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Revolution in Stambul

Ein interkultureller Diskurs in Geschichte und Soziologie

von Wolfgang Caspart (Autor:in)
©2021 Monographie 150 Seiten

Zusammenfassung

Die Vorstellungen von den Osmanen schwanken in ihren Nachbarländern und überhaupt im Abendland. Eingebettet in eine romanhafte Rahmenhandlung werden Geschichte, Soziologie und Psychologie der Osmanen des 18. Jahrhunderts vor ihrer zunehmenden Verwestlichung im 19. Jahrhundert dargestellt und zeigen ein Selbstverständnis, das in abgewandelter Form vor allem auch heute noch nachschwingt. Insgesamt vermitteln sie einen verständnisvolleren Blick in die Entwicklung des Islam.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • Im Kaffeehaus
  • Die Botschaft und ihre Folgen
  • Die Janitscharen
  • Der Sturz
  • Abdankung und Thronwechsel
  • Die Revolution
  • In unruhigen Zeiten
  • Über die Richter
  • Die Mufti und Priester
  • Die Laufbahn
  • Die Anwerbung
  • Der fortgesetzte Krieg Gegen die Perser
  • Im Dienst
  • Der Besuch der Suleimanije
  • Ein wichtiger Tag
  • Der Bericht
  • Frauenprobleme
  • Bei den Franken
  • In der Festung
  • Der weitere Bericht
  • Erste Medresenerfahrungen des Sohnes
  • Noch ein Bericht
  • Der Gegenschlag
  • Die Falle
  • Die Vertilgung der Rebellen
  • Am Bosporus
  • Zwei Freunde
  • Am Weg nach Üsküdar
  • Erste Reformen
  • Nachwehen
  • Literatur
  • Sachregister

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Vorwort

Die Vorstellungen von den Osmanen schwankt in ihren Nachbarländern und überhaupt im Abendland – von den Türkengräuel über „Lieber Türk als Pfaff“ bis hin zum edlen Bassa Selim in Mozarts „Entführung aus dem Serail“. Ein Blick in das Innenleben des Osmanischen Reiches zu einer Zeit, als es noch nicht zum „kranken Mann am Bosporus“ geworden war, zeigt ein lebendiges Bild einer den Meisten unbekannten Kultur.

Die Französische Revolution 1789 bis 1799 und der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg 1776 bis 1783 beherrschen die Revolutionsgeschichte des 18. nachchristlichen Jahrhunderts. Sie dauerten unterschiedlich lange, bevor sie auf verschiedene Weise zu Ende gingen. Mit dem Blick auf das Abendland übersieht der Abendländer aber zugleich, dass sich schon vorher 1730 bis 1731 n.Chr. auch im Osmanischen Reich gleichfalls blutige Unruhen und heftige Umwälzungen ereignet haben.

Nun haben alle Revolutionen ihre Vorgeschichte, ihre Anlässe und ihre Auslöser. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg wurde entschieden durch die Intervention der bourbonischen Mächte Frankreich und Spanien aus Rache an England für ihre Niederlage im Siebenjährigen Krieg. In diesem letztlich kolonialen Krieg übernahm sich das siegreiche Frankreich vor allem finanziell zu sehr, sodass noch die königliche Regierung mit tiefgreifenden Reformen begann und damit die Revolution von 1789 auslöste. Dieser amerikanisch-europäischen Ereignisse hängen also eng zusammen und sind in Europa wie Amerika vielfach bekannt.

Der Orient spielte im „Westen“ ein Eigenleben. Die sunnitischen Türken befanden sich in einer Auseinandersetzung mit den schiitischen Persern, ihren östlichen Erbfeinden, und wollte die westlichen Provinzen dieses Reiches zurückgewinnen, auf welche sie in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verzichten mussten. Dazu kommt noch die lange prunkvolle Regierung des osmanischen Sultans Ahmed III., welche allmählich weite Teile der Stambuler Unterschicht verärgerte. Die weitere Geschichte ist Gegenstand dieses Werkes, entwickelt sie aber in einer romanhafter Rahmenhandlung und hält sich dabei genau an die tatsächlichen Ereignisse.

