Goethes Faust: Ökonom – Landesplaner – Unternehmer
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autorenangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhalt
- Abstract
- Einleitung
- Goethes finanz-ökonomische Tätigkeiten
- Fausts unternehmerischer Werdegang im Überblick
- Besitz als Handlungspotenzial
- Vom Gelehrten zum Landesplaner
- Ökonomische Allegorie in der Mummenschanz-Szene
- Die finanzökonomische Großtat am Kaiserhof
- Das Herrschen an der Seite einer Königin
- Landesplanung als neuer Lebensplan
- Die ökonomische Kontrastfigur
- Der Unternehmer und sein Werk
- Die geographische Deutung des fünften Akts
- Methode und Fragestellung der geographischen Deutung
- Der Großraum und die Frage der Verortung
- Die Naturlandschaft
- Flachmeer mit Gezeiten
- Offene Gegend
- Dünen
- Gebirge
- Gewässer
- Flora und Fauna
- Die Kulturlandschaft
- Raumdimensionen
- Neulandgewinnung am Beispiel der Nordsee
- Die Neulandgewinnung im „Faust“
- Der Überseehafen
- Der große Kanal
- Das geplante Neuland im Hinterland
- Sumpf im Neuland?
- Sümpfe im Hinterland
- Der geplante Entwässerungsgraben
- Zur Choreographie von Fausts letzten Äußerungen
- Resümee der geographischen Deutung des fünften Akts
- Die beiden Hundertachtzig-Grad-Wenden
- Die Vision am Schluss
- Unternehmung im Jenseits
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Viele Literaturwissenschaftler meinen, Faust sei ein Egomane und Illusionist, der am Ende seines Lebens mit seinem Neulandprojekt scheitern werde. In dieser Studie wird ganz im Gegenteil anhand einer geographischen Deutung gezeigt, wie sich Faust vom Gelehrten zum erfolgreichen Unternehmer entwickeln konnte. Durch fachmännische Landesplanung wurde er zum Schöpfer einer blühenden Kulturlandschaft.
Many philologists consider Faust to be an egomaniac and illusionist who, at the end of his life, fails with his new land project. This study shows quite to the contrary and by means of a geographical interpretation how Faust evolves from the initial man of letters into the successful entrepreneur. Through expert regional planning he becomes the originator of a thriving cultural landscape.
Goethes „Faust“ ist dasjenige Werk der deutschen Literatur, mit dem sich Germanisten am meisten beschäftigt haben. Was aber kommt dabei heraus, wenn ein Literaturwissenschaftler an seiner Dissertation1 sitzt, gerade über dem fünften Akt von „Faust II“ brütet und plötzlich auf die Idee kommt, sein zweites studiertes Fach, die Geographie, auf den „Faust“ anzuwenden?
Der Geograph im Germanisten versetzt sich imaginativ in die von Goethe erdichtete Landschaft hinein und unternimmt eine Entdeckungsreise durch das von Faust geplante und gestaltete Neuland an der Meeresküste. Diese Landschaft erschließt sich dem geographisch-germanistischen Schauen, indem der Forscher detektivisch jedes noch so kleine Detail untersucht, das sich im Text finden lässt. Diese Details fügen sich zu einem Gesamtbild, das eine ganz neue Sicht auf den fünften Akt ermöglicht.
Die meisten Faustinterpreten der vergangenen Jahrzehnte waren zu der Ansicht gelangt, dass Faust letztlich als gescheiterter Egomane und Illusionist endet. Die hier vorgelegte Studie kann im Gegensatz dazu nachweisen, dass Fausts Neulandprojekt tatsächlich jedoch eine großartige unternehmerische Leistung darstellt und Faust am Ende zwar kein strahlender Held ist, wohl aber ein Mensch, dessen lebenslanges Streben von Erfolg gekrönt wurde.
Wesentliche Aspekte dieser Neuinterpretation des fünften Akts von „Faust II“ wurden vom Verfasser erstmalig in besagter Dissertation veröffentlicht. Dabei lag der Fokus auf der Untersuchung des Doppelmotivkomplexes „Besitz und Genuss“. Der berufliche Werdegang Fausts zum erfolgreichen Landesplaner und Unternehmer ist darin verstreut an verschiedenen Stellen untersucht worden. Weitreichende Passagen der vorliegenden Studie sind dieser Dissertation entnommen, wobei der Inhalt hier jedoch themenzentriert zusammengefasst, neu strukturiert, überarbeitet und ergänzt worden ist, sodass eine eigenständige Publikation zu diesem Thema vorgelegt werden kann.
Die Studie ist so aufgebaut, dass zunächst gezeigt werden soll, wie sich Faust vom Gelehrten zum Ökonomen, zum Herrscher und schließlich zum ← 9 | 10 → kompetenten und erfolgreichen Landesplaner und Unternehmer hat entwickeln können. Daran anschließend soll anhand einer akribischen „geographischen Deutung“ untersucht werden, wie Faust fachmännisch Neuland gewinnen und gestalten konnte. Schließlich soll eine in der bisherigen Faust-Forschung völlig neue Sichtweise in Bezug auf Fausts Schlussmonolog vorgestellt werden.
1 Weißinger, Klaus: Besitz und Genuss in Goethes Faust. Heidelberg. 2016.
Online-Veröffentlichung: http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/19866
Druckfassung: http://www.epubli.de
Goethes finanz-ökonomische Tätigkeiten
Wenn der Dichter des „Faust“ seinen Protagonisten eine wirtschaftliche Karriere verfolgen lässt, dann muss er sich mit der Materie bestens auskennen. Im Folgenden soll ein Einblick in Goethes wirtschaftliche und finanzwirtschaftliche Interessen und Tätigkeiten gegeben werden, sodass die Betrachtungen zu Fausts Werdegang und Zielen anhand des biografischen Hintergrunds des Dichters verständlich werden.
Goethe war ein Mensch, der sein Arbeitsleben gemäß der von Faust und Mephisto geäußerten Auffassung gestaltete, dass „regieren und zugleich genießen“ (V. 10251) nicht „zusammengeht“ (V. 10249). In der Praxis bedeutete das für ihn, dass er die ihm gestellten Aufgaben mit vollem Ernst und aller Kraft in Angriff nahm. Er war von seiner Ausbildung her Jurist, aber u. a. tätig als Dichter, Naturwissenschaftler, Theaterdirektor, Staatsminister – und eben auch als Ökonom. Wie aber konnte er als Nicht-Fachmann die ihm auferlegten finanz-ökonomischen Tätigkeiten bewältigen?
Details
- Seiten
- 132
- Erscheinungsjahr
- 2016
- ISBN (ePUB)
- 9783631701362
- ISBN (MOBI)
- 9783631701379
- ISBN (PDF)
- 9783653067477
- ISBN (Hardcover)
- 9783631674864
- DOI
- 10.3726/978-3-653-06747-7
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2016 (November)
- Schlagworte
- Geographische Deutung Wirtschaft Neulandgewinnung Kulturlandschaft
- Erschienen
- Frankfurt am Main, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2016. 132 S., 5 farb. Abb., 2 s/w Abb.
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