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Jugendliche im Gespräch

Forschungskonzepte, Methoden und Anwendungsfelder aus der Werkstatt der empirischen Sprachforschung

von Eva Neuland (Band-Herausgeber:in) Benjamin Könning (Band-Herausgeber:in) Elisa Wessels (Band-Herausgeber:in)
©2018 Konferenzband 336 Seiten

Zusammenfassung

Empirische und methodische Entscheidungen stellen für die Sprachforschung anhaltende Herausforderungen dar, die im Hinblick auf das jeweilige Erkenntnisinteresse abzuwägen sind. Das Buch trägt neben verschiedenen methodischen Ansätzen inhaltliche Befunde aus Gesprächsforschung, Medienlinguistik und Variationslinguistik zusammen, die empirisch gestützte Einblicke in Interaktions- und Sprechweisen Jugendlicher ermöglichen. Es werden Einblicke in vielfältige Sprach- bzw. Kommunikationskompetenzen der Jugendlichen in den Kontexten Schule, Freizeit, Mehrsprachigkeit und Medien vermittelt, sei es argumentativ, narrativ oder reflexiv sowie im Hinblick auf Adressatenorientierungen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Zur Einleitung
  • Kontext Schule
  • Gebrauchs- und Verständnisweisen sprachlicher Höflichkeit von Jugendlichen:: Korrespondenzanalysen von Fragebogen- und Spontandaten am Beispiel von Komplimentieren/Loben
  • Kommunikation von Schülern in der Gruppenarbeit
  • Zum ko-konstruierten Argumentieren Jugendlicher in schulischen Gruppendiskussionen
  • „Man muss immer angebracht schwatzen, wie es im Umfeld erwünscht ist.“ – Registersensibilität und Registerkompetenz von Auszubildenden – Selbstaussagen und Fremdzuschreibungen in Interviews
  • Identitätskonstruktionen jugendlicher Schülerinnen und Schüler in schulischen Elterngesprächen1Dieser Aufsatz ist im Rahmen des von Helga Kotthoff geleiteten DFG-Projekts zur „interaktionalen Soziolinguistik schulischer Sprechstunden“ entstanden. Für kritische Kommentare und Anmerkungen zu einer früheren Version danke ich ihr sowie den Herausgeberinnen und Herausgebern dieses Bandes herzlich.
  • Kontext Freizeit
  • Indexing social age – Multimodale Begrüßungsroutinen Postadoleszenter als Index alternierender Lebensphasen
  • Was verraten Jugendliche über ihre Kleidung?: Ergebnisse einer Interview- und Gruppendiskussionsstudie zu Prozessen jugendlicher Selbstinszenierung
  • Erzählstile Jugendlicher mit und ohne Migrationshintergrund.: Ein Plädoyer für subjektive Reaktionstests am Beispiel einer Fallstudie
  • Kontext Mehrsprachigkeit
  • Freizeitkommunikation österreichischer Jugendlicher unter quantitativen und qualitativen Aspekten
  • Generationenadäquater Sprachgebrauch als Lernziel im universitären DaF-Unterricht. Analysen von Online-Fragebogendaten italienischer Studierender
  • Sprechen mit fremder Stimme. Jugendliche in der Deutschschweiz
  • Jugendsprache im norddeutschen Raum – ein Werkstattbericht1Frau Prof. Dr, Eva Neuland danke ich, den Beitrag in dieser Reihe veröffentlichen zu dürfen. Auch Prof. Dr. Charlotta Seiler Brylla und Dr. Susanne Tienken sei für geschwinde und wertvolle Hinweise gedankt.
  • Kontext Medien
  • Facebook-Sprachgebrauch im Kontext von innerer Mehrsprachigkeit in Südtirol
  • „Liebe dagi bee du bist wunder wunder hübsch “ –: Osmotische Werbung und jugendliche Identitätsarbeit im Rahmen von Kommentarlisten auf YouTube
  • Zusammenstellung der wichtigsten GAT 2-Transkriptionskonventionen
  • Autorenverzeichnis

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Eva Neuland/Benjamin Könning/Elisa Wessels

Zur Einleitung

 

 

Das sprachliche Handeln Jugendlicher ist immer wieder Anlass für Klagen über den drohenden Verfall der deutschen Sprache. Diese werden zum Teil auch vor dem Hintergrund unserer zunehmend mehrsprachigen Gesellschaft vorgebracht. In populären Medien werden oftmals die Jugendlichen oder die Jugendsprache verkürzt als Verantwortliche für Sprachverrohung (hate-speech) oder angeblichen Sprachverfall im Kontext von computervermittelter Interaktion (Vong-Sprache u.a.) ausfindig gemacht. Mediale Zuspitzungen und Inszenierungen werden hierbei meist wenig reflektiert. Den anderen Pol der öffentlichen Debatte bildet der innovative und sprachproduktive Charakter jugendlicher Sprechweisen. Bestimmte, ehemals eher Jugendlichen zugesprochene Ausdrucksweisen dienen im Zuge einer ausgeweiteten Jugendphase und unschärfer werdender Übergänge zum Erwachsenenalter den positiven Selbstzuschreibungen vieler SprecherInnen.

