Facetten deutsch-koreanischer Beziehungen
130 Jahre gemeinsame Geschichte
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhalt
- Einleitung (Eun-Jeung Lee / Hannes B. Mosler)
- I – Geschichte und Politik
- 130 Jahre deutsch-koreanische Beziehungen (Eun-Jeung Lee)
- Das Treffen in Potsdam – Die Bedeutung der letzten alliierten Kriegskonferenz für Korea und Deutschland (Bernd Stöver)
- Deutsch-koreanische Geschichte im Licht verfassungsrechtlicher Übersetzungen (Hannes B. Mosler)
- II – Lebensumstände und Migration
- Koreaner in Deutschland vor 1945 (Hee Seok Park)
- DDR und KDVR – Chronik einer wechselhaften Beziehung (Liana Kang)
- Geschichte der koreanischen Migration in die Bundesrepublik Deutschland (Ko-Un Kim)
- III – Kultur und Lebenswelten
- Koreanisch-deutscher Kulturaustausch im Spiegel Chŏng Kyu-hwas Suche nach Mirok Li (Yun-Young Choi)
- Das Deutschlandbild in Korea (Kishik Lee)
- Von Isang Yun bis PSY – Kultureller Austausch zwischen Deutschland und Korea (Daniela Claus)
Eun-Jeung Lee1 und Hannes B. Mosler
Deutschland und Korea schauen heute auf eine über 100 Jahre währende gemeinsame Geschichte zurück. Erste flüchtige Kontakte zwischen Koreanern und Deutschen hatte es bereits im 17. Jahrhundert gegeben, aber erst mit der Unterzeichnung des Vertrages im Jahr 1883 begannen die offiziellen, diplomatischen Beziehungen der beiden Länder zueinander. Während jedoch Deutschland und Deutsche in Korea schon früh – spätestens mit dem Wirken Möllendorffs Ende des 19. Jahrhunderts – einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden, rückte Korea – abgesehen vom Koreakrieg Anfang der 1950er Jahre – in Deutschland erst spät ins öffentliche Bewusstsein; neben der Sommerolympiade in Seoul 1988 und der mit Japan gemeinsam ausgetragenen Fußballweltmeisterschaft 2002 waren und sind der allgemeine Aufstieg Koreas zu einer der zehn größten Wirtschaftsmächte der Welt und die entsprechende Sichtbarkeit bzw. die Berührung durch Produkte, Studierende, K-Pop und Touristen dafür ausschlaggebend. Auch hat in den vergangenen zwei Dekaden das Wissen über Korea in Deutschland durch immer mehr deutsche Austauschstudenten und Touristen, und die vielen deutschen Unternehmen in Korea rasant zugenommen. Dennoch bleibt eine gewisse Asymmetrie im Wissen übereinander bestehen und es gibt Bedarf in Deutschland, Korea besser kennenzulernen. Wir möchten mit diesem Sammelband einen Beitrag dazu leisten. ← 7 | 8 →
Der vorliegende Sammelband geht zurück auf eine Veranstaltung zum 130-jährigen Jubiläum der Beziehungen zwischen Deutschland und Korea im November 2013 an der Freien Universität Berlin (FU Berlin). Das Institut für Koreastudien (IKS) an der FU Berlin hat aus gegebenem Anlass Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und Südkorea eingeladen, um die vergangenen 130 Jahre der deutsch-koreanischen Beziehungen in möglichst verschiedenen Facetten in Vorträgen abzubilden und in Diskussionen zu vertiefen. Mit einigen Ausnahmen finden sich in diesem Sammelband alle damaligen Vorträge verschriftlicht wieder.
Die Beiträge des ersten Teils geben einen Gesamtüberblick der deutsch-koreanischen Beziehungen und befassen sich mit historischen und politischen Aspekten der gemeinsamen Geschichte. Eun-Jeung Lee gibt in ihrem Kapitel einen fundierten Überblick über die 130 Jahre deutsch-koreanische Beziehungen. Das Kapitel beginnt mit einer kurzen Vorgeschichte bis zum offiziellen Vertrag zu den bilateralen Beziehungen vom 26. November 1883 und gibt überblicksartig Informationen zu Deutschen in Korea und Koreanern in Deutschland vor 1945. Darauf folgt eine Auseinandersetzung mit den Beziehungen Westdeutschlands und Südkoreas auf der einen und Ostdeutschlands und Nordkoreas auf der anderen Seite zwischen 1945 und 1990. Im anschließenden Abschnitt werden die Beziehungen zwischen dem vereinten Deutschland nach 1990 bis heute mit den beiden Koreas beleuchtet. Darüber hinaus bietet das Kapitel interessante Einblicke in den Austausch der beiden Deutschlands mit den beiden Koreas auf wissenschaftlicher Ebene seit den 1950er Jahren.
