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Dänische Zwillingsformeln in Theorie und Praxis

Strukturelle, syntaktische und semantisch-pragmatische Aspekte

von Józef Jarosz (Autor:in)
©2022 Monographie 292 Seiten

Zusammenfassung

Das Erkenntnisinteresse des Buches besteht in einer vielseitigen Untersuchung der dänischen Zwillingsformeln als sprachliche und textuelle Einheiten. Neben der Ermittlung ihrer strukturellen, syntaktischen und semantischen Charakteristika stellen die textbildende Potenz sowie kommunikativ-pragmatische Funktionen in Texten der dänischen Online-Presse sowie in Firmo- und Ergonymen einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit dar. Die Spezifik der fachsprachlichen Zwillingsformeln, darunter auch ihre terminologiebildende Funktion, wird am Beispiel von Internettexten aus der Logistikbranche erörtert. Die Analyse ausgewählter Gebrauchskontexte zeigt, dass untersuchte Phraseme aus rhythmisch-rhetorischen Gründen attraktiv sind und ihre symmetrische Struktur als ein produktives syntaktisches Muster gilt.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Abstract
  • Inhaltsverzeichnis
  • Teil I Strukturelle, syntaktische und semantische Charakteristik
  • 1 Einleitung
  • 1.1 Forschungsdesign
  • 1.1.1 Zielsetzung
  • 1.1.2 Untersuchungsmethode
  • 1.1.3 Korpusbeschreibung
  • 1.1.3.1 Grundvoraussetzungen
  • 1.1.3.2 Restriktionen bei der Korpuserstellung
  • 1.1.3.3 Quellentexte
  • 1.2 Forschungsübersicht
  • 2 Theoretische Grundlagen
  • 2.1 Phraseologische Grundbegriffe
  • 2.2 ZF als sprachliche Einheiten
  • 2.2.1 ZF im phraseologischen System
  • 2.2.2 Herkunft und Definition
  • 2.2.3 Terminologische Vielfalt
  • 2.2.4 Abgrenzung gegenüber anderen Mehrwortverbindungen
  • 2.2.5 Anzahl der ZF in Sprachen
  • 3 Charakteristik der Zwillingsformeln
  • 3.1 Funktionale Einteilung
  • 3.2 Strukturmerkmale
  • 3.2.1 Parallelität und Repetition als strukturelle Grundprinzipien
  • 3.2.2 Analyse der Struktur
  • 3.2.2.1 Strukturelle Vielfalt
  • 3.2.2.2 Wortklassenzugehörigkeit der Komponenten
  • 3.2.2.3 Typologie und Häufigkeit der Konnektoren
  • 3.2.2.4 Strukturelle Stabilität und Variation
  • 3.2.2.4.1 Stabilität als graduierbares Merkmal
  • 3.2.2.4.2 Alternative Schreibweise
  • 3.2.2.4.3 Grammatische Konkurrenzformen der Komponenten
  • 3.2.2.4.4 Substitution im Komponentenbestand
  • 3.2.2.4.5 Erweiterung und Reduktion des Komponentenbestandes
  • 3.3 Einflussfaktoren auf die Abfolge der Komponenten
  • 3.3.1 Phonologische Restriktionen
  • 3.3.1.1 Silbenprominenzbeschränkungen
  • 3.3.1.2 Metrische Beschränkungen
  • 3.3.2 Semantisch-pragmatische Beschränkungen (Salienzbeschränkungen)
  • 3.3.3 Hierarchie der Restriktionen
  • 3.3.4 Wortfrequenz
  • 3.4 Phonologische Merkmale und ihr rhetorischer Wert
  • 3.5 Morphologische Merkmale der ZF
  • 3.6 Syntaktische Funktionen und Distributionsmerkmale
  • 3.6.1 Funktionen in Sätzen
  • 3.6.2 Einbettung in den syntaktischen Kontext
  • 3.6.2.1 Syntaktische Kombinatorik der verbalen ZF
  • 3.6.2.2 Syntaktische Kombinatorik der substantivischen ZF
  • 3.6.2.3 Syntaktische Kombinatorik der adjektivischen ZF
  • 3.6.2.4 Syntaktische Kombinatorik der adverbiellen ZF
  • 3.6.2.5 Syntaktische Kombinatorik übriger ZF
  • 3.6.3 Satzkontext und Phrasembedeutung
