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Das Prinzip Liebe

Ein philosophischer Entwurf

von Heinrich Beck (Autor:in)
©2018 Monographie 100 Seiten

Zusammenfassung

Die Studie erschließt einen neuen Zugang zur «Liebe». Der Autor untersucht Liebe nicht lediglich als sinnlichen Affekt, sondern als Grundausrichtung auf das Gute. Seine rein philosophische Argumentation geht den Gegebenheiten der Erfahrung auf den Grund. Das Buch beginnt mit der Darstellung von Liebe als «Prinzip des Seins». Das in Evolution befindliche Sein des Kosmos weist auf das Göttliche als «sich verströmende Liebe» hin. Liebe erscheint als Aufbauprinzip einer Seinsordnung, die zum Beispiel Ehe und Familie begründet. Es folgt eine Betrachtung der Liebe als Prinzip des sinnlichen und des geistigen Erkennens. Die Betrachtung kulminiert in einem abschließenden Teil mit einer Reflexion der Liebe als «Prinzip des Handelns» gegenüber dem Sein, der eigenen Person, den Mitmenschen und der Natur.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autoren-/Herausgeberangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Gliederung
  • Einleitung: Die Frage nach dem „Prinzip“ und die Trilogie der Prinzipien – des „Prinzips Hoffnung“, des „Prinzips Verantwortung“ und des „Prinzips Liebe“
  • I. Liebe als Prinzip des Seins
  • 1. Die Frage nach dem absoluten Seinsgrund der Evolution
  • a) Die naturwissenschaftliche Sicht
  • b) Die philosophische Frage
  • 2. Vereinbarkeit der Existenz des Bösen mit einem allmächtigen und liebenden Gott?
  • a) Der Einwand
  • b) Die Erwiderung
  • 3. Die Liebe als das Aufbauprinzip der Seinsordnung
  • a) Das Spannungsfeld von Liebe und Evolution
  • b) Der Ursprung des Menschen; die Geschichte der Kultur
  • c) Kreativer Friede als „Ziel“ der Geschichte?
  • 4. Ehe und Familie als Urzelle der Liebe
  • a) Ganzheitlicher Begriff von „Ehe“
  • b) Familie
  • 5. Heimat als Ausweitung der Familie und als Ort von Religion
  • a) Heimat
  • b) Religion
  • II.Liebe als Prinzip des Erkennens
  • 1. Das wesenhafte Verhältnis von Erkennen und Lieben
  • a) Die gegensätzliche Bewegungsrichtung beider Akte
  • b) Die Bedeutung für den Akt-Charakter des Seins
  • 2. Das sinnliche Erkennen
  • a) Die 3 niederen äußeren Sinne (Tast- und Wärmesinn, Geschmacksinn, Geruchsinn)
  • b) Die 2 höheren äußeren Sinne (Gesichtssinn, Gehörsinn)
  • c) Die 5 inneren Sinne (Gemeinsinn, Gedächtnis und Fantasie, sinnliches Schätzungsvermögen, Vermögen der Gestaltwahrnehmung)
  • d) Außersinnliche Wahrnehmung
  • 3. Das geistige Erkennen
  • a) Der Weg von der sinnlichen zur geistigen Erkenntnis
  • b) Die „Vernunft“
  • c) Der „Verstand“
  • III. Liebe als Prinzip des Handelns
  • 1. Das Handeln gegenüber Gott
  • a) Seine inhaltliche Struktur
  • b) Die Form der Realisierung: empfangen und geben
  • 2. Das Handeln gegenüber der eigenen Person
  • a) Gottes Liebe zum Menschen als Grundlage der Selbstliebe
  • b) Die Bedeutung der Pflicht zur Selbstliebe für die Situation des Sterbens
  • c) Inhalte des Gebots der Selbstliebe
  • 3. Das Handeln gegenüber den Mitmenschen
  • a) Das Verhältnis des Handelns gegenüber den Mitmenschen zum Handeln gegenüber der eigenen Person; die Tugenden; der Gewissenskonflikt
  • b) Die Menschenrechte
  • c) Die Begegnung der Kulturen
  • 4. Das Handeln gegenüber der Natur
  • a) Die Natur als „Sinnwert“
  • b) Das Erfordernis einer geistigen Beziehung des Menschen zur Natur
  • Konklusion
  • Bibliographie

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Einleitung: Die Frage nach dem „Prinzip“ und die Trilogie der Prinzipien – des „Prinzips Hoffnung“, des „Prinzips Verantwortung“ und des „Prinzips Liebe“

Unter „Prinzip“ versteht man dasjenige, woraus etwas hervorgeht: ein Seiendes, eine Erkenntnis oder ein Handeln. In der Rückführung auf ein „Prinzip“ drückt sich der Versuch aus, die Wirklichkeit „gründ-lich“, „von Grund auf“, zu verstehen und zu bewältigen.

In jüngster Zeit wurden vor allem zwei Prinzipien aufgestellt: das „Prinzip Hoffnung“ in dem gleichnamigen Werk des Neo-Marxisten Ernst Bloch1 und das „Prinzip Verantwortung“ in dem Werk des Friedenspreisträgers des deutschen Buchhandels Hans Jonas2; auf diesem Hintergrund verdeutlicht sich unser „Prinzip Liebe“. Die Trias dieser Prinzipien folgt einer gewissen Logik.

