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Ausgrenzende politische Ideologien

Akteure, Organisationen und Programmatiken

von David Bordiehn (Band-Herausgeber:in) Christian Köhler (Band-Herausgeber:in) Stefan Noack (Band-Herausgeber:in) Susanne Wein (Band-Herausgeber:in)
©2020 Andere 454 Seiten

Zusammenfassung

Die 21 Beiträge des vorliegenden Bandes behandeln Ausgrenzungsprozesse von der Antike bis zur Gegenwart aus interdisziplinären Perspektiven. Der Schwerpunkt liegt auf politischen, religiösen und (schein-)wissenschaftlichen Rechtfertigungen, die für die Ausgrenzung bestimmter Personen, Gruppen oder Denkrichtungen herangezogen wurden. Die aufgezeigten Vorstellungen, Mechanismen und Traditionen erweisen sich gerade auch im Kontext heutiger gesellschaftlicher Entwicklungen als höchst aktuell. Die Aufsätze tragen damit nicht nur zur Ideologieforschung bei, sondern werfen zugleich einen kritischen Seitenblick auf unsere Gegenwart. Gewidmet ist der Band Professor Dr. Uwe Puschner, der weitreichende Impulse auf diesem Forschungsfeld gesetzt hat.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titelseite
  • Impressum
  • About the author
  • About the book
  • Widmung
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Geschichte(n) im Wechsel der Perspektive(n)
  • Die Utopie eines Staates ohne Fremde. Zur Xenelasie Spartas
  • Die exklusive Menge. Demokratie als Marginalisierung der Eliten bei Pseudo-Xenophon
  • Sklaven und Menschen. Das Trostgedicht des Statius für Flavius Ursus zum Tod seines geliebten Sklaven
  • Abgrenzung und Zusammenleben. Protestanten und Katholiken in Augsburg 1648-1806
  • „Wir wollen Ultramontane, Papisten, Päpstliche seyn”. Der Katholizismus des 19. Jahrhunderts als ausgrenzende politische Ideologie
  • Jüngstes Gericht über Tangermünde. Wie besorgte Bürger Theodor Fontanes Kopftuchmädel Grete Minde in einen infernalischen Amoklauf treiben
  • Nation und Familie im langen 19. Jahrhundert. Italien im Vergleich
  • Die Rezeption von Fichtes Reden an die deutsche Nation durch die Action française (1895-1944). Bemerkungen zu einem Transfer
  • Deutscher Nationalismus und Judenfeindschaft im Zeitumbruch der Jahre 1814 bis 1819. Die Beispiele Friedrich Rühs und Jakob Friedrich Fries
  • Die Konstruktion der deutschen Nation mit den Juden. Deutsche Juden als Akteure auf dem nationalen Feld (1858-1878)
  • Antisemitismus und „Ausländerhetze“. Die „Ostjudenfrage“ in den frühen Jahren der Weimarer Republik
  • Gustav Simons. Völkischer Antisemit, Lebensreformer und Simonsbrot-Erfinder
  • Soziale Konflikte und Ausgrenzung. Bewirtschaftungspolitik und Inflation in der ländlichen Gesellschaft der Weimarer Republik bis 1923
  • Die Alldeutschen erfahren den Ersten Weltkrieg
  • Frauenwahlrecht. Positionen, Gegenpositionen und politische Praxis
  • Das Verbandswesen in Heide (Holstein) während des Deutschen Kaiserreiches. Eine Lokalstudie zum völkisch-nationalistischen Nährboden
  • „Ein Germanentempel zwischen Tannen und Eichen“. Der Deutsche Dom in Witzenhausen: Ein gescheitertes völkisches Projekt
  • Burgen und Nationalsozialismus
  • Bollwerk gegen Klassen- und Parteienherrschaft? Justiz und Richterschaft zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus
  • Voreilige Wikinger, verspäteter Römer. Narrative Anachronismen in Felix Dahns Ein Kampf um Rom (1876) und der Serie Norsemen (2016)
  • Fly me to the moon. Warum es ohne die Glacialkosmogonie kein Peenemünde gegeben hätte
  • AD HONOREM
  • Kurzbiographie: Professor Dr. Uwe Puschner
  • Bibliographie: Professor Dr. Uwe Puschner
  • Tabula Gratulatoria
  • ANHANG
  • Index
  • Schluss

Vorwort

Ist ein Historiker mit dem Schritt in den Ruhestand selbst schon im Begriff zu einem Teil der Geschichte zu werden? Diese Frage können wohl erst spätere Generationen abschließend beantworten. In jedem Fall aber bietet jener besondere Moment Kolleginnen und Kollegen, die ihm nicht nur fachlich, sondern auch persönlich nahestehen, eine willkommene Gelegenheit, die Schnittmengen ihrer eigenen Forschungen mit seinem Werk herauszuarbeiten, um auf diese Weise sein wissenschaftliches Wirken zu würdigen.

Die vorliegende Festschrift, die dem Historiker Uwe Puschner (*1954) gewidmet ist, entstand auf Initiative seiner derzeitigen und ehemaligen Doktorandinnen und Doktoranden am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Sie versammelt 21 geschichts- und kulturwissenschaftliche Aufsätze, die akademische Wegbegleiterinnen und -begleiter verschiedener Fachdisziplinen und Generationen zu seinen Ehren verfasst haben. Da die Resonanz auf das Projekt sehr groß war, konnte nur ein kleiner Teil der angebotenen Beiträge letztendlich veröffentlicht werden. Aus diesem Grund ist dem Band eine ausführliche Tabula Gratulatoria beigefügt.

