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Zu Heidegger – Kommunikationsanalytische Studien

by Friedrich Markewitz (Author)
©2025 Monographs 532 Pages
Series: LITTERA, Volume 11

Summary

Martin Heideggers Einfluss reicht bis heute weit über enge disziplinäre Grenzen hinaus in die verschiedenen Geistes- und Kulturwissenschaften sowie die gesamtgesellschaftliche Öffentlichkeit hinein. Gleichzeitig werden er und seine Philosophie, insbesondere seit der Veröffentlichung seiner Denktagebücher, der ‚Schwarzen Hefte‘, aufgrund nationalsozialistischer Verstrickungen und antisemitischer Konnotationen kontrovers diskutiert. Trotz seiner diskursiven Herausgehobenheit und Relevanz stehen linguistische Aufarbeitungen zu Heideggers Kommunikationsverhalten bis heute weitestgehend aus. Die vorliegende kommunikationsanalytische Studie versteht sich als erster umfassender Versuch, Heideggers Kommunikationsverhalten in den Blick zu nehmen, um Charakteristika wie Problematiken des Heideggerischen Sprachgebrauchs aufzuarbeiten sowie zu reflektieren.
Mit dem vorliegenden Buch zeigt Friedrich Markewitz, was die linguistische und kommunikationsanalytische Reflexion des Werks eines Autors imstande ist zu leisten: einen wesentlichen Beitrag zur empirischen Aufarbeitung des auch inhumanen Denkens eines einflussreichen Philosophen des 20. Jahrhunderts.
(David Römer, Universität Kassel)

Table Of Contents

  • Umschlag
  • Schmutztitel
  • Littera
  • Titelseite
  • Copyright-Seite
  • Widmung
  • Danksagung
  • Hingabe
  • Inhalt
  • Tabellenverzeichnis
  • 1 Einleitung
  • 1.1 Gegenstandsaufriss
  • 1.2 Zu Verbindungsmöglichkeiten zwischen Martin Heidegger und der Sprachwissenschaft
  • 1.3 Zum Verhältnis der Sprachwissenschaft und Martin Heidegger
  • 1.4 Zur Quellenlage, Quellenproblematik und Auswertungsmethodik dieser Studie
  • 1.5 Aufbau der Studie
  • 2 Analytische Schneisen in das Gesamtwerk Martin Heideggers: Vier Ein-Text-Diskurs- bzw. -Kulturanalysen
  • 2.1 Theoretische und methodische Vorbemerkungen
  • 2.2 Heideggers Antrittsvorlesung: Was ist Metaphysik? (1929) [5.881 Tokens]
  • 2.3 Heideggers Rektoratsrede: Die Selbstbehauptung der deutschen Universität (1933) [3.047 Tokens]
  • 2.4 Heideggers Rechtfertigungsbrief: Über den Humanismus (1946/47) [16.378 Tokens]
  • 2.5 Heideggers Vermächtnisinterview: Das Spiegelinterview (1966/76) [5.255 Tokens; nur Heideggers Redeanteile]
  • 2.6 Zwischenfazit
  • 3 Zu Martin Heideggers Ausdrucksverwendungen als Formen der Begriffsarbeit
  • 3.1 Theoretische und methodische Vorbemerkungen
  • 3.2 Bodenständigkeit/bodenständig
  • 3.3 Entwurzelung/entwurzeln
  • 3.4 Schicksal
  • 3.5 Verwüstung
  • 3.6 Weltlosigkeit/weltlos
  • 3.7 Zucht
  • 3.8 Zwischenfazit
  • 4 Zu Martin Heideggers mediums- bzw. gattungsbezogener Kommunikation
  • 4.1 Theoretische und methodische Vorbemerkungen
  • 4.2 Zu Heideggers Kommunikation im Rahmen seiner Briefe
  • 4.3 Zu Heideggers Kommunikation im Rahmen seiner Vorlesungen
  • 4.4 Zu Heideggers Kommunikation im Rahmen seiner veröffentlichten philosophischen Werke
  • 4.5 Zu Heideggers Kommunikation im Rahmen seiner Schwarzen Hefte
  • 4.6 Zwischenfazit
  • 5 Zu Martin Heideggers potentiell invektivem Kommunikationsverhalten
  • 5.1 Theoretische und methodische Vorbemerkungen
  • 5.2 Heideggers invektive Ausdrucksverwendungen als Teil seiner Formen von Begriffsarbeit
  • 5.3 Heideggers invektive Sprachhandlungen als Teil seiner mediums- bzw. gattungsbezogenen Kommunikation
  • 5.4 Heideggers invektives Schweigen zur Shoa
  • 5.5 Zwischenfazit
  • 6 Schlussbemerkungen und Ausblick
  • 7 Quellen- und Literaturverzeichnis
  • 7.1 Verwendete Quellen
  • 7.2 Verwendete Forschungsliteratur
  • 8 Sach- und Wortregister
  • Littera
  • Studien zur Sprache und Literatur Studies in Language and Literature
  • Herausgegeben von Jochen A. Bär / Christoph Küper / Wilfried Kürschner / Christoph Schubert / Pamela Steen

