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«Grammaire des Dames»-«Grammatica per le Dame»

Grammatik im Spannungsfeld von Sprache, Kultur und Gesellschaft

von Gabriele Beck-Busse (Autor:in)
©2014 Monographie 418 Seiten

Zusammenfassung

Die Studie leistet einen Beitrag zur Geschichte der Grammatikschreibung des Französischen und Italienischen und legt ihren Schwerpunkt auf Frankreich und die deutschsprachigen Länder im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Da bereits in den Titeln Grammaire des Dames und Grammatica per le Dame ein explizit formulierter Adressatenbezug erscheint, konzentrieren sich die Fragen, die dieser seriellen Untersuchung zugrunde liegen, weniger auf die Grammatiktheorie als vielmehr auf den aus der Zeit heraus zu entwickelnden Bezug zu den Damen. Damit gewinnen andere Aspekte an Bedeutung, die mit Bezug auf das Konstrukt «Damen» zu interpretieren sind: Widmungen und deren Adressaten, Ex Libris, Format, Umfang und inhaltliche Schwerpunktbildung der Werke, die Verwendung der Fachbegriffe, die Präsentation der Inhalte bzw. der Kommunikationsmodus, der Zusammenhang Sprachbewertung – Genderkonstrukt sowie die Zeiträume der editorischen Verdichtung vor dem Hintergrund historischer Ereignisse. Der Band enthält eine umfangreiche kommentierte Bibliographie und anschauliches Bildmaterial.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1. Einleitung
  • 2. Zur Vorgeschichte: vier Detailstudien
  • 2.1. Dialoge vor arkadischer Landschaft: Peter Erondells French Garden (London 1605)
  • 2.1.1. Inhalt und Aufbau des Werks
  • 2.1.2. Der Adressatenkreis
  • 2.1.3. Das Frauenbild
  • 2.1.4. Spaziergang in Arkadien
  • 2.1.5. Zusammenfassung
  • 2.2. Sprachlehre und honnêteté: Catanusis Instruction à la langue italienne (Paris 1667)
  • 2.2.1. Aufbau, Inhalt, Struktur
  • 2.2.2. Grammatikdiskurs und honnêteté
  • 2.2.3. ‘Die Damen’ und die italienische Sprache
  • 2.2.4. Zusammenfassung
  • 2.3. Boyers Compleat French-Master (London 1694) – oder: Ob ein gentilhomme Latein lernen sollte?
  • 2.3.1. Zum Werk
  • 2.3.2. Zu den Studien eines gentleman, der in le Monde "avec Honneur" bestehen will
  • 2.3.3. Latein für ‘Un-Gelehrte’
  • 2.4. Wider die "termes ennuyeux de l’Ecole" und für eine "scienza in salotto": L’Eloquence du temps, enseignée à une Dame de qualité (Paris etc. 1699)
  • 2.4.1. Zum Sprachduktus
  • 2.4.2. Zu den "termes ennuyeux de l’Ecole"
  • 2.4.3. Resümee
  • 2.5. Zur Vorgeschichte der Damen-Grammatiken: eine Bilanz
  • 3. Der biographische Ansatz: Annibale Antonini und die Grammatik der italienischen Sprache
  • 3.1. Leben und Werk in Kürze
  • 3.2. Der Traité de la grammaire italienne, dédié à la Reine (Paris 1726)
  • 3.2.1. Grammatische Beschreibung
  • 3.2.1.1. Aufbau und Struktur des Werks
  • 3.2.1.2. Referenzautoren, Referenzwerke
  • 3.2.1.3. Zur Bedeutung der Fachbegriffe
  • 3.2.1.4. Zur Berücksichtigung der ‘gelehrten Sprachen’
  • 3.2.1.5. Zur Frage der Standard-Varietät
  • 3.2.1.6. Zur Wortart Artikel
  • 3.2.2. Methodisch-didaktische Fragen
  • 3.2.2.1. Zum Präsentationsmodus
  • 3.2.2.2. Zur Vermittlung der korrekten Betonung
  • 3.2.3. Der potentielle Adressatenkreis
  • 3.2.4. ‘Die Damen’, der bon usage und die raison
  • 3.3. Die Grammaire italienne à l’usage des Dames (Paris 1728)
  • 3.3.1. Grammatische Beschreibung
  • 3.3.1.1. Aufbau und Struktur des Werks
  • 3.3.1.2. Referenzautoren, Referenzwerke
  • 3.3.1.3. Zur Bedeutung der Fachbegriffe
  • 3.3.1.4. Zur Berücksichtigung der ‘gelehrten Sprachen’
  • 3.3.1.5. Zur Frage der Standard-Varietät
  • 3.3.1.6. Zur Wortart Artikel
  • 3.3.2. Methodisch-didaktische Fragen
  • 3.3.2.1. Zum Präsentationsmodus
  • 3.3.2.2. Zur Vermittlung der korrekten Betonung
  • 3.3.3. Der potentielle Adressatenkreis
  • 3.3.4. ‘Die Damen’, die Grammatik und die italienische Sprache
  • 3.3.5. Die zweite Auflage der Grammaire italienne à l’usage des Dames (Paris 1731)
  • 3.4. Die Grammaire italienne, pratique et raisonnée (Paris 1742 bzw. 1746)
  • 3.5. Zusammenfassung
  • 4. Die serielle Analyse: Grammatik ‘für Damen’ in der Synthese
  • 4.1. Zur historischen Kontextualisierung des Titels