Der Fokus von Uwe Puschners wissenschaftlichen Forschungen lag in den vergangenen Jahrzehnten auf der Geschichte der völkischen Bewegung. Daran anknüpfend hat er sich auch sehr intensiv mit Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus auseinandergesetzt. Wie der einführende Beitrag von Tamara Or und Felix Wiedemann zeigt, greift die Festschrift diesen roten Faden auf, indem sie verschiedene ausgrenzende politische Ideologien mit ihren Akteuren, Organisationen und Programmatiken untersucht.

Für Uwe Puschner war nicht nur die Forschung, sondern auch die Lehre weit mehr als eine Pflichtveranstaltung. All jene, die durch seine Schule gegangen sind, wissen und schätzen seine Art, die Teilnehmenden von Vorlesungen und Seminaren zu kritischem Denken und engagiertem Debattieren zu ermutigen. Viele Studierende begleitete er später auch bei ihren weiterführenden Qualifikationen mit Rat und Tat, wovon zahlreiche betreute Abschlussarbeiten und bislang ein Dutzend erfolgreich abgeschlossener Dissertationen aus einem breit gefächerten Spektrum von Themen zeugen.

Unser Dank gilt an erster Stelle den Beiträgerinnen und Beiträgern für ihre kenntnisreichen Aufsätze sowie Tamara Or und Felix Wiedemann für die gelungene inhaltliche Einführung. Darüber hinaus bedanken wir uns bei unserem engagierten Redaktionsteam unter der Leitung von Stefan Noack und Christian Köhler, namentlich bei Marit Bergner für das Erstellen der Tabula Gratulatoria und Manuel Pauli für den Großteil der englischsprachigen Übersetzungen sowie bei Markus Börner, Etta Grotrian, Henning Holsten, Katja Kaiser, Sonja Knopp, Katrin Riedel, Johannes Zechner und Eva Zimmermann.

Wir danken darüber hinaus Ina Ulrike Paul, die uns als wichtigste Puschner-Expertin über das gesamte Projekt hinweg beratend zur Seite stand sowie dem Peter Lang Verlag, der die Festschrift aus persönlicher Verbundenheit gegenüber Uwe Puschner als Teil der von ihm begründeten Reihe „Zivilisationen und Geschichte“ ins Programm aufgenommen hat.

Mit der Herausgabe dieser Festschrift bleiben wir unserem verehrten Lehrer und Mentor über den akademischen Abschied hinaus in Bewunderung, Dankbarkeit und Zuneigung verbunden. Dem frisch gebackenen (Un-)Ruheständler wünschen wir, dass er auch künftig die Forschung mit neuen Impulsen und Erkenntnissen bereichern wird.

David Bordiehn, Christian Köhler, Stefan Noack und Susanne Wein Berlin, im Oktober 2019

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Tamara Or u. Felix Wiedemann

Geschichte(n) im Wechsel der Perspektive(n)

Sie wissen, ich habe oft gesagt, ich liebe Flüsse.
Über Flüsse werden sowohl Ideen als auch Waren befördert.
1

Victor Hugo, 1842

Im Januar 1842 brachte der französische Schriftsteller Victor Hugo (1802-1885) seinen Reisebericht Le Rhin. Lettres à un ami heraus, der noch im selben Jahr in deutscher Übersetzung erschien. In seinen Darstellungen verband Hugo die realen Erlebnisse einer Rheinreise mit dem Fiktionalen, er schmückte Beobachtungen aus und fügte frei Erfundenes hinzu. Im Vorwort ließ er die Leserinnen und Leser sogar explizit wissen, dass er seine tatsächliche Fahrt mit einer imaginierten Reise vermischt hatte.2

Hugo ging es nicht um die Beschreibung eines Naturschauspiels, sondern um die Symbolkraft des Flusses und eine tieferliegende Botschaft. Wie rund sechzig Jahre später in Lucien Febvres historiographischer Hommage an den Rhein,3 erschien der Fluss in Hugos Tagebuch weniger als Grenzstrom zwischen Frankreich und Deutschland, als vielmehr als „Verbindungsader zwischen den beiden großen mitteleuropäischen Nationen“.4 Nachdem der Strom durch das Wiener Diktat kurz zuvor „deutsch“ geworden war, erlaubte Hugos Blick einen Perspektivwechsel. Der Rhein war nicht mehr deutsch oder französisch, sondern eine „gewaltige europäische Ader, die das Alte und Neue, Geschichte und Gegenwart […] verbindet.“5

Die Einladung und vielleicht sogar der Appell zum Perspektivwechsel sowie die Verbindung von Geschichte und Gegenwart sind nicht nur zentrale Elemente des vorliegenden Bandes, sondern vor allem auch der Forschung und Lehre Uwe Puschners. Als Lehrender, der auf beiden Seiten des Rheins – in Deutschland und in Frankreich – geforscht hat, hat er mehrere Generationen von Studierenden und ←17 | 18→jungen Forscherinnen und Forschern nachhaltig geprägt. Uns – Verfasserin und Verfasser dieser Einleitung – hat er vom Grundstudium an begleitet: von den ersten wackligen Proseminararbeiten bis hin zur Habilitation, die wir beide jüngst abgeschlossen haben, und deren Ausrichtung er durch seine Lehre ebenfalls maßgeblich mitbeeinflusst hat.

