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Interdisziplinäre Perspektiven der Germanistik in multiethnischen Gebieten

von Doris Sava (Band-Herausgeber:in) Maria Sass (Band-Herausgeber:in)
©2023 Sammelband 218 Seiten

Zusammenfassung

Der Sammelband bietet Beiträge zu ausgewählten Genres (Erzählung, Autobiografie, Roman) und zum aktuellen Sprachgebrauch in den Medien und in der urbanen Öffentlichkeit. Aus interdisziplinärer Perspektive werden sozialhistorische Hintergründe, Stofflichkeit, Erzählkunst und Rezeptionswege literarischer (Gegenwarts-)Produktionen erörtert, die Einzelschicksale, Migration, Heimatverlust oder Realitätsflucht aufgreifen. Die Aufsätze beleuchten auch Strategien des Umgangs mit Sprache in der Presse, Werbung, urbanen Räumen und im Unterricht im Kontext von Mehrsprachigkeit.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Inhaltsverzeichnis
  • Abbildungsverzeichnis
  • Tabellenverzeichnis
  • Vorwort
  • Das Bild des Eigenen und des Fremden in Joachim Wittstocks Erzählung Kurator, Söldner, Gouverneur (1998)
  • Das Bukarester Urbane in der autobiografischen Schrift Gregor von Rezzoris Mir auf der Spur (2013)
  • Das Frauenbild in der Literatur des Wassertales. Lebensgeschichten der Zipser Frauen
  • Flucht und Migration in gegenwärtigen Kinder- und Jugendromanen: Auswirkungen des Heimatverlustes in Dazwischen ICH (2016) von Julya Rabinowich
  • Das Kunstlied zwischen Romantik und Biedermeier: Musik als Ort der weiblichen Kreativität
  • Die Darstellung der Möbelstücke bei Franz Kafka. Eine korpusbasierte Studie
  • Prä-Astronautik als literarischer Eskapismus. Erinnerungen an die Zukunft (1968) im soziohistorischen Kontext
  • Dolores im Männerland. Weibliche Identität in „Lolita“ von Vladimir Nabokov
  • Archaisches Wortgut in der rumäniendeutschen Pressesprache
  • Sprache im öffentlichen Raum. Deutsch in der Sprachlandschaft von Mühlbach
  • Verrückt nach Limo. Zur Thematisierung des „Wahnsinns“ in deutschen TV-Werbespots
  • Psychische Erkrankungen und Sprachwandel. Interdisziplinäre Annäherungen an den Transfer von Fachtermini in die Alltagssprache
  • Kulturwissenschaftliche Ansätze in der DaF-Didaktik und ihre bisherige Anwendung im Fach Cultură și civilizație germană an rumänischen Hochschulen
  • Ergebnisse einer Aktionsforschung zur Verwendung von Lernkarten als Lernmethode bei slowenischen Deutschlernenden

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Vorwort

Mit diesem Band wird die Publikationsreihe des an der Philologischen Fakultät der Lucian-Blaga-Universität Sibiu/Hermannstadt angesiedelten Forschungszentrums Zentrum für linguistische, literarische und kulturelle Forschung (ZLLKF) fortgeführt1, das sich durch den besonderen Stellenwert der deutschen Sprache und Kultur in der Region Siebenbürgen definiert. Die Erforschung des deutschsprachigen Schrifttums und Literaturbetriebs, der Wechselwirkungen im Bereich der Literaturvermittlung und des Kulturaustausches in multiethnischen Gebieten sowie des historischen und aktuellen Sprachgebrauchs in der deutschsprachigen Presse Rumäniens gehört zu den traditionellen Forschungsschwerpunkten des germanistischen Standortes Hermannstadt.

Der Sammelband vereint Vorträge der Sondersektion für Jungforscher2 (Masteranden, Doktoranden3, Postdocs), die auch die multikulturelle und multiethnische Vielfalt Siebenbürgens, das reiche kulturelle Erbe der deutschen Minderheiten Rumäniens oder die literarische Gegenwartsproduktion aufgreifen.4 Der Band, der größtenteils Einzeluntersuchungen zu Promotionsthemen umfasst, belegt zudem, welche Forschungsfragen in der rumänischen Germanistik aktuell wahrnehmbar sind – Fragen der Inter- und Transkulturalität aus vergleichender oder interdisziplinärer Sicht, kollektiven Identität, geschichtliche Erfahrungen, Gemeinschaftswerte und kulturelle Traditionen der Rumäniendeutschen.

