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Die Entwicklung der Kollokationskompetenz im DaF-Unterricht

am Beispiel des Erwerbs von Substantiv-Verb-Kollokationen

von Joanna Targońska (Autor:in)
©2021 Monographie 512 Seiten

Zusammenfassung

Im Mittelpunkt dieser Longitudinalstudie steht die Frage danach, wie eine Kollokationskompetenz bei fortgeschrittenen DaF-Lernenden aufgebaut werden kann. Kollokationskompetenz schließt neben der Internalisierung und dem angemessenen Gebrauch von Kollokationen ebenso die Entwicklung einer Kollokations(lern)bewusstheit und eines Kollokationsbewusstseins ein. Auf der Grundlage umfangreicher empirischer Daten werden u.a. Aussagen zum Einfluss der Unterrichtsgestaltung auf die Entwicklung dieses besonderen Teilbereiches lexikalischer Kompetenz sowie zu den individuellen Faktoren gemacht, die das Lerntempo bestimmen. Die Studie macht deutlich, dass der Aufbau einer fremdsprachigen Kollokationskompetenz ein mühsamer und langwieriger Prozess ist, für den eine explizite Arbeit an Kollokationen von großer Bedeutung ist.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Danksagung
  • Einleitung
  • 1. Zum Begriff Kollokation
  • 1.1 Unterschiedliche Auffassungen des Kollokationsbegriffs
  • 1.1.1 Auffassung des Kollokationsbegriffs bei Hausmann (1984)3
  • 1.1.2 Verschiedene Strukturtypen und Ebenen von Kollokationen bei Irsula Peña (1994)
  • 1.1.3 Konzeption der fachsprachlichen Kollokationen bei Caro Cedillo (2004)
  • 1.1.4 Auffassung des Kollokationsbegriffs bei Siepmann (2002)
  • 1.1.5 Auffassung des Kollokationsbegriffs bei Reder (2006)
  • 1.1.6 Auffassung des Kollokationsbegriffs bei Tomas (2008)
  • 1.1.7 Der Kollokationsbegriff bei Konecny (2010)
  • 1.1.8 Unterschiedliche Auffassungen des Kollokationsbegriffs – zusammenfassende Bemerkungen
  • 1.2 Kollokationen und benachbarte Termini
  • 1.2.1 Kollokationen vs. Idiome, (idiomatische) Redewendungen bzw. Halbidiome
  • 1.2.2 Kollokationen vs. freie Wortverbindungen
  • 1.2.3 Kollokationen vs. Funktionsverbgefüge (FVG)
  • 1.3 Charakteristische Eigenschaften der Kollokationen
  • 1.3.1 Kollokationen als Phraseologismen
  • 1.3.2 Semantische Merkmale der Kollokationen
  • 1.3.2.1 Kollokationen als Syntagmen mit eingeschränktem Verbindungspotenzial (lexikalische Restriktionen)
  • 1.3.2.2 Festigkeit der Kollokationen
  • 1.3.2.3 Besonderheit der Bedeutung von Kollokationen (von der Nicht- zur Teil-Idiomatizität)
  • 1.3.2.4 Assoziativität bzw. Gerichtetheit der Kollokationsglieder
  • 1.3.2.5 Konventions- bzw. normbedingte Kookkurrenz der Kollokationsglieder
  • 1.3.2.6 Idiosynkrasie und Arbitrarität von Kollokationen
  • 1.3.2.7 Kollokation als Wortverbindung mit stark eingeschränktem Beziehungspotenzial eines Kollokationsgliedes
  • 1.3.2.8 Kollokation als Sinneinheit bzw. semantische Einheit
  • 1.3.2.9 Kollokation als Übersetzungseinheit (und somit als Lerneinheit)
  • 1.3.3 Strukturelle Eigenschaften und syntaktische Merkmale der Kollokationen
  • 1.3.3.1 Basis-Kollokator-Struktur
  • 1.3.3.2 Zweigliedrigkeit, Mehrgliedrigkeit bzw. die binäre Struktur der Kollokationen?
  • 1.3.4 Syntaktische Funktion und syntaktische Klassifikation der Kollokationen
  • 1.3.4.1 Morphosyntaktisches Verhalten der Kollokationen
  • 1.3.4.2 Transformationsmöglichkeiten bei Kollokationen
  • 1.3.4.3 Morphosyntaktische Gebrauchsrestriktionen
  • 1.3.4.4 Erweiterungs- und Transformationsmöglichkeiten der Kollokationen
  • 1.3.4.5 Pragmatischer Wert von Kollokationen
  • 1.4 Charakteristik der Substantiv-Verb-Kollokationen
  • 1.5 Zur Auffassung des Kollokationsbegriffs in der vorliegenden Arbeit83
  • 1.6 Begriffsdefinitionen aus dem Bereich der Kollokationen
  • 2. Schwerpunkte der Kollokationsforschung und ihre Ergebnisse – Forschungsstand
  • 2.1 Kollokationen in Lehrwerken sowie anderen Lehr- und Lernmitteln
  • 2.2 Kollokationen in Fremdsprachenlern- und -erwerbsprozessen als impliziter und expliziter Forschungsgegenstand
  • 2.2.1 Studien zur Kenntnis der Kollokationen und zum Erwerb von Kollokationen durch Lesen
  • 2.2.2 Studien zur Erfassung (re-)produktiver Kollokationskenntnisse in schriftlichen Tests
  • 2.2.3 Gebrauch von Kollokationen in der schriftlichen Produktion
  • 2.2.4 Kollokationen im mündlichen Sprachgebrauch (Kollokationskompetenz vs. Sprechen)
  • 2.2.5 Studien zur Erfassung des Kollokationsbewusstseins
  • 2.2.5.1 Umgang mit Kollokationen beim Gebrauch von Wörterbüchern und Korpora
  • 2.2.5.2 Studien zur Erfassung des Kollokationsbewusstseins bei verschiedenen Sprachaktivitäten
  • 2.2.6 Studien zum Einfluss des Fremdsprachenunterrichts bzw. der Unterrichtsführung auf den Erwerb von Kollokationen
  • 2.2.6.1 Einfluss der Form- bzw. Bedeutungsorientierung des Fremdsprachenunterrichts auf den Erwerb bzw. das Lernen von Kollokationen
  • 2.2.6.2 Explizite und implizite Präsentationstechniken vs. der Erwerb von Kollokationen
  • 2.3 Kollokationswissen vs. andere Sprachfertigkeiten
  • 2.4 Schlussfolgerungen aus den empirischen Untersuchungen zum Erwerb von Kollokationen bzw. zur Kollokationskompetenz der Fremdsprachen- lernenden
  • 3. Kollokationskompetenz und ihre Stellung innerhalb der Wortschatzkompetenz
  • 3.1 Kollokationen innerhalb der Komponenten der lexikalischen Einheiten
  • 3.2 Zum Begriff Kompetenz
  • 3.2.1 Kompetenz vs. Wissen
  • 3.2.2 Zur Entwicklung der Kompetenz
  • 3.2.3 Zur Möglichkeit der Erforschung von der Kompetenz
  • 3.3 Von den Komponenten der Wortkenntnis zum Begriff lexikalische Kompetenz
  • 3.4 Zum Begriff lexikalische Kompetenz
  • 3.4.1 Stellung der lexikalischen Kompetenz in verschiedenen Kompetenzmodellen
  • 3.4.2 Verschiedene Auffassungen der lexikalischen Kompetenz
  • 3.5 Zur Auffassung der lexikalischen Kompetenz und der Kollokationskompetenz in der vorliegenden Arbeit
  • 3.5.1 Kollokationskompetenz als eine Subkompetenz der Wortschatzkompetenz
  • 3.5.2 Kollokationskompetenz
  • 4. Mentale Prozesse vs. Förderung und Erwerb der Kollokationskompetenz im Fremdsprachenunterricht
  • 4.1 Language Awareness vs. Entwicklung der lexikalischen Kompetenz
  • 4.1.1 Zum Konzept language awareness
  • 4.1.2 Exemplifizierungsverfahren von language awareness bzw. Indizien für Language Awareness
  • 4.1.3 Widerspiegelung des Language Awareness-Konzepts in der Wortschatzarbeit und beim Wortschatzlernen
  • 4.2 Zu den Begriffen: Sprachbewusstheit, Sprachbewusstsein und Sprachlernbewusstheit
  • 4.2.1 Sprachbewusstheit vs. Sprachbewusstsein
  • 4.2.2 Charakteristik der Konzepts der Sprachbewusstheit: Verschiedene Arten der Bewusstheit
  • 4.2.3 Sprachbewusstsein und Sprachbewusstheit vs. Kollokationskompetenz
  • 4.3 Bewusstheit und Aufmerksamkeit
  • 4.3.1 Charakteristik der Aufmerksamkeit
  • 4.3.2 Aufmerksamkeitssteuerung und Fremdsprachenunterricht
  • 4.4. Reflexion über Sprache und der Erwerb der Kollokationskompetenz
  • 4.5 Verschiedene Wissensarten und Wortschatzlernen
  • 4.5.1 Deklaratives und prozedurales Wissen
  • 4.5.2 Explizites vs. implizites Wissen
  • 5. Zum Erwerb der Kollokationskompetenz im FU – empirische Studie
  • 5.1 Das Untersuchungsdesign
  • 5.1.1 Forschungsziel und Forschungsfragen
  • 5.1.2 Forschungsmethodologie
  • 5.1.2.1 Forschungsmethode, Forschungsinstrumente und Forschungsmaterial
  • 5.1.3 Problematische Bereiche der Erforschung der Kollokationskompetenz im institutionellen Kontext
  • 5.1.4 Das Umfeld der empirischen Forschung und der Untersuchungsdurchführung
  • 5.1.4.1 Aufmerksamkeitsfokussierung auf Kollokationen während der Untersuchung
  • 5.2 Probanden – Charakteristik der Untersuchungsgruppe
  • 5.2.1 Lerndauer und Lernerfahrungen bis zum Beginn der Untersuchung
  • 5.2.2 Bisheriges Wortschatzlernen der Untersuchungsteilnehmer
  • 5.2.2.1 Kollokationales Lernen im bisherigen Wortschatzlernen und Kollokationskenntnisse der Probanden beim Studienbeginn
  • 5.2.2.2 Kollokationskenntnisse und Wortschatzkompetenz der Probanden zu Beginn der Studie
  • 5.3. Entwicklung der Kollokations- und der Wortschatzkompetenz im Laufe der Studie
  • 5.3.1 Erwerb von Kollokationen im Laufe des ersten Semesters
  • 5.3.1.1 Änderungen in der Form des lexikalischen Lernens nach einem Semester
  • 5.3.1.2 Ursachen für Änderungen beim Wortschatzlernen im Laufe des ersten Semesters
  • 5.3.2 Kollokationskenntnisse nach zwei Semestern der Untersuchung
  • 5.3.3 Erwerb der Kollokationen und lexikalisches Lernen im Laufe des dritten Semesters
  • 5.3.3.1 Änderungen beim lexikalischen Lernen zu Beginn des dritten Semesters und ihre Ursachen
  • 5.3.3.1.1 Wörterbuchgebrauch vs. Wortschatzerweiterungsstrategien und Kollokationsbewusstsein nach zwei Semestern
  • 5.3.3.1.2 Subjektive Theorien zum effizienten Wortschatzlernen und zur Rolle der Lehrkraft bei seiner Förderung
  • 5.3.3.2 Entwicklung der Kollokationskompetenz im Laufe des dritten Semesters
  • 5.3.4 Kollokationskenntnisse der Probanden nach vier Semestern der Studie
  • 5.4 Beschreibung individueller Profile der Probanden – allgemeine Bemerkungen
  • 5.4.1 Beschreibung der Entwicklung der Kollokationskompetenz bei der Probandin 3
  • 5.4.2 Beschreibung der Entwicklung der Kollokationskompetenz bei der Probandin 6
  • 5.4.3 Beschreibung der Entwicklung der Kollokationskompetenz bei der Probandin 7
  • 5.4.4 Beschreibung der Entwicklung der Kollokationskompetenz bei der Probandin 10
  • 5.4.5 Beschreibung der Entwicklung der Kollokationskompetenz bei der Probandin 18
  • 5.4.6 Beschreibung der Entwicklung der Kollokationskompetenz bei der Probandin 22
  • 5.5 Wie entwickelt sich die Kollokationskompetenz – Resümee
  • 6. Schlusswort und Ausblick
  • Anhang
  • Abbildungsverzeichnis
  • Diagrammverzeichnis
  • Tabellenverzeichnis
  • Literaturverzeichnis
  • Reihenübersicht

