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Projekt- und Investitionsentscheidungen zu Green Controlling in öffentlichen Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen

von Sebastian Michalsky (Autor:in)
©2020 Dissertation 438 Seiten

Zusammenfassung

Die Idee der Integration umweltbezogener Aspekte in die Unternehmensführung ist bereits seit Jahrzenten Teil der Controlling-Forschung. Jedoch erfährt die Auseinandersetzung mit umweltbezogenen Belangen vor dem Hintergrund der Veränderungen im Organisationsumfeld auch für öffentliche Unternehmen eine neue Qualität. So werden zwar zunehmend Umweltthemen in die strategischen Unternehmensziele aufgenommen, aber umweltbezogene Themen werden nach wie vor weder effektiv noch effizient realisiert. Der Autor greift diese Problematik auf und befasst sich mit der Frage, ob für ein Green Controlling in öffentlichen Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen neue und mit Anreizsystemen gekoppelte Governance-Strukturen benötigt werden und wie diese ausgestaltet werden können.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Danksagung
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abkürzungsverzeichnis
  • 1 Einleitung
  • 1.1 Problemstellung und Untersuchungsziel
  • 1.2 Wissenschaftliche Einordnung und Gang der Untersuchung
  • 2 Bestandsaufnahme der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse
  • 2.1 Controlling in dezentralen Organisationsstrukturen
  • 2.1.1 Konzeptionen und Definitionen in der Controlling-Forschung
  • 2.1.2 Ziele und Aufgaben des Controllings
  • 2.2 Steuerungs- und Koordinationsprobleme in dezentralen Organisationsstrukturen
  • 2.2.1 Die agency-theoretische Sicht zur Fundierung von Steuerungs- und Koordinationsproblemen in dezentralen Organisationsstrukturen
  • 2.2.2 Die spieltheoretische Sicht zur Fundierung von Steuerungs- und Koordinationsproblemen in dezentralen Organisationsstrukturen
  • 2.3. Umweltbezogene Aspekte des Controllings
  • 2.3.1 Ökologie, Nachhaltigkeit und Greening
  • 2.3.2 Vom Öko-Controlling zum Green Controlling; ein Überblick
  • 2.4 Zwischenfazit
  • 3 Green Controlling im Rahmen von Projekt- und Investitionsentscheidungen in dezentralen Organisationsstrukturen: Entwicklung eines Konzepts
  • 3.1 Anforderungen und Aufgaben eines Green Controlling in dezentralen Organisationsstrukturen
  • 3.2 Instrumente für ein Green Controlling in dezentralen Organisationsstrukturen: Darstellung und Prüfung ihrer Eignung
  • 3.2.1 Instrumente des strategischen Green Controlling
  • 3.2.2 Instrumente des operativen Green Controlling
  • 3.3 Konzeptionsvorschlag und Fundierung eines Green Controlling für Projekt- und Investitionsentscheidungen in dezentralen Organisationsstrukturen
  • 3.3.1 Einordnung von Projekt- und Investitionsentscheidungen im Green Controlling
  • 3.3.2 Auswahl der Green Controlling-Instrumente für Projekt- und Investitionsentscheidungen
  • 3.3.2.1 Spieltheoretische Modelle als Grundlage der Anpassung von Projekt- und Investitionsentscheidungen in dezentralen Organisationsstrukturen in einem Green Controlling
  • 3.3.2.2 Kopplung eines Prinzipal-Agent-Ansatzes mit spieltheoretischen Modellansätzen
  • 3.3.3 Ausgestaltung eines Anreizsystems in dezentralen Organisationsstrukturen bei Projekt- und Investitionsentscheidungen im Rahmen eines Green Controlling
  • 3.3.4 Veränderungen in der Controlling-Organisation und den IT-Systemen
  • 3.4 Zwischenfazit mit vorläufigem Ergebnis eines Green Controlling für öffentliche Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen
  • 4 Reflexion der Ergebnisse anhand einer Fallstudie zur Konzeptualisierung und Implementation eines Green Controlling-Konzepts in öffentlichen Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen zur Unterstützung der Projekt- und Investitionsentscheidungen
  • 4.1 Deutsche Bahn Station&Service AG als öffentliches Unternehmen
  • 4.1.1 Abgrenzung öffentlicher Unternehmen und Spezifikationen der DB Station&Service AG
  • 4.1.2 Aktuelle Rahmenbedingungen und Herausforderungen der DB Station&Service AG
  • 4.2 Empirische Untersuchung I: Bedürfnis eines Green Controlling-Konzepts im Rahmen von Projekt- und Investitionsentscheidungen bei der DB Station&Service AG
  • 4.2.1 Charakterisierung der primären Datenbasis – Auswahl des Teilnehmerkreises und des Interviewverfahrens
  • 4.2.2 Durchführung und Ergebnisse
  • 4.3 Empirische Untersuchung II: Implementation des Konzepts eines Green Controlling in das Controlling der DB Station&Service AG und Anpassung der Anreizsysteme bei Projekt- und Investitionsentscheidungen
  • 4.3.1 Einordnung der sekundären Datenbasis – Auswahl und Verknüpfung vorliegender Instrumente
  • 4.3.2 Durchführung und Ergebnisse der Untersuchung
  • 4.4 Barrieren und Chancen bei der Implementation eines Green Controlling-Konzepts in öffentlichen Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen
  • 4.5 Zwischenfazit mit vervollständigtem Ergebnis eines Green Controlling in öffentlichen Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen
  • 5 Kritische Zusammenfassung
  • 5.1 Kritische Darstellung der wesentlichen Ergebnisse aus wissenschaftlicher Sicht
  • 5.2 „Lessons Learned“ aus praktischer Sicht
  • 5.3 Weiterer Forschungsbedarf
  • Anhang
  • Abbildungsverzeichnis
  • Tabellenverzeichnis
  • Literaturverzeichnis
  • Verzeichnis der Internet-Quellen
  • Erklärung
  • Reihenübersicht