  • 4.1.1. Herausbildung und Etablierung
  • 4.1.2. Der explizierte Adressatenkreis
  • 4.1.2.1. Die Adressaten der Widmung
  • 4.1.3. ‘Die Damen’ als Verkaufsstrategie
  • 4.1.4. Zusammenfassung
  • 4.2. Zur Präsentation der grammatischen Inhalte
  • 4.2.1. Im Gefolge der journaux und almanachs, der étrennes und der éphémérides
  • 4.2.2. Die sogenannte partie romanesque
  • 4.2.3. Zum Kommunikationsmodus
  • 4.2.3.1. Kommunikative Nähe oder: Von der Nachahmung des ungezwungenen Gesprächs
  • 4.2.3.2. Die Darstellung in Form von Briefen
  • 4.2.3.3. Die Bearbeitung in prosimetrischer Form oder: "où le pédantisme essaie de sourire, de plaisanter, de madrigaliser"
  • 4.2.3.4. Die Darstellung in Form von Frage und Antwort
  • 4.2.3.5. Christian Gottfried Hase: Französische Grammatik und Erleichterter Unterricht – ein Vergleich
  • 4.2.4. Zum Problem der "Kunstwörter"
  • 4.2.5. Zur Sprache ‘der Gelehrten’ oder: Grammatik ‘für Damen’ und Latein?
  • 4.2.6. Zusammenfassung
  • 4.3. Format und Umfang
  • 4.4. Aufbau und Struktur der Grammatiken
  • 4.5. ‘Dames’, ‘Demoiselles’, ‘jeunes personnes’: Skizze einer Affinität
  • 4.6. ‘Die Damen’ und das Italienische: Anmerkungen zu einer besonderen Beziehung
  • 4.7. Grammatik und Ereignisgeschichte: Chronologie und Auflagen der Grammaires des Dames und Grammatiche per le Dame
  • 5. Schlußbetrachtungen: Ridendo dicere verum quid vetat?
  • 6. "Für Damen und Ungelehrte": Kommentierte Bibliographie
  • Adam, Nicolas
  • Altieri, Ferdinando: siehe Antonini
  • Antonini, Annibale
  • Baretti, Giuseppe
  • Barthelemy, L’Abbé Louis
  • Bary, René
  • Bencirechi, L’Abbé
  • Bibliothèque de littérature à l’usage des Dames
  • Bibliothèque des Dames
  • Bibliothèque universelle des Dames
  • Boinvilliers: Jean-Etienne-Judith Forestier, dit Boinvilliers
  • Boyer, Abel
  • Calbris, B.
  • Catanusi, Placido
  • Choffin, David Etienne
  • Corgialegno, Sarina
  • Curioni, L’Abbé Antonio
  • Curioni, Peppina
  • Damiani, F.
  • De La Girade, Antoine
  • De La Lande, interprète du Roi: siehe Antonini
  • Deux Perroquets
  • De Wailly: siehe Wailly
  • Drobecq
  • Durand, J. B.
  • L’Eloquence du temps, enseignée à une Dame de qualité
  • Erondell, Peter
  • Fick, Johann Christian
  • Fontenelle, Bernard Le Bovier de
  • Gaillard: siehe Poétique française à l’usage des Dames
  • Galimard, P. G.
  • Giuliani, Francesco Savero bzw. Franz Xaver
  • ** Grammaire nouvelle (à l’usage) des Dames
  • Grammatyka francuzka dla dam i kawalerów
  • Grimani, Gasparo
  • Grimarest: siehe Antonini
  • Hase, Christian Gottfried
  • Heinzmann, Johann Georg
  • Hennet, Albert-Joseph-Ulpien
  • Herrmann, G. F.
  • Journal des Dames
  • Kannegießer, Karl Ludwig
  • Ker, William
  • Köster, Henrich Martin Gottfried
  • Kramer, Matthias
  • (De) La Lande, interprète du Roi: siehe Antonini
  • Lalande, Jérôme de
  • Lange, Moritz
  • Le Mang
  • Leonard bzw. Leostenes: siehe Eloquence du temps
  • Leven de Templery: siehe Eloquence du temps
  • Metgé, A.
  • Moritz, Carl bzw. Karl Philipp
  • Munier, Jean Charles
  • Le Nouveau rudiment des Dames: siehe Warchouf 1806a
  • Nouvelle Méthode pour enseigener le français aux Demoiselles
  • Orthographe des Dames: siehe Wailly
  • Ortografe des Dames
  • Passe-Partout de la Langue française
  • Paulmy: siehe Bibliothèque de littérature à l’usage des Dames
  • Peirce, Charles Sanders
  • Pelenis, Louis de
  • Petit Secrétaire des Dames
  • Pielat, Barthelemy
  • Poétique française à l’usage des Dames
  • Prevost-Desfourneaux
  • Prunay
  • Reinach, Salomon
  • Robinet, Jean Baptiste René
  • Rudiment grammatical des Dames
  • Schaub, J. Bt.
  • Scoppa, Antoine bzw. Antonio
  • Secreti, Louis
  • Simonnin, Antoine-Jean-Baptiste
  • Steinbrecher, M. Gottfried
  • Templery, Joseph de, seigneur de Leven: siehe Eloquence du temps
  • Thibierge, R. M.
  • Thomas, Jean bzw. Johannes
  • Tournon
  • Mlle Vauvilliers: siehe Nouvelle Méthode … aux Demoiselles
  • Veneroni, Giovanni
  • Wailly, Noël-François de
  • Warchouf, Stéphanie de
  • 7. Grammatik ‘für Damen’ in Bildern
  • Literaturnachweis
  • Index
  • Reihenübersicht