Der Titel des vorliegenden Bandes: Jugendliche im Gespräch soll hier durchaus in zweifacher Weise verstanden werden. Denn neben der o.g. Herausforderung durch öffentliche Debatten trägt der Band inhaltliche Befunde aus Gesprächsforschung, Medienlinguistik und Variationslinguistik zusammen, die empirisch gestützte Einblicke in Interaktions- und Sprechweisen Jugendlicher ermöglichen. Der Sammelband ist anlässlich eines gleichnamigen Workshops entstanden, der im Rahmen des DFG-geförderten Projekts „Sprachliche Höflichkeit bei Jugendlichen – empirische Gebrauchs- und Verständnisweisen im Schulalter“1 im Herbst 2017 an der Bergischen Universität stattgefunden hat.

Durch den methodisch ausgelegten Schwerpunkt versteht sich der Band auch als Anregung für die künftige Forschung und das forschende Lernen im Rahmen des Studiums, sodann für Qualifikationsarbeiten von Nachwuchswissenschaftlern, speziell Dissertationen. Gegenwärtige Methodendebatten2 zeigen, dass verschieden ausgerichtete Forschungsansätze der Erhebung und Beschreibung ←7 | 8→des Sprachgebrauchs Vorzüge wie Nachteile aufweisen, die durch Methodenkombinationen und Datentriangulationen ausgeglichen bzw. gemildert werden können. Blinde Flecke, die durch ein empirisches Setting hervorgerufen sind, oder scheinbare Widersprüche, die sich bei der Auswertung von spontanen und metapragmatischen/metasprachlichen Daten ergeben, stellen für Forschergruppen anhaltende Herausforderungen dar, die im Hinblick auf das jeweilige Erkenntnisinteresse zu prüfen und abzuwägen sind.

Audio- und Videoaufnahmen von lebensweltlichen Praktiken Jugendlicher, überwiegend mittels teilnehmender Beobachtung erhoben, ermöglichen einen (bestmöglich) authentischen Zugang zum Sprachgebrauch der betreffenden Sprechergruppe, sind aber nicht zuletzt aufgrund ihrer aufwendigen Erhebung und ihrer erschwerten Quantifzierbarkeit auf deskriptive Einzelfallanalysen beschränkt.

Elizitierende Methoden wie z.B. Interviews oder Leitfadengespräche bieten den Vorteil erkenntnisgerichteter Erhebungen, büßen dafür aber an Natürlichkeit ein. Experimente und Testverfahren werden in der Sprachforschung eher selten eingesetzt, da sie einen hohen Grad von Standardisierung voraussetzen, der im natürlichen Sprachgebrauch nicht gegeben ist.

Anhand von Fragebögen mit unterschiedlichen Frageformaten können metapragmatisch Einstellungen und Einschätzungen zu vorab gebildeten Kategorien in größerer Anzahl abgefragt werden. Authentischer Sprachgebrauch kann hier nur indirekt und über den Umweg des Sprachbewusstseins erschlossen werden. Effekte sozialer Erwünschtheit sind bei der Auswertung zu reflektieren.

Korpusanalytische Methoden dienen der Quantifizierung bestimmter sprachlicher Phänomene, bedürfen aber einer aufwendigen Annotation, um effektiv ausgewertet werden zu können.

Neuerdings werden verstärkt multimodale Analysen geltend gemacht, die verbale Daten um v.a. optische (durch Erscheinungsbild, Kleidung, Habitus) ergänzen. Dabei bedarf es noch weiterer Entwicklungsarbeit für entsprechende Beschreibungsinventare.

Die vorliegenden Beiträge machen in unterschiedlicher Weise von diesen methodischen Zugängen Gebrauch. Sie sind nach vier Kontexten: Schule, Freizeit, Mehrsprachigkeit und Medien gegliedert. Dabei sind die vorgegebenen Kontexte nicht als statisch und exklusiv, sondern lediglich als Orientierungsgröße zu verstehen, was auch an verschiedenen Überlappungen der Themenstellungen an Gelenkstellen der Gliederung deutlich wird.

