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Zum Schicksal der Entlehnungen aus dem Deutschen in der Alltagssprache der polnischen Städte des ehemaligen Grenzgebiets der deutschen und der polnischen Sprache am Beispiel von Kościerzyna, Starogard Gdański und Wąbrzeźno

von Sylwia Firyn (Autor:in)
©2021 Monographie 182 Seiten

Zusammenfassung

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen sehr viele lexikalische Entlehnungen in der polnischen Alltagssprache unter, was vor allem die Folge der Bekämpfung der Mundarten und der Germanismen war. In der vorliegenden Monographie wird das Schicksal der Germanismen in der Alltagssprache von Kościerzyna, Starogard Gdański und Wąbrzeźno beschrieben.
Die Beschreibung erfolgt aufgrund der Befragung von der Generation der Großeltern, der Eltern und Kinder. Es konnten bemerkbare Unterschiede zwischen den einzelnen Generationen hinsichtlich der Kenntnis der Germanismen festgestellt werden. Während die älteste Generation noch ziemlich viele Germanismen kennt, sind der jüngsten Generation die meisten lexikalischen Entlehnungen aus dem Deutschen fremd.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1 Zur Geschichte des Landes
  • 1.1 Zur Geschichte von Pommerellen
  • 1.2 Zur Geschichte des Ordensstaates in Preußen
  • 1.3 Nach der Säkularisierung des Deutschordens in Preußen
  • 1.4 Preußen und Deutsches Kaiserreich
  • 1.5 Das 20. Jahrhundert
  • 2 Zur deutschen Siedlung in Pommerellen und im Ordensstaat
  • 2.1 Anfänge der deutschen Siedlung vor der Ordenszeit
  • 2.1.1 Zur Städtegründung in Pommerellen
  • 2.1.2 Zur ländlichen Siedlung in Pommerellen
  • 2.1.3 Kirchen und Klöster in Pommerellen vor 1308
  • 2.1.3.1 Kirchen
  • 2.1.3.2 Klöster
  • 2.1.3.3 Bettelorden
  • 2.2 Zur Siedlung im Ordensstaat
  • 2.2.1 Gründung von Dörfern und Städten
  • 2.2.1.1 Gründung von Städten
  • 2.2.1.2 Gründung von Dörfern
  • 2.3 Klöster im Ordensstaat
  • 2.4 Im Königreich Preußen
  • 2.5 Schlussgedanken
  • 3 Methodologisches
  • 3.1 Zur Wahl der Städte
  • 3.2 Zur Situierung der Städte
  • 3.2.1 Kaschubien und Kościerzyna
  • 3.2.2 Kociewie und Starogard Gdański
  • 3.2.3 Ziemia Chełmińska und Wąbrzeźno
  • 3.3 Die Befragten
  • 3.4 Quellen der Lexik
  • 3.5 Zur Befragung und Vorbefragung
  • 3.6 Listen der Lexeme
  • 3.7 Zum Forschungsziel
  • 3.8 Zum Fragebogen
  • 3.9 Etappen der Beschreibung
  • 4 Die einzelnen Städte und Landschaften
  • 4.1 Kościerzyna/Berent
  • 4.1.1 Zur Geschichte von Kościerzyna
  • 4.1.2 Zum Kaschubischen
  • 4.1.3 Die Lexemliste
  • 4.1.4 Beispielsätze
  • 4.1.5 Zum Auftreten der einzelnen Lexeme in den Wörterbüchern
  • 4.1.6 Präsentation der Ergebnisse der Befragung
  • 4.1.6.1 Befragungsergebnisse bei der Generation der Großeltern
  • 4.1.6.2 Befragungsergebnisse bei der Generation der Eltern
  • 4.1.6.3 Befragungsergebnisse bei der Generation der Kinder/Enkel
  • 4.1.7 Abschlussgedanken zu der Situation in Kościerzyna
  • 4.2 Starogard Gdański/Preußisch Stargard
  • 4.2.1 Zur Geschichte von Starogard Gdański
  • 4.2.2 Die Mundart von Kociewie
  • 4.2.3 Die Lexemliste
  • 4.2.4 Beispielsätze der Befragten
  • 4.2.5 Zum Auftreten der einzelnen Lexeme in den Wörterbüchern
  • 4.2.6 Präsentation der Ergebnisse der Befragung
  • 4.2.6.1 Befragungsergebnisse bei der Generation der Großeltern
  • 4.2.6.2 Befragungsergebnisse bei der Generation der Eltern
  • 4.2.6.3 Befragungsergebnisse bei der Generation der Kinder/Enkel
  • 4.2.7 Abschlussgedanken zu der Situation in Starogard
  • 4.3 Wąbrzeźno/Briesen
  • 4.3.1 Zur Lage und zum Ortsnamen
  • 4.3.2 Zur Geschichte von Wąbrzeźno
  • 4.3.3 Die Lexemliste
  • 4.3.4 Zum Auftreten der einzelnen Lexeme in den Wörterbüchern
  • 4.3.5 Beispielsätze der Befragten
  • 4.3.6 Präsentation der Ergebnisse der Befragung
  • 4.3.6.1 Befragungsergebnisse bei der Generation der Großeltern
  • 4.3.6.2 Befragungsergebnisse bei der Generation der Eltern
  • 4.3.6.3 Befragungsergebnisse bei der Generation der Kinder/Enkel
  • 4.3.7 Abschlussgedanken zu Wąbrzeźno/Briesen
  • Zusammenfassung
  • Tabellenverzeichnis
  • Literaturverzeichnis
  • Wörterbücher
  • Internetquellen
  • Reihenübersicht

