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Apostolizität und Einheit der Kirche

Eine fundamentaltheologische Betrachtung der Kirchenattribute Apostolizität und Einheit, basierend auf der biblischen Grundlage des Epheserbriefes, unter Berücksichtigung der indischen Thomaschristentradition

von Aby Puthukulangara (Autor:in)
©2020 Dissertation 370 Seiten
Reihe: Forum Fundamentaltheologie, Band 10

Zusammenfassung

Apostolizität und Einheit sind zentrale Themen der Ökumene. Epheserbrief-Textanalyse und gründliche Untersuchung des Zustandes der damaligen Kirche versuchen Integrationsfähigkeit in der gespalteten Kirche zu finden. Geschichte, Entwicklung und heutige Situation der Thomaschristenheit werden selbstkritisch dargestellt. Der Beitrag des Vatikanum II gilt als Chance und Wendepunkt für die Orientalischen Kirchen und lässt Perspektiven für eine mögliche Zukunft erkennen.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhalt
  • ABKÜRZUNGEN
  • ALLGEMEINE EINFÜHRUNG
  • Thematischer Hintergrund der Studie
  • Fragestellung der Arbeit
  • Methodisches Vorgehen
  • Systematische Darstellung der Arbeit
  • Zur Absicht der Studie
  • 1 APOSTOLIZITÄT UND EINHEIT NACH DEM EPHESERBRIEF
  • 1.1 GRUNDLEGENDE VORAUSSETZUNGEN DES EPHESERBRIEFES
  • Einführung
  • 1.1.1 Anlass des Schreibens
  • 1.1.2 Darstellungsform des Schreibens
  • 1.1.3 Verfasserfrage
  • 1.1.4 Zeit und Ort der Abfassung
  • 1.1.5 Die Adressatengemeinde
  • Schlussfolgerung
  • 1.2 DISKURS DER APOSTOLIZITÄTSTHEMATIK IM EPHESERBRIEF
  • Einführung
  • 1.2.1 Exegetische Aussagen zum Apostelbegriff im Epheserbrief
  • 1.2.1.1 Die Rede vom „Fundament der Apostel“ nach Eph 2,20
  • 1.2.1.1.1 Gliederung des Textes 2, 19–21
  • 1.2.1.1.2 „Die aufgebaut worden sind“
  • 1.2.1.1.3 „Fundament“
  • 1.2.1.1.4 Apostel und Propheten
  • 1.2.1.1.5 Eckstein/Schlussstein Jesus Christus
  • 1.2.1.1.6 Fazit aus Eph 2,20
  • 1.2.1.2 Apostel als Diener des Christusgeheimnisses nach Eph 3,1–7
  • 1.2.1.2.1 Gliederung des Textes im Vergleich mit Kol
  • 1.2.1.2.2 Paulus als „Apostel“(3,1a)
  • 1.2.1.2.3 Paulus als Gefangener Christi für die Heiden (3,1b)
  • 1.2.1.2.4 Das Apostelamt im Heilsplan Gottes (3,2)
  • 1.2.1.2.5 Apostel und Propheten und ihr Amt als Offenbarungsempfänger
  • 1.2.1.2.6 Der Offenbarungsempfang in seinem chronologischen und theologischen Zusammenhang (3,5)
  • 1.2.1.2.7 Seine heiligen Apostel und die Propheten im Geist (Eph 3,5b)
  • 1.2.1.2.8 Inhalt des Offenbarungsmysteriums (3,6)
  • 1.2.1.2.9 Apostel als Diener des Evangeliums (3,7)
  • 1.2.1.2.10 Differenziertheit von Amt und Charisma (3,7)
  • 1.2.1.2.11 Fazit aus Eph 3,1–7
  • 1.2.1.3 „Apostelamt“ nach Eph 4,7–16
  • 1.2.1.3.1 Gliederung des Textes
  • 1.2.1.3.2 Die Realität der vielfältigen Gnadengaben Christi (4,7)
  • 1.2.1.3.3 Die schriftgemäßen Merkmale der besonderen Gnadengaben (4,8f)
  • 1.2.1.3.4 Fünf Gruppen von Amtsträgern in Eph (4,11)
  • 1.2.1.3.5 Apostel als erste Amtsträger (4,11)
  • 1.2.1.3.6 Aufgaben der Amtsträger (4,12)
  • 1.2.1.3.7 Die Wichtigkeit der Gaben Christi für die Kirche (4,13–15)
  • 1.2.1.3.8 Zusammenfassender Satz (4,16)
  • 1.2.1.3.9 Fazit aus Eph 4,7–16
  • 1.2.2 Theologische Aussagen zum Apostelbegriff im Epheserbrief
  • 1.2.2.1 Der Monapostolat des Paulus
  • 1.2.2.2 „Heilige Apostel“ als Ausgangspunkt der universalen Kirche
  • 1.2.2.3 „Kirchliche Apostel“ als heilsgeschichtliche Größen
  • 1.2.2.4 Apostel als Maßstab für das Wachsen der Kirche
  • 1.2.2.5 Apostelamt als erste Dienstfunktion
  • 1.2.2.6 Amtsträger als Bewahrer des apostolischen Ursprungs
  • 1.2.2.7 Die Kirche als apostolisch und die Apostel als Fundament der Kirche
  • Schlussfolgerung
  • 1.3 DISKURS DER EINHEITSTHEMATIK IM EPHESERBRIEF
  • Einführung
  • 1.3.1 Exegetische Aussagen zum Einheitsgedanken im Epheserbrief
  • 1.3.1.1 Leibelemente in Eph
  • 1.3.1.1.1 Eph 1,22f
  • 1.3.1.1.2 Eph 2, 14–16
  • 1.3.1.1.3 Eph 4,3–4
  • 1.3.1.1.4 Eph 4, 11–16
  • 1.3.1.1.5 Fazit zur Leibthematik
  • 1.3.1.2 Bauelemente im Eph
  • 1.3.1.2.1 Eph 2,20–22
  • 1.3.1.2.2 Eph 4,12.16
  • 1.3.1.2.3 Fazit zur Bauthematik
  • 1.3.1.3 Sieben Einheitselemente in Eph 4,3–6
  • 1.3.1.3.1 Einheit des Geistes
  • 1.3.1.3.2 Einheit schaffende Trias
  • 1.3.1.3.3 Einheitsprädikationen mit gottesdienstlichen Verrichtungen
  • 1.3.1.3.4 Fazit zu Eph 4,3–6
  • 1.3.1.4 Amt und Einheit in Eph 4,7–16
  • 1.3.1.4.1 Gabe Christi
  • 1.3.1.4.2 Apostel und Propheten
  • 1.3.1.4.3 Evangelisten, Hirten und Lehrer
  • 1.3.1.4.4 Einheit als Aufgabe
  • 1.3.1.4.5 Fazit zu Eph 4,7–16489
  • 1.3.1.5 Einheitselemente im sozialen Gesichtsfeld in Eph
  • 1.3.1.5.1 Die gemeindlich-politische Thematik in Eph 2,11–12.19
  • 1.3.1.5.2 Ehethematik in Eph 5,21–28
  • 1.3.1.5.3 Fazit zu Eph 2,11–12.19; 5,21–33
  • 1.3.2 Theologische Aussagen zum Einheitsbegriff im Epheserbrief
  • 1.3.2.1 Aufforderung zur Einheit der Juden- und Heidenchristen in der Kirche
  • 1.3.2.2 Bildsprache der kirchlichen Einheit
  • 1.3.2.3 Taufe als Fundament der Einheit
  • 1.3.2.4 Kirchliche Amtsträger im Dienst der Einheit
  • 1.3.2.5 Kirchliche Einheit als Gabe und Aufgabe
  • 1.3.2.6 Die Universalität der kirchlichen Einheit