Bernd Stöver befasst sich in seinem Kapitel mit der Potsdamer Konferenz 1945 und den Entscheidungen, die die Siegermächte dort sowohl über Deutschland als auch über Korea fällten bzw. nicht fällten. Denn die zentralen Planungen für die Nachkriegszeit hatte man größtenteils bereits bei vorangegangenen Treffen etwa in Kairo oder Jalta im Wesentlichen abgeschlossen. Die Auseinandersetzung mit dem ‚Abschlusstreffen‘ der bereits zerstrittenen Siegermächte in Potsdam bleibt dennoch wichtig, um zu verstehen, in welchem historischen Kontext und durch welche internationalen Dynamiken das Schicksal Deutschlands und Koreas entschieden wurde. Es wäre die letzte Möglichkeit gewesen, vor allem Entscheidungen in Bezug auf Korea, das ja anders als Deutschland nicht Täter, sondern Opfer des Krieges und der vorausgegangenen Kolonialisierung durch Japan war, ← 8 | 9 → wie etwa die Treuhandschaftsidee, die schließlich zur Teilung des Landes beigetragen hat, zu revidieren.
Hannes B. Mosler behandelt in seinem Kapitel den rechtlichen Einfluss Deutschlands auf Korea, der noch heute deutlich zu Tage tritt in vielen Ähnlichkeiten in Rechtstheorie und -praxis. Erklärt wird dies entlang dreier Übersetzungswellen, von denen die erste den Einfluss fremden Wissens in Korea seit Mitte des 17. Jahrhunderts vor allem durch China beschreibt. Danach folgt die deutliche Prägung durch die japanischen Kolonialherren seit Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich ihrerseits selbst dem deutschen Recht verschrieben hatten, und schließlich die direkten Übersetzungen durch koreanische Juristen seit der Befreiung. Wie sich die Gemeinsamkeiten (und Unterschiede) in den beiden Ländern im Bereich des Rechts konkret manifestieren, stellt das Kapitel anhand von Spuren deutschen Einflusses in den verschiedenen Verfassungen Koreas seit 1948 dar und spürt sie in Design und Funktion der Verfassungsgerichtsbarkeit auf; an zwei Beispielen aus der verfassungsrechtlichen Praxis aus den 2000er Jahren – das Verbot der Ortsvereine 2004 und das Parteiverbot der VPP 2014 – zeigt sich, wie ähnlich und zugleich verschieden Rechtsverständnis und -praxis in den beiden Ländern sein können.
Der zweite Teil des Buches befasst sich mit Fragen nach den Lebensumständen und der damit zusammenhängenden Migration vor allem aus Korea nach Deutschland. Hee Seok Park vertieft in seinem Kapitel die Aufarbeitung der Geschichte der Koreaner in Deutschland vor 1945. Der Fokus liegt dabei auf koreanischen Studenten in Berlin und einigen wenigen berufstätigen Koreanern. Zu Beginn wird überblicksartig dargestellt, um was für Personen oder Gruppen es sich handelt und wie sie nach Deutschland gekommen sind. Bei den Studenten stehen vor allem der Verein Koreanischer Studenten im Vordergrund, der sich 1921 in Berlin gegründet hatte, und die Einschätzung des Autors, dass sie sowohl als Kulturvermittler als auch als Unabhängigkeitskämpfer verstanden werden können, wobei auch ein koreanisches Restaurant in Potsdam eine Rolle gespielt zu haben scheint. Das Kapitel bietet einen interessanten, auf historischem Material fußenden Einblick in die Lebenswelt von Koreanern in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und gibt gleichzeitig einen Anreiz, diese spannende(n) Geschichte(n) weiterzuverfolgen. ← 9 | 10 →
Der Beitrag von Liana Kang beschäftigt sich zum einen mit wichtigen Eckpunkten in den Beziehungen zwischen Ostdeutschland und Nordkorea von 1949 bis 1989 und zum anderen mit Fragen der Migration zwischen den beiden sozialistisch geprägten Ländern. In einem ersten Überblicksteil beschreibt Kang pointiert wichtige Meilensteine der Beziehungen zwischen der DDR und der KDVR, wie den Vorschlag der KDVR an die DDR nur ein Monat nach der Staatsgründung der DDR, diplomatische Beziehungen aufzunehmen, der dort auf großes Interesse stieß. In den folgenden zwei Dritteln des Kapitels befasst sich die Autorin mit Ausführungen zu den rund 600 nordkoreanischen Waisenkindern, die als Folge des Koreakriegs Anfang der 1950er Jahre in der DDR aufgenommen wurden, und den vielen nordkoreanischen Austauschstudenten in Ostdeutschland, vor allem während der 1950er Jahre.
Details
- Seiten
- 185
- Erscheinungsjahr
- 2017
- ISBN (ePUB)
- 9783631704998
- ISBN (MOBI)
- 9783631705001
- ISBN (PDF)
- 9783653056358
- ISBN (Hardcover)
- 9783631664520
- DOI
- 10.3726/978-3-653-05635-8
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2016 (Dezember)
- Schlagworte
- Kulturaustausch Südkoreas Deutschlandbild Südkoreanische Geschichte Migrationsbewegungen Verfassungsrechtliche Zusammenhänge
- Erschienen
- Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2017. 185 S., 7 s/w Abb., 1 farb. Abb., 2 s/w Tab.
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