cover

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Zugl.: Bremen, Univ., Diss., 2019

Autorenangaben

Sebastian Michalsky studierte Wirtschaftswissenschaft mit den Schwerpunkten internationales Management, Organisation und Planung an der FernUniversität in Hagen. Der Autor wurde im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Universität Bremen promoviert.

Über das Buch

Die Idee der Integration umweltbezogener Aspekte in die Unternehmensführung ist bereits seit Jahrzenten Teil der Controlling-Forschung. Jedoch erfährt die Auseinandersetzung mit umweltbezogenen Belangen vor dem Hintergrund der Veränderungen im Organisationsumfeld auch für öffentliche Unternehmen eine neue Qualität. So werden zwar zunehmend Umweltthemen in die strategischen Unternehmensziele aufgenommen, aber umweltbezogene Themen werden nach wie vor weder effektiv noch effizient realisiert. Der Autor greift diese Problematik auf und befasst sich mit der Frage, ob für ein Green Controlling in öffentlichen Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen neue und mit Anreizsystemen gekoppelte Governance-Strukturen benötigt werden und wie diese ausgestaltet werden können.

Zitierfähigkeit des eBooks

Diese Ausgabe des eBooks ist zitierfähig. Dazu wurden der Beginn und das Ende einer Seite gekennzeichnet. Sollte eine neue Seite genau in einem Wort beginnen, erfolgt diese Kennzeichnung auch exakt an dieser Stelle, so dass ein Wort durch diese Darstellung getrennt sein kann.

Danksagung

Die vorliegende Arbeit wurde von der Fakultät Wirtschaftswissenschaft der Universität Bremen als wissenschaftliche Arbeit angenommen. Sie entstand während meiner Tätigkeit als externer Doktorand am Lehrstuhl für allgemeine Betriebswirtschaftslehre Maritime Wirtschaft und Logistik.