Den ersten Teil des Sammelbandes eröffnet Sonia Ţîru (Hermannstadt) mit einem Aufsatz zum Eigen- und Fremdbild in der Erzählung Kurator, Söldner, Gouverneur (1998) von Joachim Wittstock. Als Zeitzeuge der massiven Abwanderung der Deutschstämmigen nach dem Fall der Diktatur 1989 und der Öffnung der Grenzen behandelt Wittstock, Vertreter der rumäniendeutschen Literatur, in seiner Prosa Stoffe, die um die Auswirkungen des Zeitgeschehens – der Niedergang der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft durch die Entfremdung der Siebenbürger Sachsen und den Wandel ihrer kollektiven Identität – auf Einzel- und Familienschicksale kreisen. Von einem geokritischen Ansatz geht Ștefan Mihăilă (Jassy) aus, der das Bild der Hauptstadt Bukarest in der autobiografischen Schrift Gregor von Rezzoris Mir auf der Spur (2013) untersucht, während Teodora Țugui-Caraba (Hermannstadt) Frauenbilder in den Lebensgeschichten der Zipserinnen5 aus dem Wassertal erfasst, die vom rauen Alltag in der abgelegenen Bergregion berichten.

Der zweite Teil des Bandes bündelt zwei Aufsätze, die sich mit Autorinnen bzw. Komponistinnen befassen, die in ihren Werken die Erfahrung der Migration und des Heimatverlustes einbringen bzw. in der Musik ihre künstlerische Selbstverwirklichung finden. So diskutiert Maria Cristian (Hermannstadt) Dimensionen der „Heimat“ und thematisiert die Auswirkungen des Heimatverlustes bei Julya Rabinowich. Der Beitrag von Magalì Trovato (Hermannstadt) nimmt das Kunstlied als Ausdruck der Selbstentfaltung in den Blick, wobei das Schaffen namhafter Komponistinnen (Bettina von Arnim, Annette von Droste-Hülshoff, Fanny Hensel, Johanna Kinkel, Josephine Caroline Lang) beleuchtet wird.

Im dritten Teil sind weitere drei Aufsätze aufgenommen worden, die sich herausragenden Autoren und Veröffentlichungen zuwenden. Wie digitale Ressourcen für vielfältige interdisziplinäre Fragestellungen genutzt werden können, verdeutlicht der Aufsatz von Claudia Tulcan (Temeswar), der sich im Hinblick auf die Raumgestaltung und Figurenkonstellation mit der korpusbasierten Darstellung der Möbelstücke im Prosawerk von Franz Kafka befasst. Dem besonderen Genre der phantastischen Science-Fiction-Literatur widmet sich Manuel Stübecke (Leipzig), der im Beitrag vom soziohistorischen Kontext der Erstveröffentlichung Erich von Dänikens Klassiker Erinnerungen an die Zukunft (1968) ausgeht, um das (Hoffnungs-)Potenzial seiner Narration und des Eskapismus aufzuzeigen. Thorsten Hanisch (Tübingen) befasst sich mit der weiblichen Identität im kontrovers diskutierten Roman Lolita (1955) des russischen Schriftstellers Vladimir Nabokov.

Der vierte, sprachwissenschaftlich ausgerichtete Teil des Bandes umfasst vier Aufsätze und wird von Maria Sânziana Iliescu (Bukarest) eingeleitet. Die Autorin befasst sich mit dem archaischen Wortgut in der Tageszeitung der deutschen Minderheit Rumäniens Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien (ADZ), wobei die vielfältigen Ursachen der Archaisierung und des Wiederbelebens von Archaismen miterfasst werden. Adeline-Alexandra Berdie (Hermannstadt) greift die sprachliche Vielfalt Siebenbürgens auf. Dabei wird die visuell wahrnehmbare Mehrsprachigkeit einer urbanen Sprachlandschaft beispielhaft erfasst. Die Autorin untersucht deshalb das Vorkommen von Deutsch in der Öffentlichkeit, um Rückschlüsse auf die Lebendigkeit dieser Minderheitensprache im historischen Stadtzentrum von Mühlbach/Sebeș zu ziehen. Miruna Ivanov (Bukarest) untersucht aus pragmalinguistischer und interkultureller Sicht die Einbringung effizienter Marketingstrategien zur Thematisierung des „Wahnsinns“/der „Verrücktheit“ in zwei deutschen TV-Werbespots für bekannte alkoholfreie Getränke (Bluna und Fanta).