Wenn man sich den Strom der vielen Menschen ansieht, die über die letzten Jahrzehnte von Uwe Puschner gelernt haben, dann findet man seine ehemaligen Schülerinnen und Schüler heute über die ganze Republik verteilt. Viele sind „bei der Stange“ geblieben und arbeiten heute an Universitäten oder anderen wissenschaftlichen Einrichtungen. Andere haben sich beruflich in der Nähe der Wissenschaft angesiedelt, wieder andere sind Flussabzweigungen gefolgt, die wir nur erahnen, aber nicht mehr bis zum Ende einsehen können.

Uwe Puschner hat Geschichte, Germanistik, Soziologie und Politologie studiert und seine Arbeiten weisen eine große thematische und inhaltliche Vielfalt auf: Sie decken einen zeitlichen Rahmen von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart ab und handeln von der Geschichte des Handwerks, der deutsch-jüdischen Geschichte, der Verlags- und Rezeptionsgeschichte, den sozialen und kulturellen Reformbewegungen der Moderne und der Geschichte des Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus – hier vor allem von den völkischen Bewegungen mit all ihren ideologischen und institutionellen Verästelungen. Dabei hat Uwe Puschner immer Kontakt zu Nachbarwissenschaften gesucht (und gefunden) und andere – wie uns – ermuntert und angeregt, über Tellerränder und Disziplingrenzen hinauszuschauen. Der interdisziplinäre Austausch, um den es ihm dabei geht, ist immer mit Anerkennung der Expertise der Anderen und Respekt vor unterschiedlichen Denkweisen und Denktraditionen verbunden und unterscheidet sich wohltuend von einer manchmal doch recht floskelhaften Beschwörung der Transdisziplinarität in der wissenschaftlichen Antragsliteratur und erst recht natürlich vom dezidierten Dilettantismus, wie ihn so viele jener Protagonisten praktizierten, mit denen er sich selbst in seinen Forschungen beschäftigt hat.

Von den vielen Denkanstößen, die Uwe Puschner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Generationen und Disziplinen gegeben hat, zeugt die Bandbreite der Beiträge des vorliegenden Bandes hinreichend – wiewohl hier aus praktischen Gründen natürlich nur einige seiner Weggefährtinnen und Weggefährten sowie Schülerinnen und Schüler vertreten sind. Die Texte stammen u. a. aus den Bereichen Geschichtswissenschaft, Altertumswissenschaft, Religionswissenschaft, Germanistik, Journalismus, Soziologie und Literaturwissenschaft. Der zeitliche Rahmen erstreckt sich von der Antike bis in die Gegenwart, und wir reisen gedanklich von Sparta über die nordhessische Provinz bis ins heutige Berlin. Wir streifen Burgen und Germanentempel, durchqueren Stadt und Land, treffen kämp←18 | 19→fende Frauen, national denkende Juden, Antisemiten, trauernde Sklavenhalter, sendungsbewusste Brotreformer, geschäftstüchtige und skurrile Verleger, Richter im politischen Umbruch und nicht zuletzt Römer, denen Netflix die Begegnung mit den Wikingern ermöglicht.

Jenseits des Hauptstroms

Uwe Puschner hat in seinen Arbeiten immer wieder das scheinbar Randständige zum Thema gemacht und dazu angeregt, da zu verweilen, wo die Flussufer noch wenig betreten sind, keine klaren Konturen aufweisen oder vielleicht sogar einer Sumpflandschaft gleichen. Will man sich hier einen Überblick verschaffen, so muss man sich zunächst selbst dort hinbewegen.

Das gilt in besonderem Maße für die im Zentrum des Bandes stehende Thematik der Ausgrenzung – ein Begriff, der sich in den letzten Jahren sowohl in (sozial-)wissenschaftlichen als auch in politischen und gesellschaftlichen Debatten etabliert hat, aber, wie nicht zuletzt der vorliegende Band zeigt, sich gleichermaßen auch zur Beschreibung und Analyse sozialer Praktiken und Diskurse in der Vergangenheit eignet. „Ausgrenzung“ lässt sich dabei nicht auf die Gegenstände der historischen Forschung reduzieren, d. h. auf Akteure und Strategien, die implizit oder explizit auf die Ausgrenzung bestimmter Personen, Gruppen oder Denkrichtungen hinarbeiten und abzielen. Vielmehr kann der Begriff ebenso als reflexive Kategorie verstanden werden, die sich auf die Geschichtsschreibung selbst bezieht. So weist die Historiographiegeschichte viele Phänomenbereiche – Ereignisse, Strömungen oder Personen – auf, die aus unterschiedlichen Gründen durchs Raster der Forschung fielen und in diesem Sinne aus der Geschichtsschreibung ausgegrenzt wurden und werden. Zu diesen Feldern gehören etwa die Geschichten marginalisierter oder subalterner Personen und Gruppen, die lange als unwürdige Gegenstände der Forschung galten und in den letzten Jahrzehnten in den Fokus postkolonialer Historiographien gerückt sind. Um im Bilde zu bleiben: Die Beiträge des vorliegenden Bandes setzen im Jenseits des Hauptstroms an, nehmen Dinge, Ideen, Personen oder Gruppen in den Blick, die nicht das vermeintliche Hauptfahrwasser der Geschichte bilden, sondern als Treibgut an die Ränder oder ans Ufer gespült wurden, widerspenstige Strudel, gar neue Rinnsale oder ganze Seitenarme bilden. Unter ausgrenzenden politischen Ideologien ließen sich in diesem Sinne jene Kräfte fassen, die Anderes aus der Fahrrinne hinaus an den Rand drängen, es also marginalisieren.

