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Rom und Italien

Essays, Exkurse, Porträts

by Günther Specovius (Author)
©2020 Monographs 160 Pages
Series: Grundlagen der Italianistik, Volume 19

Summary

Der Band zeigt mit Porträts großer Persönlichkeiten der römischen Antike wie Cicero, Vergil und Ovid, aber auch durch neuzeitliche Autoren wie Vico und später Croce, das Nachleben einer Latinität im weitesten Sinne. Der Abschnitt über Rhetorik erklärt, wie die heutige Werbung nach uralten Mustern verfährt. Am Schluss steht Neapel im Mittelpunkt, wo nicht nur die Institutionen beschrieben werden, in denen dieses humanistische Erbe beispielhaft gepflegt wird, sondern auch Orte, die mit den antiken Klassikern bis heute in Verbindung gebracht werden können.

Table Of Contents

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhalt
  • Vorwort des Herausgebers
  • Vorwort des Autors
  • I. Kapitel: Cicero – nicht nur als Redner aktuell
  • II. Kapitel: Vergil – Roms größter Dichter
  • III. Kapitel: Ovid – Dichter der Liebe und Metamorphosen
  • IV. Kapitel: Die Macht der Rhetorik
  • V. Kapitel: Der Philosoph Giambattista Vico
  • VI. Kapitel: „Doctor universalis“ – Benedetto Croce
  • VII. Kapitel: Neapel zwischen Niedergang und Aufbruch
  • Register
  • Reihenübersicht

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Vorwort des Herausgebers

Rom und Italien, Italien und Rom: permanente
Begegnungen

Radio. Geht ins Ohr. Bleibt im Kopf.“ So lautet der Werbespot eines Kommunikationsmediums, das an den Anfang der Menschheit erinnert, die schon damals mit Ohren und Kopf ausgestattet war; auch mit Augen (heute wichtig für Smartphone, Tablet, PC, Videos…), aber eben nicht nur. Radiosendungen laden zum Zuhören ein, was leicht geht, denn wirklich gelungene Beiträge sind Sinngebilde mit attraktivem Informationsfluss und sie haben einen angenehmen Impetus bzw. Drive. Man kann Radio sogar mit geschlossenen Augen verstehen, wobei unser Kopf dann noch mehr leistet. Und das Gute daran: Es ist unser eigener Kopf! Für die virtuellen Medien gilt das allerdings nicht mehr: Mit ihnen gehen wir praktisch fremd.

Hörfunkprodukte sind also sehr förderlich sowie zielorientiert; denn Teil 2 jener Eigenwerbung verspricht: „Mit Radio erreichen Sie immer die richtigen.“ Deshalb wollten wir unbedingt Manuskripte von herausragenden Sendungen über besondere Autoren und Themen der Antike Roms sowie der Neuzeit Italiens als Grundlagen in dieser Reihe neu verbreiten. Das einstmals nur Hörbare soll nun durch die Augen in den Kopf gelangen, indem wir es lesen. Man kann jetzt lange bei Günther Specovius’ elegant geistreichen und konzis vorgetragenen Gedanken verweilen: Wir begegnen ihnen, lassen sie Revue passieren und behalten sie als kulturelle oder gar intellektuelle Freunde bei uns. Das wiederholte Zurückspulen eines Tonbandes wäre somit jetzt nicht mehr nötig.

„Cicero – nicht nur als Redner aktuell“, lautet, mit gutem Recht, der erste von drei Beiträgen zum Schrifttum der römischen Antike. Italienerinnen und Italienern ist das Lateinische und alles aus dem einstigen Rom Hervorgegangene ein frühes Substrat ihrer heutigen Identität. Da Kulturen, indem sie sich entwickeln, immer auch auf sich selbst bezogen sind, blieb ein Nährboden des späteren Schrifttums der Apenninhalbinsel das zuvor von Cicero, Vergil und Ovid sprachlich und dichterisch Erarbeitete: Cicero formte den Stil der Prosa, ließ sie für alle Zeiten glänzen, Vergil gab der Dichtung großen Atem, Ovid ziselierte die Poesie und vermittelte ihr eine Fülle von Textsorten, Themen und Temperamenten. Der anspruchsvolle und immer künstlerisch dargebotene Elan dieser alten Römer wirkt auf uns und beschenkt uns bis heute.