Ich danke herzlich meinem Betreuer Herrn Professor Haasis und den Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeitern am Lehrstuhl für die wissenschaftliche Betreuung.

Des Weiteren möchte ich mich bei Frau Dr. Raulin und Herrn Adam bedanken, ohne die diese Dissertation nicht entstanden wäre und die mich während der Bearbeitung immer mit zielführenden Ratschlägen sowie anhaltendender Förderung begleitet haben. Danken möchte ich außerdem meinem Schwager Andreas, Klaus Hellendahl und Bernd Kahlbau für die kritische Durchsicht dieser Arbeit.

Besonders bedanken möchte ich mich bei meiner Frau und meinem Sohn Cristiano für den großartigen Beistand und die zahlreichen Abstriche, die sie auf dem Weg zu dieser Arbeit auf sich genommen haben. Ein spezieller Dank gilt auch meinen Eltern und meiner Schwester Yvonne, die mir alles auf meinem Lebensweg ermöglicht haben und mir unermüdlich zur Seite stehen. Ich hoffe, ich kann meinen Sohn nur ansatzweise so fantastisch unterstützen, wie meine Eltern mich stets unterstützen.

Bei meinem Sohn möchte ich mich zudem in Anlehnung an den Geophysiker und Astronauten Alexander Gerst entschuldigen, denn u. a. aufgrund der hohen Kohlendioxidemissionen wird unsere Generation den wunderschönen Planeten Erde an die nachfolgende Generation leider nicht im besten Zustand übergeben.

Sebastian Michalsky

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Problemstellung und Untersuchungsziel

1.2 Wissenschaftliche Einordnung und Gang der Untersuchung

2 Bestandsaufnahme der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse

2.1 Controlling in dezentralen Organisationsstrukturen

2.1.1 Konzeptionen und Definitionen in der Controlling-Forschung

2.1.2 Ziele und Aufgaben des Controllings

2.2 Steuerungs- und Koordinationsprobleme in dezentralen Organisationsstrukturen

2.2.1 Die agency-theoretische Sicht zur Fundierung von Steuerungs- und Koordinationsproblemen in dezentralen Organisationsstrukturen

2.2.2 Die spieltheoretische Sicht zur Fundierung von Steuerungs- und Koordinationsproblemen in dezentralen Organisationsstrukturen

2.3 Umweltbezogene Aspekte des Controllings

2.3.1 Ökologie, Nachhaltigkeit und Greening

2.3.2 Vom Öko-Controlling zum Green Controlling; ein Überblick

2.4 Zwischenfazit

3 Green Controlling im Rahmen von Projekt- und Investitionsentscheidungen in dezentralen Organisationsstrukturen: Entwicklung eines Konzepts

3.1 Anforderungen und Aufgaben eines Green Controlling in dezentralen Organisationsstrukturen

3.2 Instrumente für ein Green Controlling in dezentralen Organisationsstrukturen: Darstellung und Prüfung ihrer Eignung

3.2.1 Instrumente des strategischen Green Controlling

3.2.2 Instrumente des operativen Green Controlling

3.3 Konzeptionsvorschlag und Fundierung eines Green Controlling für Projekt- und Investitionsentscheidungen in dezentralen Organisationsstrukturen

3.3.1 Einordnung von Projekt- und Investitionsentscheidungen im Green Controlling

3.3.2 Auswahl der Green Controlling-Instrumente für Projekt- und Investitionsentscheidungen

3.3.2.1 Spieltheoretische Modelle als Grundlage der Anpassung von Projekt- und Investitionsentscheidungen in dezentralen Organisationsstrukturen in einem Green Controlling

3.3.2.2 Kopplung eines Prinzipal-Agent-Ansatzes mit spieltheoretischen Modellansätzen

3.3.3 Ausgestaltung eines Anreizsystems in dezentralen Organisationsstrukturen bei Projekt- und Investitionsentscheidungen im Rahmen eines Green Controlling