  • 3.7 Semantische Charakteristik der ZF
  • 3.7.1 Beziehung der ZF zur Polysemie
  • 3.7.2 Idiomatizität der ZF
  • 3.7.3 Metaphorik und Bildlichkeit der ZF
  • 3.7.4 Paradigmatische Bedeutungsrelationen zwischen ZF
  • 3.7.5 Phraseologische Reihen und Verwandtschaft der ZF
  • 3.7.6 Semantische Beziehungen zwischen den Basiskomponenten
  • 3.8 Stilistische Merkmale der ZF
  • 3.8.1 Stilmarkierungen in Den Danske Ordbog
  • 3.8.2 Unikale Lexeme im Komponentenbestand
  • 3.9 ZF als Kulturzeichen. Zur Kulturspezifik der ZF
  • 3.10 ZF in Texten
  • 3.10.1 Frequenz von ZF in Texten
  • 3.10.2 Korrelation zwischen den ZF und Textsorten im Überblick
  • Teil II Text-, stil- und begriffsbildende Potenz der Zwillingsformeln in Internettexten
  • 4 Zwillingsformeln in der Onlinepresse
  • 4.1 Vorbemerkungen
  • 4.2 Textbildende Potenz
  • 4.3 Kommunikativ-pragmatische Funktionen
  • 4.4 Stilbildende Potenz
  • 4.5 ZF als Mittel der Emotionalisierung
  • 4.6 Modifikationen und ihre semantische Leistung
  • 5. Zwillingsformeln als Konstituenten onymischer Texteinheiten
  • 5.1 Zusammenspiel von Phraseologie und Onomastik
  • 5.2 Aspekt der Produktivität
  • 5.3 Namen von Firmen, Unternehmen und Produkten aus funktionaler Sicht
  • 5.4 Dänische Firmonyme
  • 5.5 ZF in Handelsnamen
  • 5.5.1 Namen von Kleidungs- und Schuhgeschäften
  • 5.5.2 Namen von Restaurants und Cafés
  • 5.5.3 Namen von Friseursalons
  • 5.5.4 Namen von Reisegesellschaften und Reisebüros
  • 5.5.5 Namen von Fitnesscentern
  • 5.5.6 Namen von Hotels
  • 5.5.7 Namen von Umzugsfirmen
  • 5.5.8 Namen von Klubs und Diskotheken
  • 5.5.9 Namen von Werbeagenturen
  • 5.5.10 Namen von Buchverlagen
  • 5.5.11 Namen von Handels- und Dienstleistungsunternehmen unterschiedlicher Branchen
  • 5.6 ZF in Titeln und Überschriften
  • 5.6.1 Namen von Produkten des Kulturbetriebs
  • 5.6.2 Titel und Überschriften in Onlinepresse, Weblogs und auf Websites
  • 5.6.3 Überschriften von Unterseiten. Von okkasionellen zu usuellen Ausdrücken
  • 6. Terminologiebildende Potenz in der Fachsprache der Transport-Spedition-Logistik-Branche
  • 6.1 Theoretische Grundlagen
  • 6.1.1 Fachkommunikation und Fachphraseologie
  • 6.1.2 Logistik als Wirtschaftsbereich
  • 6.1.3 Logistische Fachphraseologie – methodologische Probleme
  • 6.1.4 ZF als Fachtermini
  • 6.1.5 ZF im Dienst der Wirklichkeitsstrukturierung
  • 6.2 Korpusbeschreibung
  • 6.3 Strukturelle Typen und ihre Besonderheiten
  • 6.3.1 Wortklassenzugehörigkeit der Komponenten
  • 6.3.2 Typologie von Konnektoren
  • 6.3.3 Stabilität der Struktur
  • 6.3.4 Abfolgeregeln der Komponenten
  • 6.4 Graphematische und morphosyntaktische Spezifik der fachsprachlichen ZF
  • 6.5 Anglizismen
  • 6.6 Fachsprachliche ZF als onymische Textkomponenten
  • 6.7 Zur Semantik von fachsprachlichen ZF
  • 6.7.1 Besonderheiten auf der semantischen Ebene
  • 6.7.2 Semantische Relationen zwischen den Komponenten
  • 6.7.3 Semantische Beziehungen zwischen den ZF und anderen lexikalischen Einheiten
  • 6.7.4 Semantische Referenzen in Bezug auf Branchenspezifik
  • 6.7.5 Fachsprachliche ZF und Metaphorik
  • 6.8 Produktivität des syntaktischen Musters
  • 7. Schlussteil
  • 7.1 Zusammenfassung
  • 7.2 Schlussbetrachtung und Ausblick
  • Literaturliste
  • Liste der Abbildungen
  • Liste der Tabellen
  • Personenregister

