Literatur als Kunst: Studien zum Tschechischen Strukturalismus Herausgegeben von Birgit Krehl
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Copyright
- Autoren-/Herausgeberangaben
- Über das Buch
- Zitierfähigkeit des eBooks
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort der Herausgeberin
- Zum Begriff der ästhetischen Konkretisation im tschechischen Strukturalismus
- Aspekte und Probleme der ästhetischen Funktion im tschechischen Strukturalismus
- Die ‚semantische Geste‘ als Schlüsselbegriff des Prager literaturwissenschaftlichen Strukturalismus
- Der Beitrag der russischen Formalen Schule zu einer Theorie der literarischen Wertung
- Das ‚Drei-Phasen-Modell‘ des tschechischen literaturwissenschaftlichen Strukturalismus
- Übereinstimmungen und Abweichungen zwischen tschechischem Strukturalismus und postmodernem Denken
- Das Problem des Individuums im tschechischen Strukturalismus
- Besteht ein Bruch zwischen Mukařovskýs Poetik und Ästhetik?
- Der Sammelband Torso a tajemství Máchova díla als Dokument des Prager linguistischen Kreises
- Dichtersprache, Werkanalyse und deutsche Traditionen in Jan Mukařovskýs Strukturalismus – mit einem Blick auf Jiří Veltruskýs Dramen- und Theatertheorie
- Jan Mukařovský und Michail Bachtin
- Übersicht der in diesem Band genannten Aufsätze von Jan Mukařovský mit deutscher Titelübersetzung
- Personenregister
- Reihenübersicht
Seit einem halben Jahrhundert gilt das wissenschaftliche Interesse von Herta Schmid den Theorien des tschechischen Strukturalismus. Als sie im Herbst 1966 dessen renommiertestem Vertreter Jan Mukařovský (1891–1975) begegnete, ahnte sie wohl kaum, dass seine Schriften zur Ästhetik und Poetik ihre wissenschaftliche Arbeit grundlegend prägen werden.1 Die Studien Mukařovskýs begriff sie indes von Anfang an als außergewöhnlich inspirierend, erschloss sich deren Potential zu kritischer theoretischer Reflexion und veröffentlichte ihre ersten Aufsätze zu ästhetischen Positionen des tschechischen Strukturalismus, noch bevor sie 1973 mit einer Arbeit zu Čechovs Dramen an der Universität Konstanz promoviert wurde.
Herta Schmid lehrte als Professorin verschiedener Slavinen und der Theaterwissenschaft an den Universitäten in Bochum, München, Amsterdam und schließlich bis zu ihrer Emeritierung im Jahre 2008 in Potsdam. Ihre methodologisch und methodisch im Strukturalismus gründende breite Forschung weist eine deutliche Schwerpunktsetzung in der strukturalistischen Dramentheorie auf, die ihre zahlreichen theaterwissenschaftlichen und dramenanalytischen Beiträge zu Texten von Václav Havel, Sławomir Mrożek, Witold Gombrowicz, Tadeusz Kantor, Stanisław Przybyszewski, Karel Čapek, Michail Bulgakov und Anton Čechov sowie Samuel Beckett oder Harold Pinter fundiert.
