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Wirtschaftsmetaphorik im deutschen und polnischen Pressediskurs

Eine konfrontative Studie

von Kornelia Kansy (Autor:in)
©2020 Monographie 202 Seiten

Zusammenfassung

Die Autorin präsentiert in dem Buch ein korpusbasiertes Studium der Wirtschaftsmetaphorik in der deutschen und polnischen Presse. Vor dem onomasiologisch-kognitiven Hintergrund stellt die Autorin die abstrakte und komplexe Wirtschaftsdomäne als Zielbereich verschiedener metaphorischer Konzeptualisierungen vor. Anhand einer Vielzahl an Belegen aus wirtschaftlichen Rubriken verweist sie auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Sprachenpaares Deutsch-Polnisch hinsichtlich der dort auftretenden konzeptuellen Metaphernmodelle. Die von der Autorin vorgenommene empirische Analyse der ermittelten Metaphorik hat einerseits den Gebrauch, die Frequenz, Form und Funktion des untersuchten Phänomens erläutert, andererseits die im Pressediskurs konstruierten Welten aufgegriffen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • 1. Ziel und Methode der Arbeit
  • 2. Forschungsgegenstand
  • 2.1 Zu den Metaphern in den polnischen und deutschen Untersuchungen
  • 2.2 Zur konfrontativen Metaphernforschung
  • 3. Zur Spezifik der kognitiven Metapher
  • 3.1 Kognitiver Rahmen einer Metaphernforschung
  • 3.2 Kognitive Metapherntheorie
  • 3.3 Begriffsbestimmung
  • 3.4 Merkmale der Metapher
  • 3.4.1 Alltagssprachlichkeit der Metapher
  • 3.4.2 Kognitive Leistung der Metapher
  • 3.4.3 Metaphorische Projektion und ihre Regelmäßigkeiten
  • 3.4.4 Kohärenz der metaphorischen Konzepte
  • 3.4.5 Highlighting
  • 3.4.6 Idealisierte Kognitive Modelle (ICM)
  • 4. Begriffe im Umkreis der Metapher
  • 4.1 Metonymie und Synekdoche
  • 4.2 Vergleich und Analogie
  • 4.3 Symbol und Allegorie
  • 4.4 Phraseologismus
  • 4.5 Stereotyp
  • 5. Pressesprache
  • 5.1 Zum Begriff der Pressesprache
  • 5.2 Metaphern in der Presse
  • 5.3 Funktionen der Metaphern im Pressediskurs
  • 5.3.1 Kognitive Funktion
  • 5.3.2 Bewertende und emotionale Funktion
  • 5.3.3 Intentionale Funktion
  • 6. Klassifikation der Metaphern
  • 7. Strukturelle Metaphern
  • 7.1 Strukturmetapher – Kriegsmetaphorik
  • 7.2 Strukturmetapher – SPIELMETAPHORIK
  • 7.3 Strukturmetapher – FLUSSMETAPHORIK
  • 7.4 Strukturmetapher – WEGMETAPHORIK
  • 7.5 Strukturmetapher – KRANKHEITS-/VITALITÄTSMETAPHORIK
  • 7.6 Strukturmetapher – KATASTROPHENMETAPHORIK
  • 7.7 Strukturmetapher – THEATER-/FILM-/ZIRKUSMETAPHORIK
  • 7.8 Strukturmetapher – Glaubensmetaphorik
  • 7.9 Strukturmetapher – Schulmetaphorik
  • 7.10 Strukturmetaphern – eine Zusammenfassung
  • 8. Ontologische Metaphern
  • 8.1 Personifikation
  • 8.2 PFLANZENMETAPHORIK
  • 8.3 Maschinenmetaphorik
  • 8.4 Gebäudemetaphorik
  • 8.5 Tiermetaphorik
  • 8.6 Ontologische Metaphern – eine Zusammenfassung
  • 9. Schlussbemerkungen und Ausblick
  • Abbildungsverzeichnis
  • Tabellenverzeichnis
  • Bibliografie
  • Reihenübersicht

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Einleitung

Dass die Metapher alles andere als ein sondergestellter Tropus

und mehr mit dem Verständnis unseres Selbst, unserer Kultur

und der Art unserer Weltkonstruktion zu tun hat, als alle rhetorische

Schulweisheit sich träumen lässt, kann man als das einstimmige

Urteil der Metapherntheorie des 20. Jh. festhalten.