Littera

Studien zur sprache und literatur / Studies in language and literature

Herausgegeben von/Edited by Jochen A. Bär / Christoph Küper / Wilfried Kürschner / Christoph Schubert / Pamela Steen

band 11

gewidmet meiner Frau Jana

Danksagung

Mein erster Kontakt mit Leben und bzw. vornehmlich Werk Martin Heideggers fand während meines Lehramtsstudiums in Greifswald vor mehr als fünfzehn Jahren statt. Ich besuchte dort im Sommersemester ein Hauptseminar bei Werner Stegmaier, der in diesem die Werke Sein und Zeit Heideggers sowie Die Zeit und der Andere von Emmanuel Levinas besprechen wollte. Damals war die Hermetik des Heideggerischen Buches zu umfassend für mich (folgerichtig habe ich auch keine Hausarbeit geschrieben und konnte keinen Schein erwerben). Zugleich blieb die Faszination für die Sprachverwendung Heideggers in diesem Werk bestehen und obwohl ich es beim Erstanlauf nicht einmal schaffen sollte, es in Gänze zu lesen und nach dem Semester auch erst einmal aus der Hand und ins Regal legte, haben mich Buch wie Index (den ich mir zum besseren Einstieg zusätzlich gekauft hatte) über alle Jahre und mehrere Umzüge hinweg begleitet. Jahre später, im Sommer 2019, wandte ich mich ein zweites Mal Heidegger zu; dieses Mal vermittels der Schwarzen Hefte, deren kontrovers diskutierte Veröffentlichung ich zwar nur am Rande, aber dennoch wahrgenommen hatte. Seit diesem Sommer beschäftigen mich Werk und Leben sowie Fragen nach den Verbindungslinien zwischen beiden kontinuierlich. Nach mehreren kleineren Studien begann ich schließlich im Frühling 2023 mit der Planung und Konzipierung dieses Buches. Meine anfänglichen Überforderungen, meine Faszination aber auch Irritationen und Sorgen vor Heideggers Denken führten zu wissenschaftlichem Interesse und mündeten in diese Studie, in der die Ergebnisse meiner Überlegungen, Perspektivierungen und analytischen Hinwendungen versammelt sind.

Auch dieses Buch hätte nicht ohne die umfassende Unterstützung vieler Menschen, die mich sowie meinen Denk- und Lebensweg begleitet haben und noch begleiten, entstehen können. An erster Stelle möchte ich meiner Frau Jana danken. Als wir uns 2017 kennenlernten, stand ich kurz vor dem Abschluss meiner Promotion. In den nachfolgenden acht Jahren hat sie die Entstehung von drei weiteren Büchern mitbegleitet, meiner Habilitationsschrift (2023), meiner Einführung in die Ironie (2024) und nun der vorliegenden Studie. Alle Schreibenden wissen, wie viel man seinen Partnerinnen und Partnern beim Konzipieren, Schreiben, Redigieren und Veröffentlichen eines Buches abverlangt und können sich vorstellen, was meine Frau in den letzten Jahren erfahren hat. Ohne ihre stete Unterstützung, den vielen Freiraum, den sie mir gewährte, und ihre kritische Motivation hätte keines der vorangegangenen Bücher und hätte auch dieses Buch nicht entstehen können. Ihr sei daher am meisten gedankt und ihr sei daher auch dieses Buch gewidmet.

Weiterhin möchte ich mich bei meinen verlässlichen, kritischen, unterstützenden sowie inspirierenden Erstleserinnen und Erstlesern bedanken, die den gesamten Entstehungsprozess dieser Studie begleitet haben, mir ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite standen und deren viele wichtigen kritischen Hinweise zu einer Verbesserung des Textes führten. Gedankt sei an dieser Stelle: Andreas Markewitz, Hannah Nolte, Joel Feldkamp, Kristin Eichhorn, Nicole M. Wilk, Sören Stumpf und Sven Bloching.