  • 1.3.2.7 Einheit als Wesensmerkmal der Kirche
  • Schlussfolgerung
  • 2 APOSTOLIZITÄT UND EINHEIT IM THOMASCHRISTENTUM
  • 2.1 APOSTOLIZITÄT DER KIRCHE IN DER INDISCHEN THOMASCHRISTENTRADITION – EINE HISTORISCHE BETRACHTUNG
  • Einführung
  • 2.1.1 Geschichtlicher Hintergrund – Südindien und seine Erreichbarkeit
  • 2.1.2 Die lokale Überlieferung der Thomaschristen
  • 2.1.2.1 Tatsache der Tradition
  • 2.1.2.1.1 Jüdische Verbindungen
  • 2.1.2.1.2 Bezug zur einheimischen Bevölkerung
  • 2.1.2.2 Einzigartigkeit der Tradition
  • 2.1.2.3 Beständigkeit der Tradition
  • 2.1.2.4 Einstimmigkeit der Tradition
  • 2.1.2.5 Einfachheit der Tradition
  • 2.1.3 Thomasakten (Acta Thomae)
  • 2.1.4 Zeugnis der Väter
  • 2.1.5 Grab des Apostels Thomas in Mailapur
  • 2.1.5.1 Realität des Grabes
  • 2.1.5.2 Stimmigkeit der Tradition
  • 2.1.5.3 Die Einmaligkeit des Grabes
  • 2.1.5.4 Geschichtliche Hinweise auf das Grab
  • 2.1.5.5 Reliquien des Thomas und Pilgerwesen zum Grab
  • 2.1.6 Liturgische Traditionen
  • 2.1.7 Erwähnung der christlichen Präsenz im alten Indien
  • 2.1.8 Die Meinung der Historiker
  • Schlussfolgerung
  • 2.2 APOSTOLISCHER GLAUBE UND KIRCHENGEMEINSCHAFT DER THOMASCHRISTEN VOR DEM 16. JH.
  • Einführung
  • 2.2.1 Geschichtlicher Hintergrund
  • 2.2.2 Glaubensverständnis der Thomaschristen vor dem 16. Jh.
  • 2.2.3 Gemeinsames Glaubensverständnis mit der Römischen Kirche
  • 2.2.4 Die Kirchengemeinschaft mit der Römischen Kirche
  • 2.2.5 Vollständige Gemeinschaft mit dem Papst
  • 2.2.6 Unverständnis der Portugiesen über den orthodoxen Glauben der Thomaschristen
  • 2.2.7 Bekenntnis durch eine gemeinsame christologische Deklaration 1994
  • Schlussfolgerung
  • 2.3 SPALTUNGEN UND SEHNSUCHT NACH EINHEIT DER THOMASCHRISTEN WÄHREND UND NACH DER KOLONIALZEIT
  • Einführung
  • 2.3.1 Geschichtlicher Hintergrund
  • 2.3.1.1 Kolonialistische Strategien der Portugiesen im Hinblick auf die Kirche der Thomaschristen
  • 2.3.1.2 Die Diamper Synode als Höhepunkt der Latinisierung
  • 2.3.1.3 Coonan-Kreuz-Schwur1073 1653 als Revolte gegen Jesuiten
  • 2.3.1.4 Schisma als Folge der Revolte
  • 2.3.2 Spaltungen der Thomaschristen in der nachschismatischen Ära
  • 2.3.2.1 Ursprung der Malankara1121-Kirchen jakobitischer Tradition
  • 2.3.2.2 Die unabhängige syrische Kirche von Malabar (Thozhiyoor Kirche)
  • 2.3.2.3 Anglikanisierung der Malankara Kirche
  • 2.3.2.4 Syrische Mar-Thoma-Kirche
  • 2.3.2.5 Ursprung der Malankara Syrisch-Orthodoxen Kirche und der Malankara Orthodox-Syrischen Kirche
  • 2.3.2.6 Ursprung der Assyrischen Kirche des Ostens in Indien (Mellusianer)
  • 2.3.3 Ökumenische Anstrengungen der Thomaschristen
  • 2.3.3.1 Mar Thomas I. Wunsch nach Versöhnung und Rückkehr
  • 2.3.3.2 Mar Thoma IV. und Bemühung um die Einheit
  • 2.3.3.3 Mar Thomas V. Bitte und Roms Antwort
  • 2.3.3.4 Mar Thoma VI. und die Delegation nach Rom
  • 2.3.3.5 Mar Dionysius V. und seine ökumenischen Bemühungen
  • 2.3.3.6 Mar Ivanios und der Ursprung der Syro-Malankara Katholischen Kirche
  • 2.3.3.7 Ökumenische Entwicklungen bis in die Gegenwart
  • 2.3.3.7.1 Beziehungen zur Malankara Syrisch-Orthodoxen Kirche
  • 2.3.3.7.2 Beziehungen zur Malankara Orthodox-Syrischen Kirche
  • 2.3.3.7.3 Gemeinschaftsunternehmung der Episkopalkirchen
  • Schlussfolgerung
  • 3 APOSTOLIZITÄT UND EINHEIT NACH DEM II. VATIKANUM
  • 3.1 DISKURS DER APOSTOLIZITÄTSTHEMATIK IM II. VATIKANUM HINSICHTLICH DER ORIENTALISCHEN KIRCHEN
  • Einführung
  • 3.1.1 Konzilsverständnis über die Apostel als Fundament der Kirche auf NT Basis
  • 3.1.1.1 Die Apostel in den Evangelien
  • 3.1.1.2 Die Identität der Apostel
  • 3.1.1.3 Apostel als Empfänger der Offenbarung Gottes durch Christus
  • 3.1.1.4 Apostel und ihre apostolische Autorität
  • 3.1.1.5 Auftrag der Apostel und ihre Sendung
  • 3.1.1.6 Apostolischer Ursprung des Evangeliums
  • 3.1.1.7 Die Apostel und ein Apostelkollegium
  • 3.1.1.8 Die fundamentale Rolle der Apostel in der frühen Kirche
  • 3.1.2 Konzilsverständnis über die Apostelnachfolge und Sukzession
  • 3.1.2.1 Apostolische Kontinuität und Sukzession
  • 3.1.2.2 Die pneumatologische Sichtweise der apostolischen Sukzession
  • 3.1.2.3 Begründung des apostolischen Charakters des Amtes
  • 3.1.2.4 Apostolische Sukzession durch das Weihesakrament
  • 3.1.2.5 Bischöflicher Dienst in Apostolischer Nachfolge
  • 3.1.2.5.1 Die Bischöfe als Nachfolger der Apostel im Lehramt
  • 3.1.2.5.2 Die Bischöfe als Nachfolger der Apostel im Heiligungsamt
  • 3.1.2.5.3 Die Bischöfe als Nachfolger der Apostel im Leitungsamt
  • 3.1.2.5.4 Sendung der Apostel und die Sendung der Bischöfe
  • 3.1.2.5.5 Apostolische Vollmacht der Bischöfe
  • 3.1.2.5.6 Der Bischof als Garant der Apostolizität
  • 3.1.2.6 Apostolizität und Primat
  • 3.1.2.7 Apostolische Sukzession für die ganze Kirche
  • 3.1.2.8 Apostolizität in Sendung und Mission
  • 3.1.3 Konzilsverständnis über die Apostolizität der orientalischen Individualkirchen
  • 3.1.3.1 Biblische Andeutung der Diversität apostolischer Traditionen
  • 3.1.3.1.1 Die Kollegialität der Christuserfahrung der Apostel
  • 3.1.3.1.2 Individualität der Christuserfahrung der Apostel
  • 3.1.3.1.3 Die Unterschiedlichkeit der Beauftragung der Apostel