Danksagung

Die vorliegende Arbeit konnte nur durch die Unterstützung von Personen und Einrichtungen entstehen, bei denen ich mich an dieser Stelle bedanken möchte.

Mein besonderer Dank gilt Frau Prof. Karin Aguado von der Universität Kassel, die mich auf das faszinierende und fremdsprachendidaktisch relevante Thema Kollokationen aufmerksam gemacht hat. Ohne das DAAD-Forschungsstipendium wären jedoch der Forschungsaufenthalt in Kassel, das Treffen mit Frau Prof. Aguado und meine ersten Recherchen zum Kollokationsphänomen nicht möglich gewesen. Aus diesem Grund möchte ich mich beim Deutschen Akademischen Austauschdienst für die Gewährung des Stipendiums für zwei Forschungsaufenthalte (2012 an der Universität in Kassel und 2018 an der Universität in Leipzig) bedanken, während derer ich eine sehr gründliche und fruchtvolle Recherche durchführen und mich ganz auf die Forschungsarbeit konzentrieren konnte.

Mein Dank gilt auch Herrn Prof. Christian Fandrych, der mich zu dem zweiten Forschungsaufenthalt an die Universität Leipzig und zur Präsentation meines Habilitationsthemas im Rahmen eines Forschungskolloquiums eingeladen hat. Durch die Darstellung meines Forschungsgegenstandes vor DaF-Didaktik-Spezialisten erhielt ich interessante Anregungen und die konstruktiven kritischen Stimmen erlaubten mir, sinnvolle Änderungen in der Konzeption und der Beschreibung des empirischen Teiles der vorliegenden Arbeit vorzunehmen.

Ich danke Frau Prof. Camilla Badstübrer-Kizik für die Aufnahme meines Buches in die Reihe Posener Beiträge zur Angewandten Linguistik. Mein Dank gilt daneben Frau Prof. Joanna Szczęk, die das Buch gründlich gelesen und begutachtet hat. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei meinen zwei deutschen Freundinnen Monika Kuhn und Daniela Prutscher bedanken, die sich Zeit genommen haben und das Manuskript Korrektur gelesen haben, was zur besseren Qualität des Buches beigetragen hat.

Ich danke meiner Universität für die Übernahme der Finanzierung der Publikation.

Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, insbesondere meinem Mann Piotr Targoński, der während meiner Forschungsaufenthalte die Kinderbetreuung und die Haushaltsführung übernommen hat. Auch meine Eltern haben mich in bestimmten Phasen der Arbeit entlastet und auf die Kinder aufgepasst, wofür ich ihnen dankbar bin.

Einleitung

Wortschatzkenntnisse bilden die Grundlage für die menschliche verbale Kommunikation, denn diese erfolgt durch den Gebrauch von Wortschatz, der in bestimmte grammatische Strukturen eingebettet ist. Sie ermöglichen sowohl Interaktion mit dem Umfeld als auch die Realisierung bestimmter Sprechabsichten bzw. Kommunikationsziele. Auch der Fremdsprachenerwerb und das Fremdsprachenlernen sind ohne die Beherrschung von fremdsprachlichem Vokabular nicht möglich, denn Wortschatzkenntnisse sind für alle Sprachfertigkeiten bzw. eine Reihe von Kompetenzen vonnöten. Sowohl in Rezeptions- (d.h. beim Lese- und Hörverstehen) als auch in Produktionsprozessen (d.h. beim Sprechen und Schreiben) ist der Rückgriff auch das fremdsprachliche Vokabular erforderlich.

Den zentralen Punkt des Wortschatzerwerbs und somit der Wortschatzarbeit bildet das Verständnis des Wortschatz-Begriffs, der von dem der Vokabel abgegrenzt werden muss. Das Vokabular kann nicht als eine Menge von vereinzelten, losen Wörtern aufgefasst werden, denn nicht alle Vokabeln lassen sich kreativ in bestimmte Phrasen zusammenstellen. Die Lexik jeder Sprache stellt ein bestimmtes System von Verflechtungen und Verbindungen dar und umfasst neben den Einzelvokabeln, die freie Wortverbindungen eingehen, auch viele unterschiedliche mehr oder weniger feste Wortverbindungen, die sich nicht frei kreieren lassen, sondern von Fremdsprachenlernenden als eine Ganzheit bzw. Wortschatzlerneinheit memoriert werden müssen. Zu der zweiten Gruppe gehören Phraseologismen im engeren (z.B. Idiome) und im weiteren Sinne (z.B. Kollokationen oder pragmatische Phraseologismen). Da die außersprachliche Wirklichkeit in verschiedenen Sprachen lexikalisch unterschiedlich gegliedert sein kann, weil die Konventionalität, die Sprachnorm bzw. die kulturelle Geprägtheit der lexikalischen Einheiten der jeweiligen Sprache eine andere ist, stellen Wörter verschiedener Sprachen oft keine Eins-zu-eins-Äquivalente dar. Und so haben einige Wörter in der verglichenen Sprache ein breiteres oder ein engeres semantisches Potenzial als deren vermeintliche Entsprechungen in der Ausgangssprache und für manche Wörter gibt es in einer anderen Sprache kein volles Äquivalent. Die Konventionalität des Vokabulars lässt sich insbesondere in der Zusammenstellung der Wörter in bestimmte Phrasen bzw. Phraseme beobachten, denn sogar äquivalente Phraseme (welche nicht sehr häufig vorkommen) können in zwei verglichenen Sprachen durch andere lexikalische Mittel realisiert werden. Auch Kollokationen gehören zu den festen Wortverbindungen, deren Glieder nicht nach den sprachlichen Regeln zusammengestellt werden, sondern nach der Norm der jeweiligen Sprache zueinander finden. Daraus folgt, dass der selbstgesteuerte Wortschatzerwerb und das fremdgesteuerte Wortschatzlernen dieser Tatsache gerecht werden und über das Lernen von Einzelvokabeln hinausgehen sollte.

Seit der kommunikativen Wende sind der Fremdsprachenunterricht und das Fremdsprachenlernen nicht mehr auf die bloße Vermittlung von Sprachwissen, ←15 | 16→sondern auf die Entfaltung und den Erwerb von Sprachfertigkeiten bzw. Kompetenzen ausgerichtet. Die fremdsprachliche Wortschatzarbeit soll somit den Erwerb und die Entfaltung der lexikalischen Kompetenz zum Ziel haben und auf die „Aneignung eines dauerhaften, schnell abrufbaren, disponibel verknüpfbaren und korrekt anwendbaren Wortschatzbesitzes [abzielen], der auf die Realisierung von relevanten Kommunikationsabsichten und Bewältigung bestimmter Themen und Kommunikationssituationen abgestimmt ist“ (Löschmann 1993: 29). Der fremdsprachliche Wortschatz ist also nicht nur dauerhaft, sondern auch in einer solchen Form zu memorieren, dass ein schneller Abruf der nötigen lexikalischen Einheiten und deren situationsadäquater Gebrauch möglich sind. Die Grundlage dafür bildet die Qualität des Wortschatzbesitzes (ebd.: 23 ff.), bei der die Tiefe des beherrschten Vokabulars, d.h. die Kenntnis verschiedener Komponenten der lexikalischen Einheiten, die sich in der Sprachproduktion als unentbehrlich erweisen, wichtiger als deren Menge, also ihre Quantität, ist.

Kollokationen stellen in jeder Sprache ein wichtiges Element des Vokabulars dar, denn viele Sachverhalte lassen sich nur durch deren Gebrauch ausdrücken. Deshalb ist der Erwerb der Wortschatzkompetenz ohne ein Aneignen von Kollokationskompetenz beim Fremdsprachenlernen nicht möglich bzw. nicht vollständig. Kollokationen als konventionelle feste Wortverbindungen bereiten in der Sprachrezeption selten Schwierigkeiten, stellen in der Sprachproduktion jedoch ein großes Problem dar, was auf ihre Unauffälligkeit zurückzuführen ist. Nach dem korrekten Erschließen ihrer Bedeutung schenken nämlich die meisten Fremdsprachenlernenden (insbesondere die mit einem schwach entwickelten Kollokationsbewusstsein) der Form der Kollokationen keine oder zu wenig Aufmerksamkeit. Kollokationen lassen sich jedoch nicht Glied für Glied aus einer (Fremd-)Sprache in eine andere (Fremd-)Sprache übersetzen. Dieser Tatsache sind sich viele Fremdsprachenlernende, die von einer Eins-zu-eins-Äquivalenz der beiden Kollokationsglieder (der Basis und des Kollokators) ausgehen, nicht bewusst. In der Folge gehen sie davon aus, dass sich beide Elemente einer kollokationalen Wortverbindung (die sie nicht als feste Wortverbindung erkennen, sondern als eine freie Wortverbindung wahrnehmen) Wort für Wort aus ihrer Mutter- in die Fremdsprache übersetzen lassen. Diese falsche Annahme führt zum Entstehen von Kollokationsfehlern.

Kollokationskompetenz macht also einen wichtigen Bestandteil bzw. eine wichtige Subkompetenz der lexikalischen Kompetenz aus. Obwohl Kollokationen als Sprachphänomen schon seit einigen Jahrzehnten in den Fokus der Sprachwissenschaft und der Glottodidaktik gerückt sind, stellen empirische Forschungen zur Entwicklung der Kollokationskompetenz, insbesondere im DaF-Unterricht bzw. DaF-Lernprozess, immer noch ein Desiderat dar. Auch die Fremdsprachendidaktik hat die Existenz der Kollokationen jahrelang vernachlässigt und ihr Erwerb und ihre Vermittlung wurden (zumindest bis 2014) in fast keinem der Handbücher zur Fremdsprachen- und DaF-Didaktik thematisiert (vgl. Targońska 2014b).

Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, den Erwerb der Kollokationskompetenz in einem authentischen universitären DaF-Unterricht zu erfassen, zu analysieren und zu beschreiben. Dabei wird der Frage nachgegangen, inwieweit sich ←16 | 17→diese Kompetenz in einem formfokussierenden Unterricht, in dem Kollokationen als Sprachphänomen nicht explizit thematisiert, sondern in der formfokussierenden Wortschatzarbeit implizit behandelt werden, entfaltet bzw. entfalten kann.

Die Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Darstellung von unterschiedlichen Deutungen des Terminus Kollokation. Präsentiert werden Auffassungen des Kollokationsbegriffs bei ausgewählten Sprachwissenschaftlern und Fremdsprachendidaktikern, die im Hinblick auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch als Fremdsprache und Deutsch als Fachsprache konzipiert wurden. Da Kollokationen an der Grenze zu freien Wortverbindungen auf einem Pol und zu Idiomen auf dem anderen Pol stehen, werden sie von den benachbarten Termini abgegrenzt. Dabei wird auf die zwischen Kollokationen und freien Wortverbindungen, Halbidiomen, Idiomen und Redewendungen bestehenden Ähnlichkeiten und Unterschiede näher eingegangen. Besondere Beachtung wird den Funktionsverbgefügen geschenkt, die von einigen Wissenschaftlern den Kollokationen zugerechnet, von anderen jedoch aus der Gruppe der Kollokationen ausgeschlossen werden. Im Anschluss werden Argumente für die Aufnahme dieses Sprachphänomens in die Gruppe der Kollokationen angeführt.

Ein wichtiger Abschnitt des ersten Kapitels befasst sich der Charakteristik von Kollokationen, wobei sowohl semantische Merkmale als auch syntaktische Eigenschaften in den Blick genommen werden. Näher besprochen werden daneben die Besonderheit der Bedeutung von Kollokationen, Assoziativität bzw. Gerichtetheit, lexikalische Restriktionen und die konventions- bzw. normbedingte Kookkurrenz der Kollokationsglieder. Auch morphosyntaktisches Verhalten, Transformationsmöglichkeiten und morphosyntaktische Gebrauchsrestriktionen der Kollokationen werden in diesem Kapitel behandelt. Die Substantiv-Verb-Kollokationen, die den Forschungsgegenstand der vorliegenden Arbeit bilden, werden näher beschrieben, bevor zum Abschluss des ersten Kapitels die Auffassung von Kollokationen in der vorliegenden Arbeit erläutert wird.

Das zweite Kapitel ist der Erfassung des Forschungsstandes zu Kollokationen gewidmet. Hier wird auf verschiedene Schwerpunkte der Kollokationsforschung sowie auf unterschiedliche dabei eingesetzte Forschungsmethoden hingewiesen. Obwohl sich dieser Abschnitt nur auf die fremdsprachenerwerbsorientierte Kollokationsforschung konzentriert, die mit dem Fremdsprachenunterricht bzw. dem Fremdsprachenlernprozess verbunden ist, lassen sich darin verschiedene Forschungsrichtungen und -schwerpunkte differenzieren. Hier wird gezeigt, welche Ergebnisse die Studien zur Behandlung der kollokationalen Wortverbindungen in Lehrwerken und anderen Lernmaterialien liefern. Dazu werden empirische Befunde zur Kenntnis von Kollokationen in verschiedenen Altersgruppen und auf unterschiedlichen Sprachniveaus, zur (eventuellen) Möglichkeit des Erwerbs der Kollokationen durch Lesen und zu ihrem Gebrauch von Fremdsprachenlernenden in der schriftlichen und mündlichen Produktion präsentiert.

Den ersten wichtigen Schwerpunkt des zweiten Kapitels bilden empirische Arbeiten zur Erfassung des Kollokationsbewusstseins der Fremdsprachenlernenden bei der Wörterbuchkonsultierung, bei der Arbeit mit Korpora oder bei ←17 | 18→Übersetzungsprozessen. Die zweite relevante Forschungsrichtung, die an dieser Stelle näher erläutert wird, präsentiert Studien zum Einfluss der Art und Weise der Unterrichtsführung auf den Erwerb der Kollokationen. Dargestellt werden Ergebnisse der empirischen Forschung zum Einfluss der expliziten und impliziten Kollokationsvermittlung, des extensiven Lesens, des inzidentellen Lernens, der Form- und Bedeutungsorientierung sowie des Einsatzes von expliziten und impliziten Präsentationstechniken auf den Erwerb von Kollokationen.

Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Begriff Kollokationskompetenz und ihrer Stellung innerhalb der Wortschatzkompetenz. Ausgegangen wird vom Begriff Kompetenz, der in den letzten 50 Jahren vielen Änderungen unterworfen war. Dabei wird gezeigt, inwieweit das Konzept der Kommunikativen Kompetenz zur Verlagerung des Verständnisses der Kompetenz von einem idealen Regelwerk der Sprache auf die Sprache im Gebrauch geführt hat. In einem weiteren Abschnitt wird die Entfaltung des Begriffs Wortschatzkompetenz präsentiert, wobei unterschiedliche Deutungen der Wortkenntnis dargestellt werden. Analysiert werden die Stellung der lexikalischen Kompetenz in verschiedenen Kompetenzmodellen sowie verschiedene Auffassungen des Konzepts. Besonderes Augenmerk wird dem Verständnis der lexikalischen sowie der Kollokationskompetenz (in ihrer Dreigliedrigkeit) in dieser Arbeit geschenkt, wobei die Positionierung der Kollokationskompetenz als Subkompetenz der Wortschatzkompetenz begründet wird.

Das vierte Kapitel ist den mentalen Prozessen gewidmet, die zur Förderung der Kollokationskompetenz im Fremdsprachenunterricht beitragen können. Thematisiert wird in diesem Abschnitt in erster Linie das Konzept Language Awareness. Dabei werden Überlegungen darüber angestellt, inwieweit dieses Konzept seine Widerspiegelung in der fremdsprachigen Wortschatzarbeit und beim Wortschatzlernen finden kann. Daneben werden die mit language awareness verbundenen Begriffe Sprachbewusstsein und Sprach(lern)bewussstheit behandelt. Den Schwerpunkt des vierten Kapitels bilden jedoch Überlegungen darüber, inwieweit die Konzepte Sprachbewusstheit und Sprachbewusstsein ihre Widerspiegelung im Bereich der Kollokationskompetenz finden und welchen Einfluss sie somit auf den Erwerb bzw. die Entfaltung dieser Kompetenz haben können. Dabei wird ein Vorschlag zur Involvierung der Kollokations(lern)bewusstheit und des Kollokationsbewusstseins in verschiedene Arten der Sprachbewusstheit präsentiert. Es wird auch dargelegt, in welchem Verhältnis die Bewusstheit zur Aufmerksamkeit steht, wie die Aufmerksamkeitssteuerung im Fremdsprachenunterricht erfolgen kann und inwieweit die Reflexion über die Sprache den Erwerb der Kollokationskompetenz beeinflussen bzw. begünstigen kann.

