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Der «Fall Schelkle» (1929–1949)

Zur frühen Rezeption der Formgeschichte innerhalb der katholischen Bibelwissenschaft im Spannungsfeld von lehramtlichem Widerstand, politischem Kalkül und theologischer Erneuerung

von Markus Thurau (Autor:in)
©2017 Monographie 340 Seiten

Zusammenfassung

1940 spaltete die gescheiterte Promotion des Tübinger Neutestamentlers Karl Hermann Schelkle (1908–1988) die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen. Die Aufarbeitung dieses Konfliktes legt nicht nur ein vergessenes Kapitel Tübinger Fakultätsgeschichte frei, sondern wirft ebenso einen aufschlussreichen Blick in den Wissenschaftsalltag einer Universität im nationalsozialistischen Deutschland und lotet sensibel die Probleme aus, denen katholische Exegeten auch nach dem Höhepunkt des kirchlichen Antimodernismus, der vor allem die katholische Bibelwissenschaft hart traf, weiterhin ausgesetzt waren. Die Studie verortet den Konflikt zudem innerhalb der damaligen theologischen Erneuerungsbewegungen, die angesichts tiefgreifender kultureller, politischer und religiöser Krisen nach neuen Antworten suchten.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Vorwort des Reihenherausgebers
  • Vorwort
  • Einleitung
  • 1. Präludien (1929–1940)
  • 1.1 Die Preisaufgabe des akademischen Jahres 1928/29
  • 1.2 Erste Konsequenzen: Glaubenskrise „als eine Art Krankheit“ (1929/30)
  • 1.3 Ein Neuanfang: Schelkle und die Benediktiner (1930–1932)
  • 1.4 Ein Forschungsprojekt in bewegten Zeiten (1933–1940)
  • 2. Der gescheiterte Versuch in Tübingen (1940)
  • 2.1 Löschs Gutachten
  • 2.2 Karl Adam als Zweitgutachter
  • 2.3 „Wissenschaftliches Gewissen“ oder „Querulantentum“? – Die Intervention Geiselmanns
  • 2.4 Lösch sucht den Konflikt – mit allen Mitteln
  • 2.5 Geiselmann schlägt zurück: Vom Angeklagten zum Kläger
  • 2.6 „So steht Dichtung gegen Dichtung“ – Lösch unterliegt
  • 3. Der erfolgreiche Versuch in Bonn (1940/41)
  • 3.1 Heinrich Joseph Vogels – Der Bonner Lehrer
  • 3.2 „Er urteilt freier und kühner“ – Die Bonner Gutachten
  • 4. Auf beiden Seiten: „Kämpfen gegen das Fehlurteil“ (1941/42)
  • 4.1 Löschs „Klarstellung“ – ein Verriss ohne Folgen
  • 4.2 Schelkles „Verwahrung“ – Ein politisches Bekenntnis?
  • 4.3 Schelkles Polemik gegen Löschs historische Methode
  • 4.4 Löschs Fundamentalkritik an der Formgeschichte
  • 5. Postludien (1942–1950)
  • 5.1 Vergebliche Versuche: Die Rückkehr nach Tübingen scheitert
  • 5.2 Keine Druckerlaubnis: Formgeschichte in der kirchlichen Kritik
  • 5.2.1 Mehrere Anläufe zur Erteilung einer Druckerlaubnis
  • 5.2.2 Ein letzter Versuch in Rottenburg
  • 5.3 Alte und neue Probleme: Gefährdung der Habilitation
  • 5.3.1 Die „Aktion von 1947“ – Satisfaktionsbedürfnis oder Kalkül?
  • 5.3.2 Erneuter Versuch in Tübingen
  • 5.3.3 Löschs Einflussnahme auf die Würzburger Fakultät
  • 5.3.4 „Kampf bis zum Weißbluten“ – Schelkles Interventionen
  • 6. Nach der Publikation: Rezensionen und Interpretationen (1948–1951)
  • 6.1 Formgeschichte und katholische Exegese
  • 6.2 Theologie des Neuen Testaments I: Kerygmatische Theologie
  • 6.3 Theologie des Neuen Testaments II: Mysterientheologie
  • 6.3.1 Zur Verortung der Mysterientheologie in Leben und Werk
  • 6.3.2 Ein deutliches Bekenntnis zum Mysterium?
  • 7. Zusammenfassende Schlussreflexionen
  • 7.1 Der „Fall Schelkle“ – Kollateralschaden eines Fakultätskonflikts?
  • 7.2 Zu den Motiven der Hauptkontrahenten
  • 7.2.1 Politische Motive
  • 7.2.2 Persönliche Motive
  • 7.2.3 Fachliche Motive
  • 7.3 Schelkles Verhältnis zur protestantischen Exegese
  • 7.3.1 Persönliche Kontakte
  • 7.3.2 Literarische Schülerschaft
  • 7.4 Zur wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung des Falles
  • 7.5 Warum Tübingen? Zur räumlichen Seite des Konflikts
  • Ergebnisse
  • Anhang
  • Quellen- und Literaturverzeichnis
  • 1. Ungedruckte Quellen (Archive und Bibliotheken)
  • 2. Gedruckte Quellen und Literatur
  • Personenregister
  • Abbildungsverzeichnis