  • 3.1.3.2 Hochschätzung der Apostolischen ecclesiae sui iuris.
  • 3.1.3.2.1 Apostolische Kirchen sind nicht bloß Riten
  • 3.1.3.2.2 Verhältnis der Ostkirchen zur lateinischen Kirche
  • 3.1.3.2.3 Zwischen Hochschätzung und Spannung
  • 3.1.3.2.4 Debatte über die apostolische Tradition
  • 3.1.3.2.5 Neue Sicht der universalen Kirche
  • 3.1.3.2.6 Das apostolische Erbe der orientalischen Kirchen
  • 3.1.3.2.7 Der spirituelle Reichtum des Orients
  • 3.1.3.2.8 Theologische Anerkennung der Pluriformität der Kirche
  • 3.1.3.2.9 Apostolische Tradition und individuelle Kirchen
  • 3.1.3.3 Bewahrung des apostolischen Erbes der Individualkirchen
  • 3.1.3.3.1 Individualität und apostolisches Erbe der orientalischen Kirchen
  • 3.1.3.3.2 Sorge für die Individualität der Ostkirchen
  • 3.1.3.3.3 Notwendigkeit des eigenen Rechtes und Jurisdiktion der orientalischen Kirchen
  • 3.1.3.3.4 Existenz und Wachstum der orientalischen Kirchen
  • 3.1.3.3.5 Förderung des Bewusstseins der orientalischen Traditionen
  • Schlussfolgerung
  • 3.2 DISKURS DER EINHEITSTHEMATIK IM II. VATIKANUM BETREFFEND DIE ORIENTALISCHEN KIRCHEN
  • Einführung
  • 3.2.1 Konzilsverständnis über die Einheit der Kirche im Allgemeinen
  • 3.2.1.1 Die Kirche und ihre Einheit im Plan Gottes
  • 3.2.1.2 Die Trinität als Vorbild der ursprünglichen Einheit der Kirche
  • 3.2.1.3 Leib-, Glieder- Gedanke als NT-Metapher der Einheit
  • 3.2.1.4 Die Darstellung der Kirche als Gemeinschaft
  • 3.2.1.5 Menschliche Sünde und Kirchenspaltungen
  • 3.2.1.6 Die Wiederherstellung der Einheit – Eine Hauptaufgabe des Konzils
  • 3.2.1.7 Einheit als eine Aufgabe der gesamten Kirche
  • 3.2.2 Konzilsverständnis über Individualkirchen und Einheit
  • 3.2.2.1 Apostolische Individualkirchen und ihre Traditionen
  • 3.2.2.1.1 Verehrungswürdiges Erbe der Ostkirchen
  • 3.2.2.1.2 Apostolische Gründung
  • 3.2.2.1.3 Elemente der Einheit und Vielfalt
  • 3.2.2.1.4 Individualität der Kirchen
  • 3.2.2.1.5 Disziplinarischer Aufbau der orientalischen katholischen Kirchen
  • 3.2.2.1.6 Gleiche Rechte und Verpflichtungen
  • 3.2.2.1.7 Selbstverwaltung zur Sicherung des ekklesialen Patrimoniums
  • 3.2.2.2 Trennungen als Hindernis der Einheit
  • 3.2.2.2.1 Die orthodoxen Kirchen und die römische Kirche
  • 3.2.2.2.2 Römische Kirche: Schwester oder Mutter?
  • 3.2.2.2.3 Der Primat des Papstes: ein Hindernis oder Hilfe zur Einheit?
  • 3.2.2.2.4 Mit Rom Unierte: Ökumenischer Sprengstoff?
  • 3.2.2.2.5 Einige Herausforderungen zur Überwindung der Trennungen
  • 3.2.2.3 Streben nach Einheit: Einige praktische Anweisungen
  • 3.2.2.3.1 Grundsätzliche Offenheit
  • 3.2.2.3.2 Geist der Liebe statt streitsüchtiger Eifersucht
  • 3.2.2.3.3 Basis- Ökumene
  • 3.2.2.3.4 Bekehrung des Herzens
  • 3.2.2.3.5 Das einmütige Gebet
  • 3.2.2.3.6 Die ökumenische Unterweisung und Lernprozess
  • 3.2.2.3.7 Gegenseitige Kenntnis der Geschwister untereinander
  • 3.2.2.3.8 Communicatio in sacris
  • 3.2.3 Konzilsverständnis der Communio-Ekklesiologie
  • 3.2.3.1 Wiederentdeckung des Wesens der Kirche als Communio
  • 3.2.3.2 Kirche bedeutet Kirchen
  • 3.2.3.3 Communio der Individualkirchen
  • 3.2.3.4 Kirchengemeinschaft als eine Einheit in Vielfalt
  • 3.2.3.5 Kirchen als gleichwertige Schwesterkirchen
  • 3.2.3.6 Koinonia in Voll- und Teilgemeinschaften
  • 3.2.3.7 Koinonia überschreitet die Grenzen des Katholizismus
  • 3.2.3.8 Einheit, Verschiedenheit und Katholizität
  • 3.2.3.9 Communio-Ekklesiologie als Ekklesiologie der Ökumene
  • 3.2.3.10 Communio-Ekklesiologie als eine Rückkehr in die Heimat
  • 3.2.3.11 Communio von syrischem Orient, griechischem Osten und lateinischem Westen
  • Schlussfolgerung
  • 3.3 REZEPTION UND AUSWIRKUNG DES II. VATIKANUM BEZÜGLICH DER THOMASCHRISTEN
  • Einführung
  • 3.3.1 Einschätzung des Konzils nach orientalischer Lesart
  • 3.3.1.1 Einige positive Anmerkungen
  • 3.3.1.2 Einige kritische Beobachtungen
  • 3.3.1.3 Einige Glanzlichter des Konzils
  • 3.3.2 Auslegung des Konzilskonzepts im innerkirchlichen Bereich
  • 3.3.2.1 Bewusstsein der apostolischen Identität
  • 3.3.2.2 Wiederherstellung der orientalischen Charakteristika
  • 3.3.2.2.1 Liturgie
  • 3.3.2.2.2 Spiritualität
  • 3.3.2.2.3 Theologie
  • 3.3.2.2.4 Disziplin
  • 3.3.2.3 Organisch wachsender Fortschritt
  • 3.3.2.4 Treue zu eigener und Offenheit zu anderen ekklesialen Traditionen
  • 3.3.2.5 Fundamentale Rechte einer Kirche: Evangelisation und pastorale Seelsorge
  • 3.3.2.6 Territorialität und Jurisdiktionskonflikte?
  • 3.3.3 Auslegung des Konzilskonzepts in den zwischenkirchlichen Beziehungen der Thomaschristen
  • 3.3.3.1 Eine Offenheit und Veränderung der kirchlichen Beziehungen
  • 3.3.3.2 Rückkehr zu den authentischen Quellen
  • 3.3.3.3 Treue im Leben der kirchlichen Identität
  • 3.3.3.4 Die De-Latinisierung: eine ökumenische Herausforderung
  • 3.3.3.5 Anpassung und Erneuerung gemäß orientalisch-kirchlichem Ethos
  • 3.3.3.6 Empathie mit der theologischen Annäherung der orientalischen Kirchen
  • 3.3.3.7 Gemeinsames Wirken und Zeugnis
  • Schlussfolgerung
  • SYNTHESE UND ABSCHLIESSENDE FESTSTELLUNGEN
  • LITERATURVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGEN1