Nach Ernst Bloch ist es die Hoffnung, die den Menschen in seinen täglichen Geschäften antreibt und leitet. Bloch bezeichnet sie als konkrete und fruchtbare „Utopie“. Sie schließt ein Wissen um das Potential ein, ein besesseres Leben zu führen, das frei ist von Demütigung und Entfremdung. Dafür muß der Mensch sich aber seiner noch nicht ausgeschöpften Möglichkeiten bewußt werden. Diese kommen zum Beispiel in der Kunst zum „Vor-schein“, der so eine „onto-dynamische Bedeutung“ zukommt.

Das objektiv-real Mögliche gründet nach Bloch zutiefst in der kosmischen Materie, die – hier greift er auf Aristoteles zurück – von sich aus noch keinerlei bestimmte Form besagt, sondern lediglich die Ermöglichungsgundlage für alle Formen ist. Sie ist „reine Möglichkeit“ und bedeutet ein „dynamisches Hin-sein auf immer mehr Verwirklichung“, wie sie in der Evolution geschieht. Der Mensch setzt durch seine Technik bestimmte Bedingungen für die Entstehung von Formen, wobei er sich in den Dienst der eigen-schöpferischen Kraft der Materie stellt. Die kreative Potenz der Materie ergibt sich aus der „dialektischen Spannung“ zwischen der unbegrenzten Möglichkeit, die die Materie darstellt, und ihrer stets nur begrenzten Verwirklichung in den Formen des Seins und des Lebens unter den Bedingungen von Zeit und Raum; durch diesen „ontologischen Widerspruch“ drängt die Weltmaterie über jeden erreichten Status ihrer ← 7 | 8 → Verwirklichung hinaus. Insbesondere steht, wie Karl Marx es beschrieben hat, die kapitalistische Verfassung unserer Gesellschaft aufgrund ihrer individualistischen Egozentrik und ihres Klassensystems, das auf Ausbeutung und Unterdrückung ausgerichtet ist, im Widerspruch zur Natur des Menschen; denn diese ist von ihrer materiellen Grundlage her auf unbegrenzte Gerechtigkeit und Humanität angelegt. So trägt die kapitalistische Gesellschaft den Keim ihres „revolutionären Umschlags“ in eine sozialistische Gesellschaftsordnung in sich, in der die individuellen Unterschiede zugunsten einer sozialen Gerechtigkeit und Gleichheit relativiert sind. Aus dieser der Geschichte „immanenten Dialektik“ begründet sich die Hoffnung auf einen „kreativen Sprung“ der Menschheit zu einer höheren Form von Menschlichkeit und Freiheit.

Die Erfahrung des Scheiterns solcher „Hoffnung“ bereitet aber den Nährboden für eine Ablösung vom „Prinzip Hoffnung“. Sie geschah in dem genannten Werk von Hans Jonas: „Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technische Zivilisation.“

Jonas geht davon aus, dass aufgrund des rapide wachsenden, nicht nur konstruktiven, sondern auch destruktiven Potentials der modernen Technik der Fortbestand der Menschheit und des Lebens überhaupt bedroht ist. Deshalb muß das Prinzip, der ethische Maßstab des Handelns, die Sorge um das Leben sein. So wandelt sich der „kategorische ethische Imperativ“ Immanuel Kants zu einem auch „ökologischen Imperativ“. Von daher entwickelt Jonas eine „Heuristik der Furcht“. Die Forderung von „Nächstenliebe“, die im Mittelpunkt der traditionellen Ethik stand, reicht nicht mehr aus; es geht vielmehr auch um „Fernstenliebe“.

Für die Konkretion von „Verantwortung“ ist eine Hauptaufgabe die Abschätzung der Folgen von technischen Innovationen. Während diese bisher unmittelbar eingesetzt werden durften – so lange bis sich schädigende Wirkungen zeigten –, ist nun zu fordern, dass sie erst dann anzuwenden sind, wenn ihre Unschädlichkeit vorher mit hinreichender Sicherheit erkannt worden ist. Das „Prinzip Hoffnung“ von Ernst Bloch, wonach das Gute und Überlebensnotwendige sich zwangsläufig – mit „dialektischer Notwendigkeit“ – durchsetzen würde, wird von Hans Jonas als „naive Utopie“ bezeichnet.

Damit steht nun eine Auseinandersetzung mit beiden Prinzipien an. Sie führt zur Aufstellung eines „Prinzips Liebe“, wobei besonders der zugrunde liegende Begriff von „Liebe“ genauer zu bestimmen ist.

Details

Seiten
100
Jahr
2018
ISBN (PDF)
9783631739631
ISBN (ePUB)
9783631739648
ISBN (MOBI)
9783631739655
ISBN (Hardcover)
9783631739624
DOI
10.3726/b13196
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Mai)
Schlagworte
Ehe Gott Evolution Familie Kulturbegegnung Kreativer Friede
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2018. 100 S.

Biographische Angaben

Heinrich Beck (Autor:in)

Heinrich Beck wurde in Philosophie an der Universität München promoviert und an der Universität Salzburg habilitiert.  Er ist em. Professor (Lehrstuhl Philosophie I) an der Universität Bamberg, verfügt über ein Ehrendoktorat und über mehrere Ehrenprofessuren, ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste, der Königlichen Spanischen Akademie der Wissenschaften und Träger des Deutschen Bundesverdienstkreuzes und hat zahlreiche Schriften zur theoretischen und praktischen Philosophie veröffentlicht.

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