| 11 →

1. Einleitung

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts formuliert Edmund Max Stengel (vgl. 1879, 1888, 1889, 1890a-c) seinen Wunsch, “ ‘eine Geschichte der französischen Grammatik, besonders in Deutschland’ […] in Anregung [zu] bringen” (Stengel 1976 <1890>: 1), als deren materielle Ausgangsbasis er sein Chronologisches Verzeichnis versteht (im folgenden CV). Dabei ist “eine” Geschichte der Grammatik stets im Plural zu sehen, denn es werden, je nach Fragestellung, verschiedene Geschicht-en zu schreiben sein (Trabant 1981: 41).

So unterscheidet Swiggers (1990: 843) beispielsweise drei Ausrichtungen:

 die Geschichte kann sich auf die Entwicklung der grammatischen Beschreibung konzentrieren;

 sie kann die Grammatikographie als Teil der allgemeinen Ideengeschichte begreifen;

 sie kann ihr Augenmerk auf die Verbindung von Grammatikschreibung und Geschichte der Institutionen bzw. Entwicklung der Gesellschaft richten.

Der erste Punkt ist derjenige, der vorrangig den Grammatiktheoretiker interessiert, der z. B. der Einteilung der Wortarten, ihrer Abgrenzung oder ihrer Anordnung (so z. B. Swiggers 1984: 22-33 zur Grammatik von Port-Royal) besondere Aufmerksamkeit schenkt. Hierher gehört auch die Frage, inwiefern die Beschreibung der betreffenden Volkssprache einer aus der Antike übernommenen Tradition verhaftet bleibt. Dieser Typ von Fragestellung ist als intern zu charakterisieren, während die beiden anderen Ausrichtungen extern sind, da der Akzent auf den ‘Rahmenbedingungen’ liegt, die den sachlichen Gegenstand ‘Grammatik’ in das kulturelle Umfeld einbetten (Schlieben-Lange 1989c: 13-14).

