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Umwelt-, Klima- und Konsumgeschichte

Fallstudien zu Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Unter Mitarbeit von Lisa Bauereisen und Christoph Gunkel.

von Wolfgang Wüst (Band-Herausgeber:in) Gisela Drossbach (Band-Herausgeber:in)
©2019 Sammelband 566 Seiten

Zusammenfassung

Naturkatastrophen, klimatische Veränderungen sowie Kritik an der Konsumgesellschaft verleihen dem gemeinschaftlichen Tagungsband ungebrochene Aktualität. Die inhaltlich stark kontrastierenden Beiträge vermitteln vom Mittelalter bis heute ein durchwachsenes Bild von Verständnis, Wahrnehmung sowie Umgang mit der Umwelt und tragen zur Diskussion um die Begriffe «Protokonsum» und «Karmakonsum» bei. Noch junge Disziplinen wie Historische Klimatologie und Hochwasserforschung beginnen, klimatische Einflüsse auf historische Ereignisse über Staatsgrenzen hinweg zu rekonstruieren. Über Bayern hinaus besteht die Notwendigkeit, pauschale Forschungsmeinungen zum europaweiten Handel und Konsum sowie seinen schädlichen Folgen wie den europäischen Pestzügen lokal quellenbasiert interdisziplinär zu prüfen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Verzeichnis der AutorInnen und MitarbeiterInnen
  • Abkürzungsverzeichnis
  • Themeneinführung und Zusammenfassungen
  • Umwelt-, Klima- und Konsumgeschichte: eine Einführung (Gisela Drossbach / Wolfgang Wüst)
  • Zusammenfassung Teil 1 (Oliver Gerstacker)
  • Zusammenfassung Teil 2 (Marc Holländer)
  • Sektion I: Franken
  • Konfliktpotential alltäglicher Konsumgüter: Der Streit ums Biermonopol im frühneuzeitlichen Oberfranken (Thomas J. Hagen)
  • Zeidelwesen in fränkischen Landen aus umweltgeschichtlichem Blickwinkel (Sabine Wüst)
  • Wärmedämmung und Wetterschutz – Befunde am historischen Haus (Herbert May)
  • Fischkonsum, Flussfischerei und Fischzucht im östlichen Franken vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert (Günter Dippold)
  • Sektion II: Schwaben und Pfalz-Neuburg
  • Herrenspeise – Armenspeise: Essen und Trinken im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Spital (Gisela Drossbach)
  • Aus Latrinen und Müllhalden. Die Augsburger „Warenwelt“ im Spätmittelalter und in der Renaissance aus Sicht der Archäologie (Michaela Hermann)
  • Der Kampf mit den Naturgewalten: Mühlen im Spannungsfeld von Eis, Überschwemmungen, Dürre und Energieknappheit (Gerhard Fritz)
  • Eimerweise Luxus. Die Wasseranschlüsse privater Haushalte in Augsburg 1558–1806 (Barbara Rajkay)
  • Medizin in Henkelkrügen. Zu Vertrieb und Konsum von Sauerbrunnen in Augsburg 1750–1850 (Renate Pfeuffer)
  • Die Entstehung eines urbanen Naturerlebens in Augsburg 1880–1920: Eine ikonographische Analyse von Darstellungen des Unteren St.-Jakobs-Wasserturms (Felix Guffler)
  • Lokale Interpretationen eines globalen Handlungsauftrages: Deutungen „nachhaltiger Entwicklung“ in bayerischen Kommunen – Eine Fallstudie (Nadja Hendriks)
  • Sektion III: Bayern
  • Das Prinzip der Nachhaltigkeit – Holz-, Forst- und Waldordnungen als Quellen für ökologisches Wirtschaften (Wolfgang Wüst)
  • Spargel in Bayern als Garten- und Ackerfrucht – Zu den regionalen Anfängen eines exotischen Gemüses (Wolfgang Wüst)
  • Jagd und gesellschaftliche Nachhaltigkeit in der bayerischen Geschichte (Martin Knoll)
  • Bayerische Umwelt-, Klima- und Konsumgeschichte im Spiegel der Bayerischen Literaturgeschichte – Eine Blütenlese (Klaus Wolf)
  • Sektion IV: Österreich, die Schweiz und Europa
  • Zwischen Wetterbeobachtung und Katastrophenangst. Zur Wahrnehmung frühmittelalterlicher Naturereignisse (Thomas Wozniak)
  • Zum Umgang mit schweren Hochwassern an der unteren Salzach und am unteren Inn seit dem späten Mittelalter (Christian Rohr)
  • Klima und Konsum. Gesellschaftliche Konstitution des anthropogen verursachten Klimawandels von 1600 bis zu Svante Arrhenius (Stefan Lindl)
  • Überschwemmungen und Wetterbeobachtung. Zwei Forschungs- und Wissensfelder in Franz von Zallingers Werk (Reinhard Ferdinand Nießner)
  • Der „Schwarze Tod“ und seine Implikationen für Umwelt und Klima (Amalie Fößel)
  • Orts- und Personenregister