Die wissenschaftliche Vielseitigkeit Herta Schmids ließe die Herausgabe mehrerer Bände mit ihren in Zeitschriften und Sammelbänden veröffentlichten Beiträgen zu. Für den vorliegenden Band wurden erstmals in Deutschland2 ← 7 | 8 → elf Beiträge ausgewählt und in chronologischer Anordnung als repräsentative Gesamtschau zusammengestellt. Die zwischen 1970 und 2014 entstandenen Aufsätze dokumentieren die kontinuierlich geführte Auseinandersetzung der Autorin mit dem „brüchige[n] und widersprüchliche[n] Begriffssystem“3 des tschechischen Strukturalismus, verbunden mit dem Streben nach theoretischer Vertiefung seiner poetologischen und ästhetischen Konzepte. Letzteres bekräftigte sie explizit in ihrem 1991 auf einer Tagung anlässlich des 100. Geburtstages von Jan Mukařovský gehaltenen Vortrag: „Der Wissenschaftler, der sich mit diesem Strukturalismus befaßt, sieht sich aufgerufen, ihn immanent weiterzuentwickeln.“4 Herta Schmids Weiterdenken legt „genealogische“ Spuren und weit über den russischen Formalismus hinausreichende Bezüge des tschechischen Strukturalismus ebenso frei wie das von den strukturalistischen Ideen ausgehende innovative Potential. Zentral stehen dabei für sie die Schriften Jan Mukařovskýs, häufig im Konnex mit den strukturalen literarhistorischen Arbeiten von Felix Vodička sowie den dramenästhetischen und theatersemiotischen Studien Jiří Veltruskýs.
Ihre passionierte Beschäftigung mit dem tschechischen Strukturalismus gründet zum einen in der Überzeugung, dass dieser eine „nicht-hermeneutische[] moderne[] Poetik“, die in einer „philosophischen Ästhetik fundiert“,5 stiftete, und andererseits in ihrem eigenen, dezidiert literaturwissenschaftlichen, auf das literarische Kunstwerk fokussierten wissenschaftlichen Selbstverständnis. Insbesondere mit seiner ästhetisch-philosophischen Orientierung löst sich der tschechische Strukturalismus (oder der Prager literaturwissenschaftliche Strukturalismus)6 sowohl von der linguistischen Semiotik, repräsentiert durch den an de Saussures strukturalistische Zeichen- und Bedeutungstheorie anschließenden Prager ← 8 | 9 → Linguistenkreis (den Mukařovský Mitte der 1920er Jahre selbst mitbegründete), als auch von den formalistischen Wurzeln seiner strukturalen Poetik. Herta Schmid markiert diesen „Bruch“ mit ihrer These zum grundlegenden Begriff der Struktur: Mukařovskýs Poetik operiere mit einem geschlossenen, seine Ästhetik mit einem offenen Strukturbegriff. Die Bruchstelle, der „Mangel an begrifflicher Kohärenz“, gereiche dem tschechischen Strukturalismus aber nicht zum Nachteil, sondern signalisiere „Überzeugungskraft und bleibenden Wert“, werden doch in der „strukturalen Poetik und Ästhetik je unterschiedliche Einsichten in Wirklichkeit und Wahrheit der künstlerischen Literatur und der Kunst überhaupt formuliert“.7 In beeindruckender Weise stehen dafür die in diesem Band versammelten wissenschaftlichen Beiträge der Autorin selbst.
In ihrem Dialog mit dem tschechischen Strukturalismus – der punktuell auch die „zweite“ Strukturalisten-Generation (u. a. Miroslav Červenka, Oleg Sus, Kvĕtoslav Chvatík, Lubomír Doležel oder Milan Jankovič) einschließt – geht Herta Schmid den Spuren sprachwissenschaftlicher und sprachphilosophischer Im- und Explikationen sowie vielfältigen Verflechtungen mit den Ideen der philosophischen Ästhetik nach: Sie spannt einen Bogen von Wilhelm von Humboldt über de Saussure und Karl Bühler zu Mukařovskýs Funktionsmodell mit drei „praktischen“ Funktionen und der (in der Kunst dominanten) ästhetischen Funktion; sie markiert Unterschiede bei Roman Jakobson und Mukařovský in der „Überwindung“ der Saussure’schen Semiotik – Mukařovský vollzieht eine anthropologische ästhetische Wende, während Jakobson mit dem Peirce’schen ikonischen Zeichen operiert – und zeigt wiederum in Mukařovskýs anthropologischer ästhetischer Funktion Verbindungen zur pragmatischen Sprechakttheorie von John R. Searle auf. Im Zusammenhang mit dem ästhetischen Denken Mukařovskýs erörtert sie Positionen Kants, Herbarts und Hegels, hebt die besondere Beziehung seiner Ästhetik zu Husserls Phänomenologie, nicht zuletzt als wichtigen Impuls seiner anthropologischen Orientierung in den 1940er Jahren, hervor und diskutiert das Potential seines offenen Strukturbegriffs für das poststrukturale Denken Jacques Derridas. Sie arbeitet akribisch die Differenzen des tschechischen Strukturalismus zum russischen Formalismus heraus, distanziert sich jedoch explizit von einer vereinfachenden „Überwindungssicht“ und insistiert im Bereich der „dichterischen Semantik“ auf Kontinuität. Sie greift das Problem des Individuums und der menschlichen Persönlichkeit in Literatur und Kunst in Mukařovskýs Studien ab Mitte der 1930er Jahre auf, konstatiert eine basale Unvereinbarkeit zwischen ← 9 | 10 → Mukařovský und Bachtin und plädiert gleichwohl dafür, sie in neuer literaturwissenschaftlicher Perspektive als einander ergänzend wahrzunehmen.
