Aktuelle Tendenzen in der Gegenwartsgermanistik
Symposium ungarischer Nachwuchsgermanisten
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhaltsverzeichnis
- Zur Einführung: Bandherausgeber
- I. Sprachwissenschaft
- Temporaladverbiale und Tempusverwendung in zukunftsbezogenen Sätzen: Eszter Kukorelli
- 1 Einleitung
- 2 Erkenntnisse von Brons-Albert (1982)
- 3 Arbeitsmethode
- 4 Korpusanalyse
- 5 Zusammenfassung
- 6 Literatur
- Topik und Diskurstopik als Mittel der Perspektivierung im Deutschen und im Ungarischen: Bernadett Modrián-Horváth
- 1 Perspektive in der Sprache und in der Informationsstruktur
- 2 Die Perspektivierung des Satzes
- 2.1 Das Subjekt als zentrale Kategorie der Perspektivierung
- 2.2 Perspektivierung und Wortfolge
- 2.3 Umperspektivierung
- 3 Perspektivierung im Text: die Topikkontinuität
- 3.1 Diskurstopik
- 3.2 Mittel der Topikkontinuierung im Deutschen und im Ungarischen: Eine Korpusanalyse
- 3.3 Die Untersuchungsmethode
- 3.4 Die Ergebnisse der Korpusanalyse
- 4 Zusammenhänge zwischen Satz- und Textperspektive: ein Ausblick
- 5 Fazit
- 6 Literatur
- 6.1 Primärliteratur
- 6.2 Sekundärliteratur
- Zellenmetaphern. Das metaphorische Wechselspiel zwischen (älteren) deutschsprachigen Fachtexten der Biologie und der Soziologie: Krisztián Majoros
- 1 Einleitung und Zielsetzung
- 2 Gesellschaft, Organismus und Zelle
- 3 Leitmetapher: Die Familie Ist (Keim-)Zelle Der Gesellschaft
- 3.1 Theoretischer Rahmen
- 3.2 Grundlagen der konzeptuellen Metapherntheorie
- 4 Zelle und Familie in Schäffles Bau und Leben des socialen Körpers … (1875)
- 5 Zusammenfassung
- 6 Literatur
- Ereignis-Metonymien im Licht kontrastiver Daten: Máté Tóth
- 1 Problemstellung
- 2 Das IKM Musikinstrumente spielen: eine kontrastive Analyse
- 2.1 Das IKM Musikinstrumente spielen
- 2.2 Englische, deutsche und ungarische Daten
- 2.3 Daten aus weiteren Sprachen
- 3 Konklusion
- 4 Literatur
- Eine korpuslinguistische Untersuchung von kommunikativen Routineformeln: Krisztina Mujzer-Varga
- 1 Einleitung
- 2 Theoretischer Hintergrund – Begriffsbestimmung
- 3 Formale und funktionale Aspekte bei der Beschreibung von kommunikativen Routineformeln
- 4 Methode der Untersuchung
- 5 Die Ergebnisse einer empirischen korpuslinguistischen Untersuchung
- 5.1 Die syntaktische Einbettung der Wortverbindung
- 5.2 Funktion
- 6 Schlussbemerkungen
- 7 Literatur
- Anglizismen in der deutschen und ungarischen Werbung im Vergleich: Dóra Lócsi
- 1 Einleitung
- 2 Theoretischer Hintergrund der Untersuchung
- 3 Materialbasis und Untersuchung
- 4 Ergebnisse
- 5 Zusammenfassung
- 6 Literatur
- II. Literaturwissenschaft
- Gattungsgeschichtliche und -theoretische Überlegungen zum Begriff des Reiseberichtes. Versuch eines aktuellen Überblicks: Barbara Kinga Hajdú
- Literatur
- Rauminszenierung in Joseph Viktor von Scheffels Roman Ekkehard: Olga Surinás
- Literatur
- Der Gleichmut der Natur. Eine dichtungstheoretische Parallele bei Rainer Maria Rilke und Raoul Schrott: Anna Zsellér
- 1 Rilkes Schweizer Naturdichtung oder der unentrinnbare Todesgleichmut
- 2 Raoul Schrott: Gegen die Indifferenz der Natur dichten
- 3 Literatur
- Medeas Erlösung? Überlegungen zu Christa Wolfs Medea. Stimmen: Marcell Grunda
- Literatur
- Opfernarrative im zeitgenössischen deutschen Generationen- und Familienroman. Zu Ulla Hahns Unscharfe Bilder: Edit V. Debróczki
- 1 Opfernarrative in der heutigen deutschen Literaturszene
- 2 Im Fokus die Erinnerung – Ulla Hahn: Unscharfe Bilder
- 3 Die Familie als ein Medium der Erinnerungskultur im deutschen Familienroman
- 4 Fazit