Schließlich möchte ich mich ganz herzlich beim Reihenherausgeber Jochen Bär für sein so wohlwollendes wie interessantes Gutachten bedanken, ebenso wie bei den anderen Mitherausgeberinnen und Mitherausgebern für ihr ebenfalls positives Votum. Zuletzt sei auch dem Peter Lang Verlag bzw. Michael Rücker vielfach gedankt und zwar sowohl für die Aufnahme, hervorragende Betreuung und Veröffentlichungsarbeit.

 

„Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein“

(Friedrich Nietzsche (2007) [1886]: Jenseits von Gut und Böse: 98).

„Es ist nihilistische Hybris bei Heidegger“

(Karl Jaspers (1978) [1928/38]: Notizen zu Martin Heidegger: 46).

„Martin Heidegger bestimmt die Philosophie der Gegenwart maßgeblich. Sein Werk ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen; die Literatur über seine Schriften ist nahezu unübersehbar. Er gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten Denkern des 20. Jahrhunderts“

(Alfred Denker/Holger Zaborowski (2021): Vorwort: 9).

„Heidegger – ich habe diesen Nazi per existence doch niemals leiden können. Jetzt hätte mir die Probe aus seinem philosophischen Schreckensjargon, die Sie anführen, beinahe das Heft aus der Hand geschlagen. Jemeinigkeit! Sollte so etwas nicht strafbar sein?“

(Thomas Mann (2002) [13.04.1944] an Paul Tillich: 45).

„Considering that Heidegger is often regarded as being one of the most relevant philosophers of the twentieth century, it is no surprise that he has already penetrated several fields of inquiry, namely cultural geography, social anthropology, and sociology“

(Justin Michael Battin/German A Duarte (2018): Martin Heidegger and Media Studies: 7).

„Und einige wenige jener herausragenden Wissenschaftler taten ihr Äußerstes, um den Nazis Ideen und Methoden zu liefern: Zur Prominenz unter ihnen zählten der Jurist Carl Schmitt, der Theologe Gerhard Kittel, der Soziologe Hans Freyer, der Historiker Walter Frank […] und der Existenzialphilosoph Martin Heidegger“

(Hannah Arendt (2019) [1946]: Das Bild der Hölle: 320).

„Er [Heidegger; Anmerkung von FM] gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten Denkern des 20. Jahrhunderts“

(Alfred Denker/Holger Zaborowski (2017): Vorwort: 9).

„Die Blindheit im Realen. Das kaum glaubliche Maß von Unwissenheit in Politik, Wirtschaft, Medizin, Wissenschaften, überhaupt in allen Realitäten. Hier der Grund einer Täuschung. H. [Heidegger; Anmerkung von FM] wusste nicht und sah nicht, was der N.S. war“

(Karl Jaspers (1978) [1948/50]: Notizen zu Martin Heidegger: 57).

„It is perhaps best to begin by making it clear that I think that Heidegger was one of the greatest philosophers of the twentieth century“

(Andrew Bowie (2016): Philosophy, Science and Politics in the Black Notebooks: 253).

„Die durchgehende Zweideutigkeit – die Unoffenheit, die Unaufrichtigkeit – liegt sie in der ganzen Philosophie?“

(Karl Jaspers (1978) [1948/50]: Notizen zu Martin Heidegger: 58).

„Few thinkers of the past 100 years can rival his impact on twentieth- and now twenty-first-century philosophy. His work has influenced figures ranging from Jean-Paul Sartre and the existentialist left in France; to Jacques Derrida and deconstructionism […]; to Hans-Georg Gadamer and Jürgen Habermas in Germany“

(Georg Fried (2016): The King is Dead: Martin Heidegger after the Black Notebooks: 43).

„Der arme Heidegger, nun sitzen wir hier, die beiden besten Freunde, die er hat, und durchschauen ihn“

(Hannah Arendt (2013) [26.12.1949] in einem Brief an ihren Mann Heinrich Blücher: 186).

„Heidegger war ein überragender und genialer Denker, sein philosophisches Werk und dessen weltweite Wirkungsgeschichte bestätigen es reichlich“

(Jean Grondin (2016): Warum ich Heidegger in schwieriger Zeit treu bleibe: 232).

„Seine [Heidegger; Anmerkung von FM] Briefe an Jaspers, die er mir zu lesen gab, alle wie früher: das gleiche Gemisch von Echtheit und Verlogenheit oder besser Feigheit, wobei beides gleich ursprünglich ist“

(Hannah Arendt (2013) [03.01.1950] in einem Brief an Heinrich Blücher: 190).