Mukařovskýs „semantische Geste“ entwickelte sich zu einem zentralen Begriff des tschechischen Strukturalismus. Als „‚Kreuzpunkt‘ der werkorientierten Analyseintention wie auch des allgemeinen ästhetischen Denkgebäudes Jan Mukařovskýs“8 kommt ihm folglich in den Studien von Herta Schmid eine essentielle Bedeutung zu. In dem Beitrag „Die ‚semantische Geste‘ als Schlüsselbegriff des Prager literaturwissenschaftlichen Strukturalismus“ wird der „inhaltlichen Definition und Umdefinition“9 des erstmals 1938 von Mukařovský benutzen Terminus nachgegangen. Trotz aller dargelegten Widersprüchlichkeit betont die Autorin bereits hier die mit diesem Begriff verbundene Kontinuität – gleichsam symptomatisch für „strukturale Erkenntnisgewinnung und Begriffsbildung“. Auf das immense Potential der terminologischen Unschärfe des Begriffs verweist sie dann eindrücklich anderthalb Jahrzehnte später:
„Selbst noch der bildliche Ausdruck der ‚Geste‘ im Programmbegriff der ‚semantischen Geste‘ drückt diese Kontinuität [zwischen strukturaler und formalistischer Poetik] aus, meint sie doch etwas sinnlich Wahrnehmbares, Objektiviertes, physisch Fundiertes. Als dieses physisch die ‚Geste‘ Fundierende kann man gerade die sinnliche Dominante ansehen. Doch ‚Geste‘ bedeutet auch ‚Zeigen auf etwas, was jenseits der Geste liegt‘. Mukařovský bestimmt dieses Jenseitige der Geste ‚als die äußeren Zusammenhänge des Werks mit der dichterischen Persönlichkeit, mit der Gesellschaft, mit anderen Bereichen der Kultur‘.“10
Es überrascht nicht, dass gerade dieser Begriff, der von den Strukturalisten der „zweiten Generation“ sowohl kommunikationstheoretisch (Červenka) als auch im Kontext philosophischer Ästhetik (Jankovič) interpretiert wurde, in neueren wissenschaftlichen Arbeiten wieder debattiert wird.11
Der Beginn von Herta Schmids wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem tschechischen Strukturalismus fiel in eine Zeit, als dieser in der Tschechoslowakei erneut starken Anfeindungen, verbunden mit Arbeitsverboten für die Strukturalisten der „zweiten Generation“, ausgesetzt war. Bereits Ende der 1940er Jahre ← 10 | 11 → wurde der Strukturalismus nach der kommunistischen Machtübernahme im Februar 1948 zunehmend verunglimpft und bekämpft. Der Theatertheoretiker und Mukařovský-Schüler Jiří Veltruský verließ nach Repressalien die Tschechoslowakei, während Mukařovský ein Bekenntnis zum Marxismus ablegte, das häufig in einen direkten Bezug zu seinem Interesse am dialektischen Materialismus und Fragen von Ideologie und Kunst nach 1945 gebracht wird. Hier plädieren sowohl Herta Schmid wie auch Miroslav Červenka für eine differenzierte Sicht. Bei Červenka heißt es: „After the instalment of Marxism as the state ideology all such points were turned into tools of manipulation, but originally they were the factors of intellectual and spiritual change, not connected only to the struggle for power, but related also to the search for knowledge […]“.12 Dennoch holte der ‚Geist der Zeit‘, wie Schmid ausführt, Mukařovský nach 1948 ein „und zerstört den tschechischen Strukturalismus im Land seiner Entstehung über eine Periode von mehr als einem Dezennium.“13 In einem 1951 publizierten Artikel distanzierte Mukařovský sich öffentlich vom Strukturalismus, allerdings unter einem enormen äußeren Druck stehend.14
