: Strahlungen. Die Tagebücher des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit. Historisch-kritische Ausgabe, hrsg. von Joana van de Löcht und Helmuth Kiesel unter Mitarbeit von Friedrike Mayer-Lindenberg, 3 Bde. Stuttgart: Klett-Cotta 2022, 2388 S.
4 Pages
Open Access
Journal:
Jahrbuch für Internationale Germanistik
Volume 55
Issue 2
Publication Year 2023
pp. 224 - 227
Summary
Die in ansprechendem bordeauxrot gebundenen drei Bände der Edition enthalten sechs Tagebücher von Ernst Jünger (1895–1998) aus den Jahren 1939–1948. In diesen Aufzeichnungen schrieb Jünger seine Beobachtungen, Überlegungen und Aktivitäten „während der Kriegsjahre in Frankreich, an der Ostfront und während der ersten Nachkriegsjahre in Kirchhorst“ (vgl. I, S. 14) nieder, und zwar, was von den Herausgebern auch betont wird, „das, was man während der Kriegsjahre in Paris über die Mordaktionen im östlichen Kriegsgebiet erfuhr“. (ebd.) Dem Fazit: „Jüngers Journal der Kriegsjahre ist […] ein Dokument einer zutiefst anomalen Zeit und zugleich das Zeugnis einer entscheidenden Entwicklungsphase des Schriftstellers Ernst Jünger“ (I, S. 16) ist zuzustimmen. Ein Tagebuch mit Schilderungen aus dem Zweiten Weltkrieg allerdings mit dem idyllisierenden Titel „Gärten und Strassen“ zu versehen, gehört zu den Widersprüchen, mit denen der Leser bei der Lektüre des Tagebuchtextes immer wieder konfrontiert wird, wenn Berichte von Zerstörungen und Kadavern mit ästhetisch hochstilisierten Schilderungen von Naturbeobachtungen beispielsweise bei der Käferjagd oder bei der Betrachtung des Sternenhimmels abwechseln. Aber diese Mischung gehört naturgemäß zu einem Tagebuch hinzu, das nicht von einem Autor gestaltet wird, sondern das von Tag zu Tag mit dem gefüllt wird, was geschieht.
Details
- Pages
- 4
- DOI
- 10.3726/JIG552_224
- Open Access
- CC-BY
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