APF Akten des Archivs der Sacra Congregatio de Propaganda Fide
ARSI Archivum Romanum Societatis Iesu
CEJSH Orientalia Christiana Cracoviensia
CIG Christ in der Gegenwart
DBSJ Detroit Baptist Seminary Journal
IVP Inter Varsity Press New Testament Commentary
NIVAC New International Version Application Commentary
PNTC Pillar New Testament Commentary
RE Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
SOCG Scritture Originali riferite nelle Congregazioni Generali
SOCP Scritture Originali riferite nelle Congregazioni Partricolari
←19 | 20→

1 Abkürzungen, die nicht in IATG3 (2016) zu finden sind.

←20 | 21→

ALLGEMEINE EINFÜHRUNG

Credoin unam, sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam2 „Ich (Wir) glaube(n)… an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“. Das Konzil von Konstantinopel (381 n.Chr.) bezeichnet die Kirche als eine, heilige, katholische und apostolische.3 Das II. Vatikanum (1962–1965) bestätigt: „Dies ist die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen.“4 Diese vier Eigenschaften, die sich nicht voneinander trennen lassen,5 bezeichnen die Charakteristika der Kirche und ihrer Sendung. Die vorliegende Studie beschränkt sich auf das vierte Attribut – Apostolizität – in Bezug auf das erste – Einheit -, weil im Verständnis der Thematik der Apostolizität ekklesiologische Differenzen zwischen den Kirchen bestehen.6

Als Offenbarungsreligion ist das Christentum an die Zeit des Ursprungs gebunden. Kirche leitet ihr Selbstverständnis aus der apostolischen Zeit ab. Es ist die Zeit, in der Offenbarung stattfand und christliche Lebensformen, die Lehre, die Sitten und Gebräuche und Traditionen sich entwickelten. Deshalb kann diese Epoche allgemein als normativ, d.h. als bleibender Maßstab für die gesamte Christlichkeit charakterisiert werden.7 Obwohl alle Kirchen die Normativität der apostolischen Kirche anerkennen, unterscheidet sich die Auffassung darüber, worin das normative Wesen des Apostolischen liegt.8 Diese Unterschiede sind ←21 | 22→geprägt von historischem, kulturellem und regionalem Milieu in den vielfältigen ekklesialen Traditionen.