Weniger von Mukařovský selbst als vielmehr von den „Schülern“ seiner bis in die 1960er Jahre gehaltenen Vorlesungen und späteren Mitarbeitern am Akademie-Institut für Tschechische Literatur (Ústav pro českou literaturu) – dessen Leiter Mukařovský zunächst war und das er 1962 auf Druck des Kulturideologen Ladislav Štoll verlassen musste – wurde zum Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahren eine Re-Lektüre und Re-Formierung strukturalistischer Positionen betrieben. Eine wichtige Grundlage dafür lieferte die von Květoslav Chvatík initiierte und herausgegebene Buchpublikation mit einer ganzen Reihe bisher nur unselbständig veröffentlichter und zum Teil sogar unveröffentlichter Studien Mukařovskýs zur Ästhetik (Studie z estetiky, 1966). In dieser Zeit des ← 11 | 12 → „Prager Frühlings“ (und Vorfrühlings) – als auch der programmatische Sammelband Struktura a smysl literárního díla (Struktur und Sinn des literarischen Werks, hrsg. von Milan Jankovič, Zdeněk Pešat, Felix Vodička, 1966) erschien – vertiefte Herta Schmid ihr Interesse für den tschechischen Strukturalismus.
Während sie in den ersten beiden Beiträgen dieses Bandes (1970 und 1976) spürbar euphorisch ihre Zuversicht auf eine umfassende und fruchtbare westliche Rezeption des tschechischen Strukturalismus äußert, konstatiert sie ein halbes Jahrzehnt später, dass „seine eigentliche literaturwissenschaftliche Bedeutung und kunsttheoretische Position nicht voll verstanden worden ist“, gleichwohl er nicht um sein internationales Renommee fürchten müsse.15 Zum Ende der 1990er Jahre diagnostiziert sie bereits „Neigungen“ der Literaturwissenschaft, das vom russischen Formalismus und tschechischen Strukturalismus formulierte Wissen um die „Innen- und Außengrenzen von Literaturwissenschaft […] zu vernachlässigen“,16 und in einem Beitrag von 2014 attestiert sie der gegenwärtigen Literaturwissenschaft, „die Gewissheit ihrer eigenen Existenzberechtigung“, nämlich den Begriff des literarischen Kunstwerks, verloren zu haben.17
Zweifelsohne hat der tschechische Strukturalismus sichtbare und weniger sichtbare Spuren in den Theorie- und Methodendiskussionen der vergangenen Jahrzehnte hinterlassen ‒ über die Slavistik und Tschechien hinaus wurden insbesondere die Arbeiten von Lubomír Doležel zu den „fiktiven Welten“ (Heterocosmica: Fiction and Possible Worlds, 1997; Possible worlds of fiction and history: the postmodern stage, 2010) und Jiří Veltruskýs dramen- und theatertheoretische Beiträge (Drama as Literature 1977; An Approach to the Semiotics of Theatre, 2010) wahrgenommen. Angeregt durch Übersetzungen einzelner Beiträge Jan Mukařovskýs18 ins Deutsche lieferten seine Arbeiten vor allem in den 1970er Jahren einen wichtigen Impuls zur Entwicklung der Rezeptions- und Wirkungsästhetik durch Hans Robert Jauss und Wolfgang Iser. Der Germanist Horst Turk ordnete Jan Mukařovský neben Roman Jakobson und Jurij Tynjanov in seiner ← 12 | 13 → Publikation von 1979 unter den „Klassiker[n] der Literaturtheorie“ ein;19 indessen entschieden sich die Herausgeber der „Klassiker der modernen Literaturtheorie“ drei Jahrzehnte später bei ihrer Auswahl gegen ihn.20