Klaus Müller-Richter, Arturo Larcarti

Die Erforschung des sprachlichen Phänomens Metapher bleibt seit mehr als 2000 Jahren ein unerschöpftes Thema vieler wissenschaftlicher Disziplinen. Im Laufe der Forschungsgeschichte variierte der Stellenwert der Metaphorik jedoch erheblich. Während die Metapher im Rahmen der antiken rhetorischen Tradition bei Aristoteles und Quintilian einen festen Platz in elocutio innehatte und als zentrale semantische Figur mit der Funktion des Tropus galt, spielte sie dabei eher eine zweitrangige Rolle des Redeschmucks oder sprachlichen Sonderfalls. Die Position der Metapher wandelte sich mit der kognitiven Wende des 20. Jahrhunderts, die nicht mehr eine Schattenerscheinung am Rande sprachwissenschaftlicher Theorien und Modellen darstellte, sondern „als fester und weitgehend unverzichtbarer Bestandteil unserer alltäglichen Sprache anzusehen ist“1.

Die vorliegende Studie basiert auf der kognitiv-linguistischen Metapherntheorie Lakoffs und Johnsons ausgehend von der Annahme, dass menschliches Denken und Handeln in erster Linie metaphorisch strukturiert sei.2 Demnach wird unter Metapher die Denkstruktur verstanden, die in der Sprache menschliche kognitive Prozesse spiegelt.3 Im Fokus folgender Abhandlung steht die Wirtschaftsmetaphorik in der deutschen und polnischen Presse, die als eine Ergänzung der kognitiv-semantischen kontrastiven Metaphernforschung gedacht ist. Die komplexe Wirtschaftsdomäne zeigt sich als ein hochproduktiver Zielbereich für metaphorische Projektionen und ermöglicht somit den Zugriff ←11 | 12→auf kognitive Prozesse, die in Verbindung mit der wirtschaftlichen Thematik gebraucht werden.4 Den wissenschaftlichen Hintergrund dieser Analyse stellen drei Studien: von Lakoff und Johnson, Jäkel sowie Baldauf dar.5 Auf der Grundlage dieser Arbeiten wird die Klassifikation konzeptueller Metaphern in der Presse unternommen, denn eine bereits entwickelte Arbeitsmethode, die sich in einer kontrastiven Analyse der deutschen und polnischen Pressesprache in Bezug auf die dort vertretene wirtschaftliche Metaphorik bewährt hätte, existiert bislang nicht.

Diese Abhandlung versucht folgendem Anliegen nachzugehen: Zum einen wird die deutsche und polnische Pressesprache explizit in Hinsicht auf die dort aufzufindende Wirtschaftsmetaphorik beschrieben. Zum anderen wird im Rahmen der Korpusanalyse der Versuch unternommen, vor dem onomasiologisch-kognitiven Hintergrund die abstrakte und komplexe Wirtschaftsdomäne des deutschen und polnischen Pressediskurses als Zielbereich verschiedener metaphorischer Konzeptualisierungen vorzustellen. Die Funktion und Häufigkeit der konzeptuellen Metaphern im untersuchten Sprachmaterial stellt den weiteren Forschungsschwerpunkt der Untersuchung dar. Außerdem wäre zu überlegen, ob möglicherweise quantitative und qualitative Differenzen in der Verwendung von Metaphern zwischen der polnischen und deutschen Pressesprache festzustellen sind. Die Forschungsergebnisse sollen anhand zahlreicher Beispiele aus polnischen und deutschen Presseartikeln illustriert werden.