1 Einleitung

Phraseologismen sind ein fester Bestandteil der sprachlichen Kommunikation, in der sie ein Bündel von unterschiedlichen Funktionen erfüllen, die sich aus einer Kombination von ihren formalen und semantisch-pragmatischen Merkmalen ergeben. Da die Liste von Erscheinungsformen der phraseologischen Spracheinheiten umfangreich ist, und die Mannigfaltigkeit von kommunikativen Situationen, in die sie eingebettet sein können, enorm und kaum überschaubar, scheint es sinnvoll phraseologische Kategorien einzeln zu untersuchen um ihre semantische, kommunikative und textbildende Leistung unter Berücksichtigung unterschiedlicher theoretisch und pragmatisch fundierter Aspekte möglichst präzise und vollständig zu ermitteln.

Diesbezüglich ist die vorliegende Studie nur einer Gruppe phraseologischer Sprachzeichen gewidmet – dänischen Zwillingsformeln (= ZF). Unter dieser metaphorischen, aber in sprachwissenschaftlichen Untersuchungen vieler Sprachen sehr verbreiteten Bezeichnung (zu Terminologie s. Kap. 2.2.3), versteht man eine phraseologische Kategorie, derer Gebrauch im Germanischen auf die urnordische Zeit zurückgeht und der Status in den Sprachsystemen der germanischen Sprachen schon längst etabliert ist. Die folgenden Ausführungen sollen deren theoretische Beschreibung vor dem Hintergrund des phraseologischen Systems liefern sowie einen Einblick in ihren Gebrauch in verschiedenen Kontexten und Textsorten der Internetkommunikation geben. Zwillingsformeln sind durch eine Kombination von Eigenschaften auf verschiedenen Sprachebenen eine interessante sprachliche Erscheinung. Dies verdanken sie unter anderem sicherlich der sprachlichen Finesse, die u.a. aus dem charakteristischen symmetrischen Aufbau und den prosodisch-rhythmischen Merkmalen sowie aus ihren zahlreichen semantischen Funktionen resultiert. Wenn man noch ihre Vorkommenshäufigkeit, Verbreitung im mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch, sowie eine geringe, aber in der linguistischen Literatur bereits nachgewiesene Produktivität, in Betracht zieht, stellen sie einen vielversprechenden Untersuchungsgegenstand dar.

Darauf aufbauend stehen im Zentrum der vorliegenden linguistischen Reflexion die im Forschungskorpus gesammelten dänischen Zwillingspaare, die aus einer etwa breiteren Perspektive, als die in den bisherigen Studien, betrachtet werden sollen. Die vorliegende monografische Darstellung folgt der im Motto formulierten Botschaft, nach der eine tiefere Betrachtung des Sprachsystems und -verwendung zur Einsicht der eigentlichen Sachverhalte im Sprachgebrauch ←17 | 18→führt und „den schlagenden Puls der Sprache“ im ausgewählten Bereich und im vorgenommenen Umfang entdeckt und beleuchtet. In Bezug auf die Vielfalt von Eigenschaften der ZF äußerten sich am treffendsten Sauer/Schwann „But they are not always repetitive or tautologic, nor are they always formulaic or frozen“ (Sauer/Schwann 2017: 84), deren Aussage ich mich anschließe, und demzufolge die Betrachtungsperspektive um weitere Aspekte erweitere. Aufgezeigt werden soll ihre Potenz bei der Bildung onymischer Spracheinheiten, ihr Anwendungsbereich in der Fachkommunikation sowie die Produktivität des syntaktischen Musters von ZF, dank deren neue Paarformeln in unterschiedlichen kommunikativen Kontexten entstehen und sich in der Sprache emanzipieren. Damit wird die bisherige Forschungstradition mit der Berücksichtigung neuer paarformelartigen Konstruktionen (oder der bestehenden in einer neuen Funktion), die „nach der alten Methode“ gebildet werden, verknüpft. Die Richtigkeit der Sichtweise und der prognostizierenden Ausführungen wird natürlich durch die Zeit verifiziert.