Solche Marginalisierungen verraten in der Regel mehr über die Kräfte und Personen, die darauf hinarbeiten, als über diejenigen, die davon betroffenen sind. Abgrenzungen gegenüber einem Außen befördern Homogenisierungstendenzen nach innen. Debatten über das Andere und Unvertraute oder Fremde beziehen sich daher in erster Linie auf uns selbst und auf die Grundlagen unseres Verstehens. ←19 | 20→Viele Beiträge des Bandes kreisen um solche, von der historischen Nationalismusforschung hinlänglich bestätigten Mechanismen kollektiver Identitätsbildung und verdeutlichen, dass das Andere immer schon konstitutiv für das Eigene ist. Für die historische Forschung ist damit freilich nur ein erster Anfang gemacht. Die Krux liegt im Konkreten: Tatsächlich erscheint das Andere nicht nur immer schon im Plural, sondern weist den Anderen auch jeweils spezifische Plätze zu – mit oft ganz unterschiedlichen Folgen für diejenigen, die davon betroffen sind. Entsprechend überlagern sich in kollektiven Identitätsbildungsprozessen verschiedene inkludierende wie exkludierende Vorstellungen, Bilder und Narrative, die sich teils bestätigen, teils miteinander konkurrieren und jeweils ihre eigenen Genealogien aufweisen. Genau diese aber gilt es, historisch nachzuverfolgen und zu rekonstruieren.

Entgegen der naturalisierenden Metapher des Flusses handelt es sich bei den hier im Fokus stehenden Ausgrenzungen folglich um alles andere als natürliche Vorgänge. Vielmehr geht es um gesellschaftliche, oft intendierte Prozesse, deren Akteure sich in der Regel auch benennen lassen. Wo genau die Fahrrinne des Hauptstroms verläuft, aber bestimmt auch beim Rhein schon lange nicht mehr die Natur, sondern der Mensch. Mit seinem – zumindest auf unseren herkömmlichen Karten – relativ gradlinigen Verlauf und seiner scheinbar klaren Hierarchie zwischen Hauptstrom und Nebenflüssen scheint der Rhein mitunter allerdings weitaus weniger geeignet, einen weiteren zentralen Aspekt des Themas zu versinnbildlichen als etwa die selbst für Geographen kaum überschaubare Flusslandschaft des Amazonas (in Brasilien spricht man zu Recht nur von Amazonien): Die Definition von Hauptstrom und Seitenarm, Zentrum und Peripherie setzt immer eine bestimmte Perspektive und einen Standpunkt voraus – eine scheinbar banale Tatsache, die leider viel zu wenig reflektiert wird. Haupt- und Nebenfluss, Zentrum und Peripherie sind jedoch relationale Kategorien, die, übertragen auf gesellschaftliche Phänomene, Referenzrahmen erfordern und erst durch Positionierungen – die eigene wie die durch andere – einen Sinn ergeben und virulent werden.

Flussregulierungen

Flussbegradigungen werden durch unterschiedliche Korrektionssysteme vollzogen, die je nach Zweck der Regulierung variieren. So stellen sich auch die im Fokus der Beiträge stehenden Ausgrenzungsprozesse historisch als höchst variable und heterogene Mechanismen dar, die keineswegs immer nach denselben Prinzipien funktionieren und denselben Regeln gehorchen.

Ernst Baltrusch etwa zeigt, wie Fremdenfurcht und Xenelasien (Fremdenaustreibungen) bereits in der Antike polarisierten und im antiken Sparta eher pragmatischen Überlegungen folgten. Von den einen für notwendig befunden, von den an←20 | 21→deren abgelehnt, verrieten diese Praktiken bereits den Zeitgenossinnen und Zeitgenossen viel über Strukturen, Hierarchien und Ideale der spartanischen Gesellschaft.

Auch die Aus- und Abgrenzung von und zwischen den verschiedenen Religionen und Konfessionen im neuzeitlichen Europa erfolgte im Kontext von Regulierungsbestrebungen, die ein mehr oder weniger gedeihliches Nebeneinander zum Ziel hatten, wie Étienne François in seinem Beitrag über das Verhältnis zwischen den Konfessionen im frühneuzeitlichen Augsburg zeigt. Voraussetzung solcher Regulierungen ist freilich eine pragmatische Anerkennung machtpolitischer Verhältnisse, die die vollständige Durchsetzung der eigenen Interessen nicht erlauben.