Es wird von der Hypothese ausgegangen, dass die Metaphernmodelle in deutschen und polnischen wirtschaftlichen Rubriken gewisse Unterschiede aufweisen. Dies wäre auf die Tatsache zurückzuführen, dass die wirtschaftlichen Entwicklungen in beiden Ländern anders verliefen und verlaufen, sei es in Hinblick auf die europäische Integration und vor allem auf die geschichtlich bedingte divergent verlaufende wirtschaftliche Fortentwicklung innerhalb der beiden Länder. Der Beginn der Wirtschaftsgeschichte Deutschlands wird seit der Mitte des 20. Jahrhunderts datiert. Mit dem sogenannten Wirtschaftswunder ←12 | 13→vom Jahre 1948 war der Anfang für den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands geschaffen.6 Dagegen kann man von einer freien Marktwirtschaft in Polen praktisch erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, somit an der Schwelle der 90er Jahre, sprechen. Mit dem Jahr 1989 setzte in Polen eine neue Ära ein. Der Kalte Krieg ging zu Ende und viele osteuropäische Länder – darunter auch Polen – haben einen neuen Weg eingeschlagen. Die Neuorientierung an den Regeln der freien Marktwirtschaft ist in allen Lebensbereichen spürbar geworden, darunter auch in den Medien.7

Das vorliegende Projekt ist als ein korpusbasiertes und komplexes Studium der Wirtschaftsmetaphorik in der deutschen und polnischen Pressesprache konzipiert und hat grundsätzlich einen empirischen Charakter, wobei auch theoretische Überlegungen bei der komplexen Bearbeitung des Forschungsthemas zur Sprache kommen.

In erster Linie werden die Begrifflichkeiten und die Methodik als Analysegrundlage erläutert. Die Darstellung der Metaphorik-Forschungsergebnisse in der deutschen und polnischen Literatur sowie die Darlegung der Ergebnisse der kontrastiven Forschungen folgen in den ersten Kapiteln der Abhandlung. Der Versuch, den deutschen, polnischen und konfrontativen Forschungsstand zu beleuchten, soll die Differenzen aufzeigen und gewisse Lücken präsentieren. Die Arbeit verfolgt vielmehr nicht das Ziel, eine vollständige, detaillierte Übersicht über bisherige Metapherntheorien zu liefern; sie versucht lediglich auf die dominierenden relevanten Ansätze des Metaphernverständnisses einzugehen. Um den vielfältigen funktionalen Aspekt der Metaphorik erfassen zu können, wird zunächst der kognitive Rahmen sowie die kognitive Metapherntheorie diskutiert. Im Anschluss daran werden der Metaphernbegriff und die Merkmale der Metaphern in allen Einzelheiten erarbeitet. Daraufhin werden die Begriffe im Umkreis der Metapher erläutert und Überlegungen zur Vielfalt der Terminologie und der Abgrenzung der kognitiven Metapher von anderen sprachlichen Phänomenen, wie Metonymie, Synekdoche, Vergleich, Analogie, Symbol, Allegorie, Phraseologismus und Stereotyp angestellt. Des Weiteren wird eine Kurzcharakteristik der Pressesprache und der dort vertretenen Metaphorik geliefert. Ein besonderes Augenmerk gilt der Darstellung der Metaphern in der Pressesprache und der Diskussion ihrer Funktionen.