Bei einem Grammatik-Typus, der sich über den Adressatenkreis – also eine soziologische Kategorie – abgrenzen respektive bestimmt wissen will, erscheinen gesellschaftlich und ideengeschichtlich fundierte Fragestellungen sinnvoller als grammatiktheoretische, zumal wenn dieser ← 11 | 12 → Adressatenkreis an einen Begriff gebunden ist, der seinen Bezug zur Ideengeschichte nicht verleugnen kann (vgl. Beck-Busse 2011-2012). Da sich die Damen-Grammatiken zudem als Teil der Vulgarisierungsliteratur begreifen, steht hier weniger die innerwissenschaftliche Diskussion theoretischer Fragen im Vordergrund als vielmehr der Aspekt der Verbreitung eines Wissens, das in den meisten Fällen eine bereits relativ gesicherte allgemeine Anerkennung erfahren hat. Diese Akzentuierung zugunsten der praktischen Umsetzung von Wissen unter Hintanstellung der theoretisierenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung läßt eine Untersuchung grammatiktheoretischer Fragen weniger ergiebig erscheinen, während die Berücksichtigung der Aufarbeitung des Wissens den (vor-) aufklärerischen Intentionen folgt und damit der “Dignität und Autonomie” (Schlieben-Lange 1991: 313) dieses Typus von historischen Texten besser gerecht wird.1

Es gilt, das Corpus unter dem Blickwinkel des idealisierten bzw. exemplifizierten Zielpublikums (‘Damen’) zu interpretieren und damit die Charakteristika herauszuarbeiten, die die Tradition Damen-Grammatik bestimmen. Es geht also um Affinitäten, die zwischen der Grammatik-Schreibung und den stereotyp apostrophierten ‘Damen’ bestehen; und es geht darum, deutlich zu machen, auf welchen unterschiedlichen Ebenen diese Affinitäten zum Tragen kommen.

In dieser Hinsicht wird der Präsentation der grammatischen Inhalte mehr Aufmerksamkeit zu schenken sein als der grammatischen Analyse selbst; in dieser Hinsicht wird die Materialität der Texte sowie der inhaltliche Aufbau und die Struktur der einzelnen Werke vor dem Hintergrund des exemplifizierten Zielpublikums zu deuten sein; in dieser Hinsicht ist die Chronologie des Corpus mit der Ereignisgeschichte zu korrelieren: ‘Dame’ ist enger mit der Ständegesellschaft als mit einer republikanischen Verfassung verbunden; und in dieser Hinsicht ist zu hinterfragen, inwiefern man von den Damen-Grammatiken als einer Diskurstradition sprechen kann und inwiefern der Titel der Werke genre-stiftend ist.2

Insofern werden in das Corpus ausschließlich Werke aufgenommen, die bereits im Titel ‘die Damen’ evozieren. Grammatiken, die sich an beiderlei ← 12 | 13 → Geschlecht, an ladies u n d gentlemen (Boyer 1694), an das junge weibliche Geschlecht, an jeunes personnes oder Young Ladies (Baretti 1775, Warchouf 1806) wenden, werden nur punktuell berücksichtigt (Weiteres hierzu in Beck-Busse 1994a und Fernández Fraile 2011-2012). Nicht zum Corpus zählen Grammatiken, die an eine einzelne weibliche Person adressiert sind wie Du Wes’ Introductory … for Lady Mary of England (London 1532), Ramus’ Grammaire (Paris 1572), die er der “Royne, mere du Roy” widmet, oder die Grammatichetta für Johanna von Österreich (1565), deren Manuskript sich in der Laurenziana in Florenz befindet.3

Den bibliographischen Recherchen liegen zugrunde:4

 Historiographische Nachschlagewerke, Geschichten der französischen und italienischen Grammatik, Aufsätze: Stengel, Ersch, Kayser, Georgi, Vater, Trübner, Engelmann, Delmasse, LRA, BBHS, Riemens, Streuber, Brunot, Chevalier, Chervel, Conlon, Saint-Gérand, Nikliborc, Swiggers / Mertens, Minerva / Pellandra, Gamba, Cicogna, Trabalza, Alston, Bingen, Mormile, Boerner etc.