Thematischer Hintergrund der Studie

Das fundamentale Anliegen dieser Dissertation ist, wie erwähnt, die Thematik Apostolizität und Einheit der Kirche. Ist es möglich den apostolischen und einheitlichen Charakter der Kirche auf biblischer Basis zu begründen?9 Die erste Betrachtung gilt der Apostolizität. Für das Verständnis der Apostolizität der Kirche ist es Voraussetzung, die Bedeutung des Begriffes „Apostel“ nach dem NT zu klären. Das griechische Wort – Apostel – erklärt sich etymologisch als „der Gesandte“. Beim Gedanken der Sendung muss zwischen zwei verschiedenen Entwicklungsstufen unterschieden werden: zum einen die Sendung durch Jesus Christus in seinem irdischen Wirken (Mk 6,7–13, Lk 10,1–20) und zum anderen die Sendung nach seiner Auferstehung (Mt 28,18–20; Lk 24,47; Joh 20,21; Apg 1,8). Lukas hat mit der Beschreibung der „zwölf Apostel“ seine Überlegungen auf den „Kreis der Zwölf“ begrenzt. Die Fundierung der Kirche auf die Apostel und das „Verharren in der Lehre der Apostel“ (Apg 2,42) sind für ihn eine wichtige Tatsache. Für Paulus und sein Verständnis vom Apostelbegriff ist aber einzig und allein die Sendung durch den auferstandenen und erhöhten Christus von Bedeutung. Paulus besteht nachdrücklich darauf, dass er ein berufener Apostel Jesu Christi sei (Gal 1,1; 2Kor 11,5; 12,11). Durch ihn hat er „Gnade und Apostelamt empfangen“ (Röm 1,5); er hat dies auch sehr leidenschaftlich verteidigt (2Kor 10,1–13,10).10 In einem ganz anderen Bereich der urchristlichen Tradition sind die Namen der zwölf Apostel auf den zwölf Grundsteinen des endzeitlichen Jerusalems eingetragen (Apk 21,14).11 Im Epheserbrief werden die Apostel an drei Stellen erwähnt. (2,20; 3,1–7; 4,11). Sie bilden mit den Propheten das gründende Fundament der Kirche. Es „ist aber nicht an deren konkretes Wirken gedacht, sondern an die durch sie in Gang gebrachte Tradition, auf die sich kirchliches Leben und Glauben nunmehr gründet“.12 Die in Eph 2,20 ←22 | 23→erwähnte „auf dem Fundament der Apostel und Propheten“ aufgebaute Kirche wirft die exegetische Frage auf, wer jeweils dieses Fundament ist und wie es theologisch gesehen und gewürdigt werden kann.13 Es zeigt sich, dass der Begriff des Apostels vielfältige Nuancierungen hat. Dabei ist zu beachten, dass das NT keine systematisch ausformulierte Theologie bietet, sondern eine Sammlung verschiedenster Erfahrungen zu dem einen Christusereignis ist, verschieden bezüglich der Entstehungszeit, dem kulturellen und dem religiösen Hintergrund. Diese verschiedenen Apostelbestimmungen in Bezug auf die Kirche, aus denen sich wahrscheinlich später der Begriff der Apostolizität entwickelt, sind die Grundlage für das Verständnis des Apostolizität.14 Auf Grund dieser unterschiedlichen Ansichten über die Begriffe „Apostel“ bzw. „Apostolizität“ ist es außerordentlich wichtig, die exegetischen und historischen Forschungen über dieses Thema zu erörtern und ihre Relevanz für die heutige Zeit herauszuarbeiten. Im ersten Teil der vorliegenden Studie wird der Anwendungsbereich des Apostelbegriffes in Bezug auf den apostolischen Charakter der Kirche auf die Apostolizität nach dem Eph eingeschränkt.

Vom apostolischen Sendungsanspruch her ist das Bemühen um die Einheit eine wesentliche Aufgabe aller Kirchen. Ein oft zitierter biblischer Text auch für das Einheitsstreben der Kirche ist der Eph. Als einzige neutestamentliche Schrift setzt er sich in Bezug auf die Gesamtekklesia und nicht auf die einzelnen Ortskirchen mit der e`no,thj auseinander.15 Er versucht das Problem, dass dieser Kirche Juden und Heiden mit unterschiedlichem Traditionshintergrund angehören, zu lösen. Die Probleme der damaligen Bemühungen um Einheit sind deutlich zu erkennen, Mahnungen zu dieser Einheit aber nicht zu übersehen. Auch heute ist eine gewisse Parallelität zum Eph in den kirchlichen Einheitsproblemen zu erkennen. Trotz des zeitlichen Abstandes geht es damals wie heute um die Bildung eines ekklesialen Verständnisses. Die Integration von unterschiedlichen christlichen Strömungen und Traditionen soll dieses Verständnis bewirken. So wie damals im Eph eine Einheit von Judenchristen und Heidenchristen gesucht wurde, sollen auch heute Christen mit verschiedenem apostolischen, kulturellen und kirchlichen Erbe nach Möglichkeiten für ein gemeinschaftliches Miteinander suchen.16 Die Bibel mit ihren vielfältigen Aussagen zu gegenseitigem Verständnis und gegenseitiger Einheit, exemplarisch hier im Eph dargestellt, ←23 | 24→kann also auch zur Klärung heutiger drängender Fragen und Probleme wichtige Hinweise geben. Insbesondere die späteren Schriften des NT widmen sich vorrangig gemeindetheologischen Themen. Der Eph hat eine gesamt-ekklesiale Perspektive und beinhaltet Aufrufe zur Einheit im Namen des Apostelamtes des Paulus. Deshalb beschränkt sich die folgende Untersuchung auf den Eph mit seinen Bildern von Gemeinde.

Fragestellung der Arbeit

Aus dem Versuch, die Begriffe Apostolizität und Einheit zu erörtern, ergeben sich drei zentrale Fragen:

1. Welche Textstellen und Inhalte des Eph reflektieren die biblischen Grundlagen des Apostel- und Einheitsbegriffs?

2. Wie werden die ekklesiologischen Grundlagen von Apostolizität und Einheit in der urchristlichen Tradition des Thomaschristentums widergespiegelt?