3.3.4 Veränderungen in der Controlling-Organisation und den IT-Systemen

3.4 Zwischenfazit mit vorläufigem Ergebnis eines Green Controlling für öffentliche Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen

4 Reflexion der Ergebnisse anhand einer Fallstudie zur Konzeptualisierung und Implementation eines Green Controlling-Konzepts in öffentlichen Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen zur Unterstützung der Projekt- und Investitionsentscheidungen

4.1 Deutsche Bahn Station&Service AG als öffentliches Unternehmen

4.1.1 Abgrenzung öffentlicher Unternehmen und Spezifikationen der DB Station&Service AG

4.1.2 Aktuelle Rahmenbedingungen und Herausforderungen der DB Station&Service AG

4.2 Empirische Untersuchung I: Bedürfnis eines Green Controlling-Konzepts im Rahmen von Projekt- und Investitionsentscheidungen bei der DB Station&Service AG

4.2.1 Charakterisierung der primären Datenbasis – Auswahl des Teilnehmerkreises und des Interviewverfahrens

4.2.2 Durchführung und Ergebnisse

4.3 Empirische Untersuchung II: Implementation des Konzepts eines Green Controlling in das Controlling der DB Station&Service AG und Anpassung der Anreizsysteme bei Projekt- und Investitionsentscheidungen

4.3.1 Einordnung der sekundären Datenbasis – Auswahl und Verknüpfung vorliegender Instrumente

4.3.2 Durchführung und Ergebnisse der Untersuchung

4.4 Barrieren und Chancen bei der Implementation eines Green Controlling-Konzepts in öffentlichen Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen

4.5 Zwischenfazit mit vervollständigtem Ergebnis eines Green Controlling in öffentlichen Unternehmen mit dezentralen Organisationsstrukturen

5 Kritische Zusammenfassung

5.1 Kritische Darstellung der wesentlichen Ergebnisse aus wissenschaftlicher Sicht

5.2 „Lessons Learned“ aus praktischer Sicht

5.3 Weiterer Forschungsbedarf

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Internet-Quellen

←12 | 13→

1 Einleitung

1.1 Problemstellung und Untersuchungsziel

Die Forderung der Öffentlichkeit, die umweltbezogenen Auswirkungen des organisatorischen Handelns zu berücksichtigen, die Internationalisierung der Märkte, der zunehmende Kostendruck öffentlicher Unternehmen, immer knappere Ressourcen und gesetzliche Regelungen sind nur einige wesentliche Faktoren, die dazu beitragen, dass in den letzten Jahren eine merklich zunehmende (strategische) Bedeutung von umweltbezogenen Aspekten in (öffentlichen) Organisationen festzustellen ist.1 Die Idee der Integration umweltbezogener Aspekte in die Unternehmensführung ist seit über 40 Jahren Teil der Controlling-Forschung.2 Jedoch erfährt die Auseinandersetzung mit umweltbezogenen Belangen vor dem Hintergrund der Veränderungen im Organisationsumfeld eine neue Qualität, indem die Auseinandersetzung mit der umweltfreundlicheren Ausrichtung aller Unternehmensaktivitäten eine Intensivierung erfährt.3 Somit ergeben sich immer neue Anforderungen an die Unternehmenssteuerung und damit auch an das Controlling, denn „… you cannot manage what you cannot measure … and what gets measured gets done“.4