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Verzeichnis der AutorInnen und MitarbeiterInnen

Lisa Bauereisen, M.A., Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Prof. Dr. Günter Dippold, Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Prof. Dr. Gisela Drossbach, Universität Augsburg

Prof. Dr. Amalie Fößel, Universität Duisburg-Essen

Prof. Dr. Gerhard Fritz, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

Oliver Gerstacker, M.A., Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Christian Gürtler, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Felix Guffler, M.A., Universität Augsburg

Christoph Gunkel, B.A., Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Dr. Thomas J. Hagen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Nadja Hendriks, M.A., Universität Augsburg

Michaela Hermann, M.A., Stadtarchäologie Augsburg

Marc Holländer, B.A., Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Prof. Dr. Martin Knoll, Universität Salzburg

PD Dr. Stefan Lindl, Universität Augsburg

Dr. Herbert May, Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim

Reinhard Ferdinand Nießner, M.A., Universität Innsbruck

Renate Pfeuffer, M.A., Augsburg

Dr. Barbara Rajkay, Universität Augsburg

Prof. Dr. Christian Rohr, Universität Bern

Prof. Dr. Klaus Wolf, Universität Augsburg

PD Dr. Thomas Wozniak, Eberhard Karls Universität Tübingen

Sabine Wüst, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Prof. Dr. Wolfgang Wüst, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ← 11 | 12 →

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Abkürzungsverzeichnis

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Themeneinführung und Zusammenfassungen

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Gisela Drossbach / Wolfgang Wüst

Umwelt-, Klima- und Konsumgeschichte: eine Einführung

Der vorliegende Tagungsband basiert auf zwei Seminaren, die im September 2017 und März 2018 in Kloster Banz, dem Bildungszentrum der Hanns-Seidel-Stiftung, stattfanden. Diese wurden durch das lebhafte Interesse und die reiche Unterstützung von Herrn Wolfgang Schwirz vom Referat für Agrar-, Umwelt- und Energiepolitik, Verbraucherschutz, der Hanns-Seidel-Stiftung, München, möglich. Für diese in mehrfacherweise ertragreiche Kooperation sei Herrn Schwirz herzlich gedankt.

Mehr als bloße Konsumkritik: Der Klimawandel als Sündenfall ohne Vorgeschichte?

Angesichts der Katastrophen und der politischen Lage hätte das Thema Umwelt, Klima und Konsum unserer Tagung kaum aktueller gewählt sein können. Da wären zunächst der sprunghafte US-Präsident, der das Pariser Klimaabkommen aufkündigte, die Hurrikan-Saison 2017, die zwei starken Erdbeben in Mexiko vom 8. und 19. September 2017 sowie letztlich die ernüchternden Zweifel einer Mehrzahl von Wissenschaftlern daran, dass individuelle Wetterereignisse jemals sicher der globalen Erwärmung angelastet werden könnten – nach dem Motto: Klimawandel hin oder her, im chaotischen Wettersystem sind extreme Ausreißer jederzeit möglich.1

Um die Aktualität des vorliegenden Sammelbandes auch hinsichtlich des Themas Konsum zu betonen, werden im Folgenden die Aspekte Konsumkritik (hinsichtlich ihrer Wirkung beziehungsweise Wirkungslosigkeit) sowie Karma-Konsum angeführt.

