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Sieben Vorlesungen zu Wang Guoweis «Gesprächen über die Lieddichtung»

Aus dem Chinesischen übertragen von Mu Gu, Stefan Sklenka und Volker Klöpsch

von Florence Chia-ying Yeh (Autor:in) Mu Gu (Übersetzung) Stefan Sklenka (Übersetzung) Volker Klöpsch (Übersetzung)
©2024 Monographie 192 Seiten

Zusammenfassung

In ihren sieben Vorträgen setzt sich die Autorin, die als eine der wichtigsten Literaturwissenschaftlerinnen Chinas gilt, mit Thesen des berühmten Gelehrten Wang Guowei über die klassischen Ci-Gedichte (Lieddichtung) Chinas kritisch auseinander und erläutert ihr Verständnis der Gespräche über die Lieddichtung in einer auch für den heutigen Leser leicht verständlichen Sprache. Sie lässt sich dabei nicht von der Perspektive des traditionellen chinesischen Denkens einschränken, sondern bezieht auch westliche Literaturtheorien ein.
Gespräche über die Lieddichtung ist ein literaturkritisches Werk Wang Guoweis und zugleich eines der einflussreichsten Werke auf diesem Gebiet seit der späten Qing-Zeit. Stark beeinflusst von der westlichen Ästhetik, eröffnete Wang Guowei darin eine neue Perspektive auf die klassische chinesische Literatur und nimmt damit eine einzigartige Stellung in der chinesischen Literaturkritik ein.
Das Buch wurde 2014 im Verlag der Universität Beijing veröffentlicht und noch im selben Jahr mit dem Preis „Wertvolles chinesisches Buch“ ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis


Florence Chia-ying Yeh

Sieben Vorlesungen zu Wang Guoweis Gesprächen über die Lieddichtung Aus dem Chinesischen übertragen von Mu Gu, Stefan Sklenka und Volker Klöpsch

Autorenangaben

Florence Chia-ying Yeh wurde 1924 in Beijing geboren. Sie studierte chinesische Literatur an der Furen-Universität in Taiwan und gilt als eine der wichtigsten Literaturwissenschaftlerinnen Chinas.

Mu GU (geb. 1975) ist promovierte Germanistin und als Deutschlehrerin sowie als Literaturübersetzerin in Beijing tätig.

Stefan Sklenka (geb. 1971) ist seit 2002 als Deutschlektor in Beijing tätig.

Volker Klöpsch (geb. 1948) ist Germanist, Anglist und promovierter Sinologe sowie Übersetzer zahlreicher Werke vornehmlich aus der klassischen Lyrik und Prosa.

Über das Buch

In ihren sieben Vorträgen setzt sich die Autorin, die als eine der wichtigsten Literaturwissenschaftlerinnen Chinas gilt, mit Thesen des berühmten Gelehrten Wang Guowei über die klassischen Ci-Gedichte (Lieddichtung) Chinas kritisch auseinander und erläutert ihr Verständnis der Gespräche über die Lieddichtung in einer auch für den heutigen Leser leicht verständlichen Sprache. Sie lässt sich dabei nicht von der Perspektive des traditionellen chinesischen Denkens einschränken, sondern bezieht auch westliche Literaturtheorien ein.

Gespräche über die Lieddichtung ist ein literaturkritisches Werk Wang Guoweis und zugleich eines der einflussreichsten Werke auf diesem Gebiet seit der späten Qing-Zeit. Stark beeinflusst von der westlichen Ästhetik, eröffnete Wang Guowei darin eine neue Perspektive auf die klassische chinesische Literatur und nimmt damit eine einzigartige Stellung in der chinesischen Literaturkritik ein.

Das Buch wurde 2014 im Verlag der Universität Beijing veröffentlicht und noch im selben Jahr mit dem Preis „Wertvolles chinesisches Buch“ ausgezeichnet.

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1.  Vorlesung

Wang Guowei war ein außergewöhnlicher Gelehrter. Seine Größe, seine herausragende Stellung und der Respekt, den ihm viele Menschen entgegenbrachten, sind darauf zurückzuführen, dass das, wonach er strebte, sich von dem unterschied, was unsere heutigen sogenannten Gelehrten anstreben. Heutzutage ist für viele der Gelehrten der persönliche Nutzgewinn das Hauptkriterium ihrer wissenschaftlichen Forschung. Das Ziel heutiger Doktoranden ist es häufig, einen Doktortitel zu bekommen, der ihnen zu einer besseren Anstellung, einer höheren Position und einem höheren Einkommen verhilft. Diese Ausrichtung auf den persönlichen Vorteil ist in der akademischen Welt Chinas ein weitverbreitetes Phänomen. Hinzu kommt, dass Wang Guowei – im Unterschied zu vielen Akademikern – nach wirklichem Wissen strebte, und nicht lediglich nach dem Anschein von Wissen. Mehr noch: Ziel seines Strebens war einzig die Wahrheit.1

In der Qinghua-Universität befindet sich eine Erinnerungsstätte für Wang Guowei, vor der eine Stele mit einer Gedenkinschrift von Chen Yinque2 steht. Zwei Abschnitte daraus seien hier zitiert:

Die Studien und Forschungen des Gelehrten zielen darauf ab, sein Herz von den Fesseln des weltlichen Lebens zu befreien. Es ist dieses Streben nach innerer Freiheit, durch das er zur wahren Erkenntnis zu gelangen vermag. Denken ohne Freiheit ist wahrlich schlimmer als der Tod.

Wang Guoweis Werk mag nicht immer die ihm gebührende Beachtung gefunden haben, und über seine Lehren lässt sich sicher diskutieren. Doch sein aufrichtiges Streben nach Wissen, die Unabhängigkeit seines Geistes und die Freiheit seines Denkens werden die Jahrhunderte überdauern und in die Zukunft strahlen, so hell wie die Sonne, der Mond und die Sterne.