„Die Auswirkungen von Heideggers Philosophie auf das geistige Klima Europas und darüber hinaus der ganzen Welt sind unübersehbar. Heidegger ist einer der am meisten übersetzten deutschen Philosophen. Die aktuelle französische Philosophie ist ohne sie [sic!] nicht zu verstehen“

(Peter Trawny (2016): Martin Heidegger. Eine kritische Einführung: 159).

„Heidegger sagt, ganz stolz: ‚Die Leute sagen, der Heidegger ist ein Fuchs’. Dies ist die wahre Geschichte von dem Fuchs Heidegger: Es war einmal ein Fuchs, dem gebrach es so an Schläue, dass er nicht nur in Fallen ständig geriet, sondern den Unterschied zwischen einer Falle und einer Nicht-Falle nicht wahrnehmen konnte. Dieser Fuchs hatte noch ein Gebrechen, mit seinem Fell war irgendetwas nicht in Ordnung, sodass er des natürlichen Schutzes gegen die Unbilden des Fuchs-Lebens ganz und gar ermangelte. Nachdem dieser Fuchs sich seine ganze Jugend in den Fallen anderer Leute herumgetrieben hatte und von seinem Fell sozusagen nicht ein heiles Stück mehr übrig war, beschloss er, sich von der Fuchsenwelt ganz und gar zurückzuziehen, und ging an die Errichtung des Fuchsbaus. In seiner haarsträubenden Unkenntnis über Fallen und Nicht-Fallen und seiner unglaublichen Erfahrenheit mit Fallen kam er auf einen unter Füchsen ganz neuen und unerhörten Gedanken: Er baute sich eine Falle als Fuchsbau, setzte sich in sie, gab sie für einen normalen Bau aus (nicht aus Schläue, sondern weil er schon immer die Fallen der Anderen für deren Baue gehalten hatte), beschloss aber, auf seine Weise schlau zu werden und seine selbstverfertigte Falle, die nur für ihn passte, zur Falle für Andere auszugestalten“

(Hannah Arendt (2016) [1953]: Denktagebuch. 1950–1973: 403).

„Heideggers Lebenswerk ist umfangreich und tiefsinnig. Er war, wie so oft gesagt wird, einer der einflussreichsten Denkers [sic!] des 20. Jahrhunderts“

(Alfred Denker (2011): Unterwegs in Sein und Zeit: 14).

„Was H. [Heidegger; Anmerkung von FM] 1933 tut, das waren die ‚unmenschlichen’ Folgen einer Philosophie, der der Mensch in seiner Freiheit, seiner Verantwortung, seinem Selbstsein verloren gegangen ist“

(Karl Jaspers (1978) [1961/62]: Notizen zu Martin Heidegger: 264).

„… dass er [Heidegger; Anmerkung von FM] einer der wohl wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts gewesen ist, ein Denker, dessen Werk weit über die Philosophie hinaus Einfluss ausgeübt und viele andere wissenschaftliche Disziplinen von der Altphilologie über die Kunstwissenschaft und Psychiatrie bis zur Theologie befruchtet hat“

(Holger Zaborowski (2009): „Das Geniale ist zwielichtig“. Hermeneutische Überlegungen zur Diskussion über das Verhältnis Heideggers zum Nationalsozialismus: 17).

„Wie Hitler die Perversion des Führercharismas Max Webers – so Heidegger die Perversion des Philosophen“

(Karl Jaspers (1978) [1961/62]: Notizen zu Martin Heidegger: 365).

„Martin Heidegger ist der größte Denker des 20. Jahrhunderts“

(Richard Velkley (2009): Heidegger, Strauss und der Nationalsozialismus: 235).

„In den öffentlichen, gedruckten Äußerungen Heideggers findet sich keine antisemitische Bemerkung. Er besaß, wie ich aus zwölfjährigem Umgang weiß, keine antisemitischen Instinkte. Er hat den aufgetragenen Anschlag: ‚Der Jude, der deutsch spricht, lügt’ als Rektor auszuhängen, sich geweigert. Aber er hat in Handlungen als Rektor die antisemitisch begründeten Maßnahmen durchgeführt. Er konnte in einem Brief an eine Parteiinstanz vom „Juden Fränkel“ schreiben. Er konnte in den letzten Gesprächen, die ich 1933 mit ihm hatte, von der Gefahr des internationalen Judentums reden“

(Karl Jaspers (1978) [1961/62]: Notizen zu Martin Heidegger: 373).

