. Hrsg. von Philip Hoffmann-Rehnitz, Matthias Pohlig, Tim Rojek und Susanne Spreckelmeier. Kulturen des Entscheidens, 4. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2021, 523 S., 13 s/w Abb., 2 Grafiken.
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Open Access
Journal:
Mediaevistik
Volume 35
Issue 1
pp. 388 - 389
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Summary
Leben wäre schwer vorstellbar, ob tierisch oder menschlich, das ohne Entscheidungen abläuft. Ist nicht jeder biologische Prozess dadurch bestimmt, ob dies nun bewusst oder unbewusst geschieht? Die meisten Entscheidungen folgen wohl einem automatischen Schema und werden kaum ganz rational durchgeführt, aber es sind doch Entscheidungen. Aus historischer Sicht z.B., soll ein Ritter auf Kreuzzug gehen oder nicht; soll man die Einladung zu einem Turnier annehmen oder nicht; ist die Heirat mit einer geliebten Person zu empfehlen oder nicht, etc. Dies hat nicht unbedingt etwas mit kritischem Denken zu tun, denn viele Entscheidungen werden durch Gefühle oder schlicht externe Impulse ausgelöst, sei es, dass man sich auf das äußere Wetter einstellt und entsprechend kleidet, sei es, dass man von Angst oder Hoffnung getrieben einen Entschluss fasst, der zu Handlungen führt. Unterscheiden wir uns heute in der Hinsicht von den Menschen im Mittelalter, wie die Herausgeber dieses Sammelbandes in der Einleitung zunächst nahelegen, sprechen sie ja von unserer “Entscheidungsgesellschaft” (9)? Andererseits besteht durchaus die Aufgabe seitens der Geisteswissenschaften, sich mit dem Komplex von Entscheidungen auseinanderzusetzen, denn alle Entscheidungsprozesse spiegeln die Mentalität und Kultur einer Gesellschaft und reflektieren zugleich die Position des Individuums (17), und dies auch in der Vormoderne. Es ergibt sich damit die Frage, inwieweit die Kategorie von Entscheidungen letztlich wirklich hilfreich sein mag, kulturhistorische Erkenntnisse zu gewinnen. Die sehr lange Einleitung hilft jedenfalls wenig, konkret zu einer Problembestimmung zu gelangen, weil hier viel zu theoretisch über das Phänomen gehandelt wird, ohne dass dadurch Epochenunterschiede auch nur angesprochen würden.
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- DOI
- 10.3726/med.2022.01.63
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