Was ist ein Gelehrter? Unter den vier Berufsgruppen im alten China – Gelehrten, Bauern, Handwerkern und Händlern (shi nong gong shang) – nimmt der Gelehrte den höchsten Rang ein. In den Gesprächen des Konfuzius heißt es: „Der Gebildete richtet sein Streben auf die Wahrheit.“3 Was ist das Ideal des Gelehrten? Er sucht nach wahrer Erkenntnis, nach den Grundprinzipien des menschlichen Lebens. Deshalb sollte das oberste Ziel seines Studiums und seiner Forschung nicht ein akademischer Titel sein, auch kein persönlicher Vorteil. Aber was dann? Die Antwort auf diese Frage gibt Chen Yinque in seiner Inschrift: Man muss sein Herz von den Fesseln des weltlichen Lebens befreien. Das Ziel der akademischen Forschung ist es also, unser Denken und Handeln zu befreien. Und zwar wovon? Von den Beschränkungen des menschlichen Lebens. Aber auch das gerade erwähnte Streben nach einem hohen akademischen Grad und nach einer guten Anstellung ist eine solche weltliche Fessel, genauso wie der in der chinesischen Kultur fest verankerte Wunsch, für seine Eltern Ehre zu gewinnen, indem man eine anerkannte Persönlichkeit wird. Chen Yinque weist darauf hin, dass das Ziel der Forschung die Suche nach Wahrheit ist. Anders gesagt: Man lernt, um die Wahrheit zu verstehen oder ihr zumindest nahezukommen. Daher der Satz: „Denken ohne Freiheit ist wahrlich schlimmer als der Tod.“ Denn dann wird das Leben zur unerträglichen Qual, weil man dieses Ziel nicht mehr in Freiheit verfolgen kann. Auf diese Weise erklärt sich Chen Yinque Wang Guoweis Freitod.

Wang Guowei wurde im Jahr 1877 geboren und starb 1927 mit nur 50 Jahren in einem Alter, das für einen Gelehrten eigentlich eine goldene Zeit darstellt. Es ist das Alter, in dem das Denken zur Reife gelangt und am leistungsfähigsten ist und in dem man die größten Erfolge erzielt. Doch gerade in diesem Alter nahm Wang Guowei sich das Leben. Im Sommerpalast gibt es einen Ort namens Yuzao Xuan, an dem er sich im Kunming-See ertränkte. Um seine Gründe besser zu verstehen, müssen wir zuerst die Zeitumstände genauer betrachten. Bei Menzius heißt es treffend: „Er steigt empor in seinen Gedanken zu den Männern des Altertums, er rezitiert ihre Lieder, er liest ihre Schriften. Weiß er nicht, ob solch ein Mann des Altertums würdig ist, so beschäftigt er sich mit der Geschichte seiner Zeit.“4 Dies ist ein Hinweis: Wenn wir die Werke eines Menschen lesen, ohne die Zeit zu begreifen, in der er lebte, ohne zu wissen, wie er zu dem Menschen wurde, der er war – wie können wir dann seine Werke verstehen?

Niemand kann seiner Zeit entfliehen. Deshalb soll zuerst von der Zeit, in der Wang Guowei geboren wurde, die Rede sein. Seine Geburt fiel in die Jahre, in denen die letzte chinesische Kaiserdynastie ihrem Ende entgegenging. In den späten Jahren der Qing-Dynastie wurde die Regierung durch ungerechte Verträge zu Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen gezwungen, und die Kolonialmächte waren darauf aus, China unter sich aufzuteilen. 1840 brach der 1. Opiumkrieg aus und 1842 wurde der Vertrag von Nanjing unterzeichnet. Im Jahre 1860 fielen anglo-französische Truppen in Beijing ein, und sie zwangen die chinesische Regierung, den Vertrag von Beijing zu unterzeichnen. Diese Ereignisse prägten die Zeit, in die Wang Guowei am 3. Dezember 1877 in der Stadt Haining in der Provinz Zhejiang hineingeboren wurde.

Details

Seiten
192
Erscheinungsjahr
2024
ISBN (PDF)
9783631924587
ISBN (ePUB)
9783631924594
ISBN (Hardcover)
9783631924570
DOI
10.3726/b22198
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2024 (Dezember)
Schlagworte
Gespräche über Lieddichtung Florence Chia-ying Yeh Wang Guowei Lieddichtung klassische Lyrik Chinesische Literaturwissenschaft
Erschienen
Berlin, Bruxelles, Chennai, Lausanne, New York, Oxford, 2024. 192 S.
Produktsicherheit
Peter Lang Group AG

Biographische Angaben

Florence Chia-ying Yeh (Autor:in) Mu Gu (Übersetzung) Stefan Sklenka (Übersetzung) Volker Klöpsch (Übersetzung)

Die Autorin: Florence Chia-ying Yeh wurde 1924 in Beijing geboren. Sie studierte chinesische Literatur an der Furen-Universität in Taiwan und gilt als eine der wichtigsten Literaturwissenschaftlerinnen Chinas. Die Übersetzer: Mu GU (geb. 1975) ist promovierte Germanistin und als Deutschlehrerin sowie als Literaturübersetzerin in Beijing tätig. Stefan Sklenka (geb. 1971) ist seit 2002 als Deutschlektor in Beijing tätig. Volker Klöpsch (geb. 1948) ist Germanist, Anglist und promovierter Sinologe sowie Übersetzer zahlreicher Werke vornehmlich aus der klassischen Lyrik und Prosa.

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