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Als Basis für die anschließende empirische Untersuchung wird im Kapitel 6 die Klassifikation der kognitiven Metapher erarbeitet. Dies erfolgt in erster Linie anhand der Auseinandersetzung mit den bisherigen typologischen Versuchen in der Metaphernforschung sowie der Spezifik des wirtschaftlichen Pressediskurses. Die Präsentation der relevantesten Klassifikationsformen verdeutlicht die diversen Perspektiven und Ansätze, wenn es um die Betrachtung der konzeptuellen Metapher in verschiedenen sprachlichen Realisationen geht. Im Rahmen dieser Untersuchung wird das umfangreiche Pressekorpus in Anlehnung an die funktionale Typologie von Lakoff und Johnson analysiert. Die zwei Klassen der strukturellen sowie ontologischen Metaphern decken den möglichen Bereich der Konzeptualisierungen im deutschen und polnischen Begriffsfeld der Ökonomie und lassen verschiedene interessante Schlüsse ziehen. Im Anschluss an dargestellte Klassifikationen erfolgt eine problemorientierte synchrone empirische Untersuchung.

Die umfangreiche Klasse der Strukturmetaphern wird zunächst beschrieben und klassifiziert. Anhand authentischer deutscher und polnischer Pressebeispiele werden die dominanten Metaphernmodelle der Ökonomie ermittelt und in Hinsicht auf den funktionalen Aspekt sowie die Häufigkeit der Subkategorien charakterisiert. Durchgängig wird versucht, auf die Konvergenzen und Divergenzen im Sprachenpaar Deutsch und Polnisch hinzuweisen. Danach stehen die ontologischen Metaphern einschließlich der Personifikation im Zentrum des Interesses. Die zahlreichen Metaphernmodelle dieser Metaphernklasse schildern die Realisierungsformen in der Pressesprache. Jedem Metaphernmodell folgt eine quantitative und qualitative Untersuchung, damit die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den beiden Sprachsystemen zur Sprache kommen.

Aufbauend auf der synchronen Bestandaufnahme der relevanten Metaphernschemata der deutschen und polnischen Pressesprache im Bereich der Wirtschaft werden die wichtigsten Untersuchungsergebnisse in der Zusammenfassung der Arbeit präsentiert.


1 Baldauf, Christa (1997): Metapher und Kognition. Grundlagen einer neuen Theorie der Alltagsmetapher. Frankfurt am Main, S. 11.

2 Vgl. Lakoff, George/Johnson, Mark (2008): Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern. Heidelberg, S. 3.

3 Ebd., S. 5.

4 Vgl. Jäkel, Olaf (2003b): Wie Metaphern Wissen schaffen. Die kognitive Metapherntheorie und ihre Anwendung in Modell-Analysen der Diskursbereiche Geistestätigkeit, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion. Hamburg, S. 189ff.

5 Siehe Lakoff, George/Johnson, Mark (2008): Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern. Heidelberg; Jäkel, Olaf (2003b): Wie Metaphern Wissen schaffen. Die kognitive Metapherntheorie und ihre Anwendung in Modell-Analysen der Diskursbereiche Geistestätigkeit, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion. Hamburg; Baldauf, Christa (1997): Metapher und Kognition. Grundlagen einer neuen Theorie der Alltagsmetapher. Frankfurt am Main.

6 Vgl. Prollius, Michael von (2006): Deutsche Wirtschaftsgeschichte nach 1945. Stuttgart; Weimer, Wolfram (1998): Deutsche Wirtschaftsgeschichte. Von der Währungsreform bis zum Euro. Hamburg.

Details

Seiten
202
Jahr
2020
ISBN (PDF)
9783631822609
ISBN (ePUB)
9783631822616
ISBN (MOBI)
9783631822623
ISBN (Hardcover)
9783631803202
DOI
10.3726/b16990
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (November)
Schlagworte
konzeptuelle Metapher kognitive Metapherntheorie Pressesprache kontrastive Linguistik Alltagsdiskurs
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2020. 202 S., 44 s/w Abb., 2 Tab.

Biographische Angaben

Kornelia Kansy (Autor:in)

Kornelia Kansy studierte Germanistik an der Universität Opole, wo sie auch promoviert wurde. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sind kognitive und kontrastive Linguistik, Textlinguistik und Mediensprache.

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