Das fünfte Kapitel ist empirisch ausgerichtet und präsentiert die Ergebnisse einer Longitudinalstudie, in deren Rahmen der Erwerb von Kollokationen bei polnischen Germanistikstudierenden innerhalb von zwei Jahren erfasst und einer Analyse unterzogen wurde. Dabei wird gezeigt, wie sich die Art und Weise des Wortschatzlernens der Untersuchungsteilnehmer im Laufe der Studie änderte, welche Faktoren zu Veränderungen in Form von internalisierten lexikalischen Einheiten geführt haben, inwieweit und wann Kollokationen den Gegenstand des ←18 | 19→lexikalischen Lernens bildeten und folglich, wie sich die Kollokationskompetenz im Laufe der Untersuchung entwickelte. Dabei wird auf den Einfluss der Muttersprache Polnisch und der Zielsprache Deutsch bei der Kreierung bzw. dem Gebrauch von inkorrekten Kollokationen eingegangen und es werden lexikalische Strategien dargestellt, derer sich Fremdsprachenlernende im Falle der Unkenntnis der abgefragten jedoch zur Realisierung der Sprechabsichten nötigen Kollokation bedienen.

←20 | 21→

1. Zum Begriff Kollokation

1.1 Unterschiedliche Auffassungen des Kollokationsbegriffs

Kollokation ist ein Sprachphänomen und zugleich ein Terminus, der nicht leicht zu definieren ist, weil er zum einen in der Sprachwissenschaft, in der Computer- bzw. Korpuslinguistik und in der Fremdsprachendidaktik jeweils anders aufgefasst wird. Zum anderen kann er auch innerhalb einer wissenschaftlichen Disziplin different gedeutet werden. Der Grund dafür scheint in der Geschichte der Sprachwissenschaft zu liegen, worauf ich in einem anderen Beitrag hingewiesen habe (vgl. Targońska 2014a).

Am Anfang des 21. Jahrhunderts haben Kollokationen ihren festen Platz in der Gruppe der Phraseologismen im weiteren Sinne1 errungen (vgl. Burger 2003: 52; 2015: 38–41; Feilke 2004: 58, Donalies 2009: 63–66;), denn in den neueren Auffassungen des Kollokationsbegriffs werden diese als phraseologische Einheiten bzw. als eine besondere Art der Phraseme verstanden (vgl. Hausmann 2003). Darüber hinaus wird immer öfter das korpuslinguistische Verständnis der Kollokationen hervorgehoben, in dem Kollokationen als Einheiten der wiederholten Rede aufgefasst werden (vgl. Siepmann 2002; 2004, Lehr 1996).

Das folgende Kapitel setzt sich zum Ziel, unterschiedliche Auffassungen des Kollokationsbegriffs2 zu präsentieren, wobei den Gegenstand der Überlegungen lexikalische Kollokationen im Sinne von Benson (1985) darstellen, während die grammatischen Kollokationen außer Betracht gelassen werden. Aus Platzgründen wird im Folgenden nicht auf alle möglichen Kollokationskonzeptionen eingegangen. In den Fokus der Aufmerksamkeit werden nur solche gerückt, deren Autoren sich explizit mit Kollokationen aus der Sicht des Fremdsprachenlernens und -lehrens bzw. mit der an Nicht-Muttersprachler gerichteten (Lerner-)Lexikographie befassen. Da in vielen den Kollokationen gewidmeten Arbeiten die älteren Auffassungen zu dem uns interessierenden Begriff zusammengefasst sind [vgl. z.B. Roos ←21 | 22→(1975: 9–27), Bahns (1996: 6–22), Lehr (1996: 7–33), Gładysz (2003: 13–30), Holderbaum (2003: 8–22), Steinbügl (2005: 9–14), Reder (2006a: 20–32), Grauer (2009: 7–16), Konecny (2010a: 34–53), Kratochvílová (2011: 37–44), Księżyk (2015)], wird hier auf die neueren und die aus meiner Sicht wichtigen Konzepte nach folgenden Kriterien eingegangen: An dieser Stelle werden die in anderen Abhandlungen zu Kollokationen schon genau beschriebenen Konzeptionen (mit der Ausnahme der Position Hausmanns) nicht wieder aufgegriffen. Von besonderem Interesse sind dagegen die neueren Konzeptionen, die nach den Arbeiten von Hausmann (1976, 1984), also nach den 1980er Jahren entstanden sind. Von Relevanz ist auch die Berücksichtigung solcher Auffassungen, die den Gegenstand einer größeren Abhandlung bzw. die Grundlage für empirische Untersuchungen darstellten. Den vorgestellten Konzeptionen liegen verschiedene (Fremd-)Sprachen zugrunde.

In erster Linie wird in den folgenden Unterkapiteln die Konzeption des Kollokationsbegriffs von Hausmann (1984, 1985, 2003, 2007) präsentiert, die einen großen Widerhall sowohl in der Linguistik als auch in der Lexikographie und Fremdsprachendidaktik gefunden hat. Hausmanns engeres Verständnis des Kollokationsbegriffs ist aus der Sicht der Fremdsprachenlernprozesse überzeugend. Auch sein Postulat der hierarchischen Struktur von Kollokationen ist beachtenswert. Weiterhin wird auf die Konzeption von Irsula Peña (1994) eingegangen, in der auf neue wichtige Aspekte von Kollokationen hingewiesen wird. Diese Überlegungen wurden bis dahin nur in vereinzelten den Kollokation gewidmeten Publikationen berücksichtigt und in vielen Arbeiten jahrelang überhaupt nicht beachtet. Als Kontrast zu der bedeutungsorientierten Kollokationsauffassung wird auf die korpuslinguistische Deutung der Kollokationen von Siepmann (2002, 2004) eingegangen. Darüber hinaus wird die Konzeption von Caro Cedillo (2004) näher beleuchtet, die sich auf den fachsprachlich ausgerichteten Kollokationsbegriff bezieht. Die Auffassung des Kollokationsbegriffs von Reder (2006a) ist wichtig, denn ihre Arbeit thematisiert als erste Kollokationen im Deutschen aus der Sicht des DaF-Lernens. Aus diesem Grunde wird dieser empirisch ausgerichteten Arbeit in der Kollokationsforschung ein wichtiger Platz eingeräumt. Zu den bedeutenden neueren Ansätzen gehört der Kollokationsbegriff von Tomas (2008), der im Hinblick auf das Deutsche konzipiert wurde. Die Definition der Kollokationen von Konecny (2010a) scheint auch für die Fremdsprachendidaktik plausibel zu sein, weswegen diese in einem Abschnitt kurz erläutert wird.

1.1.1 Auffassung des Kollokationsbegriffs bei Hausmann (1984)3

Mit der Einführung eines völlig neuen Verständnisses des Kollokationsbegriffs, bei dem zum ersten Mal die hierarchische Struktur der Kollokationen postuliert ←22 | 23→wurde, widersetzte sich Hausmann (1984) der breiten vom Britischen Kontextualismus propagierten Konzeption des Kollokationsbegriffs (vgl. Targońska 2014a). Damit machte Hausmann gerade die Wortverbindungen zum Gegenstand seiner linguistischen Überlegungen, auf deren Relevanz schon Bally (1909) und Porzig (1934) hingewiesen haben. Hausmann beleuchtete die Gedanken der Vorläufer der Kollokationsforschung zur Beschreibung von spezifischen Wortverbindungen erstmals aus einer anderen Perspektive, nämlich aus der Sicht der Fremdsprachenlernenden und der Fremdsprachenlernprozesse. Und gerade für diese besondere Art der Wortverbindungen übernahm er den Terminus Kollokationen.4 Hausmann warf ein neues Licht auf die germanistische, bis in die 1970er Jahre unter starkem Einfluss des Britischen Kontextualismus stehende Kollokationsforschung. Er stellte fest, dass es Wörter gibt,

deren Kombinationsfähigkeit mit anderen Wörtern sich mit Hilfe der Semantik […] nicht hinreichend präzisieren läßt. Will man ihren Verwendungsbereich, ihren Kombinationsbereich abstecken, so geht das nicht ohne Aufzählung der Wörter, mit denen man sie üblicherweise kombiniert. (Hausmann 1984: 369)

Damit hat er auf die begrenzte bzw. unbegrenzte Kombinationsfähigkeit der Wörter hingewiesen und zugleich implizit das Kollokationsphänomen angesprochen.