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In seinem Buch „Empire of the things“, „Herrschaft der Dinge“, in deutscher Übersetzung just 2017 erschienen, beschreibt der am Birkbeck College/University of London lehrende Historiker Frank Trentmann auf 1.104 Seiten Ergebnisse aus dem von ihm geleiteten, mit fünf Millionen Pounds gesponserten, „Cultures of resumption research project“/„Forschungsprojekt über die Kulturen des Konsums“.2 Demnach ist das 15. Jahrhundert als Ausgangspunkt für die Geschichte des Konsums zu sehen. Durch zunehmenden Handel habe damals in Teilen Europas und Asiens der Kreislauf der Dinge spürbar zugenommen. Konsum und Besitzgegenstände hätten von den Eliten nicht nur zu den Händlergruppen ihren Weg gefunden, sondern auch zu Handwerkern und Bauern. Als Ursache hierfür bringt Trentmann nicht etwa eine wirtschaftsgeschichtliche Erklärung, sondern er schreibt von einem materiellen Selbst: Aus 600 Jahren Geschichte könne man ableiten, dass der Mensch nicht eine rein psychologische Identität habe, sondern dass Gegenstände in unserem Leben Teil unseres Ichs seien: Konsum erlaube uns, unsere eigentliche Persönlichkeit zu entwickeln. Neben dem psychologischen und sozialen Selbst gebe es auch ein materielles Selbst.3

Und bezogen auf die Gegenwart, ob Konsumenten über den Kauf auch Macht haben, gefragt in einem Interview des Deutschen Rundfunks, meint Trentmann, dass diese Macht relativ zu sehen sei: Die großen Hoffnungen, dass Konsumenten allein über ihren Geldbeutel die Weltwirtschaft verändern können, hält er für zu weit gegriffen. Konsumkritik sei mehrere tausend Jahre alt und habe „nicht sehr viel produziert“, Zitat: „Einfach den Konsum verteufeln, das gab es schon immer. Das hat aber wirklich nicht dazu geführt, dass unsere Konsumsucht zurückgegangen ist“.4 Es sei unwahrscheinlich, dass kleine konsumkritische Gruppierungen wie die Zero Waste-Bewegung oder die der Konsum-Minimalisten große Effekte hätten, denn „die Gesellschaft um uns herum tickt zu einem ganz anderen Rhythmus“.

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Was bedeutet dies für Wirkung und Effekte, die von dem vorliegenden Tagungsband ausgehen sollen? Gerade im Kontext von Umwelt und Klima fängt für uns die Konsumgeschichte nicht erst im 15. Jahrhundert an und nimmt ihren Ausgang ← 22 | 23 → nicht allein bei „Wirtschaftseliten“. Und ob die hier getroffene Themenwahl Klima, Konsum und Umwelt von Erfolg gekrönt sein wird, hängt zum einen vom Einsatz der Autoren nebst der Qualität ihrer Beiträge ab und zum anderen vom Karma-Konsum des Bandes sowie der positiven Resonanz darauf.

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Was also ist Karma-Konsum? Das ist nach dem Vordenker der Wertegemeinschaft Karmakonsum, Christoph Harrach, der Versuch an das Prinzip der Nachhaltigkeit anzuknüpfen, nämlich zu sehen, dass in einer globalen, vernetzten Welt eben jede Handlung wieder zurückfällt auch auf die, die sie verursachen.5 Das heißt, der Begriff Karma ist stellvertretend für ein Ursache-Wirkungs-Prinzip. In der Bibel steht ja schon: „So wie wir sähen, werden wir ernten.“ Das heißt, so wie der Ökonom oder Produzent agiert, wird er auch die Früchte einfahren. Auch jedes Produkt hat ein in sich inkludiertes Karma, das betrifft alle Handlungen, die ausgeführt wurden, damit das Produkt bei uns im Laden liegt. Wer als Karma-Konsument lebt, will nicht länger schlechtes Karma für den eigenen Konsum in Kauf nehmen. Im Gegenteil: Er will möglichst gutes Karma produzieren. Möge der vorliegende Tagungsband auch diesbezüglich unter einer guten Vorsehung stehen!