3. Wie sind das Verständnis von Einheit und Apostolizität nach dem II. Vatikanum, die Rezeption und Auswirkung in den orientalischen Kirchen besonders bei den Thomaschristen und die Relevanz für die Ökumene in der heutigen Zeit zu sehen?

Methodisches Vorgehen

Alle christlichen Kirchen berufen sich auf die Heilige Schrift als den gemeinsamen Bezugspunkt für ihr Streben nach Einheit. Sie konfrontiert die Kirchen mit dem Anspruch nach Einheit und gibt somit eine Grundforderung für die Ökumene vor. Die Aussagen der biblischen Texte sind trotz ihrer ökumenischen Kompetenz mit gewissen Vorbehalten zu sehen. Generell ist es wohl nicht möglich, die Bibel als ein Rezeptbuch für heute herzunehmen, aus dem eins-zu-eins-übertragbare Ratschläge zu entnehmen wären. Allerdings ist es möglich, Grundlinien, Grundimpulse zu finden, an denen sich heutige Schritte auf die Einheit hin messen lassen müssen. Konkret finden sich zum Begriff „Einheit in der apostolischen Kirche“ im NT nur theoretische Hinweise. Da aber auf der Sachebene Einheit entscheidend ist, lohnt es sich trotzdem, die Texte anzusehen und sie zu hinterfragen. In dieser Studie werden die biblischen Grundgedanken als Basis für die Erörterung der Apostolizität- und Einheitsthematik der Kirche verwendet. Beschränkend wird ein neutestamentlicher Text exemplarisch auf seinen urchristlichen Kontext untersucht und das Ergebnis wird an Konzilstexten zum Thema Einheit und Apostolizität gespiegelt.

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Die vorliegende Studie konzentriert sich weiter auf die Situation der Kirche in Indien, insbesondere die Situation der Thomaschristen. Bezugnehmen soll die Studie auch auf theologische und historische Argumente, welche die Thomaschristen im fundamentalen Sinne als eine katholische und apostolische Kirche betrachten. Weiter soll in dieser Studie auch die Position des II. Vatikanum bezüglich Apostolizität und Einheit, vor allem in der dogmatischen Konstitution Lumen Gentium über die Kirche (LG), im Dekret Unitatis redintegratio über den Ökumenismus (UR) und im Dekret Orientalium ecclesiarum über die katholischen Ostkirchen (OE) als Grundlage für die heutige Zeit mit einbezogen werden. Die Motivation für diese Themenwahl ist meine Zugehörigkeit zur katholischen Kirche der indischen Thomaschristen und die Wertschätzung ihrer apostolischen Tradition, allerdings gespalten in verschiedene Konfessionen in der Postkolonialzeit. Kurz gesagt, mit einer interdisziplinär ausgerichteten Methodik soll versucht werden eine fundamentaltheologisch-ökumenische Basis zu finden. Diese Vorgehensweise beinhaltet eine bibelwissenschaftliche, historische und dogmatische Auslegung. Der Fokus liegt auf dem Kontext der notwendigen Einheitsbestrebungen unter Betrachtung der altindischen, thomaschristlichen Kirchentradition.

Systematische Darstellung der Arbeit

Die Dissertation gliedert sich in drei Teile: Eph, Thomaschristen und II. Vatikanum.

Zuerst werden die klassischen Einleitungsfragen des Eph behandelt. Hauptsächlich sind dies die theologischen Grundstrukturen, die literarische Eigenart und die Echtheit des Eph. Je nachdem wer als Verfasser des Briefes angenommen wird, kommt es beim Apostel- und Einheitsbegriff zu verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten (1.1).17 Es wird zunächst versucht den Apostel- und Einheitsbegriff in Eph zu verdeutlichen. Da das Thema Apostolizität nicht direkt in Eph erwähnt wird, bildet die Analyse des Apostelbegriffes in Zusammenhang mit der Kirche den Ausgangspunkt. Der Eph versucht die bis dahin geltende Tatsache, nur Paulus sei „alleiniger Apostel“, abzuschwächen18 und setzt andere Akzente: Paulus, der in besonderer Weise durch die Damaskus-Erfahrung als „der Apostel“ berufen war, der Empfänger der göttlichen Offenbarung zu sein, ist ←25 | 26→offensichtlich „einer“ unter Gottes „heiligen Aposteln und Propheten im Geist“ (Eph 3,5).19 Die Apostel und Propheten werden laut Eph 2,20 als Fundament der Kirche bezeichnet. Das Apostelamt ist vom erhöhten Christus eingesetzt (Eph 4,11). Sind die Apostel die autoritativen Verkünder und somit als das Fundament der Kirche zu sehen? Die grundlegende Verbundenheit der Apostel mit der Kirche wird anhand von Texten des Eph untersucht (1.2). Nach der Betrachtung des Apostelbegriffes folgt als zweites Thema die Einheit der Christen. Die Betonung der wesenhaften Einheit von Juden- und Heidenchristen ist in Eph unübersehbar. Nicht weniger als sieben Einheitselemente werden in Eph 4,3–6 genannt. Auch die Leib-Christi-Vorstellung (Eph 1,22f; 2,14–16; 4,3f; 4,11–16; 5,21–33), die Kirche als Bau und Tempel Gottes (Eph 2,20–22) und das familiär-soziale Metaphern-Feld (Eph 5,21–33) sind im Eph feste Größen. Durch die verschiedenen Textanalysen des Eph und Untersuchung der verschiedenen Ansätze zu dem Zustand der damaligen Kirche, in der Widersprüche und Trennung herrschten, soll versucht werden, eine Kultur der Vielfalt und Integrationsfähigkeit zu finden (1.3).