Alle Organisationen und somit auch öffentliche Unternehmen müssen sich nach wie vor der ständigen Herausforderung stellen, herauszukristallisieren, welche Prozesse, Instrumente, Organisationsstrukturen etc. in den aktuellen ←13 | 14→Rahmenbedingungen geeignet sind, um die Organisationaktivitäten abzubilden sowie zu bewerten, damit (öffentliche) Organisationen nicht nur einen begrenzten Blick auf ihre Aktivitäten oder gar ein verzerrtes Bild erhalten.5 Die Controlling-Forschung fordert in diesem Zusammenhang eine zunehmende Integration umweltbezogener Aspekte in das Controlling, um so das Thema in (öffentlichen) Organisationen greifbar zu machen, eine Fokussierung zu bewirken sowie die strategische und operative Bedeutung für den Organisationserfolg darzustellen.6 Infolgedessen steigt das Bedürfnis in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur wie auch in der Praxis u. a. nach der Integration geeigneter Prozesse und Instrumente eines Green Controlling, die mit dem bestehenden Controlling in Organisationen kompatibel und an dieses anschlussfähig sind, damit nicht länger umweltbezogene Aspekte in „losgelösten Satellitensystemen“ isoliert bleiben.7

In der Literatur liegen bereits zahlreiche Instrumente und Konzepte vor, wie z. B. von Günther, Horváth oder Epstein, die den Anspruch erheben, umweltbezogene Aspekte aufzugreifen und darzustellen.8 Bei der Anwendung vieler Instrumente und Konzepte ist jedoch u. a. zu erkennen, dass die Effektivität ←14 | 15→und Effizienz der Umsetzung von umweltbezogenen Aktivitäten nur lückenhaft gemessen werden.9 Zudem bleibt eine Verknüpfung der Instrumente meist aus und Instrumente wie Konzepte gehen überwiegend nicht auf die Spezifika verschiedener Organisationen, wie beispielsweise öffentliche Organisationen oder dezentralisierte Organisationsstrukturen, ein.10 Folglich werden in der Controlling-Literatur und -Praxis adäquate Instrumente gesucht, um die jeweils spezifischen Bedürfnisse der Organisationen zu befriedigen.11

Insofern stellt sich die berechtigte Frage, wie solche angepassten Instrumente für Organisationen mit ihren zum Teil spezifischen Problemen, wie beispielsweise die verstärkte Koordinationsproblematik in dezentralisierten Organisationen, identifiziert werden können. Ein Blick in die aktuellen Veröffentlichungen zum Controlling, die umweltbezogene Aspekte berücksichtigen, vermittelt den Eindruck, dass das Forschungsinteresse weniger auf die methodische Fundierung eines Green Controlling als vielmehr auf eine einseitig instrumenten-dominierte Forschung abzielt.12 Diesen Eindruck aus der wirtschaftswissenschaftlichen Fachliteratur unterstreicht die Praxis, da nach wie vor zu beobachten ist, dass die wenigen (öffentlichen) Organisationen, die umweltbezogene Instrumente nutzen, dies auf sehr heterogene Weise tun.13 Die Praxis ←15 | 16→wird in diesem Zusammenhang u. a. durch die wirtschaftswissenschaftliche Literatur in diese Lage versetzt, da die Controlling-Forschung zumeist von Einzelinstrumenten geprägt ist und es insbesondere für öffentliche Unternehmen bisher kaum möglich erscheint, dem Green Controlling ein spezifisches Controlling-Instrumentarium zuzuordnen.14 Aufgrund der zum Teil spezifischen Bedürfnisse und Probleme der verschiedenen Organisationsstrukturen scheint es jedoch zweckmäßig, das Controlling-Instrumentarium kontextabhängig festzulegen.15 Daher beschränkt sich die vorliegende Arbeit auf umweltbezogene Aspekte in Organisationen, die öffentliche sowie dezentralisierte Organisationsstrukturen aufweisen und somit spezifische Bedürfnisse und Steuerungsprobleme für ein Green Controlling mit sich bringen.