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Vorwort des Reihenherausgebers

Die vorliegende Studie von Markus Thurau, die Karl-Hermann Schelkle und den Wirren um dessen Promotionsverfahren in Tübingen gewidmet ist, entstand in seiner Zeit als Mitarbeiter in dem von mir geleiteten DFG-Projekt „Neutestamentliche Exegeten der Katholischen Tübinger Schule im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung von Paul von Schanz“. Es kann sich gewiss die Frage einstellen, aus welchen Gründen eine Arbeit, die sich mit Ereignissen in den Dreißiger- und Vierzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts befasst, in diesem Projekt beheimatet ist.

Der Zeitraum des Projekts beginnt mit Peter Alois Gratz, dem ersten Tübinger Neutestamentler an der 1817 etablierten Tübinger Katholisch-Theologischen Fakultät, umfasst die auf ihn folgenden Lehrstuhlinhaber und endet mit Paul von Schanz. Eines der zentralen Themen des Projekts ist die Nähe und Distanz dieser Exegeten zur historisch-kritischen Methode ihrer protestantischen Kollegen als Prüfstein ihrer wissenschaftlichen Diskursfähigkeit in den vom kirchlichen Lehramt gesetzten Grenzen. Es geht um die Möglichkeit universitärer katholischer Theologie im 19. Jahrhundert und ihrer inneren und äußeren Gefährdung.

Für die Nachfolger von Paul von Schanz nun lässt sich feststellen, dass sie teils freiwillig, teils unter wachsendem kirchlichen Druck hinter das hohe Niveau ihrer Vorgänger zurückgingen und daran mitwirkten, dass jene der damnatio memoriae anheim fielen.

Durch Paul Wilhelm von Keppler (1883 Professor in Tübingen), den nachherigen Bischof von Rottenburg, kam es zum aktiven Bruch mit den historisch arbeitenden Vorgängern. Als sich auch in der Diözese Rottenburg der Ultramontanismus durchsetzte und die Vorzeichen der aufkommenden Modernismuskrise unübersehbar wurden, gab er die wissenschaftliche Bibelexegese zu Gunsten katechetischer und homiletischer Ausführungen auf. Sein Nachfolger, Johannes von Belser (1889 Professor in Tübingen), praktizierte in Tübingen in den Verwerfungen des Antimodernismus und unter dem Eindruck der verheerenden Verurteilungen, die die katholischen Bibelwissenschaftler trafen, eine, wie Schelkle treffend bemerkte, „philologisch-historische Bibelerklärung in konservativ-kirchlichem Sinn“ (NDB 2 [1955], 34). Die ← 13 | 14 → Modernismuskrise während und nach der Wende zum 20. Jahrhundert und die autoritären lehramtlichen Entscheidungen hinsichtlich der Bibelwissenschaft stellen eine Zäsur dar, der der wissenschaftliche Ertrag der Exegeten des 19. Jahrhunderts weitgehend zum Opfer fiel. Mit Ignaz Rohr (1917 Professor in Tübingen) – dies macht die vorliegende Studie wahrscheinlich – wäre ein Neuanfang durch Rückbesinnung möglich gewesen; Rohr zeigte immerhin Interesse, die moderne protestantische Forschung überhaupt wahrzunehmen. In diesem Sinne stellte er dann auch 1928/29 eine akademische Preisaufgabe, die bei seinem Schüler, Karl Hermann Schelkle, zu einer folgenschweren Beschäftigung mit den Fragen der modernen biblischen Forschung führte. Rohrs Nachfolger jedoch, Stefan Lösch (1933 Professor in Tübingen), steht exemplarisch für den Absturz der wissenschaftlichen Bibelexegese in die Bedeutungslosigkeit als Folge des wissenschaftsfeindlichen Antimodernismus: Er vertrat einen geradezu naiven apologetischen Historizismus, der alle biblischen Ereigniserzählungen als Tatsachenberichte las und keine methodischen Neuerungen, hermeneutischen Fragen und exegetischen Probleme zuließ. Ihnen unterstellte Lösch in einer Mischung aus Furcht und Überzeugung, dass sie den sensus ecclesiae in irgendeiner Form in Frage stellen und kirchliches Missfallen erregen könnten. Angesichts seiner Position ist es nicht ohne Ironie, dass sein einziger Promovend an die Wissenschaftlichkeit katholischer Bibelwissenschaft, wie sie von Schanz repräsentiert wurde, wieder anknüpfte. Die Ergebnisse der methodischen und hermeneutischen exegetischen Reflexion des 19. Jahrhunderts, mit denen sich Schanz intensiv auseinandergesetzt hatte, wurden von Schelkle als Prämissen verstanden und zur Grundlage seiner Arbeit gemacht. Die Verwerfungen, Kränkungen und Anfeindungen, die Schelkle erleben musste, begründen sich im Letzten dadurch, dass er zu dem zurückkehrte, was wenige Jahrzehnte zuvor an der Tübinger Fakultät mit allem Recht als katholische Bibelwissenschaft gelehrt wurde.