Der zweite Teil der Studie ist die historische Untersuchung von Apostolizität und Einheit, beschränkt auf die Kirchen der indischen Thomaschristen. Der Name der Thomaschristen entspringt offenbar dem alten Thomas-Kult.20 Die Thomaschristen führen sich auf den Apostel Thomas als ihren Gründer zurück.21 Der Überlieferung nach ist der Apostel Thomas im Jahre 52 n.Chr. nach Indien in die heutige Provinz Kerala gekommen und verkündete dort in den jüdischen Kolonien und der örtlichen Bevölkerung das Evangelium. Betrachtet werden die historischen Inhalte der Überlieferung des apostolischen Wirkens des Thomas (2.1). Die urchristliche apostolische Tradition dieser Christen hatte im Laufe der Geschichte schwere Krisen der Trennung zu überstehen.22 Der apostolische Glaube der Thomaschristen, ihre hierarchische Beziehung mit der ostsyrischen chaldäischen Tradition in den ersten Jahrhunderten und ihre Gemeinschaft mit der universalen Kirche – Kathedra Petri – werden in den Blick genommen (2.2). Im 16. Jh., als portugiesische Missionare nach Indien kamen, fanden sie zu ihrer großen Überraschung christliche Gemeinden vor, die durch den Chaldäer-Patriarchen in Communio mit Rom lebten.23 Sie wurden von den Thomaschristen ←26 | 27→als Brüder begrüßt. Durch den Einfluss der portugiesischen Missionare begann nun eine „Latinisierung“ der Liturgie und der Frömmigkeitsformen. Nach 1599 wurde die Kathedra der Thomaschristen durch portugiesische Jesuiten eingenommen.24 In der Folge spaltete sich die indische Kirche in mehrere Gruppen auf. Die syrischsprachige Liturgie wurde teils beseitigt, teils tiefgreifend an den lateinischen Ritus angepasst und viele Formen der Frömmigkeit wurden durch den westlichen Ritus ersetzt.25 Diese gewaltsame Latinisierung und Unterdrückung der indischen Christen, die Missachtung ihrer urchristlichen alten Traditionen, führte schließlich 1653 zum teilweisen Bruch mit Rom.26 Der antilateinische Schwur der Thomaschristen bezeichnet die bis heute bestehende Spaltung der indischen Christen.27 Die rebellischen Teile der Thomaschristen spalteten sich weiter auf, einige nahmen Kontakt mit der protestantischen und der anglikanischen Tradition auf.28 Heute gibt es deshalb katholische, orthodoxe und protestantische Teile der Kirche, die zur apostolischen Tradition der Thomaschristen gehören. Unterschiedliche theologische Strömungen mit uneinheitlichen, ekklesiologischen Konzepten prägen diese Kirchen und Konfessionen (2.3). Die Sehnsucht der Thomaschristen nach Einheit auszudrücken und der Versuch, Verständnis für die vielfältigen kirchlichen Strömungen zu finden, ist eine Aufgabe dieser Arbeit.

Der dritte Teil der Studie befasst sich mit den Aussagen über die Apostolizität und Einheit in den Dokumenten des zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) in Bezug zu den orientalischen Kirchen. Diese Kirchen sind apostolischen Ursprungs und sind von Anfang an ihren eigenen legitimen Weg gegangen. Ihre Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl Petri in Rom war im Lauf der Geschichte in unterschiedlicher Weise vorhanden.29 Anders, als die Einheitsthematik, ist das Thema der Apostolizität der Kirche im II. Vatikanum wenig debattiert worden und ebenso fehlen Forschungen zu diesem Thema. Was ist der Ansatz des II. Vatikanum zum Kirchenattribut Apostolizität? Welche Schwerpunkte hat das Konzil gesetzt in Bezug zu apostolischer Kirche? Die Fragen gehen weiter über die Apostelnachfolge und Sukzession, sowie letztendlich über das Konzilsverständnis der altehrwürdigen apostolischen Tradition der orientalischen Individualkirchen (3.1). Das Vatikanum II nimmt außerdem ←27 | 28→den zwischenkirchlichen Pluralismus, die getrennten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in seinen Fokus. Das Dekret UR beschäftigt sich mit der legitimen Pluriformität der Traditionen in Bezug zu Katholizität und Apostolizität der Kirche.30 Weiterhin werden die Ansätze des Konzils über die verschiedenen Überlieferungen der apostolischen Kirchen als Communio diskutiert und ebenso in Hinblick auf die Communio-Ekklesiologie in Bezug zum orientalischen Kirchenbereich (3.2). Zum Schluss kommt die Frage auf, wie viel Rezeption und welche Auswirkung das II. Vatikanum insbesondere bezüglich der Thomaschristenkirchen gefunden hat. Versucht wird auch eine Wahrnehmung des Konzils nach orientalischer Lesart. Eine einschränkende Deutung des Konzilskonzepts im intra-ekklesialen Bereich – innerhalb der katholischen Individualkirchen in Indien – und dem inter-ekklesialen Bereich – zwischen den Thomaschristen mit den nichtkatholischen Thomaschristen – wird dargelegt (3.3).