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Zu den Beiträgen in diesem Band:

Im Kontext Schule stellen Eva Neuland, Benjamin Könning und Elisa Wessels in ihrem Beitrag Ergebnisse zu jugendtypischen Formen der positiven Höflichkeit, und zwar des Komplimentierens und Lobens, vor, die anhand von Fragebogenerhebungen sowie Audioaufnahmen von unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Gesprächssituationen analysiert werden. Zur Stützung der Validität wird dabei auf Korrespondenzen pragmatischer und metapragmatischer Daten Wert gelegt.

Katrin Hee zeigt mit ihren Analysen von audio- bzw. videografierten Gesprächen in Gruppenarbeitsphasen verschiedener Jahrgangsstufen, dass diese oft zur Selbstinszenierung und als Identitätsmarker dienen und in Zusammenhang mit verschiedenen Unterrichtssituationen (Gruppen- und Plenumsarbeit), nicht aber mit mangelnden bildungs- bzw. standardsprachlichen Kompetenzen stehen müssen.

Der Beitrag von Judith Kreuz thematisiert ein Projekt zur argumentativen Fähigkeit von SchülerInnen der sechsten Jahrgangsstufe. Insbesondere Formen argumentativer Ko-Konstruktionen spielen in ihren Beobachtungen in einem elizitierenden Setting (Robinson-Setting) mit bestimmten Anforderungen an die Argumentationsfähigkeit eine zentrale Rolle.

Christian Efing und Isa-Lou Sander untersuchen die Registersensibilität und Registerkompetenz von BerufsschülerInnen. Aus Interviews mit Auszubildenden und ihren Lehrkräften schließen sie auf eine hohe Registerkompetenz von Auszubildenden in verschiedenen Berufsfeldern, die höher ausgeprägt ist als die Fähigkeit zur eigenproduktiven Umsetzung einer angemessenen Verwendungsweise, z.B. eines schriftlich-distanzsprachlichen Registers.

Einem außerunterrichtlichen Gesprächstyp widmet sich Falko Röhrs in seinem Text zu musterhaften interaktiven Praktiken in schulischen Elterngesprächen. Dazu greift er auf Daten eines DFG-Projekts: „Interaktionale Linguistik schulischer Sprechstunden“ (Leitung: Helga Kotthoff) zurück und analysiert diese im Hinblick auf Identitätskonstruktionen der SchülerInnen mittels sozialer Kategorisierungen und Typisierungen.

Eine Forschungslücke im Bereich der Multimodalitätsforschung mittels Videografie wird von Nils Bahlo und Stefanie Krain im Kontext Freizeit konstatiert. Ebenso wirft der Beitrag Fragen zu den von der Sprachforschung theoretisch wie empirisch bislang weniger beachteten Übergängen vom Jugend- zum Erwachsenalter im Rahmen der Postadoleszenz auf.

Mit einer multimodalen Analyse erarbeitet Katharina Staubach in ihrer Studie Einblicke in Prozesse der Selbst- und Fremdzuschreibung in Gesprächen ←9 | 10→über T-Shirt-Aufdrucke. Ihre Ergebnisse belegen, dass Markenkleidung im Spiel jugendlicher Selbstinszenierungen einen entscheidenden Stellenwert einnimmt und mit subjektiven Bedeutungszuschreibungen aufgeladen werden kann.

Mit ethnolektalen Sprechweisen beschäftigt sich Norbert Dittmar in seinem Beitrag, der anhand von Fallbeispielen u.a. auf die besondere Relevanz der Prosodie als Element der Herstellung von Bedeutung im Gespräch hinweist, die in den beschriebenen Gesprächen unter Migrantenjugendlichen in einigen Fällen funktional relevanter erscheint als z.B. standardorientierte Syntax. Er macht auf die Bedeutung von subjektiven Reaktionstests aufmerksam, die seit den frühen Studien von Labov in der Soziolinguistik nicht weiter verfolgt wurden.

Im Kontext Mehrsprachigkeit gibt Georg Oberdorfer als Vertreter eines Langzeitprojektes zur Jugendsprache in Österreich (Leitung: Arne Ziegler) einen Einblick in aktuelle Entwicklungstendenzen der österreichischen Jugendsprache im ländlichen und städtischen Raum. Am Beispiel der Kategorien Expressivität, Tempus und Artikelverwendung werden quantitative und qualitative Daten (Gebrauchsfrequenzen und Interaktionskontexte) kombiniert.

