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Der «Otnit» im Deutschunterricht

Mittelalter-Didaktik im Kontext einer kulturwissenschaftlichen Literaturdidaktik

von Katja Winter (Autor:in)
©2020 Dissertation 342 Seiten

Zusammenfassung

Auf Basis einer Text-Kontext-Analyse des Otnits, einem heldenepischen Werk aus dem Kontext der Dietrichepik, entwirft Katja Winter ein literaturdidaktisches Modell für den Umgang mit mittelalterlichen Texten in der Schule. Im Mittelpunkt steht ein kulturpoetischer Zugang zum Text, durch den SchülerInnen die Materialität und Semantizität von Text und Kultur erkennen lernen. Dies wiederum kann sie zu Medien-, Deutungs- und Gedächtnisreflexionen anregen, womit Aspekte literarischen und kulturellen Lernens als Zieldimensionen beschrieben werden. Damit wird nicht nur der Otnit, der bisher kaum in den didaktischen Blick geraten ist, als Unterrichtsgegenstand legitimiert, sondern die Mittelalter-Didaktik insgesamt im Kontext einer kulturwissenschaftlichen Literaturdidaktik profiliert.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung
  • I. Mittelalterliche Texte im Deutschunterricht: Forschungsstand und Desiderate
  • 1. Forschungsgeschichte: Mittelalterliche Texte in der Schule
  • 2. Kritische Bestandsaufnahme aktueller didaktischer Konzeptionen
  • 2.1 Mittelalterliche Texte als Gegenstände des Literaturunterrichts
  • 2.1.1 Kanonisierung und Kriterien der Textauswahl mittelalterlicher Texte
  • 2.1.2 ‚Original‘ vs. Übertragung und Nacherzählung
  • 2.1.3 Textauszug vs. Ganzschrift
  • 2.1.4 Einzeltext vs. Textgruppe
  • 2.2 Bildungspotenziale mittelalterlicher Texte und Lernziele
  • 2.2.1 Literarisches Lernen und literarische Bildung
  • 2.2.2 Alterität und Alteritätserfahrungen
  • 2.2.3 Aufbau literaturgeschichtlichen Wissens und literaturhistorischen Bewusstseins
  • 2.2.4 Identitätsbildung und Persönlichkeitsentwicklung
  • 2.2.5 Förderung kultureller Kompetenzen
  • 2.3 Umgang mit mittelalterlichen Texten in der Schule
  • 2.3.1 Handlungs- und produktionsorientierte Zugänge
  • 2.3.2 Textnahes Lesen und Verstehen
  • 2.3.3 Intertextuelles Lesen
  • 3. Erträge und Implikationen der kritischen Bestandsaufnahme vorliegender didaktischer Konzeptionen
  • II. Nu sol wir von dem buoche guot kurzweil haben: Analyse ausgewählter Textstellen des ‚Otnits‘
  • 1. Theoretischer und methodischer Bezugsrahmen
  • 1.1 Mediävistik als Kulturwissenschaft
  • 1.2 New Historicism
  • 1.3 Text-Kontext-Theorie und archivimmanenter Strukturalismus
  • 2. Künig Ottnides buoch hebt sich an: Überlieferung, Gattung und Inhalt
  • 3. es ward ein bouch funden: Das Buch als kulturelles Medium
  • 3.1. daz las im von dem buoche singen unde lesen: Mündlichkeit und Schriftlichkeit
  • 3.2. di hetten das begraben: Erinnern und Vergessen
  • 3.3. nu sol wir von dem buoche: Vergegenwärtigung
  • 4. der degen edele: Ein prototypischer Ritterheld?
  • 4.1 zwelf man sterke het der wunder küene man: Konstituierung des Helden
  • 4.2 ich muss nach ir hin über mer: Brautwerbung
  • 4.3 Iedoch bezwang in die müede: Der Antiheld
  • 5. under die stainwant: Grenz- und Zwischenräume