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1Zur Geschichte des Landes

Das große deutsche Siedelwerk, das im Osten Europas über Jahrhunderte vollbracht worden ist, gilt heute unbestritten als einer der geschichtlich bedeutendsten historischen Prozesse (vgl. Kötzschke 1931, 3). Infolge der Kolonisationsbewegung kam es zur Umgestaltung der ganzen Region. Die deutsche Ostsiedlung brachte gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische, verfassungsrechtliche und ethnische Veränderungen im südlichen Ostseeraum mit sich.

Diese Region wird in drei Landschaften eingeteilt:

Pommern mit der Hauptstadt Stettin (Szczecin), eigentlich Hinterpommern, (poln. Pomorze Szczecińskie);

Pommerellen mit der Hauptstadt Danzig (Gdańsk), später Teil von Westpreußen, (poln. Pomorze Gdańskie);

ehemaliges Ordensland mit der Hauptstadt Marienburg (Malbork), später Herzogtum Preußen und noch später Ostpreußen mit der Hauptstadt Königsberg (Królewiec), (poln. Prusy Wschodnie. Der Süden von Ostpreußen kam nach dem Zweiten Weltkrieg an Polen (Ermland/Warmia und Mazury/Masuren) und der Norden an die Sowjetunion Kaliningrad Oblast/Калинингрáдская óбласть).

1.1Zur Geschichte von Pommerellen

Unter Pommerellen versteht man im Deutschen das Land westlich der unteren Weichsel, das die Kreise Danzig, Dirschau, Stargard, Berent, Karthaus, Neustadt, Putzig, Schwetz, Tuchel, Konitz, Schlochau, Flatow, Lauenburg, Bütow der Provinz Pommern und einen Teil des Kreises Marienwerder umfasste. In der polnischen Fachliteratur wird die Bezeichnung Pomorze Gdańskie gebraucht.

Im Jahre 1112 besetzte Herzog Bolesław III. Schiefmund das ganze Land und um 1148 wurde es dem Bistum Kujawien unterstellt. Pommerellen bewahrte jedoch seine Souveränität auch in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Informationen über den ersten Herzog in Pommerellen, Sobieslaw den I., finden sich in den Urkunden der Klosterkirche in Oliva. Wahrscheinlich stiftete er sogar diese Klosterkirche und dann viele andere. Das Zisterzienserkloster in ←11 | 12→Oliva (1185/86) ist das Tochterkloster von Kolbatz. (vgl. Kloster Oliva, in: http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Oliva)

1198 bekamen die Johanniter das Land um Schöneck/Skarszewy (südlich von Danzig) und richteten dort eine Komturei ein (vgl. Mitzka 1937: 13). In die Besitze der Klöster wurden Bauern und Handwerker aus dem deutschen Altland geholt.