 Bibliotheks- und Ausstellungskataloge: Alphabets, Bircher, Socard, Alphabetisches Verzeichnis der Staatlichen Provinzialbibliothek Amberg, ← 13 | 14 → British Library: CD-Rom, Bibliothèque nationale (de France): CD-Rom und Systematischer Katalog, Thematischer Katalog der Historischen Bibliothek Rastatt, Systematischer Katalog der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, punktuell der Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek München usw.

 literarische Zeitschriften: Journal des Savants, Journal de Trévoux, Journal Encyclopédique, Magasin encyclopédique etc.5

 Anonymenlexika: Barbier, Melzi usw.

 Besuche vor Ort: Staatsbibliothek und Haus des Lehrers in Berlin; Bibliothèque nationale (de France) und Bibliothèque de l’Arsenal in Paris; Biblioteca Comunale und Educandato Maria Adelaide in Palermo;6 Nazionale, Crusca, Riccardiana, Biblioteca di Documentazione Pedagogica, Gabinetto Vieusseux in Florenz; Marciana, Querini Stampalia und Ateneo Veneto in Venedig; Biblioteca Geral Universitária in Coimbra; University Library in Glasgow etc.

Die Auswertung ergibt ein Corpus von 25 Werken:7

 Zur französischen Sprache

Steinbrecher Grammaire vor … Frauenzimmer Dresden 1744
Choffin Grammaire … usage des Dames Berlin 1747
Hase Unterricht … Frauenzimmer Halle 1750
Köster Anleitung … des Frauenzimmers Frankfurt etc. 1761
Thomas Kunst … für das Frauenzimmer Regensburg 1765
Prunay Grammaire des Dames Paris 1777
Adam Grammaire … usage des Dames Paris 1779
Anon.8 Grammaire Paris 1785
Barthelemy9 Grammaire des Dames Genève 1785
Barthelemy Cantatrice grammairienne Genève 1788
Galimard Rudiment des Dames Paris An XII / 1803
Herrmann Nouvelle Grammaire des Dames Rostock etc. 1809
Thibierge Extrait … à l’usage des Dames Paris 1810
Boinvilliers Nouvelle Grammaire des Dames Paris 1810
Lange Sprachlehre für Damen Sulzbach 1824 ← 14 | 15 →

 Zum Italienischen

Antonini Grammaire … usage des Dames Paris 1728
Giuliani Grammatica … per le Dame Leipzig 1768
Bencirechi Leçons … à l’usage des Dames Paris 1772
Bencirechi Etrennes … aux Dames Paris 1783
Adam Grammaire … usage des Dames Paris 1783
Secreti Grammaire … pour les Dames Genève 1787
Grimani The Ladies’ New … Grammar London 1788
Curioni Méthode … à l’usage des Dames Paris 1792
Scoppa Grammaire … pour les Dames Paris 1808
Kannegießer Grammatik … auch für Damen Leipzig 1845

Nicht zu beschaffen sind:10

 Louis de Pelenis: Grammatica delle Dame bzw. Grammaire des Dames, Venedig um 1688 (?);11

 Antonio Curioni: Grammatica breve, facile ed aggradevole, ad uso delle Signore bzw. Grammaire italienne, facile, précise et amusante, à l’usage des Dames (Lady William Gordon gewidmet) sowie Méthode très-facile, très-précise et très-amusante pour les Dames, et pour toute personne qui ne sait pas le Latin bzw. Méthode très-facile … et pour quiconque ne sait pas le Latin;12

 Hennet: Nouvelle Grammaire italienne pour les Dames, Paris 1790; ← 15 | 16 →

 Heinzmann: Neu verfaßte französische Sprachlehre für Ungelehrte und das weibliche Geschlecht, Bern 1797;13

 Damiani: New Italian Grammar for Ladies, London, wohl 1798;

 Prevost-Desfourneaux: Nouvelle Grammaire des Dames, ou l’art d’apprendre le français sans maître, Paris 1805;

 anonym: Rudiment grammatical des Dames, 1805;14

 Warchouf: Nouveau rudiment des Dames, 1806;15

 Le Mang: Nouvelle Grammaire des Dames, Leipzig 1807;

 anonym: Grammaire nouvelle (à l’usage) des dames et des autres personnes, qui ne savent pas de Latin, Weimar bzw. Rudolstadt 1811;16

 Schaub: Italienische Grammatik für Frauenzimmer, Ulm 1824.