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Der besondere Reiz der romanhaft dargestellten Handlung liegt weiteres in der soziologischen und psychologischen Verfassung einer in dieser Form nicht mehr direkt verhandeln Gesellschaft. Eingebettet in eine romanhafte Rahmenhandlung werden Geschichte, Soziologie und Psychologie der Osmanen des 18. Jahrhunderts vor ihrer zunehmenden Verwestlichung im 19. Jahrhundert dargestellt und zeigt ein Selbstverständnis, um das es in abgewandelter Form vor allem auch heute noch geht. Insgesamt vermittelte sie einen verständnisvolleren Blick in die Entwicklung des Islam. Nos quoque, wir auch.

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Im Kaffeehaus

Wie so oft saß Mustafa Tschelebi am Platz vor der Eski Imaret Dschami (Freitagsmoschee) in seinem gewohnten Kahwehane (Kaffeehaus) zwischen der Sultan Mehmet Fahti Dschami und dem Dschubali Kapu (Tor) der Stadtmauer am Halitsch (Goldenen Horn), um dem Meddah (Erzählkünstler oder Märchenerzähler) zu lauschen. Seinen stark gesüßten und dicken Mokka schlürfend hört er Ibrahim, den Meddah, „die Abenteuer Ibrahim Mahadis, des Bruders des Kalifen Mamun“ gestenreich und temperamentvoll vortragen. So sparte Mustafa denn nicht, dem Mimen 5 Paras zu spenden.

Wie er so dem versöhnlichen Ausgang der Geschichte nachhing, fiel ihm ein Perser auf, dessen Herkunft er sogleich an seinem Kalpak (hohen Pelzmütze) erkannte. Dieser saß nahe von ihm am Sofa. Da Mustafa Tschelebi in der Medrese (Koranschule) auch die poetische Sprache der Perser gelernt hatte, sprach er ihn alsbald in dessen Sprache an: „Verehrter Fremder, verzeih mir meinen türkischen Tonfall des Farsi (Persischen), aber ich sehe, daß auch Du ein gebildeter Mann bist und hier in der Hauptstadt des Padischah (Großkönig) sicher wichtigen Geschäften nachgehst.“

„Edler Herr“, antwortete der Perser, „an Deinen geläufigen Worten erkenne ich, dass auch Du zu den oberen Schichten gehörst. Darf ich Dich also mit Efendi (höchster Ziviltitel) ansprechen?“

„Dieser hohe Titel ehrt mich, ich bin aber kein Kadi, sondern nur ein Tschelebi (vornehmer Ritter). Ich habe nämlich nach meinen Studien kein Staatsamt übernehmen wollen. Mein Vater gab mir den Namen Mustafa, in Erinnerung und Verehrung für den vormaligen Sultan. Er vererbte mir vor nicht allzu langer Zeit die Verwalterstelle (Mütewelik) einer frommen Stiftung (Wakf), von der ich auskömmlich leben kann.“

Details

Seiten
150
Jahr
2021
ISBN (PDF)
9783631859674
ISBN (ePUB)
9783631859681
ISBN (Paperback)
9783631859667
DOI
10.3726/b18600
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2021 (August)
Schlagworte
Osmanisches Reich Islam Istambul
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2021. 150 S.

Biographische Angaben

Wolfgang Caspart (Autor:in)

Wolfgang Caspart studierte Betriebswirtschaft, Psychologie (mit Promotion), Philosophie und Anthropologie an den Universitäten in Wien und Salzburg. Er war Lehrbeauftragter für forensische Schriftuntersuchung an der Universität Salzburg, Dozent am Ausbildungszentrum der Österreichischen Papierindustrie in Steyrermühl und der Werbe-Design-Akademie Salzburg. Der Autor ist außerdem zertifizierter Sachverständiger für Handschriftenvergleichung und Urkundenuntersuchung in Bayern und Österreich.

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