1209 wurde das Prämonstratenserinnenkloster Zuckau/Żukowo […] und etwas später das Zisterzienserinnenkloster in Zarnowitz/Żarnowiec gegründet […]1234 wurde das Zisterzienserkloster Bischewo/Byszewo bei Krone/Koronowo angelegt […]. Es entstanden mehrere weitere Klöster […]. (Biaduń-Grabarek 2013, 61 f.)

Infolge der Klosterniederlassungen entstand ein Netz von deutschen Horsten, die mit der Zeit zusammengewachsen sind. So entstanden größere von Deutschen bewohnte Gebiete. Später wirkte hier auch die Hanse, die ihre deutschsprachigen Faktoreien gründete. In die Faktoreien wurden Siedler (Kaufleute, Handwerker) aus dem niederdeutschen Sprachraum über See und später auch auf den Landwegen geholt.

Als Stammvater der Dynastie der pommerellischen Samboriden gilt der Sohn von Sobieslaw I., Sambor I., der seinen Sitz in Danzig hatte. Nach seinem Tod im Jahre 1207 sollte die Herrschaft in Pommerellen sein Sohn Sobieslaw II. übernehmen, doch er starb sehr jung (vgl. Sambor I., in: www.wikipedia.de).

Die Erbansprüche auf Pommerellen erhob Mestwin I. Da seine Herrschaft in die Zeit der Hegemonie Dänemarks fiel, musste er um 1209 dem dänischen König Waldemar II. einen Lehnseid leisten. Im Jahre 1213 löste sich Mestwin I. von der dänischen Abhängigkeit und erlangte die volle Souveränität Pommerellens. Nach seinem Tod im Jahre 1220 wurde das Land unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. Der älteste Sohn Swantopolk erhielt das nördliche Pommerellen mit Danzig; Wartislaw den südlichen Landesteil mit Schwetz/Świecie; Sambor II. fiel das Gebiet Liebschau/Lubiszewo Tczewskie zu und Ratibor bekam den Westteil mit der Burg Belgard/Białogród. Infolge des Bruderkrieges, aus dem Swantopolk als Sieger hervorging, konnte er sein Herrschaftsgebiet enorm nach Westen und nach Süden erweitern und nahm den Herzogstitel an (Schumacher 1977, 40).

Als die pruzzischen Truppen im Jahre 1224 in Pommerellen einmarschierten, verbündete er sich mit dem Deutschen Orden. Gemeinsam konnten sie die pruzzischen Truppen in der Schlacht bei Christburg/Dzieżgoń besiegen. Swantopolk vertrieb auch die Dänen aus Pommerellen, nachdem er sie bei Bornhöved 1227 besiegt hatte (Schumacher 1977, 42).

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Um 1236 änderte Swantopolk seine Politik gegenüber dem Deutschen Orden, indem er im Jahre 1242 militärisch gegen ihn vorging. Der Deutsche Orden verbündete sich zunächst mit den Brüdern von Swantopolk, die im Konflikt mit ihm waren, nachdem er das Herrschaftsgebiet von Ratibor seinem gefügig gemacht hatte, und stellte sich gegen den pommerellischen Herzog. Am 30. Juli 1253 unterschrieb Swantopolk mit dem Deutschen Orden schließlich einen Vertrag, indem er auf die Gebiete verzichtete, die er Pruzzen genommen hatte, gleichzeitig aber das Weichseldelta, Schlawe/Sławno und Stolp/Słupsk behielt (vgl. Grzegorz 1997, 19).