- 5 Literatur
- Repräsentationen der ostmitteleuropäischen Wende und der deutschen Wiedervereinigung in ungarischen Schulbüchern: Sándor Trippó
- 1 Wende-Erfahrung aus heutiger Sicht
- 2 Zielsetzung
- 3 Schulbuch als Medium der Wirklichkeitskonstruktion
- 4 Erzählmuster der Wende in ungarischen Schulbuchnarrativen
- 5 Darstellung von Politikern
- 6 Zwischenstaatliche Bezüge und die deutsche Wiedervereinigung
- 7 Die Sowjetunion als Alteritätskonstruktion postsozialistischer Demokratien
- 8 Bilder und Zitate als Verifizierungsmittel
- 9 Fazit
- 10 Literatur
- 10.1 Primärliteratur
- 10.2 Sekundärliteratur
- Autorenverzeichnis
Seit Ende der 1990er Jahre werden Tagungen für junge Germanisten in Ungarn unter der Schirmherrschaft der Gesellschaft ungarischer Germanisten regelmäßig organisiert. Zunächst fanden die Tagungen für junge Literaturwissenschaftler und Sprachwissenschaftler getrennt statt. Später wurden die Tagungen ungarischer Nachwuchsgermanisten zusammen abgehalten.
Der vorliegende Band umfasst ausgewählte Aufsätze der ReferentInnen der dritten gemeinsamen Tagung von Nachwuchswissenschaftlern in der ungarischen Germanistik. Die Tagung fand vom 11.–12. April 2013 an der Universität Szeged statt. Sie hatte den Titel „Aktuelle Tendenzen in der Gegenwartsgermanistik“, was die Präsentation eines breiten Spektrums von Forschungsthemen ermöglichte.
Die ersten zwei sprachwissenschaftlich orientierten Beiträge in diesem Band behandeln aktuelle grammatische Fragestellungen.
Eszter Kukorelli geht in ihrem Beitrag der Frage nach, ob Temporaladverbiale einen Einfluss auf die Wahl zwischen dem Präsens und dem Futur zum Ausdruck zukünftiger Ereignisse haben. Auf der Grundlage einer Korpusanalyse wird dabei der Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Temporaladverbialen einerseits und der Verwendung von Präsens und werden + Infinitiv in zukunftsbezogenen Äußerungen im Deutschen andererseits analysiert.
Bernadett Modrián-Horváth untersucht die vielfältigen sprachlichen Ausdrucksmittel der textuellen Perspektivierung und der Topikkontinuierung im Deutschen und im Ungarischen. In ihrer empirischen Arbeit kommt sie zu dem Schluss, dass die primären Ausdrucksmittel der Topikkontinuierung in den beiden untersuchten Sprachen deutlich unterschiedlich sind: Im Deutschen sind es in erster Linie die Personalpronomina, im Ungarischen die Verbsuffixe.
Im zweiten Teil der sprachwissenschaftlichen Beiträge geht es um Metaphern und Metonymien.
Krisztián Majoros zeigt an einem konkreten Beispiel, wie sich das metaphorische Wechselspiel zwischen Biologie und Soziologie mit dem Instrumentarium der kognitiven Linguistik beschreiben lässt. Zunächst erläutert er den wissenschaftsgeschichtlichen Kontext der Zellenmetapher in der frühen Soziologie. Anschließend rekonstruiert er metaphorische Ursprungs- und Zielbereiche, die in Schäffles Sozialtheorie durch die konzeptuellen Metaphern DIE GESELLSCHAFT IST EIN ORGANISMUS und DIE FAMILIE IST (KEIM-)ZELLE DER GESELLSCHAFT systematisch miteinander verbunden werden und daher die konzeptuelle Basis seiner Argumentation bilden. ← 7 | 8 →
Máté Tóth analysiert verschiedene Konzeptualisierungsstrategien des Idealisierten Kognitiven Modells MUSIKINSTRUMENTE SPIELEN in mehreren Sprachen. Die achtzehn untersuchten Sprachen konzeptualisieren demnach das INSTRUMENT-SPIELEN unterschiedlich. Einerseits verfolgen sie metonymische oder metaphorische Konzeptualisierungsstrategien, andererseits sind diese Metonymien und Metaphern sprach- und kulturabhängig weitgehend unterschiedlich ausgeprägt.