Ab den 1980er Jahren bewegte sich die Aufnahme, Auseinandersetzung und Weiterentwicklung von Theorien, Methoden und Begriffen des tschechischen Strukturalismus in Deutschland fast ausschließlich21 innerhalb der Slavistik. Bezeichnend für diesen bis heute andauernden Zustand ist eine neuere Publikation mit dem programmatischen Titel „Strukturalismus, heute“ (hrsg. von Martin Endres und Leonhard Herrmann, 2018), deren Beiträge die Frage aufgreifen, inwieweit in den Ansätzen heutiger Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften strukturalistische Grundannahmen – auch ohne dass man sich ihrer als solcher immer bewusst ist – enthalten sind oder aber fehlen.22 Nicht nur in der Einleitung, die die Entwicklungslinien des Strukturalismus aufzeigt, bleibt der tschechische Strukturalismus unerwähnt, ähnliches gilt auch für die 16 Beiträge, von denen nur zwei und wiederum in sehr unterschiedlicher Gewichtung auf diesen eingehen. Der Slavist Andreas Ohme umreißt die führende Rolle des tschechischen Strukturalismus bei der „Gegenstandsdefinition“ der Literaturwissenschaft, denn erst Mukařovský und nicht dem russischen Formalismus sei es gelungen, mit dem „Konzept der ästhetischen Funktion“ dieses Problem zu lösen, was der literaturwissenschaftliche Poststrukturalismus aber insofern wieder in Frage gestellt habe, als die Unterscheidung zwischen literarischen und nicht literarischen Texten als irrelevant betrachtet wurde.23 In dem Beitrag des Germanisten Michael Scheffel wird der „Prager und russische Strukturalismus“ nur kurz gestreift; Scheffel hebt hervor, dass Mukařovský mit seinen drei, nach Art der Motivierung herausgearbeiteten Typen des Erzählens auch narratologische Fragen aufgreife, während der Strukturalismus sonst eher lyrische Textanalysen vornehme.24 Die ← 13 | 14 → weitgehende Abwesenheit des tschechischen Strukturalismus in dem aktuellen Band legt die Annahme nahe, dass dieser mit seiner ästhetischen Fundierung weniger anschlussfähig ist für heutige Theorieansätze der Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften als der russische Formalismus, der sowjetische Strukturalismus (Lotman) und der französische Strukturalismus. Oder mangelt es lediglich an seiner Sichtbarkeit infolge fehlender Re-Lektüre? Die vorliegenden inspirierenden und originellen Studien von Herta Schmid sollten als Anregung verstanden werden, diese erneut aufzunehmen.
Redaktionelle Hinweise
Bei der Bearbeitung der in diesem Band versammelten Beiträge sind nur wenige Eingriffe gegenüber den Erstveröffentlichungen vorgenommen worden. Weitgehend vereinheitlicht wurden die Literaturangaben der einzelnen Texte und zudem Literaturverzeichnisse hinzugefügt, wo diese fehlten. Die Rechtschreibung wurde im Wesentlichen in der ursprünglichen Form belassen, offensichtliche Verschreibungen stillschweigend korrigiert.
