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Auftrag und Funktion der Deutschen Welle

Auslandsrundfunk unter den Bedingungen von Globalisierung und transnationaler Migration

von Gunnar Folke Schuppert (Autor:in)
©2016 Monographie 76 Seiten

Zusammenfassung

Angesichts globalisierungsinduzierter Entgrenzungen, des Endes alter Gewissheiten und transnationaler Migration ist ein Überdenken des Programmauftrags von Auslandsrundfunk angezeigt: Unter den genannten Bedingungen ist ein rigide verstandener Auslandsbegriff unhaltbar. Die Territorialorientierung sollte durch eine Zielgruppenorientierung ersetzt werden. Nicht mehr nur das geographische Ausland, sondern auch die Zielgruppe «Ausländer im Inland» ist für den Programmauftrag der Deutschen Welle relevant. Der logische Schluss ist, dass die Deutsche Welle Ausländer, die sich temporär in Deutschland aufhalten, mit ihren fremdsprachigen Rundfunkangeboten und insbesondere dem TV-Programm in der «lingua franca» Englisch versorgen kann. Dies ist zudem integrationspolitisch und für den «Dialog der Kulturen» bedeutsam.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Abstract
  • A. Anlass und Gegenstand des Gutachtens
  • B. Eine Klarstellung zu Beginn: Auslandsrundfunk durch die Deutsche Welle ist Rundfunk im Sinne von Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG
  • I. Rundfunkfreiheit als Programmautonomie im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben
  • II. Einige Bemerkungen zum gelegentlich wiederkehrenden Argument der sogenannten „Staatsferne“
  • C. Auslandsrundfunk unter den Bedingungen von Globalisierung und transnationaler Migration – was heißt das?
  • I. Globalisierungsgeschichte als Kommunikationsgeschichte: „time and space compression“ durch globalisierte Kommunikation
  • II. Kulturkontakte als Kommunikationsarenen
  • III. Zur Deterritorialisierung von Kommunikationsgemeinschaften
  • D. Das Territorialitätsprinzip auf dem Prüfstand
  • I. Zur Patenschaft des Territorialitätsprinzips bei der Abgrenzung von Inlands- und Auslandsrundfunk
  • II. Von diametralen Gegensätzen zur Notwendigkeit, auf Prozesse der Grenzverwischung angemessen zu reagieren
  • III. Das Territorialprinzip in dreifacher Bedrängnis
  • 1. Territorialität und Technik
  • 2. Territorialität oder auch Personalität: Zielgebiete oder Zielgruppen?
  • 3. Territorialität und Kulturauftrag
  • IV. Eine kurze Zwischenbilanz
  • E. Konsequenzen für die Abgrenzung von Inlands- und Auslandsrundfunk: Abgrenzung nach Funktionen
  • 1. Das Abgrenzungsmerkmal unterschiedlicher Zielgruppen
  • 2. Der Kulturauftrag des Auslandsrundfunks unter den Bedingungen von Globalisierung und transnationaler Migration: Statt Kulturexport Dialog der Kulturen
  • 3. Kooperation statt Konkurrenz
  • 4. Änderungsbedarfe
  • F. Zusammenfassung der Gutachtenergebnisse in Thesenform
  • Quellenverzeichnis

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Abstract

Das Phänomen der Globalisierung bringt unter anderem ein Ende alter Gewissheiten und – höchst aktuell – massenhafte transnationale Migration mit sich. Angesichts dessen ist ein Überdenken des Programmauftrags und der Kompetenzgrenzen der Deutschen Welle (DW) als Auslandsrundfunk angezeigt: Unter den Bedingungen räumlicher und kommunikativer Entgrenzung ist ein rigide verstandener Auslandsbegriff unhaltbar geworden. Er sollte stattdessen zielgruppenorientiert verstanden werden. So wird der rechtlich unaufgebbare Auslandsbezug der DW realitätsnäher und aufgabengerechter interpretiert. Nicht mehr nur das Ausland, sondern auch die Zielgruppe der „Ausländer im Inland“ ist für ihren Programmauftrag somit relevant. Es ist also folgerichtig, dass die DW Ausländer, die sich temporär in Deutschland aufhalten, mit ihren fremdsprachigen Rundfunkangeboten und insbesondere dem TV-Programm in der lingua franca Englisch versorgen kann. Hierzu zählt im Übrigen auch die große Zahl ausländischer Touristen und Geschäftsreisender. Das Ende 2015 begonnene sogenannte „Flüchtlingsfernsehen“ ist also keine Kompetenzüberschreitung seitens der DW, sondern legitimer Bestandteil ihrer Programmgestaltung, auch weil es zeitlich begrenzt ist und sich aus der besonderen Situation einer massenhaften Migration von Kriegs- und Elendsflüchtlingen rechtfertigt. Darüber hinaus ist diese zeitgemäße Anpassung an globale Veränderungen integrationspolitisch und für den „Dialog der Kulturen“ bedeutsam. Zudem verfügt die DW über die erforderliche institutionelle Kompetenz für solche Belange, die durch die schon praktizierte Kooperation mit ARD und ZDF weiterhin verstärkt werden könnte. Den vorgelegten Befunden sollte durch entsprechende Gesetzesanpassungen rechtliche Klarheit verschafft werden.

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Globalisation brings about the end of old certainties and – which is highly topical – massive transnational migration. In view of this, a reconceptualisation of the broadcasting mandate and competencies of the Deutsche Welle (DW) as foreign broadcasting service is necessary: under the conditions of a spatial and communicative dissolution of borders, a rigid understanding of „foreign“ has become untenable. It should be reformulated target-group-specifically. The legal quality of the term „foreign“ is thus interpreted more realistically and adequately. Not only foreign countries, but also the target-group of „foreigners inside the country“ are therefore relevant for the DW. It is consistent that the DW provides foreign-language broadcasting and especially TV programmes in the lingua franca English for foreigners temporarily residing in Germany, which also encompasses the large numbers of foreign tourists and business travellers. The socalled „Refugee TV“, which started at the end of 2015, is thus not a transgression of competences by the DW, rather a legitimate part of its programming decisions, also because it is temporarily limited and justified by an exceptional situation of mass migration of refugees fleeing from war and misery. Additionally, it is an up to date adaptation to global change that is important for integration policies and the „dialogue of cultures“. Moreover, the DW has the neces- sary institutional competencies for such tasks, which could be further strengthened via the already existing cooperation with ARD and ZDF. The presented results should be reflected by adequate legislative adjustments, ensuring legal clarity.

Details

Seiten
76
Jahr
2016
ISBN (PDF)
9783631700549
ISBN (ePUB)
9783631700556
ISBN (MOBI)
9783631700563
ISBN (Paperback)
9783631700532
DOI
10.3726/978-3-631-70054-9
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Juni)
Schlagworte
Flüchtlingsfernsehen kultureller Dialog Deterritorialisierung Zielgruppenorientierter Programmauftrag Integration
Erschienen
Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2016. 76 S., 2 farb. Abb., 1 s/w Abb.

Biographische Angaben

Gunnar Folke Schuppert (Autor:in)

Gunnar Folke Schuppert ist Emeritus des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Dort leitete er das WZB-Rule of Law-Center. Er war Inhaber des Lehrstuhls für Staats- und Verwaltungswissenschaft, insbesondere Staats- und Verwaltungsrecht an der Humboldt-Universität zu Berlin. Derzeit ist er u. a. Fellow des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt.

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