Robinets Grammaire française extraite des meilleurs grammairiens français, ou Dialogue entre un grammairien et son élève (Amsterdam 1763; Barbier: s. v. grammaire) ist weder durch den deutschen noch durch den französischen oder niederländischen Leihverkehr ausfindig zu machen; es muß daher offen bleiben, ob es sich bei élève um eine Dame handelt und ob dieses Werk die Liste vervollständigen würde – in Anbetracht des Titels erscheint dies nicht ganz unwahrscheinlich.

Der Passe-Partout de la langue française, det är: fransyska sprakets hufvu-nyckel … Til publique läro-werkens tjenst, och fruentimmers information (Stockholm 1775; CV: # 418) und die Grammatyka francuzka dla dam i kawalerów uczacych sie jezyka francuzkiego – zebrana i sposobem naynowszym ulozona (Krakau 1784; Nikliborc 1961: 172) werden aus sprachlichen Gründen nicht aufgenommen.

Neben dem Kernbereich der eigentlichen ‘Grammatik für Damen’ wird ein Randbereich unterschieden, zu dem folgende Werke gehören, die nur punktuell und ausgewählt berücksichtigt werden: ← 16 | 17 →

 Baretti: Easy Phraseology, For … Young Ladies
London 1775

 Tournon: Promenades de Clarisse et du Marquis de Valzé
Paris 1784-1787

 Calbris: French Plaidoyer Between Five Young Ladies
London 1797

 De La Girade: Esposizione … dedicato [!] alle Dame
Paris An XIII

 Warchouf: Vélocifère grammatical … dédié aux Demoiselles
Paris 1806

 Simonnin: Grammaire en vaudevilles, ou lettres à Caroline sur la grammaire française
Paris 1806

 Durand: Lettres à Thémire sur la grammaire française
Paris 1829

 Metgé: Lettres à une Dame sur la grammaire française
Castelnaudary 1836

 Les deux Perroquets … à l’usage des Dames
London 1850

Die Vorgeschichte illustrieren:

 Erondell: French Garden: for English Ladies …
London 1605

 Catanusi: Instruction à la langue italienne17
Paris 1667

 Boyer: Compleat French-Master, for Ladies and Gentlemen
London 1694

 L’Eloquence du temps, enseignée à une Dame de qualité
Paris; Brüssel 1699

Anhand eines Rundbriefes an rund einhundert Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie an die ungarische Nationalbibliothek in Budapest soll für fünf ausgewählte Werke (Choffin, Herrmann, Prevost-Desfourneaux, Steinbrecher und Thibierge) die Verbreitung dokumentiert und die Auflagengeschichte sowie das grammatische Schaffen der Autoren möglichst vollständig rekonstruiert werden. Das Ergebnis ist insofern nur wenig befriedigend, als die Präsenz kaum eines der Werke – von Choffin abgesehen – von den deutschen Bibliotheken in ihrer Rückantwort bestätigt wird. Immerhin kann die Auflagengeschichte ← 17 | 18 → von Choffin relativ umfassend belegt werden; in negativer Hinsicht kann festgehalten werden, daß Prevost-Desfourneaux’ Grammaire auch auf diesem Wege nicht ausfindig zu machen ist.18

Ein Blick in die Rezensionen der einzelnen Werke schult die Sensibilität (vgl. Schlieben-Lange 1991: 315) in Hinblick auf die Erwartungen der Zeitgenossen; siehe hierzu die Indices der bekannteren literarischen Zeitschriften wie Index de l’Année Littéraire, Index du Journal de Trévoux, Index du Journal Encyclopédique, Indicateur du Mercure de France, Table générale des matières … du Magazin Encyclopédique, Table méthodique des Mémoires de Trévoux, Table … Journal des Savants etc.