Von einer solchen pragmatischen Anerkennung weit entfernt war der katholische Ultramontanismus des späten 19. Jahrhunderts, mit dem sich Olaf Blaschke in seinem Beitrag beschäftigt. Die sich nach dem Ersten Vatikanischen Konzil durchsetzende Ausrichtung des Katholizismus in Deutschland wirkte auch und gerade nach innen oft „schmerzhaft ausgrenzend“6 und unterschied sich in dieser Hinsicht nicht grundlegend von konkurrierenden Weltanschauungen des 19. Jahrhunderts.

Hierzu gehörte auch der Nationalismus, die in diesem Sinne vermutlich wirkmächtigste politische Ideologie. Der Nationalismus versprach zunächst allen Nationsangehörigen weitreichende Inklusion. So ging die Verbreitung nationaler Ideen insbesondere in der Formierungsphase nationaler Bewegungen mit Inklusions-, Partizipations- und Gleichheitsversprechen einher und war daher auch für vormals entrechtete, von fortbestehender gesellschaftlicher Ausgrenzung betroffene Gruppen attraktiv. Ulrich Wyrwa etwa zeigt am Beispiel des deutschen Nationalismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dass auch Jüdinnen und Juden als „wesentliche Akteure auf dem Feld des Nationalen“7 in Erscheinung traten.

Der proklamierte Ausschluss bestimmter Gruppen ging häufig mit ihrer späteren Marginalisierung in der Geschichtsschreibung einher. Das Phänomen, dass die Geschichtsschreibung selbst zunächst dem Narrativ der sich selbst im Zentrum verortenden und damit erzählenden Gruppe folgt, lässt sich besonders eklatant bei der Marginalisierung von Frauen beobachten. Jeder Form von Nationalismus ist eine Neudefinition der Geschlechterrollen inhärent. Der Nationalismus versprach gleichberechtigte Partizipation aller Nationsangehörigen, richtete sich jedoch in erster Linie an den wehrhaften Mann. Frauen wurde von vielen national denkenden Männern als „Mütter der Nation“ eine eher symbolische Funktion zugeschrieben. Das Bild der bürgerlichen Familie wurde auf die Nation als politische Familie übertragen, um Zugehörigkeitsgefühle zu vermitteln und Identifikationsmuster zu ←21 | 22→schaffen. Oliver Janz zeigt am Beispiel der italienischen Nationalbewegung, wie die Nation als ein Verwandtschaftsverband konstruiert und die Geschichte der nationalen Einigung Italiens „über weite Strecken als Geschichte patriotischer Familien“ erzählt wurde.8 An dieser Konstruktion beteiligten sich Frauen und Männer gleichermaßen. In den nationalen Geschichtsschreibungen waren Frauen jedoch kaum als eigenständige Handlungsträger präsent. Frauen, die sich für eine gleichberechtigte politische Partizipation einsetzten, wurde während des Ersten Weltkrieges vorgeworfen, den Männern an der Front in den Rücken zu fallen, wie im Beitrag von Barbara von Hindenburg nachzulesen ist. Männer kämpften dem eigenen Selbstverständnis nach für die ganze Nation, Frauen nur für ihre eigenen Rechte. Die ausgrenzenden Zuschreibungen, nicht der tatsächliche Handlungsradius der Akteure, bestimmten die Sicht auf vermeintlich homogene andere Gruppen.

Die Marginalisierung von Gruppen korrespondierte zudem mit einer verbalen „Feminisierung“ von Menschen, die aus der Nation ausgeschlossen wurden. Vor allem der „feminine“ Jude wurde um 1900 zu einem geläufigen antisemitischen Stereotyp. Der Begriff der Ausgrenzung als Bezeichnung von Ideologie und Praxis jener politischen Strömungen, die ihr Feindbild bereits im Namen tragen, wie vornehmlich der Antisemitismus, wirkt dabei beinahe schon euphemistisch. So geht es in den Beiträgen von Werner Treß und Werner Bergmann über den Judenhass des beginnenden 19. Jahrhunderts bzw. der frühen Weimarer Republik um weit über Nichtbeachtung und Marginalisierung hinausgehende politische und ideologische Strategien. Beide verdeutlichen zudem, dass solche Strategien in erheblichem Ausmaß gerade von gesellschaftlichen Eliten getragen und vorangetrieben wurden. Treß zeigt, wie sehr insbesondere akademische Milieus lange vor der wilhelminischen Ära antisemitisches Gedankengut verbreiteten und zu offener Gewalt bis hin zur „Ausrottung“ von Jüdinnen und Juden aufriefen. Bei Bergmann geht es um die Radikalisierung des Antisemitismus vor dem Hintergrund der Zuwanderung osteuropäischer Jüdinnen und Juden und der sich zuspitzenden ökonomischen Krisensituation Anfang der zwanziger Jahre. Der Judenhass erfasste nicht nur dezidiert rechtsnationale Parteien wie die DNVP, sondern auch Vertreter des Auswärtigen Amtes, die bereits 1920 Internierungslager für Juden aus Osteuropa forderten. Das Schüren der Ressentiments mündete schließlich 1923 in Pogrome, an denen u. a. auch der bayrische Staat seinen Anteil hatte.