  • 5.1 da er den küelen brunnen und auch die linden vant: Die Steinwand als (wilder) locus amoenus
  • 5.2 da fourt in der claine in ein stainewant: Die Steinwand als mythischer und mystischer Ort und Möglichkeitsraum
  • 6. so rüef et Alberich: Alberich, der Zwergenkönig
  • 6.1 er sach ein vil klaines kindt: Darstellung Alberichs
  • 6.2 du bist mein kindelein: Genealogische Abkunft
  • 6.3 mit jammer sach er umbe: bei im stuond Alberich: Alberich und Otnit
  • 7. vingerlin und ringe: Auf Spurensuche
  • 7.1 und behalt dein vingerlin: Der Ring als literarisches und kulturelles Motiv
  • 7.2 von golde liechte ringe: Die Rüstung als Medium heroischer Vergangenheit
  • 8. Zusammenfassung und Erträge der Analyse: Was bleibt!
  • III. Literaturdidaktische Reflexion: ‚Otnit‘ im Deutschunterricht?!
  • 1. Begründung der Textauswahl
  • 1.1 Verfügbarkeit und Zugänglichkeit
  • 1.2 Exemplarität
  • 1.3 Polyvalenzgrad
  • 1.4 Zeitdiagnostisches Potenzial
  • 2. Bildungspotenziale des ‚Otnits‘ und literaturdidaktische Zielstellungen
  • 2.1 Aufbau eines Medienbewusstseins und Anregung zur Medienreflexion
  • 2.2 Arbeit am kulturellen Gedächtnis und Gedächtnisreflexion
  • 2.3 Anregung zum multiperspektivischen Denken und Förderung der Diskursfähigkeit
  • 2.4 Anregung zur Reflexion literarischer, individueller und kultureller Sinnstiftungsprozesse
  • 2.5 Erkennen der Materialität und Semantizität von Zeichen in Texten
  • 3. Der ‚archivimmanente Strukturalismus‘ aus didaktischer Perspektive
  • 3.1. Systematisches Aufspüren von Zeichen im Text
  • 3.2. Suchen und Finden von Intertexten
  • 3.3. Rückbezug auf den Ausgangstext und Verhandlungen
  • 4. Zusammenfassung: ‚Otnit‘ im Deutschunterricht
  • IV. Konstituierung der Mittelalter-Didaktik innerhalb einer Kulturwissenschaftlichen Literaturdidaktik
  • 1. Kulturwissenschaftliche Literaturdidaktik
  • 1.1 Implikationen der Kulturwissenschaft(en)
  • 1.2 Implikationen einer kulturwissenschaftlich orientierten Bildungswissenschaft
  • 1.3 Implikationen einer kulturwissenschaftlich orientierten Literaturwissenschaft
  • 1.4 Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Literaturdidaktik
  • 2. Konzeptuelle Überlegungen: Didaktisches Modell zum ‚Otnit‘ im Deutschunterricht im Kontext einer kulturwissenschaftlichen Literaturdidaktik
  • 2.1 Konstituierung
  • 2.2 Kulturpoetisches Lesen
  • 2.2.1 Textnahes Lesen
  • 2.2.2 Kontextualisierung
  • 2.2.3 Verhandlung und (Gedächtnis-)Reflexion
  • 2.3 Kulturpoetische Lern- und Bildungsprozesse
  • 2.3.1 Kulturpoetisches Verstehen
  • 2.3.2 Kulturpoetisches Lernen
  • 2.3.3 Kulturpoetisches Reflektieren
  • 3. Begründung der Mittelalter-Didaktik als kulturwissenschaftliche Literaturdidaktik
  • Resümee und Perspektiven
  • Literaturverzeichnis
  • Reihenübersicht

cover

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Zugl.: Münster (Westfalen), Univ., Diss., 2017

Autorenangaben

Die Autorin
Katja Winter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Literatur- und Mediendidaktik am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Mittelalter-Didaktik sowie der Lesedidaktik.