Der untersuchte Publikationsraum umfaßt die deutschsprachigen Länder und Gebiete, Frankreich, Italien und England sowie die Zeitspanne zwischen 1728 und grosso modo 1850, wobei die Vorgeschichte bis in das Jahr 1605 zurückreicht. Damit kann hier eine Untersuchung präsentiert werden, die sowohl in räumlicher wie auch in zeitlicher und sprachlicher Hinsicht weit umfangreicher ist als bisherige Studien, die sich entweder auf eine einzelne Sprache, einen relativ begrenzten Zeitraum oder einen weitaus kleineren geographischen Bereich beschränken,19 so daß dank dieses “weiteren” Blickes sowohl regionale wie auch sprach-“spezifische” Eigenheiten deutlich werden. Darüber hinaus soll der grammatikographische Diskurs viel stärker als in den genannten Arbeiten in seiner Beziehung zum gesellschaftlichen Konstrukt ‘Damen’ analysiert werden, wobei sich ein dreifaches Vorgehen anbietet, nämlich die Verbindung der approche sérielle (für die Analyse des Corpus), der étude approfondie (zur Herausarbeitung relevanter Aspekte für die approche sérielle aus Hinweisen, die sich aus der Vorgeschichte ableiten lassen) und der approche biographique (zur Situierung des Phänomens ‘Damen-Grammatik’ im Schaffen eines für die Serie in der einen oder anderen Hinsicht relevanten Autors; hier lassen sich zweifellos, je nach Gesichtspunkt, verschiedene bzw. mehrere biographische Studien anschließen).20

Der serielle Ansatz dient dazu, eine Reihe von analogen – Schlieben-Lange (1984: 20) spricht von “gleichartige[n]“ – Texten zusammenzustellen ← 18 | 19 → und in ihrer Abfolge zu interpretieren. Von daher bietet sich dieser Ansatz für die vergleichend-synthetisierende Untersuchung eines Typus geradezu an und läßt sowohl die Charakteristika der Diskurs-Tradition wie auch singuläre bzw. länder- und sprachspezifische Besonderheiten (auch in Hinblick auf den Status als Mutter- oder Fremdsprache) deutlich werden. Dabei soll sowohl das Verbindende (in Abgrenzung zu den nicht Damen-Grammatik überschriebenen Werken) wie auch – natürlich mit einem nivellierend-seriellen Blick (vgl. Schlieben-Lange 1988: 133) – das jeweils Spezifische herausgearbeitet werden, auch wenn Schlieben-Lange (1984: 20; 1988: 133) weniger den Parallelen als vielmehr den Veränderungen in der Zeit ihr Augenmerk schenkt.21

Die Aspekte, anhand derer die einzelnen Elemente der Serie einander gegenübergestellt werden, sind der Theorie der Grammatik extern und sind anhand einer “sympathetischen Annäherung” (Schlieben-Lange 1991: 313) an den zu betrachtenden Zeitraum erarbeitet, einer Annäherung, die sich zeitgenössische Explikationen rund um die Titel der Werke und rund um den Begriff der ‘Damen’ zunutze macht – vgl. 4.1. sowie Beck-Busse (2011-2012: 14-24, 32-34).

In mentalitäts- und kulturgeschichtlicher Perspektive werden diese Aspekte ergänzt durch vier Detailstudien (Kap. 2), die gerade nicht den nivellierend-seriellen Blick anlegen, sondern vielmehr die Möglichkeiten der Wahl, wie sie im seriell ausgerichteten vierten Kapitel zur Sprache kommen, mit Bezug auf ein konkretes Beispiel in ein geistesgeschichtliches Umfeld einbetten und damit deren Bedeutung für die Herausbildung der Diskurstradition deutlich machen.

Approche sérielle und étude approfondie sind zwei methodische Ansätze, die sich komplementär ergänzen: neben die Bestimmung der Wahlmöglichkeiten und der Veränderungen im Rahmen der Serie tritt die Motivation der konkreten Wahl im Einzelfall und die Offenlegung ihrer Zweckgerichtetheit. Beide sind aufs engste miteinander verzahnt, und der Wechsel der Perspektive läßt die Optionen und die historischen Bedingungen derselben umso klarer zu Tage treten.

Der biographische Ansatz wird weniger das Leben als vielmehr das Schaffen einer Person ins Blickfeld rücken. Anhand der italienischen Sprachlehren des ersten der ‘Damen-Grammatiker’ – die Formulierung ist von Simonnin (vgl. 1806: 49) übernommen – soll in besonderem Maße ← 19 | 20 → die Etablierung des Typus hervorgehoben werden, die mit dem Erscheinen von Antoninis Grammaire italienne à l’usage des Dames auf das Jahr 1728 datiert werden kann.22 Anhand der individuellen Entwicklung im grammatischen Werk Antoninis kann der Beginn der Serie genauer beschrieben werden, wobei die Detailstudie biographischer Ausrichtung stets vor dem Hintergrund der Serie zu sehen ist, so daß sich hier die drei konzeptuell getrennten Ansätze überkreuzen bzw. konstruktiv zusammenwirken.