Die Forschungen zu den einzelnen Tübinger Neutestamentlern haben zeigen können, dass sie bereits an einer Vielzahl von Diskursen der Bibelwissenschaft partizipierten, die innerhalb der katholischen Exegese bis weit ins 20. Jahrhundert hinein virulent blieben und dass bereits im 19. Jahrhundert Fragen gestellt und Themen verhandelt wurden, die deutliche Parallelen zu Kontroversen des 20. Jahrhunderts aufweisen. Hierzu ein Beispiel: Die Kirchlichkeit der Exegese führte bei den Tübinger Neutestamentlern des 19. Jahrhunderts nicht in eine ausnahmslose Abhängigkeit des Exegeten ← 14 | 15 → von den Vorgaben des Lehramts. Die Widerspruchsfreiheit der modernen Forschung zur katholischen Glaubenslehre voraussetzend, bemühte man sich um eine detaillierte wissenschaftliche Auseinandersetzung, die argumentativ – und eben nicht rein autoritär – zu überzeugen und perspektivisch im wissenschaftlichen Diskurs die von außen konstatierte intellektuelle Inferiorität der Katholiken zu überwinden versuchte. Nach Schanz gelingt es erst Schelkle wieder, diese Ausgewogenheit zwischen wissenschaftlichem Anspruch und kirchlicher Bindung einzulösen. War er auch, wie die vorliegende Studie zeigt, aufgrund seiner wissenschaftlichen Überzeugung zu einem Konflikt mit dem Lehramt bereit, so war er sich gleichzeitig gewiss, dass theologisch-katholische Bibelauslegung einen kirchlichen Charakter hat.

Nähe und Ferne zum 19. Jahrhundert können daher am „Fall Schelkle“ abgelesen werden: Der Raum, in dem katholische Bibelwissenschaftler frei forschen und lehren konnten, wurde zwar durch die Entscheidungen des kirchlichen Lehramtes begrenzt, allerdings war die Anwendung einer wissenschaftlich verantworteten Methodik innerhalb dieses Raumes möglich. Auch Schelkle verortete sich hier, testete mit seinem Ansatz die Grenzen dieses Raumes aus und musste selbst erleben, welche Widerstände und Probleme vermeintliche Grenzverletzungen nach sich zogen. Er war durch seine Arbeit aber gleichzeitig aktiv daran beteiligt, diese Grenzen zugunsten einer größeren Freiheit in der Bibelauslegung zu verschieben. Bei aller Distanz, die Schelkle vom 19. Jahrhundert trennt, lässt sich im Nachvollzug seines wissenschaftlichen Werdeganges, der in vorliegender Arbeit detail- und kenntnisreich erschlossen worden ist, doch ein Blick zurück auf diese Zeit werfen, nicht zuletzt aufgrund der exegetischen Schwerpunkte, die Schelkle mit seinen Tübinger Vorgängern des 19. Jahrhunderts teilte: der Diskurs mit den evangelischen Theologen und ihren Ansätzen, die Frage nach dem historischen Jesus, wie sie die Leben-Jesu-Forschung des 19. Jahrhunderts kennzeichnet, und die hermeneutischen Probleme, die sich der historisch-kritischen Bibelauslegung im Hinblick auf den geforderten consensus patrum und sensus ecclesiae stellten. Dieses waren die Themen, die zu den Charakteristika Tübinger Exegese des 19. Jahrhunderts zählten.