Quellenbasierte Anregungen zur (ökologischen) Nachhaltigkeit aus der geografischen Mitte Europas

Klimaschwankungen mit extremen Dürrezeiten, periodisch wiederkehrenden Überschwemmungen oder orkanartigen Stürmen beeinträchtigen seit jeher auch die Lebensbedingungen in Europa. Auch die hier näher untersuchten süddeutschen Regionen waren nicht sicher vor den Fernwirkungen großer Naturkatastrophen wie dem Erdbeben in Basel 13566 oder den Vulkanausbrüchen auf Island (Laki) 1783/84 und auf dem indonesischen Archipel 1816/17. Hungersnöte waren deshalb in großen Teilen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die ← 23 | 24 → unmittelbare Folge.7 Wilhelm Abels Ergebnisse zu „Massenarmut und Hungerkrisen“ konnten so perspektivisch und inhaltlich neu akzentuiert werden.8

Trotz der von der natur- und geisteswissenschaftlichen Forschung gleichermaßen zum Teil früh fokussierten Zusammenhänge zwischen Umwelt und menschlicher Existenzsicherung zählt eine systematisch betriebene Umweltgeschichte zu den neuen Wissensfeldern, denen sich die moderne Landesgeschichte in Abkehr einer traditionsreichen Herrschafts- und Verfassungsgeschichte viel zu spät öffnete.

Die von Lucien Febvre („La terre et l’evolution humaine: introduction géographique à l’histoire“, Paris 1922) bereits in der Zwischenkriegszeit angemahnte Hinwendung der Geschichtswissenschaften zu den geologisch-geographischen Grundlagen unseres Daseins sollte in den von Gisela Drossbach und Wolfgang Wüst geleiteten Banzer Tagungsseminaren am 21./22. September 2017 und am 8./9. März 2018 vor dem Hintergrund neuerer Arbeiten und breiter archivalischer Überlieferung für Süddeutschland und seine Nachbarländer im alpinen Raum versucht werden. Dabei spielten auch regionale Stadt-, Markt- und Ortsgeschichten eine unterstützende Rolle, da sie, wie das Beispiel Würzburg zeigt, die Umweltgeschichte mitunter relativ früh in ihr Curriculum integrierten.9

*

Als zentraler Begriff und Wegweiser hat sich seit Jahren die Nachhaltigkeit10 in der Klima- und Umweltgeschichte etabliert. Pars pro toto kann das Prinzip ökologischer Nachhaltigkeit als Leitlinie für die Schonung immer knapper werdender Energieressourcen, für die Entwicklung alternativer Techniken im ← 24 | 25 → Dienste umweltverträglicher Zukunftssicherung und zur Dämpfung einer dramatischen Klimaerwärmung instrumentalisiert werden. Nachhaltigkeit wurde zum Schlagwort umweltorientierter Berichterstattung in Presse, Rundfunk und Fernsehen. Vorexerziert wurden ihre Leitsätze zuerst in der Forst- und Waldwirtschaft.11 Eine Fundprobe im Internet über die Suchmaschine Google ergab am 12. Juni 2018 nicht weniger als 20.500.000 Treffer zum Stichwort Nachhaltigkeit, das damit schon heute auch den Cyberspace nachhaltig infiltriert, und die einhergehende Beschäftigung mit Umweltfragen hat längst eine internationale wie interdisziplinäre Dimension angenommen, die erst in jüngerer Zeit, wie gesagt, die Geschichtswissenschaft im Allgemeinen und die Landesgeschichte im Besonderen erreicht hat.12 Auch auf europäischer Ebene wurde erst 1999 beispielsweise die „European Society for Environmental History“ (ESEH)13 gegründet, die sich als Förderer und Dachverband für umwelthistorisches Forschen versteht.

Doch trotz der noch nicht vollkommen etablierten Fachperspektive des – keineswegs neuen – Themas Umweltgeschichte liegen erste wissenschaftshistorische Resümees14 vor, die die Autoren dieses Bandes quellenorientiert weiterführen.