1.1 Forschungsdesign

1.1.1 Zielsetzung

ZF gehören im Dänischen zu den sprachlichen Ressourcen von auffallender Struktur und einer breiten Distribution in verschiedenen Textsorten, deswegen sind sie als ein komplexes und wichtiges Phänomen zu betrachten. Da es noch keine umfassende sprachwissenschaftliche Bearbeitung vorliegt, soll die vorliegende theoretisch ausgerichtete Auseinandersetzung, die allerdings empirisch stark untermauert ist, diese Lücke schließen. Die Auswahl von den zu untersuchenden Aspekten wurde von dem Anliegen gesteuert, eine möglichst ausführliche Charakteristik der diskutierten phraseologischen Kategorie zu geben. Demzufolge wird auch eine breitere Perspektive bei der Erhebung des Beispielmaterials angenommen – neben den prototypischen Konstruktionen, die aus zwei miteinander verbundenen Komponenten bestehen, denen immer in den bisherigen Untersuchungen eine prominente Stellung zukommt, werden auch Belege mit asymmetrischem Aufbau oder solche, die als Teil größerer Konstruktioner funktionieren, zur Belegsammlung gerechnet.

Als übergeordnetes Ziel der Arbeit gilt eine komplexe, mehrere Aspekte umfassende Darstellung der dänischen ZF in ihren Erscheinungsformen und in ausgewählten kommunikativen Kontexten. Im Rahmen der formal-semantischen Untersuchung wird die Repräsentanz der phraseologischen Kategorie ZF in der dänischen Sprache einer komplexen und vielschichtigen Analyse unterzogen. Zunächst geht die Analyse auf die Untersuchung des intra- und ←18 | 19→interphrastischen Kontextes von ZF ein. Im strukturellen Bereich umfasst das Erkenntnisinteresse die Ermittlung folgender Aspekte (Kap. 3.1 – 3.6):

  • strukturelle Varianten,
  • Wortklassenzugehörigkeit der Komponenten,
  • Typologie der Bindeglieder,
  • syntaktische Funktionen,
  • syntaktische Distribution und kontextuelle Einschränkungen der Verbindlichkeit,
  • Stabilität der Struktur und Faktoren, die die Abfolge der Komponenten beeinflussen,
  • Varianz der Gesamtstruktur sowie der einzelnen Komponenten.

Im Anschluss daran werden semantische und ästhetisch-stilistische Charakteristika diskutiert (Kap. 3.7 – 3.10). Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen folgende Fragen:

  • semantische Beziehungen zwischen den Komponenten,
  • Grad der Idiomatizität,
  • Vorkommen rhetorischer Mittel,
  • unikale Komponenten,
  • kulturspezifische Prägung.

In dem pragmatisch ausgerichteten Teil der Arbeit (Kap. 4 – 6) werden der Beitrag zum Textstil sowie text- und terminologiebildende Potenz näher betrachtet. Die Untersuchung soll den Einblick in den Gebrauch und Textfunktionen von dänischen ZF in ausgewählten Internettexten verschaffen, indem folgende Aspekte näher betrachtet werden sollen:

  • Korrelation zwischen den ZF und bestimmten Textsorten,
  • textbildende und stilistisch-pragmatische Funktionen der ZF in Online-Pressetexten,
  • Gebrauch und Funktion von ZF in Eigennamen,
  • Stilmerkmale,
  • Stellung und Leistung von ZF in der Fachkommunikation am Beispiel der TSL-Branche.