Über das Buch

Katja Winter

Der Otnit im Deutschunterricht

Auf Basis einer Text-Kontext-Analyse des Otnits, einem heldenepischen Werk aus dem Kontext der Dietrichepik, entwirft Katja Winter ein literaturdidaktisches Modell für den Umgang mit mittelalterlichen Texten in der Schule. Im Mittelpunkt steht ein kulturpoetischer Zugang zum Text, durch den SchülerInnen die Materialität und Semantizität von Text und Kultur erkennen lernen. Dies wiederum kann sie zu Medien-, Deutungs- und Gedächtnisreflexionen anregen, womit Aspekte literarischen und kulturellen Lernens als Zieldimensionen beschrieben werden. Damit wird nicht nur der Otnit, der bisher kaum in den didaktischen Blick geraten ist, als Unterrichtsgegenstand legitimiert, sondern die Mittelalter-Didaktik insgesamt im Kontext einer kulturwissenschaftlichen Literaturdidaktik profiliert.

Zitierfähigkeit des eBooks

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Mittelalterliche Texte im Deutschunterricht: Forschungsstand und Desiderate

1. Forschungsgeschichte: Mittelalterliche Texte in der Schule

2. Kritische Bestandsaufnahme aktueller didaktischer Konzeptionen

2.1 Mittelalterliche Texte als Gegenstände des Literaturunterrichts

2.1.1 Kanonisierung und Kriterien der Textauswahl mittelalterlicher Texte

2.1.2 ‚Original‘ vs. Übertragung und Nacherzählung

2.1.3 Textauszug vs. Ganzschrift

2.1.4 Einzeltext vs. Textgruppe

2.2 Bildungspotenziale mittelalterlicher Texte und Lernziele

2.2.1 Literarisches Lernen und literarische Bildung

2.2.2 Alterität und Alteritätserfahrungen

2.2.3 Aufbau literaturgeschichtlichen Wissens und literaturhistorischen Bewusstseins

2.2.4 Identitätsbildung und Persönlichkeitsentwicklung

2.2.5 Förderung kultureller Kompetenzen

2.3 Umgang mit mittelalterlichen Texten in der Schule

2.3.1 Handlungs- und produktionsorientierte Zugänge

2.3.2 Textnahes Lesen und Verstehen

2.3.3 Intertextuelles Lesen

3. Erträge und Implikationen der kritischen Bestandsaufnahme vorliegender didaktischer Konzeptionen

II. Nu sol wir von dem buoche guot kurzweil haben: Analyse ausgewählter Textstellen des ‚Otnits‘

1. Theoretischer und methodischer Bezugsrahmen

1.1 Mediävistik als Kulturwissenschaft

1.2 New Historicism

1.3 Text-Kontext-Theorie und archivimmanenter Strukturalismus

2. Künig Ottnides buoch hebt sich an: Überlieferung, Gattung und Inhalt

3. es ward ein bouch funden: Das Buch als kulturelles Medium

3.1 daz las im von dem buoche singen unde lesen: Mündlichkeit und Schriftlichkeit

3.2 di hetten das begraben: Erinnern und Vergessen

3.3 nu sol wir von dem buoche: Vergegenwärtigung

4. der degen edele: Ein prototypischer Ritterheld?

4.1 zwelf man sterke het der wunder küene man: Konstituierung des Helden

4.2 ich muss nach ir hin über mer: Brautwerbung

4.3 Iedoch bezwang in die müede: Der Antiheld

5. under die stainwant: Grenz- und Zwischenräume

5.1 da er den küelen brunnen und auch die linden vant: Die Steinwand als (wilder) locus amoenus

5.2 da fourt in der claine in ein stainewant: Die Steinwand als mythischer und mystischer Ort und Möglichkeitsraum