Dennoch wird die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung von umweltbezogenen Controlling-Instrumenten nicht grundsätzlich infrage gestellt.16 Jedoch stellen Steuerungs- und Koordinationsprobleme die Aufnahme und Nutzung von Green Controlling-Instrumenten in Organisationen, die in dezentrale Strukturen eingebettet sind, eine besondere Herausforderung dar.17 So ist z. B. zu beobachten, dass umweltbezogene Themen in die strategischen Unternehmensziele aufgenommen werden, allerdings insbesondere auf den dezentralen Ebenen weder effektiv noch effizient umgesetzt werden (können).18 Dies unterstreichen Studien, die zeigen, dass sich das Controlling vor allem in der Praxis bisher nur in einem geringen Ausmaß mit umweltbezogenen Themen auseinandersetzt, obgleich Controller und Controlling-Wissenschaftler ein hohes Bewusstsein für eine umweltbezogene Ausrichtung des Controllings besitzen.19 Hinzu kommt, ←16 | 17→dass die Implementierung von Instrumenten eines Green Controlling zu den Aufgaben eines Controllings gehören.20 Allerdings zeigen diverse Studien, dass die Bereiche Rechnungswesen, Finanzen und Controlling nur in einem limitierten Ausmaß als wesentlich für eine umweltbezogene Ausrichtung in Organisationen angesehen, in manchen Fällen sogar in den Organisationen als hemmend empfunden werden.21

Da der methodischen Fundierung des Controllings in den letzten Jahren eine zunehmende Bedeutung beigemessen wird, ist die Annahme der vorliegenden Arbeit, dass es unabdingbar scheint, u. a. im Hinblick auf die Akzeptanz und Anwendung in der Praxis, dass sich auch ein Green Controlling mit methodischen Sichtweisen auseinandersetzt.22 So können zur Erklärung und Prognose umweltbezogenen Entscheidungsverhaltens in dezentralen Organisationsstrukturen Grundlagen informations-ökonomischer Theorieansätze aufgegriffen und auf die spezifischen Probleme einer Anwendung des Green Controlling in (öffentlichen) dezentralisierten Organisationsstrukturen zugeschnitten werden.23

Eine Betrachtung und Auseinandersetzung eines Controllings, das umweltbezogene Aspekte berücksichtigt, mit informations-ökonomischen Theorieansätzen, wie z. B. der Prinzipal-Agent-Theorie oder der Spieltheorie, sind bislang in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur wenig erfolgt.24 Dabei können diese Theorien u. a. dazu beitragen, die Probleme asymmetrischer Informationsverteilung zwischen den Entscheidungsträgern differenzierter Entscheidungsebenen zu analysieren und Lösungsvorschläge zu kreieren, um wissenschaftliche Gestaltungsempfehlungen für ein Green Controlling abzuleiten.25

Demnach können insbesondere diese Theorieansätze herangezogen werden, um wissenschaftliche Gestaltungsempfehlungen beispielsweise im Zusammenhang mit Projekt- und Investitionsentscheidungen zu formulieren und so die ←17 | 18→bislang selten feststellbare Anwendung eines Green Controlling und dessen Instrumente in dezentralisierten Organisationsstrukturen zu unterstützen.26 Es besteht somit entsprechender Forschungsbedarf.

Das erste Forschungsziel dieser Arbeit ist es daher, zu analysieren, inwieweit ein Green Controlling in dezentralisierten Organisationen ausgerichtet werden kann, indem die für ein Green Controlling relevanten Instrumente auf Basis methodischer Ansätze wie der agency-theoretischen und spieltheoretischen Sichtweise im Angesicht von Steuerungs- und Koordinationsproblemen identifiziert, modifiziert und verknüpft werden. In diesem Zusammenhang wird die erste Forschungsfrage beantwortet, ob für ein Green Controlling neue und mit Anreizsystemen gekoppelte Governance-Strukturen und/oder -prozesse benötigt werden.