Die Deutschen haben um diese Zeit mehrere Güter in Pommerellen erworben. Es waren in erster Linie Deutsche aus dem Gefolge der pommerellischen Herzöge. Sie stammten vorrangig aus Mecklenburg und dem Nordteil von Brandenburg. (vgl. Kasiske 1934, 61 und Biaduń-Grabarek 2013, 65).

Kurz vor seinem Tode (1266) übertrug er seinem ältesten Sohn Mestwin II. das Gebiet Schwetz/Świecie, der jüngere Wartislaw II. erhielt Danzig/Gdańsk. Zwischen den Brüdern brach ein Konflikt aus, dessen Folge die Eroberung Danzigs durch Mestwin II. war.

1269 besetzte Barnim I. von Stettin ein Gebiet, das sich bis nach Belgard/Białogard ausstreckte. Um sich gegen ihn zu wehren, musste Mestwin II. ein Bündnis mit Brandenburg schließen. Im Vertrag von Arnswalde/Choszczno nahm er am 1. April 1269 sein Land von den Brandenburgern zum Lehen. Die Brandenburger wurden damit Oberherren Mestwins und waren dadurch zu seinem Schutz verpflichtet (Schumacher 1977, 42).

Die Position Mestwins II. wurde stärker, als er nach dem Tod seines Onkels Ratibor Herrscher über ganz Pommerellen wurde. Mestwin II. wollte es verhindern, dass das Land an Brandenburg fällt. Am 15. Februar 1282 schloss er in Kempen/Kępno den Vertrag mit Przemyslaw II. und übertrug ihm durch eine „donatio inter vivos“ [Geschenk unter Lebenden] sein Land (www.wintersommerwende.com). Am 25. Dezember 1294 ist Mestwin II. kinderlos gestorben.

Przemyslaw II. von Großpolen, der 1295 zum König von Polen gekrönt wurde, ernannte sich zum Nachfolger von Mestwin II. und zum Herzog von Pommerellen. Gleichzeitig erhoben aber auch die Brandenburger den Anspruch auf das Gebiet an der Weichsel. Als Przemyslaw II. 1296 ermordet wurde, gewann Wenzel II. den Kampf um seine Nachfolge in Pommerellen. Ihm folgte sein Sohn Wenzel III. Inzwischen erhob auch der polnische Herzog Wladyslaw II. Ellenbogen Ansprüche auf Pommerellen. Wenzel III. war entschlossen, die Hilfe von dem Deutschen Orden anzunehmen, um sich vor Wladyslaw II. Ellenbogen zu schützen. Er wurde jedoch ermordet und der polnische Herzog konnte die Besetzung von ganz Pommerellen im Jahre 1306 vorantreiben, wobei er sich ←13 | 14→dem einheimischen Adelsgeschlecht der Swenzonen entgegenstellte (vgl. Boockmann 1995, 154).

Details

Seiten
182
Jahr
2021
ISBN (PDF)
9783631847459
ISBN (ePUB)
9783631847466
ISBN (MOBI)
9783631847473
ISBN (Hardcover)
9783631838822
DOI
10.3726/b18046
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (Juni)
Schlagworte
deutsche lexikalische Entlehnungen im Polnischen Germanismen in er Alltagssprache im ehemals deutsch-polnischen Grenzgebiet Ursachen des Schwundes der Germanismen nach dem Zweiten Weltkrieg Unterschiede zwischen der Generation der Großeltern, Kinder und Enkel zur Situation in Kościerzyna, Starogard Gdański und Wąbrzeźno
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2021. 182 S., 18 Tab.

Biographische Angaben

Sylwia Firyn (Autor:in)

Sylwia Firyn, geboren 1978 in Toruń, studierte Germanistik an der PH Bydgoszcz (Magisterabschluss 2002), promovierte 2006 an der Universität Gdańsk und habilitierte 2013. Sie ist Professorin an der Universität Bydgoszcz. Ihre Hauptarbeitsgebiete sind Sprachgeschichte, Lexikologie, Syntax, Parömiologie, deutsch-polnische Sprachkontakte.

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