In seiner Typologie der Wortkombinationen differenziert Hausmann (1984: 398 ff.) zwei Gruppen von Wortverbindungen: fixierte und nicht fixierte (vgl. Abb. 1). Zu den fixierten zählt er die Wortbildung und Redewendungen. Wichtig ist hier jedoch die Gruppe der Kombinationen, d.h. der nicht fixierten Wortverbindungen, die keinen idiomatischen Charakter haben. Zu dieser Gruppe gehören Konter-Kreationen, Kollokationen und Ko-Kreationen. Hausmanns Typologie der Wortverbindungen ist didaktisch und lexikographisch begründet. So verweist er bei jeder Form der Wortverbindung darauf, wie diese im Unterrichts- und Lernprozess jeder Fremdsprache sowie in der Lexikographie zu berücksichtigen ist.5

Abb. 1:Gliederung der Wortverbindungen nach Hausmann (1984: 399)

←23 | 24→Hausmann unterscheidet folgende Arten der Wortverbindungen:

z.B. *Das Pferd rannte über die Ebene. (statt galoppieren wird hier das Verb rennen gebraucht) erhobenen Hauptes, die Stunde der Wahrheit.

Diese Art der Wortverbindung verfügt über ein stärkeres Potenzial der Kreativität als Ko-Kreationen. Während nämlich Ko-Kreationen regelgerechte Kreationen sind, bei deren Bildung Sprachregeln beachtet werden, stellen Konter-Kreationen „regeldurchbrechende Kreationen“ (Hausmann 1984: 399) dar, die im literarischen Stil gebildet und gebraucht werden. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Kollokationen eine Art der Wortverbindung auf der semantisch-syntagmatischen Ebene darstellen, die zu den nicht-fixierten Wortverbindungen gehören.

In seiner Auffassung von Kollokationen verweist Hausmann (1984: 401) sowohl auf ihre hierarchische Struktur als auch auf einen unterschiedlichen Status der Kollokationspartner, d.h. der Kollokationsbasis und des Kollokators: „Die Kollokation besteht aus einer Basis, die semantisch autonom und somit ko-kreativ ist, und einem Kollokator, der zu der Basis affin6 oder kollokativ ist“ (ebd.). Die Basis ist also ein Wort, das seine Bedeutung beibehält. Deshalb spricht Hausmann (2007: 218) vom banalen Gebrauch der Kollokationsbasis. Komplizierter ist es mit ←25 | 26→dem Kollokator, dessen Bedeutung erst durch die Bezugnahme auf die Kollokationsbasis erschlossen werden kann. Kollokatoren können verschiedene Formen annehmen, sie können eine übertragene bzw. metaphorische Bedeutung haben. Die Bandbreite ihrer Formen beschreibt Hausmann wie folgt:

„Die Spanne des Kollokatorgebrauchs geht von wenig idiomatisch (holen in Aufzug holen, aber nicht rufen) bis zu stark idiomatisch (blind in blinder Passagier). Der Kollokator kann Redewendung sein: vom Zaun brechen in Streit vom Zaun brechen“ (ebd.).

Für die Erschließung der Semantik der ganzen Kollokation sowie für den Übersetzungsprozess spielt die Bedeutung der Kollokationsbasis die zentrale Rolle:

Die Basis ist ein Wort, das ohne Kontext definiert, übersetzt und gelernt werden kann. Der Kollokator ist ein Wort, das nicht ohne Kontext definiert, übersetzt und gelernt werden kann [...] Erst im Kontext wird der Kollokator definierbar, übersetzbar und lernbar. (Hausmann 2003: 83)

Aus diesem Grunde bezeichnet Hausmann die Kollokationsbasen als „semiotaktisch autonom“ und Kollokatoren als „semiotaktisch abhängig“ (ebd.).

Zwar lassen sich Äquivalenzen für Kollokationen in unterschiedlichen Sprachen finden, jedoch beziehen diese sich nur auf die Kollokationsbasis, denn gerade der Kollokator wird in unterschiedlichen Sprachen anders, d.h. durch differente lexikalische Mittel realisiert. Sein Gebrauch ist in der Norm der jeweiligen Sprache begründet. In sich entsprechenden Kollokationen in zwei verglichenen Sprachen sind Kollokatoren oft nicht äquivalent (Hausmann 1984: 405). Dies hat Einfluss auf den Fremdsprachenlernprozess: Fremdsprachenlernende müssen beim Wortschatzlernen, insbesondere im Hinblick auf Kollokationen, „ihre Äquivalenzunschuld verlieren“ (ebd.) und nicht von einer Äquivalenz der Kollokatoren in Kollokationen ausgehen. Dies soll in seinen Augen auch einen Einfluss auf die Art und Weise der Unterrichtsführung haben, denn die „Tatsache, daß die Äquivalenzen für den Kollokator von Kollokation zu Kollokation wechseln, macht die zweisprachige Arbeit zumindest teilweise erforderlich“ (ebd.). Auch für die Gestaltung der Mikro- und Makroebene von Wörterbüchern ist die die Struktur der Kollokationen von Bedeutung: Kollokationen sind hier unter der die Bedeutung tragenden Kollokationsbasis zu verzeichnen, was für den produktiven Wortschatzgebrauch von Belang ist.

Hausmann nennt Kollokationen phraseologische Kombinationen und positioniert diese somit in der Phraseologie7 (vgl. Hausmann 2003). Ihr phraseologischer Charakter äußert sich darin, dass ein bestimmtes Element der Kollokation aufgrund der sprachlichen Norm der Kollokationsbasis zugeordnet wird und nur eine ←26 | 27→konkrete Wortverbindung üblich ist, obwohl theoretisch gesehen viele andere Wortverbindungen möglich wären. Nur eine bestimmte Wortverbindung wird in der jeweiligen Sprache bevorzugt. Um Kollokationen von idiomatischen Redewendungen (diese sind Phraseme) abzugrenzen, bezeichnet Hausmann Kollokationen als Halbphraseme, wobei er gleichzeitig betont, dass Kollokationen und Idiome sich auch nahe stehen. Dies resultiert daraus, dass sog. Teilidiome von ihm den Kollokationen zurechnet werden. Darüber hinaus positioniert er in der Gruppe von Kollokationen auch Vergleichsphraseme (z.B. dumm wie Bohnenstroh) bzw. formelhafte Vergleiche (Hausmann 2004: 314), in denen nach seiner Auffassung auch eine Basis-Kollokator-Struktur erkennbar ist. In dem oben angeführten Beispiel ist dumm eine Basis und der Vergleich wie Bohnenstroh bildet einen Kollokator mit Idiomstatus. Dies zeigt, dass der Kollokator auch idiomatisch gebraucht werden kann. Feste Attribuierungen stehen den Kollokationen noch näher, weshalb sie von diesen viel schwieriger abzugrenzen sind. Ein Teil von ihnen kann den Kollokationen zugerechnet werden (z.B. blinder Passagier, der dicke Freund), während der andere Teil zu Idiomen gehört (z.B. ein dicker Hund, blaue Bohnen). Der Unterschied zwischen ihnen besteht darin, dass es sich in der Attribuierung ein blinder Passagier um einen Passagier handelt, der aber nicht blind ist, sondern ohne gültigen Fahrschein fährt. Demgegenüber bezieht sich die Wendung ein dicker Hund auf keinen Hund. Hier stehen sowohl das Adjektiv als auch das Substantiv in einer übertragenen Bedeutung und die Semantik der Einzelglieder trägt nichts zu der der ganzen festen Wortverbindung bei.