Kolja Heckes (Münster) und Manuel Stübecke (Leipzig) gehen vom inflationären Gebrauch von Fachtermini der Psychologie und Psychiatrie im Alltag aus und verweisen hierbei auf die Tendenz, sich in der Öffentlichkeit über psychische Erkrankungen zu äußern, wodurch allerdings untreffende Vorstellungen über diese Krankheiten vermittelt werden.

Im letzten Teil des Sammelbandes wurden zwei Beiträge aufgenommen, die sich mit methodisch-didaktischen Fragen beschäftigen. Der Beitrag von Andrea Susanne Stancu (Hermannstadt) berücksichtigt den kontrovers diskutierten Paradigmenwechsel in der Didaktik der Landeskunde, sodass die Autorin kulturwissenschaftliche Ansätze, das Konzept der Deutungsmuster und das Konzept der Erinnerungsorte sowie Lehr- und Lernmaterialien zum kulturbezogenen Lernen an rumänischen Hochschulen exemplarisch darstellt.

Der Band schließt mit dem Beitrag von Admira Ćosić (Ljubljana) zu den Ergebnissen des Einsatzes von Bild- und Wortkarten und den Vorteilen dieser Lernmethode beim Erwerb des bestimmten Artikels durch slowenische Lerner der Klassen 4 bis 6, die Deutsch als Wahlfach haben.

Wir danken dem Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt für die finanzielle Förderung und dem Verlag Peter Lang für das Entgegenkommen.

Doris Sava und Maria Sass


1 In dieser Publikationsreihe sind folgende Sammelbände zuletzt erschienen: Sava, Doris/Lăzărescu, Ioan (Hrsg.): Deutsch als Regionalsprache und Kontaktsprache. Varietäten- und medienlinguistische Beiträge zum historischen und aktuellen Sprachgebrauch in Rumänien. Peter Lang, Berlin 2023 (Reihe: Deutsche Sprache und Kultur in Mittel-, Ost- und Südosteuropa 2), 397 S. und Sass, Maria/Sava, Doris (Hrsg.): Minderheit als kulturelle Bereicherung. Literatur, Sprache und Kultur der Rumäniendeutschen im Wandel. Peter Lang, Berlin, 2022, 288 S.

Details

Seiten
218
Jahr
2023
ISBN (PDF)
9783631913963
ISBN (ePUB)
9783631913970
ISBN (Paperback)
9783631913956
DOI
10.3726/b21508
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (März)
Schlagworte
Eigen-/Fremdbilder rumäniendeutsche Literatur Migration Heimatverlust Kunstlied Raumgestaltung Figurenkonstellation Science-Fiction-Literatur Eskapismus Archaisierung Mehrsprachigkeit TV-Werbung kulturbezogenes Lernen
Erschienen
Berlin, Bruxelles, Chennai, Lausanne, New York, Oxford, 2023. 218 p., 14 ill. en couleurs, 4 tabl.

Biographische Angaben

Doris Sava (Band-Herausgeber:in) Maria Sass (Band-Herausgeber:in)

Doris Sava studierte Germanistik und Rumänistik an der Universität Bukarest und promovierte im Fachbereich Linguistik. Sie ist Professorin für Germanistische Sprachwissenschaft an der Lucian-Blaga-Universität in Sibiu/Hermannstadt. Maria Sass studierte Germanistik und Rumänistik an der Universität in Hermannstadt und promovierte im Fachbereich Literaturwissenschaft. Sie ist Professorin für Germanistische Literaturwissenschaft an der Lucian-Blaga-Universität in Sibiu/Hermannstadt.

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Titel: Interdisziplinäre Perspektiven der Germanistik in multiethnischen Gebieten