Die Erscheinung Jesu
Eine rezeptionsorientierte Untersuchung der Erscheinungserzählungen in den synoptischen Evangelien
Series:
Young In Kim
Schlussfolgerungen
Extract
Dank der rezeptionsorientierten Betrachtungsweise, die einen Perspektivwechsel postuliert – weg vom Produktionsprozess des Autors und hin zum Rezeptions- prozess des Lesers –, haben wir eine neue Verhältnisbestimmung für die drei ersten Evangelien entdecken können. Das „synoptische Phänomen“ lässt sich nunmehr als „Rezeptionsphänomen“ charakterisieren. Und das bedeutet mehr die als bloße wechselseitige Abhängigkeit von gemeinsamen Vorlagen, denn der Textrezipient ist nun zentral geworden, da seine Erwartungen schon den Produk- tionsprozess mitbestimmen. Dies wird bereits im lukanischen Proömium er- kennbar, wenn Lukas seinen Entschluss erläutert, warum es nötig ist, eine neue Jesuserzählung zu schreiben: Er will sie nun von Anfang an, genau und ordent- lich niederschreiben. Das deutet wohl an, dass ihn die Vorgängerwerke nicht befriedigt haben, da sie seine Lesererwartung nicht erfüllen konnten. So wird er dazu angeregt, die Geschichte Jesu erneut „weiterzuverarbeiten“ und zu ergän- zen. Das Phänomen wird aus Perspektive der „Rezeptionsgeschichte“ gut ver- stehbar. Und somit können wir auch das Markusevangelium als Prätext des Lu- kasevangeliums, das Matthäusevangelium und auch den Längeren Schluss des zweiten Evangeliums miteinander in Verbindung bringen: Die synoptischen Evangelien erweisen sich als Resultat eines Rezeptionsprozesses. Für unsere Thematik fällt auf, dass Markus die Auferstehung bzw. Erschei- nung Jesu zwar mehrfach andeutet, sie aber nicht explizit erzählt. Wir können das so verstehen, dass er es für seine Leser nicht als nötig erachtet, sie damit zu konfrontieren, weil ja Lehre und Auftrag...
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