Der dritte Block der linguistischen Beiträge thematisiert aktuelle lexikologische Fragestellungen.
Krisztina Mujzer-Varga befasst sich mit formalen und funktionalen Aspekten von kommunikativen Routineformeln. Ziel ihres Beitrags ist es, kommunikative Routineformeln mit dem Verbum dicendi sagen einer gründlichen formal-strukturellen und pragmafunktionalen Untersuchung zu unterziehen. Am Beispiel der kommunikativen Formel wie man so schön sagt veranschaulicht sie ihre syntaktische Einbettung und ihre Funktion durch Belege aus dem Deutschen Referenzkorpus.
Dóra Lócsi analysiert aktuelle deutsche und ungarische Werbespots. Ziel ihrer Arbeit ist es festzustellen, in welchem Verhältnis und bei welchen Themen Anglizismen in deutscher und ungarischer Werbesprache vorkommen. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass der Einfluss des Englischen in ungarischen Werbeslogans viel niedriger als in deutschen Werbeslogans ist. 20 % der 60 häufigsten Wörter in deutschen Werbeslogans sind Anglizismen, während die 60 häufigsten Wörter in ungarischen Werbeslogans keine Anglizismen enthalten. Anglizismen treten in den beiden Sprachen darüber hinaus in teilweise unterschiedlichen thematischen Bereichen auf.
Die ersten drei literaturwissenschaftlichen Beiträge konzentrieren sich auf die aktuelle Neuorientierung in gattungstheoretischen Fragestellungen sowie auf die Erläuterung narrativ-rhetorischer Verfahren der poetischen Raumkonstitution und der daran anknüpfenden ästhetischen und ideologischen Fragestellungen.
Barbara Kinga Hajdú stellt die Neuorientierung in der Reiseberichtsforschung und die damit im Zusammenhang stehenden Wandlungen des Genrebegriffs ins Zentrum ihrer theoretischen Überlegungen. Ihr Aufsatz erläutert die Eigendynamik des Genreverständnisses am Beispiel des breit gefächerten Diskurses um den Reisebericht, der noch bis vor kurzem im Spannungsfeld zwischen Authentizitätsanspruch und Fiktionalisierung verortet war. Die Arbeit von Hajdú geht jedoch auch auf die sich aktuell vollziehende Wandlung in der Reiseberichtsforschung ein, die in Folge interdisziplinärer und imagologischer Annäherungen ein Umdenken im Gattungsverständnis erforderlich macht.
Olga Surinás stellt einen populären historischen Roman des 19. Jahrhunderts (den Ekkehard von Joseph Viktor von Scheffel) in den Fokus ihrer Analyse, wobei sie das erzählte Geschehen und das umfangreiche – als Referenz und ← 8 | 9 → Beweisquelle angeführte – Anmerkungsregister gegeneinander abwägt. Die Interpretation stellt erhebliche Abweichungen zwischen Erzähldiskurs und Paratext fest, die ein Labyrinth täuschender topologischer Verweise aufzeigen und darüber hinaus ein ganzes Bündel von Fragen aufwerfen: zum einen den Stellenwert der angeführten Anmerkungen, zum anderen den Authentizitätsanspruch der historisierenden Repräsentation bzw. ideologische und ästhetische Erwägungen, die für die ausgezeigten Diskrepanzen eine plausible Erklärung liefern.
Anna Zsellér befasst sich in ihrem dichtungstheoretischen Aufsatz mit einer vergleichenden Untersuchung der ästhetischen und poetischen Naturbezüge in den Gedichten von Rainer Maria Rilke und Raoul Schrott. Die textnahe Analyse zeichnet ein präzises Bild vom breiten Spektrum der poetischen Auseinandersetzung und Selbstreflexion im Spiegel der Naturdarstellungen, die im Schaffen der beiden Dichter in ihrer vollen Bandbreite skizziert werden. Somit wird über die Interpretation über die poetisch konstituierten Naturbegriffe hinaus die Darlegung unterschiedlicher dichterischer Verfahren fokussiert.