Mit der vorliegenden Studie zu einem Tübinger Exegeten des 20. Jahrhunderts wird ein der Projektarbeit beigegebenes Problem behandelt, nämlich die Frage, aus welchen Gründen trotz der vielversprechenden Anfänge und Ergebnisse historisch-kritischer Bibelauslegung in der Katholischen ← 15 | 16 → Theologie Tübingens mit ihr gebrochen wurde und erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Stand des 19. Jahrhunderts hinsichtlich der methodischen und hermeneutischen Reflexion wieder erreicht wurde.

Es geht bei der Causa Schelkle auch um die Geschichte von Autorität, von Furcht, Eigennützigkeit und Eitelkeiten. Daher wir man u. U. auch zurückhaltender sein müssen, wenn man für den Niedergang der katholischen Bibelwissenschaft ausschließlich die kirchliche Autorität verantwortlich macht. Die Bekundungen des Gehorsams ihr gegenüber waren, das lässt die vorliegende Studie erkennen, oft nicht mehr als die Verschleierung eigener Interessen.

Es ist der Arbeit von Markus Thurau zu danken, dass sie eine strittige Phase der Exegese und der Rezeptionsgeschichte der Bibel wieder freigelegt hat, die zu verbergen wohl im Interesse mancher lag, die damit auch die antimodernistischen neuzeitlichen Exzesse vergessen machen wollten, welche nicht nur den Exegeten, sondern auch der Bibel und letztlich dem Glauben schwersten Schaden zugefügt hatten. Gerade in diesem Kontext zeigt sich, dass das 19. Jahrhundert ein langes war.

Berlin-Dahlem im Juli 2016

Rainer Kampling

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Vorwort

Vor 75 Jahren kam es an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen zu einem Vorfall, der durch ein ablehnendes Gutachten des damaligen Neutestamentlers Stefan Lösch ausgelöst wurde. Das Gutachten wandte sich entschieden gegen die Dissertationsschrift von Karl Hermann Schelkle, der nicht nur Absolvent und ehemaliger Assistent der Fakultät war, sondern später selbst als Tübinger Neutestamentler einige Berühmtheit erlangte. Auf den folgenden Seiten soll die Entwicklung und Bedeutung dieses Fakultätskonflikts mitsamt seiner Vorgeschichte und seinen Nachwirkungen detailliert dargestellt werden.

Während meiner Arbeit zu Paul von Schanz bin ich bereits 2007 durch Zufall im Universitätsarchiv Tübingen auf den umfangreichen Faszikel über Schelkles Promotionsversuch gestoßen. Nach der ersten Lektüre der Akten, bei der bereits das Gutachten Löschs auffiel, weil es in keiner Weise den Inhalt der Arbeit zu würdigen versuchte, sondern ausschließlich Kritik äußerte, schienen mir die Verhältnisse in diesem Fall recht einfach. Auf der einen Seite stand für mich das Opfer: der ohnmächtige Promovend, der in einer Zeit der Diktatur nicht nur wissenschaftlich, sondern auch politisch zum Opfer gemacht wurde; auf der anderen Seite der Täter: der mächtige Professor, dem ganz offensichtlich die moderne Methodik, derer sich die Dissertation bediente, missfiel und der sich die politische Situation seiner Zeit zu Nutze machte, um die Promotion zu verhindern. In den vergangenen Jahren, zuletzt als Mitarbeiter in dem DFG-Projekt „Neutestamentliche Exegeten der Katholischen Tübinger Schule im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung von Paul von Schanz“, bin ich immer wieder zu dem Fall zurückgekehrt. Im Laufe dieser Zeit stellte sich allerdings heraus, dass die anfängliche Arbeitshypothese, die von einer einfachen Opfer-Täter-Beziehung ausging, zumindest in Teilen modifiziert werden musste. Denn zum einen wusste Schelkle sich zur Wehr zu setzen, so dass sich am Ende, wenngleich dieses noch zehn Jahre auf sich warten ließ, die Machtverhältnisse vollständig umkehrten; zum anderen zeigten sich bei genauerem Hinsehen vielfältige Gründe, aus denen heraus an Schelkle und seiner Dissertation Anstoß genommen wurde. ← 17 | 18 →