Joachim Gerdes diskutiert anhand einer Fragebogenstudie die Relevanz des Einbezugs von Varietäten im italienischen DaF-Unterricht bei Studierenden angesichts mangelhafter bzw. fehlender authentischer Lernmaterialien und Vermittlungskompetenzen im Unterricht.

Auch Jacqueline Züst und Sarah Eggel arbeiten mit einer Fragebogenerhebung, anhand derer sie Beobachtungen zum Gebrauch von Jugendsprachen und Dialekt bei einer ländlich und einer städtisch geprägten Probandengruppe durchführen, die unterschiedliche Nähe zum ethnolektalen und dialektalen Sprachgebrauch von Jugendlichen aufweisen.

Henrike Carolin Bohlin stellt in einem Werkstattbericht eines Forschungsprojekts an der Universität Stockholm Vorgehensweisen und erste Ergebnisse metapragmatischer Aussagen und sozialer Positionierungen, also von Spracheinstellungen Jugendlicher im ländlichen Raum Norddeutschlands vor.

Der Kontext Medien wird angeführt von einem Beitrag von Annemarie Saxalber und Miriam Micheluzzi, die im Kontext der Südtiroler Mehrsprachigkeit Sprachgebrauch in Facebook zwischen Standardsprache und Dialekt verfolgen. Dabei zeigen sich Anzeichen für alterstypische Unterschiede im Dialektgebrauch, die bei jugendlichen SchreiberInnen überwiegen, wenn auch nicht bei allen schriftlichen Textsorten.

Dorothee Meer regt dazu an, Hypermedien wie beispielsweise Youtube stärker im Hinblick auf ihre multimedialen Ausdrucksformen und deren Wechselwirkungen hin zu analysieren. Sie vermittelt Einblicke in Aspekte von ←10 | 11→Identitätskonstruktionen von UserInnen am Beispiel von Kommentarlisten der (bei Jugendlichen) populären Youtuberin/V-Logerin Dagi Bee.

Insgesamt zeigt sich in der Übersicht laufender Projekte für die empirische Sprachforschung eine Dominanz mündlichen Sprachgebrauchs mit korpus- und gesprächsanalytischen Vorgehensweisen. Im Kontext der jeweiligen Themen- und Fragestellungen werden neben den Vorzügen der Methoden auch ihre Probleme deutlich, wie z.B. die Schwierigkeiten, bei aller Einzelfallkonzentration allgemeinere Gebrauchsmuster herauszuarbeiten und die entscheidenden sprachlichen bzw. kommunikativen Merkmale und Operationalisierungen für weiterreichende Hypothesen, z.B. der Identitätskonstruktion, auszuwählen.

Bei aller Methodenvielfalt wird aber auch die hohe Sprach- bzw. Kommunikationskompetenz der Jugendlichen deutlich, sei es argumentativ, narrativ oder reflexiv sowie im Hinblick auf Registerwechsel.

Literatur

Albert, Ruth/Marx, Nicole (2017): Empirisches Arbeiten in Linguistik und Sprachlehrforschung. Tübingen.

Dittmar, Norbert (2018): Datenerhebung qualitativ. Mit einem Ausblick auf Beschreibungsverfahren. In: Neuland, Eva/Schlobinski, Peter (Hrsg.), 52–84.

Kallmeyer, Werner (2008): Qualitative Methoden. In: Ammon, Ulrich et al. (Hrsg.): Soziolinguistik. Ein internationales Handbuch zur Wissenschaft von Sprache und Gesellschaft. 2. Aufl. Berlin, 978–992.

Neuland, Eva (2018): Jugendsprache. 2. Aufl. Tübingen.

Neuland, Eva/Schlobinski, Peter (Hrsg.) (2018): Handbuch Sprache in sozialen Gruppen. Berlin.

Schlobinski, Peter (2018): Datenerhebung quantitativ. In: Neuland, Eva/Schlobinski, Peter (Hrsg.), 35–51.

1 www.hoeflichkeit.uni-wuppertal.de.

2 Vgl. hierzu beispielsweise die einschlägigen Arbeiten von Albert/Marx (2017); Kallmeyer (2008); Neuland (2018); Neuland/Schlobinski (Hrsg.) (2018), darin enthalten Dittmar (2018) und Schlobinski (2018).