6. so rüef et Alberich: Alberich, der Zwergenkönig

6.1 er sach ein vil klaines kindt: Darstellung Alberichs

6.2 du bist mein kindelein: Genealogische Abkunft

6.3 mit jammer sach er umbe: bei im stuond Alberich: Alberich und Otnit

7. vingerlin und ringe: Auf Spurensuche

7.1 und behalt dein vingerlin: Der Ring als literarisches und kulturelles Motiv

7.2 von golde liechte ringe: Die Rüstung als Medium heroischer Vergangenheit

8. Zusammenfassung und Erträge der Analyse: Was bleibt!

III. Literaturdidaktische Reflexion: ‚Otnit‘ im Deutschunterricht?!

1. Begründung der Textauswahl

1.1 Verfügbarkeit und Zugänglichkeit

1.2 Exemplarität

1.3 Polyvalenzgrad

1.4 Zeitdiagnostisches Potenzial

2. Bildungspotenziale des ‚Otnits‘ und literaturdidaktische Zielstellungen

2.1 Aufbau eines Medienbewusstseins und Anregung zur Medienreflexion

2.2 Arbeit am kulturellen Gedächtnis und Gedächtnisreflexion

2.3 Anregung zum multiperspektivischen Denken und Förderung der Diskursfähigkeit

2.4 Anregung zur Reflexion literarischer, individueller und kultureller Sinnstiftungsprozesse

2.5 Erkennen der Materialität und Semantizität von Zeichen in Texten

3. Der ‚archivimmanente Strukturalismus‘ aus didaktischer Perspektive

3.1 Systematisches Aufspüren von Zeichen im Text

3.2 Suchen und Finden von Intertexten

3.3 Rückbezug auf den Ausgangstext und Verhandlungen

4. Zusammenfassung: ‚Otnit‘ im Deutschunterricht

IV. Konstituierung der Mittelalter-Didaktik innerhalb einer Kulturwissenschaftlichen Literaturdidaktik

1. Kulturwissenschaftliche Literaturdidaktik

1.1 Implikationen der Kulturwissenschaft(en)

1.2 Implikationen einer kulturwissenschaftlich orientierten Bildungswissenschaft

1.3 Implikationen einer kulturwissenschaftlich orientierten Literaturwissenschaft

1.4 Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Literaturdidaktik

2. Konzeptuelle Überlegungen: Didaktisches Modell zum ‚Otnit‘ im Deutschunterricht im Kontext einer kulturwissenschaftlichen Literaturdidaktik

2.1 Konstituierung

2.2 Kulturpoetisches Lesen

2.2.1 Textnahes Lesen

2.2.2 Kontextualisierung

2.2.3 Verhandlung und (Gedächtnis-)Reflexion

2.3 Kulturpoetische Lern- und Bildungsprozesse

2.3.1 Kulturpoetisches Verstehen

2.3.2 Kulturpoetisches Lernen

2.3.3 Kulturpoetisches Reflektieren

3. Begründung der Mittelalter-Didaktik als kulturwissenschaftliche Literaturdidaktik

Resümee und Perspektiven

Literaturverzeichnis

←8 | 9→

Einleitung

Es ward ein buoch funden ze Lunders in der stat,
das het schrift wunder, daran lag manig blat.
die haiden durch ir erge die hetten das begraben.
nu sol wir von dem buoche guot kurzweile haben.
Wer in freuden welle und in kurzweile wesen –
daz las im von dem buoche singen oder lesen. (Ot 1–2,2)1

[Es ward ein Buch gefunden in der Stadt Lunders, das war ein Wunder an Geschriebenem, daran lag so manches Blatt. Die Heiden in ihrer Arglist, die hatten das vergraben. Nun sollen und werden wir von diesem Buch gute Kurzweil haben.

Wer da in Freuden und in Kurzweil sein will – lass sich das von diesem Buche singen und lesen.]

Mit diesen Eingangsversen des ‚Otnits‘2, einem mittelalterlichen Heldenepos, das vermutlich im 13. Jahrhundert entstanden ist, präsentiert sich das Werk nicht nur als ein Wunder an Geschriebenen, sondern verspricht insgesamt freudiges und kurzweiliges Lesen.