Empirische Studien haben festgestellt, dass umweltbezogene Themen insbesondere bei Großunternehmen im Vergleich zu kleinen oder mittelständischen Unternehmen von größerer Bedeutung sind.27 Grund hierfür ist u. a., dass diese i. d. R. häufiger in der Öffentlichkeit stehen sowie aufgrund ihrer Größe stärkeren Einfluss auf Gesellschaft und „Umwelt“ haben.28 Des Weiteren stehen öffentliche Unternehmen infolge der staatlichen Eigentumsverhältnisse und der Unterstützung durch staatliche Zuschüsse im besonderen Interesse der Stakeholder und der Öffentlichkeit.29 Diese haben verstärkt die Anforderung, dass die Organisationsaktivitäten öffentlicher Unternehmen nunmehr nicht lediglich wirtschaftlich sein sollen, sondern auch umweltbezogen.30 Zielkonflikte zwischen Kundenwünschen, Ökonomie und Ökologie sind daher i. d. R. bei öffentlichen Unternehmen besonders ausgeprägt.31 Dies wird durch die ständige ←18 | 19→Kritik und Begutachtung durch Staat und Öffentlichkeit unterstützt, ob öffentliche Unternehmen (noch) zukunftsfähig sind.32

Öffentliche Unternehmen investieren jährlich mehrere Milliarden Euro, wobei die Investitionen in die Infrastruktur besonders langfristig und kostenintensiv sind.33 Dementsprechend ist das Projekt- und Investitionscontrolling sowie das Infrastrukturcontrolling in öffentlichen Unternehmen zwar von besonderer Bedeutung.34 Allerdings kommen umweltbezogene Aspekte in diesem Zusammenhang kaum zur Geltung.35 In wirtschaftswissenschaftlichen Literatur und Praxis ist festzustellen, dass bei öffentlichen Großunternehmen, die Infrastruktur bereitstellen, das Bedürfnis nach einem Controlling, das umweltbezogene Aspekte berücksichtigt, besonders ausgeprägt ist.36 Dennoch wird ein solches Controlling insbesondere vor dem Hintergrund von Theorieansätze wie z. B. der Spieltheorie bisher kaum in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur beachtet bzw. thematisiert.37 Infolgedessen besteht auch hier Forschungsbedarf.

Dies wird nach einer methodischen Darstellung am Fallbeispiel der DB Station&Service AG als öffentliches Unternehmen konkretisiert und in der Realität überprüft. Die DB Station&Service AG, die zu der Deutschen Bahn AG gehört, arbeitet wie viele Organisationen bereits an der Herausforderung einer grünen Ausrichtung ihrer Unternehmensaktivitäten.38 Dieser hat wie die Mehrzahl der Organisationen weltweit die Relevanz umweltbezogener Themen erkannt hat.39 Allerdings scheinen die meisten Organisationen wie auch die DB ←19 | 20→Station&Service AG nicht über fundierte Handlungspläne zur Anwendung eines Green Controlling zu verfügen.40 Aufgrund der spezifischen Eigenschaften der DB Station&Service AG als öffentliches Unternehmen, wie beispielsweise das Spannungsverhältnis zwischen den Polen „Staat“ und „Privat“ bzw. zwischen „Gemeinwohlorientierung“ und „Privatwirtschaftlichkeit“, bietet dieses Unternehmen sowohl Chancen als auch Hemmnisse bei der Konzeptualisierung, Implementation und Anwendung eines Green Controlling.41

Details

Seiten
438
Jahr
2020
ISBN (PDF)
9783631815717
ISBN (ePUB)
9783631815724
ISBN (MOBI)
9783631815731
ISBN (Hardcover)
9783631813225
DOI
10.3726/b16681
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Juni)
Schlagworte
Anreizsysteme Spieltheorie Prinzipal-Agent-Theorie Deutsche Bahn AG Governance Ökologie Nachhaltigkeit Umwelt
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2020. 438 S., 84 s/w Abb., 11 Tab.

Biographische Angaben

Sebastian Michalsky (Autor:in)

Sebastian Michalsky studierte Wirtschaftswissenschaft mit den Schwerpunkten internationales Management, Organisation und Planung an der FernUniversität in Hagen. Der Autor wurde im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Universität Bremen promoviert.

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