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Eva Neuland/Benjamin Könning/Elisa Wessels

Gebrauchs- und Verständnisweisen sprachlicher Höflichkeit von Jugendlichen:

Korrespondenzanalysen von Fragebogen- und Spontandaten am Beispiel von Komplimentieren/Loben

Abstract: This paper is part of the DFG-supported project about young peoples attitudes towards and use of verbal (im)politeness. The analysis is based on a combination of metapragmatic and pragmatic data (different types of questionnaires including Critical Incidents, as well as spontaneous speech corpora in peer groups and school lessons). In this paper we focus on face flattering acts such as compliments and ask about the influence of situation and recipient design as well as sociolinguistic differences. The methodological outcome shows the correspondence of metapragmatic and pragmatic data, the empirical outcome gives evidence to a specific style of politeness of young people.

1 Das Wuppertaler Forschungsprojekt zu Gebrauchs- und Verständnisweisen sprachlicher Höflichkeit bei Jugendlichen im Schulalter

1.1 Ziele und zentrale Fragestellungen

Der Beitrag wendet sich den Verständnis- und Gebrauchsweisen von Jugendlichen hinsichtlich positiver Höflichkeitsformen und Funktionen zu. Folgende Fragestellungen stehen im Zentrum:

Welche Bedeutung messen Jugendliche der positiven Höflichkeit bei?

In welchen prototypischen Formaten und Funktionen (z.B. strategischer Einsatz) werden diese Sprechhandlungen verwendet, mit welchen Komplimentierungs- und Lobesgegenständen (Erscheinungsbild, Charaktereigenschaft und Leistung) gegenüber welchen Adressaten? Lassen sich jugendtypische sowie institutionstypische Verwendungsweisen identifizieren?

In welchen Kontexten und in welcher sequenziellen Organisation treten sie auf? Können Differenzen zwischen verschiedenen Interaktionskontexten und Adressatenkonstellationen ermittelt werden?

Wie reflektieren Jugendliche und Lehrkräfte über Kompliment und Lob, und wie unterscheiden sich ihre Einstellungen?

Sind soziolinguistische Differenzen von Geschlecht oder Altersstufe zu erkennen?

1.2 Methodenübersicht und Datengrundlage des Projekts

Dieser Beitrag ist eingebettet in das laufende DFG-Forschungsprojekt zum Umgang Jugendlicher mit sprachlicher Höflichkeit1 und strebt im Sinne des Projektziels die Erarbeitung ausgewählter Gebrauchs- und Verständnisweisen sprachlicher (Un)Höflichkeit bei Jugendlichen im Schulalter an. Über theoretische Hintergründe und erste Befunde wurde schon verschiedentlich berichtet; zuletzt über jugendtypische Formen negativer Höflichkeit (vgl. Neuland/Könning/Wessels 2017). Wir haben für das Projekt eine Methodenkombination von Fragebögen- und Spontandatenerhebungen in verschiedenen Aufnahmesituationen gewählt, vor allem der Peergruppen- und der Unterrichtskommunikation. Korrespondenzanalysen von pragmatischen und metapragmatischen Daten wird dabei besondere Aufmerksamkeit zuteil.

1.3 Theoretische Aspekte zum Komplimentieren/Loben

Die klassische Literatur (Brown/Levinson 2006) bestimmt Komplimente als face flattering acts, als zentrale positive Höflichkeitsstrategie, die dem Wunsch beider Interaktanten nach Gesichtsschonung entgegenkommt.

Details

Seiten
336
Jahr
2018
ISBN (PDF)
9783631771303
ISBN (ePUB)
9783631771310
ISBN (MOBI)
9783631771327
ISBN (Hardcover)
9783631766736
DOI
10.3726/b14825
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Dezember)
Schlagworte
Gesprächsforschung Jugendsprache Schule Freizeit Mehrsprachigkeit Medien
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018. 334 S., 20 s/w Abb., 28 Tab.

Biographische Angaben

Eva Neuland (Band-Herausgeber:in) Benjamin Könning (Band-Herausgeber:in) Elisa Wessels (Band-Herausgeber:in)

Eva Neuland ist Universitätsprofessorin i.R. für Germanistik/Didaktik an der Bergischen Universität Wuppertal. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Deutsche Sprache und ihre Didaktik, Soziolinguistik, Gesprächs- und Textlinguistik, Deutsch als Fremdsprache und interkulturelle Kommunikation. Benjamin Könning ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt: "Sprachliche Höflichkeit bei Jugendlichen". Er promoviert zum Thema Peer-Gespräche im Kontext Schule und lehrt im Bereich Sprachdidaktik an der Bergischen Universität Wuppertal. Elisa Wessels ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Forschungsprojekt: "Sprachliche Höflichkeit bei Jugendlichen". Sie promoviert in der interaktionalen (Sozio-)Linguistik und lehrt im Bereich Sprachwissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

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