„… weil Heidegger zu den bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts zählt, sondern mehr noch durch das Faktum, dass mit dem 1927 erschienenen ersten Hauptwerk Sein und Zeit die von Freunden, Kritikern und Gegnern akzeptierte Rede von einer außerordentlichen Schrift wie ein Lauffeuer die akademische Welt in Brand setzte und seinen Ruhm begründete“

(Thomas Meyer (2009): Bemerkungen zur ungeschriebenen Geschichte der jüdischen Heidegger-Rezeption: 433, Hervorhebung im Original).

„Besonders gefreut hat mich, daß Benjamin bereits bei der Lektüre der Heideggerschen Habilitationsschrift diesen durchschaute, und zwar im Entscheidensten: nämlich als faiseur. Bei diesem Mann ist alles, aber auch wirklich alles aus dem Machtwillen und einer hoch entwickelten intellektuellen Beherrschungstechnik zu erklären; es fehlt ihm gänzlich die Reinheit der Sache“

(Theodor W. Adorno (2015) [20.05.1965] in einem Brief an Gershom Scholem: 340).

„Heideggers Wirkungsgeschichte ist, knapp ein Jahr vor seinem hundertsten Geburtstag, ebenso einzigartig wie überwältigend. Sie war für den Existentialismus des freien Subjekts ebenso bedeutsam wie für die poststrukturalistischen Theorien des Diskurses und der Macht, die das Subjekt und den Menschen zu einer bloßen Episode der Machtgeschichte erklärt haben. Ohne Heidegger, so scheint es, kein Sartre, kein Foucault, aber auch keine philosophische Hermeneutik, kein Gadamer, kein Merleau-Ponty. Noch der westliche Marxismus schöpft belebende Kraft aus der Quelle von Sein und Zeit, und nach der Kehre nährt der Strom dieses Denkens noch die dekonstruktionistische Texttheorie. Längst reicht der Einfluß von Heideggers Werk über die kontinentale Philosophie und den Zeitgeist Europas hinaus“

(Hauke Brunkhorst (1989): Adorno, Heidegger und die Postmoderne: 313, Hervorhebung im Original).

„Gewalt wohnt wie der Sprachgestalt so dem Kern der Heideggerschen Philosophie inne“

(Theodor W. Adorno (2003) [1970]: Jargon der Eigentlichkeit: 502).

„Here is a man [Heidegger; Anmerkung von FM] whom many consider one of the greatest philosophers of the twentieth century, perhaps the greatest“

(Allan Megill (1985): Prophets of Extremity: 128).

„Ob es sich um Heidegger oder um Schmitt handelt – aber auch Jünger und Nolte verdienen es durchaus, hier genannt zu werden: Diese bedeutendsten Vertreter des Nationalsozialismus in der Welt des geschriebenen Wortes haben nach der Zerschlagung der hitlerschen Armeen langsam aber sicher ihre Strategien zur Wiedereroberung verlorenen Terrains verfeinert. Sie haben die Philosophie, das Recht, die Literatur und die Geschichte instrumentalisiert, sie dem Dienst der ‚Revision’ und letztlich einer Rehabilitierung der Prinzipien des Nationalsozialismus unterstellt“

(Emmanuel Faye (2009): Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie im Umkreis der unveröffentlichten Seminare zwischen 1933 und 1945: 11).

„… jeder Dichter und Schriftsteller, der der Welt etwas zu sagen hat, setzt sich, bewußt oder unbewußt mit H. [Heidegger; Anmerkung von FM] auseinander“

(Georgi Schischkoff (1961): Philosophisches Wörterbuch. Band 13: 224).

„Der Fall Heidegger ist, so glaube ich, die größte Katastrophe der Philosophie des 20. Jahrhunderts“

(Thomas Vasek (2016): Schluss mit Heidegger: 392).