In seinen früheren Arbeiten hat Hausmann (1984) zwar von der Zwei-Glieder-Struktur der Kollokationen gesprochen, aber in späteren Beiträgen (z.B. Hausmann 2004: 316) verweist er darauf, dass sich Kollokationen auch zu einer Tripelstruktur verbinden können. So kann z.B. die Kollokation eine Entscheidung treffen durch ein Adjektiv endgültig erweitert werden, was zum Entstehen der Tripelkollokation eine endgültige Entscheidung treffen führt. Dabei handelt es sich um die Verbindung der Kollokationen eine endgültige Entscheidung und eine Entscheidung treffen. Hausmann macht jedoch darauf aufmerksam, dass es auch Pseudo-Dreiergruppen-Kollokationen gibt, bei denen der Kollokator aus mehr als zwei Gliedlexemen besteht, wie im Fall der folgenden festen Wortverbindung Geld zum Fenster hinauswerfen, in dem Geld als Kollokationsbasis auftritt und den Kollokator die Formulierung zum Fenster hinauswerfen darstellt. Noch komplizierter ist der Fall mit folgenden Kollokationen: den Schleier des Geheimnisses lüften bzw. den Schleier des Vergessens über etwas werfen, bei denen die metaphorisch gebrauchten Basen (Schleier) sich mit idiomatischen Kollokatoren verbinden (ebd.).

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Hausmann sich mit seiner Auffassung des Kollokationsbegriffs dem vom Britischen Kontextualismus propagierten weiten, statistik-, bzw. frequenzorientierten Verständnis widersetzt. Seine Deutung der Kollokationen wird als semantisch, bedeutungsorientiert oder phraseologisch bezeichnet. Diese scheint für die Fremdsprachendidaktik am besten geeignet zu sein. Das größte Verdienst Hausmanns liegt in seinem Hinweis auf die hierarchische Struktur der Kollokation. Ihm verdanken wir die Einführung solcher ←27 | 28→klaren Begriffe wie Kollokationsbasis und Kollokator, deren Ausdifferenzierung den Fremdsprachenlernprozess und die das Wortschatzlernen begleitenden kognitiven Prozesse widerspiegelt, die bei der Erschließung sowie beim produktiven Gebrauch von Kollokationen von der Kollokationsbasis ausgehen. In Hausmanns Deutung des Terminus Kollokation ist gerade die semantische Interaktion zwischen den Gliedern dieser Wortverbindung ausschlaggebend. Bemerkenswert sind seine Positionierung der Kollokationen in der Fremdsprachendidaktik und sein Hinweis auf ihre große Rolle beim Erwerb des fremdsprachlichen Vokabulars sowie in der Sprachproduktion. Deshalb nennt er Kollokationen „Halbfertigprodukte der Sprache“ (Hausmann 1984: 398) und eine „Übersetzungseinheit“ (ebd.: 406).

1.1.2 Verschiedene Strukturtypen und Ebenen von Kollokationen bei Irsula Peña (1994)

Obwohl Irsula Peña (1994) mit seiner Konzeption ein neues Licht auf das Sprachphänomen Kollokation geworfen hat, blieb seine Arbeit jahrelang unberücksichtigt, bis sie von Caro Cedillo (2004) dem Vergessen entrissen wurde8.

Irsula Peña übernimmt die phraseologische Auffassung des Kollokationsbegriffs und deutet Kollokationen als eine Untergruppe der phraseologischen Einheiten9. Da Kollokationen jedoch nicht idiomatisch sind, positioniert er diese Untergruppe an der Peripherie.10 Seine Erklärung des Kollokationsbegriffs erfolgt durch die Beschreibung der für Kollokationen charakteristischen Merkmale, zu denen Stabilität, Reproduzierbarkeit und Lexikalisierung gehören. Stabilität resultiert daraus, dass die jeweilige Sprachgemeinschaft bestimmte Wortverbindungen bevorzugt hat, weshalb diese sich verfestigt haben. Reproduzierbarkeit der phraseologischen Einheiten steht in engem Zusammenhang mit der Stabilität und äußert sich darin, dass eine sprachliche Einheit zuerst gespeichert werden muss, damit diese dann aus dem mentalen Lexikon abgerufen und reproduziert werden kann. Jedoch ist Irsula Peña mit der Annahme, dass freie Wortverbindungen immer nur produziert und nicht reproduziert werden, nicht einverstanden, denn Sprachereignisse sind redundant. Manchmal wird nicht nur ein Sachverhalt im Gedächtnis behalten, ←28 | 29→sondern zugleich auch eine Wortverbindung, die sich auf ihn bezieht (Irsula Peña 1994: 18), weswegen diese in einer bestimmten Kommunikationssituation als eine Ganzheit aus dem mentalen Lexikon abgerufen wird. Als lexikalisiert bezeichnet Irsula Peña Konstruktionen, die in der Kommunikation als „sprachliche Fertigstücke […] zur Benennung und Mitteilung von Erscheinungen und Sachverhalten der Wirklichkeit zur Verfügung stehen“ (ebd.: 19). Lexikalisierung steht im engen Zusammenhang mit zwei anderen Merkmalen der phraseologischen Einheiten und sie ist „das Resultat der ‚Stabilität‘, und ‚Reproduzierbarkeit‘ von Wortverbindungen, die sich demnach in ihrer usuellen Verwendung durch die betreffende Sprachgemeinschaft niederschlägt“ (ebd.).

In Anlehnung an die Überlegungen von Hausmann (1985: 124) unterscheidet Irsula Peña (1994: 32) zwischen Kollokationen und Kombinationen. Die Letzteren deutet er als „Verbindungen von zwei Lexemen, die der Sprachverwender zwecks Mitteilung eines erdachten oder in der objektiven Realität gegebenen Sachverhalts in der Regel neu produziert“. Der Terminus Kombination umfasst den gleichen Bereich wie der Begriff Kookkurrenz, wobei anzumerken ist, dass jede Kombination eine potenzielle Kollokation sein kann. In der Auffassung der Kollokationen von Irsula Peña wird die von Hausmann propagierte hierarchische Struktur der Kollokationen übernommen, d.h. er unterscheidet zwischen der Kollokationsbasis und dem Kollokator. Die Basis spielt in der Kollokation eine dominierende Rolle und der Kollokator ist von der Basis determiniert (ebd.: 54).