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Die Konsumgeschichte15 führte bisher vor allem auch in der Landes- und Regionalgeschichte16 ein Schattendasein. Die historische Bewertung des Konsums blieb im Kielwasser der Wirtschafts-, Sozial-, Markt-, Mode- sowie der Medienwissenschaften mit Blick auf die Luxus-, Genuss- und Verbrauchsgüter kaum fokussiert. Dieser Befund ist zunächst überraschend, da die Neuere Kulturgeschichte auch in Bayern durchaus verstärkt nach gesellschaftlichen Alltagsphänomenen suchte und sich in der Regionalgeschichte die Empirie auch auf das engere Marktgeschehen konzentrierte. Konsumgeschichte ist somit leider bis heute in ihrer methodischen Abhängigkeit von Pionierarbeiten17 aus dem angelsächsischen ← 26 | 27 → Kultur- und Konsumraum einerseits, und, trotz der seit den 1970er Jahren hauptsächlich von den deutschen Sozialwissenschaften18 eingeführten Untersuchungs- und Deutungsmuster andererseits, eine verkannte Größe geblieben. Das trifft – wie gesagt auch in Bayern – insbesondere für regionale Varianten zu. Es entstand eine offensichtliche Diskrepanz zur aktuellen Themenvielfalt der Markt- und Konsumkritiker, die am Beispiel der Slow-Food-Bewegung einerseits Genuss, Lebensqualität – thematisiert sind hier vor allem Konsum, Verschwendung und Haushalten – und Geschichte19, andererseits Ökologie und Ökonomie zu verbinden wussten.

So war bereits die siebte Leitmesse der Slow-Food-Bewegung im „Markt des guten Geschmacks“ im April 2013 in Stuttgart ein voller Erfolg. Man zählte knapp 80.000 Besucher, die bereit waren, sich nachhaltig für das Wissen zu engagieren, wie und was man zu fairen Preisen und guter Qualität in und aus europäischen Regionen essen kann.20 Ein Jahr später präsentierten am gleichen Ort bereits 475 Aussteller unter dem Themenschwerpunkt „Junges Gemüse auf dem Markt des guten Geschmacks“ ihre Produkte.21 ← 27 | 28 →


1 Selbst Papst Franziskus bezeichnete im September 2017 die Klimawandel-Leugner als „dumm“, „stur“ und „blind“ und berief sich hierbei auf derart im Alten Testament beschriebene Menschen. Ole Reißmann, Papst nennt Leugner des Klimawandels „dumm“, „stur“ und „blind“, publiziert am 12.9.2017 unter URL: https://www.bento.de/nachhaltigkeit/klimawandel-leugner-sind-dumm-stur-und-blind-sagt-papst-franziskus-a-00000000-003-0001-0000-000001678762 (letzter Zugriff: 16.9.2018).

2 Frank Trentmann, Herrschaft der Dinge. Die Geschichte des Konsums vom 15. Jahrhundert bis heute. Aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt und Stephan Gebauer-Lippert, München 2017.

3 Ebd., S. 134.

4 Interview mit Jonas Reese, Gegenstände sind Teil unseres Ichs, publiziert am 13.8.2017 unter URL: https://www.deutschlandfunk.de/historiker-trentmann-ueber-konsum-gegenstaende-sind-teil.694.de.html?dram:article_id=393372 (letzter Zugriff: 16.9.2018).

5 Christoph Harrach ist Betriebswirt, Yogalehrer und Initiator des Blogs „www.karmakonsum.de“. Er bloggt zu Themen wie Nachhaltigkeit, Ökologie oder Spiritualität in der Ökonomie. Er will seine Leser animieren, bewusster zu konsumieren, beziehungsweise als Unternehmer achtsamer zu produzieren. Siehe URL: https://www.karmakonsum.de/author/ (letzter Zugriff: 16.9.2018).

6 Arno Borst, Das Erdbeben von 1348. Ein historischer Beitrag zur Katastrophenforschung, in: Historische Zeitschrift 233, 1981, S. 529–569.