Die Struktur der Arbeit suggeriert Statizität, ist in Wirklichkeit jedoch Ergebnis eines komplexen hermeneutischen Prozesses:

Die historiographische Arbeit ist eine dynamische Auseinandersetzung mit den Quellen, in deren Verlauf sich die Fragestellung entfaltet und verschiebt […]. Bei der abschließenden Darstellung jedoch wird dieser Prozeß unterschlagen oder jedenfalls entdialektisiert und, als einseitig vom Subjekt ausgehend, linearisiert. […] Das Subjekt, das seine Fragestellung am Anfang explizit formuliert und am Ende alle Antworten planmäßig erhalten hat, ist der Autor eines Buchs, nicht aber das Subjekt eines hermeneutischen Prozesses. (Schlieben-Lange 1991: 315)

Dabei wird dieser als Ergebnis präsentierte Prozeß zunächst nach Arkadien (2.1.) führen – auf eine Reise, die in einem ersten Sich-Annähern deutlich macht, was in einem späteren Kapitel in Zusammenhang mit der Präsentation des grammatischen Wissens (4.2.) noch an Bedeutung gewinnen wird, daß nämlich der grammatikographische Diskurs Anleihen bei der Literatur macht.

Catanusis Instruction à la langue italienne von 1667 bietet die Möglichkeit, die Adressatenbezogenheit vor dem Konzept der honnêteté zu entwickeln und damit zu zeigen, daß der Grammatikdiskurs auch von gesellschaftlichen Normen bestimmt wird; auch dieser Punkt wird in der nachfolgenden Diskussion verschiedentlich wieder aufgegriffen werden.

Der 1694 in England verlegte Compleat-French Master von Abel Boyer gibt eine Antwort auf die Frage, ob ein gentleman Latein lernen sollte, und die 1699 anonym erschienene Eloquence du temps, enseignée à une Dame de qualité bringt schließlich das Problem der Fachbegriffe zur Sprache. Beide Punkte sind eng miteinander verknüpft und sowohl in Zusammenhang mit den ‘Damen’ wie auch mit den ‘anderen Ungelehrten’ in besonderem Maße signifikant; ihnen werden im seriellen Kapitel die Abschnitte 4.2.4. und 4.2.5. gewidmet sein. ← 20 | 21 →

Im dritten Kapitel wird die Entwicklung des grammatischen Schaffens Annibale Antoninis von dessen Traité … dédié à la Reine (1726) über seine Grammaire … à l’usage des Dames (1728) bis hin zur Grammaire italienne, pratique et raisonnée (1746) nachgezeichnet. Dabei werden die wesentlichen Veränderungen zwischen dem Traité und der Grammaire anhand der folgenden Aspekte herausgearbeitet, wobei ein Teil der Themen in bezug auf ‘die Damen’ in besonderem Maße relevant sind und im seriellen Teil wiederkehren:

 explizite Querverweise, Referenzautoren

 die grammatische Terminologie

 die Berücksichtigung der ‘Sprache der Gelehrten’ (Latein etc.)

 die Standard-Varietät: lingua toscana in bocca romana etc.

 die Behandlung der Wortart Artikel23

 die Art der Präsentation der grammatischen Inhalte

 die Vermittlung der Betonung für Nicht-Muttersprachler

 der anvisierte Adressatenkreis im allgemeinen

 ‘die Damen’ im besonderen.

Details

Seiten
418
Jahr
2014
ISBN (PDF)
9783653045321
ISBN (ePUB)
9783653949896
ISBN (MOBI)
9783653949889
ISBN (Hardcover)
9783631569917
DOI
10.3726/978-3-653-04532-1
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (August)
Schlagworte
Grammatik für Damen Grammatikographie Grammatikschreibung Geschichte der Grammatik
Erschienen
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2014. 418 S., 16 s/w Abb., zahlr. farb. Abb.

Biographische Angaben

Gabriele Beck-Busse (Autor:in)

Gabriele Beck-Busse ist Professorin für Romanische Philologie an der Universität Marburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der französischen, italienischen und portugiesischen Sprachwissenschaft im Bereich Verbsemantik, Tempus, Geschichte der Grammatik und der zweisprachigen Lexikographie sowie der Sprachpolitik während des italienischen Faschismus.

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Titel: «Grammaire des Dames»-«Grammatica per le Dame»
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420 Seiten