Das wichtigste Verdienst Irsula Peñas ist die Postulierung verschiedener Ebenen der Kollokationen:

Die Tatsache, daß jede Basis über eine Reihe von Kollokatoren verfügt, spricht dafür, daß es eine größere Struktur gibt, dessen [sic!] Zentrum dieselbe Basis bildet. Mit anderen Worten, es gibt eine Mikrostruktur, die von der Basis und einem aktuellen Kollokator gebildet wird, und eine Makrostruktur, die sowohl die Beziehungen der Basis zu allen anderen potenziellen Kollokatoren als auch die Beziehungen der Kollokatoren zueinander, wohlgemerkt in dieser Konstellation, reflektiert. (Irsula Peña 1994: 33)

Kollokationen weisen also eine Mikro- und Makrostruktur auf, die zugleich die horizontale und vertikale Ebene darstellen. Gleichzeitig spiegeln sie die syntagmatisch und paradigmatisch organisierte Struktur der Kollokationen wider:

Unseres Erachtens ist es erforderlich, Kollokatoren, die ein und derselben Basis unterschiedliche Merkmale und Relationen zuschreiben, von jenen zu trennen, die in einer Art Paradigma innerhalb eines Sachverhaltes als potenzielle Kollokatoren stehen und der betreffenden Basis ein und dasselbe Merkmal oder ein und dieselbe Relation zuschreiben. (Irsula Peña 1994: 40)

Der denotative Aspekt einer Kollokationsbasis, d.h. ihre unterschiedlichen Kookkurrenzen bzw. Sachverhalte liegen auf der horizontalen Ebene. Diese stellt die syntagmatische Ebene dar, d.h. sie bezieht sich auf verschiedene Sachverhalte, die mit Hilfe einer Kollokation zum Ausdruck gebracht werden. Demgegenüber entspricht ←29 | 30→die vertikale Ebene der paradigmatischen Achse der Kollokationen, d.h. sie bezieht sich auf einen Sachverhalt, der durch unterschiedliche potenzielle Kollokatoren beschrieben werden kann. Dies verdeutlicht Irsula Peña (1994: 35) am Beispiel der Kollokationen mit der Kollokationsbasis Amt, die sich auf der horizontalen Ebene auf verschiedene Sachverhalte beziehen und somit mit folgenden Kollokatoren auftreten kann: übertragen, bekleiden, ausüben, niederlegen. Diese Kollokatoren stellen untereinander keine Konkurrenzen dar, denn sie beziehen sich auf andere Perspektiven bzw. Sachverhalte. Natürlich kann man auch eine Verbindung wie ein Amt vergeben zusammenstellen, aber diese ist weniger wahrscheinlich und nicht so typisch für die Kollokationsbasis Amt wie z.B. die Kollokation Amt bekleiden. Welche Kollokationen auf der horizontalen Ebene typischer sind, hängt von der kommunikativen Relevanz und Spezifik der jeweiligen Kollokationsbasis ab (Irsula Peña 1994: 35). Festzuhalten ist, dass ein Sachverhalt mit einer Reihe potenzieller Kollokatoren ausgedrückt werden kann, die ein Paradigma darstellen, so kann z.B. die Kollokationsbasis das Amt in der Bedeutung ‚haben‘ potenziell mit folgenden Verben verbunden werden haben, bekleiden, innehaben, *verfügen, *besitzen. Manche von diesen potenziellen Kollokatoren sind typischer bzw. wahrscheinlicher, z.B. bekleiden ist typischer als die weiteren oben aufgelisteten Verben.

Die Rolle der Kollokatoren in Kollokationen deutet Irsula Peña folgendermaßen:

Kollokatoren verbinden sich mit der Basis, als Objektbild der Realität, um ihr eine Eigenschaft zuzuschreiben oder eine Relation zu indizieren. Der begriffliche Gehalt einer Basis besteht aus invarianten Merkmalen, die die Klasse, zu der die Basis gehört, bestimmen und die zu ihrer Definition gehören. (Irsula Peña 1994: 42)

Die Wahl eines bestimmten Kollokators erfolgt in der Sprachproduktion folgendermaßen: Auf der horizontalen Ebene muss ein bestimmter Sachverhalt, d.h. ein denotativer Aspekt, gewählt werden. Zum Ausdruck dieses Sachverhaltes stehen dem Sprachbenutzer oft verschiedene mögliche Kollokatoren zur Wahl. Ihre Wahl ist jedoch durch verschiedene vorgeschriebene lexikalische Restriktionen eingeschränkt, denn jede „Einzelsprache verfügt über ein Regelwerk, das aus den Vorschriften besteht, wie man bestimmte Sachverhalte sprachlich mitteilt oder wie man sie sprachlich nicht mitteilen darf“ (Irsula Peña 1994: 44).

Daneben geht Irsula Peña auf die Diskussion hinsichtlich der (einzel-)sprachlich bedingten und nichtsprachlich bedingten Verbindbarkeit der Lexeme in Kollokationen ein. Dabei schließt er sich der folgenden Meinung von Brauße an:

Wenn eine solche Verbindung sprachlich korrekt ist, ist sie in jedem Fall sowohl durch die sprachlich bedingte oder durch die Realität bedingte Verbindbarkeit der Wörter begründet als auch gleichzeitig dadurch, daß eine so bezeichnete Erscheinung in irgendeiner Welt zumindest denkbar ist, wenn auch mit größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit. (Brauße 1987: 290 nach Irsula Peña. 1994: 39)

Bei der Entstehung von Kombinationen (die hier als Kandidaten für Kollokationen aufgefasst werden) spielen nach Meinung Irsula Peñas sowohl innersprachliche als auch denotative und soziale Aspekte eine wichtige Rolle: „Wir gehen von der ←30 | 31→banalen Feststellung aus, daß eine Kombination eine Einheit bildet, die sich nicht in sprachlich bedingte und nichtsprachlich bedingte Komponenten teilen lässt“ (Irsula Peña 1994: 39). Die meisten Sprachen drücken zwar die gleichen Sachverhalte aus, aber sie tun dies mittels anderer lexikalischer Mittel. „Ein geringer Teil der Sachverhalte quer durch alle Lebensbereiche bleibt kulturgebunden und demzufolge virtuell einzelsprachlich“ (ebd.: 43). Verschiedene Kollokationen weisen einzelsprachliche Restriktionen auf (ebd.: 44 f.). Bezugnehmend auf Überlegungen von Leisi (1967: 75 ff.) verweist er auf verschiedene Restriktionen von Verben (so bezieht sich z.B. das Verb pflücken auf Obst und Blumen, das Verb pflanzen auf Bäume, Büsche, Blumen, Salat (die beiden letzten als Setzlinge), wobei eine ähnliche Tätigkeit wie pflanzen in Bezug auf Kartoffeln mit den Verben legen und Getreide mit dem Kollokator aussäen gebraucht wird).

Für Kollokationen sind usuell bedingte Restriktionen charakteristisch, die von Sprache zu Sprache anders ausfallen können, was historisch determiniert ist. Daraus resultiert die Notwendigkeit der Beherrschung von Kollokationen als einer Ganzheit: „Sprachlich usuell bedingte Restriktionen zwingen den Lerner, die aus diesen Restriktionen entstehenden Kombinationen als kompakte Einheiten zu lernen“ (Irsula Peña 1994: 48).

Details

Seiten
512
Jahr
2021
ISBN (PDF)
9783631856000
ISBN (ePUB)
9783631856017
ISBN (MOBI)
9783631856024
ISBN (Hardcover)
9783631854938
DOI
10.3726/b18582
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (September)
Schlagworte
lexikalische Kompetenz Wortschatzkompetenz Wortschatzerwerb Wortschatzarbeit Sprachbewusstsein
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2021. 512 S., 18 s/w Abb., 136 Tabs.

Biographische Angaben

Joanna Targońska (Autor:in)

Joanna Targońska studierte Germanistik an der Maria Curie-Skłodowska-Universität in Lublin und promovierte an der Ermland-und-Masuren-Universität in Olsztyn, an der sie seit vielen Jahren als wissenschaftlich-didaktische Mitarbeiterin tätig ist.

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Titel: Die Entwicklung der Kollokationskompetenz im DaF-Unterricht
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