7 Manfred Vasold, Die Ursachen und Auswirkungen der Hungersnot von 1816/17: Ein Beitrag zur fränkischen Klima- und Umweltgeschichte, in: Karl Borchardt (Hg.), Städte, Regionen, Vergangenheiten, Würzburg 2003, S. 403–423; Ders., Die Eruption des Laki von 1783/84 und die Überschwemmungen vom Februar 1784 im fränkischen Raum, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 64, 2004, S. 131–143. Neuerdings vor allem: Wolfgang Behringer, Tambora und das Jahr ohne Sommer. Wie ein Vulkan die Welt in die Krise stürzte, München 2015; Ders., Kulturgeschichte des Klimas. Von der Eiszeit bis zur globalen Erwärmung, München 52010.

8 Wilhelm Abel, Massenarmut und Hungerkrisen im vorindustriellen Deutschland, Göttingen 21977.

9 Rüdiger Glaser / Winfried Schenk, Aspekte der vorindustriellen Umweltgeschichte des Würzburger Siedlungsraums, in: Ulrich Wagner (Hg.), Geschichte der Stadt Würzburg 2, Stuttgart 2004, S. 21–36.

10 Wolfgang Wüst, Nachhaltige Landespolitik? Fürstenherrschaft und Umwelt in der Vormoderne, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 70, 2007, S. 85–108.

11 Hansjörg Küster, Geschichte des Waldes, München 1998.

12 In Auswahl: Helmut Jäger, Einführung in die Umweltgeschichte, Darmstadt 1994; Wolfram Siemann / Nils Freytag / Wolfgang Piereth (Hg.), Städtische Holzversorgung. Machtpolitik, Armenfürsorge und Umweltkonflikte in Bayern und Österreich 1750–1850 (= Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte B/22), München 2002; Wolfram Siemann / Nils Freytag (Hg.), Umweltgeschichte. Themen und Perspektiven (Beck’sche Reihe 1519), München 2003 (Vgl. hier vor allem die Einleitung der Herausgeber: „Umwelt – eine geschichtswissenschaftliche Grundkategorie“, S. 7–20).

13 URL: www.eseh.org (letzter Zugriff: 1.9.2018).

14 Franz-Josef Brüggemeier, Umweltgeschichte: Erfahrungen, Ergebnisse, Erwartungen, in: Archiv für Sozialgeschichte 43, 2003, S. 1–18; Ders. / Jens Ivo Engels, Den Kinderschuhen entwachsen: Einleitende Worte zur Umweltgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Franz-Josef Brüggemeier (Hg.), Natur- und Umweltschutz nach 1945: Konzepte, Konflikte, Kompetenzen, Frankfurt/Main u.a. 2005, S. 10–19; Fiona Watson / Jens Ivo Engels, Einleitung, in: Franz Bosbach (Hg.), Umwelt und Geschichte in Deutschland und Großbritannien / Environment and history in Britain and Germany (Prinz-Albert-Studien 24), München 2006, S. 23–35.

15 Den Forschungsstand und das Wissensfeld resümierend: Wolfgang König, Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft. Konsum als Lebensform der Moderne, Stuttgart 22013; Hannes Siegrist / Hartmut Kaelble / Jürgen Kocka (Hg.), Europäische Konsumgeschichte. Zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Konsums (18. bis 20. Jahrhundert), Frankfurt a.M./New York 1997; Rolf Walter (Hg.), Geschichte des Konsums: Erträge der 20. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 23.–26. April 2003 in Greifswald (Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 175), Wiesbaden 2004. Einführend und quellenbasiert: Rainer Beck, Luxus oder Decencies? Zur Konsumgeschichte der Frühneuzeit als Beginn der Moderne, in: Reinhold Reith / Torsten Meyer (Hg.), Luxus und Konsum – eine historische Annäherung, Münster u.a. 2003, S. 29–46; Christine Reves, Vom Pomeranzengängler zum Großhändler? Netzwerke und Migrationsverhalten der Brentano-Familien im 17. und 18. Jahrhundert, Paderborn 2012; Michael North, Genuss und Glück des Lebens. Kulturkonsum im Zeitalter der Aufklärung, Köln u.a. 2003; Michael Prinz (Hg.), Der lange Weg in den Überfluss. Anfänge und Entwicklung der Konsumgesellschaft seit der Vormoderne, Paderborn/Wien 2003; Wolfgang Wüst, Luxus oder Sparzwang? Höfisches Leben im frühmodernen Kleinstaat der fränkischen Hohenzollern und der Bischöfe von Augsburg, in: Werner Paravicini (Hg.), Luxus und Integration. Materielle Hofkultur Westeuropas vom 12. bis zum 18. Jahrhundert, München 2010, S. 65–82; Michael North, Das Goldene Zeitalter. Kunst und Kommerz in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, Köln/Weimar/Wien 2001; Wolfgang Wüst (Hg.), Regionale Konsumgeschichte. Vom Mittelalter bis zur Moderne. Referate der Tagung vom 26. bis 28. Februar 2014 im Bildungszentrum Kloster Banz (Franconia 7. Beihefte zum Jahrbuch für fränkische Landesforschung), Erlangen 2015.