Die Bedeutung des Antisemitismus als einer auf radikale Exklusion zielenden, aber gleichwohl auch inkludierenden Ideologie beleuchtet der Beitrag von Björn Hofmeister. Als der vom Alldeutschen Verband propagierte Inklusionsmechanismus des Krieges als einheitsstiftendem Element vor dem Hintergrund der Schrecken ←22 | 23→des Krieges nicht mehr funktionierte, griff der Verband auf Exklusionsmechanismen zurück. Der Antisemitismus wurde zur politischen Mobilisierungsstrategie gegen die Demokratisierung und gründete in einer „fundamentalen Angst vor dem Verlust kultureller Deutungshoheit und politischer Ordnung“.9

Die Delegitimierung der parlamentarischen Demokratie thematisiert auch Arnd Bauerkämper in seinem Beitrag über die Bewirtschaftungspolitik in der Frühphase der Weimarer Republik. Im Fokus steht hier das Verhältnis von städtischen Verbraucherinnen und Verbrauchern zu ländlichen Erzeugerinnen und Erzeugern. Die Diskrepanz zwischen den Sicherheitserwartungen der Stadt- und der Unsicherheitserfahrung der Landbevölkerung führte zur Ablehnung und zum „mangelnden Vertrauen“ in die „Problemlösungskompetenz der Regierungen der Weimarer Republik“.10 Wie Jens Flemming zeigt, empfanden auch viele Richter die mit der Gründung der ersten deutschen Demokratie einhergehende „Verschiebung der gesellschaftlichen Verhältnisse […] als soziale Kränkung“ und begegneten dem neu entstandenen Gemeinwesen mit Misstrauen und Unverständnis.11 Obwohl die Spielräume richterlicher Entscheidungen de facto u. a. durch das Normenkontrollrecht wuchsen, empfanden sie die Republik als eingrenzend und die Demokratie als ein überdies instabiles Gebilde, das die gemeine Menge privilegiere.

Dass es sich bei der Behauptung einer grundsätzlichen Instabilität der Demokratie durchaus nicht um einen genuin modernen Topos handelt, zeigt Christian Wendt in seinem Beitrag über den sogenannten Pseudo-Xenophon, einen antidemokratischen Pamphletisten des 5. vorchristlichen Jahrhunderts, dessen Argumentationsweise vor dem Hintergrund rezenterer Abgesänge auf die Demokratie durchaus aktuell anmutet. Pseudo-Xenophon sah das Ziel der Demokratie in der „konsequente[n] politische[n] Ausschaltung und Niederhaltung wahrer Eliten“, die die besseren Bürger seien.12 Gleichstellung im modernen Sinne gehörte aber keineswegs zu den Zielvorstellungen antiker Gesellschaften, wie insbesondere auch der Beitrag Hubert Canciks eindrücklich bestätigt. Im Fokus steht hier ein seltenes Trauergedicht eines römischen Herren über seinen verstorbenen Sklaven, das keineswegs als ein „leuchtendes Zeugnis römischer Humanität“ taugt, sondern von ←23 | 24→Cancik als Zeugnis der auf radikalem Ausschluss basierenden antiken Sklavenhaltergesellschaft gelesen wird.13

Vielen Ideologen des 19. Jahrhunderts bot die Antike hingegen ahistorische Projektionsflächen für ihre eigenen gesellschaftlichen Zukunftsentwürfe. Wie Stefanie von Schnurbein anhand eines Vergleiches zwischen einer Netflixserie aus dem Jahr 2016 und dem berüchtigten germanophilen Roman Ein Kampf um Rom Felix Dahns aus dem Jahr 1876 herausarbeitet, tragen ahistorische imaginierte Begegnungen – in diesem Fall zwischen Römern und Wikingern – zur Konstruktion neuer Gesellschaftsentwürfe bei, die im Fall von Dahns Roman auf völkischnationalen Visionen einer Einheit von Blut und Boden beruhen.

Um die Wahrnehmung der Vergangenheit durch die Brille der Gegenwart geht es auch in den Beiträgen von Richard Faber und Michel Grunewald. Während Faber Theodor Fontanes historische Novelle Grete Minde im Lichte der gegenwärtigen Debatten über Integration, Flucht, Islam und Terrorismus neu liest und zu erhellenden Einsichten kommt, zeigt Grunewald am Beispiel der Rezeption von Fichtes berüchtigten Reden an die deutsche Nation durch die französische extreme Rechte, wie sich Ideen auf ihren Rezeptions- und Adaptionswegen transformieren und in jeweils spezifischen Kontexten angepasst und weltanschaulich anverwandelt werden können. In diesem Fall erweist sich die Rezeption als zusätzlich komplex, weil sie vor dem Hintergrund gänzlich veränderter politischer Realitäten erfolgte und entsprechend ganz unterschiedliche Interpretationen hervorbrachte.

Ein interessantes Phänomen stellt schließlich die topographische Struktur nationaler Gesellschaftsentwürfe mit ihren vielfach imaginierten Landschaften dar. Um zu unserer Eingangsmetapher zurückzukehren, spielte für den deutschen Nationalismus gerade die hochgradig romantisierte Flusslandschaft des Rheins eine konstitutive Rolle. Einen festen Platz im Landschaftsbild eines romantischen Nationalismus nehmen aber auch mittelalterliche Burgen ein, mit deren Ideologisierung im Nationalsozialismus sich G. Ulrich Großmann beschäftigt. Dabei wird die (Neu-)Bewertung und Funktionalisierung ebenso deutlich wie die Anknüpfung an ältere Deutungs- und Forschungsstränge. Von einem anderen Landschaftsraum handelt der Beitrag Ulrich Pfeils. Die Fallstudie nimmt die NSDAP-Hochburg und schleswig-holsteinische Provinzstadt Heide in den Blick und konzentriert sich dabei auf das nationale und völkische Vereins- und Verbandswesen im Deutschen Kaiserreich, das hier dem Aufstieg der NSDAP den Weg bereitete.