Ein Teil der vorliegenden Arbeit wurde im Sommersemester 2015 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck als Lizentiatsarbeit angenommen und für den Druck überarbeitet. Dem Betreuer und Gutachter der Arbeit, Herrn Prof. Dr. Günther Wassilowsky, gilt mein erster Dank. Sowohl für seine stets freundliche Begleitung und umsichtige Förderung als auch für sein bleibendes Interesse an meiner Tätigkeit. Aber auch die sorgfältige und unkomplizierte Betreuung, die ich durch den Studienpräfekten des Lizentiatsstudienganges, Herrn Dr. Markus Schmidt SJ, erhalten habe, verdient alles Lob.

Für seine Hilfe bei der Übertragung der Gabelsberger-Kurzschrift bin ich Herrn Ministerialrat a. D. Alois Schmidmeier, dem früheren Leiter des Stenographischen Dienstes im Bayerischen Landtag, zu großem Dank verpflichtet. Ohne seine Hilfe hätte ich die recht umfangreiche Akte, die Lösch im Zuge der „Streitigkeit Schelkle“ selbst angelegt hatte (UAT 219/113), nicht derart intensiv auswerten können. Vor allem die Entzifferung von Löschs Berichten über die den Fall betreffenden Fakultätssitzungen, ist für einen Blick in den Fakultätsalltag während der NS-Zeit von einiger Bedeutung, da in dieser Zeit keine Sitzungsprotokolle von Seiten der Fakultät angefertigt worden sind.

Frau Evita Koptschalitsch, der Erbin des Schelkle-Nachlasses, danke ich herzlich, dass sie einer Benutzung des Nachlasses zugestimmt hat.

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der verschiedenen Archive und Bibliotheken, die ich konsultiert habe, ist ebenfalls Dank für ihre Unterstützung zu sagen. Neben den im Quellenverzeichnis genannten Institutionen möchte ich auch folgenden danken: Archiv der Erzabtei Beuron, Benziger Archiv im Museum Fram Einsiedeln, Stadtarchiv Krefeld, Bibliothek der Abtei Maria Laach, Bistumsarchiv Münster.

Da viele interessante Gespräche, wertvolle Hinweise und mannigfache Hilfen zur Entstehung und Fertigstellung der Arbeit geführt haben, möchte ich folgenden Personen, die zum Teil Schelkle noch persönlich gekannt haben, für ihren jeweiligen Beitrag ausdrücklich danken: Irmela Bauer-Klöden, Anna-Elisabeth Bruckhaus, Prof. Dr. Dominik Burkard, Prof. Dr. Dr. Helmut Feld, Friederike Hartwig M. A., Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel, Prof. Dr. Christof Landmesser, Prof. Dr. Bernhard Lang, Reinhard Kober M. A., Lea Kröner, Prof. Dr. Dr. Norbert Lüdecke, Prof. Dr. Uwe Puschner, Helena ← 18 | 19 → Reschucha M. A., Prof. em. Dr. Bruno Schlegelberger SJ, Prof. Dr. Michael Theobald, Prof. Dr. Hubert Wolf.

Herrn Prof. Dr. Rainer Kampling habe ich für Vieles zu danken. Nennen möchte ich an dieser Stelle nur zwei Dinge: Zum einen danke ich für die Aufnahme der Arbeit in die von ihm herausgegebene Apeliotes-Reihe; zum anderen für die optimalen Arbeitsbedingungen, die er mir als Wissenschaftlichem Mitarbeiter am Seminar für Katholische Theologie der Freien Universität Berlin immer wieder ermöglicht hat. Von Professor Kampling habe ich bereits während meines Berliner Studiums lernen können, wie sehr Theologie und Biographie in wechselvoller Beziehung zueinander stehen. Es wäre sicherlich nicht der geringste Erfolg der vorliegenden Arbeit, wenn sie diesen Zusammenhang auf den folgenden Seiten deutlich werden lässt.