16 Angesprochen wurde das Thema zwar in einer Reihe wirtschafts- und handelsorientierter Arbeiten, ohne aber primär auf Marktkritik und regionale Konsumgeschichte diskursiv einzugehen. Zu diesem wichtigen Bereich landeshistorischer Grundlagenforschung zählt das Messe- und Marktwesen. Vgl. Peter Johanek, Europäische Messen und Märktesysteme in Mittelalter und Neuzeit, Köln 1996.

17 Kent McCracken, Culture and Consumption. New Approaches to the Symbolic Character of Consumer Goods and Activities, Bloomington 1988; Neil McKendrick / John Brewer / Jack Plumb (Hg.), The Birth of a Consumer Society. The Commercialization of Eighteenth-Century England, London 1982; Anne Bermingham, The Consumption of Culture. 1600–1800, London 1997; Christopher J. Berry, The Idea of Luxury. A Conceptual and Historical Investigation, Cambridge 1994; Craig Clunas, Modernity Global and Local. Consumption and the Rise of the West. An Review Essay, in: The American Historical Review 104, 1991, S. 1497–1511.

18 Resümierend: Norbert F. Schneider / Doris Rosenkranz (Hg.), Konsum. Soziologische, ökonomische und psychologische Perspektiven, Opladen 2000.

19 Vgl. dazu: Karl Gattinger (Hg.), Genuss mit Geschichte. Einkehr in bayerischen Denkmälern – Gasthöfe, Wirtshäuser und Weinstuben, München 2009. Der Band wurde in mehreren Auflagen aktualisiert.

20 URL: http://www.slowfood.de/slow_food_messen/markt_des_guten_geschmacks_die_slow_food_messe (letzter Zugriff: 1.4.2016).

21 URL: https://salatwerkstatt.de/junges-gemuese-auf-markt-des-guten-geschmacks (letzter Zugriff: 3.8.2018).

Details

Seiten
566
Jahr
2019
ISBN (PDF)
9783631781357
ISBN (ePUB)
9783631781364
ISBN (MOBI)
9783631781371
ISBN (Hardcover)
9783631777480
DOI
10.3726/b15259
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (April)
Schlagworte
Landesgeschichte Interdisziplinarität Quellenkunde Europa Mikrogeschichte Makrogeschichte Internationalität Historische Klimatologie Nachhaltigkeit Archäologie
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien. 2019. 566 S., 64 farb. Abb., 32 s/w Abb., 3 s/w Tab.

Biographische Angaben

Wolfgang Wüst (Band-Herausgeber:in) Gisela Drossbach (Band-Herausgeber:in)

Wolfgang Wüst ist Inhaber des Lehrstuhls für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Forschungsgebiete liegen im Bereich der Kultur-, Verfassungs- und Landesgeschichte vom Mittelalter bis zur Moderne. Gisela Drossbach ist Professorin für Europäische Regionalgeschichte an der Universität Augsburg. Ihr Fachgebiet sind juristische Handschriften des Mittelalters, mittelalterliches Kirchenrecht, Text-/Bildrelationen, die Geschichte religiöser Institutionen und Krankenhäuser, Bayerische Geschichte.

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Titel: Umwelt-, Klima- und Konsumgeschichte
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