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Der Morast

Historiographische Ausgrenzung oder Nicht-Beachtung kann aber auch Themenfelder betreffen, mit denen man sich nicht gerne beschäftigt, weil ihnen – aus durchaus nachvollziehbaren Gründen – etwas Anrüchiges, gar Unappetitliches, oft auch Menschenverachtendes anhaftet. Uwe Puschner hat in Forschung und Lehre immer wieder dazu angeregt, sich in diesem Sinne auch mit scheinbar marginalen und randständigen Gruppen und Personen (vornehmlich, aber nicht nur) des antidemokratischen und rassistischen Spektrums auseinanderzusetzen, die sich selbst zu unzeitgemäßen Außenseitern stilisierten und die bestehende Kultur und Gesellschaft, ja teilweise das gesamte Zeitalter, durch alternative Entwürfe zu überwinden trachteten. Bereits der sogenannte Pseudo-Xenophon, von dem Christian Wendt erzählt, schrieb sein antidemokratisches Pamphlet aus der Perspektive eines unzeitgemäßen Beobachters im Gestus verachtender Distanz. Dass auch wissenschaftliche – oder pseudowissenschaftliche14 – Modelle den Charakter weltanschaulicher Gegenentwürfe annehmen können, zeigt die sogenannte Glacialkosmogonie oder Welteislehre, Gegenstand des Beitrags von Tilman Wesolowski. Denn hier handelte es sich nicht einfach um eine naturwissenschaftliche Theorie begrenzter Reichweite, sondern um eine alternative „heroische“ Weltsicht, die die herkömmlichen Modelle von Welt und Kosmos ersetzen sollte. Auch die völkischen Protagonisten, mit denen sich Gregor Hufenreuter und Winfried Mogge in ihren Beiträgen beschäftigen, wähnten sich mit ihren Gesellschaftsentwürfen und Projekten in Opposition zur herrschenden Kultur. Vollkornbrot und Germanentempel aber haben eine unterschiedliche Karriere hinter sich: Während ersteres seit langem zum festen Bestandteil des Mainstream-Speiseplans gehört und kaum noch als Ausweis einer Gegenkultur – völkischer oder linksalternativer Provenienz – herhalten kann, ist das neugermanische Heidentum weit davon entfernt einen zentralen Platz in der Kultur der Gegenwart einzunehmen.

Alle Flüsse fließen ins Meer

Weist die jüngere Historiographiegeschichte vielfach eine Tendenz auf, das Widerständige und Marginale einfach zu romantisieren, scheidet eine solche Darstellungsweise aus, wenn es um den Widerstand von Antidemokratinnen und Antidemokraten oder völkischen Antisemitinnen und Antisemiten geht. Auch der ethische Imperativ, marginale Ideen, Gruppen oder Personen dem Vergessen zu entreißen, sie durch die historiographische Erzählung sichtbar zu machen und ihnen Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, wäre bei Gruppierungen wie der Germanischen ←25 | 26→Glaubens-Gemeinschaft oder Personen wie Gustav Simons problematisch. Vielmehr verlangt auch das Widerständige und Alternative jenen distanzierten und kritischen Blick, wie ihn Uwe Puschner in seinen Arbeiten über das heterogene Spektrum der Reformbewegungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt hat, zu dem eben auch die Völkische Bewegung gehörte.

Aus historischer Sicht interessant ist auch weniger das tatsächliche oder vermeintlich Widerständige als Widerständiges. Vielmehr geht es, um erneut die Metapher des Flusses zu bemühen, um eine Kartierung der verschlungenen und mäandernden Flusslandschaft der politischen Ideengeschichte. Wichtig scheint hier vor allem eine konkrete und möglichst genaue historische Rekonstruktion der Genese, Zirkulation und Transformation bestimmter Ideen und Praktiken, deren horizontale Wege zwischen den Gruppen und Milieus es ebenso nachzuzeichnen gilt, wie ihre vertikalen Wanderungen von den Rändern ins gesellschaftliche Zentrum (und umgekehrt): Aus welchen Denktraditionen, Narrativen, Debatten oder Bildern setzen sich bestimmte (in diesem Falle ausgrenzende) ideologische Formationen zusammen? Dabei stellt sich vor allem die Frage, wie diese von scheinbar marginalen Milieus und Strömungen adaptiert und transformiert werden und auf welche Weise sich dann ein möglicher Ideentransfer zurück in die „Mitte der Gesellschaft“ vollzieht. Über welche Kanäle etwa vermögen es scheinbar unbedeutende Gruppen oder Personen, ihre weltanschaulichen Positionen in größere gesellschaftliche oder wissenschaftliche Debatten einzuspeisen und diese dadurch zu beeinflussen?