Das Epos handelt von Otnit, dem jungen König der Lombarden, stark wie zwölf Männer und mächtiger Herrscher über zahlreiche Königreiche. Otnit beschließt, sich mit der schönen Tochter des heidnischen Nachorel, die auf der anderen Seite des Meeres, im Orient, lebt, zu vermählen. Bevor er mit großem Gefolge die Brautwerbungsfahrt antritt, geht der junge Ritter jedoch zunächst auf âventiure. Große Abenteuer findet er unterwegs zwar nicht, aber seinen ihm bis dahin unbekannten leiblichen Vater, den Zwerg Alberich, der ihn mit einem Schwert und einer Rüstung ausstattet und ihm verspricht, ihn von nun an auf allen âventiuren und seiner Brautwerbungsfahrt zu unterstützen. Doch als der junge König mit seinen Schiffen vor der Küste von Syrie steht und ihm angst und bange wird, weil er sich nicht auskennt und nicht weiß, wie es weitergehen soll, wird ihm bewusst, dass er seinen Vater und Brautwerbungshelfer vergessen hat. Dieser jedoch hatte sich im Mastkorb des Schiffes versteckt, gibt sich nun zu ←9 | 10→erkennen und führt seinen Sohn in die Schlacht. Kampfesmüde schläft der junge Ritter unterdessen auf seinem Sattel ein, während der Zwerg die Brautwerbung übernimmt, die Braut schließlich entführt und sie seinem Sohn – nachdem er diesen mit einem heftigen Faustschlag wecken musste – übergibt. Weil der Brautvater jedoch mit der Verbindung nicht einverstanden ist, geht der Kampf gegen die Heiden weiter und Otnit, abermals von Müdigkeit – nicht etwa von einem der Gegner – bezwungen, übergibt sein Schwert und die Führung des Heeres seinem Onkel Ylias von Reußen, um sich im Schoße seiner Braut auszuschlafen. Der Onkel ist derweil soweit erfolgreich, dass die Lombarden die Heimreise antreten können und nun glücklich und zufrieden leben – bis die Drachen, die der zornige und auf Rache sinnende Schwiegervater ins Land schmuggeln ließ, groß genug waren, um das Königreich des jungen Königs zu verwüsten. Der junge Ritter zieht aus, um gegen die Drachen zu kämpfen, und – obwohl sein Vater ihn ausdrücklich davor warnte – legt sich der Held, bevor er sein Ziel erreicht, unter einen Baum und schläft ein. So bemerkt er den sich nähernden Drachen nicht, der den Ritter in sein Nest bringt, wo ihn die Drachenkinder aus seiner Rüstung saugen.

Im Grunde ist es eine tragische Geschichte und doch müssen die LeserInnen an einigen Stellen schmunzeln, weil Otnit, der Held des Epos, hier nicht als heldenhafter, unbesiegbarer, starker Ritterheld erscheint, sondern scheinbar im Gegensatz zum transkulturell geprägten und tradierten Rittermythos steht.

Das Epos erscheint als Parodie auf eben diese kulturelle Repräsentation, die u. a. durch die klassischen Artusepen und höfischen Romane sowie durch modernere Mittelalterromane und -filme entstanden ist und weitertradiert wurde.

Details

Seiten
342
Jahr
2020
ISBN (PDF)
9783631824429
ISBN (ePUB)
9783631824436
ISBN (MOBI)
9783631824443
ISBN (Hardcover)
9783631818183
DOI
10.3726/b17060
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2020 (Juli)
Schlagworte
Kulturpoetik Kulturelle Bildung Literarisches Lernen Mittelalterliche Texte Mediävistik Otnit
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2020. 342 S.

Biographische Angaben

Katja Winter (Autor:in)

Katja Winter ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Literatur- und Mediendidaktik am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Mittelalter-Didaktik sowie der Lesedidaktik.

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