Drachen und Rad
Gesammelte Beiträge zur mährischen Geschichte
Edited By Hellmuth Kiowsky
Abschied
Extract
Die zwangsweise Umsiedlung, sprich Vertreibung, der deutschen Bevölkerung aus der Tschechei, so auch aus Brünn, ist nicht nur ein geschichtliches Ereignis, sondern eine Tragik sondersgleichen. Die politischen Umstände seien hier nicht zur Sprache gebracht, dafür soll erlaubterweise ein Auszug aus K. N. Mrasek‘s „Abschied von Brünn“ die Stimmung dieses erzwungenen Abschieds wiedergeben.
Alle deutschen Bewohner mussten am 3o. Mai 1945 ihre Wohnungen verlassen und sich an bestimmten Orten einfinden, um in endlosen Kolonnen, von hasserfüllten Individuen geschlagen und getrieben, in Richtung der österreichischen Grenze hinter Nikolsburg sich zu schleppen. Die Gräuel des „Todesmarsches“ sind im Internet beschrieben und für jedermann zu lesen.
Mrasek hat literalisch stellvertretend eine Szene am Bahnhof herausgegriffen, welche die Traurigkeit des Ereignisses erschütternd wiedergibt. Wir wollen davon absehen, dass nur Menschen mit Krankheit und im hohen Alter in den Zug gesetzt wurden, ansonsten mussten alle anderen zu Fuß die Grenze erreichen.
Wir lesen:
„Noch einmal sah man im Rahmen der Wagenfenster einen Fernblick über die Stadt, den Dom, den Spielberg, die Nadel der Jakobskirche, den historischen Rathausturm. Ein schier endloses Häusermeer unter blauem Himmel, von den letzten Strahlen der Sonne im Glorienschein umgeben.
Eine Stimme schluchzte auf: „Unsere Heimat!“
„Unser Kampf und unsere Liebe,“ ergänzte Dr. Novotny mit mühsamer Beherrschung.
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