Zur Absicht der Studie

In dieser Studie geht es um die apostolische orientalische Thomaschristenkirchen in Indien. Die indische katholische Kirche besteht aus den altorientalischen Thomaschristenkirchen und der ab dem 16. Jh. entstandenen indischen lateinischen Kirche. Auch die Existenz der in der Kolonialzeit abgespalteten orthodoxen Thomaschristen31 des gleichen apostolischen Erbes darf nicht ignoriert werden. In Indien sind die gegenwärtigen kirchlichen Verwaltungsabteilungen der katholischen Kirche von Grund auf ein Produkt der Kolonialzeit. Während der kolonialen Periode wurde das indische Territorium in lateinische Diözesen aufgeteilt, von denen die meisten nur eine vernachlässigbare christliche Präsenz haben.32 Falls die orientalischen Katholiken missionarische Tätigkeiten in ihrem eigenen Mutterland und weltweit übernehmen wollten, mussten sie bis in der jüngsten Vergangenheit ihr eigenes kirchliches Erbe aufgeben, in dem sie geistlich geboren wurden und aufgewachsen sind. Gleichermaßen müssen die Söhne und Töchter dieser orientalischen Kirche, wenn sie außerhalb Indiens bzw. ihres engen orientalischen Territoriums leben, sich heute noch in bestimmten Situationen, von ihrem kirchlichen Erbe trennen.33 Ist das der Ansatz der katholischen Kirche im Umgang mit den orientalischen Kirchen? Scheint dies eine Art koloniales Monopol zu sein? Widerspricht dies nicht dem Prinzip der Apostolizität, ←28 | 29→Katholizität und Einheit, und vor allem der Ekklesiologie des II. Vatikanum? Welches ist der Kern der Ekklesiologie des II. Vatikanum in Bezug zu den orientalischen, apostolischen Kirchen? Vatikanum II ist ein halbes Jahrhundert alt. Konnten Vision und Lehre des Konzils in den inner- und zwischenkirchlichen Beziehungen realisiert werden? Hat sich der katholische Ansatz mit den getrennten orthodoxen Thomaschristen, die den gleichen Glauben haben, nach der Zielvision des II. Vatikanum verändert? Dies sind alles offene Fragen. „Es müsste gelingen zu zeigen, dass auch die ekklesiologischen Grundüberzeugungen der anderen Kirchen nicht nur eine christliche Möglichkeit, sondern eine christliche Notwendigkeit und damit ein bisher vielleicht verdecktes Element der eigenen christlichen Glaubensüberzeugung sind.“34 Ist in der heutigen Zeit Ökumene besonders zwischen Orient und Okzident mit einer positiven Sicht auf die legitimen Unterschiede der apostolischen Traditionen und der Vielfalt möglich? In diesem Kontext sind parallele Fragestellungen und andere hermeneutische Ansätze denkbar. Abgrenzungsbedürfnisse innerhalb der unterschiedlichen Kirchen können Angst vor einer gewissen „Gleichheit“ und einem konfessionellen Identitätsverlust verursachen. Beispielsweise ist die Angst vor dem Identitätsverlust für viele Konfessionen der Thomaschristen ein Hindernis für die Gemeinschaft mit der katholischen Kirche.35 Das kann zu einem verstärkten Selbsterhaltungsbedürfnis der verschiedenen Kirchen führen und erweist sich auch als ernstzunehmender Vorbehalt für die Ökumene. Lässt sich aber zwischen den kirchlichen Strukturen und der Vielfalt der Kirchen ein Bezug – Respekt und Wertschätzung der apostolischen Traditionen – herstellen, dann ist es denkbar, dass die Verschiedenheit sich auch positiv auswirken und sogar zu einer vollen koinwni,a| der Kirchen führen kann. Der Versuch in Richtung der Einheit in Vielfalt der Kirchen und ihre Relevanz für die Thomaschristentradition wird im Schlussteil erörtert. Dazu kann das Einheitsmodell des Eph als Grundgedanke, auch in Bezug auf die Tradition der Thomaschristen und der ganzen Kirche dienen, so dass der Wunsch von Papst Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger), dass „die Kirchen bleiben und doch eine Kirche werden“36 im Sinne von una, sancta, catholica et apostolica Ecclesia in Erfüllung geht.

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2 DH 150. Während das lateinische Glaubensbekenntnis individuell formuliert mit Credo – „Ich glaube“ beginnt, fängt das ursprüngliche griechische Glaubensbekenntnis mit pistéuomen – „wir glauben“ an.

3 Siehe: DH 150. PLANK, Peter, „Kirche – Im orthodoxen Verständnis“, in: LThk3 5 (1996) 1476.

4 LG 8.

5 Vgl. DS 2888.

6 Vgl. BEINERT, „Apostolizität der Kirche“, 882.

7 Vgl. WAGNER, Harald, „Die Normativität der Urgemeinde: Ein Problem konfessioneller Hermeneutik“, in: Cath(M) 33 (1979) 153–165, hier 154.

8 Für eine detaillierte Betrachtung siehe: KELLY, John Norman Davidson, “ ‘Catholic and Apostolic’ in the Early Centuries,” in: OiC 6 (1970) 274–287. BEINERT, „Die Apostolizität der Kirche“, 161–181. PANNENBERG, Wolfhart, “The Significance of Eschatology for an Understanding of the Apostolicity and Catholicity of the Church,” in: ders., The Church, Philadelphia 1983, 44–68. SULLIVAN, Francis Aloysius, “The Church Is Apostolic,” in: ders., The Church We Believe In, 152–184. Ders., “Apostolicity in Ecumenical Dialogue,” in: ebd., 185–209. O’GARA, Margaret, “Apostolicity in Ecumenical Dialogue: An Overview” in: Mid-Stream: Ecumenical Movement Today 37/2 (1998) 175–212. WICKS, Jared, “Ecclesial Apostolicity Confessed in the Creed,” in: ProEc 9 (2000) 150–164.

9 Dazu: ROLOFF, „Apostel/Apostolat/Apostolizität“, 430–445.

10 Für das paulinische Apostelverständnis siehe: FREY, „Apostelbegriff, Apostelamt und Apostolizität, 126–133.

11 Vgl. ROLOFF, „Apostel/Apostolat/Apostolizität,“ 430–445.

12 MÄRZ, „Apostolizität der Kirche“, 208.

13 Vgl. SCHNACKENBURG, „Apostolizität: Stand der Forschung“, 51–54.

14 Vgl. BEINERT, „Apostolizität der Kirche“, 881.

15 Vgl. ROLOFF, Kirche im Neuen Testament, 245f. MAYER, Sprache der Einheit, 7.

16 Vgl. MAYER, Sprache der Einheit, 5–8.

17 Die folgenden Zahlenangaben in Klammer weisen auf den jeweiligen Abschnitt der vorliegenden Studie hin.

18 Vgl. ROLOFF, Kirche im Neuen Testament, 233.

19 Vgl. ebd.

20 Vgl. BRAKMANN, „Thomaschristen“, 1.

21 Vgl. ebd.

22 Vgl. ebd., 1f.

23 Vgl. ebd.,1.

24 Vgl. ebd.

25 Vgl. ebd.

Details

Seiten
370
Jahr
2020
ISBN (PDF)
9783631808047
ISBN (ePUB)
9783631808054
ISBN (MOBI)
9783631808061
ISBN (Hardcover)
9783631806104
DOI
10.3726/b16397
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Dezember)
Schlagworte
Einheit der Kirche Thomaschristen Epheserbrief Vatikanum II Orientalische Kirchen
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, 2020., 370 S., 1 Graf.

Biographische Angaben

Aby Puthukulangara (Autor:in)

Aby Puthukulangara ist indischer Priester der Syro-Malabarischen Kirche und studierte Philosophie und Theologie. Der ehemalige Redakteur der Kirchenzeitung Sathyadarsanam ist bereits Autor von mehreren Büchern in Theologie und Kirchengeschichte. Er promovierte an der Uni Würzburg.

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Titel: Apostolizität und Einheit der Kirche
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