Dem lateinisch-römischen Dreigestirn stellt Günther Specovius eine Triade von Vertretern klassischer Italianität gegenüber, die letztlich auf den Schultern jener Römer stehen, ihnen permanent begegnen: Vico, Croce und Neapel, ←9 | 10→wobei in der berühmten Stadt die Gestalt der Parthenope zu sehen ist, welche den sprudelnden Geist jener auf dem Globus einmalig mannigfaltigen Metropole symbolisiert.

Die Mittelachse der aus sieben (nämlich 3 + 1 + 3) Teilen bestehenden Essaysequenz bildet die Rhetorik, welche all das formt, verschönt sowie außergewöhnlich erscheinen lässt, was wir zuerst still denken, um es dann sprachlich denen zu kommunizieren, die in effizienter Weise Botschaften erhalten sollen. Dabei lebt besonders die Literatur Italiens von geschickt gestalteter Sprache, weil man dort sehr früh begann, diese im Auge zu behalten und ins Ohr zu geben, nämlich kurz nachdem jene Wölfin Romulus und Remus in ihre Obhut genommen hatte. Die Rezepte der geradezu magisch wirkenden Rhetorik bekommt man in Italien noch heute mit der Muttermilch vermittelt! So kommt es zu einem kuriosen Phänomen: Auch wenn wir nicht alle diese(n) oder jene(n) Italiener(in) verstehen, so wünschen wir uns, dass er oder sie mit dem Sprechen über irgendetwas nicht aufhört, weil alles so interessant klingt.

Cicero, Vergil, Ovid, Rhetorik, Vico, Croce, Neapel… Specovius legt uns hierzu inhaltsreiche, anregende, von an der Antike geschulte, italienischem Flair beflügelte sowie auch von rhetorischer Kunst getragene Gesamtimpressionen vor. Alle möchte ich sie gerne einzeln würdigen. Aber mir liegt ein Genius außerordentlich am Herzen, dem ich zusammen mit dem Freund Günther Specovius wenigstens kurz applaudieren will:

Specovius’ Essay über Benedetto Croce, den Doctor universalis, macht uns – beispielhaft – deutlich, wie ein Mensch dachte und arbeitete, der ungewöhnlich lange als der berühmteste Gelehrte seiner Nation verehrt wurde. Auch heute gibt es Frauen und Männer, welche Denk- und Deutungssysteme ersinnen, die man bejubelt, aber der Applaus erschallt recht bald für neue Männer und Frauen… Bei Croce war das anders: Über ein halbes Jahrhundert prägte er Geschichtsverstehen, Geistigkeit und Ästhetik Italiens und beeindruckte viele andere Europäer. Jetzt noch vermag er seinem Land und uns unerhört viel zu sagen; allerdings muss man sich die Zeit nehmen, seine philosophischen Gedanken zu Geschichte, Kultur und Literatur mitzudenken. Croces Ideenkosmos kann man nämlich nicht googeln. An seiner faszinierenden Weitsicht und Tiefgründigkeit zeigt sich eben der Unterschied zum bloß Oberflächenbezogenen der heute so angebeteten Virtualität, die uns alles in Bruchteilen von Zeit bietet, aber eben auch nur für wenige Augenblicke…

Bleibendes schildert uns statt dessen bzw. deswegen Günther Specovius in seiner geschmeidigen Sprache, die stets klar daher kommt. Erstmals erlebte ich diese Begabung in persona 1999, also vor genau 20 Jahren, als wir gemeinsam durch Sizilien reisten. Ich hörte ihm begeistert zu: in Palermo, Mezzojuso, ←10 | 11→Syrakus, Noto, Taormina, Catania… Es kam mir damals so vor, als wäre ich mit Ferdinand Gregorovius unterwegs! So versichere ich Ihnen denn: „Mit Specovius erreicht Sie immer das Wichtige.“