Aus der Untersuchung werden Etymologie sowie translatorische, lexikografische und phraseodidaktische Aspekte ausgeschlossen.

Im Rahmen der theoretischen Zielsetzung wird auch ein Forschungsdesign entwickelt, d. h. ein komplexes, mehrstufiges Untersuchungsverfahren, das ermöglicht, das hier dargelegte Forschungsvorhaben durchzuführen.←19 | 20→

1.1.2 Untersuchungsmethode

Da die Studie verschiedene Aspekte bei der Beschreibung des einsprachigen Materials berührt, basiert der theoretische Rahmen der Arbeit auf verschiedenen Forschungsansätzen und Methoden zur Analyse der erhobenen Daten. Aus diesem Grund besteht der Forschungsprozess aus einigen kleineren Schritten, die in zwei Phasen unterteilt werden können:

1.formal-semantische Analyse mit Fokus auf den strukturellen, syntaktischen, semantischen Aspekten, die zur Ermittlung der Merkmale von ZF als phraseologischer Kategorie und ihrer internen Strukturierung führt,

2.Analyse zum Gebrauch von ZF (textpragmatische Ebene) in:

a.der Onlinepresse,

b.Eigennamen unterschiedlicher onymischer Kategorien,

c.der Fachsprache der Logistik.Die 2. Phase setzt sich zum Ziel die stilistisch-pragmatische Leistung von ZF sowie ihre text-, stil- und begriffsbildende Potenzen zu beschreiben.

Insgesamt kann das Untersuchungsverfahren folgendermaßen grafisch dargestellt werden (Abb. 1):

Abb. 1Grafische Darstellung des Forschungsdesigns und dessen Komponenten

←20 | 21→Der erste Schritt umfasst die deskriptive Darstellung der Belegsammlung und zielt darauf ab, ein möglichst komplexes und detailliertes Bild des Sprachphänomens der ZF wiederzugeben. Hier finden die verschiedenen theoretischen und methodischen Ansätze Anwendung, die in bisherigen Studien verwendet wurden. Von besonderer Bedeutung ist die Erforschung der Prinzipien, die die Abfolge der Komponenten determinieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Beispielmaterial in Anlehnung an Hypothesen und theoretische Ausführungen von Malkiel (1959), Bolinger (1962), Cooper/Ross (1975) und Müller (1997) untersucht.

Dem pragmatischen Aspekt wird im 2. Teil der Arbeit mehr Aufmerksamkeit eingeräumt, indem ZF in ihren Verwendungszusammenhängen untersucht werden, um ihre sinnbildende Leistungsfähigkeit gewinnbringend in ihren facettenreichen Erscheinungsformen darzustellen. Diese werden jeweils in einem Textbeleg diskutiert, der bei der Aktualisierung jeweiliger Funktion ausschlaggebend ist, weil ohne kontextuelle Einbettung sich keine eindeutige generelle Funktionszuweisung erstellen lässt. Die textpragmatischen Funktionen basieren auf der Typologie von Koller (1977), nach der zwischen der emittenten- und rezipientenbezogenen Funktion unterschieden werden kann (s. Kap. 4.3). Das analytische Verfahren von Eigennamen stützt sich auf die adaptierte Typologie der Produktnamenfunktionen von Janich (2010). Derartige Herangehensweise, die zwischen der produkt-, sender-, empfängerbezogenen Strategien unterscheidet, ermöglicht Benennungsmotive und kommunikative Leistung von paarformelartigen Eigennamen zu ermitteln.

Dank der Zugriffsmöglichkeit auf große Sprachkorpora und Internetressourcen orientiert sich die moderne Phraseologieforschung (inklusive phraseografischer Projekte) immer stärker an authentische Sprachverwendung. Demzufolge wurden in der vorliegenden Arbeit die Durchsuchungsmöglichkeiten digitaler Presseausgaben zur Erhebung von Anwendungsbeispielen ausgewählter ZF genutzt, somit besteht das illustrative Beispielmaterial der Untersuchung größtenteils aus authentischen, jeweils mit Quellenangaben versehenen, Belegen, das durch die von den Lexikografen konstruierten Beispielen ergänzt wird. Somit werden in der vorliegenden Studie die Beschreibung von dem systemorientierten und dem textorientierten Aspekt miteinander kombiniert, um die quantitativ-qualitative Resultate zu erzielen und die Stellung der ZF in den ausgewählten Kontexten der Onlinekommunikation aufzudecken.