Inhalt

  1. Danksagung

  2. Tabellenverzeichnis

  3. 1 Einleitung

  4. 1.1 Gegenstandsaufriss

  5. 1.2 Zu Verbindungsmöglichkeiten zwischen Martin Heidegger und der Sprachwissenschaft

  6. 1.3 Zum Verhältnis der Sprachwissenschaft und Martin Heidegger

  7. 1.4 Zur Quellenlage, Quellenproblematik und Auswertungsmethodik dieser Studie

  8. 1.5 Aufbau der Studie

  9. 2 Analytische Schneisen in das Gesamtwerk Martin Heideggers: Vier Ein-Text-Diskurs-bzw. Kulturanalysen

  10. 2.1 Theoretische und methodische Vorbemerkungen

  11. 2.2 Heideggers Antrittsvorlesung: Was ist Metaphysik? (1929)

  12. 2.3 Heideggers Rektoratsrede: Die Selbstbehauptung der deutschen Universität (1933)

  13. 2.4 Heideggers Rechtfertigungsbrief: Über den Humanismus (1946/47)

  14. 2.5 Heideggers Vermächtnisinterview: Das Spiegelinterview (1966/76)

  15. 2.6 Zwischenfazit

  16. 3 Zu Martin Heideggers Ausdrucksverwendungen als Formen der Begriffsarbeit

  17. 3.1 Theoretische und methodische Vorbemerkungen

  18. 3.2 Bodenständigkeit/bodenständig

  19. 3.3 Entwurzelung/entwurzeln

  20. 3.4 Schicksal

  21. 3.5 Verwüstung

  22. 3.6 Weltlosigkeit/weltlos

  23. 3.7 Zucht

  24. 3.8 Zwischenfazit

  25. 4 Zu Martin Heideggers mediums- bzw. gattungsbezogener Kommunikation

  26. 4.1 Theoretische und methodische Vorbemerkungen

  27. 4.2 Zu Heideggers Kommunikation im Rahmen seiner Briefe

  28. 4.3 Zu Heideggers Kommunikation im Rahmen seiner Vorlesungen

  29. 4.4 Zu Heideggers Kommunikation im Rahmen seiner veröffentlichten philosophischen Werke

  30. 4.5 Zu Heideggers Kommunikation im Rahmen seiner Schwarzen Hefte

  31. 4.6 Zwischenfazit

  32. 5 Zu Martin Heideggers potentiell invektivem Kommunikationsverhalten

  33. 5.1 Theoretische und methodische Vorbemerkungen

  34. 5.2 Heideggers invektive Ausdrucksverwendungen als Teil seiner Formen von Begriffsarbeit

  35. 5.3 Heideggers invektive Sprachhandlungen als Teil seiner mediums- bzw. gattungsbezogenen Kommunikation

  36. 5.4 Heideggers invektives Schweigen zur Shoa

  37. 5.5 Zwischenfazit

  38. 6 Schlussbemerkungen und Ausblick

  39. 7 Quellen- und Literaturverzeichnis

  40. 7.1 Verwendete Quellen

  41. 7.2 Verwendete Forschungsliteratur

  42. 8 Sach- und Wortregister

Tabellenverzeichnis

  1. Tab. 1 Korpusaufteilung bzw. Korpusausdifferenzierung der Studie

  2. Tab. 2 Übersicht der Briefwechsel Martin Heideggers mit seinen Briefpartnerinnen und -partnern

  3. Tab. 3 Übersicht der internen Strukturiertheit der untersuchten Vorlesungen

  4. Tab. 4 Interne Strukturiertheit oder Gattungszugehörigkeit der untersuchten veröffentlichten philosophischen Werke Martin Heideggers

  5. Tab. 5 Interne Strukturiertheit der untersuchten Schwarzen Hefte

Details

Pages
532
Publication Year
2025
ISBN (PDF)
9783631939529
ISBN (ePUB)
9783631939536
ISBN (Hardcover)
9783631939512
DOI
10.3726/b23009
Language
German
Publication date
2025 (November)
Keywords
Linguistische Hermeneutik Kommunikationsanalyse Heidegger Invektivitätsforschung Kommunikative Praktiken Sprachhandlungen Drittes Reich Antisemitismus Begriffsarbeit Kulturlinguistik Diskurslinguistik Politiolinguistik Literaturlinguistik
Published
Berlin · Bruxelles · Chennai · Lausanne · New York · Oxford. 2025. S. 532, 5 Tab.
Product Safety
Peter Lang Group AG

Biographical notes

Friedrich Markewitz (Author)

Friedrich Markewitz wurde 2017 an der Universität Greifswald promoviert und habilitierte sich 2022 an der Universität Paderborn. Er arbeitet an den Schnittstellen von Text-, Diskurs-, Kultur-, Polito- und Soziolinguistik, mit Schwerpunkten in der Argumentations- und Ironieforschung, der historischen Widerstands- und der Fachkommunikationsforschung.

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Title: Zu Heidegger – Kommunikationsanalytische Studien