffentlichem Sektor.

Das vierte Kapitel behandelt zunächst die Bedeutung des Teuerungsausgleichs sowohl aus gesamtwirtschaftlicher als auch ← 4 | 5 → aus individueller Sicht. Für das individuelle Anpassungsverhalten in einem durch monetäre und reale Einflüsse gekennzeichneten volkswirtschaftlichen Prozess sind weiter die Regelungen der Arbeitsverhältnisse und das Verhalten der Unternehmungen wesentlich. Diese beiden Aspekte werden im gleichen Kapitel erläutert.

Für die Praxis des Teuerungsausgleichs auf Löhnen hat die Ermittlung der Preisniveau- und Realeinkommensentwicklung eine grosse Bedeutung. Das diesbezüglich in der Schweiz angewandte Verfahren wird im fünften Kapitel soweit dargestellt und beurteilt, als dies für die weitere Untersuchung erforderlich ist. Insbesondere werden einige Auswirkungen von sowohl monetären als auch realen Einflüssen auf die Indexentwicklung und der daraus folgenden Beurteilung der Realeinkommensentwicklung aufgezeigt.

Das sechste Kapitel behandelt verschiedene Verfahren zur vollständigen Vermeidung unerwünschter Inflationswirkungen. Dabei wird kurz auf die Problematik einer Totalindexierung eingetreten, um unter anderem auch die relative Bedeutung der Lohnindexierung im Rahmen der gesamten Indexierungsdiskussion aufzuzeigen. Das Schwergewicht liegt jedoch beim Teuerungsausgleich auf Löhnen. Dabei werden zwei mögliche Verfahren eines vertraglich vereinbarten vollständigen Teuerungsausgleichs erörtert, erstens jenes der eigentlichen Lohnindexierung und zweitens jenes des rückwirkenden Teuerungsausgleichs. Diese beiden Anpassungsformen werden zusätzlich einer Lohnabmachung ohne ausdrückliche Regelung des Teuerungsausgleichs, welche jedoch implizit eine Antizipation der Inflationsrate beinhaltet, gegenübergestellt. Weiter wird ein Vergleich dieser Regelungen bei der Lohnanpassung über zwei Perioden vorgenommen.

Im siebten Kapitel erfolgt eine Beurteilung der Wirkungen der am häufigsten praktizierten Regelungen. Insbesondere ← 5 | 6 → werden die Einflüsse dieser Regelungen auf das Realeinkommen, die Beschäftigung und die Verhandlungskosten untersucht. Zusätzlich werden auch die Einflüsse auf die Entwicklung der Inflation sowie auf die reale Umverteilung mitberücksichtigt.

Abschliessend werden die wichtigsten Untersuchungsergebnisse der vorliegenden Arbeit nochmals dargestellt und in den wesentlichsten Punkten zusammengefasst. ← 6 | 7 →


  1)    Vgl. Jevons (1876), 25. Kapitel, Marshall (1886), Fisher (1913), chapter X, Pigou (1933), chapter IX, Giersch (1973) und Friedman (1974).

Details

Seiten
XIV, 208
Jahr
1981
ISBN (PDF)
9783034328333
ISBN (ePUB)
9783034328340
ISBN (MOBI)
9783034328357
ISBN (Paperback)
9783261049346
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Februar)
Erschienen
Bern, Frankfurt/M., 1981. XIV, 208 S.

Biographische Angaben

Ulrich Fiechter (Autor:in)

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