Die Beschreibung der sprachlichen Eigenschaften und die Untersuchung der Gebrauchskontexte von ZF werden durch Frequenzangaben aus zwei Sprachkorpora ergänzt: aus KorpusDK (https://ordnet.dk/korpusdk, 10.09.2021) und Sketch Engine (= SkEn: www.sketchengine.eu, 10.09.2021).←21 | 22→

1.1.3 Korpusbeschreibung

1.1.3.1 Grundvoraussetzungen

Die vorliegende Studie basiert auf einem einsprachigen Gesamtkorpus, das sich aus drei Subkorpora zusammensetzt:

Teilkorpus A – allgemeinsprachliche ZF,

Teilkorpus B – Eigennamen mit ZF oder paarformelartigen Basiskomponenten,

Teilkorpus C – fachsprachliche ZF aus den sprachlichen Ressourcen der TSL-Branche.

Die Kernsammlung (Teilkorpus A), die materielle Datenbasis im ersten Teil der Arbeit (Kap. 2–4) bildet, beläuft sich auf ca. 1122 Phraseme, die sowohl aus lexikografischen Print- und Internetquellen stammen, teilweise auch aus veröffentlichten Aufsätzen als auch aus authentischen Internettexten, in denen sich das rhetorische Potenzial, pragmatische Züge sowie textbildende Potenz manifestieren.

Zwei weitere Teilkorpora entstanden zur Erzielung der im zweiten Teil der Arbeit gesetzten Forschungsvorhaben: Das Teilkorpus B umfasst 217 Firmennamen (vor allem Handels- und Dienstleistungsunternehmen), sowie 141 Titel von unterschiedlichen Produkten des Kulturbetriebes (Bücher, Filme, CDs und Songs, Websites, Überschriften von Kolonnen, Kapiteln und Unterseiten), in denen Zwillingsformeln oder paarformelartige Konstruktionen als einzige oder begleitende Konstituenten gelten. Deren Gewinnung erfolgte unter Zuhilfenahme des digitalen Informationsservice Krak1 sowie zahlreicher Internetseiten von Unternehmen, Institutionen und Aktionen. Das Teilkorpus C enthält 160 ZF, die in digitalen logistischen Fachtexten vorkommen: Die Belege wurden den Websites von logistischen Firmen, Fachzeitschriften und Portalen für Unternehmer entnommen. Das Beispielmaterial aus dem Bereich Stadtverwaltung und -management stammt aus Websites von dänischen Gemeinden und Städten. Die Internetadressen aller Webseiten, die als Quellentexte dienten, werden jeweils in den Fußnoten angeführt.

Details

Seiten
292
Erscheinungsjahr
2022
ISBN (PDF)
9783631868522
ISBN (ePUB)
9783631868539
ISBN (Hardcover)
9783631852262
DOI
10.3726/b19113
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (Mai)
Schlagworte
Paarformeln Dänisch Fachphrasem Eigennamen Phraseologie
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2022. 292 S., 15 s/w Abb., 27 Tab.

Biographische Angaben

Józef Jarosz (Autor:in)

Józef Jarosz ist Germanist und Skandinavist. Er ist Universitätsprofessor am Institut für Germanistik (Universität Wrocław) und dort ebenso Leiter der Forschungsstelle für Skandinavistik. Seine Forschungsbereiche umfassen Übersetzungstheorie, Text- und Medienlinguistik sowie Phraseologie und Onomastik. Er ist Autor und Mitautor von Monographien, Sprachlehrbüchern, einem Wörterbuch und zahlreichen Aufsätzen. Außerdem ist er Mitherausgeber von Sammelbänden und zwei Buchreihen.

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Titel: Dänische Zwillingsformeln in Theorie und Praxis