Das sind Fragen, die sich nicht nur im Hinblick auf die Genese und Zirkulation völkischen Ideenguts im frühen 20. Jahrhundert stellen, sondern gerade auch vor dem Hintergrund seiner teilweise erschreckend aktuellen Renaissance. So vermögen es die Beiträge des vorliegenden Bandes – mal explizit, mal eher implizit – einen kritischen Seitenblick auf die Gegenwart zu werfen. Geschichte und Gegenwart sind und bleiben nicht nur im Bild des Rheins verbunden. Wir können uns streiten, ob Flüsse Grenzräume oder Verbindungslinien sind. Unstrittig ist wohl, dass sie, wie die Geschichtsschreibung selbst, beständig in Bewegung sind.

Uwe Puschner wird das Friedrich-Meinecke-Institut nach mehr als zwei Jahrzehnten verlassen. Für uns alle, die wir mit ihm durch Geschichte und Gegenwart gereist sind und durch ihn das eine oder andere Ufer ergründet haben, eine schwer vorzustellende Tatsache. In Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften heißt es: „Der Fluß der Zeit ist ein Fluß, der seine Ufer mitführt“.15 Wir werden die vielen Impulse, die Uwe Puschner uns gegeben hat, sicher auch auf unsere zukünftigen Forschungsreisen mitnehmen und sagen Dankeschön an einen fantastischen Lehrer und geschätzten Kollegen, danke Uwe Puschner!


1 „Vous savez, je vous l’ai dit souvent, j’aime les fleuves. Les fleuves charrient les idées aussi bien que les marchandises”, Victor HUGO: Le Rhin, Paris 1842, Lettre XIV, S. 70.

2 HUGO: Le Rhin, S. 4.

3 Lucien FEBVRE: Der Rhein und seine Geschichte, hrsg. v. Peter SCHÖTTLER, 1.-3. Aufl., Frankfurt a. M. u. New York 1994, 1995 u. 2006; Lucien FEBVRE: Le Rhin: histoire, mythes et réalités, hrsg. v. Peter SCHÖTTLER, Paris 1997; Der zu Grunde liegende Originaltext ist der von Febvre verfassten Teil der Publikation: Lucien FEBVRE u. Albert DEMANGEON: Le Rhin. Problèmes d’histoire et d’économie, Paris 1931 [Neuauflage 1935].

4 Dagmar AVERSANO-SCHREIBER: Victor Hugos Rheinreise, S. 7, www.regionalgeschichte.net/fileadmin/Superportal/Bibliothek/Autoren/Aversano-Schreiber/Rheinreise-Victor-Hugos.pdf, Zugriff: 9.9.2019.

5 Ebd.

6 Olaf BLASCHKE: „Wir wollen Ultramontane, Papisten, Päpstliche seyn“. Der Katholizismus des 19. Jahrhunderts als ausgrenzende politische Ideologie, in diesem Band, S. 89-106, hier: S. 105.

7 Ulrich WYRWA: Die Konstruktion der deutschen Nation mit den Juden. Deutsche Juden als Akteure auf dem nationalen Feld (1858-1878), in diesem Band, S. 179-191, hier: S. 180.

8 Oliver JANZ: Nation und Familie im langen 19. Jahrhundert. Italien im Vergleich, in diesem Band, S. 129-142, hier: S. 136.

9 Björn HOFMEISTER: Die Alldeutschen erfahren den Ersten Weltkrieg, in diesem Band, S. 249-275, hier: S. 266.

10 Arnd BAUERKÄMPFER: Soziale Konflikte und Ausgrenzung. Bewirtschaftungspolitik und Inflation in der ländlichen Gesellschaft der Weimarer Republik bis 1923, in diesem Band, S. 231-248, hier: S. 235f.

11 Jens FLEMMING: Bollwerk gegen Klassen- und Parteienherrschaft? Justiz und Richterschaft zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, in diesem Band, S. 351-368, hier S. 361.

Details

Seiten
454
Jahr
2020
ISBN (PDF)
9783631813065
ISBN (ePUB)
9783631813072
ISBN (MOBI)
9783631813089
ISBN (Hardcover)
9783631813041
DOI
10.3726/b16582
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Juni)
Schlagworte
Völkische Bewegung Nationalismus Rassismus Antisemitismus Fremdenfeindlichkeit Diskriminierung
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, 2020., 454 S., 1 farb. Abb., 17 s/w Abb.

Biographische Angaben

David Bordiehn (Band-Herausgeber:in) Christian Köhler (Band-Herausgeber:in) Stefan Noack (Band-Herausgeber:in) Susanne Wein (Band-Herausgeber:in)

David Bordiehn wurde 2018 mit einer biographischen Arbeit bei Uwe Puschner promoviert. Neben der Tätigkeit in der Schulleitung forscht und arbeitet er unterdessen zu pädagogischen und schulspezifischen Problemen. Christian Köhler ist Doktorand bei Uwe Puschner. Er arbeitet als Lehrer für Deutsch und Geschichte in Rheinland-Pfalz. Stefan Noack ist Doktorand und ehemaliger studentischer Mitarbeiter von Uwe Puschner. Er arbeitet im Wissenschaftsmanagement in Berlin. Susanne Wein wurde 2012 mit einer Arbeit über Antisemitismus im Reichstag bei Uwe Puschner promoviert. Sie ist Mitarbeiterin im Stadtarchiv Heilbronn und arbeitet in einem Projekt zu Stadteliten von der NS-Zeit bis in die 1960er Jahre.

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Titel: Ausgrenzende politische Ideologien
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456 Seiten