Die Übersetzungen fremdsprachlicher Texte nahm, wenn es nicht anders vermerkt ist, die Autorin Herta Schmid vor.
Im Anhang des Bandes befindet sich eine Übersicht mit den Titeln all jener Aufsätze und Studien Mukařovskýs, auf die in diesem Band Bezug genommen wird. Sie sind chronologisch geordnet und mit deutschen Titelübersetzungen versehen.
Danksagung
Mein Dank gilt zuallererst der Autorin für die wohlwollende Aufnahme der Idee zu diesem Buch, für ihre Unterstützung bei der Auswahl und Bearbeitung der Beiträge und vor allem für die von ihrem profunden Wissen angeregten Gespräche. Sodann danke ich Andreas Ohme, dass der Band in die Reihe SLOVO aufgenommen wurde und er die Entstehung des Buchmanuskripts durch sorgfältige Redaktion und förderliche Hinweise begleitet hat.
Den Druck des Buches ermöglichte indessen erst die finanzielle Förderung des Deutsch-Tschechischen-Zukunftsfonds sowie der Universität Potsdam – an beide Institutionen geht mein besonderer Dank.
Eichwalde, im September 2018
Birgit Krehl
1 Herta Schmids Interesse für den tschechischen Strukturalismus wurde allerdings bereits vor ihrem fast einjährigen Studienaufenthalt in Prag geweckt, als ihr in der Institutsbibliothek des Slavischen Seminars der Universität Köln eine noch unaufgeschnittene Broschüre mit Radiovorträgen über die Dichtersprache (O básnickém jazyce, cyklus rozhlasových přednášek, 1947) der Prager Strukturalisten Jan Mukařovský, Bohuslav Havránek und Felix Vodička in die Hände fiel und sie deren erste Leserin wurde.
2 Im Jahr 2011 erschien unter dem Titel Struktury a funkce ein Band mit 17 Beiträgen von Herta Schmid in Prag (hrsg. von Aleš Haman und Radim Kopáč). Er enthält neben sieben Aufsätzen zum tschechischen Strukturalismus sechs Beiträge zu Autoren und Werken der tschechischen Literatur vom 17. bis 20. Jahrhundert sowie vier Studien zum Dramen- und Theaterschaffen von Václav Havel.
3 Schmid, Herta, 1999: „Besteht ein Bruch zwischen Mukařovskýs Poetik und Ästhetik“, in: Vladimír Macura/Herta Schmid (Hg.), Jan Mukařovský and the Prague School/und die Prager Schule, Potsdam, S. 75 [in diesem Band S. 273].
4 Ebd.
5 Schmid, Herta, 1992: „Übereinstimmungen und Abweichungen zwischen dem tschechischen Strukturalismus und postmodernem Denken“, in: Ján Bakoš/Peter Michalovič (Hg.), Česko-slovenský štrukturalizmus a Viedenský scientizmus, Bratislava, S. 205 [in diesem Band S. 209].
6 Die Bezeichnungen für diese literaturtheoretische Strömung divergieren. Sie reichen von Prager Strukturalismus und Prager Schule über Prager literaturwissenschaftlicher Strukturalismus bis zu ,tschechoslowakischer‘ und ,tschechischer Strukturalismus‘. Wir haben uns für ,tschechischer Strukturalismus‘ entschieden, weil Prager Strukturalismus wie auch Prager Schule eher mit dem Prager Linguistenkreis verbunden wird. Herta Schmid verwendet in ihren Beiträgen alle angeführten Bezeichnungen, präferiert jedoch deutlich den Terminus ,tschechischer Strukturalismus‘.
7 Schmid, Herta: „Besteht ein Bruch zwischen Mukařovskýs Poetik und Ästhetik“ (wie Anm. 3).
8 Schmid, Herta, 1982: „Die ‚semantische Geste‘ als Schlüsselbegriff des Prager literaturwissenschaftlichen Strukturalismus“, in: Elrud Ibsch (Hg.), Schwerpunkte der Literaturwissenschaft außerhalb des deutschen Sprachraums, Amsterdam 1982, S. 210 f. [in diesem Band S. 90 f.].