Im zweiten Teil der literatur- und kulturwissenschaftlichen Beiträge liegt der Schwerpunkt der Untersuchungen auf den sich wandelnden Tendenzen in den diskursiven Konstruktionen (kollektives Gedächtnis, Gender-Verständnis, Gesellschaftsbilder usw.), die unter anderem durch literarische Werke oder durch engagierte kulturelle Angebote entstehen.
Marcell Grunda analysiert Christa Wolfs Romanadaptation des Medea-Mythos unter diskurstheoretischem Aspekt, wobei in erster Linie die geschlechtsbezogene Machtdimension sowie die immanenten Sichtweisen des polyphonen Erzähldiskurses untersucht werden. Die Analyse legt als Erklärung für die mehrstimmige Narration und die radikale Umdeutung von Medeas Schuld eine ideologische Botschaft nahe, die Medea – entgegen traditioneller Geschlechterkonstrukte und im Sinne eines progressiven Gender-Verständnisses – eine souveräne Subjektposition und der Literatur eine konstruktive Rolle in der Wandlung von Gesellschaftsbildern zuweist.
Edit V. Debróczki befasst sich mit aktuellen Tendenzen der Vergangenheitsbewältigung in zeitgenössischen deutschen Familien- und Generationsromanen, die im Vergleich zu früheren literarischen Erzählungen über die NS-Zeit auch die Perspektive der Täter und eine versöhnliche Auseinandersetzung nachfolgender Generationen mit den Sünden der Ahnen ins Blickfeld rücken. Der Aufsatz legt mit der Analyse ausgewählter Erzähldiskurse die Tendenz nahe, dass aktuelle Generationsromane – geprägt von einer kontinuitätsstiftenden Erinnerungsdynamik – zu einer Neuorientierung in der deutschen Erinnerungsliteratur beitragen.
Sándor Trippó geht in seinem kulturwissenschaftlich und diskurstheoretisch ausgerichteten Aufsatz kritisch der Frage nach, wie kollektives Wissen über die ← 9 | 10 → Vergangenheit übertragen bzw. wie Wissen über kulturelle Produkte mitgestaltet wird. Die Analyse konzentriert sich auf die Repräsentationen der Wendezeit in ungarischen Geschichtslehrbüchern, wobei die vermittelten Inhalte vor allem auf narrative Positionen, kausale Motivierungsstrukturen und Visualisierungstechniken hin geprüft werden. Der Beitrag weist in den analysierten und auch aktuell noch gebräuchlichen ungarischen Schulbuchnarrativen eine von ideologischen Konstruktionen und tradierten Ungarnbildern mitgeprägte Perspektive und Erzählposition der 1990er Jahre nach, die im Lichte laufender historiographischer Forschungen und des sich wandelnden Geschichtsbewusstseins in Zukunft zur Diskussion gestellt werden sollten.
Den Gutachtern der Beiträge des Bandes gebührt besonderer Dank. Außer den Gutachtern möchten wir uns an dieser Stelle bei Charlotte Klein, Elisabeth Peschke und Andreas Nolda für die muttersprachliche Lektorierung bedanken.
Für die Aufnahme dieses Bandes in die Reihe „Szegediner Schriften zur germanistischen Linguistik“ danken wir Ewa Drewnowska-Vargáné und Péter Bassola.
Details
- Seiten
- 178
- Erscheinungsjahr
- 2015
- ISBN (PDF)
- 9783653053593
- ISBN (MOBI)
- 9783653973136
- ISBN (ePUB)
- 9783653973143
- ISBN (Hardcover)
- 9783631659410
- DOI
- 10.3726/978-3-653-05359-3
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2015 (Februar)
- Schlagworte
- Literaturgeschichte Genrebegriffe Grammatik Kognitive Linguistik Lexikologie Textinterpretationen
- Erschienen
- Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2015. 178 S., 4 farb. Abb.
- Produktsicherheit
- Peter Lang Group AG