Am 19. Juli 2019 wurde der (erst) 1919 gegründeten Hamburger Universität offiziell der Exzellenzstatus zuerkannt. Darüber freut sich natürlich der Herausgeber dieser Editionsreihe, welche die einzige innerhalb der breit aufgestellten deutschen Romanistik ist, die nur der Literatur und Kultur Italiens gilt, dem Land also, das schon früh ein fester Bestandteil Europas wurde. Auch die Autorinnen und Autoren der Reihe „Grundlagen der Italianistik“ sind gewiss über eine solche Auszeichnung erfreut, denn sie alle realisierten mit ihren Büchern ein Experiment. Aber ohne experimentelles Forschen und Mut zum Wagnis gibt es ja keine innovative Wissenschaft.

Hamburg, im August 2019 Heinz Willi Wittschier

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Vorwort des Autors

Nomen est omen

Den Faden wiederaufnehmen, was tut ein Mensch lieber, wenn damit eine Begegnung mit sich selbst gemeint ist.

Ich kam 1991 aus Kaliningrad, dem einstigen Königsberg in Ostpreußen, der Stadt Kants, zurück und fand nach der Ankunft des Schiffs in Lübeck ein Plakat, das eine preiswerte Reise nach Rom anpries. Bald dort eingetroffen, stieß ich auf zwei Tafeln auf Häusern, die auf den „Civis Romanus“ Ferdinand Gregorovius (1821–1891), den großen Rom-Historiker, hinwiesen, der im ostpreußischen Neidenburg geboren wurde. Fühlte ich mich nicht auch nach vielen Rom-Aufenthalten wie ein Bürger Roms. Ich hatte fast schon ein so intensives Verhältnis zur Stadt gewonnen, dass ich von der Stazione Termini wie ein Einheimischer mit traumwandlerischer Sicherheit mein Ziel im Gassengewirr fand.

Gregorovius wurde zum eigentlichen Entdecker des mittelalterlichen Roms. In acht Bänden, an denen er zwei Jahrzehnte schrieb, schildert er die Zeit vom Verfall des römischen Kaisertums bis zum Anfang des 16. Jahrhundert, also die „zweite Blüte Roms“. Darin beschreibt er auch ausführlich das „Haus d’Avalos“, von dem in dem Neapel-Kapitel gehandelt wird.

Wer Gregorovius’ reich-illustrierte „Wanderjahre in Italien“ zur Hand nimmt, auch wenn sie 1853 erschienen, den erwartet heute noch eine genussvoll belehrende Lektüre, bei der ein romantischer Einschlag kaum zu spüren ist, und die Beschreibungen immer wieder das Beständige im Wandel erfahren lassen.

Von Gregorovius wissen wir, dass sein Name aus dem polnischen Grzegorzowski kam. War es bei mir nicht ebenso, deutete der Name nicht auf die lateinishce Form eines slawischen hin, denn ich stamme väterlicherseits aus Ostpreußen. Also: nomen est omen. Außerdem bildete ich mir ein, man schriebe den Namen in Osteuropa häufiger richtig als in Deuschland.

Darum sah ich schon in meinem ersten Lateinunterricht so etwas wie eine Verpflichtung, über die Sprache Roms und seine Kultur mehr zu wissen als die anderen Schüler, obwohl einer mit dem Namen Neander ursprünglich Neumann oder Naumann, ein Martini einst ein Mertens war und Curtius ein Kurz.

Details

Pages
160
Year
2020
ISBN (PDF)
9783631824733
ISBN (ePUB)
9783631824740
ISBN (MOBI)
9783631824757
ISBN (Hardcover)
9783631819982
DOI
10.3726/b17401
Language
Italian
Publication date
2020 (November)
Keywords
klassische Antike lateinisches Mittelalter Renaissance Barock Kultur der Neuzeit
Published
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2020. 160 p., 10 ill. b/n.

Biographical notes

Günther Specovius (Author)

Günther Specovius, geboren 1932, ist durch hunderte Dokumentationen zu historischen und aktuellen Themen für Funk und Fernsehen hervorgetreten, die wie auch seine Korrespondenz in in- und ausländischen Archiven bewahrt werden. Außerdem arbeitet er als Buchautor und Herausgeber.

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