9 Ebd. S. 211.
10 Schmid, Herta: „Besteht ein Bruch zwischen Mukařovskýs Poetik und Ästhetik“ (wie Anm. 3), S. 85 f. [in diesem Band S. 284].
11 Vgl. u.a. Strätling, Susanne, 2016: Die Hand am Werk, Paderborn, S. 122 f.
12 Červenka, Miroslav, 1999: „Mukařovský’s Break with Structuralism“, in: Vladimír Macura/Herta Schmid (Hg.), Jan Mukařovský and the Prague School/und die Prager Schule, Potsdam, S. 316.
13 Schmid, Herta, 1997: „Das Problem des Individuums im tschechischen Strukturalismus“, in: Wolfgang F. Schwarz (Hg.), Prager Schule: Kontinuität und Wandel Arbeiten zur Literaturästhetik und Poetik der Narration, Frankfurt am Main, S. 300 [in diesem Band S. 268].
14 Vgl. Červenka, Miroslav: „Mukařovský’s Break with Structuralism“ (wie Anm. 12), S. 320. Ondřej Sládek verweist in seiner Mukařovský-Biogaphie darauf, dass die mit Mukařovský befreundeten Intellektuellen Vladimír Clementis und Ladislav Novomeský 1951 inhaftiert und verurteilt wurden – Clementis zum Tode, Novomeský zu 10 Jahren Zuchthaus. Siehe Sládek, Ondřej, 2015: Jan Mukařovský. Život a dílo, Brno.
15 Schmid, Herta: „Die ‚semantische Geste‘ als Schlüsselbegriff des Prager literaturwissenschaftlichen Strukturalismus“ (wie Anm. 8), S. 209 [in diesem Band S. 89].
16 Schmid, Herta: „Das Problem des Individuums im tschechischen Strukturalismus“ (wie Anm. 13), S. 265 [in diesem Band S. 233 f.].
17 Schmid, Herta, 2014: „Dichtersprache, Werkanalyse und deutsche Traditionen in Jan Mukařovskýs Strukturalismus ‒ mit einem Blick auf Jiří Veltruskýs Dramen- und Theatertheorie“, in: Germanoslavica: Zeitschrift für germano-slawische Studien 25, Nr. 2, S. 149 [in diesem Band S. 357].
18 Mukařovský, Jan, 1967: Kapitel aus der Poetik und ders., 1970: Kapitel aus der Ästhetik, beide hrsg. von Walter Schamschula, Frankfurt am Main.
19 Schamschula, Walter, 1979: „Mukařovský (1891–1975)“, in: Horst Turk (Hg.), Klassiker der Literaturtheorie: von Boileau bis Barthes, München, S. 238–250.
20 Vgl. Martínez, Matías; Scheffel, Michael, 2010: „Einleitung: Klassiker der modernen Literaturtheorie ‒ heute“, in: dies., Klassiker der modernen Literaturtheorie, München, S. 10.
21 Zu den wenigen Ausnahmen gehören z. B. die Publikationen des Soziologen und Germanisten Frank Illing, siehe u. a. 2001: Jan Mukařovský und die Avantgarde, Bielefeld.
Details
- Seiten
- 398
- Erscheinungsjahr
- 2019
- ISBN (PDF)
- 9783631778753
- ISBN (ePUB)
- 9783631778760
- ISBN (MOBI)
- 9783631778777
- ISBN (Hardcover)
- 9783631745304
- DOI
- 10.3726/b15111
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2019 (Juni)
- Schlagworte
- Ästhetische Funktion Semantische Geste Strukturale Poetik Strukturale Ästhetik Russischer Formalismus Poststrukturalismus
- Erschienen
- Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2019. 398 S., 3 Graf.