Berlin, am 15. August 2016

Markus Thurau

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Einleitung

In dem kurzen Vorwort zu seinem 1949 erschienenen Buch Die Passion Jesu schrieb der Tübinger Neutestamentler Karl Hermann Schelkle (1908–1988), dass dieses Buch aus einer studentischen Preisschrift der Universität Tübingen aus dem akademischen Jahr 1928/29 hervorgegangen sei, er eine überarbeitete Fassung im Wintersemester 1940/41 als Dissertation in Bonn eingereicht und diese erneut zur Publikation überarbeitet habe.1 Warum das Buch erst zwanzig Jahre später erscheinen konnte, obwohl bereits seine erste Fassung aufgrund der profunden Literaturkenntnis und eines Umfangs von zweihundert maschinengedruckten Seiten den damaligen Anforderungen an eine Promotionsschrift vollauf entsprach, verrät das Vorwort nicht. Ebenso wenig erfährt man darüber, warum Schelkle seine Arbeit in Bonn und nicht, wie es bei den Tübinger Theologen damals durchaus üblich war, in Tübingen eingereicht hat. Der Leitspruch von Horaz, Nonum prematur in annum, mit dem das Vorwort beginnt, mag Schwierigkeiten beim langen Werden des Buches andeuten, vermag aber nicht die Fragen, die durch die wenigen Angaben entstehen, zu beantworten.

Auch der Rückblick auf sein Leben, den Schelkle am 19. März 1982 aus Anlass seines Goldenen Priesterjubiläums gehalten hatte, wirft eher neue Fragen auf, als dass er Antworten gibt: „Wenn ich versuche, mein Leben von rückwärts zu verstehen, meine ich, mich wundern zu müssen, wie es auf geheimen, mir zunächst verborgenen Wegen über Zufälle, gegen Hindernisse und Hinderungen, und gewiß noch mehr mit vielfachen Hilfen – ich nenne Heinrich Josef Vogels in Bonn – zum endlichen Ziel gelangte.“2 Der Einschub, der den Bonner Erstgutachter seiner Dissertation nennt, und auch die übrigen Ausführungen der Ansprache lassen den Schluss zu, dass nicht nur die „Hilfen“, sondern ebenso die „Hindernisse und Hinderungen“ ganz ← 21 | 22 → wesentlich auf die Zeit seiner theologischen Promotion zu beziehen sind; als das „endliche Ziel“ wäre unter dieser Bedingung die Professur für Neues Testament zu verstehen, die Schelkle in der Tat erst nach langen und harten Kämpfen 1950 erreicht hat.3

Auch der Nachruf in der Tübinger Theologischen Quartalschrift spricht von Problemen, denen Schelkle in seinem akademischen Werdegang begegnet ist. So verwies Harald Schweizer darauf, dass Schelkle als Wissenschaftler auf viele Widerstände gestoßen sei: „Widerstände, die argumentativ bearbeitet werden können, die die Erkenntnis befördern, sind fruchtbar. Sich solchen Herausforderungen zu stellen, war Schelkle begierig. Es gibt jedoch unfruchtbare Widerstände, argumentativ nicht vermittelt, nur Unterwerfung fordernd. Auf sie reagierte er besonders wach. Sie verletzten ihn vielfach auch.“4 Zwar vermied Schweizer, obwohl er nach eigener Aussage Vieles im persönlichen Gespräch mit Schelkle erfahren hatte, genauere Angaben zu den entgegengebrachten Widerständen zu machen, verwies aber ebenfalls auf die Zeit der Promotion und auf Konflikte, die Schelkle bis 1950 durchzustehen hatte.

Details

Seiten
340
Jahr
2017
ISBN (PDF)
9783631713983
ISBN (ePUB)
9783631713990
ISBN (MOBI)
9783631714003
ISBN (Hardcover)
9783631713976
DOI
10.3726/b10469
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Dezember)
Schlagworte
Katholische Tübinger Schule Theologiegeschichte Katholische Exegese Modernismuskrise Formgeschichtliche Methode/Formkritik Nationalsozialismus und Bildungswesen
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. 340 S., 20 Abb.

Biographische Angaben

Markus Thurau (Autor:in)

Markus Thurau hat Katholische Theologie, Philosophie und Soziologie in Halle, Berlin, Linz und Innsbruck studiert. Er war Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Katholische Theologie der Freien Universität Berlin, promovierte in Berlin (Dr. phil.) und Innsbruck (Lic. theol.) und arbeitet derzeit als Katholischer Theologe am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.

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Titel: Der «Fall Schelkle» (1929–1949)
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